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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 168

1911 - Erfurt : Keyser
— 168 — oder Gesetze der Sitte und toller Uebermnt der Mächtigen" kennzeichnen die Rokokozeit, die Zeit Ludwigs Xv. von Frankreich, in dem fast alle damals lebenden Fürsten ihr Vorbild sahen.' Gleich ihm suchten sie, sich das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Wie in einem steten Rausche mußten ihnen die Tage, von denen jeder „neue Lustbarkeit, neue Zerstreuungen, neue Torheiten" zu bringen hatte, vergehen. Alles diente ihnen nur zum Zwecke des Vergnügens. Schloß Molsdorf und sein Besitzer: Ein rechtes Muster jener leichtsinnigen Zeit war Graf Götter1) anf Schloß Molsdorf in Thüringen. Sein Andenken lebt heute noch im Volke. Noch immer ist das Schloß mit seinem Parke ein beliebtes Ziel der wanderlustigen Erfurter, zumal im Frühling. Dann durchschreitet mancher die Gänge des Parkes, schaut die Ueberreste ehemaliger Bildsäulen und bedauert, daß durch den Zahn der Zeit die Statuen geborsten und durch den Mangel an Pflege die Anlagen verwildert sind. Er ahnt aber nicht, daß er hier nur die Reste verschwundener Pracht schaut, jener Pracht, die einst Graf Götter mit feinem Kunstsinn sür seinen Landsitz in üppiger Fülle schus. Aeutzere Bauart: Um sich aus einem Leben nach strenger Hos-sitte in die Bequemlichkeit ländlicher Umgebung flüchten zu können, kaufte Graf Götter (1733) vom Prinzen Wilhelm von Sachsen- ^ Gustav Adolf Götter wurde am 26. März 1692 als Sohn des hzgl. Kammerrates Johann Michael Götter in Altenburg geboren. Er studierte mit gutem Erfolge in Jena und Halle die Rechte und etaatswiffenstiboften. Zu seiner weiteren Ausbildung unternahm er mit seinem Studienfreunde, dem Baron v. Münchhausen, Reisen ins Ausland. Später unterstützte er seinen Vater in Geschäften des gothaischen Hofes am Kaiserhofe in Wien und wurde hier durch seine Fähigkeiten im gesandtschaftlichen Verkehr, die Schönheit seiner Erscheinung und die Feinheit seines Auftretens bald die einflußreichste Persönlichkeit. Mit packender Beredsamkeit verstand der „donnernde Jupiter", seine Angelegenheiten zu vertreten und zu einem günstigen Abschluß zu führen. Der Kaiser und die Fürsten würdigten ihn ihres Vertrauens, belohnten seine Dienste aufs reichste und schmückten seinen bürgerlichen Namen mit Titeln und seine Brust mit Orden. 1724 erhob ihn der Kaiser in den erblichen Freiherrnstand, und König Friedrich Wilhelm I ernannte ihn zum preußischen Staatsrat und schlug ihn zum Ritter des schwarzen Adlerordens. Später wurde er sogar preußischer Minister am kaiserlichen Hofe, und König Friedrich Ii. ernannte den durch kaiserliche Huld inzwischen zum Reichsgrafen erhobenen Götter zum Oberhofmarschall und Geheimen Staats- und Kriegsrat in Berlin. Als solcher fiel ihm Die wichtige Aufgabe zu, Preußens Anspruch auf Schlesien in Wien endgültig zu regeln. Doch vermochten feine geschickten Verhandlungen, die er absichtlich in die Länge zog, ferne ausgezeichnete Beredsamkeit und selbst die Hilfe alter Freunde nicht, die Kaiserin umzustimmen. Er mußte binnen 48 Stunden Wien verlassen, und der Schlesische Krieg begann. König Friedrich, der die Erfolglosigkeit der Verhandlungen vorausgesehen hatte, hat Gotters Bemühungen trotzdem wohl gewürdigt; dankte er doch der hinzögernden Tätigkeit desselben Die Möglichkeit zur Festigung Der Kriegsstellung in Schlesien. Den Friedensschluß Des Siebenjährigen Krieges, Durch Den Schlesien Preußen als neue Provinz einverleibt wurde, sollte Graf Götter nicht mehr erleben. Am 28. Mai 1762 rief ihn Der Tod aus Dem Leben, Das ihm in reichem Maße Glück und Freude, aber auch manche Enttäuschungen und Seiden gebracht hatte.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 164

1911 - Erfurt : Keyser
— 164 — Das Unkraut überwucherte die Fluren, und die Wölfe wurden auch bei uns auf dem Lande so gemein, daß sie des Abends auf den Höfen und unter den Fenstern umhergingen und Speise suchten wie die Hunde. Niemand durfte dann allein ausgehen, um nicht von ihnen angefallen zu werden. Auch die wilden Schweine liefen im Felde umher, als ob sie geweidet würden. Roheit der Jugend und Aberglaube: Besonders schlimm stand es um Kirche und Schule. Die Schuljugend lies auseinander und blieb ohne Unterricht. Ein ganzes Geschlecht wuchs in dieser fried- und ruhelosen Zeit fast ohne Unterweisung auf, zumal auf den Dörfern. An die Stelle von Bildung traten Unkenntnis und Roheit, an die Stelle von Glauben Unglaube und Aberglaube. So lesen wir in der Chronik von Falckenstein: „Anno 1641 liess sich im Junio zwischen der Stadt Erffurth und der Cyriakus-Burg, in einem stehenden Quell-Wasser Blut sehen, dergleichen zur Ankunft des Königs in Schweden, und als der General Baner die Stadt occupirt, an selbigen Ort auch gesehen worden. Der damahlige Kommandant liess es biss auf den Grund ausschöpfen, und den Ort bewachen; es wurde aber nichts destoweniger andern Tages in vieler Leute Gegenwart, und noch öffters hernach Blut gesehen.“ Erfurts Niedergang: Großes Elend herrschte aus den Dörsern und bitterste Not in der Stadt. Die mehrere Millionen Taler betragenden Kriegsabgaben, welche an Freund und Feind, an die Schweden und Kaiserlichen und vor allem an den Landesherrn, den Kurfürsten von Mainz, geleistet werden mußten, hatten das Vermögen der Stadt und ihrer Bewohner verschlungen. Die Kassen füllten sich auch nicht wieder. Bei der Unsicherheit der Straßen und dem Mangel einer kaufkräftigen Bevölkerung war in den 30 langen Kriegsjahren der Erfurter Handel zugrunde gerichtet worden, und mit dem Gelde hatten die Erfurter Kaufleute auch den Mut und die Lust zu neuen Unternehmungen verloren. Aus der reichen Handelsstadt, die Erfurt noch vor dem Kriege gewesen war, war eine einfache Landstadt geworden. Selbst den einzigen Vorteil, den die Stadt beim Friedens^ schluß erhofft hatte, erlangte sie nicht. Die eifrigen Bemühungen des Rates, Erfurt zur freien Reichsstadt zu machen, blieben ohne Erfolg, trotzdem sie von den Schweden kräftig unterstützt wurden. Schuld daran hatten die beiden alten Nebenbuhler um den Besitz der thüringischen Hauptstadt, Mainz und Sachsen ls. S. 116). Dieses bekämpfte sowohl Erfurts Bestrebungen, als auch die Ansprüche des Mainzer Erzstifts, jenem aber stand der schlaue Staatsmann Johann Philipp von Schönthal vor, der allmächtig beim Kaiser war. Seinen Bemühungen gelang es, daß Erfurt mainzisch blieb. (Nach Prof. A. Kirchhoff.)

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 143

1911 - Erfurt : Keyser
— 143 - selbst zur neuen Lehre übergetreten innren, durch evangelische Geistliche ersetzt worden. Während des Bauernkrieges: So standen die Dinge zu Anfang des Jahres 1525, in welchem der Bauernkrieg ausbrach (f. Der Erfurter Bauernkrieg, Nr. 42). Durch ihn wurden die Verhältnisse tton Grund aus geändert. Das Messelesen, überhaupt der katholische Gottesdienst wurde in der ganzen Stadt bei Strase verboten, auch in den Klöstern und Stiftern. Die 24 Psarreien wurden in 10 zusammengezogen, um sie lebensfähiger zu machen. Bei einer Einwohnerzahl von vielleicht 20 000 Personen kamen auch jetzt erst 2000 Seelen auf eine Gemeinde. Die kleineren Kirchen wurden ganz geschlossen und nur die größeren zu Gemeindepfarrkirchen bestimmt. Zu diesen gehörten die Marienstists-(der Dom), die Schottenkirche und außerdem die acht Kirchen, welche heute noch in den Händen der Evangelischen sind, ausgenommen die Hospitalkirche. In ihr kehrte sich der Barsüßer-Prior Dr. Konrad Klinge nicht an das stadträtliche Verbot und las seine Messe eifrig weiter. So war Erfurt um die Mitte des Jahres 1525 eine rein evangelische, und da es sich gleichzeitig von Mainz losgesagt hatte, auch eine unabhängige Stadt. Sie, die „treue Tochter des Mainzer Stiftes" (Erfordia fidelis est filia Moguntine sedis = Umschrift des alten Wappens, das den heiligen Martinus unter Türmen und Mauern, in einem Tore sitzend, zeigte, s. S. 5), wählte sich an Stelle des alten Stadtwappens ein neues, den Weltenrichter thronend auf dem Regenbogen, mit der Inschrift „Recte iudicate hominum ut non iudicemini“ (Richtet recht, Menschenkinder, daß ihr nicht gerichtet werdet)." Einspruch des Erzbischofs: Doch änderte sich der für die neue Lehre so günstige Zustand wieder. Der Erzbischos von Mainz ließ nichts unversucht, durch Kaiser und Reich die Herrschaft über Erfurt zurückzuerlangen. Der Rat sah sich gezwungen, in einigen Punkten nachzugeben. Schon am Ende des Jahres 1525 mußte er den katholischen Gottesdienst in mehreren der geräumten und geschlossenen Kirchen von neuem gestatten und im Dom den Gottesdienst für beide Lehren zulassen. Die Katholischen hatten bis um 9 Uhr ihre gottesdienstlichen Handlungen zu verrichten. Um diese Zeit hielt dann der evangelische Domgeistliche Dr. Lang Gottesdienst und Predigt, was ihm den Titel Nonarius einbrachte. Auch sonst gewann die altkirchliche Partei wieder an Boden, so zog sie z. B. von neuem in den Rat ein. Unterdessen wurden die Verhandlungen mit Mainz weitergeführt, bis endlich zu An fang des Jahres 1530 ein Vergleich zwischen der Stadt und dem Erzbischof Albrecht Ii. zustande kam. Am Feste Mariä Lichtmeß 1530 traten beider Abgeordnete zu Hammelburg in Uuterftanfeu zusammen, und schon nach drei Tagen war man in folgenden Punkten einig:

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 144

1911 - Erfurt : Keyser
— 144 — 1. -i er Erzbischof erhält 2500 Guldeu in zwei Teilzahlungen biy Martini 1531. Die beiden Stifter erhalten die noch vorhandenen Kleinodien vom Rate zurück, außerdem 1200mark^) Silber und zwar in jährlichen Zahlungen von 50 Mark vom fsabre 1538 ab. 2. Tic erzbischöflichen Hoheitsrechte werden wieder hergestellt; gegen Zusicherung jeglichen Straferlasses verspricht die Stadt, sich gegen den Erzbischof zu verhalten, „wie es treuen Untertanen Wohl gebührt und zusteht." 3. Tie Marien- und Severikirche werden dem alten Glauben zurückgegeben, ebenso das Peterskloster. - ltgegen wollte der Erzbischos „in machen den Glauben und die Zeremonien (heilige Handlungen) betreffend hiermit und diesmal feiner Partei etwas gegeben, genommen, erlaubt oder verboten haben" —, d. H. er erkannte stillschweigend die Lossagung des größeren Teiles der Stadt von der geistlichen Rechtspflege und Oberhoheit an und gewährleistete in einer Anzahl von Kirchen denjteuen Ritus (gottesdienstlicher Gebrauch), obwohl soeben noch in Lpeier das Wormser Edikt (Erlaß) zur Unterdrückung der neuen Lehre erneuert worden war. Besonders hart wurden die Evangelischen durch den 3. Punkt des Vertrages getroffen, am härtesten darunter aber Dr. Lang, Erfurts Reformator, und feine Gemeinde im Dom. Schweren Herzens räumte er das herrliche Gotteshaus, um fortan als Geist lieber der Michaelisgemeinde tätig zu sein: zugleich aber wurde er Nonarius an der Predigerkirche (heute die Stelle des Frühpredigers). Domgeistlicher wurde der Pfarrer au Der Hospital kirche, welche fortan von den Evangelischen in Besitz genommen wurde. v>n dieser Ordnung haben sich die kirchlichen Verhältnisse unverändert bis auf den heutigen Tag erhalten. (Nach Pros. Dr. Joh. Biereve u. a.) 42. Der Erfurter Bauernkrieg. Anmarsch der Bauern: Es war Ende April 1525, als vor dem äußeren Spielbergtor (Gegend des heutigen Bahndurchgangs nach der Daberstedter Schanze) Tausende von Bauern erschienen, um mit Gewalt in die Stadt einzudringen. Zugleich batten sich vor dem inneren Augusttor (Kreuzung Gartenstraße u. Reglermauer mit der Bahnhofstraße) große Haufen Vorstädter zusammengerottet, die mit den Bauern gemeinsame Sache machen wollten. Ihre Absicht war, das Regiment der Stadt zu stürzen uns einen neuen Rat einzusetzen, in welchem sie Sitz und Stimme hatten. Ferner wollten sie ihre Steuerlast an Stadt und Kirche ’) 1 Mars — 12 Lot ntnb 250 Gr.; größere Geldsummen wurden meist gewogen.

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 74

1902 - Karlsruhe : Lang
— 74 — und predigte von Zeit zu Zeit unter großem Zulaufe des Volkes in der Schloßkirche. Im Jahre^ 1517 wurde durch den Predigermönch Tetzel der Ablaß in Sachsen und Thüringen verkündet. Dies veranlaßte Luther, am 31. Oktober 1517 fünfundneunzig Thesen oder Sätze über den Ablaß an der Türe der Schloßkirche zu Wittenberg anzuschlagen. Er tat damit nichts Außerordentliches; denn es war damals Gebrauch unter den Gelehrten, daß sie durch Anschlagzettel an den Kirchentoren Lehrsätze bekannt gaben^ und sich zugleich anheischig machten, deren Wahrheit zu beweisen. Luthers fünfundneunzig Thefen über den Ablaß machten großes Aufsehen; Tetzel schlug bald darauf in Frankfurt an der Oder einhundertsechs Gegenthesen cm, und es entstand nun ein Streit unter den Gottesgelehrten, indem die einen zu Luther hielten, die andern zu seinem Gegner. Aus beiden Seiten wurde die nächsten drei Jahre mit Eiser und Leidenschaft gestritten. Luthers Gegner erwirkten im Jahre 1520 eine päpstliche Bulle, durch die einundvierzig aus Luthers L-christen gezogene Sätze sür Irrlehren erklärt und er selbst mit dem Kirchenbanne bedroht wurde, wenn er diese Sätze nicht widerrufe. Die Bekanntmachung dieser Bulle verursachte die größte Ausregung, und Luther verbrannte sie öffentlich vor dem Elstertore zu Wittenberg. Im folgenden Jahre wurde Luther vor den Reichstag nach Worms geladen und zum Widerruf seiner Lehren aufgefordert. Er verweigerte den Widerruf, wofern man ihm nicht aus der heiligen Schrift beweise, daß er unrecht habe. Nun würde die Reichsacht über ihn ausgesprochen. Hierburch war sein Leben bebroht; darum ließ ihn sein Landesherr, der Kurfürst von Sachsen, auf die Wartburg in Sicherheit bringen, wo er über ein Jahr blieb und das neue Testament ins Deutsche übersetzte. In den nächsten Jahren gewann Luther unter den Gelehrten in den Städten und an den fürstlichen Höfen immer mehr Anhänger, die sich von der alten Kirche völlig lossagten. An vielen Orten würde der katholische Gottesbienst abgeschafft, die Klöster aufgelöst und ein neues Kirchenwesen eingerichtet. Auf dem Reichstage zu Speier (1529) wurde verordnet, daß bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung in Sachen der Religion nichts geänbert werben solle. Gegen biefe Berorbnuug legten die lutherisch gesinnten Fürsten und anbete Reichsstände Protest d. h. Verwahrung ein; daher wurden fortan die Anhänger Luthers Protestanten genannt. Im Jahre 1530 übergaben die Protestanten dem Reichstage zu Augsburg eine Zusammenstellung der Sätze ihres Glaubens, die sogenannte Augsburger Konsession. Von nun an war die dauernde Trennung der deutschen Christen in zwei Bekenntnisse entschieden.

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 78

1902 - Karlsruhe : Lang
— 78 — den französischen König zu kämpfen, und fein Bruder Ferbinanb, des Kaisers Stellvertreter im beutfchen Reiche, hatte nicht die Macht, die selbstsüchtigen und uneinigen Reichsftänbe zu einer gemeinsamen Unternehmung zu bringen. Der Sultan rückte (1529) mit einem gewaltigen Heere vor Wien und belagerte und bestürmte die Stadt brei Wochen. Allein die Bürgerschaft verteibigte sich unter dem Befehle des Grafen Nikolaus von Salm mit solcher Tapferkeit, daß die Türken mit großem Verluste abziehen mußten. Die Türken bebrohten nicht nur die Oftgrenze des Reiches, fonbern sie machten auch mit ihren Schiffen das Mittellänbifche Meer unsicher. Der Seeräuber Hayrebbin Barbarossa eroberte Algier und Tunis; von bort aus machte er Raubzüge nach den Küsten von Sizilien, Italien und Spanien und schleppte viele Tausenb Männer, Frauen und Kinder in die Sklaverei. Kaiser Karl zog bah er im Jahre 1535 mit einer starken Flotte nach Afrika, eroberte Tunis und befreite 20000 Christensklaven. Ein zweiter Zug, den er 1541 nach Afrika unternahm, lief unglücklich ab, weil seine Flotte und sein Heer durch furchtbare Stürme litten. 4. Der schmalkalbische Krieg. Oft und lange hat sich Kaiser Karl V. barum bemüht, daß eine allgemeine Kirchennerfammlung zur Abstellung der kirchlichen Mißbrauche und zur Aufhebung der Kirchenspaltung vom Papste berufen werbe, ©üblich, im Jahre 1545, würde die Kirchentierfammlung zu Trient eröffnet. Der Kaiser forderte die Reichsftänbe aus, ihre Gesanbten zu dem Konzil zu schicken. Allein die Kirchenspaltung konnte nicht mehr aufgehoben werben. Durch die lange Abwesenheit Karls aus Deutfchlanb war das kaiserliche Ansehen so tief gefunken, daß die protestantischen Fürsten keinen Anstanb nahmen, die Beschickung des Konzils zu verweigern. Schon 1531 hatten der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und der Lanbgraf Philipp der Großmütige von Hessen mit andern protestantischen Reichsständen, Fürsten und Städten zur Berteibigung ihrer lanbesherrlichen Rechte und der Augsburger Konsession gegen den Kaiser zu Schmalkalben ein Bündnis geschlossen. Als die Beschickung des Konzils und von Philipp von Hessen auch der Besuch des Reichstages verweigert würde, sprach der Kaiser gegen den Kurfürsten von Sachsen und den Lanbgrasen von Hessen, die Häupter des schmalkalbischen Bnnbes, die Reichsacht aus. Die Bundesgenossen brachten ein Heer von 47000 Mann zusammen; ober sie waren unter sich uneinig. Als das kaiserliche Heer. durch Tirol aus

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 116

1902 - Karlsruhe : Lang
— 116 — gute Einvernehmen zwischen dem Kaiser Napoleon und König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen dauerte nur kurze Zeit, weil Napoleon seine Bundesgenossen mit Übermut und Verachtung behandelte. Ter preußische Staat hatte damals nicht mehr die innere Stärke wie in den Zeiten Friedrichs des Großen. König Friedrich Wilhelm Iii. war ein wohlwollender, und gewissenhafter Regent; allein seine vornehmsten Ratgeber waren zum Teil leichtsinnige und unfähige Männer, so besonders der Minister Haugwitz. Das preußische Heer hatte eine Stärke von 200 000 Mann; allein seine Ausbildung war seit dem großen Friedrich nicht fortgeschritten; die Generäle waren zum größten Teil alte, auch unfähige Männer, die jüngeren Offiziere, ausschließlich von Adel, waren wohl tapser, aber auch leichtfertig und übermütig. Der gemeine Mann hatte die alte Tüchtigkeit bewahrt; aber die Ausbildung der Soldaten war mehr für den Paradeplatz, als für das Schlachtfeld geeignet. Das Schlimmste war, daß man in verblendetem Stolze aus die Siege Friedrichs des Großeu das preußische Heer für unüberwindlich hielt und darum einen Krieg zwischen Preußen und Frankreich je eher je lieber herbeiwünschte. Im Sommer 1806 stellte Friedrich Wilhelm Iii. an Napoleon die Forderung, daß ein Bund der norddeutschen Staaten unter Preußens Führung errichtet werde, und daß die französischen Truppen aus Süddeutschland abziehen sollten. Da Napoleon diese Forderung abwies, wurde der Krieg erklärt. Mit Preußen waren nur der Kurfürst von Sachsen und der Herzog von Weimar verbunden. Ein Heer von 150 000 Mann rückte unter dem Oberbefehle des 75 jährigen Herzogs von Braunschweig gegen den Thüringer Wald, um die Franzosen am Marsch durch das Tal der Saale zu hindern. Der Herzog nahm mit der einen Hälfte des Heeres Stellung bei Weimar, die andere entsendete er unter dem Fürsten von Hohenlohe gegen Jena. Alle Anordnungen waren aber so schlecht getroffen, daß die größte Verwirrung entstand. Unerwartet schnell überstiegen die Franzosen den Thüringer Wald. Am 10. Oktober erlitt die preußische Vorhut eine Niederlage -bei Saalfeld; ihr Befehlshaber, der tapfere Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen, starb Den Heldentod. Am 14. Oktober wurde das eine der preußischen Heere bei Jena, das andere bei Auerstädt, drei Stunden von Jena, besiegt. Die preußischen Soldaten kämpften mit der größten Tapferkeit; aber die Generale hatten den Kopf verloren, und dadurch wurde die Verwirrung so groß, daß bedeutende Heeres-abteilnngen von der Flucht mit fortgerissen wurden, ehe sie einen Schuß getan hatten. Der Herzog von Braunschweig wurde durch einen Streifschuß am Kopf schwer verwundet und

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 81

1902 - Karlsruhe : Lang
— 81 — Geistlicher von der alten Kirche zum protestantischen Bekenntnisse über, so verliert er seine Ämter, Würden und Pfründen. Den letzten Punkt nannte man den geistlichen Vorbehalt. So weit in dem Augsburger Religioussrieden von Protestanten die Rede ist, sind darunter nur die Anhänger der Augsburger Konfession verstanden. Das Konzil von Trient dauerte bis 1563. Es ordnete viele Verbesserungen des katholischen Kirchenwesens an; die Glaubenslehren wurden festgestellt, zahlreiche Mittel und Einrichtungen getroffen, um die Mißstände zu beseitigen, die sich im Lause der Zeit in die Kirche eingeschlichen hatten. Im Jahre 1556 legte Karl V. die deutsche Königskrone nieder und zog sich nach Spanien in das Kloster St. Just zurück.*) Die Länder der spanischen Monarchie nebst den Niederlanden und Burgund übergab er seinem Sohne Philipp. Sein Nachfolger in Deutschland war sein Bruder Ferdinand I. Xix. Der dreißigjährige Krieg. 1. Allgemeine Übersicht. Ursachen. Ungeachtet des Augsburger Friedensschlusses von 1555 war in den nächsten sechzig Jahren doch kein rechter Friede zwischen den katholischen und protestantischen**) Reichsständen. Dies rührte von dem gegenseitigen Mißtrauen her. Die katholischen Fürsten und Prälaten waren in Sorge, daß die Protestanten noch mehr Rechte gewinnen möchten; die protestantischen Fürsten und Reichsstädte fürchteten, das Gewonnene könnte ihnen wieder entrissen werden. Auch unter den protestantischen Ständen fehlte die Einigkeit. In den Zeiten Luthers hatten in Zürich Ulrich Zwingli, in Gens Johannes Calvin eine Veränderung des Kirchenwesens durchgeführt, die vom größten Teile der Schweiz angenommen wordeu war. Das Bekenntnis der Schweizer wurde das reformierte genannt und stimmte in vielen Punkten mit der Augsburger Konfession überein, in andern war es von derselben sehr verschieden. Einige Jahre nach dem Augsburger Religionsfrieden gingen der Kurfürst von der Pfalz, der Landgras von Hessen-Kassel und andere Reichsstände vom Augsburger *) Vergl. im Anhang das Gedicht: Der Pilgrim von St. Just. **) Sofern im 30jährigen Kriege von Katholiken und Protestanten die Rede ist, sind immer nur die Reichsstände — Fürsten, Prälaten Reichsstädte — gemeint. Die große Masse, das Volk, kommt kaum in Betracht; denn durch den Augsburger Religionsfrieden war nur den Reichsstänben die Religionsfreiheit gesichert; hinsichtlich der Untertanen bildete sich die Ansicht, daß sie dem Religionsbekenntnisse zu folgen hätten, das ihre Obrigkeit ihnen vorschrieb. B erger-Slehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. g

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 82

1902 - Karlsruhe : Lang
— 82 — Bekenntnis zum reformierten über. Hierdurch wurden mancherlei Streitigkeiten unter den Protestanten veranlaßt. Alle deutschen Reichsstände ohne Unterschied der Religion waren daraus bedacht, die Macht und das Ansehen des Kaisers zu vermindern und die unbeschränkte Landeshoheit in ihren Gebieten zu erlangen. Das gegenseitige Mißtrauen bewirkte, daß die Protestanten (1608) und die Katholiken (1609) bewaffnete Bündnisse zu Schutz und Trutz schlossen. Der protestantische Bund wurde die Union genannt; Haupt der Union war der Kurfürst von der Pfalz. Art der Spitze des katholischen Bundes, der die Liga hieß, stand der Herzog Maximilian von Bayern. Anlaß. Der böhmische Krieg 1618—1620. Den Anlaß zum Ausbruche des unheilvollen Krieges gab die Empörung der böhmischen Adeligen gegen den Kaiser Ferdinand ü. Kaiser Rudolf 11. hatte (1609) durch den sogenannten Majestätsb ries den protestantischen Ständen, d. h. Adeligen des Königreiches Böhmen, freie Religionsübung zugesichert. Als 1618 Untertanen des Erzbischofs von Prag und des Abtes von Braunau protestantische Kirchen bauen wollten, wurden sie von dem Erzbischof und dem Abte baran gehinbert. Die protestantischen Stände erklärten, dies sei eine Verletzung des Majestätsbriefes und erhoben Beschwerde beim Kaiser Matthias. Diese Beschwerde fand bei den kaiserlichen Räten nicht die gewünschte Aufnahme; bah er gingen Graf Matthias von Thurn und anbere protestantische Herren vom Abel in das Schloß zu Prag und stürzten die kaiserlichen Räte Martiniz und Slawata nebst ihrem Schreiber aus dem Fenster. Dem Kaiser würde der Gehorsam aufgekündigt; die rebellischen Abeligen setzten eine neue Regierung ein. Kaiser Matthias starb 1619. Sein rechtmäßiger Nachfolger in Böhmen war Kaiser Ferbinnnb 11. Allein die Adelsregierung erklärte ihn für abgesetzt und wählte den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zum böhmischen König. Er nahm, wie man sagt, aus Zureben seiner stolzen Gemahlin, einer englischen Königstochter, den unsicheren Thron an und wurde (1620) zu Prag gekrönt. Er rechnete auf eine wirksame Unterstützung durch die Union. Kaiser Ferbinanb hatte kein Heer, kein Gelb, und der österreichische Abel war im Ausstaube gegen ihn. Daher mußte er unter sehr harten Bedingungen einen Hilfsvertrag mit seinem Vetter, beut Herzog Maximilian von Bayern, und der Liga schließen. Wenige kaiserliche Truppen rückten in Verbinbung mit einem starken, wohlgerüsteten Heere der Liga in Böhmen ein und besiegten das Heer Friedrichs V. vollständig in der Schlacht am weißen Berge bei Prag (1620). Der Kurfürst Friedrich V. entfloh und würde vom Kaiser geächtet.

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 84

1902 - Karlsruhe : Lang
— 84 die der Krieg von neuem entflammt wurde. Er erlieft das wgenannte Restitutionsedikt, eine Verordnung, die bestimmte r? s, Flrchengüter. die von protestantischen Reichsständen eit dem Paffauer Vertrage widerrechtlich, d. H. qeqen die Be-thmmungen des Paffauer Vertrages und des Augsburger Re-ligionsfriedens, eingezogen worden waren, der katholischen Kirche zuruckgegeben werden müßten. Die^ Anregung zur Erlassung, f i gmg von dem französischen Minister Kar- dinal Richelieu ans. Er wollte Frankreich zur ersten Macht Europas erheben, und da war ihm eine starke, auf ein einiges Deutschland gestützte Kaisergewalt im Wege. Darum trieb er insgeheim dte Mitglieder der Liga an, den Kaiser zum Erlaß des Ediktes zu drangen. Er durfte sicher sein, daß dadurch der -I V Zwilchen den katholischen und den protestantischen standen in Deutschland wieder beginne. Bisher hatten die mächtigsten protestantischen Fürsten, wie der Kurfürst von schien, aut der Seite des Kaisers gestanden, oder wie der Kurfürst von Brandenburg, am Kriege keinen Teil genommen, -Lunt) das Restitutionsedikt waren sie mit großen Verlusten bedroht; darum war es wahrscheinlich, daß sie die Waffen gegen den Kaiser ergreifen würden. Wallensteins Entlassung. Walleustein hatte sich durch Die Erpressungen und Mißhandlungen, die seine Truppen in Jcorddeutfchland verübt hatten, bei den deutschen Fürsten verhaßt gemacht, darum stellte Maximilian von Bayern in einer Kur-fürsteiiversammlung an den Kaiser das Ansinnen, Walleustein zu entlasten und dessen Heer zu verabschieden, und bedrohte den Kay er mit Krieg für den Fall, daß er sich weigern sollte. Ferdinand 11. gab nach; Wallenstein erhielt den Abschied, seine truppen liefen auseinander, und der Kaiser hatte kein fteer mehr m Deutschland. Xer schwedische Krieg. Im Jahre 1630 am Johannistage landete der König Gustav Adols von Schweden mit einem nicht großen, aber wohlgerüsteten Heere, ohne vorher dem Kaiser den Krieg erklärt zu haben, an der Insel Ilsedom. Die kaiserlichen Besatzungen in Mecklenburg, Pommern, Brandenburg wurden bis zu Jsnde des Jahres verjagt. Die Reichsstadt ..cagdeburg schloß ein Bündnis mit dem Schwedenkönige. Die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen dagegen waren nicht geneigt, sich mit Gustav Adols zu verbinden.' Im Mai 1631 wurde Magdeburg von Tilly belagert, erstürmt und ging in Flammen auf. Bald darauf wurde Tilly bei Breitenfeld, unweit Leipzig, von Gustav Adolf besiegt. Gustav Adolf eroberte hieraus Mitteldeutschland bis zum Rhein und im folgenden Jahre Schwaben und Bayern, nachdem er Tilly bei
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TM Hauptwörter (200)200

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