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1. Das Mittelalter - S. 64

1893 - Leipzig : Dürr
Ii. Abschnitt. Von dem Vertrage zu Verdun bis zu den Kreuzzügen. 1. I)ie Karolinger. 1. Die letzten Karolinger. Das Reich Karls des Großen sank mit erschreckender Schnelligkeit in sich zusammen. Der Zusammenhang der drei Staaten, welche durch Teilung daraus hervorgegangen waren, wurde immer lockerer, und die Nachfolger des großen Karl waren meist unfähige Regenten, die sich ohne Bedenken auf das tiefste erniedrigten. Dazu kamen äußere Feinde, die Verwüstung, Mord und Brand über die unglücklichen Länder brachten. Von Norden her sielen die Normannen im heutigen Dänemark und Norwegen in Westsranken sowohl als auch in Ostsranken ein. Mit ihren schwarzen Schiffen fuhren die „Wikinger", so uannten sich diese verwegenen Räuber, bis in die Mündungen der Weser und Elbe, plünderten die Küstenstädte, wie das arme Hamburg, wiederholt aus und eroberten die friesischen Inseln. Von Osten her wanderten die Slaven an der Ostsee und im Biunenlande nach der Elbe zu und drängten die Germanen ans ihren Sitzen; im Süden, von Unteritalien aus, machten die Sarazenen Streifzüge bis nach Schwaben, erbauten Burgen in den Alpen und verbreiteten Schrecken und Not über die umliegenden Länder. Das Geschlecht Karls des Großen eilte seinem Untergange zu. Zuerst erlosch die italienische Linie. Als Kaiser Lothar starb, hinterließ er seinem ältesten Sohne Ludwig (ü.) nur Italien und die Kaiserwürde, die nördlichen Länder am linken Rheinufer vermachte er seinem zweiten Sohne Lothar (Ii.), nach dem sie fortan den Gesamtnamen Lotharingen (Lothringen) erhielten. Da Lothar den Elsaß an Ludwig den Deutschen abtrat und Burgund sich in ein selbständiges

2. Das Mittelalter - S. 72

1893 - Leipzig : Dürr
— 72 — für das Land, denn zur Belagerung von ummauerten Städten hatten die Ungarn weder Luft noch Zeit, und so wußten die Laudleute, wo sie Schutz vor den Schrecken der ungarischen Ranbfcharen finden konnten. Heinrich hat mit diesen Befestigungen deu Grund zum Städtewefeu gelegt, das den Deutschen bis dahin noch ziemlich fremd war. Indem er überdies gebot, daß der Markt und das Gericht in den geschützten Orten abgehalten würden, gab er bereits dem Stadtleben, das sich freilich erst später daraus entwickelte, die erste Grundlage. Die wichtigsten Burgflecken, die Heinrich gründete oder befestigte, sind Quedlinburg, Goslar, Merseburg, Gandersheim, Esseu, Nordhausen, Pöhlde, Duder-stadt, Grona. Auch durch kirchliche Stiftungen, auf die Heinrich nicht weniger Sorge und Einkünfte verwandte, find diese Orte ausgezeichnet. Der Dom zu Merseburg, die Fraueuklöster zu Gandersheim und Quedlinburg versetzen uns in seine Zeit. Während er diese Einrichtungen eifrig betrieb, begann er, gleichsam als Vorübung für den Kampf mit den Ungarn, den Krieg mit den Slaven, die mit den ersteren fast immer im Bunde waren und auch ihrerseits häufige Einfälle in Sachsen machten. Wie die Germanen, Kelten, Griechen und Römer waren sie in der Urzeit aus Asien eingewandert und bildeten mit diesen eine Völker-familie, die von einem und demselben asiatischen Volke abstammte. Der Name Slaven ist ihnen erst von den Germanen beigelegt worden und kaun recht wohl mit dem Worte „Sklave" gleichbedeutend fein, weil in den fortwährenden Grenzkriegen immer neue Tausende derselben in Knechtschaft gerieten. Sie selbst hatten keinen gemeinschaftlichen Volksnamen, sondern nannten sich mit den Namen der Hanptstämme Winden, Serben u. f. w. Heinrich zog zuerst gegen die Slaven an der Havel und Spree und bezwang sie nach vielen blutigen Gefechten dadurch, daß er ihre Feste Breuuabor (Brandenburg) eroberte. Diese Burg war vou Sümpfen umgeben und schien unzugänglich zu sein. Heinrich benutzte einen starken Frost, der den Übergang über die Sümpfe ermöglichte und nahm die Mauern im Sturm. Damit war der Stamm der Heveller unterworfen. Dann wandte er sich gegen die Dalemineier im heutigen Sachsen. Auch hier mußte erst eine Feste, Gana, erobert werden, ehe sich die Slaven für besiegt erklärten. Im Jahre 929 konnte Heinrich an einem Elbübergange die Bnrg Meißen anlegen, und damit erhielten die deutschen Eroberungen an der Slavengrenze einen festen Mittelpunkt. Von Meißen aus zog Heinrich nach Böhmen. Als er sich der Hauptstadt Prag näherte, beeilte sich der Herzog Wenzeslav die gänzliche Unterjochung dadurch abzuwenden, daß er einen jährlichen

3. Das Mittelalter - S. 102

1893 - Leipzig : Dürr
— 102 Könige von Dänemark, Norwegen urtb Schweden hatten übrigens bis-her eine sehr beschränkte Macht gehabt, nur in langen Kämpfen mit den Stammeshäuptlingen (den Jarlen) gelangten sie endlich zur Obergewalt. Die unzufriedenen Jarle, die das alte Wanderleben noch nicht aufgeben wollten, fuhren fort, sich nach anderen Wohnstätten und Herrschergebieten umzusehen. So wurde Island von Norwegen aus bevölkert, auch auf Grönland legten die Norweger eine Kolonie an, die bis in das 14. Jahrhundert dauerte, und Isländer unternahmen bereits Fahrten nach Nordamerika (Winland). Wie im Westen, fo entstanden normannische Niederlassungen auch im Osten Europas. Die Normannen, hier Wäringer genannt, unternahmen Streifzüge nach den Slavenländern an der Ostsee und am Dnjepr. Ein solcher Wäringerstamm, die Russen, gründeten die Fürstentümer Nowgorod und Kiew. Auch in diesen östlichen Ländern gelangt um das Jahr 1000 das Christentum zum Siege. Wladimir der Große, Fürst von Kiew, läßt sich taufen, bekennt sich aber nicht zur römisch-katholischen, sondern zur griechisch-katholischen Kirche. Die Polen unter ihren Herzögen aus dem Stamme der Piasten, und die Ungarn unter Stephan dem Heiligen bekennen sich zum Christentums, das sie von Deutschland aus erhielten. Im Süden waren es die schönen Länder Unteritalien und ©teilten, welche die Normannen anlockten. Diese normannischen Eroberer kamen jedoch nicht ans Skandinavien, sondern wie Wilhelm der Eroberer ans der Normandie. Robert Guiseard schuf sich ein Reich, Neapel, und sein Bruder Roger beherrschte Sicilieu. Als Robert Guiscard kinderlos starb, erbten Rogers Nachkommen auch Unteritalien und seitdem gab es ein Königreich Neapel und Sicilieu. In Spanien geboten im 10. Jnhrhnndert die Kalifen von Cor-dova. Da die Mauren in der Kultur bereits sehr weit fortgeschritten waren, so wußten sie das schöne und reiche Land bald in den blühendsten Zustand zu versetzen. Sie trieben Ackerbau, Bergbau und allerlei Gewerbe, und in den volkreichen Städten fanden Wissenschaften und Künste die sorgsamste Pflege. Arzneikuude, Astronomie und Mathematik wurden an den Universitäten, vor allem in Salamanca gelehrt und verbreiteten sich von hier aus über das christliche Europa, die Baukunst entfaltete sich in dem Palast Alhambra in Granada und in vielen anderen Palästen und Moscheen zu großer Prucht. Aber während die Mohammedaner in Spanien ein reges Leben und Schaffen zeigten, hörte das Kalifat zu Bagdad ganz auf (1037). Es schieden sich nun einzelne mohammedanische Reiche aus, die, voneinander unabhängig, ant Über-

4. Das Mittelalter - S. 3

1893 - Leipzig : Dürr
I. Abschnitt. Vom Beginne der Völkerwanderung bis zu dem Vertrage von Verdun (375-843). 1. Z)ie Germanen. Unsere Vorfahren waren nicht nranfänglich in Europa heimisch, sondern sind in sehr früher Zeit von Asien aus eingewandert. Sie stießen auf die Kelten und drängten diese nach Westen. Von den Kelten sind sie Germanen benannt worden. Was dieser Name bedeutet, ist noch immer nicht endgültig festgestellt, vielleicht Nachbarn. Man darf annehmen, daß sich die Germanen zuerst im Osten Europas, im heutigen Rußland ausbreiteten, von da aus die Donauländer und Skandinavien in Besitz nahmen und zuletzt in das mittlere Europa vordrangen. Sie waren in sehr viele einzelne Stämme gespalten, die kaum in Sprache, Religion und Sitte ihre Zusammengehörigkeit erkannten, die sich bald aus der Wanderung oder im Kriege fester aneinander anschlossen, bald wieder trennten. Möglich, ja wahrscheinlich ist es, daß die alten Deutschen nicht einmal einen gemeinschaftlichen Namen hatten, unter dem sie sich als Nation zusammenfaßten. Gemeinsam war ihnen die Religion, die sie ohne Zweifel schon aus ihrer asiatischen Urheimat mitbrachten, aber in ihren neuen Wohnsitzen und auf ihren Wanderungen weiter ausbildeten. Wir würden sehr wenig von den religiösen Vorstellungen unserer Vorfahren wissen, wenn nicht die stammverwandten Normannen, die am längsten von allen germanischen Völkern im Heidentum verharrten, dieselben in der Edda und in den Sagas schriftlich aufbewahrt hätten. Denn die römischen Schriftsteller (Cäsar, Tacitus) berichten nur ganz allgemein davon, daß die Germanen die Sonne anbeteten oder bezeichnen die

5. Das Mittelalter - S. 99

1893 - Leipzig : Dürr
— 99 — sie selbst in größter Sicherheit als Erb- und Grundherren in ihrem Territorium (Lande) regierten. Heinrich V. starb ohne Nachkommen im Jahre 1125. Er, der seinen Vater so unkindlich behandelt hatte, sollte der letzte des salischen Geschlechtes seilt. 4. Me archerdeulscherr Länder. Währeud Deutschland durch die Berührung und Verwicklung mit dem ersten Knlturstaate des frühen Mittelalters, mit Italien, bereits die schwierigsten politischen Aufgaben zu lösen hatte und sich rasch zu einer hohen Blüte des Handels und des Gewerbes entwickelte, verharrte der Norden und Nordwesten Europas noch lange ans der untersten Stufe der Staateubilduug. England wurde im 9. Jahrhunderte von räuberischen Normannen, den Dänen, hart mitgenommen. Schon der erste König der vereinigten sieben angelsächsischen Herrschaften, Egbert, ein Zeitgenosse Karls des Großen, hatte mit den verwegenen Wikingern zu kämpfen, die jeden Sommer auf ihren Beutezügen die Küsten Englands heimsuchten und bald auch Winterlager im Lande aufschlugen, von denen aus sie die Gegend weithin durchstreiften. Dieser Zustand allgemeiner Unsicherheit dauerte unter seinen Nachfolgern im 9. Jahrhunderte fort. Am furchtbarsten wurde die dänische Landplage unter der Regierung Athelreds (866—871). Immer dichtere Schwärme der schlimmen Räuber ergossen sich über das Saud, die Klöster wurden erstürmt und ausgeplündert, über einzelne Teile des angelsächsischen Reiches geboten dänische Jarle. Als mich der König gefallen war, wurde fein Bruder Alfred auf den Thron von Wessex erhoben. Er war erst 22 Jahre alt, und gegen den immer mächtiger anschwellenden Strom der Normannen konnte er sich zunächst nur dadurch retten, daß er mit ihnen Frieden schloß. Aber auch damit erreichte er wenig. In allen Teilen Englands, in Schottland und Irland ließen sich normannische Ansiedler nieder, nahmen das Land in Besitz und vertauschten das Schwert mit dem Pfluge; gleichzeitig brachten die ankommenden Wikingerschiffe immer neue Scharen, die plündernd und raubend das Land durchzogen. Alfred leistete verzweifelten Widerstand. Er hinderte die Feinde am Landen; er fchnitt denen, die mit Beute beladen sich wieder einschiffen wollten, den Weg zum Meere ab und überwand sie im blutigen Ringen, aber diese einzelnen Thaten konnten doch die große Not nicht abwenden. Endlich verzagte sein eigenes Volk, jeder suchte nur sein Leben zu retten. Ihm selbst blieb nichts anderes übrig. Die Sage

6. Unser Vogtland - S. 75

1899 - Leipzig : Dürr
— 75 — Sorbenzeit. Von den Flußnamen mögen Göltzsch = Heidebach, Zwota — der vom Gebirge hinabfließende Bach, Trieb = Holzbach, Kemnitz = Steinbach, Elster = Erlenfluß (ebenso Ölsnitz = Erlenort) angeführt werden. Von sorbischen Bergnamen hat sich nur einer erhalten, der Kulm oder Kolm = Hügel, z. B. der Kulm bei Bösenbruun. Auch einige Familiennamen sind sorbisch, z. B. Kretzschmann oder Kretzschmar, Windisch, Kruschwitz, Opitz, Metsch, Kospoth u. a. Sorbische Namen für die Haustiere sind Mötsch für Kuh und Viele (— die Weißen) für die Gänse. Im Laufe der Zeit verschmolzen die Sorben mit den Deutschen. Rein und uuvermifcht aber haben sich bis auf den heutigen Tag Nachkommen der Sorben in den Wenden der sächsischen und preußischen Lausitz erhalten. 3. Die Unterwerfung der Sorben. Dreihundert Jahre etwa lebten die Sorben friedlich in dem von ihnen besiedelten Lande ostwärts der Saale. Da gingen die Tage friedlicher Arbeit zu Ende, und Zeiten wilden Kampfes brachen über sie herein. Die Deutschen wandten sich ihren früheren Wohnsitzen zu, um die Slaven daraus zu verjagen. Der erste kräftigere Vorstoß gegen die Slaven geschah uuter Karl dem Großen. In den Kriegen desselben gegen die Sachsen waren die Slaven mehrmals mit diesen in Bündnisse getreten und hatten die Franken bekämpft. Deshalb beschloß Karl uach Beendigung der Sachsenkriege, diese gefährlichen Nachbarn zu unterjochen. Es wird berichtet, daß im Jahre 805 eine Heeresabteilung des Kaisers, die von Norden her nach Böhmen ziehen sollte, ihren Weg dnrch unsere Gegend nahm, das Gebirge überschritt und ins Thal der Eger hinabstieg. Bei diesem und dem nachfolgenden Heerzuge wurden Sorbenfürsten unterworfen und zinspflichtig gemacht. Später wurden Marken mit Verfchanznngen und Burgen gegen sie angelegt. Die Sorben empörten sich zwar öfters wieder gegen die Franken, wurden aber schließlich nach mehrfachen Feldzügen völlig besiegt und unterworfen. Ungefähr um das Jahr 900 stand unser ganzes Vogtland nnter deutscher Herrschaft. Nun werdeu deutsche Ansiedler, besonders Franken, auch Bayern aus der Oberpfalz, unter dem Schutze des Schwertes in das eroberte Gebiet eingedrungen sein; das beweist schon unsere Mundart, die in der Hauptsache ostfränkisch ist. Hatten die Slaven meist die Thäler besiedelt, so ließen sich nun viele Deutsche auf den Höhen nieder. Sie legten neue Orte au und betrieben eifrig den Anbau des Laudes. Gewöhnlich wurden die neuen Orte nach ihrer Lage benannt. Höhe und Tiefe, Wald, Wasser, Banm und Boden waren die Merkmale, nach denen unsere Ahnen ihre Wohnstätten zunächst bezeichneten. Dies beweisen die Ortsnamen, die auf -berg, -thal, -stein, -bach, -brunn, -grün, -Hain, -holz, -renth und -wald endigen. Außer am Namen lassen sich die deutschen Absiedlungen noch an der Bauart und an der Flureinteilung erkennen. Sie haben ihre Gebäude an dem durch die Mitte des Dorfes führenden Weg; hinter den einzelnen Gütern zieht sich bis zur Flurgrenze der Garten hin, dann folgen fast ohne Unterbrechung Wiesen, Felder und Wald. Deutsche und Slaven waren nunmehr ganz nahe Nachbarn geworden;

7. Unser Vogtland - S. 72

1899 - Leipzig : Dürr
— 72 — Ach, wo die Trieb sich Wege bahnt, Ja, wandern will ich immerdar am Lorleifels, dem steilen, im Vogtland hin und wieder! da möcht' im dunkeln Tannengrün Doch schließ ich einst die Pilgerfahrt zu süßer Ruh' ich weilen! und leg' den Stab ich nieder, Und strecken möcht' ich mich ins Dann ist, o Heimat, dies mein Moos Wunsch dort auf des Burgsteins Höhe und dies mein letzter Wille: und möcht' den Winden anvertran'n Nimm du den müden Wandrer auf all' meiue Lust, meiu Wehe! in deiner Waldesstille! 2. pie ältesten Bewohner des Vogttandes. 1. In der Zeit, da unser Heiland auf Erden wandelte, wohnte im Vogtlande ein deutscher Stamm, die Hermunduren. Im Laufe des fünften Jahrhunderts wurde der alte Name Herninn- duren durch Thüringer ersetzt (Hermunduren = die mächtigen Düren, Thüringer — die Nachkommen der Duren). Ihr Reich erstreckte sich vom Harz bis zur Donau. Im Jahre 531 erlag das thüringische Reich in der sagenberühmten Schlacht au der Unstrnt den Waffen der Franken und Sachsen. Im sechsten Jahrhundert wanderten in das östliche Deutschland die Slaven (entweder von slava — Ruhm, oder vou slowo — Wort; letzteres wahrscheinlicher, da die Slaven die Deutschen als njemec — Stumme bezeichneten) ein. Sie waren aus der Urheimat iu Asien hinter den Deutscheu hergezogeu iu die weiten Ebenen des heutigen Rußlands. Nun ließen sie sich in den Stromgebieten der Weichsel, Oder und Elbe nieder. Ein Stamm der Slaven, die Sorben genannt (entweder von serb = Sichelträger, oder von srb — Volk), drang in das jetzige Sachsenland ein. Die fremden Ein- Wanderer fanden auf unserm Boden nichts anderes vor als Feld und Wald und die Einzelgehöfte deutscher Bewohner. Da sie mit Vorliebe Ackerbau trieben, so legten sie zunächst feste Wohnplätze an. Bald entstanden in den srncht- baren Thallandschaften der Elbe, Mulde, Elster und Saale kleine, freund- liche Ruuddörfer oder „Rundlinge". Diese waren hufeisenförmig gebant und besaßen meist nur eiueu einzigen Zugang; die Wege führten nur am Dorfe vorbei, nicht hindurch. In der Mitte des Dorfes lag ein Anger mit einem Teiche, um welchen rnndhernm niedrige Pfahlhütten errichtet waren. Jedes Gehöft hatte seine Einfahrt von der Straße her und jedes Hans seinen Giebel nach dem Anger zu. (Deutlich kann man dies z. B. noch in dem Dorfe Zwoschwitz bei Plauen sehen.) Bewohnt wurden die einzelnen Dörfer gewöhnlich von verwandten Familien, die zusammen ein Geschlecht bildeten und vou einem Geschlechtsältesten geleitet wurden, nach welchem sehr oft das Dorf seinen Namen erhielt. So gilt z. B. Mylau (myla — lieblich, Milan — Liebling) als Absiedlung des Ulla und Ne tzfchkau als Wohnort des Geschlechts Necicha (Netschig). Etwa 70 Ortschaften im sächsischen Vogtlande verdanken ihre Entstehung den Sorben. Wir treffen aber solche slavische Orte meist nur in den niederen Gegenden der Elster und ihrer wasserreichen Nebenflüsse an, während in den höher gelegenen und Wald- reichen Gegenden nur wenige Ortschaften mit slavischen Namen sich finden.

8. Bodenständiger Unterricht - S. 73

1913 - Leipzig : Dürr
— 73 — Denn die größere und geringere Entfernung solcher Unterrichts- gegenstände, die nicht selbst gezeigt oder aufgesucht werden können, spielt im Unterricht eine ganz unbedeutende Rolle. Ob ich von der Senne hinter Brackwede — wenn die Schüler noch nicht dort waren — oder von der Lüneburger Heide, ob ich von dem Dortmunder Fabrikgebiet in Westfalen, dem Königshütter in Oberschlesien oder dem Pittsburger in Nordamerika spreche, bleibt sich ziemlich gleich. Das räumlich Weitere ist deshalb doch nicht auch das unter- richtlich Schwierigere. Oft kann man sogar das Gegenteil behaupten. Die Schüler hören viel gespannter und lieber zu, wenn sie über die Indianer oder Feuerländer Amerikas, die Menschenfresser der Südsee oder die Zwergvölker und Hottentotten Afrikas, als wenn sie über Germanen, Sachsen, Franken, Romanen, Slawen usw. unter- richtet werden. Wir schalten aus der Heimatkunde also zunächst alles aus, was wegen seiner räumlichen Entfernung zwecks eigener Beobachtung auf Spaziergängen nicht unschwer und mehrfach aufgesucht werden kann. Dieser erheblichen Einschränkung steht aber dann die unüberseh- bare Fülle alles dessen gegenüber, was in dem Worte „Kunde" liegt. Heimatkunde verlangt schlechthin ein Kennen der Heimat. Nichts, was wissenswert und lehrreich in dieser engsten Heimat ist, darf ausgeschloffen werden und unbekannt bleiben! Daraus erwächst eine solch ungeheure Arbeit, daß sich wohl manchem die beängstigende Frage aufdrängt: Wer soll denn das alles kennen lernen? Alle Schüler? In vollem Umfange? Natürlich ist das nicht möglich, wenngleich man es fordern könnte, folange man das Wort Heimatkunde schlecht und recht ohne Einschränkung gebraucht. Nun, was nicht sofort, oder auch, was nicht bald, oder was nach der Art der Schule überhaupt nicht behandelt werden kann, bleibt fchon von selbst fort. Aber würden die Schüler im wissenschaftlichen Denken, in eigener, h^^kund- selbständiger Arbeitsleistung, in der Vorbereitung für das Leben, in Hinsicht auf Bodenständigkeit und Echtheit ihrer Bildung wohl zu \toffe9ä

9. Das Altertum - S. 179

1893 - Leipzig : Dürr
— 179 — ganze Völker aber arm wurden. Ein kleiner Kreis von untereinander verwandten vornehmen Herren beherrschte das Weltreich, nur selten gelang es einem gebildeten Manne aus dem übrigen Teile der Bürgerschaft, wie Porcius Cato oder Cicero, sich bis zu den Staatsämtern empor-zuarbeiien, aber auch dann noch wurde er von den herrschenden Familien als homo novus mit Mißtrauen betrachtet. Indessen dachten diese reichen Machthaber (Nobiles oder Optimateu genannt) nicht daran, das Volk zu unterdrücken oder rechtlos zu machen. Im Gegenteil, sie waren stets geneigt, der Volksversammlung, die über die wichtigsten Angelegenheiten, über Krieg und Frieden abzustimmen hatte, größere Rechte einzuräumen. Denn sie wußten wohl, daß der schlichte Handwerker oder Bauer nicht mehr im stände war, die Politik eines so großen Staatswesens zu überblicken, sondern sich aus den Senat und die Staatsbeamten verlassen mußte; sie betrachteten das Volk als eine willenlose Herde, die sie nach ihrem Wunsche hierhin und dorthin treiben könnten und bewarben sich daher angelegentlich um die Volksgunst. Die Optimateu legten die von den unterworfenen Völkern erpreßten Reichtümer zumeist in Grundbesitz an und erwarben nach und nach nicht nur in Italien, sondern in allen Provinzen des Reiches große Ackerflächen (Latifundien), die sie von Sklaven bearbeiten ließen. Schrecklich war der Gegensatz zwischen den Sklavenzwingern, in denen in der Nacht Hunderte der Unglücklichen, die nicht besser als das Vieh behandelt wurden, zusammengepfercht waren, und den herrschaftlichen Villen, die von morgenländischem Luxus und allen Bequemlichkeiten des Lebens strotzten. Die Sklaven kaufte man aus den Sklavenmärkten, die in den Küstenstädten Italiens und Sieiliens, besonders aber Afrikas, Griechenlands und Kleinasiens abgehalten wurden. Diese Menschenware bestand nicht etwa bloß aus Negern und anderen Wilden oder Halbwilden, sondern auch aus Kriegsgefangenen, den Einwohnern eroberter oder zerstörter Städte und von Seeräubern erbeuteten Leuten, die sich nicht loskaufen konnten, und so kam es, daß mancher Mann, der früher eine wichtige Stellung im Heer oder in der Bürgerschaft feiner fernen Heimat eingenommen Hatte, jetzt halbnackt und unter den Peitschenhieben der Sklavenaufseher die schwersten Feldarbeiten verrichtete. Noch schlimmer fast erging es den Fechtersklaven, die, nachdem sie jahrelang zum Zweikampf mit den Waffen abgerichtet worden waren, je zwei und zwei bei den Festspielen auf Leben und Tod kämpfen mußten. Diese armen, entmenschten Geschöpfe kannten keinen anderen Ehrgeiz, als den, ihren Schicksalsgenossen niederzuwerfen und auf ein Zeichen der schaulustigen Menge ihn durchbohren zu 12*

10. Das Altertum - S. 18

1893 - Leipzig : Dürr
— 18 — den persischen Meerbusen. Das Land, welches zwischen ihnen liegt, hat ziemlich dieselbe Beschaffenheit wie Ägypten, es würde eine Wüste sein, wenn nicht die jährlichen Überschwemmungen des Euphrat die Felder bewässerten, denn auch hier regnet es das ganze Jahr hindurch fast gar nicht. Westlich vom Euphrat beginnt die Wüste, östlich vom Tigris steigt das Gebirge terrassenförmig auf. Auch hier in dem Lande zwischen den beiden Strömen müssen Kanäle ausgegraben werden, die das Land bewässern und entwässern, auch hier treiben die Bewohner Ackerbau und Viehzucht, auch hier mühen sie sich ab im Schweiße ihres Angesichtes unter den heißen Strahlen der Sonne, und auch hier erstand frühzeitig eine hohe Kultur. Die Pflegestätten und Mittelpunkte derselben waren die Städte, besonders zwei, welche weltgeschichtlichen Ruhm erlangt haben, Babylon ant Euphrat und Ninive am Tigris. Nicht als ob sie die einzigen Städte im Lande gewesen wären, es gab deren noch viele, aber sie waren zuletzt wenigstens die Hauptstädte zweier Reiche, von denen alles Land bis zum Meere und in das armenische Gebirgsland hinauf abhängig war. Das ältere dieser beiden Reiche war Babylonien. Es umfaßte das Land zwischen den beiden Strömen von da an, wo sie sich bis auf wenige Meilen nähern, bis zur Mündung. Auch in Babylonien gab es einen nördlichen und einen südlichen Teil, die ursprünglich in kleine selbständige Königreiche zerfielen, bis sie unter dem Könige von Babel vereinigt wurden. Die Babylonier waren schon um das Jahr 3000 v. Chr. ein gebildetes Volk. Sie besaßen eine Religion, eine Staatsverfaffnng, eine Schrift, beobachteten den Laus der Gestirne, fchufen Kunstwerke und trieben allerlei Gewerbe. Da das Land infolge der Betriebsamkeit seiner Bewohner fruchtbar und reich geworden war, fo reizte es die Begehrlichkeit der armen Wüsten- und Gebirgsvölker im Westen und Osten. Sie kamen in Scharen herbei und drohten mit Raub und Plünderung, wenn sie nicht gutwillig aufgenommen würden. Vor allem waren es die Chaldäer, die in der arabischen Wüste als Nomaden lebten, d. H. mit ihren Herden von Ort zu Ort zogen. Sie suchten bleibende Wohnsitze in dem fruchtbaren Lande, die Altbabylonier konnten sich ihrer nicht erwehren, und fo blieb ihnen nichts übrig, als das Land mit ihnen zu teilen. Die Chaldäer waren Semiten. Dieser Name bedeutet wörtlich: Nachkommen des Sem, eines Sohnes Noahs, als solche betrachteten sich die Israeliten, darum bezeichnet man den ganzen Volksstamm, zu welchem die Israeliten gehören, mit diesem Namen. Die Semiten unterscheiden sich durch Sprache, Sitten und Begabung' wesentlich von den übrigen Völkern der weißen Haut-
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