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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 23

1911 - Erfurt : Keyser
— 23 — daß die Sachsen nach dem Siege bei Burgscheidungen ein ihm gewidmetes und nach Sonnenaufgang schauendes Siegeszeichen in Altthüringen errichteten. Ziu war der zistag — diestag, unser Dienstag, heilig. Seinen wichtigsten Vertreter erhielt er bei der Einführung des Christentums im Erzengel Michael. Die Zinhei-ligtümer wurden zu Michaeliskirchen und Michaelisbergen. Unsere Michaeliskirche aber ist nicht an einer solchen alten Opserstätte erbaut; sie trägt ihren Namen nur Skt. Michael zu Ehren, der als Stellvertreter des Kriegsgottes zum Schutzherrn Deutschlands wurde. Frau Holle: In hohem Ansehen stand bei unsern Vorsahren Frau Holle, die Führerin der den Verstorbenen entwichenen Seelen. Wegen dieser ihrer Tätigkeit hat man sie oft zur Gemahlin Wodans, des Totenführers (Walsadir — Totenvater), erhoben und mit Frija vertauscht. Die ausgehauchten Seelen, die sich im Flüstern der Blätter, im Rieseln des Wassers, im Sausen des Windes ver-nehmen ließen, konnten sich verwandeln und, wenn sie Anlaß zur Klage hatten, die Hinterbliebenen mit allerlei Spuk heimsuchen. Das Seeleutreiben fand in der Zwölstenzeit, die am 6. Januar zu Ende geht, statt. Noch heute glaubt mancher Ersnrter, daß ein Traum in diesen Nächten in dein bezüglichen Monat des solgenden Jahres in Erfüllung geht, und unterläßt nicht, in der Neujahrs-neicht Blei zu gießen, unl sich das Schicksal zu künden. Zu den Aufgaben der Göttin Holda gehörte es, sich um den Fleiß der Spinnerinnen zu kümmern. Die Flachsknoten der fleißigsten verwandelte sie in eitel Gold. In der Erfurter Sage lohnt sie die nie erlahmende Tätigkeit einer armen Wäscherin. Die Frau kehrte spät abends von der Arbeit heim und fand am Sockel der Andreaskirche eine Menge Maikäfer. Sie nahm eine Hand voll davon ihren Kindern zum Spielen mit und verwahrte sie zuhause in einem Topfe. Als sie jedoch am andern Morgen nachsah, waren sie in Gold verwandelt. — Bei Einführung des Christentums hat Frau Holle es sich gefallen lassen müssen, Anführerin der Hexen zu werden (Here = Zusammenziehung aus hagedisse — Hag- oder Buschwesen). Auf Besen oder sonstigem Gerät sitzend, ritt sie mit ihnen in der Walpurgisnacht um den Blocksberg. In dieser Nacht wurde früher nach uraltem Gebrauch in Erfurt von den Bürgersoldaten getrommelt, um ein Niederlassen des flüchtigen Hexenvolkes zu verhindern. Aus gleichem Grunde wurden auch die Haustüren mit drei Kreuzen bezeichnet. — In Thüringen war das Innere des Hörfelberges der Wohnort der mächtigen Holde, die, wenn sie die böse Seite ihres Wesens herauskehrte, eine Unholde sein konnte. Die Kirche des frühen Mittelalters hat sie bitter bekämpft. Sie bildete aus ihr eine Tenselin und wandelte das Berginnere zur Fegefeuerstätte um. Man wollte aus dem Hörselberge das Wimmern der gepeinigten Seelen vernehmen, daher fein Name Hör-Seelen-Berg. Das spätere Mittelalter war poetischer gesinnt.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 248

1906 - München : Oldenbourg
248 45. Der Bucintoro auf dem Starnberger See. auf dem Vorderteile des Schiffes stand Neptun auf einem Delphin mit der Flagge statt des Dreizackes in der Hand. Hinter dieser Galerie befanden sich in der nämlichen zweiten Etage ein großer Saal und zwei Kabinette, nach außen durch runde Scheibenfenster verschlossen, die auf der Außenseite' durch weibliche Karyatiden abgeteilt waren, die hinwiederum das Gesimse der dritten Etage trugen. Der <^aal befand sich ans dem Vorder-, die beiden Kabinette auf dem Hinterteile des Schiffes; dazwischen war ein Vorraum oder ein Vorzimmer. Unter dem Eingang zum großen Saale war das bayerische und das savoyische Wappen abgebildet mit einer entsprechenden vergoldeten Inschrift darunter und der Jahreszahl 1663. Der Saal war 45 Schuh lang und 9 Schuh hoch. Beim Eintritt, wo der erste Mastbaum angebracht war, stand die Statue des Herkules und in der des Saales, auf einem Delphin reitend, Neptun in einer großen, von vier Najaden getragenen Muschel. Der Gott goß mit der hocherhobenen Linken ans einem Krug Wasser in eine mit der gesenkten Rechten gehaltene Schale; aus dieser floß plätschernd das Naß in die große Muschel. Dieser eigenartige Springbrunnen wurde in späterer Zeit vom Kurfürsten benutzt, um daraus alle diejenigen, welche den Bucintoro zum ersten Male betraten! mit Wasser zu bespritzen. Saal und Vorzimmer und beide Kabinette, von denen jedes 15 Schuh, das Vorzimmer 20 Schuh lang war, waren mit kunstvollen Malereien von Spilberger und Kaspar Amort reich und prüchtia verziert. Von dieser zweiten Etage führten zwei Stiegen, die sich am Vorderteile des Schiffes befanden, nach der obersten Galerie oder dem dritten Verdecke, welches offen, unbedeckt, aber von einer Balnftrade eingefaßt war, an welcher man Wasserspeier für das ablaufende Wasser angebracht hatte. Sie war rings mit kleinen Laternen und kleinen Fahnen geschmückt, während die beiden Mastbäume, an deren Wipfeln ebenfalls die bayerischen Fahnen lustig in den Lüften flatterten, mit den daran befindlichen Segeln sich darüber stolz erhoben. Die Galerie war vorzugsweise für die Trompeter und Pauker und andere Musici bestimmt. Außerdem hatte hier der Steuermann seinen Platz, der von da aus das mächtige, vergoldete Steuerruder am Hinterteil des Schiffes leiten mußte. Die dritte Etage, speziell das Hinterteil des Schiffes, frönte ein giebelförmiger Aufbau, an dessen Spitze sich zwei vergoldete Löwen befanden, welche eine große, aber dabei sehr zierliche, vergoldete Laterne trugen. Cben beim Schnabel des Schiffes standen vier Kanonen und deren zwölf weitere befanden sich im untersten Verdeck — nicht bloß zur Zierde und zu anderen Zwecken sondern besonders auch um dem Schiffe das nötige Schwergewicht zu verleihen. Sie schauten aus Öffnungen dicht über dem Wasserspiegel hervor. Hier im untersten Verdeck befand sich ferner die Rudermannschast, welche wie bei dem venezianischen Bucintoro nicht sichtbar war. An den vergoldeten

3. Zeittafeln der griechischen Geschichte zum Handgebrauch und als Grundlage des Vortrags in höheren Gymnasialklassen mit fortlaufenden Belegen und Auszügen aus den Quellen - S. 100

1873 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
100 Vierte Periode. Von 43t — 338 v. Chr. Olympiaden- jahr. Jahr vor Chr. Politische Geschichte. Kunst und Literatur. Сш, 1. 368. Zweiter Einfall des Epaminondas in den Peloponnes 216). Bildhauer: Skopas kk), Ciii, 2. 367. Die Arkadier von den Spartanern geschlagen217). Vergeblicher Versuch der Thebaner, vermittelst persischen Ein- flusses Frieden zu stiften218). Praxiteles n). 216) Xen. Hell. Vii, 1, 15 — 22. Diod. Xv, 67 — 69. Die Athener und Spartaner hatten das Oneiongebirge besetzt, um den Thebanern den Eingang in den Peloponnes zu verscbliessen; die Thebaner schlagen aber die Spartaner und eröffnen sich dadurch den Eingang, Xen. a. a. 0. §. 15 —17. Darauf bringen sie Pellene und Sikyon zum Beitritt zu ihrem Bund und verwüsten das Gebiet von Epidauros, das. §. 18 vgl. 2, 11, kehren aber dann, ohne weiter etwas Erhebliches aüszurichten, wieder zurück. Noch ist bemerkens- werth, dass den Spartanern zu dieser Zeit von Dionysios, dem Ty- rannen von Syrakus, Hülfstruppen geschickt wurden, Xen. a. a. 0. 1, 20 — 22, die auch nachher noch zweimal, das letzte Mal unter Dionysios dem Jüngern, wiederkamen, das. 1, 28. 4, 12. [Nach Xenophon wie nach Diodor ist es wahrscheinlich, dass der zweite Zug wie der erste im J. 369 stattfand. Indess ist dies bei der Beschaffenheit unserer Quellen doch nicht als völlig ausgemacht an- zusehen, und es ist nicht unmöglich, dass er erst im J. 368 unter- nommen wurde. Wir sind nämlich für die ganze Zeit bis zur Schlacht bei Mantinea hinsichtlich der Zeitrechnung, abgesehen von den festen Punkten, die wir durch die Feier der olympischen Spiele, s. Anm. 223, und durch eine Sonnenfinsterniss, s. Anm. 224, gewinnen, lediglich auf Diodor und auf Combinationen hingewiesen, da Xenophon nur wenige und unzureichende Anhaltepunkte bietet. Diodor pflegt aber immer die Ereignisse des Olympiadenjahres (oder was ungefähr dasselbe ist, des Jahres der athenischen Archonten), d. h. der Zeit von der Mitte des Sommers bis ebendahin zusammen zu fassen (nicht zu gedenken, Lysias wurde, eine Bedeschule errichtete, die auch Demosthenes besuchte, und als Sachwalter für andere gerichtliche Beden schrieb, Is. Vit. a. ß'. y', Westerm. vit. min. p. 260 f. Suid. s. v. Flut, glor. Athen, p. 350 c, alle über Erbschaftsangelegenheiten. Wir kennen die Titel von 56 seiner Beden, erhalten haben sich 11. Auch eine theoretische Schrift, Idlcu rfyvca, wird von ihm erwähnt, Vit. ß'. Im Vergleich zu Lysias heisst es von Isäos Bedeweise Vit. у : Sieupigu <f Sri rrj fitv noxv то ¿(psxkg xal то rj&ixov xal rj /¿Qis, V & ’Ioalov те/пхытёда do&iev av siveu xal axgißta- тёда xal (Уутулатш/иотд бшх^/т/иётг) noixixoig etc. kk) Skopas aus Paros blühte zwischen 392 und 348, Strab■ p. 604. Faus. Viii, 45, 3. 4, arbeitete besonders in karischem Mar- mor und bereicherte Griechenland, Ionien und Karien mit zahlrei- chen Darstellungen von Göttern, Halbgöttern und Heroen, nament- lich aus dem Kreise des Dionysos und der Aphrodite. Unter seinen Bildsäulen waren die berühmtesten die rasende Bacchantin, Gallistrat. Stat. 2. Anthol. Fal. Ix, 774. Anth. Jac. I, 75, seine Liebesgöt- ter Eros, Himeros und Pothos im Tempel der Aphrodite zu Megara, Faus. I, 43, 6, und die Gruppe Poseidon, Thetis und Achilleus zu Bom, Flin. Xxxvi, 26. Als Baumeister war er thätig am Tempel der Athene Alea zu Tegea, dem schönsten im Peloponnes, Faus. Viii, 45, 4, und am Grabmal des Mausolos, Flin. Xxxiv, 30. 31. dass er nicht selten auch die Ereignisse zweier Jahre unter einem Jahre vereinigt und überhaupt sehr ungenau und ungründlich verfährt), und es bleibt daher, soweit wir auf ihn beschränkt sind, immer zwei- felhaft, ob die Ereignisse ein Jahr früher oder später anzusetzen sind.] 217) Die Arkadier hatten, im Gefühl ihrer durch die Vereini- gung erhöhten Stärke, mehrere glückliche Unternehmungen auf eigne Hand gemacht, Xen. Hell. Vii, 1, 22 — 26. Desshalb unternahm Archidamos, der Sohn des Agesilaos, in Verbindung mit den syra- kusanischen Hülfstruppen einen Feldzug gegen sie und gewann, als die Arkadier ihn einzuschliessen suchten, durch einen kühnen Angriff einen glänzenden Sieg, bei dem viele Arkadier fielen, während kein einziger Spartaner getödtet wurde, s. Xen. a. a. 0. §. 28 — 32. Diod. Xv, 72. Flut. Ages. 33, daher die cißaxqvg ¡ua/rj genannt, Flut. a. a. 0. Durch jenes erhöhte Selbstgefühl waren die Arkadier schon jetzt den Thebanern immer mehr entfremdet, Xen. a. a. 0. §. 24. 39, auch begannen schon jetzt die Zwistigkeiten mit Elis, das. §. 26. 32. 218) Xen. Hell. Vii, 1, 33 — 40. Flut. Felop. 30. Artax. 22. Die von dem Perserkönig diktierten, hauptsächlich von Pelopidas, der von den Thebanern als Gesandter nach Susa geschickt worden war, durchgesetzten Friedensbedingungen (s. dieselben Xen. a. a. 0. §.36) wurden von den übrigen griechischen Staaten nicht angenom- men. (Ein schon ein Jahr früher von Philiskos, dem Abgesandten des Satrapen Artabazanes, gemachter Friedensversuch war daran Die lebendige Naturwabrheit und Schönheit, mit der er im Marmor menschliche Leidenschaften und erregte Seelenstimmungen ausdrückte, erfüllten den Beschauer mit Bewunderung. 11) Praxiteles aus Athen blühte um 368 bis 336, Corp. Inscr. Gr. Nr. 1604, Flin. Xxxiv, 50 und arbeitete wie Skopas vorzüg- lich in Marmor, Flin. Xxxiv, 69 : marmore felicior ideo et clarior fuit. Unter seinen zahlreichen Meisterwerken waren besonders berühmt der ruhende Satyr (rtiqißorjtog) Flin. Xxxiv, 69. Faus. I, 20, 1, die knidische Aphrodite, Flin. Xxxvi, 20: ante omnia est non solum Praxitelis verum in toto orbe terrarum Venus, und der Eros zu Thespiä, Faus. Ix, 27, 3. Flin. Xxxvi, 22: propter quem Thespiae visebantur. In der Darstellung des sinnlichen Beizes und der Anmuth der körperlichen Erscheinung war er der unübertroffene Meister, Luc. amor. 13, imag. 4. Plinius sagt von ihm a. a. O. 20: marmoris gloria superavit etiam semet. Ob die vielgerühmte Gruppe der sterbenden Kinder der Niobe von Skopas oder von Praxiteles herrühre, darüber waren schon die Alten zweifelhaft, Flin. Xxxvi, 28. [Erhaltene Bildwerke, aus denen wir eine Anschauung über den Kunststil dieser Zeit des Skopas und Praxiteles gewinnen kön- nen, sind unter andern die Niobiden zu Florenz, die sogenannte Niobide in Paris, der sogenannte Ilioneus zu München und die Beliefs am Denkmal des Lysikrates.]

4. Vorderasien und Griechenland - S. 7

1874 - Leipzig : Teubner
und Sphinxen, ihren gewaltigen Decksteinen und Quadern, seltsamen Sculptureu und Malereien noch heute die Bewunderung und das Staunen der Reisenden erregen und gegen die Werke des alten Reiches von Memphis einen Fortschritt der Bildung und Macht bekunden. Etwa 300 Jahre lang stand das Reich von Theben in hoher Blüthe; da begann allmählich sein Verfall, und von außen drohende Gefahren veranlaßten zuletzt die Pharaonen ums I. 1000 v. Chr., ihren Sitz nach Unterägypten zu verlegen, wo Sais u. a. Städte fortan die Residenzen waren. Um 745 machten sich die Aethiopen unter ihrem König Satz ako zu Herrn von Aegypten, und als 695 die Fremdherrschaft vertrieben ward, entstand die s. g. Dodekarchie oder Zwölfherrschaft, indem 12 einheimische Fürsten sich in den Besitz des Landes theilten und eine Art von Staatenbund gründeten. Einer dieser Zwölsherrn war Psammench, Fürst von Sais, aus dem alten statischen Königsgeschlecht entsprossen. Als dieser einst mit den anderen 11 Fürsten in dem Tempel des Ptah zu Memphis ein gemeinschaftliches Opfer darbringen wollte und durch ein Versehen der Priester nur 11 Opser-schalen zur Hand waren, nahm er, rasch entschlossen, seinen ehernen Helm und gebrauchte ihn als Opferschale. Da erinnerten sich die Fürsten einer Weissagung, wonach derjenige unter ihnen, welcher aus einer ehernen Schale opfern würde, die Alleinherrschaft über Aegypten erhalten werde. Um die Erfüllung des Orakels zu verhindern, vertrieben sie ihn aus seiner Herrschaft. Pfammetich floh in die Sümpfe am Meer und sann auf Rache. Eiu Orakel, das er befragte, antwortete ihm, es würden eherne Männer aus dem Meere steigen und ihn rächen. Eines Tages brachte ihm einer seiner Leute die Nachricht, daß eherne Männer gelandet seien und die Küste plünderten. Es waren griechische und karische Männer, die, in Erz gewappnet, als Seeräuber umherschweiften. Psamme-tich erkannte, daß diese die ihm vom Orakel verheißenen Rächer seien; er nahm die Schaar in Sold und begann den Kamps gegen seine Widersacher. Durch stets neue Schaaren

5. Römische Geschichte - S. 18

1881 - Leipzig : Teubner
18 Die sibyllinischen Bücher. römischen Reiches angesehen worden ist. Auf der Stelle, wo der Tempel errichtet werden sollte, standen schon mehrere kleine Tempel. Als man die Götter, denen sie angehörten, durch die Vogelschau um ihre Einwilligung befragte, gestanden sie alle die Verlegung der Heiligtümer zu, mit Ausnahme der Juventas, der Göttin der Jugend, und des Grenzgottes Terminus. Man erkannte darin die Verheißung, daß das römische Volk ewig in Jugendkraft blühen und seine Grenzen nie zurückweichen würden, und schloß die Heiligtümer beider Gottheiten in den Umkreis des Tempels ein. Als die Fundamente des Tempels gegraben wurden, fand man in der Erde das frische Haupt (caput) eines Menschen, und dies Wunder nahm man als ein Vorzeichen an, daß diese Stätte einst das Haupt der Welt sein werde. Man nannte den Berg, der bisher Satnrnius geheißen, von nun an Capitolinus oder Capitolium. In einer unterirdischen Cella des Jupitertempels wurden die sibylliuischen Bücher, Weissagebücher des römischen Staates, aufbewahrt, welche Tarquiuius erworben hatte. Eines Tages nämlich kam ein fremd gekleidetes Weib zu dem König und bot ihm gegen einen hohen Preis neun in griechischer Sprache geschriebene Bücher göttlicher Weissagung an. Tarquiuius verweigerte den Ankauf wegen der zu hohen Forderung. Die Alte entfernte sich, und nachdem sie drei von den Büchern verbrannt, kam sie zurück und bot die übrigen sechs zu demselben Preise an. Abermals fortgeschickt, verbrannte sie wieder drei Bücher und forderte dann für den Rest wieder den alten Preis. Jetzt wurde der König aufmerksam und ließ die Bücher durch die Priester und Weissager untersuchen. Man fand, daß die Alte die Sibylle von Cnmä war und die Bücher wichtige Weissagungen für den römischen Staat enthielten. Sie wurden gekauft und sorgfältig aufbewahrt. Dem König waren bisher alle seine Unternehmungen geglückt; aber mancherlei schlimme Zeichen ließen ihn für die Zukunft fürchten. Deshalb schickte er seine beiden Söhne Titus und Aruus nach Delphi, um das Orakel zu befragen,

6. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 3

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
1. Die Egypter. 3 Gizeh in der Nähe von Kairo, an der 100000 Menschen 30 Jahre lang bauten. Sie hatte.ursprüngliche eine Hohe von 150 Meter und eiue Breite von 225 Meter am Grunde. ~ Wie alle alten Völker verwandten auch die Egypter weuig Fleiß auf den Ban ihrer Häuser, desto mehr auf die Errichtung von Tempeln und Bcldsäuleu zu Ehren der Götter. Um das eigentliche Tempelhaus reihten sich zahlreiche Gemächer, Säle und Pruakzinuner, Säulenhallen und Höfe. Die Wände, Decken und Säulen waren mit reichen Bildwerken und Inschriften geziert, welche die Großthaten der Könige und ihre gottesfürchtige Gesinnung verkündigten. Vor den hohen Vorbauten (Pylonen) standen schlanke, vierseitige Spitzsäulen (Obelisken) von 15 bis 50 Meter Höhe, die aus einem einzigen Stein gehauen waren. Reihen von Sphinxen (Löwenleiber mit Widder- oder Menschen-köpfen) schmückten die Wege, die zu den Heiligthümern führten. Solcher Art waren die Tempel der Hauptstadt von Ober-Egypten, des prächtigen, hundertthorigen Theben, das noch in seinen Ruinen die Bewunderung der Reisenden erregt. Ein anderes großartiges Bauwerk war das Labyrinth, der Reichspalast, in dem sich die Vorsteher der Provinzen zu feierlichen Berathungen und Opferhandlungen versammelten. Es umfaßte 12 Paläste mit 3000 Zimmern, 1500 über und 1500 unter der Erde. Vor den 12 bedeckten Hofen oder Hallen, die von einer einzigen Mauer umschlossen waren, lagen viele lange Jrrgänge, die sich so durch einander wanden, daß sich kein Fremder ohne Führer heraus zu finden vermochte. — In der Nähe des Labv-riuths lag der See Möris, den ein König gleiches Namens ausgaben ließ, um den Ueberfluß des Nilwassers anzusammeln und durch Abzugskanäle den dürstenden Landschaften zuzuführen. Die Religion der alten Egypter war ein einfacher Natur-dienst. Die Sonne galt ihnen als Abbild des höchsten Gottes, der unter mancherlei Namen und Gestalten, am allgemeinsten als Osiris verehrt wurde. Seine Gemahlin und Schwester war Isis, die Göttin des Mondes. Sonne und Mond bedingen durch ihr Kommen und Gehen den Wechsel der Tages- und' Jahreszeiten, sie bringen den Egyptern die befruchtenden Flnthen und die grünenden Saaten. Und so sahen sie zugleich in Osiris den fegen-spendenden Nil und in Isis die Erde, die Mutter alles Lebens und Daseins. In On ober Heliopolis in Unter-Egypten staub das allverehrte Heiligthum bcs Sonnengottes, und in der Hauptstabt Memphis würde der heilige Stier Apis unterhalten, in dem man sich die Seele des Gottes wohnenb beichte. Bei feinem Tode trauerte das ganze Land, bis die Priester einen neuen gefunden hatten. Er mußte von schwarzer Farbe fein, einen weißen Fleck ans der Stirne und einen käferartigen Knoten unter der Zunge haben. Außer diesem verehrten die Egypter noch embere Thiere, i *

7. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 4

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
4 I. Die morgenländischen Völker des Allerthums. so die Katze, das Krokodil, den Ibis und Sperber. — Die Fortdauer der Seele uach dem Tode war nach dem Glauben der Egypter von der Erhaltung des Leibes abhängig. Darnm balsamirte man die Leichen sorgfältig ein und brachte sie so zur Gruft, wo sie sich als sogenannte Mumien bis auf den heutigen Tag erhalten haben. Doch hing die Bestattnng von dem Ausspruche eines Todten-gerichts ab. Fiel das Urtheil ungünstig aus, so wurde der Leichnam der Verwesung ausgesetzt, und die Seele mußte die Wau-deruug durch Thierleiber von Neuem antreten, bis sie von dem Todtengericht rein befunden wurde. Als erster Köuig Egyptens wird Men es genannt, von dem man erzählt, er habe den Nil nach Osten abgedämmt und so zwischen Fluß und Wüste den Raum zu einer neuen Stadt gewonnen, der er deu Namen Memphis gab. Ums Jahr 2100 v. Chr. brachen die Hhksos, ein kriegerisches Hirtenvolk aus Asien, in das Nilland ein, zerstörten die Tempel, erschlugen die Einwohner und machten das Land tributpflichtig. Von Memphis ans herrschten ihre Könige 5 Jahrhunderte lang hart und gewaltthätig über Egypten, da wurden sie nach langen Kämpfen wieder vertrieben. Theben, von dem die Befreiung ausgegangen, war von jetzt ab die Hauptstadt des Landes und wurde von den nachfolgenden Königen mit herrlichen Bauwerken geschmückt. Auf der höchsten 1350] Stufe der Macht und Blüthe stand Egypten unter Ramses Ii. (Sesostris), der große Prachtbauten im Nilthale aufführen ließ und deu Versuch machte, den Fluß mit dem rothen Meere durch einen Kanal zu verbinden. Noch einmal herrschten Fremde, die Aethiopier, die schwarzen Bewohner Nubiens, über Egypten, doch nur für kurze Zeit. Nach ihrer Vertreibung regierten zwölf Fürsten gemeinschaftlich und stellten als Denkmal ihrer Herrschaft das von den Hyksos zerstörte Labyrinth in größerem Umfange wieder her. Ein Götterspruch hatte ihnen verkündet, datz . demjenigen von ihnen die Herrschaft über ganz Egypten beschie-den sei, der aus einer ehernen Schale opfern würde. Nun trai es sich, daß bei einem Opferseste der Priester aus Versehen um elf goldene Schalen herumreichte. Da nahm der letzte der Für 670 sten, Psammetich, seinen ehernen Helm und. spendete daraus. Di« andern, der Weißagung gedenkend, erschraken und vertriebet Psammetich in die Sumpfgegend des Delta. Dort erhielt dieser eine neue Weißagung: eherne Männer, die von der See herkämen, würden ihn rächen. Bald darauf landeten griechische Seeräuber; Psammetich nahm sie in seine Dienste, besiegte mit ihrer Hülfe die Fürsten und nahm den Thron in Besitz. Er behielt die Fremdlinge in seinem Solde, wies ihnen Wohnsitze im Norden des Landes an, schloß mit den Griechen Bündnisse und öffnete den handeltreibenden Völkern die Häfen Egyptens. Gleiche Sorgfalt wandte sein Sohn Necho dem Handel und der Schiffahrt zu. Er ließ deu

8. Aus Deutschlands Urgeschichte - S. 111

1908 - Leipzig : Quelle & Meyer
111 — der Sonne. Zickzacklinien stellen den Strahlenkranz dar. Rn diese runde Deckplatte schließt sich nach unten ein Blechstreifen, der rings um den oberen Rand der Seitenfläche des Mars lief. (Er trägt unten eine Rnzahl radförmiger Figuren, die dem Schmuckstück Fig. 109 sehr ähnlich sind. Das Sonnenrad erscheint auch am oberen Ende gewisser Bronzenabeln. Ruf den^Felsenbildern sieht man sehr häufig Sonnenräder. Fig. 110. Seit. (ctatalog des baijr. 9lationalmu|eums in München.) Fig. 109. Bronzener Hängeschinuck. (I. Naue, Die Bronzezeit in Oberbayern.) Die Verehrung des Beiles mar in gleicher weise weit verbreitet. 3n Deutschland und Skandinavien hat man große, reich verzierte Prachtbeile gefunben, die so bünn über einen Tonkern gegossen sinb, daß sie unmöglich praktisch oenvenbet werben konnten (Fig. 110). Sie fanben ohne Zweifel beim Gottesbienst Verwendung. Ruch in der Bronzezeit Griechenlands wurde das Beil verehrt. Die Rus= grabungen des (Engländers 3- (Evans auf Kreta führten zur Mieder -auffindung des berühmten Labyrinths. Zahlreiche in dem Gebäude Ns. m. Jupiter Dolichenos, Bronzerelief aus Ungarn. (O. Montelius, Archiv f. Anthropol. 1899—1900, nach Seidl.) lovi Vvlch en «f L I .l.vf.il.ivo 'P^9t

9. Aus Deutschlands Urgeschichte - S. 122

1908 - Leipzig : Quelle & Meyer
— 122 — der Mondsichel in Tierköpfen. Huf der Tonplatte Fig. 121 war ursprünglich auch ein Mondbild befestigt. Zehr interessant ist die Verzierung, die ohne Zweifel die Sonne darstellt. Huf Ton-gefätzen sind recht häufig Sonnenbilder angebracht (Fig. 121). Beim Gottesdienst wurden wahrscheinlich auch gewisse kleine Bronzewagen verwendet. 3n dem Gebiete zwischen der 5*9' 12,)- mittleren Elbe und Tonplatte mit Mondbild. (91. Hedinger, Archw f. Anthrop. 27.) Gder fand man mehrere Stücke wie Fig. 122. Die auf der Deichseltülle und auf der Gabel durch Stiele befestigten Figuren sollen Dögel darstellen. Diese kleinen Vögelchen findet man überall auf hallstattzeitlichen Sachen. Sie sind aus Griechenland nach dem Norden gewandert. 3n ihrer Heimat erscheinen sie vom Hnfange des letzten Jahrtausends vor (Christo"massenhaft auf Tongefätzen, wandern dann nach Italien und von dort nach dem mittleren und nördlichen Europa. Line andere Gruppe von Bronzervagen findet sich in Böhmen, Norddeutschland und Skandinavien, fjier trägt der vierrädrige Idagen einen Bronzekessel. Welche Rolle die oben genannten kleinen Wagen beim Gottesdienste gespielt haben, ist uns leider Ns- 121- . _ . „ , Tonplatte mit Sonnendild. auf der früher ein Stand- Völllg Unbekannt. bild befestigt war. (91. Hedinger a. a. D.)

10. Aus Deutschlands Urgeschichte - S. 112

1908 - Leipzig : Quelle & Meyer
— 112 — gefundene Sachen beweisen, daß das Labyrinth eine Verehrungsstätte des kretischen Zeus, also des Himmelsgottes gewesen ist. Ris Zeichen der Gottheit erblickt man zahlreiche Figuren von Doppel-beilen an den wänden. Sie sind mit Zickzacklinien verziert, die ohne Zweifel Blitze darstellen. Unter Blitz und Donner fuhr der Zürnende Himmelsgott dahin, und sein Beil zerschmetterte die ihm verhaßten Menschen oder gefährliche Ungeheuer (Fig. 111). ähnliche Vorstellungen hatte man auch im Norden von der allgewaltigen Gottheit. Bei Kivif in Schweden fand man auf den Steinplatten einer Grabkammer eine ganze Reihe heiliger Figuren dargestellt. Man sieht dort zwei der oben erwähnten großen, prächtigen'beile, einen Dolch und zwei Lanzenspitzen, ferner radförmige Sonnenbilder und Darstellungen von Schiffen. Man stellte sich wahrscheinlich die Sonne in einem Boote fahrend vor, und dieses war deshalb ebenfalls ein Sinnbild der Himmels-gottheil:. Huch können viele Schiffsbilder der Felsenzeichnungen religiöse Bedeutung haben, da ja auch andere heilige Zeichen, wie Sonnenräber, Fußsohlen und näpfchenförmige Vertiefungen auf diesen uralten Bildern erscheinen. Die Pfahlbauten. Der Gedanke, auf dem Wasser vor feindlichen Angriffen Schutz zu suchen, hat die Menschen schon in der jüngeren Steinzeit zur Errichtung jener merkwürdigen Seewohnungen veranlaßt, die man Pfahlbauten nennt. 3n den Grund des Gewässers wurden Pfähle eingerammt und aus Balken ein Rost darüber gezimmert, auf dem sich die Hütte erhol). (Eine im Moore bei Schussenried in Württemberg aufgefundene Hütte zeigt, daß die Pfahlbauwohnungen einen viereckigen Grundriß hatten. Die wände waren aus Stämmen errichtet, die zum Teil gespalten waren. Die Fugen hatte man mit Lehm ausgestrichen. (Eine Querwand teilte die Hütte in zwei Räume, von denen der Hintere am größten war. 3n den kleineren Raum führte eine Tür. 3n einer (Ecke der Hinteren Stube lagen Steine, vielleicht befand sich dort der Herd.
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