96 Die deutsche Einigung unter Preußens Führung.
Feldzeugmeister Bene de k. In drei großen, gesonderten Armeen, insgesamt 280000 Mann stark, rückten die Preußen auf verschiedenen Straßen in Böhmen ein. „Getrennt marschieren, vereint schlagen", so hatte es der General Moltke geplant. Die erste Armee in der Mitte befehligte der Prinz Friedrich Karl, die zweite auf dem linken Flügel führte der Kronprinz Friedrich Wilhelm, und die dritte, die Elbarmee unter dem General Her-warth von Bittenfeld, bildete den rechten Flügel.
Als nächstes Ziel war den preußischen Heerführern die böhmische Stadt Gitschin bezeichnet. Auf ihrem Wege dorthin, der über die Pässe und durch die Schluchten der Sudeten in die böhmischen Täler führte, hatten sie heftige Kämpfe zu bestehen.
Der österreichische Oberbefehlshaber hatte sein ganzes Heer, 220 000 Mann und 672 Geschütze, aus den Höhen zwischen Königgrätz und Sadotva gesammelt und eine sehr vorteilhafte Stellung eingenommen. Am 2. Juli war König Wilhelm aus dem Kriegsschauplatz eingetroffen und hatte selbst den Oberbefehl übernommen; mit ihm kamen auch Moltke und Bismarck an. Noch in der Nacht wurde der Befehl gegeben, daß die gesamte preußische Armee am folgenden Tage vorrücken und den Feind in seiner festen und geschützten Stellung angreifen solle. Eilboten gingen an den Kronprinzen ab, der noch am weitesten zurück war, damit auch er mit seiner Armee schleunigst herbeikomme.
So begann am Morgen des 3. Juli unter den Augen des Königs die Entscheidungsschlacht bei Königgrätz. Die Österreicher wurden geschlagen und zogen sich in fluchtartiger Eile auf die nahe Festung Königgrätz zurück. Aber der Sieg war teuer erkauft; er kostete dem preußischen Heere 10 000 Tote und Verwundete. Die Preußen zogen dem geschlagenen Heere, das keine weitere Schlacht mehr wagte, durch Böhmen und Mähren nach. Am 20. Juli lagerten preußische Truppen bereits auf dem Marchfelde, im Angesicht der Hauptstadt Wien. Während das preußische Heer in Böhmen so glänzende Erfolge errungen hatte, war auch die Mainarmee siegreich bis nach Bayern vorgedrungen. Da trat Waffenruhe ein.
c) Der Friede. Am 23. August kam nach längeren Verhandlungen der Friede zu Prag unter folgenden Bedingungen zustande:
1. Österreich schied aus dem deutschen Staatenverbande aus und erklärt sich damit einverstanden, daß die Staaten nördlich vom Main sich zu einem engern Bunde unter Preußens Führung zusammenschließen. Österreich überläßt Preußen seine Anrechte auf Schleswig-Holstein und zahlt 60 Millionen Mark Kriegskosten.
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Extrahierte Ortsnamen: Königgrätz Wien Bayern Main Schleswig-Holstein
Der deutsch-französische Krieg. 1870—1871. 99
tag des norddeutschen Bundes zusammen und bewilligte einmütig die Mittel zum bevorstehenden Kriege. Auch die süddeutschen Fürsten, auf deren Unterstützung Napoleon ganz besonders gehofft hatte, stellten ihre Truppen dem König Wilhelm zur Verfügung. Ein Sturm der Begeisterung ging durch die deutschen Lande. So einig hatte man das deutsche Volk noch nie gesehen, und überall ertönte ,,Die Wacht am Rhein" mit ihrem zündenden Aufruf zum Kampf.
Kaum 14 Tage dauerte es, so stand die vereinigte deutsche Kriegsmacht mit 600 000 Mann und 1500 Geschützen zu Angriff und Abwehr an der Grenze gegen Frankreich, und hinter diesen sammelte sich noch fast eine halbe Million Landwehr und Ersatz-truppen^ um den heimischen Herd zu schützen oder später ins Feld nachzurücken. Nach Moltkes Kriegsplan, den er in treuer Arbeit schon lange vorher bis ins Genaueste festgelegt hatte, wurden 3 Armeen aufgestellt. Die I. Armee unter dem General Steinmetz bildete den rechten Flügel und stand an der Mosel. Die Ii. Armee befehligte der Prinz Friedrich Karl; sie stand in der Gegend von Mainz. Die Iii. Armee, bei der sich auch die süddeutschen Truppen befanden, führte der Kronprinz von Preußen; sie bildete den rechten Flügel und nahm ihren Weg durch den südlichen Teil der Rheinpfalz. Ende Juli war der Heeresaufmarsch beendet, und am 31. Juli begab sich König Wilhelm zur Armee, um den Oberbefehl zu übernehmen. Wiederum stand ihm sein treuer Helfer, der General von Moltke, zur Seite.
Die französische Hauptarmee unter dem Marschall B a-zaine stand bei Metz; eine Südarmee unter dem Marschall Mac Mahon hatte im Elsaß bei Straßburg Aufstellung genommen; eine Reservearmee lag noch zurück im Lager von Ehalons.
c) Die ersten Kriegstaten. Der Kronprinz von Preußen überschritt mit der Iii. Armee zuerst die französische Grenze und griff am 4. August die feindlichen Vortruppen der Südarmee bei W e i ß e n -bürg an. Er erfocht hier mit einem Teil feiner Truppen durch die Erstürmung der Stadt und des dahinter gelegenen Geisberges den ersten Sieg. Zwei Tage später, am 6. August, griff der Kronprinz mit seiner ganzen Armee den Marschall Mac Mahon an, der mit seinem Korps bei dem Städtchen Wörth eine sehr feste Stellung inne hatte. Es entspann sich eine große Schlacht. Das französische Heer wurde vollständig geschlagen und eilte in wilder Flucht auseinander. Aufs neue hatte sich hier die Waffenbrüderschaft der Nord- und Süddeutschen bewährt und befestigt.
An demselben Tage erstürmten Teile der I. und Ii. Armee die
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein" Frankreich Mainz Rheinpfalz Mahon Elsaß Straßburg Mahon
104 Die deutsche Einigung unter Preußens Führung.
Schlachten geschlagen. Durch diese Siege und jene an der Loire wurden die Feinde von Paris fern gehalten, so daß die deutschen Belagerungstruppen hier nicht in Gefahr kamen.
Eine dritte französische Armee wollte von Lyon aus in Elsaß-Lothringen einfallen, um den Deutschen die Zufuhr aus der Heimat abzuschneiden. Diesen Plan vereitelte der General v. Werder durch seine ruhmreichen Siege bei Belfort (45000 Deutsche gegen 140 000 Franzosen). Als ihm dann noch ein neues Heer unter dem General von Manteuffel zu Hilfe kam, wurden 90000 Franzosen auf Schweizer Gebiet gedrängt, wo sie die Waffen abgeben mutzten.
i) Der Friede und die Heimkehr der Sieger. Frankreichs Widerstand war gebrochen. In 7 Monaten waren 16 größere Schlachten und 150 größere und kleinere Gefechte gewonnen, 26 Festungen erobert, über 370 000 Gefangene gemacht, 250000 in Paris zur Niederlegung der Waffen gezwungen, 90 000 über die Schweizer Grenze gedrängt und 7500 Geschütze erbeutet worden. Nach dem Fall von Paris kam zunächst am 26. Februar ein Vorfriede zu Versailles zustande, und am 1. März 1871 zog König Wilhelm mit 30 000 Preußen und Bayern in Paris ein.
Der endgiltige Friede wurde am 10. Mai 1871 zu Frankfurt ct. M. abgeschlossen. Frankreich trat Elsaß und Deutsch-Lothringen an das Deutsche Reich ab. Es zahlte 4 Milliarden Mark Kriegskosten; bis zur Entrichtung dieser Summe blieben bestimmte Teile Frankreichs von deutschen Truppen besetzt.
Während Frankreich noch einen furchtbaren Bürgerkrieg durchmachen mußte, kehrte ein großer Teil der deutschen Truppen in die Heimat zurück, überall mit Jubel und großen Ehren empfangen. Am glänzendsten war jedoch der Einzug der Gardetruppen in Berlin am 16. Juni, zu dem das gesamte deutsche Heer durch Abordnungen aller Truppenteile vertreten war. An der Spitze ritt Kaiser Wilhelm, umgeben von seinen Prinzen und Heerführern. Die eroberten Fahnen wurden auf den Stufen des Denkmals niedergelegt, das er seinem Vater Friedrich Wilhelm Iii. hatte errichten lassen und an diesem Tage enthüllt wurde. Zwei Tage darauf fand im ganzen Deutschen Reiche ein feierlicher Dankgottesdienst statt. Erst im September 1873 kehrten die letzten der Besatzungstruppen aus Frankreich zurück.
6. Die Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreiches 18. Januar 1871.
a) Die vorbereitenden Schritte. Die gemeinsamen Siege aller deutschen Stämme hatten das Gefühl der Zusammen-
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Extrahierte Personennamen: Manteuffel März König_Wilhelm Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Paris Lyon Elsaß-Lothringen Belfort Frankreichs Paris Paris Bayern Paris Frankfurt Frankreich Deutsche_Reich Frankreichs Frankreich Berlin Frankreich
100 Die deutsche Einigung unter Preußens Führung
steilen Höhen bei Spichern, südlich von Saarbrücken, und trieben die Franzosen zurück, die ihre Stellung für uneinnehmbar gehalten hatten.
Der Jubel in Deutschland über diese schnellen Siege war groß; sie hatten die Gefahr eines feindlichen Einbruchs in deutsche Lande abgewendet und den Mut der deutschen Truppen und die Begeisterung des Volkes bedeutend gesteigert.
d) Die deutschen Siege bei Metz. Der Marschall Ba-zaine hatte sich mit der Hauptarmee bis in die Gegend von Metz zurückgezogen. Er wollte sich in Chalons mit den übrigen französischen Streitkräften vereinigen, auf Paris zurückgehen und hier erst die Entscheidung herbeiführen. Zu diesem Zwecke aber mußte er so schnell als möglich die Mosel überschreiten und Chalons zu gewinnen suchen. Die Ausführung dieses Planes vereitelten die drei großen Schlachten vor Metz vom 14.—18. August.
Am 14. August griff Steinmetz mit der I. Armee den abziehenden Feind bei Lolombey östlich von Metz an und warf ihn nach heftigem Widerstande in die Festung Metz zurück; durch dies Treffen verzögerte sich der Abmarsch Bazaines nach Westen. Prinz Friedrich Karl war während der Zeit in Eilmärschen mit seiner Ii. Armee südlich von Metz über die Mosel gegangen und traf am 16. August schon westlich von Metz auf die zurückmarschierende Armee Bazaines. Hier entwickelte sich bei den Dörfern Vionville und Mars la Tour ein gewaltiges Ringen. Zwölf Stunden lang mutzten die deutschen Truppen gegen eine Übermacht standhalten, bis ihnen das hannoversche Korps zu Hilfe kam. Die Franzosen zogen sich aus Metz zurück; der gerade Weg nach Westen war ihnen verlegt. Noch einmal wollte Bazaine den Durchbruch versuchen. Er hatte eine neue und sehr feste Stellung westlich von Metz auf einem Höhenrande zwischen Gravelotte und St. Privat eingenommen. Von hier aus gedachte er den angreifenden Gegner zu zerschmettern oder wenigstens ihn so zu schwächen, daß er ihm den Weg nicht weiter versperren könnte. Am 18. August griff hier die I. und Ii. deutsche Armee unter dem Oberbefehl König Wilhelms die Franzosen an. Die größte und blutigste Schlacht des ganzen Krieges entspann sich. Lange schwankte das Kriegsglück. Als dann aber die Sachsen und die preußische Garde St. Privat mit Sturm genommen hatten und das pommersche Armeekorps, das bereits seit 2 Uhr morgens auf dem Marsch gewesen war, in die Schlacht ein-griff, mußten die Franzosen weichen, und spät abends konnte Moltke seinem Könige die Meldung bringen: ,,Majestät, der Sieg ist unser; der Feind ist auf allen Punkten geschlagen."
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Friedrich I., als Förderer der ttunst. 19
fahren Bonn und beteiligte sich dann noch mehrfach und ehrenvoll an der Fortsetzung des Krieges. Wenn dieser Krieg schließlich doch ohne Erfolg für Deutschland und Brandenburg 1697 endete, so war das nicht des Kurfürsten Schuld. Er erklärte öffentlich, er habe sich unter allen Reichsfürsten zuerst vor den Ritz gestellt, Bündnisse geschlossen und veranlaßt und sich so gezeigt, datz, wenn man einig gewesen, die Sache einen bessern Ausgang genommen hätte.
Auch anderwärts lagen Brandenburger für Kaiser und Reich im Felde. Sie halfen in Ungarn die Türken besiegen und hatten keinen geringen Anteil an dem großen Erfolge des Prinzen Eugen bei Zenta, wo der Prinz vor der Front ausrief: „Nächst Gott verdanke ich euch Brandenburgern diesen herrlichen Sieg l“
Seinem Versprechen, den Kaiser im Kriege gegen Frankreich wegen der spanischen Erbfolge zu unterstützen, blieb König Friedrich I. treu. In den wechselvollen Kämpfen dieses Krieges, der von 1701—1713 dauerte, zeichneten sich wiederholt die preußischen Truppen aus, deren Anführer der Fürst Leopold von Dessau war. Im Frieden zu Utrecht, der den spanischen Erbfolgekrieg beendete, erhielt er Ob er-G eldern.
3. Friedrich I. als Förderer der Kunst.
König Friedrich I. war ein prachtliebender Fürst. Nachdem er sich die Königskrone aufgesetzt hatte, glaubte er es der neuen Würde schuldig zu sein, seine Hofhaltung nach der Sitte der damaligen Zeit ganz besonders glanzvoll zu gestalten und seiner Hauptstadt durch prachtvolle Bauten auch ein königliches Ansehen zu geben. Seinem Vater errichtete er das prachtvolle Reiter st andbild auf der langen Brücke. In der Straße „Unter den Linden" ließ er das Zeughaus bauen, das heute als „Ruhmeshalle" der preußischen Geschicke Vienf und eine reiche Sammlung von Waffen, Fahnen, Siegesbeute und Kriegsgeräten enthält. Auch das königliche Schloß, das damals noch aus mehreren Gebäuden bestand, wurde umgebaut und erhielt durch ihn im wesentlichen seine heutige Gestalt. Seiner Gemahlin Sophie Charlotte zu Ehren ließ er die schönen Gartenanlagen und das Schloßgebäude zu Charlottenburg ausführen. Auch ein ganz neuer Stadtteil Berlins „die Friedrichstadt" ist durch seine Fürsorge entstanden.
Das alles kostete zwar viel Geld, und die Bewohner wurden zu hohen Steuern herangezogen; aber viele Künstler und Handwerker fanden durch die königlichen Bauten wiederum auch reichliche Beschäftigung und gute Gelegenheit, ihre Kunst zu betätigen und Geld zu verdienen.
2*
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Extrahierte Ortsnamen: Bonn Deutschland Brandenburg Ungarn Frankreich Utrecht Charlottenburg Berlins
Der deutsch-französische Krieg. 1870—1871. 101
Infolge der mörderischen Schlachten um Metz mußte sich Bazaine mit seiner Armee in die Festung zurückziehen. Nun galt es, ihn hier festzuhalten. ' Diese Aufgabe fiel dem Prinzen Friedrich Karl zu, der mit 160 000 Mann die stolze Festung einschloß.
König Wilhelm aber nahm mit der Iii. und der neugebildeten Iv. Armee unter dem Oberbefehl des Kronprinzen Albert von Sachsen den Weitermarsch nach Chalons auf, wo man Mac Mahon mit seiner Armee vermutete.
e) Der Tag von Sedan. Mac Mahon hatte unterdessen sein Heer bis auf 130 000 Mann verstärkt und von Paris die Weisung erhalten, dem Marschall Bazaine in Metz zu Hilfe zu eilen. Er marschierte zu diesem Zweck in nordöstlicher Richtung auf Metz zu. Sobald die deutsche Heeresleitung hiervon Kenntnis erhielt, ließ sie die Armeen der beiden Kronprinzen rechts abschwenken, um dem Marschall Mac Mahon den Weg nach Metz zu verlegen. Ende August traf ihn die Iv. Armee an der Maas und nötigte ihn in mehreren Gefechten, auf das linke Maasufer zurückzugehen. Nun nahte auch die Iii. Armee, die sich auf dem linken Ufer der Maas hielt und dem Feinde den Rückweg nach Paris verlegte; im Rücken der Feinde lag die belgische Grenze. So von allen Seiten bedrängt, entschloß sich Mac Mahon, einen letzten Kampf bei der kleinen Festung Sedan an der Maas zu wagen.
In der Frühe des 1. Septembers waren beide deutsche Armeen bei Sedan angelangt und umgaben den Gegner in einem großen Halbkreise mit fast doppelter Übermacht. Schon um 5 Uhr morgens begann der Kampf. Ein Dorf nach dem andern wurde den Franzosen entrissen, und immer enger zogen die Deutschen den Feuerkreis um Sedan. Schließlich warf sich das geschlagene Heer in die Festung Sedan, und die Stadt wurde beschossen. Da endlich um 5 Uhr erschien auf der Festungsmauer die weiße Fahne. Sofort wurde ein Unterhändler in die Festung geschickt, um Armee und Festung zur Übergabe aufzufordern. Dieser kehrte mit der Nachricht zurück, daß Kaiser Napoleon sich selbst in Sedan befände; ein Bote sei bereits unterwegs, um dem Könige ein eigenhändiges Schreiben des Kaisers zu überbringen. Bald darauf erschien ein französischer General und überreichte das kaiserliche Handschreiben, das nur die wenigen, aber inhaltsschweren Worte enthielt: ,,Da ich nicht an der Spitze meiner Truppen habe sterben können, so lege ich meinen Degen in Ew. Majestät Hände." Die Antwort König Wilhelms lautete, daß er den Degen annehme, wenn sich die ganze Armee ergäbe. Noch spät in der Nacht fanden die weitern Verhandlungen wegen der Übergabe statt, die erst am
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Extrahierte Ortsnamen: Chalons Mahon Sedan Mahon Paris Mahon Maas Maas Rückweg Paris Sedan Sedan Sedan Sedan Sedan
292
Annahme verleiten lassen, er habe in Zukunft ausschließlich Buschobst-
bau zu treiben und brauche die teueren und mit dem Ertrage lange
zurückhaltenden Hochstämme garnicht mehr anzupflanzen. Das geht schon
deshalb nicht, weil das Buschobst nur unter günstigsten Bodenverhält-
nissen gedeiht und weil für Buschobstpflanzungen alle jene Sorten
überhaupt ungeeignet sind, welche erst in höherem Alter die Tragbar-
keit erlangen. Solche Obstsorten gibt es bekanntlich eine große Anzahl.
Es gibt ferner auch Verhältnisse, unter denen der Buschbaum infolge
der Nebennutzung des Bodens (z. B. Grasbau u. s. w.) keine Ver-
wendung finden kann. Es hat deshalb der Hoch- und Halbstamm
für den landwirtschaftlichen Obstbau, insbesondere dort, wo man auch
der kommenden Generation einen reichen Obstertrag sicherstellen will,
seine hohe Bedeutung und wird hier niemals durch den Buschbaum
verdrängt werden können. Die Buschobstpflanzung verdient nur dort
unsere Beachtung, wo es sich darum handelt, aus geschlossener An-
pflanzung früh und reichtragender Sorten bald Einnahmen zu erzielen.
Um den Ertrag noch früher eintreten zu lassen, bezw. denselben zu
erhöhen, pflanzt man zwischen den Buschbäumen Beerenobststräucher,
die beseitigt werden, sobald erstere den Raum für sich beanspruchen.
Es wurde schon darauf hingewiesen, daß nur gewisse Sorten
für die Buschpflanzungen geeignet sind. Es sind dies vor allen die-
jenigen Sorten, welche sich durch regelmäßige, frühe und reiche Trag-
barkeit auszeichnen. Als solche seien noch zum Schluffe genannt:
Wintergoldparmäne, Baumann's Reinette, Hagedornapfel, Kaiser
Alexander, Langton's Sondergleichen, Cellini, Mauck's Küchenavfel,
Lord Suffield, Virginischer Rosenapfel, Charlamowskl, Weißer Klar-
apfel, Pfirsichroter Sommerapfel u. a. Ulrich.
67. Die Düngung der Obstbäume.
Unsere Obstbäume ernähren sich in derselben Weise wie alle
übrigen landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Wenn man nun erwägt,
daß ein Obstbaum nicht nur ein Jahr — wie dies bei der Mehrzahl
unserer landwirtschaftlichen Gewächse der Fall ist — sondern eine
lange Reihe von Jahren an derselben Stelle verbleibt und deshalb
auf die an dieser Stelle vorhandenen Nährstoffe ausschließlich ange-
wiesen ist, und wenn man ferner überlegt, daß in dem jährlichen
Zuwachs einer großen Baumkrone und des dazu gehörigen Wurzel-
werkes, nicht minder auch in einer reichen Obsternte eine große Menge
von dem Boden entzogenen Nährstoffen niedergelegt ist, dann erscheint
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Cellini Suffield Virginischer_Rosenapfel Pfirsichroter_Sommerapfel Ulrich
300
durch die Anordnung dieser Gewächse und durch die Mitverwendung von
Blumen und Ziersträuchern zum angenehmen Aufenthalte am Feier-
abende und am Sonntage dienen. Ein einladendes Sitzplätzchen, eine
von wildem Wein, Klematis oder anderen Schlingpflanzen umrankte
Laube, umgeben von schön duftenden Blumenrabatten und Zier-
sträuchern, machen ihn hierzu ebenso geeignet als die von Unkraut
reingehaltenen, sauberen Gartenwege zum Lustwandeln unter sorgfältig
gepflegten, mit Blüten oder Früchten behangenen Obstbäumen und
zwischen sauber gehaltenen Gemüsebeeten einladen.
In den meisten Verhältnissen liegt der Schwerpunkt des länd-
lichen Hausgartens in seiner Eigenschaft als Nutzgarten, aber dies
schließt nicht aus, daß daneben auch dem Angenehmen und Schönen
Rechnung getragen wird. Da der Hausgarten sich fast immer un-
mittelbar an das Wohnhaus anschließt, gewissermaßen eine Erweiterung
desselben während der schönen Jahreszeit darstellt, so dient der vordere
Teil, die nähere Umgebung des Hauses, vielfach als sogenannter
Blumengarten. Auf kleinen, von sauberen Wegen durchschnittenen
Rasenflächen finden sich Blumenbeete, deren farbiger Schmuck sich von
den im Hintergründe und an den Gartenrändern angepflanzten Zier-
sträuchern und immergrünen Gehölzen schön abgebt. Aus diesem
Vorgarten gelangt man dann auf einem breiteren, meist mit Buchsbaum
eingefaßten Wege in den Teil des Gartens, der vorwiegend dem
praktischen Zwecke, dem Gemüse- und Obstbau dient. Zu beiden
Seiten solcher Hauptwege befinden sich Rabatten, welche neben Obst-
bäumen und Beerensträuchern auch wohl Küchenkräuter einerseits, den
der Jahreszeit entsprechenden Blumenflor andererseits aufweisen.
Hier finden wir die Lieblinge des deutschen Bauergartens: im
zeitigen Frühjahre Schneeglöckchen, Krokus. Narzissen, diesen folgend
Goldlack, Vergißmeinnicht, Stiefmütterchen, welche später wieder von
Levkojen. Betunien, Astern, Georginen u. s. w. abgelöst werden und
diesen Randstreifen des Gemüselandes ein liebliches Aussehen verleihen.
Daneben finden noch ausdauernde Staudengewächse wie Rtttersporn,
Akelei, Glockenblumen, Türkenbundlilien u. a. ihren Platz und sorgen
dafür, daß die Blütenpracht nicht so bald aufhört. In dem anderen
Teile, dem eigentlichen Blumengarten, finden frei vom Schatten
größerer Obftbäume, Rosen, als Hochstamm und als Busch ange-
pflanzt, ihren Platz und oft bieten hier die beliebten Monats-
rosen noch spät im Herbste, wenn bereits der Winter seine eisigen
Vorboten sendet, ihren duftenden Blumengruß. An Sträuchern finden
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330
raum und für saubere Gefäße; denn eine noch so sauber gewonnene
und noch so gute Milch fällt, falls sie nicht sehr vorteilhaft aufbewahrt
wird, rascher Zersetzung anheim. Das Milchlokal muß vor allem
sauber gehalten werden und trockene und reine Luft enthalten. Zu
diesem Zwecke sorge man für gute Ventilation, die am besten durch dicht
über dem Fußboden und dicht unter der Decke befindliche Öffnungen,
welche mit Drahtgittern versehen sind, die zur Abwehr von Tieren
dienen, bewirkt werden kann; diese Öffnungen müssen aber vollständig
verschließbar fein, um die Wärme im Sommer und die Kälte im
Winter abzuhalten. Was die Gefäße betrifft, so muß man sich in der
Behandlung derselben der größten Sauberkeit befleißigen. Bevor diese
Gefäße nicht gründlich gesäubert und nach erfolgter Reinigung gehörig
getrocknet und gelüftet worden find, benutze man sie niemals. Als
bestes Material für diese Gefäße ist im allgemeinen Weißblech zu be-
zeichnen; denn einmal lassen sich Weißblechgefäße sehr leicht reinigen
und handhaben und anderseits sind sie dauerhaft und halten auf
ihren glatten Wänden wenig Milchreste zurück. Die hölzernen Gefäße
stehen den blechernen hinsichtlich der erwähnten Vorzüge bei weitem nach,
während sie wieder jene Vorteile haben, daß sie billiger sind und als
schlechtere Wärmeleiter die Milch länger süß erhalten. Selbstverständlich
müssen auch die Kühlapparate, Rahmlöffel, Zentrifugen usw. stets pein-
lichst sauber gehalteu werden, wenn man eine tadellose Beschaffenheit der
Milch und der aus ihr herzustellenden Erzeugnisse, wie der Butter und
des Käses, erwartet.
Wenn die Milch sofort nach dem Melken und Abkühlen verkauft
und zu diesem Zwecke transportiert werden soll, dann achte man
ebenfalls aus saubere Gesäße und aus guten Verschluß derselben.
Außerdem richte man beim Milchtransport stets sein Augenmerk aus
die Beschaffeuheit der Wagen, die zur Beförderung der gefüllten Milch-
kannen benutzt werden sollen. Diese müssen unbedingt mit guten
Federn ausgestattet sein, damit ein zu starkes Schütteln der Milch
beim Befördern möglichst vermieden wird, weil durch heftiges Schütteln
der Milch sehr leicht, besonders bei hoher Sommertemperatur, Butterung
eintreten kann.
Wir sehen aus all dem Vorherbesprochenen, daß die Milch leider
noch nicht die Stellung unter den Nahrungsmitteln einnimmt, die ihr
gebührt. Wir sehen anderseits aber auch, daß viel Aufmerksamkeit
aus die Behandlung der Milch verwendet werden muß, wenn sie
eine tadellose Verkaufs- bezw. Gebrauchsware sein soll. Der Landwirt
würde deshalb eine segensreiche Tätigkeit entfalten, wenn er jederzeit