26
800,000 das Land verlassen. — Auch der auf spanischer Seite
liegende Theil des Königreichs Navarra (Hauptstadt Pampelona)
wird später (1512) von Ferdinand erobert,
im 2. Durch die Eroberung Granadas, nach 11jährigen
Kreuzzügen gegen die Mauren. So wurde nach 741jähriger
Herrschaft der letzte Rest des Islam im Westen Europas ge-
brochen, während seine Macht im Osten immer drohender auf-
tritt. Später, 1500'—1501, blutiger Glaubenskrieg gegen die
unterworfenen Mauren, besonders angefacht durch Francisco
Timenez.
Francisco Li menez, geb. 143ö, Franziskanermönch, Einsiedler, seit
1492 Beichtvater der Königin, dann als Erzbischof von Toledo Primas der
Spanischen Kirche, Cardinal und Großinquisitor.
Z. Durch die Entdeckungen. — Portugal und die süd-
lichen Provinzen Castiliens,' durch die italienischen Städte vom
levantischen Handel verdrängt, suchen südliche Handelswege. Der
Infant Heinrich ,der Seefahrer'. Entdeckung des Vorgebirges
"8l der guten Hoffnung durch Bartholomäus D i a z 1486, des
i4v8 Seewegs nach Ostindien durch Vasco da Ga ma 1498*).
Christoph Columbus (Colombo), gcb. 1450 zu Genna, Sohn eines
Wollenwcbers. in Pavia mit Mathematik beschäftigt, 14jährig auf der See, er-
bietet sich 1470 vergebens Heinrich dem Seefahrer, die Ostküste Asiens durch eine
1-86 westliche Fahrt zu entdecken. Zuerst auch in Spanien, das mit dem Mauren-
krieg beschäftigt war, abgewiesen, dann im Lager von Granada von Jsabeüa,
die von politischen Eroberung?- und christlichen Missionsgedanken erfüllt war,
zum Admiral und zum erblichen Vicckönig aller im Westocean zu entdeckenden
Länder ernannt.
Erste Fahrt 1492—1493. Entdeckung der Inseln Guanahani
(St. Salvador), Cuba, Haiti (Hispaniola).
Zweite Fahrt 1493—1496, (mit Las Casas und andern Missio-
naren). Pabst Alexander Vi bestätigt den Besitz der Er-
werbungen; Entdeckung der kleinen Antillen, Jamaicas; auf
Haïti die erste spanische Stadt.
Dritte Fahrt 1498—1500. Entdeckung des Amerikanischen
Festlandes an der Orinokomündung.
Die Verbrecher-Colonieen ohne Gedeihen, Columbus ver-
leumdet, zur Verantwortung nach Spanien zurückgeführt, doch
von Jsabella zur vierten Fahrt ermächtigt.
*) Der erste Versuch zur Entdeckung des Seewegs nach Ostindien, von
Genuesen ausgehend, fällt bereits in das Jahr 1291. Diese ganze Richtung
der Entdeckungsfahrten gehört also noch ins Mittelalter, siehe Seite 1. —
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Francisco
Timenez Francisco Toledo Heinrich_,der Heinrich Christoph_Columbus Heinrich Heinrich Granada_von_Jsabeüa Alexander_Vi Alexander Columbus Jsabella
Extrahierte Ortsnamen: Navarra Granadas Europas Franziskanermönch Spanischen_Kirche Portugal Ostindien Colombo Pavia Asiens Spanien Westocean Cuba Haiti Hispaniola Spanien Ostindien
46
Bisthümer Halberstadt, Minden, Camin (in Pommern) als
Fürstenthümer, die Anwartschaft aus Magdeburg als Herzogthum
(erledigt 1680), — der Verlust Vorpommerns, der Keim zu dem
nun sich entwickelnden Gegensatz Brandenburgs gegen Schweden,
die durch ganz Deutschland zerstreute Lage der Brandenburgischen
Territorien — denn seit 1618 besaß er auch das Herzogthum
Preußen als polnisches Lehen •— ein Wegweiser seiner Politik! —
b. Kirchliche: Der 1. Januar 1624 als Norm für den
Besitzstand der beiden Confessionen im Reiche festgesetzt; dadurch
das ins reformandi gebunden, das reservatum ecclesiasticum
aufgehoben; der Augsburger Religionsfriede bestätigt und auf die
Reformierten ausgedehnt. Kirchliche Angelegenheiten sollen in den
Reichscollegien ferner nicht durch Stimmenmehrheit entschieden
werden.
B. 3tt Bezug auf das Ausland.
a. Schweden erhält Vorpommern mit Rügen, einen Theil
von Hinterpommern, die Stiftslande von Bremen und Verden
(auf der Ostseite der Weser) als Herzog- und Fürstenthümer, die
Stadt Wismar mit der Reichsstandschast. Es beherrschte die
Mündungen der Oder, Elbe, Weser, damit den ganzen Norden
Deutschlands.
b. Frankreich erhielt die österreichische Landgrafschaft Elsaß,
Breisach (auf der rechten Rheinseite, bei Freiburg), das Besatzungs-
recht von Philippsburg und behielt Metz, Toul, Verdun. Es
war bis zum Oberrhein vorgedrungen; Deutschland stand ihm
hier offen. Alle diese Gebiete besaß es nicht als Reichslehen;
doch fortwährend eine französische Gesandtschaft am deutschen
Reichstage.
Tiefer Fall des Vaterlandes in jeder Hinsicht; in seinem
äußeren und inneren Leben gebrochen, in politischer Macht und
materiellem Wohlstand, in Religion, Sitte, Sprache, Geistes-
bildung, Achtung nach Außen — ein Zustand der Erniedrigung,
der ein Jahrhundert lang, bis zu Friedrichs Ii Zeitalter andauert.
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Extrahierte Personennamen: Metz Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Halberstadt Minden Pommern Magdeburg Brandenburgs Schweden Deutschland Hinterpommern Bremen Wismar Deutschlands Frankreich Breisach Freiburg Philippsburg Verdun Deutschland Friedrichs
ns
Rücktritt Preußens vom Coalitiouskrieg im Frieden
zu Basel 1795, veranlaßt durch die Entziehung der eng-
lischen Subsidien und durch die seindselige Haltung der
beiden,Kaiserhöfe in der polnischen Theilungsfrage. Die
Frage über den Besitz der linksrheinischen Lande wird dem
späteren allgemeinen Frieden Vorbehalten.
In den beiden letzten, den Revolutionskrieg so sehr hem-
menden Theilungen Polens, der zweiten 1793 (durch
Preußen und Rußland) und der dritten 1795 (durch die
drei Mächte), die den Staat völlig vernichtete, erhielt Preußen
1896 Q. M. mit circa 2j/5 Millionen Einwohnern *).
Wie Preußen sagen sich Toskana und Spanien von
der Koalition los.
Am Mittel- und Oberrhein jagen die Oesterreicher unter
Clerfait und Wurmser 1795 die Franzosen überall mber
den Fluß zurück, ebenso 1796 unter denr Erzherzog Car!
nach den Siegen bei Amberg und Würzburg (über
Jourdan) und nach dem berühmten Rückzug Moreaus aus
Baiern. So wurde die beabsichtigte Bereinigung des letzteren
mit Bonaparte in Italien zum gemeinsamen Angriff auf
die deutsch-österreichischen Länder zu nichte.
d. Der italienische Feldzug.
Bonapartes Oberbefehl 1796 brachte hier in die Krieg-
führung, die schon in vier Händen gelegen hatte, erst Leben
und Erfolg; Italien der Schauplatz seines Feldherrnruhms,
die Wiege seiner Größe.
Napoleon Bonaparte geboren zu Ajaccio auf Corsica den
15. August 1769 als zweiter Sohn einer kinderreichen Familie. Seine
Eltern: der ans italienischer Adelsfamilie stammende Advocat Carl
Bonapartc, Theilnchmer am Freiheitskampfe der Corsen gegen die
Genuesen (Paoli), und Letizia Ramolini. 1768 Corsica von Genua an
Frankreich verkauft. Der achtjährige Napoleon auf der Kriegsschule zu
Brienne, Pichegru fein Lehrer, Mathematik und Geschichte seine Lieb-
lingsfächer; lljährig auf der höheren Kriegsschule zu Paris; 1785, dem
Todesjahr feines Vaters, Artillerie-Unterlieutnant, 1789 sogleich der Re-
volution zugethan, Republikaner, aber nicht Jacobiner, dann Capitain in
dem revolutionierten Corsica, macht 1793 den Zug der Conventsarmce
gegen die Royalisten und Girondisten in Südfrankreich mit (Toulon).
*) Danzig und Thorn und die neuen Provinzen Süd-Preußen, Neu-Oft-
vrensien, Neu-Schlesien. —
Herbst, historisches Hiufsbuch Iii.
8
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Extrahierte Personennamen: Jourdan Bonapartes Napoleon_Bonaparte Napoleon Corsica August Carl
Bonapartc Letizia_Ramolini Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Basel Polens Spanien Amberg Moreaus Baiern Italien Ajaccio Genua Frankreich Paris Artillerie-Unterlieutnant Südfrankreich Toulon Danzig Thorn
122
Diese in Verbindung mit anderen Beleidigungen (z. B.
Nichtanzeige der Bildung des Rheinbundes u. a.) für Preußen
Lu8u8 dölli.
Von Schlesien (Hohenlohe) Westfalen-Hannover (Rüchel und
Blücher) und vom Magdeburgischen (Braunschweig und Möllen-
dorf) her vereinigten sich drei preußische Heere in Thüringen;
Sachsen und Hessen-Cassel im Bunde mit dem sonst ganz isolierten
Preußen.
Drei französische und rheinbündische Heermassen, um etwa
57000 Mann überlegen, rücken, ohne vorhergegangene Kriegs-
erklärung, aus Franken nördlich über den Thüringer Wald. Das
il>. Oci. N^^ntgardegefecht bei Saalfeld (Tod des Prinzen Louis Ferdi-
in Ocrnand von Preußen). Die vernichtende Doppelschlacht bei Jena
und Vierzehnheiligen (Hohenlohe und Rüchel), bei Auer-
städt (Brannschweig, zum Tod verwundet).
Rückzug der aufgelösten Preußen nordwärts; Lossagung
Sachsens von der preußischen Allianz*); allmähliche, meist
schmachvolle Uebergabe der Festungen Erfurt, Spandau, Stettin,
Küstrin, Magdeburg, Hameln, Glogau, Brieg, Schweidnitz, Danzig,
— glorreiche Ausnahme der traurigen Regel Kolberg mit Nettel-
beck und Gneisenau. Am 27. Oktober Napoleons Einzug in
Berlin; Flucht der Königsfamilie nach Königsberg und Memel;
Hohenlohes Capitulation bei Prenzlau; Blüchers Capitulation
in Lübeck nach heldcnmüthiger Gegenwehr.
Eingreifen Rußlands in den Kampf gegen Frankreich;
50000 Russen unter Bennigsen mit 25000 Preußen unter Lestocq
ml der Weichsel; andere russische Rüstungen bereiten sich vor.
Die Fortschritte der Franzosen durch eine polnische Erhebung in
Südpreußen unterstützt.
Der Winterfeldzug zieht sich nach Ostpreußen; die unent-
schiedene Schlacht bei Preußisch-Eilau Februar 1807; Sieg
der Franzosen bei Friedland im Juni.
Umschlag der russischen Politik; Zusammenkunft der beiden
Kaiser auf dem Memel; Friede zu Tilsit im Juli 1807.
Hauptbedingungen: Abtretung der westlich der Elbe gelegenen
preußischen Landestheile, aller seit 1772 erworbenen polnischen
Territorien (diese als Kroßherzogthum Warschau an Sachsen),
Danzigs als Freistadt; Anerkennung der Napoleoniden auf den
*) Im Dezember 1806 Separatfrieden Napoleons mit Sachsen, dessen Kur-
fürst den Königstitel annimmt.
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126
Sieg bei Wagram am 5. nub 6. Juli. Waffenstillstand von
Znaym, Friede zu Wien im Oetober.
Hauptabtretungen Oesterreichs: Krain, Grätz, Triest, ein
Theil Kroatiens und Dalmatiens •— daraus in Verbindung mit
dem ehemals venetianischen Dalmatien und Istrien (beide vom
Königreich Italien abgetrennt) der Staat der illyrischen Pro-
vinzen gebildet; Westgalizien an das Großherzogthum Warschau;
Salzburg an Baiern, das dafür Südtyrol an das Königreich
Italien, andere Besitzungen an Würtemberg und Würzburg
abgiebt.
Unterdrückung der Tyroler; Gefangennehmung und Er-
schießung Hofers (trotz der Amnestie) 1810. Der Herzog von
Braunschweig nach England.
Scheidung Napoleons von seliger Gemahlin Josephine, Ver-
mählung mit der Erzherzogin Maria Luise, Tochter des Kaisers
Franz Ii, durch des Grafen Metternich (früher Gesandter in
Paris, dann Stadions Nachfolger) Vermittelung. Der König
von Rom (geb. 1811, gest. 1832) der einzige Sohn dieser Ehe.
— Oesterreichs Staatsbankerott.
Weiterer Zuwachs des Napoleonischen Reiches: 1810 durch
den Kirchenstaat (Abführung des Papstes nach Frankreich und
Savona) durch Holland, dessen König verzichtete; durch das nörd-
liche Königreich Westfalen, Oldenburg und die drei norddeutscher:
Hansastädte — einen Landstrich, der von der Lippemiindung bis
Travemünde an der Ostsee reichte.
V. Gegen Rußland 1812.
Die größte und ungeheuerlichste Unternehmung Napoleons,
aber auch der Anfang feines Endes.
Seit Oesterreichs Fall 1809 waren nur noch zwei Mächte
in Europa unabhängig von Napoleon — England und Rußland.
Bei der Unmöglichkeit, den Inselstaat selbst mit Erfolg anzugreifen,
sollte Rußland überwältigt und, auf dem Wege durch Persien,
England in Ostindien angegriffen werden.
Allmähliche Lockerung des guten Einvernehmens zwischen
den beiden Kaisern. Die Vergrößerung des Großherzogthums
Warschau im Wiener Frieden als Anfang der Wiederherstellung
Polens, demnach als Feindseligkeit gegen Rußland betrachtet;
die Beraubung des Herzogs von Oldenburg, eines Verwandten
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Extrahierte Ortsnamen: Wien Oesterreichs Krain Triest Kroatiens Dalmatien Istrien Italien Warschau Salzburg Baiern Italien England Paris Rom Oesterreichs Frankreich Savona Holland Westfalen Oldenburg Ostsee Napoleons Oesterreichs Europa England Persien England Ostindien Großherzogthums
Warschau Polens Oldenburg
40
1626 Inzwischen vollständiger Sieg Tillys bei Lutter am Baren-
berge (im Braunschweigischen); der geschlagene Dänenkönig zieht
sich in seine Staaten zurück.
Ueberlegener Angriffskrieg Wallensteins, Tillys und Georgs
von Braunschweig-Lüneburg gegen Dänemark, Eroberung Jüt-
lands, Aechtung der Mecklenburger Herzoge ohne Rechtsspruch,
Uebertragung ihres Landes als Reichslehn auf Wallenstein; dessen
Plan zur Gründung einer deutschen Seemacht, General der Nord-
und Ostsee; Belagerung der durch eine Schwedische Besatzung
unterstützten Stadt Stralsund.
Die gewaltsame kirchlich-politische Umgestaltung Norddeutsch-
lands wird dann durch Wallenstein in des Kaisers Namen fort-
gesetzt. Die Stifter Hildesheim, Halberstadt, Brenien, Magde-
burg (in den drei letzten ein Sohn des Kaisers als Bischof und
Erzbischof) und andere sollten wieder in katholische Hände kom-
men, mit braunschweigischen Gebietstheilen die ligistischen Generale
Tilly und Pappenheim belehnt werden. Das Reftitutions-
1629einet 1629, durchgeführt in Schwaben, Franken, Westfalen,
Niedersachsen.
1629 Als der Krieg mit Schweden drohte, Friede zu Lübeck
mit Dänemark 1629, in dem Christian Iv seine Lande zurück-
erhielt gegen das Versprechen, sich in deutsche Angelegenheiten
ferner nicht mischen zu wollen.
Ferdinands Ii Macht auf dem Höhepunkt; die Existenz der
protestantischen Reichsfürsten und der Rechtsbestand der Reichs-
verfassung durch sein Streben nach absoluter Gewalt bedroht. Die
Opposition Maximilians von Baiern und anderer, katholischer
wie protestantischer Reichsfürsten gegen Wallensteins rechtswidriges
Verfahren führte zu dessen Absetzung auf dem Kurfürsten tage
i63ozu Regensburg 1630. Der Rest des kaiserlichen Heeres wird
unter Tillys Commando gestellt, die Mecklenburger Herzoge
wieder eingesetzt, dann erst des Kaisers Sohn Ferdinand zum
König gewählt, die Ausführung des Restitutionsedictes aber
(im Einverständniß mit den katholischen Kurfürsten) nicht auf-
gehalten.
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Extrahierte Personennamen: Ueberlegener_Angriffskrieg_Wallensteins Christian_Iv Ferdinands Maximilians Ferdinand
42
a. Gustav Adolf und die norddeutschen Reichs-
1630fürsten. Seine Landung im Juni 1630 mit circa 16000 Alaun
schwedischer Kerntruppen*) an der Peenemündung, Besetzung eines
großen Theils von Pommern. Abneigung der meisten prote-
stantischen Fürsten, sich ihm anzuschließen; anfangs nur die
Mecklenburger Herzoge und der abgesetzte Administrator von
Magdeburg auf seiner Seite. Die übrigen protestantischen Stände
Norddeutschlands beschlossen auf dem Leipziger Convent 1631
eine bewaffnete Neutralität. Allmählich traten die Mitglieder,
vom Kaiser, der ihnen die Selbstvertheidigung verbot, im Stich
gelassen, zu den: Schwedenkönig über: zuerst der Landgraf von
Hessen-Kassel und die Herzoge von Weimar und Lüneburg, end-
lich auch Kurbrandenburg und Kursachsen. Gustav Adolf rückt
von Pommern, nunmehr auch durch fimnzösische Subsidien unter-
stützt, in die Mark Brandenburg (Georg Wilhelm 1619—1640,
von dem kaiserlich gesinnten und katholischen Grafen Adam von
Schwarzenberg geleitet) und zwingt den Kurfürsten, seinen Schwager,
durch seine drohende Haltung zum Anschluß und zur Uebergabe
der Feste Spandau.
b. Gustav Adolf und Tilly. Inzwischen Eroberung,
i63ibrand und Plünderung Magdeburgs Mai 1631, in das
sich der vertriebene Administrator geworfen, durch Tillys Heer**).
Während dieses durch Hessen und Thüringen nach Kursachsen
zieht, befreit Gustav Adolf vom Lager von Werben an der
Elbe aus Mecklenburg (seinen Herzogen als schwedisches Lehen
zurückgegeben), vereinigt sich mit den Sachsen unter Arnim (aus
kaiserlichen Diensten übergetreten) und siegt über Tilly bei
i63i Breitenfeld (bei Leipzig) September 1631. Nach diesem Siege
reifen Gustav Adolfs muthmaßliche politische Ziele: das
Pominiunr raaris Baltici1 und (vielleicht) auf den Rath Kur-
sachsens ein protestantisches Kaiserthum; Bermählungsprvject
zwischen seiner Tochter Christina und dem Kurprinzen von Bran-
denburg, dem späteren großen Kurfürsten. Sein Zug westlich
durch Thüringen und Franken nach den Rheinlanden und Baiern
bis München; Einziehung katholischer Stifter. Niederlage
• Später bestand Gustav Adolfs Heer überwiegend ans Deutschen; bei
seinem Tod 1632 waren es 4/s der Officiere und Gemeinen.
'**) Der Ursprung der schrecklichen Behandlung Magdeburgs ist unbekannt,
schwerlich von Tilly selbst angeordnet, eben so unwahrscheinlich aber wird sic
von einigen Seiten dem Schwedischen Obristen Falkenberg oder den Magde-
burgern selbst zugeschrieben.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Georg_Wilhelm Wilhelm Adam_von
Schwarzenberg Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Christina Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Tilly
Ii. Zeitalter Peters -es Großen non
Rußland.
1680 — 1725.
Geographisches Bild von Rußland.
Aus der Vorgeschichte.
Am Ende des Mittelalters schüttelte der Fürst von Moskau
Iwan I Wasiljewitsch, aus dem Hause Rurik, das seit dem
13. Jahrhundert von seinem Lande getragene Mongolische Joch ab.
Erste Versuche, die europäische Kultur nach Rußland zu ver-
pflanzen unter Iwan Ii Wasiljewitsch, dem Schrecklichen
(1534 — 1584). Künstler und Handwerker aus Deutschlands-
Handelsverbindungen der Holländer und Engländer mit Archangel;
Errichtung des mit Feuergewehren bewaffneten Corps der Stre-
litzen; vergebliche Versuche, erobernd die Ostsee zu erreichen —
in seinen Planen und Reformen Peters des Großen Vorgänger.
Mit seinem Sohn Feod or I erlischt (1598) derrurik'-
sche Mann es stamm. In der Folgezeit Anarchie im Innern,
(der falsche Demetrius), feindliche Angriffe von Außen. Erst
mit der Thronbesteigung des H au s e s Romanow, eines Zweiges
der Ruriks, kehrt Friede und Ordnung zurück. Ans diesem Hause
stammt Zar Peter I, dessen Regentenziel die Annäherung seines
halbbarbarischen Landes an westeuropäische Kultur und die Aus-
dehnung der Grenzen seines Reiches bis zur Ostsee und dem
schwarzen Meere war, — beide Ziele nur erreichbar durch Kamps
mit Schweden, bis dahin der nordischen Großmacht, und der
Türkei.
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78
Aus Peters Jugendgeschichte bis zu seiner Alleinherrschaft.
Peter Alexejewitsch d. i. Sohn des Zaren Alexei Michailowitsch, von dessen
zweiter Gemahlin Natalia Narischkin, geb. 1672, beim Tode seines Vaters vier-
jährig, wurde nach dem Ableben seines Halbbruders, des Zaren Feodor Iii 1682
mit Uebergehung des älteren, aber schwachsinnigen Halbbruders Iwan (-h 1696)
in Moskan zum Zaren unter Vormundschaft seiner Mutter ausgerufen. Ein
Aufruhr der Strelitzen, durch Peters Halbschwester Sophia angeregt, führte
zum Mord der Verwandten Peters von der Mutterseite, zur Theilung der Herr-
schaft unter die beiden Brüder und zu Sophias Regentschaft.
In seinem Lieblingsaufenthalt Prcobraschenskoi zeigte der junge Zar schon
in seinen Spielen und der Richtung seines Lcrntriebs (auch neuere Sprachen)
den künftigen Reformator des Landes. Sein militairischer Lehrer, der Genfer
Le Fort, früher in französischen und niederländischen Diensten, später russischer
General und Admiral; bedeutender der General Gordon, ein Schotte. Das
Soldatenspiel, nach deutschem Vorbild, der Ursprung der Garde Peters und der
Umbildung des russischen Heeres.
Der Versuch Sophias, mit Hülfe der Strelitzen Peter vom Throne zu ver-
drängen, führte 1689 unter Zustimmung des Patriarchen und des Volkes zu
seiner Alleinherrschaft, zu Sophias Verstoßung ins Kloster.
A. Peters Keifen und innere Keformen.
Sein Streben, neben einer Landuiacht auf europäischem Fuß
auch eine Seemacht in Rußland zu schaffen, führte zur kräftigeren
Theilnahme am österreichffch-venetianifch-polnifchen Krieg gegen
die Pforte, zur Eroberung von Afow 1696, (nebst freiem Handel
auf dem schwarzen Meere in den Waffensüllständen von 1699
und 1700), zu den Anfängen einer Kriegsmarine, zu dein Plan,
auf einer westeuropäischen Reife vor allem holländische und eng-
lische Schiffsbaukunst näher kennen zu lernen.
Erste Reife 1697—1698 an der Spitze einer Gefandffchaft
durch Livland, über Berlin nach Holland (Aufenthalt in Zaandam
und Amsterdam, in Utrecht und im Haag, Bekanntschaft mit Wil-
helm Iii von Oranien) und England; Rückkehr durch's Oester-
reichische und Polen; Anwerbung ausländischer Künstler, Officiere
und Handwerker für Rußland, Aussendung von Russen zur An-
eignung ausländischer Bildung.
Zweite Reise 1716—1717 über Dänemark nach Holland
und Frankreich in gleicher Absicht, mit gleichen Erfolgen, vor-
wiegend in Bezug auf Kunst und Wissenschaft. Peters Versuche
zur inneren Umbildung seines Landes, die sich neben den Re-
formen im Kriegswesen, in der Rechtspflege, den Finanzen, der
Landeseintheilung, dem Ackerbau, dem Fabrikwesen, der Schul-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Peters Peter_Alexejewitsch Alexei_Michailowitsch Natalia_Narischkin Feodor_Iii Iwan Peters_Halbschwester_Sophia Peters Gordon Peters Peter Afow Peters
Extrahierte Ortsnamen: Moskan Prcobraschenskoi Livland Berlin Holland Zaandam Amsterdam Utrecht England Polen Holland Frankreich
80
Augusts Ii, des Starken, Kurfürsten von Sachsen und Königs
von Polen (seit 1697), Christians V, dann — seit 1699 —
seines Nachfolgers Friedrichs Iv von Dänemark.
Der Krieg.
I. Karls Xii Kriegsglück. 1700 — 1709.
a. gegen Dänemark, das gegen den Herzog von Hol-
stein-Gottorp, Karls Xii Schwager, und dessen Ansprüche auf
die Souveränetät über Schleswig feindlich austritt. Karls Xii
rasche Landung auf Seeland; Niederlage der zugleich von den
Seemächten angegriffenen Dünen: Frieden zu Travendahl 1700.
d. gegen Rußland und Polen 1700—1706. Sieg
Karls Xii über die ungleich stärkeren Russen bei Narwa 1700;
nach der Eroberung Warschaus 1702, den Siegen bei Klissow
1702, bei Pultusk 1703 geräth ganz Polen in seine Gewalt,
das die Sachsen 1706 nach ihrer Niederlage bei Fraustadt
vollends räumen. Thronentsetzung Augusts Ii mit Hülfe einer
antisächsischen Adelspartei, Wahl des Stanislaus Lesczinski
zum polnischen König 1704. Karl Xii in Sachsen; im Alt ran-
städter Frieden 1706 verzichtet August aus Polen.
c. gegen Rußland. Innere Stärkung Rußlands durch
Peters Reformen, namentlich im Heerwesen; Eroberung Jnger-
manlands im Rücken des gegen Polen thätigen Karl Xii;
Gründung von St. Petersburg und Kronstadt 1703; Einnahme
Narwas.
Nach Augusts Ii Demüthigung wendet sich Karl mit unge-
teilter Macht gegen Rußland. Verbindung mit dem Kosacken-
Hetman Maz eppa, daher sein unglücklicher Zug in die Ukraine.
Mazeppa von den Kosacken großentheils verlassen; der schwedische
General Löwen Haupt, der Zufuhr bringen sollte, bei Liesno
geschlagen.
1709 Karls Niederlage bei Poltawa, das er belagerte, durch
Peter, seine Flucht in die Türkei.
Ii. Wendung bis zu Karls Xii Tod 1709 — 1718.
а. Karl Xii in der Türkei. Sein Aufenthalt in
Bender; Kriegserklärung der Pforte auf Antrieb Karls Xii;
i7ii Gefahr und Rettung des russischen Heeres am Pruth; Ab-
tretung Asows und der russischen Besitzungen am schwarzen Meer.
б. Vorgänge im Norden während Karls Entfer-
nung: Rücktritt des Stanislaus Lesczinski; Rückkehr
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