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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 41

1911 - Erfurt : Keyser
— 41 — Darum durch Beschluß der Syuode und berief au ihre Stelle neue Mönche aus dem Kloster Hirsau in Schwaben. Anfangs machte die Neugründung wenig von sich reden. Sie entwickelte sich jedoch bald zu hoher Blüte, verfügte über ausgebreiteten Landbesitz und sonstige Reichtümer. Selbst das Erzbistum Maiuz konnte nicht gegen das Peterskloster auskommen. Voller Neid bekannte der Erzbischof Adalbert (1112), daß die Mönche mehr hätten als er. Woher stammte nun dieser Reichtum, über welchen das Kloster schon zu Anfang des 12. Jahrhunderts verfügte? Sicher nicht allein von den begüterten Bürgern und von den reichen thüringischen Grasengeschlechtern, die mit Vorliebe dem Peterskloster Geld und Gut gaben. Er muß noch aus einer anderen Quelle reichlich zugeflossen sein. Eine Erklärung gibt vielleicht die Annahme, daß das Kloster nach dem Versall der Pfalz der Erbe des königlichen Grund und Bodens und der an ihm haftenden königlichen Rechte, des Markte und Münzrechtes und der Gerichts-hegung, wurde. Die Annahme gründet sich ans die Bezeichnung des Klosters als des „königlichen". Diesen Beinamen führte das Peterskloster nämlich bis zu seiner Aufhebung im Jahre 1803. Die Gegenleistung bestand wobl in der Ausnahme des Kaisers bei seiner Anwesenheit in Erfurt, wodurch auch die öftere Einkehr des Reichsoberhauptes (f. Aus der Geschichte Erfurts, Nr. Ii u. Rudolf von Habsburg, Nr. 22) gerade im Peterskloster erklärte wäre. Lage: Das Peterskloster lag noch innerhalb der Stadt, nahe ihrem westlichen Bergrande. Dieselbe Stadtmauer umsing Mönche und Bürger, deren Wohnhäuser sich dicht dem Petersberge anschmiegten. Beide haben dann auch im Laufe der Jahrhunderte brüderlich Freud und Leid geteilt: die frohen Tage der Kaiserbesuche und die Schicksale von Angriff und Belagerung, sowie die Schrecknisse der großen Feuersbrünste, von denen Erfurt öfter heimgesucht wurde. Bis zur Umwandlung des Petersberges in eine Zitadelle (nach 1664) sührte von der Stadt aus eine breite, steinerne Treppe zum Kloster empor. Eine seste Mauer umschloß das große, weitläufige Gebäude, das von der Höhe herab einen prächtigen Anblick gewährte, zumal wenn die Strahlen der Sonne in den glänzenden Zinndächern der schlanken Türme der Klosterkirche aufblitzten. Werktätigkeit der Mönche: Die Petersmönche waren den Erfurtern gute Vorbilder eines mönchischen Lebens und Wirkens. Sie lichteten mit Art und Säge den dichten Wald, der sich bis zur Gera herabzog, regelten den Lauf derselben, dämmten ihre Ufer ein und trockneten die beiderseitige Niederung, vor allem das sumpfige Brühl. Nicht weit vom Kloster entfernt bauten sie am Nordfuße des Petersberges die große und kleine Petermühle an der Gera. Beide zeugen heute noch von dem frühen fleißigen Schaffen der Peterlinge. Das dem Wald und Fluß abgerungene Land verwandelten sie in lachende Aehrenfelder. Besonders sorg-

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 6

1902 - Karlsruhe : Lang
— 6 — Feldherr Lutatius Catulus erwartete sie in dem Engpasse, durch den die Etsch in die oberitalienische Ebene hinaustritt. Er legte aus beiden Seiten des Flusses Verschanzungen an und verband sie durch eine Brücke. Bald rückten die Cimbern heran. Wie wenig Achtung oder Furcht sie vor den Römern hatten, sollten diese bald erfahren; denn angesichts des römischen Lagers tummelten sich die Cimbern unbekleidet in Eis und Schnee. Sie stiegen die Berge hinaus, setzten sich ans ihre großen Schilde und fuhren aus ihnen wie ans Schlitten die steilen Höhen herab. Die Verschanzungen erwiesen sich als unnütz; denn die Cimbern warfen Baumstämme in den Fluß, durch deren Anprall die Brückenjoche zerstört wurden. Sie bauten überdies aus riesigen Felsblöcken und gewaltigen Erdmassen einen Damm quer durch das Flußbett, auf dem sie den Fluß überschreiten konnten. Da wurde den Römern bange, und sie zogen sich eilig auf das rechte User des Po zurück. Die Cimbern drangen, ohne weiteren Widerstand zu finden, in die fruchtbare, wohlangebaute Ebene Oberitaliens ein. Inzwischen war Marius aus Gallien nach Oberitalien gezogen und vereinigte sein Heer mit dem des Catulus bei Vercellä. Bojorix schickte Gesandte an Marius und forderte Land für die Cimbern und ihre Brüder, die Teutonen. Allein Marius gab zur Antwort: „Lasset eure Brüder ruhen, denn die haben Land von uns bekommen, das sie für alle Zeit behalten werden." Die emetischen Gesandten verstanden, was er damit sagen wollte, aber sie glaubten nicht, daß die Teutonen besiegt worden waren; deswegen nannten sie den Marius einen Lügner und Prahler. Da ließ ihnen Marius den Teutoboch und andere Häuptlinge der Teutonen, mit Ketten belastet, vorführen. Sie waren auf der Flucht von den Alpenbewohnern gefangen genommen und dem Marius ausgeliefert worden. Als Bojorix dies vernahm, führte er fein Heer gegen das römische Lager. Er selbst ritt an den Wall heran und forderte den Marius zum Kampfe heraus. Südlich und östlich von Vercellä dehnt sich eine weite Ebene aus; man nannte sie die „Raudifchen" Felder. Marius und Bojorix kamen überein, daß hier nach drei Tagen die Schlacht geschlagen werden solle. Es war im Hochsommer. Bojorix stellte am Morgen des Schlachttages sein Fußvolk zu einem großen Viereck auf. Die Kriegsleute der vorderen Reihen waren mit Ketten verbunden. Ihre mannshohen Schilde sollten Schutz gegen die römischen Wurfspieße gewähren. Die Reiterei, 15 000 Mann stark, mit glänzenden Harnischen gerüstet, sollte die Römer im Rücken und auf der Seite angreifen. Als die Cimbern, einem wogenden Meere gleich, heranstürmten, beteten beide römischen Feldherrn mit ausgehobenen Händen um den

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 78

1902 - Karlsruhe : Lang
— 78 — den französischen König zu kämpfen, und fein Bruder Ferbinanb, des Kaisers Stellvertreter im beutfchen Reiche, hatte nicht die Macht, die selbstsüchtigen und uneinigen Reichsftänbe zu einer gemeinsamen Unternehmung zu bringen. Der Sultan rückte (1529) mit einem gewaltigen Heere vor Wien und belagerte und bestürmte die Stadt brei Wochen. Allein die Bürgerschaft verteibigte sich unter dem Befehle des Grafen Nikolaus von Salm mit solcher Tapferkeit, daß die Türken mit großem Verluste abziehen mußten. Die Türken bebrohten nicht nur die Oftgrenze des Reiches, fonbern sie machten auch mit ihren Schiffen das Mittellänbifche Meer unsicher. Der Seeräuber Hayrebbin Barbarossa eroberte Algier und Tunis; von bort aus machte er Raubzüge nach den Küsten von Sizilien, Italien und Spanien und schleppte viele Tausenb Männer, Frauen und Kinder in die Sklaverei. Kaiser Karl zog bah er im Jahre 1535 mit einer starken Flotte nach Afrika, eroberte Tunis und befreite 20000 Christensklaven. Ein zweiter Zug, den er 1541 nach Afrika unternahm, lief unglücklich ab, weil seine Flotte und sein Heer durch furchtbare Stürme litten. 4. Der schmalkalbische Krieg. Oft und lange hat sich Kaiser Karl V. barum bemüht, daß eine allgemeine Kirchennerfammlung zur Abstellung der kirchlichen Mißbrauche und zur Aufhebung der Kirchenspaltung vom Papste berufen werbe, ©üblich, im Jahre 1545, würde die Kirchentierfammlung zu Trient eröffnet. Der Kaiser forderte die Reichsftänbe aus, ihre Gesanbten zu dem Konzil zu schicken. Allein die Kirchenspaltung konnte nicht mehr aufgehoben werben. Durch die lange Abwesenheit Karls aus Deutfchlanb war das kaiserliche Ansehen so tief gefunken, daß die protestantischen Fürsten keinen Anstanb nahmen, die Beschickung des Konzils zu verweigern. Schon 1531 hatten der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und der Lanbgraf Philipp der Großmütige von Hessen mit andern protestantischen Reichsständen, Fürsten und Städten zur Berteibigung ihrer lanbesherrlichen Rechte und der Augsburger Konsession gegen den Kaiser zu Schmalkalben ein Bündnis geschlossen. Als die Beschickung des Konzils und von Philipp von Hessen auch der Besuch des Reichstages verweigert würde, sprach der Kaiser gegen den Kurfürsten von Sachsen und den Lanbgrasen von Hessen, die Häupter des schmalkalbischen Bnnbes, die Reichsacht aus. Die Bundesgenossen brachten ein Heer von 47000 Mann zusammen; ober sie waren unter sich uneinig. Als das kaiserliche Heer. durch Tirol aus

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 175

1902 - Karlsruhe : Lang
175 -— stoßen, nicht weit von der Stadt Jssns, stellte sich ihm der Perserkönig Darius Kodomannns mit einem gewaltigen Heere entgegen, um ihm das Eindringen in Syrien zu wehren. Alexander besiegte mit ungefähr 40000 Mann die fünffache Übermacht der Perser. Nunmehr eroberte Alexander Syrien und Palästina. Die große phönizische Handelsstadt Tyrus leistete ihm hartnäckigen Widerstand; nach siebenmonatlicher Belagerung ward sie erstürmt und zerstört. Ägypten, das seit 200 Jahren unter persischer Herrschast stand, wurde ohne Schwertstreich unterworfen. In günstiger Lage an der Nordküste Ägyptens wurde von Alexander die Stadt Alexandria gegründet, die bis ans den heutigen Tag der bedeutendste Handelsplatz im östlichen Teile des Mittelmeeres geblieben ist. Aus Ägypten zog Alexander wieder nach Asien, besiegte (331) den Perserkönig bei Gangamela am Tigris, eroberte Babylon und zuletzt auch Susa und Persepolis, die Hauptstädte des Persischen Reiches, und unterwarf sich in den nächsten sechs Jahren nicht nur das ganze Perserreich, sondern auch die östlich gelegenen Länder bis zum Indus. Durch Anlage von Straßen und Kanälen, durch Gründung von Festungen und Handelsplätzen, an denen sich Handelsleute und Gewerbetreibende aus Griechenland ansässig machten, wurde die Herrschaft des Königs sicher gestellt und griechische Sitte, Sprache und Bildung im fernen Osten verbreitet. Alexander wählte Babylon zu seiner Residenz. Von hier aus regierte er sein ausgedehntes Reich mit Einsicht und Kraft, freilich nicht jo_ lange, daß er fein Vorhaben, die griechische Bildung und Gesittung in den Morgenländern zu begründen und auszubreiten, hätte durchführen können. Schon im Jahre 323 starb er nach kurzer Krankheit. Nach seinem Tode entstand blutiger Streit um die Herrschaft unter feinen Heerführern, die zuletzt das Reich unter sich verteilten. Iii. Won den Wömern. 1. Die Stadt Rom. Auf dem linken Ufer des Tiberstromes, etwa drei Meilen von dessen Mündung entsernt, wurde um das Jahr 750 vor Christi Geburt die Stadt Rom gegründet. Von ihren Gründern Romulus und Remns berichtet die Sage, sie seien Zwillingsbrüder von königlichem Geschlechte gewesen; nach der Gründung der Stadt seien sie in Zwist geraten, und Romulus habe den Remns erschlagen. Auf Romulus, den ersten König der neuen Stadt, folgten noch sechs Könige; der letzte hieß Tarqninius der Stolze. Sein Sohn beleidigte eine Frau aus vornehmem Geschlechte; infolgedessen bewirkten die Adeligen einen Aufstand, der König

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 161

1902 - Karlsruhe : Lang
Aus der allgemeinen Geschichte. I. pie Kulturvölker des Morgenlandes.*) 1. Von den Ägyptern. Im östlichen Teile von Nordafrika, im Norden vom Mittelmeere, im Osten vom Roten Meere, im Süden von Nubien, int Westen von der Libyschen Wüste begrenzt, liegt Ägypten. Durch die etwa 15 Meilen breite Landenge von Suez, die das Mittelländische Meer von dem Roten scheidet, hing Ägypten mit Arabien, also das afrikanische Festland mit dem asiatischen zusammen, bis im Jahre 1869 die Landenge durchstochen und beide Meere durch den Suezkanal verbunden wurden. Das alte Ägypten war ein Landstrich von ungefähr 120 Meilen Länge und 75 bis 90 Meilen Breite, seiner ganzen Länge nach von dem Nilflusse durchströmt. Dem Nil verdankte Ägypten schon im Altertum feine Fruchtbarkeit. Er tritt nämlich alljährlich zu bestimmten Zeiten aus seinen Usern, überschwemmt das Land und läßt da einen äußerst fruchtbaren Schlamm zurück. Die Überschwemmung beginnt in der Zeit des längsten Tages und erreicht den höchsten Wasserstand Ende September. Ende Oktober ist der Fluß wieder in sein gewöhnliches Bett zurückgekehrt, und nun beginnt die Einsaat, die bis zum Mai des folgenden Jahres tausendfältige Frucht brächte, wenn die gegenwärtigen Bewohner noch den nämlichen Fleiß auf den Anbau der Felder verwendeten wie die alten Ägypter. Im Altertum wurde das Land eingeteilt in Oberägypten mit der Hunderttorigen Königsstadt Theben, Mittelägypten mit der Hauptstadt Memphis, in deren Nähe sich vierzig Pyramiden *) Kulturvölker nennen wir diejenigen Völker, welche durch ihr geistiges Leben, ihre Kunst und Wissenschaft, ihre Tätigkeit im Handel und Gewerbe dazu beigetragen haben, die Bildung und Gesittung der Menschen zu fördern. Von den Babyloniern und Assyriern reden wir hier nicht, weil sie nicht in unmittelbare Berührung gekommen sind mit den Kulturvölkern an den Ufern des Mittelmeeres, denen wir einen Teil unserer Bildung verdanken. Die Gefchichte der Juden ist, soweit sie hier heranzuziehen wäre, aus dem Religionsunterrichte bekannt, weshalb wir sie mit Rücksicht ans den beschränkten Raum füglich übergehen können. Berger-Stehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. 11

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 165

1902 - Karlsruhe : Lang
— 165 — gefärbt; hochroter und blauroter Purpur war der kostbarste; ein Pfund fo gefärbter Wolle kostete nach unserem Gelde etwa fünfhundert Mark. __ Den Phöniziern wird auch die wichtigste aller menschlichen Erfindungen, die Erfindung der Schrift, zugeschrieben. Doch möchte sich ihr Verdienst hierin daraus beschränkt haben, daß sie die ägyptische Hieroglyphenschrift vervollkommnet und bequemer zum Gebrauche eingerichtet haben.*) Die phönizische Religion war heidnisch; der oberste Gott wurde Baal, die höchste Göttin Astarta genannt. Die Religionsgebräuche waren durch Menschenopfer und andere Greuel verunstaltet. Die Phönizier hatten kein gemeinsames Staatswesen. Jede Stadt bildete einen Freistaat sür sich, der von den vornehmen Geschlechtern regiert wurde. Manchmal geschah es auch, daß eiu tatkräftiger und ehrgeiziger Mann sich zum Könige einer Stadt auswarf. Übervölkerung der Städte oder auch bürgerliche Zwistigkeiten gaben oft Veranlassung, daß ein Teil der Einwohner mit all ihrer Habe in fernere Gegenden zog, um dort eine Kolonie zu grüudeu. Solche Kolonien waren auf der Insel Malta, Palermo auf Sizilien, Eadix in Spanien und das berühmte und mächtige Karthago, eine Gründung der Tyrier. Ii. |>ie Griechen. 1. Die Achäer. Der südliche Teil der Balkanhalbinsel war schon 1500 Jahre vor Christi Geburt von einer Nation bewohnt, die in viele einzelne Stämme geteilt war. Ihr Gesamtname war in frühester Zeit Achäer, später Hellenen; wir nennen sie, dem Gebrauche der Römer folgend, Griechen. Daß der 9tarne des angeblichen Erfinders Thot oder Taut nur ein sagenhafter und kein geschichtlicher ist, wird wohl keiner weiteren Erörterung bedürfen. Unser Alphabet — schon der Name Alphabet ist phönizischen Ursprunges - stammt unzweifelhaft von dem phönizischen Alphabet ab; dies läßt sich aus vielen Buchstabenformen und besonders aus der Reihenfolge der Buchstaben beweisen. Die Deutschen haben ihre Schrift von den Römern erhalten; den italienischen Völkern haben sie entweder die Phönizier selbst, oder^die Griechen gebracht. Die Schreibweise der ägyptischen Hieroglyphen hat ihr Wesen darin, daß in au für das Zeichen eines Lautes das Bild eines Gegenstandes malte, dessen Benennung in der ägyptischen Sprache mit dem Laute begann, den man Ichreiben wollte; man würde das deutsche Wort „Ast" in ähnlicher Weise darstellen, etwa durch die drei Bilder von Axt, Säge, Traube (Ast). Ganz meielbe Weise tritt uns in der phönizischen Schrift entgegen; nur wird für denselben Laut immer dasselbe Lautzeichen angewendet, und die Zeichen selbst haben nicht mehr den Charakter von Bildern, obgleich derselbe bei vielen^wch leicht erkennbar ist. Aber eben bannn werden wir die phöni= znche echrift nicht für eine neue Erfindung, sondern nur für eine — aller= bings höchst verdienstvolle — Verbesserung der ägyptischen halten bürsen.

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 1

1902 - Karlsruhe : Lang
Aus der deutschen Geschichte. I. Von den alten Deutschen. Schon vor zweitausend Jahren erstreckten sich die Wohnsitze unseres Volkes von dem Rhein bis zur Weichsel und den Karpathen und von den Alpen bis zur Ostsee und Nordsee. Das deutsche Land war aber damals nicht so schön und fruchtbar wie heutzutage. Es war vielmehr zum größten Teil mit dichten Wäldern bedeckt, in denen wilde Tiere, wie der Wolf, der Bär, der Luchs, der Auerochs, der Wisent und das Elentier hausten. Ta die alten Deutschen die breiten und wasserreichen Flüsse noch nicht einzudämmen verstanden, traten letztere häufig aus ihren Usern und verwandelten weite Strecken Landes in unzugängliche Sümpfe. Nur ein geringer Teil des Landes war angebaut; allein die Fruchtbarkeit war nicht groß, weil die Lust meist nebelig war und der Winter mehr als die Hälste des Jahres dauerte. Die alten Deutschen waren in viele Stämme geteilt; daß sie aber nur eiu einziges Volk ausmachten, zeigten ihre Sitten und Einrichtungen, sowie ihre Körpergestalt. Sie hatten einen hohen Wuchs, schlanke und kräftige Glieder, weiße Haut, rötlich-blondes Haar und blaue Augen. Ihre Kleidung war einfach; sie bestand aus einem Mantel vou Wolle oder Pelzwerk, der durch eine Spange von Metall, bei den ärmeren durch einen Baumdorn festgehalten wurde. Nur die reichsten Leute trugen leinene Kleider: die Frauen lange und weite Gewänder ohne Ärmel, mit einem Purpurstreis geziert, die Männer eng anliegende Wämser und Beinkleider. Städte und Dörser gab es in Deutschland nicht. Die Gehöfte wurden in der Mitte der Grundstücke, so weit als möglich von den Nachbarn entfernt, angelegt. Die Häuser waren aus rohen Baumstämmen aufgebaut, mit Lehm beworfen und mit Stroh gedeckt, ihre Giebel mit bunten Farben angestrichen. Auch kellerartige Räume wurden angelegt zur Aufbewahrung von Vorräten, als Schutz gegen die Winterkälte und als Versteck bei Feindesnot. Die Hausgeräte waren ärmlich: irdenes und hölzernes Geschirr, statt der Betten Mooslager mit Tierfellen bedeckt. Berger-Stehle, Erzählungen aus der Welrgei'chichle. \

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 105

1902 - Karlsruhe : Lang
— 105 — Richtern ein, daß Großen und Kleinen, Armen und Reichen gleiche und unparteiische Gerechtigkeit zuteil werde. Sie sollten bedenken, daß sie sich einstens vor dem Richterstnhl Gottes zu verantworten hätten, und sollten dafür sorgen, daß die Seufzer der Witweu und Waisen nicht auf ihr und ihrer Kinder Haupt kämen. Die Herausgabe eines zweiten von ihm angeordneten Gesetzbuches „das allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten" erlebte er nicht mehr; es erschien unter seinem Nachfolger. Die Anwendung der Folter verbot er im Gerichtsverfahren. Wie sehr er sich selbst vor dem Gesetze beugte, zeigt die bekannte Erzählung: Der König und der Müller.*) Besonders war er darauf bedacht, den Wohlstand und damit die Steuerkraft feiner Untertanen zu heben. Gleich im Anfang feiner Regierung zog er viele Ansiedler in fein Land. Die Württemberger brachte er in Gegenden mit gutem Ackerboden, die Holländer verwandte er zur Verbesserung der Viehzucht, die Pfälzer für Garten- und Obstbau, die Italiener zur Hebung des Seidenbaues. In siebenjähriger Arbeit entwässerte er den Oderbruch und gewann eine so große Bodenfläche, daß er sagen konnte: „Hier habe ich eine Provinz im Frieden erobert." Weiteres fruchtbares Land gewann er durch Entsumpfung des Warthe- und Netzebruches. Berlin erhielt unter der Regierung des großen Königs die erste Por-zellansabrik. Um den Tuchwebereien der Mark gute Wolle zu liefern, wurde das spanische Edelschaf im Lande eingeführt. In Schlesien blühte bald die Leinenfabrikation. Um den Handel in die Höhe zu bringen, baute er drei große Kanäle: den Plnuefchen Kanal, der Elbe und Havel, den Finowkanal, der Havel und Oder, und den Bromberger Kanal, der Netze, Brahe und Weichfel verbindet. Auch der Schule wandte er feine Sorge zu. Er erließ das Generallandfchulreglement, in dem er Bestimmungen über Schulbesuch, Schulgeld, Schulzeit, Anstellung der Lehrer traf, wie sie heute noch in Geltung sind. Alle diese Arbeiten unternahm er nur aus Liebe zu seinen Untertanen. „Die Völker sind nicht um der Regenten willen, sondern die Regenten um der Völker willen vorhanden," lautete einer seiner Aussprüche. In derselben hochsinnigen Anschauung sprach er auch das Wort: „Ich bin nur der erste Diener des Staates." Seine Lebensweise war einfach und prunklos. Am liebsten verweilte er aus dem Schlosse Sanssonei bei Potsdam. Es ist ein durchaus prunkloses, aber recht wohnliches Gebäude in einem großen Parke mit prächtigen Bäumen. Der König erhob sich täglich in früher Morgenstunde, las die eingegangenen Briefe und Berichte über Staatsangelegenheiten und schrieb auf den Rand derselben seine Entscheidungen. Im Laufe des Vormittags kamen die Minister *) Vergl. im Anhang das betreffende Gedicht.

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 163

1902 - Karlsruhe : Lang
* — 163 — hölzernen Sarge beigesetzt. Die Gräber itmreji in Felsen eingearbeitete Kammern. Solche ägyptische Leichen — man nennt sie Mumien — haben sich unzählige bis auf den heutigen Tag so unversehrt erhalten, daß ihre Leibesgestalt und selbst ihre Gesichtszüge noch völlig erkennbar sind. Die Ägypter waren für die Erhaltung ihrer Leichen darum so besorgt, weil sie glaubten, die Seelen der Abgeschiedenen müßten viele Jahre durch die Körper von anderen Geschöpfen, von Tieren oder auch Menschen wandern und dann in ihre ursprünglichen Leiber wieder zurückkehren. Die Ägypter waren Heiden. Sie verehrten die Sonne, den Mond, die Erde unter verschiedenen Namen und stellten sich dieselben vor in menschlicher Gestalt, denkend, fühlend, handelnd wie Menschen. Auch Tiere, wie das Krokodil, die Katze, sowie der Ibis und andere Vögel wurden heilig gehalten. In Memphis wurde in einem prachtvollen Tempel der Apis verehrt, ein Stier von schwarzer Farbe mit einem viereckigen Weißen Flecke auf der Stirne. Starb er, so war großes Wehklagen durch ganz Ägypten, und es wurde ein neuer Apis gesucht, dessen Auffindung durch Freudenfeste gefeiert wurde. Schon mehr als zweitausend Jahre vor Christi Geburt hatten die Ägypter ein geordnetes Staatswesen; ungefähr vierzehnhundert Jahre vor Christi Geburt machte der ägyptische König Sesostris Kriegszüge nach Asien und eroberte weite Länderstrecken. Achthundert Jahre danach wurde Ägypten von dem Perserkönige Kambyses erobert und blieb zweihundert Jahre lang eine Provinz des Persischen Reiches. Daraus unterwarf Alexander der Große das Land und gründete an der westlichen Nilmündung die Stadt Alexandria. Nach Alexanders Tode wurde einer seiner Generale, Ptolemäns, König von Ägypten, dessen Nachkommen bis dreißig Jahre vor Christi Geburt den Thron innehatten. Durch den Kaiser Angustus wurde Ägypten eine Provinz des römischen Reiches. 2. Von den Phöniziern. Phönizien war ein Strich Landes an der Ostküste des Mittelländischen Meeres, ungefähr gleichweit von der Nordküste Ägyptens und der Südküste Kleinasiens entfernt. Seine Länge betrug etwa 30 Meilen, die Breite — vom Meere bis an den Fuß des Berges Libanon — nicht über fünf. Der Boden war wenig fruchtbar und kouute zur Ernährung einer großen Volksmenge nicht ausreichen. Darum waren die Phönizier auf den Fischfang, die Schiffahrt und den Handel angewiesen. Für Schiffahrt und Handel insbesondere hatte ihr Land die günstigste Lage. An den Meeresküsten befanden sich vortreffliche Häfen, besonders bei den 11*

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 164

1902 - Karlsruhe : Lang
— 164 — * Städten Zljrus und Sidon; von diesen Städten war die ägyptische Küste etwa 35 Meilen,*) die kleinasiatische um ein geringes weiter entsernt. Von Sidon bis zur Insel Cypern betrug die Entfernung etwa 30 Meilen und von hier bis zur Insel Rhodus das Doppelte. Von der Insel Rhodus aber konnte man mit ganz kurzen Fahrten von Insel zu Insel durch den Archipelagus Kreta und Griechenland und von hier aus mit Leichtigkeit Italien, Sizilien, Sardinien und die Küstenländer am Nordrande des Mittelländischen Meeres erreichen. Fast noch weniger Schwierigkeit machte die Fahrt längs der Nordküste von Afrika bis zu der Meerenge von Gibraltar oder, wie man damals jagte, bis zu den Säulen des Herkules. So lange die Schiffe noch unvollkommen waren, fuhren die Phönizier nur an den Küsten hin; später bauten sie größere Schiffe, zu denen ihnen die Cedern des Libanon vortreffliches Bauholz lieferten, und lernten die Fahrt zur Nachtzeit nach dem Stande der Gestirne richten. Nun befuhren sie das offene Meer, wagten sich sogar hinaus in den Atlantischen Ozean und drangen bis nach England und selbst in die Nordsee und Ostsee vor. Phönizische Seefahrer-haben schon 700 Jahre vor Christi Geburt, vom Roten Meere ausführend, das Kap der guten Hoffnung besucht und ganz Asrika umschifft. Überall legten sie an den Küsten des Festlandes und auf den Inseln Niederlassungen an, in die von den Einwohnern der benachbarten Länder alle möglichen Erzeugnisse des Bodens und des Gewerbsleißes zusammengebracht und von den Phöniziern gekauft und eingetauscht wurden. Auch mit den Euphratländern und selbst mit Indien hatten die Phönizier einen Handelsverkehr. Vom Mittelmeere führte eine Karawanenstraße an den Euphrat und den Persischen Meerbusen, aus der Tausende von Kamelen die Erzeugnisse Indiens: Elfenbein, Perlen, Gewürze, Goldkörner, Zinn nach Tyrus und Sidon brachten. Die Phönizier-waren aber nicht nur tüchtige Seefahrer und Handelsleute, sondern sie übertrafen auch alle Völker der alten Welt an Gewerb-fleiß. _ In den phönizifchen Städten waren zahllose Fabriken; dort fertigte man Gegenstände aus Glas, dessen Erfinder die Phönizier waren, Geräte, Waffen, Schmucksachen aus Bronze, zu der das Kupfer aus den spanischen, von Phöniziern angelegten und mit Verwendung von Sklaven betriebenen Bergwerken, das Zinn ans Britannien und Indien geholt wurde, Schmuckgegenstände aus Elfenbein und Bernstein, den die Phönizier an der Ostseeküste eintauschten. Das berühmteste Erzeugnis des phöni-zischen Gewerbfleißes waren die Purpurstoffe, aus seiner Wolle gewebt und mit dem Laste der Purpurschnecke, welche an der Küste von Palästina häufig war, gelblich, hochrot oder blaurot *) Etwa soweit als Basel von Mannheim und Mainz.
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