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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 69

1911 - Erfurt : Keyser
— 69 — zur Residenz, das dadurch fast ein Jahr des Deutschen Reiches Hauptstadt wurde. Ankunft: Am 14. Dezember 1289 hielt der König mit einem glänzenden Gefolge von Fürsten und Edelleuten seinen Einzug. Er selbst trug nur das gewohnte schlichte Gewand, das mächtig gegen die herrlichen Waffenrüstungen und bunten Wappenschilde seiner Begleiter abstach. Trotzdem ruhten aller Blicke aus ihm, dem langen, hageren Mann, dessen blasses Gesicht mit der gewaltigen Adlernase so freundlichen Auges die Menge anblickte. Auf seine schon bewährte Regentenkraft fetzten die fo übelgeplagten Erfurter und Thüringer, sür welche die kaiserlose, die schreckliche Zeit noch immer nicht zu Ende war, ihre letzte Hoffnung. Erste Taten: Sie wurde auch erfüllt. Kaum waren die Jubelgesänge zum Empfange in der Domkirche verklungen, da rückten auf König Rudolfs Befehl die streitbaren Bürger Erfurts mit den Rittern über die Schneefelder nach dem Thüringer Walde zu aus. Sie wollten dem strengen Landfriedensgebote Achtung verschaffen. Und schon am 20. Dezember wurden 29 Raubritter, die man auf der lustigen Ausfahrt in Ilmenau gefangen batte, auf dem Rabenstein hingerichtet. Vor solchem Ernst zerstoben die Wegelagerer und Raubburg-Jusassen gar bald und brachten ihren Hals in Sicherheit. Damit ihnen aber die Lust zur Wiederkehr auf lange Zeit verging, erließ der König am 12. März 1290 an Ritter und Volk innerhalb und außerhalb des Erfurter Weichbildes das Aufgebot zum Niederreißen der etwa 66 Raubburgen, in welchen sich hauptsächlich das sriedhässige Gesindel barg. Außerdem gelang es dem Könige, Frieden zwischen dem Thüringer Landgrafen Albrecht dem Unartigen und seinen Söhnen zu stiften. Dadurch wurde der eigentliche Herd des Unfriedens, ans dem sich nur zu oft die Fehdelust im ganzen Lande entzündet hatte, zerstört. Leider dauerte die Einigkeit nur bis nach dem Tode Rudolfs. Ferner stellte der König das Landfriedensgericht wieder her, das unter dem Vorsitze des Landfriedenshauptmannes mit 12 Land-friedenspflegeru als Beisitzern über alle Fälle von Landsriedens-brnch urteilte. Dazu rechnete man selbst unbefugte Erhebung von Zoll und Geleit, unberechtigte Münzprägung, Hehlerei, unbefugtes Waffentragen und unbefugte Pfändungen. Das Gericht konnte Abbruch von Burgen anordnen, die Landesacht verhängen und Landstreicher ausweisen. Zn seiner Erhaltung schrieb Rudolf eine Steuer aus, zu welcher ganz Thüringen, Klöster und Kirchen nicht ausgenommen, beisteuern mußten. Der Reichstag: Auf den Weihnachtstag des Jahres 1289 hatte der König einen Reichstag in Erfurts Mauern anberaumt. Aus allen Gauen des deutschen Vaterlandes strömten darum die geistlichen und weltlichen Großen zusammen, und die Erfurter hatten in diesen Tagen manche Augenweide. So sahen sie den Thüringer Landgrafen Albrecht friedlich neben feinen Söhnen

2. Das Mittelalter - S. 175

1893 - Leipzig : Dürr
— 175 lands wurde zum Schutze des Friedens und zur Abwehr der Er-vberuugsgelüsle einzelner Fürsten der schwäbische Bund gestiftet, zu dem viele Fürsten, selbst norddeutsche, mehrere Rittergesellschaften und die meisten Reichsstädte gehörten. Das Bundesheer war schon 1488 12 000 Mann stark. Ju Norddeutschland war das Haus Wettin unter Friedrich dem Streitbaren zu Macht und Bedeutung gelangt. Der Name Sachsen, der eigentlich nur dem Kurlande zukam, ging allmählich auch ans Meißen und Thüringen über. Friedrichs des Streitbaren Nachfolger war Friedrich der Sanftmütige 1428—64. Trotz seiner Friedensliebe konnte er den Bruderkrieg, den Krieg mit seinem Bruder Wilhelm, der durch einen schlimmen Rat, Apel von Vitztnm, aufgehetzt wurde, nicht abwenden. Als die Brüder den Streit durch einen Vergleich zu Naumburg glücklich beendet hatten, rächte sich Apel, dessen Einfluß nun erlosch, durch den Prinzenraub. Die Prinzen Ernst und Albert wurden auf sein Anstiften im Sommer 1455 nachts von einem Ritter Kunz von Kaufungen und dessen Helfern aus dem Schlosse zu Altenburg entführt. Aber an der böhmischen Grenze am Fürstenberge bei Elterlein, wurde Kunz von Kausuugen mit Albrecht von einem Köhler (Georg Schmidt) ausgehalten, der den Ritter gefangen nahm und den Prinzen befreite, auch Ernst, der von zwei andren Rittern bis Stein an der Mulde gebracht worden war, ward infolgedessen wieder ausgeliefert. Die Räuber aber erlitten die verdiente Strafe. Als Friedrich der Sanftmütige den Tod herannahen fühlte, bat er seine Söhne Ernst und Albert, die Regierung gemeinschaftlich zu verwalten. Aber seine Mahnung wnrde nur kurze Zeit beachtet. Ju der Leipziger Teilung 1485 erhielt Ernst das Kurland und Thüringen, Albert Meißen und die Hälfte des Osterlandes als Herzogtum Sachsen. Damit wurde der große Besitz des Hauses Wettin für immer zersplittert. Im Gegensatz hierzu bemühten sich die Hohenzollern, die Einheit des Erbes wenigstens im Hanptgebiete zu wahren. Der Nachfolger-Friedrichs I., Friedrich Ii., vereinigte die Neumark (um Frankfurt n. d. Oder) mit der Mittel- und Altmark, und Albrecht Achilles erließ das berühmte Hohenzollersche Hausgesetz, nach welchem die Marken ein Ganzes bleiben sollten. Nur die fränkischen Herrschaften (Ansbach, Bairenth re.) sollten der Nebenlinie zufallen. Es ist von Bedeutung, daß der Grundsatz der Unteilbarkeit der Länder gegen das Ende des Mittelalters zur Geltung kam. Damit entstand der Staat, denn so lange es Sitte war, das beherrschte Gebiet bei dem Tode des Fürsten unter dessen Söhne zu teilen, solange war das ganze Land mit seinen Bewohnern persönliches Eigentum des zeitweiligen Besitzers, im Staate aber ist

3. Das Mittelalter - S. 150

1893 - Leipzig : Dürr
— 150 — lenkte er das deutsche Königtum in eine ganz neue, in die allein noch offene Bahn. Da er alles Abenteuerliche mied, so zeigte er sich immer schlicht, einfach und bescheiden, und feine reine Frömmigkeit gewann ihm die Herzen aller Gutgesinnten. Er wird uns geschildert als ein hochgewachsener Mann mit zierlichem Haupte, bleicher Gesichtsfarbe, starker, langgestreckter Nase, spärlichem Haupthaar, immer mäßig in Speise und Trank, arm im höchsten Reichtum. 2. Adolf von Nassau (1291—98). Die Kurfürsten (Wahlfürsten), d. H. die ersten geistlichen und weltlichen Fürsten, welche die Wahl des Königs als ihr Vorrecht betrachteten, vereinigten ihre Stimmen nicht auf Rudolfs Sohn Albrecht, dessen Macht sie fürchteten und dessen herrisches Wesen sie haßten, sondern aus den armen Grasen Rudolf von Nassau, der ihnen ungefährlich schien und große Versprechungen machte. Adolf von Nassau, ein sehr gebildeter, tapferer und ehrenwerter Mann, dachte bei der Übernahme der Königskrone wohl hauptsächlich daran, sich wie sein Vorgänger Hausgut zu verschaffen und seine zahlreiche Familie zu versorgen, aber ihm brachte die Königswürde nur Kamps, Enttäuschung und einen frühen Tod. Mit voreiliger Hast mischte er sich in die Streitigkeiten der Wettiner, um Meißen und Thüringen zu erlangen. Meißen, das damals von einer Nebenlinie der Wettiner an die Hauptlinie zurückgefallen war, nahm er sogleich in Verwaltung, und Thüringen kaufte er dem schwachen Landgrafen Albrecht dem Entarteten ab. Als dessen Söhne Friedrich der Freidige und Diezmann ihr Erbe zurückforderten, ließ er das unglückliche Land auf das furchtbarste verwüsten. Da er überdies den Wahlfürsten die gegebenen Versprechungen nicht hielt oder auch nicht halten konnte, so bildete sich eine feindliche Partei gegen ihn, an deren Spitze Albrecht von Östreich stand. Es kam so weit, daß er auf einer Fürstenverfammlnng zu Mainz abgefetzt und fein Gegner Albrecht, vor dem er immer in Furcht gelebt hatte, gewählt wurde. In dieser äußersten Bedrängnis beschloß er in ritterlicher Weise, sein Recht mit den Waffen geltend zu machen, denn er erkannte eine Gewalt der Kurfürsten über ihn nicht an. In einem engen Thale bei Göllheim trat er 1298 an der Spitze derer, die ihm treu geblieben waren, dem Habsburger entgegen, aber gegen die überlegene Heeresmacht Albrechts konnte der verlassene König nichts ausrichten. In Verzweiflung suchte er den Räuber seiner Krone selbst auf dem Schlachtfelde auf, das Gottesurteil des Zweikampfes sollte entscheiden. Es fiel gegen ihn aus, von Albrechts Speer getroffen sank er tödlich

4. Geschichte - S. 77

1913 - Berlin : Oehmigke
— 77 — Die Versuche Dietrichs, Rache zu üben, ließen nur seine Ohnmacht erkennen. Mit starker Hand machte Friedrich dem Ranbrittertnm ein Ende und sorgte für Frieden und Wohlfahrt in der Mark Brandenburg. Ferdinand Schmidt (Die Quitzows). 25. Die Gans von Putlitz und die Erstürmung von Angermünde. (25. März 1420,) Ein neues Lied gesungen sei: Nach dem Winter da kommt der Mai, das haben wir wohl vernommen. Und daß Kettr-Angermünde märkisch ward, das soll dem Markgrafen frommen! * sk * Johann von Briesen ließ sich jagen von Kettr-Angermünde bis Greifenhagen, all' Mut war ihm gebrochen. Da ging er zu Hofe uach Alten-Stettin und hat zu dem Herzog gesprochen: „Gnäd'ger Herr, was zu halten stand: Kettr-Angermünde und das Stolper Land, ist verloren und verdorben. Der Markgraf hält es jetzt in Hand, und doch hieß es, er sei gestorben." Da ließ der Herzog entbieten und holen all' seine Mannschaft, Pommern und Polen. Nach Vierraden ritt man zu Tische; da setzten sie sich und hielten Rat und aßen süße Fische. Dann ritten sie weiter, und kaum heran, Angermünde ward ihnen aufgetan. Alle haben dem Herzog geschworen, und alle riefen „Stettin, Stettin!" Und Brandenburg war verloren. Aber draußen hinter Wall und Graben die Märkischen schon sich gesammelt haben, vierhundert Ritter und Knechte.

5. Geschichte - S. 16

1913 - Berlin : Oehmigke
— 16 — irgendeine Bewegung auf dessen Flanken zu machen. Sein Rückzug aber, wenn der Feind siegte, war nur auf den schmalen Landstrichen an beiden Enden des Heiligen Sees möglich. Nach der Einsegnung des Heeres ward vor Aufgang der Sonne schnell die breite Floßbrücke aufgefahren, und die Fahrzeuge füllten sich mit Streitern. Ein Teil der Ritter war abgestiegen; in dichter Eisenrüstuug schritten sie voran und brachen mit ihren Speeren sich Bahn durch die nur leichtgeharnischten Haufeu der Wenden, die mit Streitäxten, Keulen, Schwertern und Schilden vergeblich ihrem Vordringen sich widersetzten. Bald war Raum um den Landungsplatz gewonnen. Albrecht stürzte sich mit seinen Rittern in den dichtgedrängten Feind, und es entspann sich ein langer, verzweifelter Kampf. Tausende fielen auf dem engen Raume, während von der einen Seite die langen Horner und das dumpfe Schlachtgeheul, vou der auderu die schmetternden Trompeten und der laute Zuruf der Führer die Streiter zu immer neuen Anstrengungen ermunterte. Da sank die heilige Fahne der Wenden, und sie wandten sich zur Flucht. Vergebens bemühte sich Pribislaw, diese aufzuhalten. Nach der Stadt zu drängte sich die wirre Masse, dicht hinter sich den'morden-den Feind. Hier aber trat ein andrer den Fliehenden entgegen. Albrecht hatte eine starke Schar bei Werder in der Nacht über die Havel setzen lassen, und diese rückte jetzt gegen die Wenden an, in deren Reihen nun von allen Seiten der Tod wütete. Berzweifluugsvoll sammelten sich um den Wendenfürsten seine Edlen. Die kühne Schar mit den dunklen Augen und schwarzen Locken brach sich Bahn längs den Ufern des Heiligen S^es, um da, wo am obern Ende der Graben ihn jetzt mit der Havel verbindet, die Flucht zu versuchen. In der Gegend von Nedlitz aber trafen sie von neuem auf den Feind, der auch diesen Ausweg besetzen wollte. Vergeblich strebte der tapfere Fürst, sich durchzukämpfen; die Übermacht war zu groß. Fast alle die Seinen fielen um ihn her, und immer weiter wurde er zurückgedrängt nach der Gegend, woher das Siegesgeschrei der Deutschen erscholl. Da wandte Pribislaw, des verlassenen Vaterlandes gedenkend, das hohe, starke Pferd nach der Gegend, wo sich Sakrow gegenüber das Ufer am weitesten in die Havel erstreckt. Kühn trieb er das schnaubende Roß hinein in die Flut und erreichte schwimmend den sichern Strand, er allein gerettet von so vielen Tausenden.

6. Geschichte - S. 53

1913 - Berlin : Oehmigke
es trieb manchmal auch diesen verdüsterten Fürsten hinaus in den frischen, harzduftenden Wald, hinaus in die klare Herbstluft, die über den Jagdgründen der alten ballenstädtischen Fürsten, der Liebenwalder, Grimnitzer und Werbelliner Forst so wonnig wehte. So auch einst im Jahre 1534, nachdem seine Gemahlin schon lange von ihm gewichen war. Heut schien der Renner unter dem Fürsten nicht müde zu werden, — weit, weit ab von den Weidgesellen jagte er dahin durch die grüne Waldwildnis, auf deren leuchtendem Moose die Strahlen der Herbstsonne mit den leise rauschenden Fichtenzweigen spielten. Der Abend brach allmählich herein. Der Kurfürst ritt auf Liebenwalde zu, wo er die Nacht zubringen wollte. Da springt auf einmal ein gewaltiges Wildschwein vor ihm auf. Er schwingt den Speer, erjagt ihm nach, er treibt's in einen Morast. Jetzt sitzt er ab. Er faßt den Spieß fest in die Hände und will das Ungetüme Tier, das sich geängstigt gegen ihn gewandt hat, abfangen. Da springt es wider ihn an, Feuer sprüht aus dem Rachen und den weit geöffneten Nüstern; Joachims Speer lodert auf aber der Eber ist verschwunden. Schon dnnkelt's am Himmel. Soeben glaubte Joachim noch die Glocken von Liebenwalde zu vernehmen — jetzt ist alles, alles still; nur fern am Rande des Morastes fliegen krächzend die Krähen auf. Er sucht und sucht den Weg und findet ihn erst, als von fernher Lichter durch das Holz schimmern. Aber er sieht's: nicht nach Liebenwalde, nach Grimnitz ist er gekommen. Da scheut aus einmal sein Pferd vor einer Anzahl weißer, mondscheinbeleuchteter Steine; aber ein kräftiger Rück der nervigen Faust bringt es wieder zurecht. Der Fürst kennt den Ort wohl; es ist der Bärenskirchhof, und die Sage erzählt, daß hier ein Förster begraben sei, der die Todeswunde noch von einem schon getöteten Eber erhalten habe. Die Nächte vorher hatte es aus dem nahen Forste gerufen, daß der „Stumpfschwanz" ihn morden werde. Als er das erlegte Wild auf den Wagen werfen wollte, da fiel der Kops des Ebers herunter; der fcharfe Hauer schlitzte ihm den Schenkel. Er starb an der Wunde. Joachim gedachte der alten Sage — in Schweiß gebadet kam er zu Grimnitz an. Auch ihm war das Erscheinen des Ebers ein verhängnisvolles Zeichen gewesen ■— er starb anderthalb Jahr daraus. Nachdem Joachim I. in Lehnin bestattet worden war, änderte sich das düstere Aussehen des Berliner Schlosses gar bald. Ein

7. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 50

1880 - Halle : Anton
50 nun Bergleute aus dem Harz, wo damals schon der Bergbau blühte, und aus Böhmen in sein Land und gründete eine neue Stadt, die den Namen Freib erg erhielt. Den Silbersegen verwendete er zur Förderung des Wohlstandes seines Landes. Namentlich suchte er Gewerbe und Handel zu heben. Leipzig erhob er zu einem bedeutenden Handelsplatz und verlieh ihm das Recht, alljährlich zu Ostern und zu Michaelis eine Messe zu halten. An der Elbe bei Meißen wurden Reben gepflanzt und so der Weinbau begonnen. — Iii. 1. Als Kaiser Konrad Iii. gestorben war, wählten die deutschen Fürsten seinen Neffen Friedrich zu feinem Nachfolger. Die Italiener nannten denselben seines röthlich-blonden Haares und Bartes wegen Barbarossa, d. h. Rothbart. Friedrich Barbarossa regierte von 1152 —1190. Bemüht, das alte Ansehen und die alte Macht Deutschlands wieder herzustellen, suchte er zuvörderst im Innern Ruhe zu schaffen. Darum schlichtete er den alten Streit zwischen Welsen und Hohenstaufen, indem er feinem Jugendfreunde Heinrich dem Löwen zu dem Herzogthume Sachsen, das er schon besaß, das Herzogthum Baiern zurückgab. Dann richtete er seinen Blick südwärts. In Italien war das kaiserliche Ansehen fast ganz erloschen. Die oberitalienifchen Städte, welche durch den Ge-wcrbfleiß ihrer Bewohner und durch den ausgedehnten Handel mit den kostbaren Waaren des Morgenlandes allmählich sehr reich und mächtig geworden waren, wollten von einer Oberherrschaft des Kaisers nichts mehr wissen. Die übermüthigste dieser lombardischen Städte aber war Mailand. Viele benachbarte kleinere Städte wurden von ihm arg bedrückt. Die Unterdrückten wandten sich hilfesuchend an den Kaiser. Friedrich verwies in einem Schreiben den Mailändern ihr Benehmen auss ernstlichste. Diese aber rissen in ihrem Uebermuthe das kaiserliche Schreiben in Stücke, warfen es auf die Erde und traten es mit Füßen. Solcher Frevel forderte Züchtigung. Friedrich zog mit einem ansehnlichen Heere nach Italien und schloß Mailand von allen Seiten ein. Nach kurzer Zeit mußte es sich, vom Hunger bezwungen, demüthigen. Die Thore öffneten sich; heraus schritt die ge-sammte Geistlichkeit mit vorangetragcnen Kreuzen; dann kamen die Adligen, barfuß und mit bloßen, an dem Nacken befestigten Schwertern; zuletzt erschien das Volk, mit Stricken um den Hals, bleich und trostlos. Alle warfen sich dem auf einem Throne sitzenden Kaiser zu Füßen und flehten um Schonung und Erbarmen. Die Stadt wurde begnadigt, nachdem sie Treue und Gehorsam geschworen hatte. Kaum aber war Friedrich abgezogen, als auch der Schwur schon wieder gebrochen wurde. Die Mailänder, unzufrieden mit dem kaiserlichen Beamten, dem sie gehorchen sollten, empörten sich von neuem. Abermals zog Barbarossa vor die wortbrüchige Stadt und belagerte sie. Hartnäckig wurde sie von ihren Bewohnern vertheidigt. Der Kaiser aber schwur, nicht eher seine Krone wieder auszusetzen, als bis Mailand

8. Geschichte des Mittelalters - S. 182

1887 - Leipzig : Teubner
182 Schl. b. Gellheim. Albrecht von Östreich 1298—1308. Tasche, und schloß im Geheimen einen Vertrag mit Albrecht v' von Östreich, wodurch er diesem für eine Summe von 15 000 Mark die Königskrone zu verschaffen versprach. Er verabredete sich mit einigen andern Wahlfürsten, setzte Adolph unter mancherlei Anschuldigungen ab und wählte Albrecht zum König. Zwischen den beiden Gegenkönigen kam es zu einer Schlacht am Hasenbühl bei Gellheim unweit Worms. Adolph focht mit heldenmütiger Tapferkeit; Albrecht dagegen hatte mehrere Ritter verkleidet, daß sie feine Person vorstellten, und focht selbst in der Rüstung eines gewöhnlichen Ritters. Adolph, der im Kampfe seinen Gegenkönig aufsuchte, erlegte mehrere jener verkleideten Ritter, und als er endlich den wirklichen Albrecht ausgemittelt, stürzte er auf diesen ein und rief: „Hier müßt ihr mir das Reich und das Leben lassen!" Albrecht er- widerte: „Das steht in Gottes Hand," und schlug den Heranstürmenden mit dem Schwerte dermaßen über das vom Helm entblößte Haupt, daß er, auf den Tod getroffen, vom Pferde sank (1298). X/ijul Albrecht hatte ein abstoßendes Äußere; aus seinem durch den Verlust eines Auges entstellten Antlitz sprach -vc Härte und Selbstsucht. Er besaß eine maßlose Herrschsucht und verfolgte feine auf Ländererwerb gerichteten Pläne zpx, %/'■ mit Energie und starker Willenskraft, ohne Rücksicht auf Recht und Gerechtigkeit; aber trotzdem wollte ihm kein /, derartiger Plan gelingen. In Böhmen gelang es ihm nach dem Aussterben der alten Königsfamilie, feinen Sohn Rudolph auf den Thron zu bringen; aber dieser starb plötzlich schon im folgenden Jahre (1307), und nun erklärten die Böhmen, sie würden keinen Habsburger mehr als König annehmen, und wählten sich Heinrich von Kärnthen. Thüringen wollte Albrecht für sich als erledigtes Reichslehen in Besitz nehmen, weil es sein Vorgänger Adolph besessen habe; sein Heer aber wurde von Friedrich mit der ge-bissenen Wange und Diezmann bei Lucka (unweit Altenburg) dermaßen geschlagen, daß das Sprüchwort entstand: „Sie laufen wie die Schwaben bei Lucka."

9. Kurze Geschichte von Hessen - S. 41

1881 - Gießen : Roth
— 41 — „weißen Berg" Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig für Friedrich, den „Winterkönig" eintraten und den Krieg auf eigene Faust fortsetzten. Ernst von Mansfeld überfiel auf seinen Zügen auch Hessen, berannte die festen Schlösser, plünderte die Dörfer und brannte sie nieder. Er zerstörte die Ernten und schonte selbst nicht der evangelischen Gotteshäuser. Auch Darmstadt wurde von Mansfeld eingenommen und geplündert, der Landgraf jedoch, mit seinem Sohne Johaunes auf der Flucht vom Herrngarten nach Büttelborn gefangen genommen. Erst der Sieg Tilly's bei Höchst (1622) verschaffte denselben die Freiheit. Was die Schaaren Mansfelds übrig gelassen, das zerstörten nun die nachfolgenden kaiserlichen Heere, deren geworbene Söldner einen Unterschied zwischen Freund und Feind nicht machten. e) Bezüglich der Flucht des Landgrafen hat sich eine Sage gebildet, die Folgendes erzählt: Auf der Flucht kamen dem Landgrafen und seinem Sohne die Verfolger immer näher. Ihre Kräfte waren erschöpft. In höchster Noth suchten sie in einer Köhlerhütte Schutz, der ihnen auch, als man den Landgrafen erkannte, bereitwilligst gewährt wurde. Rasch wurden beide in unscheinbare Kleider gehüllt und die fürstlichen verborgen. Kaum war dies geschehen, als schon die Verfolger die Hütte betraten. Obgleich man dein Landgrasen und seinem Sohn Gesicht und Hände geschwärzt hatte, so erregte doch ihre Haltung Verdacht. Man fragte den Köhler und seine Frau, wer die Beiden wären, doch sie gaben ausweichende Antworten. Als man aber begann dieselben durch Mißhandlungen zum Geständnis zu bringen, da trat der Landgraf vor und sprach: „Laßt diese, ich bin der Landgraf, den ihr suchet!" Der Mansselder führte hierauf den Landgrafen und sein Kind auf seinen Streifzügen als Gefangene mit herum und ließ sie scharf bewachen. Einst, indem der Landgraf mit betrübtem Herzeu seiner fernen Lieben gedachte, hörte er ein leises Klopfen an dem Fenster seines Gefängnisses. Als er öffnete, bemerkte er den Köhler, welcher ihm mittheilte, daß seine Wächter schliefen und alles zur Flucht bereit sei. Das schlafende Kind wurde rasch geweckt und ohne Anstand gelangten sie in den nahen Wald, wo 2 Pferde ihrer harrten. Aber kaum hatten sie dieselben bestiegen, als die Flucht bemerkt wurde. Schon hörten sie den Hufschlag der sie verfolgenden Rosse. Das Pferd des Landgrafen, der sein Kind vor sich genommen hatte, fing an von der doppelten Last zu ermatten, der Zwischenraum zwischen ihm und seinen Verfolgern wurde immer kleiner, da, in einer Schlucht, sprang der wackere Köhler vom Pferde und erwartete die heran-stürmenden Feinte. Es gelang ihm dieselben einige Zeit aufzuhalten, doch mußte er schließlich der liebermacht erliegen und wurde ein Opfer seiner Treue. Der Landgraf aber, der dadurch einen Vorsprung gewann, kam glücklich in Sicherheit. f) Landgraf Ludwig Iv. war 1604 in Marburg ohne Erben gestorben. In feinem Testament hatte er seine beiden Vettern, Moritz, den Gelehrten, von Kassel und Ludwig V. von Darmstadt, zu seinen Erben eingesetzt, dabei jedoch bestimmt: „wer in seinen

10. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 79

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
79 Das Eindringen des Fremden zeigte sich besonders auch in den Vergnügungen und Festlichkeiten der Fürstenhöfe. Allerdings bildeten noch zwei echt deutsche Liebhabereien den Hauptinhalt der gewöhnlichen fürstlichen Belustigungen: die Jagd und das Trinken. In erschreckendem Maße wurde zum Nachteil des armen Mannes das Wild gehegt, dessen er sich nicht erwehren durfte; das Jagdverguügen der hohen Herren aber bestand nicht sowohl im anstrengenden Pirschen, als in dem bequemen Schießen aus dem verborgenen „Schirm", an welchem das Wild in Scharen vorbeigetrieben wurde. Das übermäßige Trinken, welches die Einsichtigeren unter den Fürsten ihren Unterthanen zu verbieten suchten, war an vielen Höfen gebräuchlich. Eine der auffallendsten Gestalten unter den Fürsten dieser Art ist Herzog Heinrich Xi. von Liegnitz, der würdige Sohn seines liederlichen Vaters Friedrich Iii., der im Jahre 1559 von kaiserlichen Kommissarien abgesetzt wurde. Sein Biograph Hans von Schweinichen hat uns in den Stand gesetzt, in diese verkommene Wirtschaft einen tiefen Blick zu thun. So sehr war die Völlerei ini Schwange, daß am kaiserlichen Hofe oft die wichtigsten Regiernngsgeschäfte nicht erledigt werden konnten, die fremden Gesandten warten mußten, weil die Räte schon in den Frühstunden betrunken waren. Kurfürst Christian von Sachsen legte durch dieses Laster den Grund zu seinem vorzeitigen Tode, Johann Georg führte den Namen des „Bierjörge". Durch alle Stände ging das nationale Laster des Trunks, so daß die Geistlichkeit in wohlgemeinten Schriften, wie die „Wider den Saufteufel", dagegen zu wirken suchte. Auch die ehelichen Verhältnisse blieben nicht so lauter und ungetrübt als vordem, wenngleich förmliche Sittenlosigkeit im ganzen erst der Zeit nach dem dreißigjährigen Kriege angehört. Leichtlebig war Joachim Ii. von Brandenburg (1535—1571), höchst anstößige Dinge gingen am Hofe von Jülich-Kleve vor sich, wo die Gemahlin des blödsinnigen Herzogs Johann Wilhelm Iii., Jakobäa von Baden, ihre Ausschreitungen mit dem Tode büßte. Die neue Art des Festprunkes zu entfalten, gaben namentlich fürstliche Vermählungen und Taufen Veranlassung. Zwar turnierte man noch bis in die zweite Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts nach alter Ritterweise, aber von da ab verlor sich der Geschmack an dem ernsteren Kampfspiel, besonders feit im Jahre 1559 König Heinrich Ii. von Frankreich an einer im Turnier erhaltenen Verwundung gestorben war. Maurisch-spanische Bräuche wurden nach Deutschland verpflanzt, seit
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