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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 131

1911 - Erfurt : Keyser
— 131 - heil plötzlich aus dem Leben (Lutherbilder im Rathaus zu Erfurt, 1. Bild). Der Anblick des Toten verfolgte ihn Tage und Nächte, und seine Seele schrie: Wenn ich also stürbe! Wohin würde ich fahren? Nicht gen Himmel, an dem ich durch Frömmigkeit kein Bürgerrecht mir erworben, sondern an den andern Ort des Judas würde ich gehen! In dieser Seelennot wurde der in ihm herangereiste Wunsch, Mönch zu werden, zum festen Entschluß. Um Frieden für seine Seele zu finden und feinen Vater für eine Aenderung des Studiums zu gewinnen, unternahm er im Sommer 1505 eine Reise nach dem heimatlichen Mansfeld. Doch feine Hoffnung ging nicht in Erfüllung. Des Vaters Ohr blieb seinen Bitten verschlossen, und mutlos und verzagten Herzens wanderte Martinus durch das blühende Land nach Erfurt zurück. Schon war er der Stadt nahe, als ihn beim Dorfe Stotternheim ein schweres Gewitter überraschte. Blitz auf Blitz zuckte hernie- der, und Donner auf Donner krachte und knatterte. Im Donner hörte Martinus die bräuenbe Stimme des zornigen Gottes, und in den Blitzen sah er die feurigen Pseile des Tobes, die aus ihn gezückt waren. Wenn er nun erschlagen würde und stürbe! Wohin, wohin? Vor Angst sank er ba zu Boben und rief: „Hilf, liebe Skt. Anna, hilf, ich will ein Mönch werben!" Das „gezwungen und gebrungen Gelübde" war gegeben, und unser Martinus fühlte sich in feinem Gewissen baran gebunben, ba er fest glaubte, daß ein Zeichen an ihm geschehen sei. Das Gelübbe brechen, erschien ihm als schwere Sünbe. Die fommenben Tage sahen ihn barmn in großer Qual. Was sollte er tun? Erfüllte er es, so war er voll Ungehorsam gegen feinen Vater, erfüllte er es aber nicht, so war er ungehorsam gegen Gott. Das aber war ihm unmöglich! Abschied von seinen Freunden: Am Abettb des 16. Juli 1505 lub er noch einmal seine besten Frennbe zu sich, um mit ihnen bei Mahl und Saitenspiel guter Dinge zu sein (s. Relief = Hochbilb ant Lutherbenkmal). Dann aber teilte er ihnen feinen schweren Entschluß mit. Sie gaben sich die größte Mühe, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, boch ihr Einspruch war vergeblich. Martinus blieb fest bei seinem Wort: „Heute seht ihr mich — und nimmermehr!" Noch einmal versuchten sie, ihn unv zustimmen, als seine Hattb schon den Klopfer der Klosterpforte umklammert hielt. Doch umsonst! Die Tür des Martinsstiftes, bamals der einzige Eingang zum Kloster, schloß sich in der Frülie des 17. Juli 1505 hinter dem jungen Magister (s. Relief am Lutherbenkmal). (Nach Joh. Dose.) c) Luthers Aufenthalt im Kloster. Wahl des Klosters: Nicht ohne Absicht hat Luther das Kloster des Augustiner-Bettelordens gewählt. Von den 8 Männerklöstern der Stadt war es ihm sicher am bekanntesten: lag es doch 9"

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 336

1906 - München : Oldenbourg
33 0 63. Ein Urteil über den bayerischen Bolkscharakter. glauben, erweckt wird, dann entstehen Gewette, wer größere Lasten tragen, geschwinder lausen, einen Stärkeren zu Boden Wersen oder sonst etwas, wozu außerordentliche Kräfte erfordert werden, verrichten kann. So sind alle ihre Spiele, und sogar ihre Tänze sind äußerst ermüdend und nicht selten der Gesundheit gefährlich. Mit dieser Bestrebung nach mühsamen, kühnen Beschäftigungen verbindet der Bayer einen Hang nach einer hohen Melancholie. Mit heiliger Ehrfurcht geht er durch grauenvolle Wälder eine alte, finstere Kapelle zu besuchen und geru setzt er sich manche freie Stunde an einen gräßlichen Wassersall oder an einen einsiedlerischen Steg und denkt im einsamen Schatten an die Abwesenheit seiner Väter und an den Lauf der Zeiten. Dies Gepräge ist an allen seinen wichtigen Handlungen sichtbar und was er in den Fällen tut, wo die Redlichkeit und ein deutscher Handschlag Bürge steht, das geschieht mit einem rührenden Ernste. Sein Ausdruck und Betragen ist voll feuriger Leidenschaft, wo das Herz an einer Handlung den größten Teil nimmt, und nichts gleicht dem höchstzärtlichen Lebewohl, womit eine Tochter (indes der Bräutigam mit seinen jungen, berittenen Freunden vor dem Hanse wartet) mit feierlichen Formeln erst in der Stube, dann noch unter dem Türpfosten von allem, was sie im Hause lieb gehabt und endlich und immer und immer wieder von ihren lieben Eltern, denen sie danket und die Hände drücket und um Segen bittet, Abschied nimmt und sich endlich aus den Wagen heben läßt, der sogleich mit ihr unter Sausen und Jubelrusen davonjagt. Ich sehe solche Austritte, die mir der beste Bürge verborgener Fähigkeiten sind, mit vielem Vergnügen, vergesse gerne der harten Reimlein und der Schulsehler im Silbenmaß und weine noch dazn herzlich die süße Betrübnis mit und glaube, es wäre Sünde und Schande, ohne es zu tun, den umstehenden Eltern und Vettern und Basen mit grauen Haaren und den bekränzten weinenden Jungsräulein in die nassen Augen zu sehen. Der Bayer spricht gerne von Verstorbenen und pflegt bei einem Feste, das sich jährlich erneuert, immer, wenn er guter Laune wird, sich der Abwesenden zu erinnern, daß dieser und jener vor einem Jahre auch dagewesen, daß er so und so geredet und daß eine Zeit fpmmt, wo keiner von ihnen zugegen sein wird. In dem feierlichen stillen Heranrücken eines Ungewitters befindet er sich (den Kummer für die Feldsrüchte weggenommen) wohl und besser als das aufmunterndste Lustspiel wird ihm Lear und Hamlet bekommen. Immer glaubt er ächzende Schatten der Abgeschiedenen zu sehen und Nächte durch hängt er an dem Munde derjenigen, welche die Geschichten von Geistern und Gespenstern am besten zu erzählen wissen: und je grauenvoller und schrecklicher einer die gräßlichen Bilder aus den schweigenden Abgründen und Felsenklüften zu holen weiß, je lebhafter er seine Geschöpfe in dürre, unabsehbare Heiden oder öde Gebirge, wo sie verlassen und einsam jammern, wo sie nur zuweilen den Wanderer irreführen, zu versetzen weiß, desto besser ist

3. Badische Sagen - S. 94

1912 - Bühl (Baden) : Konkordia
13. Und decken dann mit erde, was sie gestohlen, zu und legen nah dem ftloster sich hin zu träger Ruh’. 14. Es kehrte bald tzerr Gebhard zum stillen Haus zurück, und was indes geschehen, das weih fein Zeherblick. 15. Und als die Maler riefen: »Herr, gebt uns Farben her, die Farben sind zu Ende, die Töpfe find nun leer!“ 16. Da sprach der kluge Seher: „Kommt Freunde, kommt mit mir!“ Und führte sie zusammen zum nahen Waldrevier. 17. Dort wies er mit dem Stabe zur selben Stelle hin, wo sie den Schatz vergraben in ihrem bösen Sinn. 18. «hier grabt in Gottes Damen tief in die Erde ein, hier muh, mir fagt’s mein phnen, ein Schatz von Farben fein.“ 19. So müssen sie denn graben, da bleibet keine Wahl, und Farbentöpfe kamen hervor in bunter Zahl. 20. Der Bischof rief: „wie Grohes hat Gott an uns getan! Caht euch dies Wunder stärken zur flrbeit nun! wohlan!“ 21. Und jeder ging von dannen zu feiner Arbeit fort und kehrte niemals wieder zu dem verwünschten Ort. 22. Und wo sie aufgegraben, da brach hervor ein Quell, der fliehet heutzutage noch klar und silberhell. I. König.

4. Unsere Heimat - S. 64

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
Der Main lag hell vor den erstaunten Franken. Durch die Mitte aber sahen sie eine weiße Hirschkuh mit ihren Jungen zum andern User schreiten. Karl folgte der Spur des flüchtigen Wildes und führte seine Getreuen sicher durch den Fluß. Kaum waren sie au dem jenseitigen User angelangt, so senkte sich der Nebel wieder aus den Main hinab. Als kurze Zeit daraus die Feinde erschienen, konnten sie die Furt nicht mehr finden. So hatte Gott das christ- liche Frankenheer von den heidnischen Sachsen gerettet. Karl war ties ergriffen. Sein Herz war voll Dankbarkeit gegen Gott. „Jene Stätte," rief er aus, „sei fortan der Franken Furt" genannt. Auf dem andern Ufer aber sollen „Sachsen hausen." Diese Namen behielten die beiden Städte, die hier entstanden, bis aus den heutigen Tag. Das Standbild des großen Kaisers aber steht mitten auf der Alten Brücke, die seit alters her diese beiden Orte mit einander verbindet. 39. Die Sage vom Hahn auf der Alten Brücke. er Baumeister, der die Alte Brücke bauen sollte, war verpflichtet, sie bis zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig zu stellen. Der Tag rückte immer näher heran, aber einige Bogen fehlten noch an dem Bauwerk. Dem Baumeister wurde angst und bange. In seiner Herzensnot rief er den Teufel. Der war auch sofort zur Stelle. „Was willst du von mir?" fragte er, „du hast mich gerufen!" „Ach, hilf mir doch die Brücke bauen, morgen schon muß sie sertig sein!" Der Satan besann sich nicht lange, sondern antwortete: „Gut, ich will es tun,' aber als Lohn verlange ich das erste lebende Wesen, das über die Brücke geht." Der Teufel meinte damit keinen andren als den Baumeister selber. Daran aber dachte dieser nicht) er war sroh, als er hörte, der Teufel wolle helfen und sagte: „Ja, ja, wenn sie nur sertig wird!" 2. Die ganze Nacht hindurch konnte der arme Baumeister kein Auge schließen. Er hörte, wie an der Brücke gearbeitet wurde, ver- mochte aber in der Dunkelheit nichts zu erkennen. Je näher der Morgen kam, desto mehr schlug ihm das Herz. Heiß fiel ihm ein, daß er als erster die Brücke betreten müsse. Sich aber von dein Teusel holen zu lassen, danach stand nicht sein Sinn. „Die Brücke ist sertig," denkt er, „aber wie entgehst du dem Bösen?" 64

5. Unsere Heimat - S. 127

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
des Rauhreifes. Zwei Raben, die auf einem Geländer unter einem besonders stattlichen Baume saßen, waren ganz erstaunt über diese Winterherrlichkeit. „Ist es denn Frühling geworden?" fragte der eine. Es war das Männchen. „Du meinst, weil die Bäume aus- sehen, als wäre Blütenschnee über Nacht aus sie gefallen!" erwiderte seine Frau. „Das ist nicht der Lenz, das ist der schlimme Winter, der im Gewand des Frühlings Menschen und Tiere täuschen will. Mir ahnt nichts Gutes. Das Silbernetz, das er über Gräser, Sträucher und Bäume geworfen hat, deutet auf große Kälte. Ich fürchte, wir ziehen bald in die Stadt." Und Frau Rabe hatte recht. 3. Gerade am Tage vor Weihnachten überzog sich der Himmel mit grauen Schneewolken. Am Christabend fing es an zu schneien, erst langsam und dann immer dichter und dichter. Das waren herrliche Weihnachten, nicht nur drinnen in: Stübchen unter dem strahlenden Christbaum, vor den herrlichen Geschenken, nein, sondern anch draußen in der Natur! Frau Holle hatte richtig die frierende Erde in eine weiße, weiche Decke gehüllt. Die zarten Pflänzchen freuten sich, daß ihnen der Winter nun nichts anhaben konnte mit seiner Kälte. Denn der Schnee hält warm und — nährt den Boden. Die Anlagen, die Straßen, die ganze Stadt sahen aus, als hätten sie zum heiligen Christfest ein ganz neues, weißes Gewand angelegt. Und erst das Feld, der Wald und dann die Berge! Das war eine Freude für jung und alt! 4. Am 2. Weihnachtsfeiertag konnte man auf dem Haupt- bahnhof ein merkwürdiges Leben und Treiben sehen. Hunderte von Leuten waren da, um in den Taunus zu fahren. Die einen hatten Rodelschlitten aus dem Rücken, andre trugen lange Schnee- schuhe aus der Schulter, und wieder andre wollten nur eine Fuß- tour auf den Feldberg in der guten, reinen Luft machen. Viele Kinder aber vergnügten sich in der Stadt mit dem neuen Schlitten, den sie zu Weihnachten geschenkt bekommen hatten. 5. Am dritten Feiertag hörte es auf zu schneien, genau, wie es die Zeitungen vorausgesagt hatten. Es wurde kalt. Schon am nächsten Tage wölbte sich ein blauer Himmel über der Stadt. Nur am Horizont war es etwas dunstig. Das Thermometer sank immer mehr. In der folgenden Nacht stand es schon aus — 6 Grad. Bald spürten Menschen und Tiere die Herrschast des gestrengen Herrn. Vögel kamen in größerer Anzahl in die Stadt, um sich vor Kälte und drohender Nahrungsnot zu schützen. 127

6. Geschichte - S. 138

1913 - Berlin : Oehmigke
— 138 — entzündet sich's: so sprüht aus dunkler Luft ein Blitz. Ein dreigespitzter Hut bedeckt der Schläfe Weichen, sein Krückstock irrt im Sand und schreibt verworrne Zeichen — Nicht irrst du, das ist König Fritz. 4. Er sitzt und sinnt und schreibt. Kannst du sein Brüten deuten? Denkt er an Kunersdorf, an Roßbach oder Leuthen, an Hochkirchs Nacht, durchglüht von Flammen hundertfach? Wie dort im roten Qualm gegrollt die Feldkanonen, indes die Reiterei mit rasselnden Schwadronen der Grenadiere Viereck brach? 5. Schwebt ein Gesetz ihm vor, mit dem er weis' und milde sein schlachterstarktes Volk zu schöner Menschheit bilde, Ein Friedensgruß, wo jüngst die Kriegespauke scholl? Ersinnt er einen Reim, der seinen Sieg verkläre, oder ein Epigramm, mit dem bei Tisch Voltaire, der Schalk, gezüchtet werden soll? 6: Vielleicht auch treten ihm die Bilder nah, die alten, da er im Mondenlicht in seines Schlafrocks Falten die sanfte Flöt' ergriff, des Vaters Ärgernis; des treuen Freundes Geist will er heraufbeschwören, dem — ach, um ihn — das Blei aus sieben Feuerrohren die kühne Jünglingsbrust zerriß. 7. Träumt in die Zukunft er? Zeigt ihm den immer vollern, den immer kühnern Flug des Aars von Hohenzollern, der schon den Doppelaar gebändigt, ein Gesicht? Gedenkt er, wie dereinst ganz Deutschland hoffend lausche und bangend, wenn daher sein schwarzer Fittich rausche? — O nein, das alles ist es nicht. 8. Er murrt: „£) Schmerz, als Held gesandt sein einem Volke, dem nie der Muse Bild erschien auf goldner Wolke! August sein auf dem Thron, wenn kein Horaz ihm singt! Was hilft's, vom fremden Schwan die weißen Federn borgen! Und doch, was bleibt uns sonst? — Erschein', erschein', o Morgen, der uns den Götterliebling bringt!"

7. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 292

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
292 Neue Geschichte. konnte, wurde in Queretaro verrathen und auf Juarez Befehl 19. Juni 1867 erschossen. Seither ist Mejiko nicht mehr ans der Verwirrung herausgekommen. — Die Union aber schreitet noch immer vorwärts; sie kaufte 1867 den Russen ihre Besitzungen im Norden des Welttheils ab, und ist seit 1866 mit Europa dnrch Meertelegraphen, seit 1869 von einem Eude zum andern dnrch die Pacificeiseubahn verbunden, während ihr auch schon die Eisenbahn von Panama zugehört. Mächtig macht sich nun der amerikanische Einfluß auch in Europa fühlbar, mit dem die Union dnrch Millionen von Auswanderern verbunden ist. Gleiche Rechte für alle Bürger, gänzlich freie Presse, Scheidung von Kirche und Staat u. s. w. sind die Strömungen, welche von drüben zu uns kommen. Dabei ist anzuerkennen, daß in Amerika selbst die Religion trotz ihrer bunten Erscheinung in allerhand Secten, nnter welchen die Mormonen mit ihrer Vielweiberei in Utah die widerlichste vorstellen, noch eine große Macht ausübt, während dnrch ganz Europa der völlige Unglaube in verschiedene« Formen immer gewaltiger um sich greift. 12. Der deutsch-französische Krieg. § 109. Im schwülen Juli 1870 kam das vatikanische Concil zu der Erkeuutniß, daß es eigentlich uu-uöthig sei, weil Gott den römischen Oberpriester mit solcher Unfehlbarkeit ausgestattet habe, daß seine Bestimmungen unverbesserlich seien. Während eines heftigen Gewitters wurde unter Blitz und Donner (18. Juli) die neue Lehre durch den zitternden Papst verkündigt. Nnr drei Bischöfe stimmten ihr nicht bei. Während die Welt sich wunderte, was daraus werden solle, kam von Frankreich herüber ein neuer Sturm. Die Spanier suchten nemlich einen Nachfolger für ihre vertriebene Königin, und dabei geriethen sie an einen Sigmaringer Prinzen, der freilich näher mit Napoleon als mit Wilhelm I. verwandt war. Das hinderte aber den Kaiser nicht, zu erklären, er könne nicht dulden, daß ein Hohenzoller den

8. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 15

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Ii. Die erste Menschheit. 15 ist verschwunden, und Niemand weiß seine frühere Stelle zu bezeichnen. Selbst der Dunstkreis um die Erde her muß eine andere Beschaffenheit gehabt haben, weil der Anblick des Regenbogens nach der Sintflut dem Noah etwas Neues war. Mitten im festen Lande, in dem von der Sintflut aufgeschütteten Diluvium finden sich noch viele Thierreste, vielleicht auch Menschengebeine, welche von jener letzten Erschütterung zeugen. Auch die Natur des Menschen muß auders gewordeu sein. Vor der Sintflut finden wir nicht, daß die Menschen Fleisch gegessen haben, das Gewächs des Feldes war ihnen zur Nahrung angewiesen; nach der Sintflut aber wird ihnen der Genuß des Fleisches ohne Einschränkung erlaubt. Vor der Sintflut erreichten sie ein Alter von 900 Jahren; nachher aber nahm es schnell ab, und schon zu Mosts Zeiten war 70 bis 80 Jahre die Durchschnittszahl (Ps. 90, 11.). Ueberhanpt scheint mit dieser Flut der Fluch, der auf die Sunde folgte, vollständiger erfüllt worden zu fein, so daß vou da an vornehmlich das Wort Pauli gilt, daß „alle Kreatur sich sehne und ängste immerdar, frei zu werden von dein Dienst des vergänglichen Wesens" (Nom. 8, 19.). 2. Der Thurmbau. § 7. Die Sintflut setzt man etwa 2400 Jahre vor Christus. Durch sie war die erste Menschheit untergegangen, und Noah wurde der zweite Stammvater. Sein Kasten blieb auf dem Berge Ararat stehen, als das Gewässer sich allmählich verlief. Auf der Ebene zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris, die in der Nähe des Ararat entspringen, breiteten sich seine Nachkommen zuerst aus, bis zu dem Lande Sinear. Dort bauten sie eine Stadt und einen Thurm von großer Höhe, um einen Vereinigungspunkt zu haben, und bei der immer wachsenden Vermehrung und Ausbreitung des Menschengeschlechts doch immer ein Ganzes zu bleiben. Allein das war der Absicht Gottes zuwider. Er wollte, daß sich die Meuscheu

9. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 43

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Vi Die Griechen. 43 Smyrna, Ephesus it. ct., die auch das Neue Testament erwähnt. Das Volksleben der Griechen machte sich ganz anders als im Morgenlande. Freiheit war das Losungswort, das Alle im Munde führten. Keine Stadt wollte von der andern abhängig sein; und so gab es fast so viele Staaten als Städte. In den Städten herrschten anfangs Könige. Diese wurden verdrängt; und nun schalteten die Edeln (Aristokraten), unterbrochen von der Herrschaft Einzelner (Tyrannen). Bald wollte auch das Volk etwas zu sagen haben; und so entstanden Volksherrschaften (Demokratien). Die guten Leute haben es also mit der Freiheit versucht, freilich nicht mit derjenigen, die aus der Wahrheit kommt; sie waren frei von der Gerechtigkeit und der Sünde Knechte (Rom. 6, 20.). Das zeigt die Geschichte; denn unruhiger kann es kaum irgendwo zugehen als hier, da Keiner unter dem Andern stehen wollte. Besonders ragten später Sparta und Athen hervor, stark gemacht durch die großen Gesetzgeber, Lykurg einer' seits und Solon andererseits. Ihre Eifersucht aber brachte dem übrigen Griechenland nicht nur harten Druck, sondern am Ende gar den Untergang. Indessen bildeten die Griechen doch ein ganzes Volk. Ans den Hauptstädten kamen von Zeit zu Zeit Abgeordnete zusammen, welche das sogenannte Amphik ty onen-gericht bildeten. Auch dienten etliche Orakel (Weissageorte) zur Vereinigung des Volks, namentlich Delphi in Phocis, wohin Alles eilte, um die Zukunft zu erfragen oder Rathschläge zu vernehmen. Das war aber von der Stiftshütte der Israeliten so verschieden wie die Finsterniß vom Licht. Man setzte nämlich eine Priesterm auf einen Dreifuß über ein Erdloch, von dem ein Dunst aufquoll, der sie alsbald in die heftigsten Zuckungen versetzte. Ihr Stammeln in diesem Zustande wurde von den Priestern aufgefaßt und als Wahrsagung für jeden Fragenden, der mit reichlichen Geschenken kam, ausgegeben. Sonst gab es auch gemeinsame Spiele oder Wettkämpfe,

10. Vorderasien und Griechenland - S. 49

1874 - Leipzig : Teubner
Griechenland. D i e alte Sagenzeit. I. Are deukakionische Atuth. Die Griechen hatten ihre Sage von einer großen Fluth gleich vielen andern Völkern des Alterthums. Das Menschengeschlecht, so heißt es, war derart verwildert in Frevel und Sünde, daß keine Hoffnung auf Besserung mehr vorhanden war, und Zeus, der höchste Gott und Weltregierer, beschloß, die Menschen zu vertilgen. Er goß aus den Schleusn des Himmels unendlichen Regen herab, und Poseidon, sein Bruder, der Beherrscher des Meeres und aller Gewässer, ließ seine Wasser aus den Felsenkammern der Tiefe hervorbrechen, so daß bald die ganze Erde überfluthet war. Wolf und schaf, Löwe und Tiger schwammen bunt durcheinander in dem Wasserschwall, der zuletzt sie verschlang, und die Menschen suchten Schutz auf den Hügeln und Bergen und'in den Schiffen; Hügel und Berge überdeckte die Fluth, und wer tm Schiffe den Wogen entging, den verzehrte der Hunger. In Griechenland rettete sich nur ein Menschenpaar aus dem allgemeinen Untergang, der gerechte Denkalion, ein ^ohn des Gottes Prometheus, mit Pyrrha, seinem frommen Weibe. Auf des Prometheus Rath hatte er vor dem Herannahen der Flnth sich ein festes und wohlüberdecktes schiff gebaut und hinlänglich mit Lebensmitteln versehen. Lange waren beide voll Angst und Trauer in ihrem Schiffleut umhergetrieben, da blieben sie endlich an dem Gipfel des Parnassus hangen, welcher, ein gewaltiger Berg in der Mitte von Griechenland, über alle andern Berge emporragt und damals nicht von den Gewässern überdeckt worden war. Zeus dieses durch seine Frömmigkeit ausgezeichnete Stoll, Erzählungen. I. 2. Aufl. 4
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