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1. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 148

1879 - Leipzig : Teubner
148 Friede zu Altranstädt 1706. Mühen und Strapazen zu erdulden. Sie mußten bei der härtesten Kälte unter freiem Himmel lagern, so daß viele erstarrten. Als im Frühjahr das Thauwetter kam, waren die morastigen Wege so bodenlos, daß Pferde und Wagen stecken blieben, daß man die Wagen mit Winden aus dem Schlamm herausheben mußte. Aber Karl ließ sich durch all diese Widerwärtigkeiten nicht abschrecken. Tagelang watete er, bis an die Knie, ja bisweilen bis unter die Arme im Wasser, seinen Truppen voran; keiner übertraf ihn in Ertragung der Beschwerden, er schlief wenig und aß schlechtes schwarzes Brod. In Wolhynien endlich kehrte er um und ging nach Polen zurück, um in Sachsen einzudringen, wohin sich August Ii. zurückgezogen hatte. Ohne Widerstand zu finden, drang er bis Leipzig vor. August leitete sogleich Unterhandlungen ein und schloß den Frieden zu Altranstädt ab (Septbr. 1706), in welchem er für sich und feine Nachkommen auf den polnischen Thron verzichtete, den Stanislaus Lesczinski als König von Polen anerkannte und allen Bündnissen gegen Schweden entsagte. Nachdem Karl seinen zweiten Feind gedemüthigt hatte, wandte er sich endlich im I. 1707 gegen den dritten, Peter von Rußland, um auch diesen völlig niederzuwerfen. Peter hatte, während Karl sich planlos in den polnischen Ländern umhertrieb, die Zeit trefflich benutzt, er hatte die schwedischen Besitzungen an der Ostsee, Jngermannland, Esthland und Liefland, zum größten Theil erobert und im I. 1703 am Ausfluß der Newa in den finnischen Meerbusen auf schwedischem Boden den Grund zu seiner neuen Hauptstadt, St. Petersburg, gelegt und den Zugang zu derselben von der Land- und Seeseite befestigt. Hunderttaufende von Menschen waren aus dem ganzen Reiche zusammengetrieben worden, um unter den größten Mühseligkeiten und Entbehrungen den morastigen Boden mit herbeigeschleppter Erde auszufüllen und die Befestigungen und hölzernen Häuser aufzubauen. Schon im zweiten Jahre war die Stadt bewohnbar, und viele Edelleute, Kaufleute und Handwerker in Moskau und andern Städten wurden gezwungen, sich in

2. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 149

1879 - Leipzig : Teubner
Karl in Rußland 1707—9. 149 derselben niederzulassen, aber die jetzt so prächtige Stadt hatte damals noch ein gar unscheinbares Ansehen, und mehrmals noch zu Peters Lebzeiten war sie in Gefahr, vom Meere weggeschwemmt oder vom Feuer verzehrt zu werden. Karl von Schweden rückte von Polen in Rußland ein und marschirte gen Osten, auf Moskau zu. Peter machte ihm wiederholt Friedensanerbietungen; aber Karl antwortete, er werde ihm in Moskau, seiner alten Hauptstadt, den Frieden bictiren. Aber plötzlich wandte er sich zu Aller Ueberraschuug gegen Süden. Mazeppa, der 70jährige Hetman der Kosaken, der Fürst der Ufräne, der sich von der Oberherrschaft der Russen frei machen wollte, lud ihn ein, in die Ufräne zu kommen; er versprach, ihm 30,000 M. zuzuführen und dann von der Ufräne aus mit ihm gegen Mossau zu ziehu. Karl, der überhaupt seine Kriege planlos führte, ging auf den verderblichen Vorschlag ein und verharrte bei seinem Vorsatze um so hartnäckiger, je mehr ihm seine Offiziere abriethen. Dadurch wurde der General Löwen-Haupt, der auf Karls Befehl von Liefland ans ihm 11,000 M. nebst Geschütz und Munition, Pferden und Lebensmitteln zuführen und an der Beresina zu ihm stoßen sollte, im Stiche gelassen. Durch Wüsten und Wälder fam Löwenhaupt, obgleich stets von den Russen umschwärmt, glücklich bis zu der ihm angegebenen Stelle; aber er fand den König nicht, sondern wurde von 40,000 Russen angegriffen. Sechsmal in drei Tagen warf er die Angriffe des übermächtigen Feindes zurück und schlug sich tapfer durch. Aber er brachte säum 6000 M. zu dem König und hatte Pferde und Geschütz und alles Gepäck zurücklassen müssen. Mazeppa erschien in dem Lager in nicht viel besserem Zustand. Seine Truppen hatten, als sie seine Absicht merkten, ihn größtenteils verlassen, so daß er nur mit 7000 M. zu den Schweden kam. Auch brachte er weder Geld noch Lebensrnittel. Karl setzte, alle Warnungen verschmähend, eigensinnig seinen beschwerlichen Marsch fort und kam, beständig von den Schwärmen der Russen beunruhigt, im November 1708 in Baturin, der Residenz

3. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 150

1879 - Leipzig : Teubner
150 Pultawa 1709. Mazeppas, an. Aber die Stadt war von dem russischen Fürsten Menzikow zerstört, Mazeppas Bildniß an den Galgen gehängt und ein anderer Hetman ernannt worden. Der Winter von 1708 auf 9 war, wie wir schon gehört (S. 139), außerordentlich streng; aber trotz der fürchterlichsten Kälte setzte Karl seine Märsche in der Ukräne fort; um die Hauptstadt Pultawa zu erreichen. Die Soldaten erfroren ans den Posten, die Reiter mußten absitzen, um nicht auf den Pferden zu erfrieren, Taufenden erstarrten Hände und Füße; und unter solchen Umständen mußte man sich noch mit dem Feinde schlagen. Ans den Frost folgte ein feuchtes Thauwetter, das die Wege bodenlos machte und den kleinsten Bach zum Strome anschwellte. Viele Menschen und Pferde fanden in den Gewässern ihren Tod, viele Wagen versanken, andere mußten, da man sie nicht fortbringen konnte, verbrannt werden. Sv ging es vorwärts ohne Rast und Ruh, und nirgends fand man Erholung; denn die Russen hatten alles niedergebrannt. Man nährte sich mit schwarzem, verschimmeltem Brot. Ein Soldat gab dem König ein Stück davon; er aß es und sagte mit seiner gewöhnlichen Ruhe: „Es ist nicht gut, aber man sann es essen". Endlich kam das ermattete und zusammengeschmolzene Heer vor dem befestigten Pultawa an; aber es war zu schwach, um die Festung gehörig zu belagern. Bald auch erschien Peter mit 65,000 M. Die Schlacht war unvermeidlich. Karl ließ sich in der Schlacht in einer Sänfte umhertragen, da er eine gefährliche Wunde am Fuße hatte, und mußte die Leitung des Treffens einem feiner Generale überlassen. Die Schweden kämpften mit bewundernswürdiger Tapferkeit; aber sie hatten es mit einer großen Uebermacht zu thun, und es fehlte ihnen sogar an Pulver und Blei. Nach zweistündigem furchtbarem Ringen war die Niederlage der Schweden entschieden. Mehr als 8000 M. fielen; 14—15,000 M. zogen sich unter Löwenhaupt aus der Schlacht, mußten sich aber nach einigen Tagen gegen das Versprechen anständiger Gefangenschaft ergeben. Aber Peter hielt fein Wort nicht. Sie wurden durch das ganze russische Reich zerstreut; viele

4. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 153

1879 - Leipzig : Teubner
Karl in Stralsund 1714. 153 von einer türkischen Ehrenwache begleitet, nach der walachi-schen Grenze. Aber dieser Zug ging ihm zu langsam. Nach 5 Tagen entließ er die Ehrenwache; bald auch ließ er sein schwedisches Gefolge zurück und ritt, blos von den Obersten Düring und Rosen begleitet, unter fremdem Namen weiter, mit solcher Schnelligkeit, daß auch Rosen bald zurückbleiben mußte. Tags zu Pferd, des Nachts im Wagen, legten sie durch Ungarn und Deutschland in 14 Tagen 280 deutsche Meilen zurück und langten endlich in der Nacht vor dem Thore von Stralsund an. Dies war bekanntlich damals eine schwedische Stadt. Der wachhabende Offizier machte Schwierigkeiten, sie einzulassen; da aber der angebliche Courier gleich mit Aufhängen drohte, ließ man ihn ein. Trotz seiner Vermummung wurde der König erkannt, und eine allgemeine Freude erfüllte am frühen Morgen die Stadt. Obgleich man ihm die Stiefeln von seinen geschwollenen Füßen hatte abschneiden müssen, und er in 16 Nächten in keinem Bette gewesen war, hielt er doch am folgenden Morgen eine Musterung der Truppen. Karls Feinde hatten seinen 5 jährigen Aufenthalt in der Türkei zu nutzen gewußt. August Ii. hatte den König Stanislaus aus Polen vertrieben und dieses Reich wieder in Besitz genommen. Die Dänen hatten zwar bei einem Einfall in das südliche Schweden zwei schimpfliche Niederlagen erlitten, aber dem Herzog von Holstein-Gottorp Schleswig weggenommen und die Herzogtümer Bremen und Verden erobert. Den größten Vortheil hatte Peter der Große davongetragen, indem er Liefland, Esthland, Jngermannland, Carelien und einen Theil von Finnland eroberte und durch die Heirath feiner Bruderstochter mit dem Herzog von Kurland, der bald starb, auch diese Provinz gewann. Zu diesen drei alten Feinden Schwedens kamen noch zwei neue hinzu, Friedrich Wilhelm I., König von Preußen, und der Kurfürst Georg I. von Hannover. Der letztere kaufte von den Dänen die von ihnen eroberten schwedischen Besitzungen Bremen und Verden; der König von Preußen hatte einen großen Theil von Schwedisch-Pommern und die Festung Stettin

5. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 145

1879 - Leipzig : Teubner
Peter der Große 1689—1725. 145 und Tracht sollten die Russen den andern europäischen Nationen gleich werden; statt der langen altrussischen Röcke wurde die deutsche Tracht eingeführt, und der Bart mußte abgeschoren werden. Bei all diesen Neuerungen fand Peter bei feinem Volke, das nicht durch Vernunft, sondern durch rohe Triebe geleitet ward und der Einsicht des Besseren ermangelte, einen zähen Widerstand, er mußte daher mit unnachsichtiger Strenge und roher Gewalt vorgehen. Ausstände und Verschwörungen wurden mit den härtesten und grausamsten Mitteln unschädlich gemacht. So wurden die Stre-litzen, die altrussische Adelsmiliz, die sich mehrmals gegen sein Leben verschworen hatten, nach blutiger Bestrafung aufgelöst und ein Heer nach europäischem Muster orgauisirt. Auch schuf er eine Kriegsflotte. Bei seinem Regierungsantritt hatte Rußland nur einen einzigen Hafen, Archangel am weißen Meer; aber dieses dem Norden zugekehrte Meer war zur Schifffahrt nicht geeignet. Peter hatte daher im Süden die Festung Afow, den Schlüssel zum schwarzen Meere, den Türken abgenommen und beabsichtigte jetzt im Bunde mit Polen und Dänemark durch Eroberungen der schwedischen Ostseeprovinzen Jngermannland und Karelien sein Reich auch mit den westlichen Meeren in Verbindung zu bringen. Polen hatte es auf Esthland und Liesland abgesehen, Dänemark auf Schonen, den südlichen Theil von Schweden, und auf den Theil von Schleswig, der dem Herzog von Holstein-Gottorp gehörte, einem Schwager und Schützling des Schwedenkönigs. Als die Kunde von den Rüstungen der feindlichen Nachbarn nach Schweden kam, entstand eine große Bestürzung, und im Reichsrathe sprach man schon über die Opfer, womit man die Feinde beschwichtigen könne. Der 18jährige König aber, der lange wie gedankenlos dagesessen hatte, erhob sich plötzlich und sprach zu Aller Verwunderung fest und entschieden: „Ich habe den festen Vorsatz, nie einen ungerechten Krieg zu führen, aber auch einen gerechten nur durch den Untergang meiner Feinde zu endigen." So ward denn der Krieg beschlossen, und Heer und Flotte, dem jungen König Stoll, Erzählungen. Iv. 10

6. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 146

1879 - Leipzig : Teubner
146 Friede zu Travendal 1700. von seinem Vater Karl Xi. in bestem Zustande zurückgelassen, wurden in Bereitschaft gesetzt. Die Dänen begannen den Krieg im 1.1700 durch einen Einfall in Schleswig, während August von Polen mit einem sächsischen Heere in Liefland eindrang. Karl Xii. wandte sich zuerst gegen die Dänen. Mit bewundernswürdiger Raschheit erschien er an der Küste von Seeland in der Nähe von Kopenhagen und erzwang unter dem heftigsten Feuer der Dänen die Landung. Allen voran sprang er mit dem Degen in der Hand ins Wasser und stürmte gegen die Schanzen, welche unter dem Jubel der Seinen erobert wurden. Die Kugeln pfiffen den: jungen Helden um die Ohren. Er fragte seine Begleiter, was das für ein Pfeifen sei. Man antwortete: „Das find Flintenkugeln". „Nun," rief Karl, „das soll in Zukunft meine Leibmusik sein!" Rasch marschirte jetztkarl gegen Kopenhagen und brachte den Dänenkönig in solchen Schrecken, daß er sofort um Frieden bat. Im August 1700 ward der Friede zu Travendal bei Lübeck geschlossen, in welchem Friedrich Iv. dem Herzog von Holstein-Gottorp das Eroberte zurückgab und dem Bündnisse gegen Schweden entsagte. Unterdessen war Peter der Große mit einem zahlreichen Heere dem in Liefland eingerückten August von Polen zu Hülfe gezogen und belagerte die fchwedifche Festung Narwa auf der Grenze von Esthland und Jngermannland. Mit derselben Schnelligkeit wie vor Kopenhagen erschien Karl noch in demselben Herbste mit einem kleinen Heere von 15.000 M. vor Narwa und griff am 21. Nov. 1700 das 40.000 M. starke Heer der Russen an. Andere geben die Schweden auf 8000, die Russen auf 80,000 Mann an. Während eines wüsten Schneegestöbers begann die Schlacht. Karl selbst focht wieder mit ungestümer Tollkühnheit. Gleich beim Anfang der Schlacht wurde ihm das Pferd unter dem Leibe weggeschossen. Nachdem er sich auf ein anderes geworfen, verlor er dieses in einem Moraste und den Stiesel dazu. Er kämpfte weiter ohne Stiefel und erstürmte die russischen Schanzen, innerhalb deren es zu einem wilden

7. Von der Französischen Revolution bis zur Erneuerung des Deutschen Kaiserreiches - S. 88

1881 - Leipzig : Teubner
88 Smolensk. unter York, verbunden mit polnischen und französischen Truppen, sollten als linker Flügel unter dem Oberbefehl des Marschalls Macdonald an der Küste der Ostsee hinaufziehen. Die Hauptarmee in der Mitte, 300 000 Mann stark, hatte die Bestimmung, unter Napoleon selbst in gerader Richtung auf die russische Hauptstadt Moskau loszugehen. In Moskau wollte Napoleon dem russischen Zaren den Frieden diktieren. Ehe Napoleon zum Heere abging, hielt er, begleitet von seiner Gemahlin, in Dresden eine Zusammenkunft aller deutschen Fürsten, unter denen auch der Kaiser von Österreich mit seiner Gemahlin und der König von Preußen sich befanden. Der Gewaltige zeigte einen Übermut gegen die von ihm abhängigen Fürsten, der aller Herzen tief verletzte; gar mancher mochte wünschen, daß hier auch der Fall aus den Hochmut folge. Im Juni 1812 überschritt Napoleon mit der „großen Armee" den Niemen, den Grenzfluß von Rußland, ohne auf Widerstand zu stoßen. Die russischen Truppen waren noch nicht alle zusammengezogen. Der Oberseldherr Barclay de Tolly konnte Napoleon nur 100 000 Mann entgegenstellen; er hielt es daher für besser, sich zurückzuziehen und die feindliche Armee, wie in alter Zeit die Skythen das Heer des Darins, in das Innere der unermeßlichen Steppen zu locken. Napoleon folgte mit seiner gewohnten Schnelligkeit, um die Russen einzuholen und zu einer entscheidenden Schlacht zu zwingen. Dadurch blieb ein großer Teil des Proviants zurück, die Wege waren ungangbar; es erfolgte bald Mangel an Nahrung, welche auch das schlecht augebaute Land nicht zu liefern vermochte, und mit dem Mangel kamen' unter den großen Anstrengungen Krankheiten aller Art. Die Pferde fielen zu Tausenden. Erst bei Smolensk erreichte man den Feind (17. Aug.), der auch auf dem Rückzug viel gelitten, und es kam zu einer Schlacht, die aber nichts entschied. Die Russen räumten Smolensk und hinterließen den Franzosen eine mit Leichen bedeckte Brandstätte, auf der keine Erholung und Pflege zu erwarten war.

8. Deutschland einschließlich seiner Kolonien - S. 21

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Der wirtschaftsgeographische Einfluß von Deutschlands Gestalt u. Ausdehnung. 21 hat eine vergleichsweise nur mäßige Bevölkerungsdichte und ein buntes Gemisch von Nationen, die hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Leistungs- fähigkeit außerordentlich verschieden sind und sich vielfach feindlich gegen- überstehen. All das sind Nachteile, welche durch die größere räumliche Aus- dehnung Österreich-Ungarns im Vergleich zu Deutschland bei weitem nicht ausgewogen werden. Und Rußland? Wohl ist es, auch ohne seine Besitzungen in Nord- und Mittelasien, nahezu zehnmal so groß als unser Vaterland. Aber seine Bevölkerung ist nicht einmal doppelt so stark als die des Deutschen Reiches. Und dazu finden sich in ihr zu viele asiatische Anklänge, als daß ihre ge- samte Entwicklungsstufe sowohl nach der geistigen als nach der materiellen Seite des Lebens hin derjenigen unseres Volkes gleich sein könnte. Auch hebt die Naturbeschaffenheit des russischen Bodens auf weite Strecken hin die Vorteile auf, die in der riesenhaften Ausdehnung dieses Staates liegen. Die Tundren am Eismeere und die Urwälder an der Dwina, die schutt- reichen Seengebiete Finnlands und die Rokitnosümpfe am Pripet, die Steppen am Schwarzen und am Kaspischen Meere, der verhältnismäßig nicht sehr große Reichtum des Staates an Kohle und Eisen, endlich das ausgeprägte Landklima sowie die alljährlich lange andauernde Vereisung wichtiger Flüsse und der nördlichen Meeresküsten erschweren Produktion und Warenumsatz in Rußland außerordentlich. Es hat alle Vorteile, aber auch alle Nachteile eines kontinentalen Riesenstaates. Wie anders im Deutschen Reiche! Es hat ebensowenig die Schatten- seiten eines Riesenstaates wie die eines zu kleinen Mutterlandes, als welches Holland und England gegenüber ihren kolonialen Besitzungen erscheinen. Unser politisches Leben, die Gesetze und die Verwaltung sind für das ganze Reich einheitlich geregelt, die wirtschaftlichen Verhältnisse zeigen nicht jene Gegensätze, wie sie uns in Österreich-Ungarn und Ruß- land häufig entgegentreten. So hart auch der Anbau des Bodens sich viel- fach gestalten mag, er lohnt sich doch allenthalben, selbst in jenen, der Kultivierung erst neuerdings unterworfenen Landstrichen, die man sonst als Stiefkinder der Natur zu bezeichnen pflegt: in den urbar gemachten Hoch- und Quellmooren Südbayerns, wie in den Brüchen, Wiesenmooren und Heidegegenden der Hinterländer von Nord- und Ostsee. Wie mannig- faltig sich aber Waldstrecken, Wiesenebenen und Ackergelände innerhalb unseres Vaterlandes miteinander verbinden, um fast überall eine wechsel- reiche, ertragfähige Kulturlandschaft zu erzeugen, das wurde schon früher (S. 4 ff.) geschildert. Ebenso ansehnliche Reichtümer aber als in der deutschen Boden- krume ruhen, birgt das Felsgerüste unseres Vaterlandes. Wohl liegen die Bodenschätze im deutschen Reiche räumlich nicht so günstig beisammen wie in Belgien oder im englischen Nordwesten. Auch nahm ihre Förderung lange Jahre hindurch nicht in dem gewaltigen Maße zu wie dort. Aber

9. Die außerdeutschen Länder - S. 202

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Skandinavien 1. Allgemeines über die Lage Skandinaviens und seine Beziehungen zum Meere. Wie für Frankreich die Lage am Westrand des mittleren, für Spanien jene am Westrand des südlichen Europas kennzeichnend ist, so für Skandi- navien die Lage am Westrand des Nordens unseres Erdteils. Von den großen europäischen Industrie- und Handelsstaaten ist es zwar ziemlich weit abgerückt. Doch liegt es von ihnen auch nicht sehr viel weiter entfernt als etwa Italien oder die Schweiz. Zudem ist Skandinavien eng mit dem Meere verknüpft, das seine Verbindung mit Deutschland, den Niederlanden, England und Frankreich wesentlich erleichtert. Seine Halbinselnatur seine schmale, langgestrecktegestalt, seine Küstengliederung und Bodenform weisen es auf die See hin. Gleich Frankreich wird es sowohl unmittelbar vom Ozean als auch von bedeutsamen Nebenmeeren bespült. Im Westen berührt es über mehr als 12 Breitengrade hin der Atlan- tische Ozean und im Norden das Polarmeer; im Osten und Süden von ihm aber fluten Nord- und Ostsee. Nur nach Rußland führt im Nordosten eine 450 üm breite Landbrücke hinüber, die aber für den Handel um so weniger ins Gewicht fallt, als sie auf das unwirtsame Lappland trifft, fast ganz jen- seits des Polarkreises liegt und nicht eine einzige wichtigere Siedelung ent- hält. — Im Westen und Norden Skandinaviens bilden die Jnselschwärme und Felsklippen der Schären — zu ihnen zählen auch die Lofoten — gleich- sam Brückenpfeiler zwischen Festland und Ozean und in meilenlangen Fjor- den greift dieser mit sturmsicherem, tiefem Ankergrund ins Land hinein. Der Osten fällt zuerst stufenartig und dann allmählich gegen den Bottnischen Meerbusen herab und sendet diesem Dutzende von Wasseradern zu, deren Quellen und Quellseen dem Atlantischen Ozean oft auf 40—50 Irin genähert sind. Der Süden der Halbinsel aber neigt sich dem Skagerak, Katte- gat und der Ostsee zu, so daß Glommen, Klar- und Götaelf dorthin ihren Weg suchen. Ihm gehört auch jene Gruppe mächtiger Wasserbecken an, die als Mälar-, Hjelmar-, Wetter- und Wenersee fast durch das gesamte Schwe- den von Osten nach Westen reicht und in früheren Zeiten eine unmittelbare Wasserverbindung zwischen Nord- und Ostsee herstellte. So stark ist Skan-

10. Die außerdeutschen Länder - S. 211

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Rußland ein Gebiet geographischer Einheitlichkeit und Einfachheit. 211 b) Hinsichtlich der Gesteinsbeschaffcnheit. Auch nach seiner Gesteinsbeschaffenheit ist der russische Boden im großen und ganzen einfacher als man nach der riesenhaften Ausdehnung des Reiches erwarten sollte. Das Grundgebirge der ungefalteten „russischen Tafel" be- steht aus Graniten, Gneisen und kristallinischen Schiefern. Ihnen sind in der Mitte des Reichs um Moskau Kohlenschichten, im Nordosten Trias- und Jura-, im Süden Kreide-, sowie Tertiärgesteine gleichfalls in unge- störter Schichtung aufgelagert. Dieeigentlichebodenoberflächeaber bilden im Norden die meist wenig ertragfähigen Ablagerun- gen eiszeitlicher Schutt-, Lehm- und Sand Massen mit zahl- losen Seen (darunter die wahren Süßwassermeere des Ladoga und Onega) und den mächtigsten Sumpfstrichen Europas (am Pripet die Rokitnos) — im Süden dagegen die außerordentlich fruchtbare Zone der Schwarzerde (Löß mit Humus), die ohne Übertreibung die russische Korn- kammer genannt werden kann, und das fast ausschließlich nomadischer Vieh- zucht dienende Gebiet der gelben Steppenerde vom Nordrande des Schwarzen Meeres bis zum Kaspischen Meere. c) In bezug auf die Bewässerung. Gleich geartet sind auch Rußlands Wasseradern. Es sind wahre Tief-- landströme. Strahlenförmig durchziehen sie die weite Tiefebene, sorgen für eine gleichmäßige Bewässerung und verbinden das weitentlegene Innere mit den Küstengegenden. Sie haben alle nur geringes Gefälle, sind beinahe bis zur Quelle befahrbar und lassen sich leicht durch Kanäle miteinander ver- binden. Daher kommt dem russischen Reich ohne Finnland ein Wasserstraßen- netz von über 120 000 km Länge zu, wovon für Dampfschiffe 27 000 km be- nutzbar sind. Allerdings haben die fließenden Gewässer Rußlands für die Personen- und Warenbewegung auch zwei Nachteile: sie leiden meist unter starker Vereisung (die Wolga z. B. ist dadurch 140—150 Tage im Jahre für den Verkehr geschlossen) und münden in Binnenmeere oder in den abgelege- nen polaren Ozean. Sie können daher nie zu Straßen für einen wahrhaft internationalen Verkehr werden, wie etwa der Rhein oder die Mehrzahl der französischen und englischen Flußadern. Die Verwirklichung des Planes, das Becken der Wolga mit dem des Ob durch ein Kanal- und Schleusensystem zu verbinden, brächte dem kommerziellen Leben des Landes große Vorteile, wird aber, wie das schon oft aufgegrifsene Projekt einer Kanalverbindung des Baltischen mit dem Schwarzen Meere an der Kostenfrage scheitern. ä) In bezug auf das Klima. Weiterhin besitzt Rußland im wesentlichen klimatischeverhältnisse von verwandtem Grundcharakter. Wegen seiner Entfernung vom offenen Weltmeere und infolge seiner riesenhaften Ausdehnung hat es allenthalben echtes Landklima mit dem schroffen Gegensätze zwischen Sommer und
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