Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
440
aber die mit Ungestüm nachdrängenden Preußen trieben ihn *um Dorfe hinaus. 0
Abends 6 Uhr erschien der Kronprinz von Schweden auf dem Kampfplatze und nahm noch an der Verfolgung Theil.
_ Das war die berühmte Schlacht bei Dennewitz, eine reine Preußenschlacht, von welcher Bülow zum ewigen Andenken den Namen Graf Bülow von Dennewitz erhalten hat.
Die Völkerschlacht bei Leipzig.*)
(Der 16. bis 19. Oktober 1813.)
Durch das Bundesheer von allen Seiten bedrängt, konnte Napoleon nicht mehr in Dresden bleiben; er brach deshalb mit seiner ganzen Macht nach Leipzig auf. Die Verbündeten folgten ihm nach, lagerten sich um Leipzig und rüsteten sich zu einem großen Kampfe. Es galt einer letzten großen Entscheidung.
Rings um Leipzig war die Gegend von Napoleons Schaaren auf das Schrecklichste verheert und ausgeplündert. Die umliegenden Dörfer mit ihren halbzerstörten, menschenleeren Häusern boten em trauriges Gemälde des Krieges dar, und in Leipzig selbst wogten eine zahllose Menge Krieger und flüchtiges Landvolk, französische Kriegsbeamte und der ganze Troß, welcher einem Heere zu folgen pflegt, ^n beiden Heeren wurde nichts versäumt, was man für nothwendig hielt, um sich des Sieges in dem bevorstehenden Karnpse sicher zu machen. Unter solchen Vorbereitungen war der Morgen des 16. Oktober 1813 herangebrochen. Ein grauer Herbstnebel lag auf den Feldern; erst gegen 9 Uhr wurde es heller. Die feindlichen Heere standen sich im Umkreise von zwei Meilen gegenüber. Die Krieger von so verschiedenen Völkern boten in ihrem funkelnden Waffenschmucke, mit ihren flatternden Fahnen und glänzenden Kriegszeichen einen herrlichen Anblick dar. Unabsehbar zogen sich die Reihen der in Schlachtordnung ausgestellten Kämpfer hin.
Kaum hatten die Glocken die neunte Morgenstunde verkündet, als auf das verabredete Zeichen von drei Kanonenschüssen die Preußen und Russen gegen den Feind losbrachen. Die Erde erdröhnte bald unter dem Donner der Geschütze; der Nebel, welcher am Morgen die Gegend bedeckte, schwand, so daß die Sonne im hellsten Lichte die Schreckensscene beleuchtete. Das Schwarzenbergische Heer richtete seinen Angriff auf die Ortschaften im Südosten von Leipzig; ein anderer Theil der Oesterreicher stürmte gegen Lindenau im Westen an, während Blücher im Norden bei Möckern die Franzosen angriff. Fünf Stunden lang wurde die furchtbare Kanonade fortgesetzt. Der erste Sturm der Verbündeten war so gewaltig, daß die feindliche Schlachtreihe allenthalben zurückwich. Aber kaum
*) Zum Theil nach L. Thomas,'F. Schmidt, Reil u. 21.
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Extrahierte Personennamen: Bülow Graf_Bülow_von_Dennewitz Napoleon Napoleons Thomas,'F
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Viertes Buch.
so ungeheuren Opfern verfolgt wird, leuchtet ein. Also dem Kaiser
muß man sich opfern mit Gut und Blut für die Plane und Entwürfe,
die nur für ihn, nicht für Frankreich sind.
Indessen meinte Napoleon nicht, daß diese Stimmung, die im
klebrigen auch erst im Aufkeimen war, ihn zu kümmern brauche. Um
so weniger glaubre er's, als noch einmal die Sonne eines glanzenden
Erfolges anderwärts lachte. Er war aus Spanien gegangen, weil
Oestreich wieder rüstete. Da der spanische Krieg einen Theil der Kräfte
des Kaisers beschäftigte, glaubte das östreichifche Kabinet, die Zeit der
Freiheit sei gekommen. Es hatte furchtbar gerüstet und der französi-
schen Eonscription, welche schon das Directorium eingeführt, eine
deutsche Volksbewaffnung, die Landwehr, entgegengestellt. Am 27.
1809 März 1809 erklärte Oestreich den Krieg an den Kaiser und die Deut-
schen wurden aufgefordert, sich für die alte Freiheit und Selbstständig-
keit zu erheben. Aber noch war die Zeit nicht erfüllt, noch ein-
mal stand der Kriegsgott mit dem Kaiser Napoleon. Entscheidend
stand er zu ihm bei Eckmühl und Regensburg 19 — 23. April, schwan-
kend bei Aspern und Eßlingen 21. und 22. Mai, aber entscheidend
1809 wieder bei Wagram 5. und 6. Juli 1809. Wagram machte allen
Hoffnungen ein Ende und abermals mußte von Oestreich ein bitterer
1809 Friede 14. Oclbr. 1809 geschlossen werden. Äarin verlor Oestreich
einen Theil seines Polens, von dem ein kleiner Theil an Rußland,
der bei weitem größere an Warschau kam. Neußland hatte in diesem
Kriege mit den Waffen für Frankreich gegen Oestreich gestritten. Salz-
burg und das Jnnviertel kamen an Baiern, einen Theil von Krain und
Karnthen behielt der Kaiser für sich selbst und bildete daraus die illyri-
schen Provinzen. Triumphirend kehrte er nach Paris zurück. Es
waren aber in diesem Streite bedeutsame Zeichen, daß die deutsche
Nation wider ihn geworden, hervorgetreten, und nicht allenthalben
war Oestreichs Stimme ungehört geblieben. Tirol war gegen die auf-
genötbigte bairische Herrschaft aufgestanden und konnte nur durch die
Uebermacht und nach dem heldenmüthigsten Widerstande niedergewor-
fen werden. In Norddeutschland war der preußische Major Schill
ausgetreten und eine Schaar kühner und verwegener Männer hatten sich
mit ihm gegen die Macht des Kaisers gesetzt, hoffend^ sie würden ganz
Norddeutschland bewegen. Schill und viele der Seinen fanden in
1809 Stralsund einen ehrenhaften Untergang 31. Mai 1809.
Für den Kaiser aber schien der Sieg über Oestreich eine neue Bürg-
schaft zu sein. Ueberhaupt um diese Zeit stand er auf seinem Höhe-
puncte. Das Continentalspstem mußte auch von Oestreich angenom-
men werden. Nicht minder schloß Schweden eine Allianz mit Frank-
reich, erklärte den Krieg an England und so ward diese Macht fast
ganz aus Europa herausgedrückt. Der Einfluß deskaisers und Frank-
reichs schien auch dadurch steigen zu müssen, daß der französiffhe Mar-
schall Bernadotte von Karl Xiii. von Schweden, weil er kinderlos,
adoptirt, und von den Ständen zum Thronfolger bestimmt ward
1810 28 Aug. 1810. Die Feindschaft des Kaisers gegen die alten
Fürstenhäuser ist nicht erloschen. Sie waren noch immer alle zum
Untergange bestimmt, aber die neue Dynastie Napoleons, überzeugt,
daß es Etwas in der Meinung der Menschen sei, dem altfürstlichen
Blut anzugehören, sucht doch dasselbe in sich aufzunehmen. Schon
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Oestreich Napoleon Wagram Oestreich Oestreich Oestreichs Major_Schill Schill Oestreich Oestreich Karl_Xiii Karl Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Deut- Regensburg Aspern Polens Warschau Frankreich Baiern Krain Paris Norddeutschland Norddeutschland Schweden England Europa Frank- Schweden
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großen, verwunderungsvollen Blick im Kreise um sich her; dann stund
er auf und Legab sich nach Leipzig, wo er gegen neun Uhr eintraf.
Nach Mitternacht, als der Mond aufging, begann der Rückzug des
ganzen Heeres durch Leipzig. Nur Ei,re Brücke führte aus der Stadt
über die Elfter auf die Landstraße. Da war nun ein Drängen und
Treiben ohne Gleichen. Die Angst trieb jeden Franzosen vorwärts. Und
wohl mochten sie auch nun machen, daß sie davon kamen, denn die
Nüssen saßen ihnen auf der Ferse. Kaum graute der Tag, so stürmten
die Preußen auf Leipzig los, drangen in die Stadt und nahmen ge-
fangen, was ihnen vorkam. Napoleon hatte in der Leipziger Schlacht
30.000 Mann durch den Tod, und mehr als 40,000 durch Verwun-
dung und Gefangenschaft verloren; die Verbündeten zählten mehr als
40.000 Todte und Verwundete. Viel verloren die Franzosen auch noch
auf dem Rückzug; denn in der Verwirrung eilte Alles durcheinander
hin, und hinterher die Verbündeten, um die Angst zu vergrößern. Als
Napoleon in die Gegend von Hanau kam, siehe, da traten ihm die
Bayern, welche sich von ihm losgesagt hatten und zum Bund übergetreten
waren, in den Weg, und er mußte sich mit vielem Verlust hier durch-
schlagen , ehe er fortkam. Darauf zog er in großer Eile von dannen
über den Rhein. Die Sieger aber besetzten alle Länder bis an diesen
Fluß, befreiten Holland und die Schweiz und nahmen den Franzosen eine
Menge Festungen in Deutschland ab, welche von ihnen noch besetzt waren.
So herrlich schloß das Jahr 18l 3.
204. Die Schlucht bei Waterloo.
(18. Juni 1815.)
Nach der Eroberung von Paris durch die Heere der Verbünde-
ten im Jahr 1814 war Napoleon zur Abdankung genöthigt und auf
die Insel Elba verwiesen worden. Aber während eben die Beherr-
scher von Europa in Wien versammelt waren, um Alles, was durch
Napoleons Gewaltherrschaft in Unordnung gerathen war, wieder zu
ordnen, brach dieser in Frankreich ein und stand bald wieder in
seiner alten Macht da. Die Verbündeten rüsteten sich aufs neue
zum Kampf. Ueber eine halbe Million Krieger ward aufgeboten.
115.000 Preußen, geführt von dem tapfern Feldmarschall Blücher,
und 30,000 Engländer, ebenso viel Niederländer und 40,000 Deut-
sche (aus Hannover, Braunschweig und Nassau), geführt von dem
J
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleons Feldmarschall_Blücher
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Leipzig Leipzig Hanau Rhein Holland Deutschland Paris Elba Europa Wien Napoleons Frankreich Hannover Braunschweig Nassau
— 35 —
des Rheinstromes Zutritt. Da vorwiegend die rechte Rheinseite der Sonne zu-
gekehrt ist, wird diese mit Reben bepflanzt. Nur bei Talwindungen nach 0. erholt
die linke Talwand den Vorzug (Bacherach, Oberwesel, Boppard). Die Reben-
Pflanzungen des Rheintales wurden durch den Terrassenbau ermöglicht. Dieser
gewährt dem Winzer bequemen Zutritt zu den Weinbergen und schützt letztere bei
starken Regengüssen vor dem Abschwemmen der fruchtbaren oberen Ackererde
(Humus). Dem Abschwemmen sncht man ferner durch künstliche „Schieferdeckung
am Grunde der Stöcke" vorzubeugen; außerdem sieht man hierin ein Düngemittel
für den Weinstock.
Die Lurlei.
Am Rhein reihen sich Burgen, schöne Städtchen, Flecken und Dörfer nahe
aneinander.
Von Ahmannshausen führt eine Zahnradbahn nach dein Niederwald.
Schräg gegenüber von Aßmannshansen erblickt man am linken Rheinufer das
schöne Schloß Rheinstein, einen majestätischen Bau aus einem 80 m hohen Felsen-
vorsprung, der schroff zum Rhein abfällt. Das Schloß gehört dem Prinzen Heinrich
von Preußen.
Bekannt ist ferner die Stadt Caub, Mittelpunkt der rheinischen Schiefer-
gewinnung. Der Ort bildet eine lange Häuserreihe und wird von der vor kurzem
ausgebauten Burg Gutenfels überragt. In der Nähe, mitten im Rhein auf einem
Felsen steht „die Pfalz", ein altes Jnselschloß aus dem 14. Jahrhundert, das
früher als Zollerhebungsstelle diente. In der Neujahrsnacht. 1814 setzte der pren-
ßische Feldmarschall Blücher bei Canb über den Rhein, um deu Kampf gegen
Navoleon I. jenseits des Rheines fortzusetzen. Zur Erinnerung an diese große
Zeit und zur Ehrung des Helden wurde 1894 an der Uferstelle, gegenüber der
Pfalz, wo Blücher über den Rhein ging, das Blücherdenkmal errichtet.
3*
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich
von_Preußen Heinrich Blücher
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526
setzen sei. Nach langem Erwägen entschloß man sich, den fran-
zösischen Boden zum Kriegsschauplätze zu wählen und das Herz
des Feindes in dessen Hauptstadt zu treffen. 2" dieser Absicht
sollte das Hauptheer durch die Schweiz in Frankreich eindringen,
das schlesische bei Mainz über den Rhein gehen und die Nord-
armcc über Holland in Belgien vorrücken.
Der Nheinübergang des Hauptheeres erfolgte bei Basel,
Laulenburg und Schaffhausen in der Nacht vom 20. zum
2>. December. Blücher bewerkstelligte den ftinigcn in der Nacht
zum 31. mit dem Schlage der Mitternacht, die das alte Jahr
schloß, auf drei Punkten, Mannheim, Kaub und Koblenz.
Napoleon hatte geglaubt, daß, wenn die Verbündeten den Ueber-
gcmg wagten, die achtundachtzig Festungen, welche die Nord-
grenze seines Reichs bedeckten, sie vor der Hand genugsam beschäf-
tigen würden; allein seine Feinde hatten ihm den großen Krieg
abgclcrnt, sie vernachlässigten die Festungen und marschirtcn gegen
die Hauptstadt. Die Linie der Vogesen war, wie die des Rheins,
ohne Schwertschlag entwaffnet. In dem Augenblicke, wo Napo-
leon Paris verließ, waren die beiden Heere Schwarzenbergs und
Blüchers schon auf dem Punkte, sich in der Champagne mit
einander zu vereinigen. Die Nordarmee drang über Belgien vor,
die Oesterreicher rückten üus Italien heran, und die Engländer
zeigten sich an den Pyrenäen. Ohne Unterstützung von dem
Volke, das ruhig den Gang der Ereignisse abwartete, stand er
auf diese Weise mit einer geringen Anzahl alter Krieger einer
ganzen Welt gegenüber. Auf die eigene Kraft beschränkt, ent-
wickelte er im Unglücke wiederum die ausgezeichneten Feldherrn-
talente, die ihn in etwas mehr als einem Jahrzchent auf den
höchsten Gipfel menschlicher Größe erhoben hatten, und die ihn in
den Jahrbüchern der Geschichte unsterblich machen werden. Seine
Ankunft bei Chalons belebte das Vertrauen seiner Armee auf's
Neue. Er befahl alsbald den Corps, welche sich um diese Stadt
concentrirt hatten, die Offensive zu ergreifen, und nachdem er
am 27. Januar eine Vorhut der Verbündeten geworfen, erschien
er am 29. plötzlich vor Brienne, wo Blücher mit seinem
Heere stand. Es war schon Dämmerung; dennoch begann der
Kampf, der biö Mitternacht dauerte, den Franzosen aber den
Sieg verlieh und Blücher aus der im Feuer stehenden Stadt ver-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Mainz Rhein Holland Belgien Basel Laulenburg Schaffhausen Mannheim Kaub Koblenz Rheins Paris Schwarzenbergs Italien
540
,Elftes Hauptstm.
brach, und am 4., 5. und 6. eine Schlacht anzuspinnen
suchte. Blücher gieng hinter die Neisse und Queiß zu-
rück; Schwarzenberg rvarf Truppen ins Sächsische bei
Pirna; mit ihnen stand Napoleon schon den 8. in vol-
lem Gefecht: da kam Nachricht, der Generalissimus führe
60,000 Oestreicher über L.mtmeritz gegen Numburg, und
augenblicklich stieg Napoleon das Erzgebirg hinan, um
die an der Eger zurückgebliebnen Truppen in Schwar-
zenbergs Abwesenheit zu schlagen. Aber auch Dieser
hatte schon wieder umgewandt: nach blutigen Scharmü-
tzeln am 10. und 11. sah Napoleon am 12. von den Gi-
pfeln des Gebirgs die gesammle böhmische Armee den
Sieg von Denncwitz feierlich begehen. Er verzweifelte
an der Möglichkeit, den Marsch in die Tiefe zu erzwin-
gen, und schickte seine Garden zurück. Jetzt wollte Schwar-
zenberg mit der Hauptarmee über Chemnitz und Freiberg
nach der erfurter Straße vvrrückcn; doch Napoleon hatte
die Garden bereits wieder herbesthieden, siegte den 15.
und 16. in mehreren Treffen, und versuchte am 17. den
Durchbruch in die Ebne: der entscheidende Angriff bei
Nollcndorf mißlang; während dc-S 18. beobachteten stch
die beiden Gegner von 2 Kuppen des Gebirgs: am 19.
marschierte Napoleon nach Pirna, wo er während des
20. blieb, um den 21. auf Btüchnr loszustürmen, wel-
cher ihm die Täuschung beigebracht hatte, als gedenke er
bei Bischoffswerda eine Schlacht anzunehmen; allein den
24. mußte Napoleon unverrichteter Dinge zum zehnten-
mal nach Dresden kehren. Endlich) reifte bei den Ver-
bündeten der Plan, das geschwächte, abgcmüdete Fran-
zosenheer mit ihrer Gesammtmacht zu erdrücken, und
zwar sollte Fürst Schwarzenberg nordwärts in die Ebe-
nen von Sachsen, Graf Benningsen mit frischen Trup-
pen aus dem Polnischen in die Stelle Schwarzenbergs
einrücken, Blücher dem Kronprinzen Bernadotte ent-
gegen, und mit ihm vereinigt südwärts ziehen. Der
letztere Punkt unterlag großen Schwierigkeiten. Berna-
dotte wünschte den Besitz von Norwegen; da ihm Na-
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Extrahierte Personennamen: Schwarzenberg Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Bischoffswerda Napoleon Fürst_Schwarzenberg Graf_Benningsen Bernadotte
358
Achtes Hauptstück.
in Italien dem Einsturz nahe. Sobald daher Sidney
Smith, um sich mit Vorräthcn zu versehen, von Aegyp-
ten nach Cypern segelte, eilte Napoleon mir Lannes, Ber-
thier, Murat, Andreossy und Marmont geheimnißvoll nach
Alexandrien, fand im Hafen die Fregatten Muiron und
la Carrere, die Schebecken Revanche und Fortune, Fahr-
zeuge, die Admiral Gantheaume scheinbar zur Ueber-
farth Berthiers gerüstet hatte, schrieb Nachts den 23. Aug.,
schon an Bord des Schiffs, der Armee, daß er sie auf
kurze Zeit verlasse, dem General Kleber, daß er ihm
den Oberbefehl übertrage, und stach wenige Stunden dar-
aus mit kaum 500 Mann in die von Engländern durch-
kreuzte See. „Halten Sie sich, » sagte er zu Gan-
theaume, „bis südwärts von Sardinien nah' an die Küste
Afrikas: sehen wir Engländer, so laufe ich auf den Strand,
führe meine Schaar nach Tunis oder anderswohin, und
schiffe mich wieder ein." Erst nach 21 Tagen wehte gün-
stiger Wind: sie eilten an Sardinien vorüber, mußten
jedoch, da der Wind plötzlich umschlug, den 1. Okt. in
Napoleons Geburtsstadt Ajaccio landen. Die Einwohner
sammelten sich um ihren großen Landsmann, so daß seine
Amme nicht zu ihm dringen konnte; kaum aber sah er
Diese, so brach er in ein freundliches „cara madre» aus.
Den 7. verließ er Korsika; den 8. Abends signalisirten
sie ein englisches Geschwader von 14 Segeln: Alle zit-
terten; selbst Gentheaume hatte den Kopf verloren, und
wollte nach Korsika zurück. „Nein!" rief Napoleon ge-
bieterisch, „alle Segel aufgesetzt, Jeder an seinen Posten,
gegen Nordwest vorwärts!» Folgenden Tags um 8 Uhr
erblickten sie die Rhede von Frejus. Der Ruf: „Bona-
parte ist da!" erfüllte die Stadt mit Jubel: alsbald
wimmelte das Meer von Fahrzeugen: umsonst erinnerte
Napoleon an die Quarantäne: man trug ihn ans Land,
unter dem Geschrei: „lieber die Pest als die Oestreicher!»
In Städten und Dörfern, durch die Napoleon kam, er-
tönten Glocken, wehten Fahnen von den Thürmen, flamm-
ten Nachts Freudenfeuer von den Höhen. Zu Paris nahm
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Sidney
Smith Napoleon Murat Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon
Schlacht bei Paris. 287
bteau, und dennoch kam er zu spät, sein Schicksal war bereits
entschieden.
Die beiden Marschälle Marmont und Mortier hatten etwa
23.000 Mann nach Paris zurückgebracht; die dortigen schwachen
Bestände und die National-Garde eingerechnet mochten etwa
40.000 Mann zur Vertheidigung der Hauptstadt vorhanden sein.
Die Kaiserin verließ am 29. mit ihrem jungen Sohne, dem
Könige von Rom, die Stadt; ihrem Beispiele folgten die Groß-
würdenträger und unendlich viele bemittelte Einwohner, während
große Schaaren von Flüchtlingen in der Hauptstadt Schutz vor-
dem Heere der Verbündeten suchten. König Joseph suchte zwar
zu beruhigen und mit der nahen Ankunft des Kaisers zu trösten,
doch auch Proclamationen der Verbündeten wurden zahlreich in
der Stadt durch Royalisten verbreitet, die von jedem Widerstand
abmahnten. Dennoch siel die Stadt nicht ohne ernstlichen Kampf,
da man es nicht mit dem ganzen Heere der Verbündeten zu thun
zu haben meinte, sondern nur mit einem abgeschnittenen Corps.
Marmont hatte die Ostseite, Mortier die nördliche zu ver-
theidigen übernommen; auf jener begann am Morgen des 30.
der Kampf, doch anfänglich mit so schwachen Kräften, daß selbst
die preußischen Garden herangezogen werden mußten, da diese
zunächst zur Hand waren. Erst nach Mittag waren größere
Streitkräfte herangekommen, der Angriff wurde nun ein allge-
meiner. König Joseph, dem Napoleon den Oberbefehl in
Paris vertraut hatte, verließ Paris und eilte der Kaiserin nach;
er bevollmächtigte nur die Marschälle zu unterhandeln und sich
nach der Loire zurückzuziehen. Schon um 4 Uhr hatte Mar-
mont seine Stellung aufgeben müssen, ebenso Mortier auf der
Nordseite der Stadt; überall waren die Franzosen bis an die
Barrieren zurückgetrieben worden. Doch theuer genug ward die-
ser letzte Sieg erfochten, die Verbündeten zählten 8000 Todte und
Verwundete, die Franzosen hatten einen doppelt so großen Ver-
lust. Ein Waffenstillstand machte dem weiteren Kampfe ein Ende,
und eine Uebereinkunft setzte fest, daß bis zum 31. März Mor-
gens 7 Uhr die Stadt von den französischen Truppen geräumt
fein müsse; die später noch darin vorgefunden würden, sollten
kriegsgefangen sein.
Napoleon, in der Nacht von Fontainebleau nach Paris eilend,
traf auf Reiterei und Geschütz, das, dem Corps Mortier's ge-
hörig, abgeführt wurde, und erfuhr hier von dem Abschluß der
Verhandlungen. Man rieth ihm dringend, nicht in die Stadt
zu gehen, und dies bestimmte ihn, den ihn begleitenden Caulain-
court zum Kaiser Alexander zu senden, um neue Unterhandlungen
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Extrahierte Personennamen: Marschälle_Marmont Mortier Joseph Marmont Mortier Joseph Napoleon Mortier Napoleon Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Rom Paris Paris Fontainebleau Paris
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Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
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Das war die berühmte Schlackt bei Dennewitz, eine reine Preu-
ßenschlacht, von welcher Bülvw zum ewigen Andenken den Na-
men Graf Bülow von Dennewitz erhalten hat.
Die Völkerschlacht Lei Leipzig.*)
(Der 16. bis 19. Otober 1813.)
Durch das Bundesheer von allen Seiten bedrängt, konnte^ Na-
poleon nicht mehr in Dresden bleiben; er brach deshalb mit seiner
ganzen Macht nach Leipzig ans. Die Verbündeten folgten ihm nach,
lagerten sich um Leipzig und rüsteten sich zu einem großen Kampfe.
Es galt einer letzten großen Entscheidung.
Rings um Leipzig war die Gegend von Napoleons Schaaren
auf das Schrecklichste verheert und ausgeplündert. Die umliegen-
gen Dörfer mit ihren halbzerstörten, menschenleeren Häusern boten
ein trauriges Gemälde des Krieges dar, und in Leipzig selbst ivog-
ten eine zahllose Menge Krieger und flüchtiges Landvolk, französische
Kriegsbeamte und der ganze Troß, welcher einem Heere zu folgen
pflegt. In beiden Heeren wurde nichts versäumt, was man für
nothwendig hielt, um sich des Sieges in dem bevorstehenden Kampfe
sicher zu machen. Unter solchen Vorbereitungen war der Morgen
des 16. Oktober 1813 herangebrochen. Ein grauer Herbstnebel lag
auf den Feldern; erst gegen 9 Uhr wurde es heller. Die feind-
lichen Heere standen sich im Umkreise von zwei Meilen gegenüber.
Die Krieger von so verschiedenen Völkern boten in ihrem funkelnden
Waffenschmucke, mit ihren flatternden Fahnen und glänzenden Kriegs-
zeichen einen herrlichen Anblick dar. Unabsehbar zogen sich die
Reihen der in Schlachtordnung aufgestellten Kämpfer hin.
Kaum hatten die Glocken die neunte Morgenstunde verkündet,
als auf das verabredete Zeichen von drei Kanonenschüssen die Preu-
ßen und Russen gegen den Feind losbrachen. Die Erde erdröhnte
bald unter dem Donner der Geschütze; der Nebel, welcher am Mor-
gen die Gegend bedeckte, schwand, so daß die Sonne im hellsten
Lichte die Schreckensscene beleuchtete. Das Sckwarzenbergische Heer
richtete seinen Angriff auf die Ortschaften im Südosten von Leipzig;
ein anderer Theil der Oesterreichec stürmte gegen Lindenau im We-
sten an, während Blücher im Norden bei Möckern die Franzosen
angriff. Fünf Stunden lang wurde die furchtbare Kanonade fort-
gesetzt. Der erste Sturm der Verbündeten war so gewaltig, daß
die feindliche Schlachtreihe allenthalben zurückwich. Aber kaum be-
merkte Napoleon das Weichen der Seinigen, als er die tapfersten
Schaaren zusammenraffte und den Angriff erwiderte. — Um Wa-
chau und Liebertwolkwitz tobte ein furchtbarer Kampf. Sechs
Angriffe der Verbündeten wurden nach und nach auf diesen Punkten
*) Zum Thetl nach L. Thomas, F. Schmidt, Reil u. A.
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Extrahierte Personennamen: Graf_Bülow Napoleons Napoleon L._Thomas F._Schmidt Reil
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Marschall von Sachsen Muth gemacht, sich
(1746 Febr.) der Hauptstadt Brüssel zu ba
mächtigen, in welcher 17,000 Mann, theils
Oestreicher, theils Holländer, nebst 17 Ger
neralen, iir seine Gefangenschaft geriethen.
Der östreichische Minister, der in der Folge
so berühmte Graf von Kaunitz, und die
holländischen Gesandten, die sich damahls in
Brüssel befanden, erhielten die Frenhert, sich
zu entfernen. Die Alliirten mußten nun
den Franzosen ganz Brabant überlassen; diese
eroberten auch die Festungen Mons, St.
Giuslain, Charleroi und Namur, deren Ver
satzuugen sich ihrer Gefangenschaft unterwerr
fen mußten. Der Marschall von Sachsen
wollte diesen glanzenden Feldzug nicht eher
beschließen, als bis er die alliirte Armee
unter dem Prinzen Karl würde über die
Maas zurückgedrängt haben. Dieser Armee
war die seinige an Zahl überlegen; er wagte
also um so wertiger. Als sich seine Armee
aus dem Lager bey Tongern ( io. Oct.) in
Bewegung setzte, rückte ihm das Heer der
Vereinigten sogleich entgegen. So erfolgte
(n. Oct.) die Schlackt bey dem Dorfe Raur
coux. Der linke Flügel, den die Holländer
und
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Muth Kaunitz Karl Karl Maas