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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 13

1911 - Erfurt : Keyser
— 13 — chensmühle an der Gera) eine Furt durch die Gera herstellen (?), damit man mit dem Vieh von dem einen User an das andere kommen konnte. An dieser Stelle wurde dann ein Dors erbaut, welches nach dem König und der Furt Erpessmt, auch Erphesfnrt, genannt wurde. Es geschah dies etwa um das Jahr 325 n. Chr. Später wurde das Dors nebst dem dabei gelegenen Schilderode durch Zwischenbauten verbunden, daß sie einen einzigen Crt, Erfurt, ausmachten. Aus Erpes folgte König Hoher. Sein Sohn soll das Schloß Moleberg, die Mühlburg, erbaut haben (319 oder 349). — Die nächsten 100 Jahre herrschte in Thüringen tiefer Friede. Das wurde aber anders, nachdem Günther, damals Gunthahar genannt, zum Kriegskönig gewählt worden war. Er verband sich mit dem Frankenkönige Chlodius (428—448) zu einem gemeinschaftlichen Kriegszuge gegen den römischen Feldherrn Aetins. Da ihm aber die Thüringer Großen die Heeressolge verweigerten, trat er von dem Bündnis zurück. Nun wurde Ehlodius am Nie-derrhein (430) von Aetins besiegt. Ueber den Wortbruch Günthers erbittert, siel der Frankenkönig später in Thüringen ein und machte das Land seinem Reiche zinsbar. Um aber den Thüringern das Joch leicht zu machen, ließ er die Kriegskönigswürde bestehen; nur brachte er es dahin, daß man seinen Stiessohn Merwig wählte. König Günther war darüber sehr erzürnt und saun ans Rache. Bald fand sich auch eine günstige Gelegenheit. Der Hunnenkönig Attila drang mit einem gewaltigen Heere von 700 000 streitbaren Männern über den Rhein, um Gallien und Franken zu erobern, und König Günther sandte ihm einen treugebliebenen Heerhausen zu. Ucberall, wohin die wilde Horde kam, wurde geraubt und das Land verwüstet, so die Städte Straßburg. Speier, Worms, Mainz und Trier. Endlich wurde das Hunnenheer ausgehalten. Auf den katalannischen Feldern kam es zu einer furchtbaren Schlacht, in welcher die vereinigten Römer, Goten, Franken und Burgun-den Sieger blieben. Attila mußte den Rückzug antreten. Kaum die Hälfte feiner Mannschaft rettete er bei Köln über den Rhein. König Günther ließ ihn zu sich nach Jsanach einladen. Attila kam in das Thüringer Land und wohnte am Hofe Günthers, der wieder zu Macht und Ansehen gekommen war. Günther hatte eine schöne Tochter, Kriemhilde, welche Attila zur Gemahlin nahm. Nun herrschte er zu Eisenach selbst wie ein König, berief die vornehmsten Thüringer zu sich, ernannte sie zu Heerführern und schenkte ihnen verschiedene Dörfer. Der Festjubel dauerte einige Monate. Da erhielt Attila die Botschaft, daß steh germanische Volksstämme im Süden und Osten des Reiches gegen ihn erhoben hätten. Er verließ darum Eisenach und zog nach Italien. Der von den Thüringern erwählte König Merwig soll ein kluger, umsichtiger und tapferer Herrscher gewesen fein. Er erbaute der Sage nach viele Ortschaften, gründete Arnstadt, umgab Merse-

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 15

1911 - Erfurt : Keyser
— 15 — Zum Andenken wurden die Köpfe der Unglücklichen oben am Gesims der Kirche in Stein ausgehauen und ein Zeichen daneben angebracht. Es sind auch wirklich oben am östlichen Teile des Kirchenschiffes vier Köpfe zu sehen. Neben dem einen ist eine Schere, neben dem zweiten ein Messer und neben dem dritten ein Schäferstab (?) angebracht, der vierte hat kein Zeichen. Auch an dieser Stätte können wir wie auf unserm Petersberge ein Heiligtum des Donar vermuten, denn in dem Manne im roten Kleide auf dem mit Böcken bespannten Wagen ist Donar unverkennbar gezeichnet. (Nach Dr. Zschiesche.) 5. 'Was die Geschichte von den alten Uhüringern weih. (Geschichte Chüringens bis zum Ucihre 1000.) Besiedlung Thüringens und Deutung des Namens: Mehrere Jahrhunderte v. Chr. war Thüringen von Germanen, vielleicht von Hermunduren bewohnt, deren Reich sich von der Donau bis zum Harz erstreckte. Ihr Narrte wird aber erst zu Beginn unserer Zeitrechnung erwähnt. Sie waren ein kriegerisches Volk und standen mit den ihnen befreundeten Römern in lebhaftem Handelsverkehr. Das Wort Hermunduren bedeutet, wie allgemein angenommen wird, Groß- oder Gefamt-Thnren. Zum letztenmale werden sie gegen Ende des 2. Jahrhunderts u. Chr. erwähnt. Dann schweigt die Geschichte von ihnen zwei Jahrhunderte hindurch. Die Römer, die damaligen Geschichtsschreiber, hatten mit sich selbst zu schassen, und unser Volk machte noch keine Aufzeichnungen. Erst um 400 tritt wieder ein Name auf, der mit dem der Hermunduren wohl verwandt ist, der Narrte „Thüringer". Sie werden als treffliche Pferdezüchter gerühmt. 50 Jahre später zählt man die Thüringer mit bei den Heerhaufen aus, die dem Hunueuköuige Attila Heeresfolge leisteten. Von da ab begegnet man dem Namen häufiger. Der Name Thüringer umfaßt nicht einen einzigen Volksstamm, sondern ein Volk, das aus der Verschmelzung mehrerer Stämme hervorgegangen ist. Der Titel eines alten Volksrechtes „Gesetz der Angeln und Weriner, das ist der Thüringer" beweist aufs bestimmteste, daß sie ein Mischvolk sind. Beide, Angeln und Warnen, sind aus Norden, aus Jütland und Schleswig-Holstein, nach Thüringen gezogen (vgl. Was die Sage usw., Nr. 3) und sind dort Nachbarn der Hermunduren geworden. Mit ihnen verschmolzen, bildeten sie das neue Volk der Thüringer. Diesen Standpunkt vertritt ein Teil der Geschichtsforscher. Andere aber sagen, nicht die Hermunduren haben einst Thüringen bewohnt, sondern die Cherusker. Nach ihnen sollen die Hermunduren niemals über die Saale ostwärts oder über den Main nordwärts vorgedrungen sein. Aber auch sie nehmen ein Vor-

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 16

1911 - Erfurt : Keyser
— 16 — dringen der Angeln aus Norden an. Diese besetzten die Landstriche an der unteren Saale, der Unstrut und ihren Nebenflüssen und die Umgegend von Gotha. Sie unterwarfen die eingesessenen Cherusker und gründeten zwischen der einheimischen Bevölkerung eine große Menge neuer Dörfer und Höfe, die jetzt noch an der Namensendung „leben" kenntlich sind. Sie wird am besten mit „Erbe" erklärt, und die Vorsilbe bezeichnet den Gründer. In den anglischeu Dorfherren kann man die Vorfahren des zahlreichen thüringischen Adels vermuten. Anderweite Deutung: Woher aber stammt dann der Name Thüringer? Nun die Angeln brachten die Stammsilbe Thor, die bei ihnen auch gleichbedeutend mit Donar ist, aus ihrer alten Heimat mit und nannten sich in ihren neuen Wohnsitzen Thoringe = Thüringer. Da die Silbe „ing" ein Hervorgehen, eine Abstammung vom Vorhergehenden bezeichnet, so bedeutet Thüringer „Söhne Thors", welche Benennung durch eine mit den Cheruskern auf Thors Heiligtum beschworene Eidgenossenschaft erklärt werden könnte. Grenzen Thüringens: Das Land, das unsere Altvorderen bewohnten, erstreckte sich weit von Norden nach Süden. Hier reichte es bis an die Donau, während es im Osten von der Saale und Elbe begrenzt wurde. Nach Norden schloß es noch die Altmark in sich, und im Nordwesten reichte es bis zur Oker. Im Südwesten aber bildete, wenn auch nicht haarscharf, die Werra dl" Grenze zwischen Altthüringen und Hessen. Das Königreich Thüringen: Der Völkerbund der Thüringer, der diesen schmalen, aber sehr langen Gebietsstreisen bewohnte, hatte viele und schwere Kämpfe mit den Grenznachbarn zu bestehen, zumal mit den nördlich wohnenden Sachsen (vergl. Was die Sage usw., Nr. 3). Darum entwickelte sich bei den Thüringern gar bald eine staatliche Ordnung. Es bildete sich das Königreich Thüringen, an dessen Spitze ein Kriegskönig stand, erwählt aus der Schar der Tapfersten. Die Namen der ersten Könige und ihre Taten sind uns aber nicht geschichtlich beglaubigt. Nur die Sage kennt sie und erzählt der Wundermären viel. Bestimmt wissen wir, daß in der zweiten Hälste des 5. Jahrhunderts König Bisinus über Thüringen herrschte. Er hatte seinen Königssitz in der Burg Scidiugi an der unteren Unstrut, dem heutigen Burgscheidungen. Bisinus starb ums Jahr 500 und hinterließ drei Söhne: Jrminsrid, Berthar und Baderich. Baderich erhielt Südthüringen, etwa das jetzige Königreich Bayern bis zur Donau. Berthar bekam den mittleren Teil, den wir jetzt noch als Thüringen bezeichnen. Er soll zu Vargula und Hersridesleba (Herbsleben) residiert haben. Jrminsrid erbte Nordthüringen, das Stück von der Unstrut bis zum Harz und darüber hinaus, und nahm seine Wohnung auf der väterlichen Burg Scidiugi. ^ Damals bestand die Sitte, daß bei der Erbteilung der älteste Sohn bevorzugt wurde. Er erbte nicht nur ein größeres Stück

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 17

1911 - Erfurt : Keyser
— 17 — Land, sondern es wurden ihm auch, als dem Vertreter des Königshauses, gewisse Rechte vor den übrigen Söhnen übertragen. Durch diese Sitte entstanden ost blutige Streitigkeiten zwischen den Erben. Auch zwischen den Söhnen des Bisinns kam es zum Erb-streit, durch den der Untergang des blühenden Reiches (531) herbeigeführt wurde (s. Der Sturz des thür. Königreiches, Nr. 9). Thüringen, eine fränkische Provinz: Nach dem Siege der Sachsen und Franken wurde Tbüriugen eine fränkische Provinz und nußte als jährlichen Tribut 500 Schweine iu die königliche Küche nach Metz liefern. Als dann im Jahre 561 das fränkische Reich geteilt wurde, kam Thüringen unter die Herrschaft Sigberts I. von Äustrasien (561—575). Der Tribut blieb auch für die Zukunft bestehen. Erst Kaiser Heinrich Ii. erließ ihn den Thüringern (1002). Unter Sigberts Nachfolgern schwand die kö- nigliche Macht dahin und die Sitten verwilderten vollständig. Um diese Zeit begannen slawische Stämme die offenen Grenzen unseres Heimatlandes zu überschreiten und sich zwischen Elbe und Saale niederzulassen. In der Zeit der Völkerwanderung halten sie das von den Germanen verlassene Land im Osten der Elbe bis hinab zur Ostsee ohne Schwertstreich in Besitz genommen. Die von den Deutschen Winden, später aber Wenden genannten Slawen standen anfangs zu ihren westlichen Nachbarn in sreundschaft-lichem Verhältnis. Sie trieben mit ihren felbftgefertigten Webereien, mit Pelzen und Pferden, mit Honig, Wachs und Salz einen regen Tauschverkehr und lebhaften Handel. Erphesfnrt, unser heutiges Erfurt, war ihnen wohlbekannt. Bald aber änderte sich das freundnachbarliche Verhältnis. 100 Jahre nach dem Untergange des Thüringer Königreiches standen die Slawen in offenem Kampfe mit dem Frankenreiche, über das König Dagobert <628—638), dem Pippin der Aeltere von Landen als Hausmeier (Majordomus) zur Seite stand, regierte. Der König ernannte Radulf, einen vornehmen Franken, zum Herzog von Thüringen und beauftragte ihn mit der wirksamen Verteidigung der Ostgrenze seines Reiches. Es gelang Radulf auch, das verhaßte Slawenvolk über die Saale zurückzudrängen und an ihren Ufern einige feste Burgen und Städte zu errichten. Rudolstadt ist wohl al6 feine Gründung anzusehen. Er faßte auch fönst die Zügel der Regierung mit kräftiger Hand und hinterließ seinem L>ohne Heden ein Erbe, das nur noch dem Namen nach die friiiv fische Oberherrschaft anerkannte, an sich stellte es ein neues Thüringer Königreich dar. Hedens gleichnamiger Enkel war Christ und schenkte (704) dem Bischof Willibrord einen Hof zu Anv itadt und mehrere andere Güter in Thüringen. Thüring, der letzte Herzog, fiel in der Heeresfolge Karl Martells (717 Schlacht bei Viney), und Thüringen wurde nun in Gaue eingeteilt, die von Gaugrafen verwaltet wurden. Anfangs kannten die Franken nur einen Gau Thoringia zwischen Werra und Saale, später aber 2

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 18

1911 - Erfurt : Keyser
— 18 — Werden 9 Untergaue genannt, die wohl ans den alten Hundert schäften gebildet wurden und an deren Spitze eigene Grafen standen. Erphesfnrt lag im Ostgan. Auch in dieser Zeit dauerte der Kampf zwischen den Deutschen und Slawen fort. Auf deutscher Seite wurde er von dem Adel Thüringens, Sachsens und Frankens geführt, jedoch ohne großen Erfolg. Erst durch das Eingreifen der neuerstarkten Königsgewalt wurde dem erobernden Vordringen der Slawen ein Ziel gesetzt und altgermanischer Boden den Deutschen zurückgewonnen. Von besonderer Bedeutung für Thüringen ist Karl der Große. „Wie in anderen Teilen seines Reiches hat Karl auch in Thüringen das alte Volksrecht aufzeichnen lassen. Vermutlich aus dem Reichstage zu Aachen (802) ist die lex Angliorum et Werinorum hoc est Thuringorum (f. S. 15) veröffentlicht worden. Sie enthält in 61 Paragraphen das Straf- und Erbrecht, und die Gel tung der darin niedergelegten Rechtsgrundsatze reicht jedenfalls in die heidnische Zeit zurück. Wir finden wie bei den Sachsen drei Stände, den Adaling, den Friling und den Knecht, aber etwas anders gegeneinander gestellt: der Edle hat das dreifache Wergeld (Manngeld) des Freien (in Sachsen das sechsfache), der Knecht aber nur 3/20 (in Sachsen l/2). Leibesstrasen scheinen unbekannt, zur Reinigung dienen Schwur mit Zeugen und für gewisse Fälle der Zweikampf." Unter Karls Regierung geschah in Thüringen die Markensetzung, d. H. die Einteilung des Landes in Husen (eine Hufe hatte 30 Acker) und die Inanspruchnahme eines Teiles der Ländereien für den König als sogenanntes Königsgut. Nachdem dann Karl in dreißigjährigem Kampfe die Sachsen mit den Franken unter dem Zeichen des Kreuzes zu einem Volke vereinigt hatte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Schutz der Ostgrenze des Reiches. 805 kämpften seine Heere glücklich gegen die böhmischen Slawen, und ein Jahr später zog sein Sohn abermals zum Kampfe aus, aber diesmal gegen die Sorben. Bei dem thüringischen Waladala, vielleicht dem heutigen Wallbausen, sammelten sich die Heere. Der König der Sorben, Milito, wurde erschlagen, und andere sorbische Fürsten mußten Karl Gehorsam versprechen und Geiseln stellen. Um aber in Zukunst gegen etwaige neue Einfülle gesichert zu sein, wurden zwei seste Plätze errichtet, der eine an der mittleren Elbe, Magdeburg gegenüber, und der andere an der Saale in der Nähe von Halle. Die Saale galt fortan als Grenze zwischen den Thüringern und Sorben, und Karl setzte bestimmte Orte fest, bis zu welchen die Kaufleute von Deutschland aus in die den Slawen benachbarten Gebiete mit ihren Waren reisen dursten. Durch diese Bestimmung, eine „Polizeiverfügung", suchte er zu verhindern, daß seine Feinde von Deutschland aus mit Waffen versehen wurden. Die Maßnahme schien umsomehr geboten, als der Handel sich zumeist in den Händen der Slawen selbst befand. Die thüringische Stadt, die als Grenzpunkt der Handels-

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 30

1911 - Erfurt : Keyser
- 30 — feierlich grüßend, schwebten sie beieinander vorüber und schritten im Zuge zum Saale hinaus. Der Länger: Zuletzt betrat Volkmar, der Sänger, die Halle. Als er auf der Schwelle stand, erscholl ein Zuruf und Gruß, der laut von der Decke widertönte. Stolz empfand der Sänger, daß er ein Günstling war. Er trat mit besondern Schritt in den freien Raum vor dem Tische des Häuptlings und verneigte sich lies gegen ihn und die Herrin. „Sei tausendmal gegrüßt, du Geliebter des Volks!" rief ihm der Fürst entgegen, „die Vögel unseres Gaues, die im Winter geschieden waren, singen längst ihr Sommerlied, nur den Sänger der Helden haben wir vergeblich ersehnt." „Nicht die Vögel hörte ich in der Lust den Sommer verkünden, die Kriegshunde des Gottes hörte ich heulen im Winde und die bunte Wolkenbrücke erblickte ich, auf der die Helden in endloser Schar zu der Halle der Götter hinaufzogen. Den Rhein-strom sah ich dahinfließen in roten Wellen, die Walstatt schaute ich und das blutige Tal, wo die Hügel der Erschlagenen liegen zum Fraß für die Raben." Ein lauter Aufschrei folgte diesen Worten. „Erzähle Volkmar, wir hören," sagte der Fürst. Der Sänger fuhr durch die Saiten, und es ward fo still in dem Raum, daß man die tiefen Atemzüge der Gäste vernahm. Darauf rührte er die Saiten und begann zuerst erzählend, dann mit gehobener Stimme und melodischem Tonfall singend seine Berichte von der Schlacht zwischen den Alemannen und Römern. Gustav Frevtag. 8. Vermählung ürminfrids mit Hmalaberga und Brief ihres Onkels Cheodorich an ihren Gemahl. Jtminsrid war bestrebt durch Heirat mit einem angesehenen Königshause eine Verbindung anzuknüpfen, durch welche das durch die Teilung verminderte Ansehen und die um den dritten Teil verringerte Macht seiner Herrschaft in Thüringen wieder ausgeglichen wurde. Seine Wahl fiel auf das Haus des Ostgotenkönigs Theodorich, dessen Ruhm damals in deutschen Landen laut erklang. Er sandte darum eine Abordnung gen Italien nach Ravenna, um irgend eine Prinzessin, zur Gemahlin zu erbitten. Als Brautgabe wurden reiche Geschenke, darunter selbstgezüchtete thüringische Pferde, mitgenommen. Theodorich zeigte sich sehr entgegenkommend. Die Hand der eigenen Tochter hatte er zwar schon vergeben, aber eine Nichte, Amalaberga, die Tochter seiner Schwester, stand ihm noch zur Verfügung. Er ließ sie mit nach Thüringen ziehen und gab ihr folgenden Brief mit:

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 32

1911 - Erfurt : Keyser
— 32 — Amalabergas, um dieses Vorzuges willen beneidet. Die Sage freilich erzählt, daß seine Gemahlin an dem ausgebrochenen Erbstreite die Schuld trage. Sie war voll Sehnsucht nach Glanz und Macht. Das bescheidene Hoflager zu Sddingi konnte ihr das glanzende Leben am Königshofe zu Ravenna nicht ersetzen. Ihrer Herrschsucht genügte der geringe Besitzanteil ihres Gemahls nicht, sie wollte ganz Thüringen beherrschen. Man erzählt, daß sie Jrmin-srid eines Tages den Tisch nur halb gedeckt und auf seine Frage nach dem Grunde geantwortet habe: „Wer nur ein halbes Königreich besitzt, der soll auch nur einen halbgedeckten Tisch haben." Wie dem auch sei, geschichtlich wahr ist nur, daß Jrminfrid im Bunde mit dem Frankenkönige Theodorich gegen Baderich zu Felde zog. Als Lohn hatte er ihm die Hälfte des brüderlichen Königreiches versprochen. Baderich erlag und verlor sein Leben. Jetzt aber war Irminsrid nicht gewillt, den bedungenen Lohn zu zahlen, und bitter feind kehrten die Franken in ihre Heimat zurück. Zwar hatten sie sich am liebsten gleich an dem wortbrüchigen Thüring gerächt, doch Theodorich fürchtete die Macht des mächtigen Ostgotenkönigs. Als dieser aber gestorben war (526), führte er mit seinem Bruder Chlotar den Rachezug aus. Kampf an der Cf er: Vom Niederrhein brach er auf und drang, die Weser überschreitend, gegen Nordthüringen vor, das sich damals bi 5 zur Oker ausdehnte. Jrminfrid rückte gegen ihn heran und bezog bei Romteberg,1) südlich von Hannover, eine ihm für eine Schlacht günstig erscheinende Stellung. Um den Angriff der zahlreichen fränkischen Reiterei, den er fehr fürchtete, unwirksam zu machen, ließ er noch Fallgruben anlegen. Die Franken jedoch bemerkten die List und gingen mit Vorsicht vor. Zwei Tage dauerte das blutige Handgemenge. Es blieb unentschieden. Am dritten Tage zog sich Jrminfrid bis an die Oker zurück, wo er von neuem von den Franken angegriffen wurde. Wieder war die Schlacht äußerst blutig. Diesmal aber behaupteten die Franken das Feld, und Jrminfrid mußte mit dem Reste der ©einigen die Flucht ergreifen. Er zog sich ans seinen festen Königssitz Burg-scheidungen, im Innern feines Königreiches an der Unstrut gelegen, zurück und versuchte hier sein Heer zu ordnen und zu stärken. Die Franken konnten ihm fürs erste nicht folgen. Die vielen Verwundeten bedurften der Heilung, auch schien der Ausgang des Unternehmens fraglich zu sein. Theodorich hielt darum einen Kriegsrat. In ihm einigte man sich endlich dahin, den Krieg fortzusetzen, doch dazu die Hilfe der den Thüringern feit langem feindlich gesinnten Sachsen anzurufen. Als Lohn bot man ihnen das ganze Nordthüringen bis zur Unstrut. Gern gingen die Sachsen auf dieses Bündnis ein. ') Andere Forscher der Geschichte Thüringens verlegen die Schlacht auf die Ronneberge an der Unstrut, da dort zahlreiche Altertümer, die aus einer Schlacht herrühren, gefunden worden find.

8. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 33

1911 - Erfurt : Keyser
- 33 — 1. Zusammenstoß an der Unstrut: Nun drang Theodorich in Thüringen ein und erreichte bei Reinsdorf die Unstrut. Jrminfrid, der Kunde vom Kommen der Franken erhalten hatte, eilte ihnen entgegen. Bei Carsdorf stießen beide Heere aufein- ander. Die Franken waren gerade im Begriff, hier die Unstrut zu überschreiten, um sich aus dem rechten Flußufer eine günstige Stelle für die Belagerung Bnrgscheidnngens zu suchen. Es entspann sich ein blutiger Kampf, aus dem die Franken wohl dank ihrer größeren Kriegsübung und besseren Bewaffnung als Sieger hervorgingen. Die Thüringer wurden südwärts in die Unstrut gedrängt. Ihre Leichen verstopften den Fluß, und die Franken konnten darüber hinweg wie auf einer Brücke die Unstrut überschreiten. Jrminfrid gelang es, mit einer kleinen Schar nach Burg-fcheidungen zu entkommen. 2. Zusammenstoß: Die siegreichen Franken zogen nun den Fluß weiter abwärts und schlugen nördlich von Tröbsdorf, Burgscheidungen gegenüber, ihr Lager auf. Bei den großen Verlusten, die sie gehabt hatten, konnten sie nicht gleich wagen, die Feste anzugreifen; sie begnügten sich daher bis zum Eintreffen der verbündeten Sachsen, die Thüringer zu beobachten und ihnen die Verbindung nach Südthüringen abzuschneiden. Endlich erschienen die Bundesgenossen, deren kriegerische Erscheinung einen gewaltigen Eindruck aus die Franken machte. Die Sachsen bezogen öst- lich von Tröbsdorf ihr Lager und begannen schon am Morgen des nächsten Tages mit dem Angriff. Nachdem sie die Unstrut überschritten hatten, steckten sie die Vorburg der Feste, das heutige Dors Burgscheidungen, in Brand und stürmten gegen die Königsburg selbst vor, an deren östlichem Tore sie sich in Schlachtordnung aufstellten. Da die über den neuen Gegner äußerst erbitterten Thüringer einen Ausfall wagten, kam es vor den Toren der Burg zu einem sehr heftigen Kampfe. Keiner der Gegner wollte vom Platze weichen, und so dauerte die Schlacht bis zum Abend. Erst die gänzliche Ermattung auf beiden Seiten machte ihr ein Ende. Vollständig erschöpft kehrten die Thüringer in ihre Burg zurück, und die Sachsen, welche 6000 Mann, zwei Drittel ihres Bestandes, verloren hatten, bezogen ihr Lager. Unterhandlung mit den Franken: Jrminfrid, der den vollständigen Untergang seines Königreiches vor Augen sah, faßte jetzt den Entschluß, mit seinem fränkischen Gegner zu unterhandeln. Der Ueberredungsknnst seines Boten, der die Franken besonders auf die auch für sie gefährliche Macht der Sachsen hinwies, gelang es, Theodorich milde zu stimmen, ja sogar zum Treubruch gegen seine Verbündeten zu verleiten. Man einigte sich dahin, in der folgenden Nacht diese gemeinsam zu überfallen und zu vernichten. Erstürmung der Königsburg durch die Sachsen: Doch die Sachsen erhielten Kenntnis von dem unheilvollen Plan und 3

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 9

1902 - Karlsruhe : Lang
— 9 — stärker an Zahl; aber die Römer waren durch ihre Kriegskunst und ihre bessere Bewaffnung überlegen. Die Deutschen wurden besiegt und flohen über den Rhein. Ariovist suhr in einem Schifflein über den Strom, und niemand hat mehr etwas von ihm vernommen. 3. Hermann, der Befreier Deutschlands. Nach der Besiegung des Ariovist eroberte Julius Cäsar innerhalb acht Jahren ganz Gallien. Der Kaiser Augustus wollte auch Deutschland der römischen Herrschaft nnterwersen. Darum schickte er seine Stiefsöhne Tiberins und Drusus mit gewaltigen Heeren über den Rhein. Drusus rückte bis zur Weser vor: hier soll ihm eine Frau von übermenschlicher Größe erschienen sein, die ihm seinen Tod voraussagte und ihn zum Rückzug bewog. Ans dem Rückwege stürzte er mit seinem Pferde und starb, bevor er den Rhein erreichte.*) Im Ansang zeigten sich die Römer, insbesondere Tiberins, sehr sreundlich gegen die unterworfenen Deutschen und behandelten sie wie Bundesgenossen. Dadurch ließen sich viele Deutsche zum Eintritt in das römische Heer bewegen, nicht nur gemeine Leute, sondern auch Jünglinge aus den vornehmsten Familien. Die freundliche Behandlung erreichte ihr Ende, als Qninti-lius Varus Statthalter in Deutschland wurde. Varus war ein hartherziger und habgieriger Mann. Er nahm seinen Sitz in einem festen Kastell an der Weser, nicht weit von Minden. Die Deutschen wurden von ihm schwer mißhandelt; Varus wollte sie sogar zwingen, die deutsche Muttersprache abzulegen und die römische Sprache anzunehmen. Darüber wurden die Deutschen sehr erbittert; aber sie vermochten nichts wider Varus; denn dieser gebot über ein mächtiges Heer. In dieser Not brachte der Cheruskersürst Hermann Rettung. Er hatte bisher mit andern vornehmen Jünglingen seines Stammes im römischen Heere gedient und die römische Kriegskunst erlernt. Varus hielt ihn wert, weil er glaubte, er sei den Römern ergeben. Vor allen seinen Stammesgenossen zeichnete sich Hermann durch Krast und Schönheit des Leibes, durch Vaterlandsliebe, Klugheit und Tapferkeit aus. Er beschloß, sein Vaterland von der Herrschast der Römer zu befreien. Auf feinen Antrieb schwuren die Cherusker und andere deutsche Stämme zusammen, daß sie alles aufbieten wollten, um das Vaterland zu befreien. Hermann getraute sich nicht, Varus in seinem feften Kastell anzugreifen; darum nahm er seine Zuflucht zu einer List. Auf feine Anordnung geschah es, daß ein Volksstamm, der an der ') Vergl. im Anhang das Gedicht: Drusus' Tod.

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 12

1902 - Karlsruhe : Lang
— 12 — das Mähen." Endlich ließ er sich durch Bezahlung von 5000 Pfund Gold, 30000 Pfund Silber und einer Menge anderer Kostbarkeiten zum Abzug bewegen. In dem nächsten rechte erschien er wieder vor der Stadt, erzwang die Öffnung der Tore und setzte einen Gegenkaiser ein. Zum drittenmal rückte er vor -)tom im Jahre 410 und eroberte es iu einem nächtlichen Sturm. Tagelang plünderten die Goten die Stadt, die feit Jahrhunderten die Kostbarkeiten und Schütze aus allen Ländern der damals bekannten Welt in ihren Mauern zusammen-gehäuft hatte. Kirchen und Geistliche wurden dabei geschont. Ja, ein gotischer Soldat ließ sich die aus der St. Peterskirche geraubten goldenen Gesäße ruhig abnehmen, als er ihre Herkunft erfuhr. In feierlicher Prozession und unter geistlichen Gesängen trugen sie die Soldaten in die Kirche zurück. Bald darauf verließ Alarich Rom und zog nach Unteritalien, um von da ans Sizilien und Afrika zu erobern. Allein der Tod ereilte ihn in der Fülle feiner Kraft, in feinem 34. Lebenswahre bei Cosenza am Flusse Buseuto. Diesen mußten römische Gefangene ableiten und in dem trockenen Bette ein Grab öffnen. Ten toten König, der in der Rüstung auf feinem Streitroffe saß, samt vielen Kostbarkeiten versenkten die Goten in die Tiefe des Grabes und leiteten den Fluß wieder darüber hin. Damit aber niemand erfahre, wo der große Tote ruhe, damit nicht schnöde Habsucht ihn in feiner Grabesruhe störe, wurden alle jene Gefangenen umgebracht.*) Bald nachher wanderten die Westgoten nach Gallien. Im südlichen Gallien, an der unteren Rhone und der oberen ©aronne, gründeten sie das Weftgotenmch mit der Hauptstadt Toulouse, später zog ein Teil der Westgoten über die Pyrenäen nach Spanien. Der Oftgotenkönig Theodorich (um 500) eroberte Oberitalien und machte Verona zu feiner Hauptstadt. In der deutschen Sage heißt er Dietrich von Bern (— Verona). Als Knabe lebte er eine Zeitlang in Konftontinopel, am Hofe des oströmifchen Kaisers. Fleißig benützte er hier die vielfache Gelegenheit, feinen Geist auszubilden. Durch das üppige Leben der Hauptstadt ließ er sich nicht verführen, sondern folgte stets den einfachen und strengen Sitten feines eigenen Volkes. Zum Jüngling herangereift und König der Ostgoten geworden, führte er fein gesamtes Volk nach dem fruchtbaren Italien. Das beherrschte damals ein deutscher Fürst, Odoaker mit Namen. Er hatte den letzten römischen Kaiser Romulus *) Vergl. im Anhang das Gedicht: Das Grab im Bnsento.
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