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1. Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee - S. 10

1904 - Breslau : Goerlich
— 10 — glücklich gefundene Furt wirksame Hilfe brachte. Als auch der Rest der preußischen Reiterei (22 Schwadrouen Dragoner) endlich auf dem linken Ufer ankam nud teilweise in das Gefecht eiugriff, wandte sich das Glück auf die Seite der Preußeu. Beim letzten Vorgehen erhielten die Ost-reicher bereits aus dem inzwischen vom preußischen Fußvolk eroberten Thomaswaldau Gewehrfeuer und ergriffen die Flucht. Ihr Führer; General vou Berlichingen, wurde gefangen genommen. Nun stand noch die Mitte des östreichischen Fußvolkes hinter Günthersdorf und Thomaswaldau. Ihr gegenüber hatten die stark gelichteten Bataillone der Preußen, denen es zum Teil bereits au Schießvorrat fehlte, einen schweren Stand. Sie konnten sich in den eroberten Stellungen kaum behaupten, und an ein weiteres Vordringen war nicht zu denken. Schon hofften die Östreicher auf den Sieg. Da erklingen im Rücken des ermatteten preußischen Fußvolks Augriffs-siguale der Reiterei. Die Bataillone öffnen ihre Reihen, um die vorgehende Reiterei durchzulasfeu, und es erfolgt der letzte Akt des blutigen Schauspiels. Die im 2. Treffen des preußischen linken Flügels stehenden 10 Schwadronen Bayreuth-Dragoner (jetzt 1. Pommer-sches Kürassierregiment Königin Nr. 2) hatten Befehl zum Angriff erhalten und stürmten nun uuter Anführung ihrer Obersten von Geßler, von Chasot und von Schwerin in drei Abteilungen, Thomaswaldan links lassend, gegen die Massen des östreichischen Fußvolkes vor. Ihr Angriff hatte einen beispiellosen Erfolg. In noch nicht dreißig Minuten waren sieben östreichische Infanterieregimente (19 Bataillone) über den Haufen geritten oder zusammengehauen, 2500 Gefangene gemacht, 67 Fahnen und 5 Geschütze erobert, und das alles mit verhältnismäßig geringem Verluste. Die Östreicher traten nun (um 8 Uhr morgens) den Rückzug au, welchen Nadasdys Reiterei sehr umsichtig deckte. Auf deu Bergen bei Hohenfriedeberg wollte Karl von Lothringen aufs neue Stellung nehmen, sah sich aber bereits überflügelt und ging nach Alt-Reichenau zurück. Eine nachdrückliche Verfolgung war unmöglich, da das Gepäck und die nicht unbedingt notwendigen Schießvorräte vor der Schlacht nach Schweidnitz geschickt worden waren, auch die Truppen nach dem ermüdenden Nachtmarsche und der blutigen Schlacht der Erholung bedurften. Doch nötigte das weitere Rechtsschieben der preußischen Vorhut die Östreicher noch in der Nacht zur Aufgabe ihrer Stellung bei Alt-Reichenau. Sie gingen auf Landeshut zurück, und auch vou hier wichen sie schon am 6. Juui. Am 7. Jnui hatten sie Schlesien geräumt, aber erst am 12. Juni überschritt der König die böhmische Grenze.

2. Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee - S. 12

1904 - Breslau : Goerlich
— 12 — Am 5. November gegen 11 Uhr vormittags bemerkte man im preußischen Lager, daß die Hauptarmee der Verbündeten in der Richtung auf Pettstädt abmarschierte, die Schortaner Hügel aber besetzt blieben. Friedrich, der diese Bewegung vom Bodenraum des Roßbacher Schlosses aus beobachtete, war der Meinung, daß der Feind nach Freiburg a. d. Unstrut abziehe. Er befahl, daß die Mannschaften abkochen sollten und ging selbst zur Tafel. Um 2 Uhr meldete der als Beobachter auf dem Dachboden zurückgebliebene Offizier, daß der Feind in großer Eile auf Reichardtswerben abschwenke. Der König überzeugte sich selbst von der Richtigkeit der Beobachtung und war sich auch alsbald über die Bedeutung des feindlichen Marsches klar. Das Häuflein Preußen sollte umgangen und ihm der Rückzug uach der Saale abgeschnitten werden. Sofort befahl der König das Abbrechen der Zelte und den Abmarsch der Armee hinter den Janus Hügel in der Richtung auf Kayna; seydlitz mit der Reiterei sollte an der Spitze marschieren. Um dieselbe Zeit hielt Soubise mit seinem Stabe auf deu Höhen von Pettstädt und blickte befriedigt aus die scheinbar sorglos lagernden Preußen. „Heute werden wir den Marquis von Brandenburg fangen," meinte er. Da — um 2vs Uhr — verschwanden plötzlich drüben die Zelte; man sah die Preußen antreten und in langen Zügen hinter dem Janushügel verschwinden. „Schade," rief Sonbise, „der König zieht auf Merseburg ab; nehmen wir die Verfolgung auf!" Er schickte eiligst seine Reiterei über Reichardtswerben auf die große Straße uach Merseburg; das Fußvolk folgte jubelnd im Laufschritt. Doch die Freude dauerte nicht lange. Gegen 3'/s Uhr hatten die Spitzen der feindlichen Armee das Gelände vor dem Janushügel, nördlich von Reichardtswerben, erreicht und waren im Begriff, nach der großen Straße abzuschwenken; da donnern plötzlich 18 preußische Geschütze vom Janushügel herab ihnen in die Seite, und hinter dem Hügel hervor stürmt Seydlitz an der Spitze von 33 Schwadronen. Wie Spreu vor dem Winde zerstieben die 52 feindlichen Schwadronen, welche an der Spitze der feindlichen Armee siegesgewiß herantraben, und erst bei Tagewerken gelingt es Seydlitz wieder, seine hitzig nachdringenden Reiter zu sammeln. Mittlerweile war das feindliche Fußvolk zum Sturm gegen den Janushügel vorgegangen und rückte trotz des vernichtenden Kartätschfeuers der preußischen Geschütze unaufhaltsam vor. Da ertönt der preußische Grenadiermarsch, und wie aus der Erde gewachsen erscheint die Schlachtlinie des preußischen Fußvolks; 19 Bataillone im ersten, 6 im zweiten Treffen, rücken die Preußen an. Auf 50 Schritt eröffnen

3. Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee - S. 36

1904 - Breslau : Goerlich
— 36 — marschierenden Nordarmee und der Schlesischen Armee seien, und wandte sich nunmehr beruhigt gegen die auf Leipzig heranziehende Hauptarmee. Der Kronprinz von Schweden war auf die Nachricht von Napoleons Anmarsch auf Dessau bis Köthen zurückgegangen und entschloß sich erst am 14. Oktober auf Bülows ernstliche Vorstellungen hin zum Marsch in der Richtung nach Leipzig. Dadurch kam die Schlesische Armee, welche bisher die mittelste der drei gegen Napoleon vorgehenden Armeen gewesen war, auf den rechten Flügel, aber es fehlte auch die Nordarmee am 16. Oktober bei Leipzig. So kam es, daß an diesem Tage die Schlesische Armee im Norden Leipzigs und die Hauptarmee im Süden durch eine breite Lücke im Osten voneinander getrennt den 'Kamps aufnehmen mußten. Napoleon hatte gegen die Böhmische Armee unter dem Oberbefehl des Königs Murat 3 Korps längs des Nordfußes des Erzgebirges aufgestellt, zu welchen am 12. Oktober noch die Reserve unter Augerau stieß. Bei letzterer befanden sich die besten französischen Reiterregimenter, welche aus Spanien auf den deutschen Kriegsschauplatz berufen worden waren. Vor den mit Übermacht ans Böhmen vordringenden Verbündeten wich Murat langsam und unter fortwährenden Gefechten nach Leipzig zurück. Hierher beorderte Napoleon von Düben ans seine noch übrigen verfügbaren Truppen, so daß die Stärke der französischen Armee am 16. Oktober etwa 170000 Mann mit 700 Geschützen betrug. Napoleon selbst traf ant 14. Oktober in Leipzig ein. In der großen, nach Norden, Osten und Süden sich ausbreitenden Ebene wollte er die Entscheidungsschlacht annehmen und womöglich die Böhmische Armee vernichten. Die Stellung war günstig gewählt. Die nur wenig wellige Ebene gestattete einen weiten Überblick; die zahlreichen, mit Mauern umgebenen Dörfer boten feste Verteidigung^- und Stützpunkte; die sumpfigen, von vielen Wasserarmen durchzogenen Niederungen der Elster und Pleiße dienten im Norden dem linken, im Süden dem rechten Flügel zum Schutz gegen eine etwa beabsichtigte Umgehung, da es in diesen Gegenden säst unmöglich ist, mit größeren Truppenmassen Bewegungen auszuführen. Allerdings blieb im Falle einer Niederlage nur die Straße durch das Ranstädter Thor über Lin de na u zum Rückzüge offen, welche sich erst jenseit Lindenans in zwei Arme, nach Merseburg und Weißenfels führend, gabelt. Zur Sicherung eines etwa notwendig werdenden Rückzuges ließ Napoleon die Stellung bei Linden au durch Bertrand besetzen. Im äußersten Falle bot das mit mittelalterlichen Befestigungen versehene Leipzig immer noch einen leicht zu haltenden Stützpunkt.

4. Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee - S. 38

1904 - Breslau : Goerlich
— 38 — masse, etwa 6000 Mann, unter Murat versammelt. Von Liebertwolkwitz bis Holzhausen stand zunächst das 5. Korps unter Lauriston, dann das 11. unter Macdouald; dahinter befanden sich 2 Kavalleriedivisionen. Von letzterem Standpunkte aus sollte der rechte Flügel der Verbündeten umgangen werden. Im Norden Leipzigs standen die Korps von Ney und Marmont auf dem Raume zwischen Möckern, Eutritzsch und Groß-Wiederitzsch. Diese Truppen sollten ein etwaiges Eingreifen Blüchers verhindern, von dessen Aufbruch Napoleon unbestimmte Nachricht erhalten hatte. General Bertrand sollte bei Liudeuau die große Straße uach Frankreich offen halten. Seitens der Verbündeten waren nur die Schlesische und die Böhmische Armee, letztere auch nur zum Teil, kampfbereit. Beide verständigten sich am Abend des 15. Oktober durch Feuerzeichen. Aus Schwarzenbergs Lager im Süden von Leipzigs stiegen gegen 9 Uhr abends drei weiße Raketen auf; kaum eine Minute später sah man nördlich von Leipzig drei rote Raketen aufsteigen. Blücher war also da. Dagegen fehlten noch die Nord-Armee und die Reserve-Armee unter Bennigsen. So entstand am 16. Oktober zwischen der Schlesischen und der Böhmischen Armee im Osten Leipzigs eine gefährliche Lücke. Ohne das unvermutete Erscheinen und das tatkräftige Eingreifen Blüchers im Norden wäre hier eine Umgehung des rechten Flügels der Böhmischen Armee sicher erfolgt. Nach den Anordnungen Schwarzenbergs sollte ein östreichisches Korps unter Gyulay (22000 Mann), das von Markranstädt heranrückte, Lindenau nehmen und damit die Rückzugslinie Napoleons besetzen. Gleichzeitig sollte es aber auch die Verbindung zwischen Blücher und dem linken Flügel der Böhmischen Armee herstellen. Bei der geringen Stärke dieser Armeeabteilung war dies eine schwierige Aufgabe. Ein anderes östreichisches Korps unter Merveldt sollte zwischen Elster und Pleiße auf der Altenburger Straße vorgehen, bei Connewitz den Übergang über die Pleiße gewinnen und so deu französischen rechten Flügel umgehen. — Die Hauptmacht der Böhmischen Armee (Östreicher, Russen und Preußen) unter Wittgenstein, Kleist und Klenan wurde gegen Markleeberg, Wachau und Liebertwolkwitz in Bewegung gesetzt. 4. Der 16. Oktober. Nach den getroffenen Anordnungen mußte die Böhmische Armee auf 3 Schauplätzen kämpfen, bei Lindenau, Connewitz und Wachau; abgesondert davon schlug Blücher im Norden die Schlacht bei Möckern. a) Gefecht bei Lindenau. Hier konnte Gyulay seine Aufgabe nicht löseu, einmal, weil er zu langsam vorgegangen war, und

5. Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee - S. 40

1904 - Breslau : Goerlich
— 40 - und an die von Napoleon anfangs beabsichtigte Umgehung war nicht mehr zu denken, da das dazu bestimmte Korps Marmonts im Norden festgehalten war. Napoleon entschloß sich, den Versuch zu machen, das Zentrum der Verbündeten zu durchbrechen. Das Feuer aus 150 Geschützen bereitete den hier zu führenden Hauptstoß vor. Plötzlich schwiegen die Geschütze, und 9000 Reiter unter Mural brachen zwischen Wachau und Liebertwolkwitz vor. Die im Vordringen begriffenen russischen Bataillone wurden überritten, die Batterien genommen. Gegen Güldengossa hin wälzte sich der Reiterstrom. Dort hielten südlich vom Dorfe auf einem Hügel die drei Monarchen mit ihrem Stabe; nur 50 Gardekosaken waren zur Bedeckung da. Schon zogen Schwarzenberg und seine Stabsoffiziere den Degen zur Verteidigung, da fluteten Mnrats Reiter vor dem ungestümen Angriffe östreichischer Kürassiere, russischer Gardekosaken, preußischer Landwehrreiter und zweier preußischen reitenden Batterien zurück. Nun drang aber im Sturmschritt das französische Fußvolk vor; Liebertwolkwitz, der Kolmberg, ja sogar Güldengossa wurden mit dem Bajonett genommen. Aus letzterem Dorfe wurden indes die Franzosen bei einbrechender Dunkelheit von russischen Reserven wieder vertrieben. Die Verbündeten waren am Abende zwar etwas zurückgedrängt worden, aber eine Entscheidung war nicht gefallen. Napoleon freilich hatte nach Murats Reiterangriff schon am Nachmittag die Glocken Leipzigs läuten lassen und einen Eilboten mit der Siegesnachricht nach Paris geschickt; aber die von Norden eintreffenden Nachrichten überzeugten ihn bald, daß Blücher ihm die Freude verdorben hatte. — Bei Wachau kämpften 84000 Verbündete (eigentlich nur 65000 Mann, da die russischen und preußischen Garden nicht ins Gefecht kamen) gegen 109000 Franzosen. cl) Schlacht bei Möckern. Blücher war nach dem voreiligen Rückzüge der Nordarmee, ohne Rücksicht auf diese zu nehmen, am 15. Oktober bis Schkeuditz, 15 km nördlich von Leipzig, vorgerückt, während Napoleon ihn noch weit weg auf dem rechten Elbufer wähnte. Am Morgen des 16. Oktober überzeugte sich Blücher, daß zwischen Lindenthal und Wiederitzsch bedeutende Streitkräfte der Feinde standen. Sofort ließ er Jorck mit seinem Korps gegen Wahren und Möckern und Langeron mit seinen Russen gegen Wiederitzsch vorgehen. In seiner bekannten derben Manier verstand es Blücher, die einzelnen bei ihm vorbeimarschierenden preußischen und russischen Truppenteile, die ohnedies schon in gehobenster Stimmung gegen Leipzig zogen, noch mehr anzufeuern. Aus Lindenthal und Wahren wurden die keines ernsten Angriffs gewärtigen Franzofen schnell geworfen; aber nun führte Marmont feine

6. Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee - S. 1

1904 - Breslau : Goerlich
I. Lehrbellin. (28. Juni 1675 *.) 1. Die Schweden in der Mark. Im Sonderfrieden zu Vossem (1673) hatte der Große Kurfürst das Versprechen gegeben, sich neutral zu verhalten, falls das Reich nicht angegriffen werde. Da aber schon im Jahre darauf eine französische Armee die Pfalz verheerte, stieß der Kurfürst mit seinen Truppen wieder zu deu Kaiserlichen, welche bei Straßburg standen. Sofort nach seiner Vereinigung mit diesen drang er auf ein entschiedenes Vorgehen gegen die Franzosen, mußte aber bald einsehen, daß man von kaiserlicher Seite den Krieg absichtlich ohne jeden Nachdruck führte. Erbittert über ein solches Verhalten und niedergedrückt durch den zu Straßburg plötzlich erfolgten Tod des Kurprinzen Karl Emil ging der Kurfürst mit seinen Truppen nach Franken und bezog bei Schweiufurt Winterquartiere. Dort ereilte ihn die überraschende Kunde: Die Schweden siud in der Mark! — Ludwig Xiv. hatte wohl erkannt, daß von allen seinen Gegnern der Große Kurfürst der gefährlichste sei. Um ihn vom rheinischen Kriegsschauplätze wegzulocken, bewog er die Schweden zu einem Einfalle in Brandenburg. Im Herbste 1674 besetzten diese die Neumark und die Mittelmark und streiften im Frühjahre 1675 auch durch das Havelland, ja bis in die Altmark. Über das unglückliche Land brachen bald alle Greuel des Dreißigjährigen Krieges herein. Da rotteten sich in ihrer Verzweiflung die Baueru zusammen und bewaffneten sich gegen die Landbeschädiger mit Heugabeln, Sensen und Dreschflegeln. In einer Dorfkirche wird noch jetzt eine ihrer Fahnen aus jener Zeit aufbewahrt. Sie trägt die Inschrift: „Wir sind Bauern von geringem Gut Uud dienen unserm Kurfürsten mit unserm Blut." *) Nach dem damals uoch in Brandenburg geltenden Julianischen Kalender rvar die Schlacht am 18. Juni. Ri-chter, Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee. 1

7. Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee - S. 4

1904 - Breslau : Goerlich
— 4 — schneiden. Der Kurfürst meinte jedoch, da er den Feinden so nahe sei, wolle er sie sofort mit aller Macht angreifen. 4. Die Schlacht. Die Schweden (4000 Reiter, 7 000 Mann Fußvolk, 38 Geschütze) wurden von der brandenburgischen Vorhut, 1600 Reitern unter dem Prinzen von Hessen-Homburg*), vor Linum eingeholt. Der Prinz hatte Befehl, den Feind um jeden Preis festzuhalten, und griff daher sofort an. Kurz vor Linum stoßen die vorhin genannten Hochflächen durch einen kaum 1000 Schritt breiten Streifen sandigen Landes zusammen. Der schwedische Oberbefehlshaber Wrangel stellte hier sein Heer hinter einer alten Landwehr**) auf und lehnte beide Flügel an das unwegsame Luch. Der Prinz, außer stände, die Schweden aus ihrer festen Stellung mit seinen Reitern allein zu verdrängen, ersuchte den Kurfürsten um Hilfe. Aber ehe dieser noch ankam, war Wrangel, der offenbar bei dem starken Nebel den Vorteil seiner nicht zu umgehenden und leicht zu verteidigenden Stellung nicht erkannte, hinter das Dorf zurückgegangen. Hier nahm er eine neue Stellung, den linken Flügel ans Luch, den rechten an das Dechtower Fichtengehölz gelehnt, welches er aber verabsäumte, zu besetzen. Als des Prinzen Reiter durch dieses Gehölz seinen rechten Flügel umgingen, zog er sich bis kurz vor Hakenberg zurück und nahm dort Zum drittenmal Stellung. Mittlerweile war der Kurfürst mit den übrigen Truppen nachgekommen, und der Entscheidungskampf begann. Die Schweden hatten in ihrer rechten Flanke einige mit niedrigem Buschwerk bewachsene Hügel unbeachtet gelassen, auf welchen der Kurfürst fofort seine Geschütze auffahren ließ. Abgesessene Dragoner mußten an Stelle des noch nicht angelangten Fußvolkes die Bedeckung übernehmen. Alle Bemühungen der Schweden, die Tod und Verderben sprühende Batterie zu nehmen, blieben erfolglos. Dagegen gelang es ihnen, die in der Front angreifenden Brandenburger zurückzudrängen. In diesem Augenblicke der Gefahr stellte sich der Kurfürst selbst an die Spitze seiner Truppen und war bald im dichtesten Handgemenge. Nach erbittertem Kampfe, Mann gegen Mann, wichen endlich die Schweden und zogen auf Fehrbelliu *) Diesem kühnen Reiterführer war (1658) bei der Belagerung Kopenhagens im Schwedisch-Polnischen Erbfolgekriege durch eine Kanonenkugel der Unterschenkel eines Beines zerschmettert worden. Seitdem trug er ein hölzernes Bein mit silbernen Gelenken. **) Graben mit Erdwall. Solche Landwehren waren von den ältesten Kolonisten zum Schutze gegen feindliche Überfälle der Slaven angelegt worden.

8. Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee - S. 6

1904 - Breslau : Goerlich
— 6 — ergab. Von Prag aus drangen die Preußen nun weiter in Böhmen ein und besetzten Budweis und Tabor. Doch wurde die Lage der Armee täglich unangenehmer. Die Lebensmittel wurden knapp; die Wege waren bei dem stürmischen und regnerischen Oktoberwetter fast ungangbar; die Bauern zeigten sich feindselig; hie und da wurden die Zufuhren von Lebensmitteln und Schießbedarf von der nmherschwärmenden östreichischen leichten Reiterei aufgehoben; Krankheiten und Fahnenflucht verringerten die Zahl der Truppen. Dabei ließ sich der östreichische Oberfeldherr Karl von Lothringen auf Anraten des Feldmarschalls Traun in keine Schlacht ein. Friedrich war endlich gezwungen, den Rückzug nach Schlesien anzutreten. In drei Abteilungen, über Braunau, Trantenan und durch die Grafschaft Glatz, ging die Armee in die Winterquartiere. Die nachdringenden Östreich er wurden zwar durch den alten Desfaner nach Böhmen zurückgeworfen, und Markgraf Karl von Schwedt deckte Oberschlesien, aber die Lage des Königs war trotzdem sehr ernst. 2. Eindringen der Oftrcicher in Schlesien. Kaiser Karl Vii., um derentwillen der Krieg begonnen worden war, starb im Januar 1745. Sein Sohn schloß mit Östreich Frieden. Frankreich gewährte keine Hilfe, und Östreich knüpfte bereits mit Rußland Unterhandlungen wegen eines Bündnisses gegen Preußen an. Unter diesen Umständen beschloß Friedrich, seine Kräfte zusammenzuhalten und den Feind im eigenen Lande zu erwarten. Er zog daher die Hauptmasse seiner Armee zwischen Breslau, Schweidnitz und Stetste zusammen. Größere und kleinere Streifscharen gingen aber bis nach Böhmen, denn es war zweifelhaft, an welchem Punkte der langgezogenen Grenze der Feind eindringen würde. Endlich bekam der König die Gewißheit, daß die östreichische, durch sächsische Truppen verstärkte Armee seit dem 28. Mai von Trantenan her im Anmarsche sei. Winterfeldt hatte mit feiner vorgeschobenen Heeresabteilung bereits am 22. Mai „mit Herrn Nadasdy bei Landeshut Bekanntschaft gemacht". Nun galt es, den bei Jägerndorf stehenden Markgrafen Karl heranzuholen. 3. Ziethens Ritt nach Jägerndorf. Markgraf Karl war von der bei Frankenstein sich zusammenziehenden preußischen Hauptmacht schon durch größere Abteilungen leichter östreichischer Truppen abgeschnitten. Ein einzelner Bote konnte nicht mehr zu ihm gelangen. Da beauftragte der König den Hufarengeneral Ziethen, mit seinem ganzen Regiment zum Markgrafen durchzudringen und diesem den Befehl zur Vereinigung mit dem Hauptheere zu bringen. Der Auftrag war gefährlich, aber für den

9. Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee - S. 50

1904 - Breslau : Goerlich
— 50 — 2 Vs Uhr nachmittags rückten abermals starke Kolonnen gegen das Dorf vor und drangen schließlich in dasselbe ein. Von Haus zu Haus wogte der Kampf; die Preußen mußten sich zurückziehen. Sie stürmten zwar wieder hinein, mußten jedoch abermals zurück; auch ein dritter Sturm war vergebens; die Franzofen blieben im Besitze des Dorfes. Der Kampf in den Häusern und Gärten war ein äußerst erbitterter und verlustreicher. Pardon wurde weder gegeben noch genommen. Bei dem Kampfe um St. Amand la Haye und Wagnele wichen anfangs einzelne aus den neuen Provinzen ausgehobene Landwehrbataillone zurück; aber Blücher felbft führte Linientruppen ins Gefecht, und beide Stellungen wurden von den Preußen behauptet. Der Hauptkampf entspann sich um Liguy. Zweimal drangen die Franzosen ins Dorf, zweimal wurden sie aus dem brennenden, bald von einer, bald von der anderen Seite mit einem Geschoßhagel überschütteten Orte vertrieben. Schon glaubte man preußischerseits, den Sieg errungen zu haben. Die Offiziere des Hauptquartiers auf dem Windmühlenberge bei Bnfsy stiegen von den Pferden, und die Reserven des Zentrums wurden nach dem rechten Flügel zum Vorstoß auf das verloren gegangene St. Amand gezogen. Da brach plötzlich, um 8v2 Uhr abends, ein furchtbares Gewitter los. Auf beiden Seiten wurde unwillkürlich der Kampf eingestellt. Kaum aber waren die letzten Donnerschläge verhallt, so drangen die Franzosen in dichten Massen von der Südseite gegen Ligny vor. Blücher warf sich mit der gesamten Reiterei den Feinden entgegen; aber ein Teil derselben geriet in einen Hohlweg, ein anderer in vernichtendes Gewehrfeuer; sie mußte zurück. Blüchers Pferd wurde erschossen und begrub zusammenstürzend den Feldmarschall unter sich. Der Adjutant Graf Nostiz sprang vom Pferde und hielt, die Pistole in der Hand, Wache bei seinem Feldherrn. Die vorüberjagenden französischen Kürassiere beachteten ihn glücklicherweise nicht, auch nicht, als sie von preußischen Ulanen wieder zurückgetrieben wurden. Diese befreiten Blücher von seinem toten Pferde, hoben ihn auf das Pferd des Unteroffiziers Schmidt und retteten ihn vor den wieder vordringenden Franzosen. Ligny war mittlerweile von den Franzosen erobert, das preußische Zentrum durchbrochen worden. Die Schlacht war verloren. Die Stärke der beiderseitigen Armeen wird verschieden angegeben, doch scheint Napoleon über 10000 Mann weniger als Blücher gehabt zu haben. Der Verlust der Franzosen betrug 11000 Mann; die Preußen verloren 372 Offiziere, 11900 Mann und 16 Geschütze. Der Umstand, daß die schwer zu bestürmenden Stellungen Thielmanns bei Sompreffe dem An-

10. Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee - S. 54

1904 - Breslau : Goerlich
— 54 — und gewann Fühlung mit dem linken Flügel der Engländer. Zwischen Ziethen und Bülow schob sich das inzwischen ebenfalls angelangte Korps Pirchs ein. Planeenoit ward erobert, ging aber gegen die frischen Kräfte der Kaiserlichen Garde wieder verloren. Nun sammelte Napoleon die letzten Reste seiner Alten Garde zu einem verzweifelten Vorstoß gegen die englische Stellung; aber ein vernichtendes Schnellfeuer der englischen Garden zwang sie zum Zurückgehen. Sie wicheu in guter Ordnung auf Belle-Allianee zurück. Aber gerade jetzt war Plauceuoit zum drittenmal von den Prenßen erobert worden, und Ziethens Truppen hatten Smohain und Papilotte genommen. Von Nord, Ost und Süd stürmten mit lautem Hurra die preußischen Truppen gegen die weißen, weithin sichtbaren Häuser von Belle-Alliance. Gleichzeitig ging das englische Heer auf der ganzen Linie vor. Da begann die heilloseste Verwirrung in der französischen Armee einzureißen, in der auch die Trümmer der Garde keine Ordnung mehr aufrecht erhalten konnten. Ein jeder suchte sich auf dem kürzesten Wege zu retten. Es war 91/2 Uhr abends, als Blücher und Wellington sich bei dem Dorfe Genappe, genauer bei dem an der Brüsseler Straße in der Nähe dieses Dorfes gelegenen Wirtshause La Maison Rouge trafen. 6. Die Verfolgung. Der Sieg war ein glänzenber, würde aber noch glänzenber in seinen Erfolgen durch die von Gueisenau angeordnete sofortige nachbrückliche Verfolgung, bei welcher der „letzte Hauch von Mann und Roß" eingesetzt würde. Über Genappe und Quatrebr as bis Fr asnes ging die wilbe Jagb, bis auch die Kräfte der letzten Verfolger erlahmt waren. Napoleon war entkommen, aber sein Wagen mit Hut, Degen, Pistole, Mantel, Diamanten, Orben und Gelb siel den Füsilieren vom 15. Regiment unter Major v. Keller in die Hände. Unabsehbare Massen von Gepäck und Schießbedarf und fast alles Geschütz hatte die französische Armee eingebüßt. Der Verlust an Toten und Verwundeten wird von den Franzosen selbst viel zu niedrig auf 25000 Mann angegeben, dürfte in Wahrheit aber über 32000 Mann betragen haben. Die Verbündeten verloren 30000 Mann, darunter 7000 Preußen; Bülows Korps hatte allein im Kampfe um Planeenoit Vs feines Bestandes eingebüßt. Zur Karte: Preußen blau; Englische Armee schwarz; Franzosen rot.
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