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1. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 8

1910 - Düsseldorf : Schwann
auf die linke Rheinseite über und kamen dadurch ganz unter römische Oberhoheit. Andere Stämme ober, die ihre Feindschaft gegen Rom bewahrten, zogen sich immer weiter in ihre unzugänglichen Wälder und Sümpfe zurück. Infolgedessen war läugs des ganzen Niederrheins auf dem rechten Ufer ein völlig unbewohnter und jbüfter Landstrich entstanden. Die leeren Gebiete benutzten die Rönttr als Weideplätze für ihre Pferde. Auch wurden dort von den röttischen Legionen Ziegeleien angelegt. Das bezeugen ausgegrabeue Ziegelsteine, deren Stempel außer der Legionsnummer die Bezeichnung „jenseit des Rheins" enthält. Von besonderer Wichtigkeit oar der Besitz des rechten Ufers für die Sicherheit der linken Seite Men die Angriffe der Germanen und für die freie Schiffahrt auf demrheine. Landwehren, Schanzen und Heerstraßen. Um auchbei vorübergehendem Aufenthalte auf dein rechten Ufer vor plötzlichu Überfällen sicher zu fein, bauten die Römer hier Landwehren, Lchanzeu uni) befestigte Heerstraßen. Die Landwehren bestanden am Niederrhein aus Erdwällen, die mit undurchdringlichem Gebüsq bedeckt und au der dem Feiude zugekehrten Seite mit einem breitet Graben versehen waren. An der Innenseite zog sich ein Weg für die Verteidiger hin, der von zwei kleineren Gräben begleitet war. Die in regelmäßigen Zwischenräumen von je tausend Schritt aigelegten Schanzen warnt entweder Lager zur Aufnahme der Trugen beim Marsche oder Warthügel mit Signalvorrichtungen. Die Kerstraßen bildeten fahrbare, mit Holz befestigte Dammwege, sogenannt,Knüppeldämme, die meist nn beiden Seiten durch Gräben und kleinee Dämme geschützt waren. Mehrere solcher römischen Straßen fürten auch durch das Gebiet der Stadt Düsseldorf. Eine fiel ziffaitnen mit der Cölner, Pempelforter, Derendorfer, Anna- und Ulnenstraße. Sie wurde am Wehrhalui von einer östlich führenden Straß gekreuzt. Durchschnitt einer alten Römerstraße, deren Reste an der Grafenberger Allee noch vor wenigen Jährender Anlage der Villenkolonie zu erkennen waren. Der Name Wehrhahn, früher „Wehrhagen", erinnert no« an jene Zeit. An der Ostgrenze des heutigen Stadtgebietes zo sich die hochwasserfreie, rechtsrheinische Uferstraße hin, die, von Aden und Unterbach kommend, bei Haus Morp die Düfsel übers«ritt und am „Kickwiet" vorbei nach Ratingen führte. Die linktheinische

2. Teil 2 - S. 58

1882 - Leipzig : Brandstetter
58 Deutscher Handel am Ausgang des Mittelalters. Fluren, Getreidefelder, Weinberge, ländliche und vorstädtische Blumen- und Obstgärten, überall schöne Gebäude, anmutige Landhäuser, Schlösser auf den Bergen, ummauerte Städte. Durchwandern wir nur die merkwürdigsten derselben, so wird die Herrlichkeit dieses Volkes, der Schmuck dieses Landes uns klar entgegenleuchten. Wo giebt es in ganz Europa eine prachtvollere Stadt als Köln mit seinen herrlichen Kirchen, Rathäusern, Türmen und bleigedeckten Gebäuden, seinen reichen Einwohnern, seinem schönen Strom und seinen fruchtbaren Gefilden ringsum? Wir gehen weiter nach dem volkreichen Gent und Brügge, den Handelsniederlagen des ganzen Abendlandes, wo zwar französisches Recht zu gelten scheint, Sprache und Sitte aber deutsch sind, dann nach den anmutigen Städten Brabants, Brüssel, Mecheln, Antwerpen und Löwen. Zum Rheinstrom zurückkehrend, erblicken wir Mainz mit prächtigen Kirchen und anderen herrlichen, sowohl öffentlichen als Privatgebäuden; nur die Enge der Straßen wäre zu tadeln. Weiterhin Worms, wenn auch keine große, doch eine recht hübfche Stadt. Auch das sehr bevölkerte und schön gebaute Speier wird niemand mißfallen." Straßbnrg mit seinen Kanälen sei ein zweites Venedig, aber gesünder und anmutiger, weil Venedig von salzigen und übelriechenden, Straßburg von süßen und Hellen Gewässern durchströmt sei. Außer dem Münster, einem höchst bewunderungswürdigen Bauwerk, gäbe es dort viele andere hervorragende Kirchen und Klöster; mehrere der geistlichen und bürgerlichen Häuser feien so schön, daß kein König sie zu bewohne» sich schämen würde. Ju Basel seien die Dächer der Kirchen und der Privathäuser mit vielfarbigen und glänzenden Ziegeln gedeckt, was bei daranf fallenden Sonnenstrahlen einen herrlichen Anblick gewähre. Die reinlich gehaltenen, mit Gärten, Brunnen und Höfen versehenen Bürgerhäuser seien von außen glänzend weiß und bemalt. Bern sei so mächtig, daß es mit leichter Mühe zwanzigtausend Bewaffnete ins Feld stellen könne. Augsburg übertreffe an Reichtum alle Städte der Welt; auch in München herrsche sehr großer Glanz. „In Österreich ist Wien die vorzüglichste Stadt mit wahrhaft königlichen Palästen und Kirchen, die Italien bewundern könnte. Den Eindruck der St. Stefanskirche zu schildern, müssen wir aus Mangel an Darstellungsgabe unterlassen. Unmöglich ist es, Nürnberg zu übergehen. Wenn man, ans Niederfranken kommend, diese herrliche Stadt aus der Ferue erblickt, zeigt sie sich in wahrhaft majestätischem Glanze, der beim Eintritt in ihre Thore durch die Schönheit ihrer Straßen und die Sauberkeit ihrer Häuser bewährt wird. Die Kirchen zu St. Sebald und St. Lorenz sind ehrwürdig und prachtvoll, die kaiserliche Burg blickt stolz und fest herab, und die Bürgerhäuser scheinen für Fürsten gebaut. Wahrlich, die Könige von Schottland würden wünschen, so gut wie die minder bemittelten Bürger von Nürnberg zu wohnen . . . Aufrichtig zu reden, kein Land in Europa hat bessere und freundlichere Städte, als Deutschland. Ihr Äußeres ist frisch und neu; es ist, als wären sie erst vorgestern fertig geworden."

3. Erläuterungen zu F. Hirts Bilderschatz zur Länder- und Völkerkunde - S. 47

1896 - Leipzig : Hirt
Îy. Volksgebräuche. 47 gäste. Mittelst einer grossen Treppe aus 186 breiten und bequemen Stufen gelangt man auf das Felsenplateau des Oberlandes. Der Felsgrund ist nur mit einer dünnen Schicht Fruchterde überdeckt, die Kartoffeln, Gerste und einiges Gesträuche hervorbringt. Hier liegt die kleine, aber freundliche Ortschaft. Etwa 350 Häuser stehen in dichten Reihen. Der Turm einer schönen Kirche ragt hervor. Näher an der Küste erhebt sich einsam, „mit grossem, feuerrotem Auge" schauend der Leuchtturm. V4 Stunde östlich von Helgoland dehnen sich wellige Sandhügel aus. Das sind die seit 1713 von der Insel getrennten Dünen des Eilands. Sie sind von Felsstücken umgeben. Seit ungefähr 70 Jahren ist auf ihnen ein Seebad eingerichtet. Die Dünen besitzen „den herrlichsten Badestrand der "Welt".*) Helgoland ist als ein Trümmerrest deutschen Bodens anzusehen. Es gehörte früher zu Schleswig, ging 1807 in den Besitz Englands über. Seit 1890 aber ist „die Perle der Nordsee" wieder in den Besitz Deutsch- lands gekommen. Helgoland soll durch starke Befestigungen in den Stand gesetzt werden, die deutsche Nordseeküste wirksam zu schützen. Der Wahrspruch auf Helgolands Fahne lautet: „Grön is dat Land, — Eoot is de Kant', Witt is de Sand, — Dat is de Flagg vunt' hillige Land." 15. Von hervorragenden deutschen Kirchenbauten vermitteln uns die Bilder 54 b, c, d und e eine klare Vorstellung. Der Dom zu Worms, 54b, stammt aus dem 12. Jahrhundert. Er ist in romanischem Stile erbaut, d. h alle Thüren und Fenster schliessen oben in einen runden Bogen ab. Auffallend sind die 4 schlanken Türme und die Kuppelbauten. Bild c und d veranschaulichen den gotischen Baustil. Das Eigentümliche desselben besteht darin, dass Thüren und Fenster in spitzen Bogen zulaufen. Die Marienkirche in Lübeck ist aus Backsteinen, das Münster von Strassburg aus Hausteinen erbaut. An letzterem ist die grosse Fensterrose über dem Haupteingange merkenswert. Zu dieser Art von Bauwerken gehört auch der Kölner Dom. Bild 54 e ist bereits bei Berlin besprochen. Iy. Volksgeforäuclie. Von eigentümlichen Yolksgebräuchen in deutschen Landen bietet unser Bilderschatz drei sehr interessante Abbildungen. 1. Bild 41a veranschaulicht ein Stück aus dem Karnevalszuge am Rosenmontag in Köln. Hier ist der Karneval ein Volksfest, an dem sich die ganze Bevölkerung beteiligt. Unser Bild zeigt eine winterliche Landschaft. Die Bäume, die Dächer der Häuser und Kirchen sind mit Schnee bedeckt. Auf dem geräumigen Markt und in den Strassen wogt eine ungeheure Yolksmenge. Die Häuser sind bis auf die Dächer mit *) Nach Ansicht der Geographen werden Insel und Dünen durch die nagenden Wogen ihrer Auflösung entgegengeführt.

4. Anfangsgründe der Erdkunde - S. 27

1898 - Halle : Anton
27 Stadt der Kirchen und Klöster, mit zahlreichen Trümmern von Tempeln und Prachtbauten ans der Römerzeit (470). c) Die Tiefebene von Neapel ist vom Boltnrno reich bewässert und daher ein reizvoller Fruchtgarten. Hier liegt Neapel, die größte und schönste Stadt Italiens (530). Östlich von Neapel erhebt sich der Vesuv, der durch seine vul- kanischen Ausbrüche oft die Umgegend verheert hat; an seinem Fuße liegen die Ruinen der im Jahre 79 n. Chr. durch einen Aschenausbruch ver- schütteten und teilweis wieder bloßgelegten Römerstadt Pompeji. 137] ftlitltit und Pflanzenderke. Je weiter man in Italien nach S. kommt, desto milder ist der Winter, desto heißer der Sommer. Daher finden sich in der Tiefebene des Po noch vielfach die deutschen Pflanzen, südlicher dagegen die Olive, der Citronen- und Orangenbaum. In vielen Gegenden nährt der Maulbeerbaum die Seidenraupe.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 22

1910 - Halle a.S. : Gesenius
— 22 — 3. Die A n 1 a g e ging unter vielfacher Benutzung früherer Feldbefestigungen vor sich. 4. Das Werk wurde erst allmählich ein einheitliches und war von vornherein als Ganzes nicht geplant. 65. Welche kulturgeschichtliche Bedeutung erlangte der Limes? 1. In das vom Rhein, Donau und Limes eingeschlossene Gebiet drang die römische Kultur befruchtend ein: Römische Städte — römischer Landbau. 2. Die feste Grenzlinie brachte die anwohnenden Germanen zur Seßhaftigkeit: Ackerbau neben Viehzucht. 3. Die Ansässigkeit zwangen möglichst vorteilhafter Ausnutzung deß,^Bü3ensj^R^dun gen. 4. Die Westgermanen wurden an ähnlichen Wanderungen wie denen der Ostgermanen gehindert. 66. Inwiefern drückte das römische militärische Element dem Zehntlande den Charakter auf? 1. Die römischen Offiziere bauten ihre Villen am Rhein und Neckar. 2. Den römischen Legionen dienten die reichen Erträge des fruchtbaren Rheintales und des gesegneten Neckar-1 a n d e s zum Unterhalt. 3. Der römische Legionär machte das Land wohnlich für römischen Aufenthalt: a) Er baute Tempel und Privathäuser. b) Er schuf Straßen und Kanäle. c) Er schürfte im Bergwerke und löste Steine im Bruche. 67. Warum griff das Dienen der Germanen im römischen Heere bald allgemein um sich? 1. Infolge der Geltung des Erstgeburtsrechts mußten die jüngeren Söhne Waffendienste und Beute suchen. 2. Infolge des erst kürzlich aufgegebenen Nomadisierens saß ihnen der Wander- und Abenteurertrieb noch zu fest im Blute. 3. Infolge seiner Schätze und Herrlichkeiten übte das „ewige R o m“ auf den einfachen Germanen eine gewaltige Anziehungskraft aus. 4. Infolge der herrschenden Ansicht vom unbedingten Rechte des Stärkeren brachte das Dienen bei den mächtig erscheinenden Römern Ehre und Ansehen. 68. Wodurch wurde der Sturz des weströmischen Reiches vorbereitet? I. Der römische Thron wurde im 2. Jhdt. meist durch Soldatenaufstände gewonnen oder verloren.

6. Teil 1 - S. 87

1882 - Leipzig : Brandstetter
Die ersten städtischen Ansiedelungen in Deutschland. 87 Rauracorum lebte nur dürftig in dem kleinen Angst wieder auf, die größere Ansiedelung, auf die es feine Bedeutung übertrug, war das etwas entfernt liegende Bafel. Eine bequeme Furt im Rheine zog hier die neuen Anbauer mehr an als die Ruine der Römerstadt. Die Höfe der freien Bauern, denen das Stadtgebiet zum Erbe angewiesen war, lagen wohl in der Regel mitten in den dazu gehörigen Fluren, auch in der Stadt selbst waren sie von Gärten, Weinbergen und Ackern umgeben. Der deutsche Landwirt versuchte zunächst die Schutthaufen der untergegangenen Römerstadt urbar zu machen. Auf den wüsten Bauplatzen um feinen Hof herum erntete er Getreide oder mähte Gras, ans den Wallen de* römischen Castrum pflanzte er Weinstöcke, und durch die Lücken der Stadtmauer ging fein Vieh auf die Weide. In dem übrig gebliebenen Mauerwerk richtete er sich ein, so gut es ging. Er wohnte mit fernen Rossen und Knechten unter einem Dache, verriegelte das Thor zu Nachtzeit mit hölzernen Kalen und zwang die kriegsgefangenen Römer, feilte Herden zu hüten, Zmuetleu wohl spannte der deutsche Einwanderer fein Holzdach über römisches vjcauet:-werk, feinen Jagdfpeer lehnte er an einen Marmorpfeiler, und fern Rotz stampfte den Mosaikfußboden. So trug der Germane fein Bauerntum in die Stadt hinein. Auch hier ward der Grundbesitz das herrschende Element, auch hier entschied fortan das Erbe über den Wert des Mannes, auch hier waren zunächst Ackerbau und Viehzucht die vorwiegenden Erwerbsquellen, und es vergingen Jahrhunderte, ehe es anders wurde. Langsam nur und schwerfällig arbeiteten sich die deutschen Städte aus der ursprünglichen Dorfverfaffimg heraus; lange fehlte ihnen ein unterscheidendes Merkmal; sie blieben Dörfer, bis Handel und Gewerbe die starren Verhältnisse des Grundbesitzes zetfetzten, das bewegliche Vermögen, das Geld, zur Herrschaft brachten und etnc eigentümliche Verfassung erzeugten. Diese Umgestaltung ging nicht von den freien Grundbesitzern aus, sondern von einer ärmeren Klaffe von Einwohnern, die sich zwischen königs-pfalz, Stift und den Höfen der Edlen hin und herbewegte und Handel trieb. Auch eine solche Bevölkerung ist sicher sehr früh schon in den Städten vorhanden gewesen. Bereits int 7. Jahrhundert kamen friesische Kaufleute bis Worms herauf, ein Jahrhundert später erringen Straßburger Kaufleute Zollfreiheit zu Dorstadt und zu Sluis an den Mündungen der Schelde. Es muß also in den Rheinstädten bald nach ihrer Wiedererweckung eine industrielle Bewegung eingetreten fein, und diese Regungen wurzelten in dem Verkehr mit Friesland und dem rheinischen Niederlande. Die Friesen, die Anwohner der unfruchtbaren See, die deutschen Phönizier, waren die ersten unter den deutschen Stämmen, die sich dem Handel und dem Gewerbe zuwandten. Schon zu Drufus' Zeit waren sie eifrige Schiffer, gewiß pflogen sie frühzeitig einen intimeren Verkehr mit den Römerstädten, und zur Zeit der Merowinger lieferten sie ein vielbesuchtes Wollenzeug, Fries genannt,

7. Teil 1 - S. 80

1882 - Leipzig : Brandstetter
80 Die ersten städtischen Ansiedelungen in Dentschland. a) Eigentümer von Häusern mit einer kleinen Ackerwirtschaft (Kossäten, Kätner, Söldner). b) Eigentümer von bloßen Häusern, die sich von der Bewirtschaftung eines erachteten Grundstückes, von Tagelohn, Dorfhandwerken zc ernähren (Hänslinge, Büdner) und c) die Unansässigen (Hausgenossen, Heuerleute, Einlieger). Nicht alles Sctitb ward znrn Ackerbau benutzt. Anderes, von oft bedeutendem Umfang, war Wald oder diente als Weide. Das ward garnicht geteilt. Ebensowenig Stege und Wege, öffentliche Plätze, Flüsse, Quellen und Brunnen. Daran hatten alle Nutzungsrecht; sie trieben Rinder und Schafe auf die Weide, Schweine zur Eichelmast in den Wald, schlugen Holz u. s. w. Dieser Nutzungsanteil war bedeutend, solange die Viehzucht bei den erst ansässig gewordenen Nomadenstämmen ein naturgemäßes Übergewicht hatte. Bei dem später größeren Umfange des Ackerbaues wurden immer neue Feldfluren zur Verteilung herangezogen. 15. Die ersten städtischen Ansiedelungen in Deutschland. (Nach: Dr. F. Pfalz. Bilder ans dem deutschen Städteleben im Mittelalter. Leipzig. 1869. Bd. 1. S. 1—31, und Dr. O. Callsen, Bilder aus dem Mittelalter. Halle 1875. S. 150-153.) hundert Jahre nach Christi Geburt konnte Tacitus noch schreiben: „Es ist bekannt, daß die germanischen Völkerschaften nicht in Städten wohnen." Eigenwillig bauten die Deutschen sich an, wo ein Quell, ein Feld, ein Hain dazn einlud, weitab oft vom Hofe des Nachbars, so daß die Dörfer sich lang durch Flur und Wald dahinstreckten. Erst aus dem Trümmerwerk römischer Kastelle erhoben sich die fest zusammengeschlossenen Wohnsitze unserer Vorfahren, und mehr noch als ein halbes Jahrtausend unserer Zeitrechnung vergeht, ehe der freigeborene Sohn der Natur im Innern seines Landes sich städtisch ansiedelt. Die ältesten deutschen Städte finden wir an den Grenzflüssen des römischen Reiches, an Rhein und Donau, wo aus den Standlagern der Legionen große Städte sich entwickelt hatten. Am Unterrhein — an der Stelle des heutigen Köln — entstand ans einem römischen Standlager ein oppidum Ubiorum. Ganz von selbst gewannen die Straßen und Plätze des festen, ans Steinbauten bestehenden Winterlagers städtisches Aussehen, zum vollen Glanze einer Römerstadt gelangte das Standlager aber erst, als Agrippina, die Tochter des Germaniens und Gemahlin des Kaisers Claudius, den Ort, wo sie geboren war, dadurch verherrlichte, daß sie eine Kolonie römischer Veteranen dahin verpflanzte und der Stadt das italische Recht verschaffte. Seitdem erblühte die Colonia Agrippinensis zur Hauptstadt Untergermaniens. Ihr gegenüber auf dem rechten Ufer des Rheins befand

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 82

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 82 — freilassen: so bequem abgeschlossen und auf sich selbst ruhend, ge- messen und schars umschrieben ist dort des Menschen Sinn und Sitte. Aus der flachen, zerfahrenden und verschwimmenden Weite der Außenwelt hat er sich ins Enge und Heimliche seines Gemütes gezogen und in dieser heitern Selbstbeschränkung einen tiefen Zug echt deutschen Wesens bekundet. Auch die Städte der Niedersachsen und Westfalen legen noch vielfach Zeugnis ab von diesem langsamen, stetigen Leben, das durch die Natur jener Gegenden gefördert worden ist. Wenn in Bauwerken aus alter Zeit das Auge etwas Schönes und Gediegenes, ein ausdrucksvolles Gepräge sucht, da findet es erquickende Weide in dieser Städte Gassen, voll alter, mit reichem Schnitz- und Bild- werk und mit frommen Sprüchen gezierter Häuser aus Holz und Stein, über welchen ansehnliche Kirchen und Rathäuser empor- steigen. Wen erfreut hier z. B. nicht jener alte deutsche Giebelbau, der so malerisch und stattlich jedes Haus wie eine fest und stolz da- stehende Burg in der Reihe der andern erscheinen läßt? Städte, wie Braunschweig, Hannover oder Münster, Osnabrück oder selbst Soest und Paderborn, enthalten in den genannten Beziehungen noch viel Lobwürdiges und machen einen wohnlichen, gnt deutschen Ein- druck. Im Süden Deutschlands ist, die Kirchen abgerechnet, ver- hältnismäßig seltener ein gutes Bauwerk aus alter Zeit vorhanden. Unter den größeren Städten haben eigentlich nur Nürnberg und Regensburg den alten Charakter zu bewahren gewußt; denn selbst die früheren Krönuugs- und Kaiserstädte, selbst Frankfurt und Wien, sind durch die neuere Baukunst umgestaltet worden. Westfalen. Westfalen ist ein Landstrich, der sich schon äußerlich von anderen Landgebieten auffällig unterscheidet. Durchwandert man z. B. das Münsterland, so sind Äcker, Heiden und Waldungen stundenweit die einzigen Dinge, welche sich dem Auge darstellen, und auch diese nicht in zierlicher Ordnung, sondern wie verwildert, menschenleer. Hierzu tragen eben jene vielen Strecken Heideland besonders bei, ebenso die großen, riesigen Wallhecken, welche die Äckerländereien seit uralter

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 377

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 377 — besetzt, die in dem fetten Boden trefflich gedeihen und besonders zur Blütezeit einen gar lieblichen Anblick gewähren. Von der Höhe, dem Mönkaberge, überschaut das Auge nach Osten hin einen großen Teil des Regierungsbezirkes Minden. Südlich liegt zu- nächst eine waldreiche Gegend mit verschiedenen Kirchtürmen. Weiter- hin sieht man jenseits der Lippe die fruchtbare Gegend von Soest, Lippstadt und Erwitte, dann die Höhen des Haarstrangs und da- hinter noch einige hohe Bergspitzen des Sauerlandes. Stromberg wird wegen seiner herrlichen Lage viel von Touristen und Sommer- frischlern besucht; es besitzt auch eine Ackerbauschule. Die Stadt Sendenhorst im Nordwesten des Kreises mit 1328 Bewohnern, von denen 1905 katholisch, 11 evangelisch, 12 jüdisch, auf fruchtbarem Boden, treibt Ackerbau und Viehzucht, fowie etwas Bergbau auf Strontianit und hat bedeutende Branntwein- brennereien; von dort her kommt vornehmlich der „Münsterländer". Die Stadt besitzt eine herrliche katholische Kirche im gotischen Stile, schöne Schulgebäude und ein großartiges Krankenhaus. Dieses hat Spithöver, ein geborener Sendenhorster, der als armer Buchbinder- geselle nach Rom kam, dort aber ein wohlhabender Buchhändler wurde, aus Dankbarkeit gegen seine Vaterstadt erbauen lassen. Der alte Ort hatte im Mittelalter einen Freistuhl der Feme. Auf dem Wege von Sendenhorst nach Beckum kommen wir durch das Amt Vorhelm mit den Land- und Pfarrgemeinden Vorhelm an der Angel mit 1301 und Enniger mit 1513 Eingesessenen. Im Südosten des Kreises liegen die Ämter Wadersloh mit der gleichnamigen Land- und Pfarrgemeinde von 4317, Diestedde von 1046 und Liesborn mit den gleichnamigen Gemeinden zu Liesborn von 2656 und Herzfeld von 2161 Eingesessenen. Liesborn am Liesen- bache, wohin einige Geschichtsforscher das römische Kastel Aliso verlegen, hat ein altes Kloster, das Karl der Große auf dem Grunde eines angesehenen Mannes Bozo gegründet und seiner Schwester Rotswindis als ersten Äbtissin übergeben haben soll. Unter ihrer zwölften Nachfolgerin Thidotaudis verfiel aber die Zucht in der einst so berühmten Erziehungsanstalt, so daß Bischof Egbert von Münster das Kloster den Benediktinern 1130

10. Die Landschaften Europas - S. 49

1900 - Trier : Lintz
Rückblick auf frühere Kulturzeiten. 49 vollständig romanisiert und im Laufe der Zeit Italiener bezw. Franzosen. Die Alemannen, die die östliche Schweiz, und die Bajuwaren oder Bayern, die noch mehr nach O hin das Alpengebiet, besonders Nordtirol besiedelten, haben jedoch ihr Deutschtum rein erhalten und letztere nicht bloss die rhäto- romanischen Volksüberreste allmählich fast ganz aufgesogen, sondern auch die Sia ven wieder mehr nach So verdrängt. Aber viele rhätische, römische und auch einige slavische Ortsnamen er- innern auch in rein deutschen Thälern noch heute an die früheren Besiedler des Landes. Das Mittelalter hat, wenn wir von den religiösen Bau- werken des Christentums absehen, in den Alpen nicht so grossartige Kulturwerke neu geschaffen wie die Römerzeit. Es hat gezehrt von dieser. Die Via Claudia Augusta bildete die Hauptverbindungsstrasse zwischen Deutschland und Italien, auf ihr zogen die deutschen Kaiser über den Brenner nach Rom, weshalb sie den Namen Kai s erstras s e erhielt. Die meisten der übrigen Alpenstrassen zerfielen aber immer mehr, und in ein ge- heimnisvolles Dunkel hüllte sich die herrliche Hochgebirgswelt der Alpen, in deren Thäler und auf deren Berge nur wenige europäische Wanderer ihren Fuss setzten. Erst das letzte Jahrhundert hat diesen Schleier gelüftet. Mit neuen Mitteln der-Technik hat der Mensch die Hochgebirgswelt neu und vollständiger als früher erobert und den grossen Verkehrsstrom der Völker auch in die Alpenthäler, sowie auf und durch die eisumgürteten Alpenberge gelenkt. Auf die Kultur und den Volksgeist der Alpen- bewohner wird der stärkere Völkerverkehr für die Zukunft seinen Einfluss, wenn auch nicht in dem erwarteten Umfange, aus- üben, und geringerwerdendadurch auch die Schranken, die das Alpengebirge dem Voran seh reiten der grossen Kulturwogen, die von den einzelnen europäischen Kulturvölkern ausgehen, entgegensetzt. 13. K il 1 tu re i £ e n tii ni 1 ich ke i te n und Volksleben. Mit dem Schweizer Bauernhause, das im I. Bd. be- schrieben wurde, stimmt die Bauart der Wohnungen fast im ganzen Alpengebiete ziemlich überein. Zu ihrem Bau wird vorwiegend Holz gebraucht. In den grösseren Thälern ist aber meist wenigstens die \ orderwand in Stein aufgeführt, und in holzarmen Gregenden, wie in den südlichen Kalkalpen, ist der vollständige Stein bau geboten. Die Balken der aus Holz gezimmerten Häuser werden in der Regel von Lärchen oder Zirben genommen. Sie nehmen mit dem Alter eine schöne, feurigbraune Farbe an. In den "wohl- habenden Thälern sind die Gehöfte vielfach, wie im Berner Ober- lande, mit Freitreppen und rundlaufenden Veranden versehen, und alles Holzwerk ist mit Schnitzereien geschmückt. Zu Kerp, begriind.-vergleich. Erdkunde, Ii. Bd. 4
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