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1. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 53

1910 - Berlin : Parey
Des Deutschen Reiches völlige Auflösung. 53 ein Gebiet von etwa 1100 Quadratmeilen mit 3x/2 Millionen Einwohnern, das damit unter die Herrschaft Napoleons kam. Um die weltlichen deutschen Fürsten zu entschädigen, die durch diese Abtretungen ihrer Gebiete Einbuße an Land und Leuten erlitten hatten, wurden ihnen Landesteile rechts vom Rhein in Aussicht gestellt. Zu dem Zweck sollten die geistlichen Fürstentümer und reichsunmittelbaren Städte diesseits des Rheins eingezogen werden. Eine Reichsdeputation trat in Regensburg zusammen, um dies Verteilungsgeschäft nach den Vorschlägen Frankreichs und Rußlands zu besorgen. Im Jahre 1803 war man damit fertig, und der Beschluß wurde als „Reichsdeputationshauptbeschluß“ verkündet : Alle geistlichen Besitzungen, die Erzbistümer, Bistümer, Abteien wurden eingezogen und verteilt, ebenso die meisten Reichsstädte, so daß nur wenige übrig blieben. So verloren mit einem Schlage sämtliche geistliche Herrschaften in Deutschland ihren weltlichen Besitz und die meisten reichsfreien Städte ihre Selbständigkeit. Das war ein scharfer Schnitt in die deutsche Kleinstaaterei. Im ganzen verschwanden 112 Staaten, und den Ausschlag gaben nicht Kaiser und Reich, sondern Russen und Franzosen. Preußen erhielt bei dieser Gelegenheit für die im Frieden zu Basel 1795 abgetretenen linksrheinischen Gebiete die Bistümer Hildesheim, Paderborn, den größten Teil vom Bistum Münster, ferner Erfurt und das Eichsfelb sowie die freien Städte Nordhausen, Mühlhausen und Goslar. Weitere Entschädigungen erhielten insbesondere Baiern, Württemberg, Baden und Hessen. Iii. Des Deutschen Reiches völlige Auflösung. Im Jahre 1805 führte Napoleon einen dritten Kampf gegen Österreich, Rußland und England. In der gewaltigen, sogenannten Dreikaiserschlacht bei Austerlitz besiegte er die Russen und Österreicher und zwang sie zum Frieden. Jetzt richtete Napoleon sein Streben daraus, das morsche Deutsche Reich vollständig zu zertrümmern. Er ließ die süddeutschen Fürsten, die schon im letzten Kriege seine Verbündeten gewesen waren, heimlich zum Abfall von Österreich auffordern und stellte ihnen vor, daß sie künftig doch stets von Österreich bedroht seien, wogegen er sie schützen würde. Die Kurfürsten von Bayern und Württemberg erhielten von Napoleon den Königstitel, und der Herzog von Baden wurde ©roß-Herzog; auch neue Gebietserweiterungen wurden ihnen in Aussicht gestellt. So sagten sich denn im Juli 1806 16 deutsche Staaten vom alten Deutschen Reiche los und schlossen unter der

2. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 10

1910 - Berlin : Parey
10 Die Begründung des brandenburgisch-preutzischen Staates. unglückseliger Zwiespalt. Der Landadel wollte sich der Herrschaft der Ordensritter nicht mehr fügen, und die emporgeblühten Städte strebten nach größerer Selbständigkeit. Zuletzt begann ein offner Ausstand, und im Bunde mit dem Polenkönig kam es zu einem langwierigen Kriege, in dem der Orden schließlich unterliegen mußte. Im Thorner Frieden 1466 wurde Westpreußen und das Erme-land an Polen abgetreten; nur Ostpreußen verblieb dem Orden als polnisches Lehen. So schob sich der sla v isch e St a at P o l en zwischen das deutsche Stück Land im Osten und das Deutsche Reich, und die Verbindung beider war damit unterbrochen. Einsam und verlassen saß nun der deutsche Ordensmeister, der seinen Sitz nach Königsberg verlegt hatte, hoch oben am Meere, umdrängt von dem gefährlichen Polenstaate, mit dem es noch harte Kämpfe zu bestehen gab. In dieser Not wählten die Ordensritter den Markgrafen Albrecht von Ansbach, der ein naher Verwandter des Kurfürsten von Brandenburg war. zu ihrem Ordensmeister. Da in jener Zeit die lutherische Lehre auch in Preußen Eingang fand und viele Ritter bereits aus dem Orden ausgetreten waren, löste der Ordensmeister Albrecht den Orden 1525 ganz auf, machte das Ordensland zu einem weltlichen, erblichen Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit und nannte sich fortan Herzog in Preußen. Albrechts Geschlecht regierte nicht lange. Sein Sohn und Nachfolger war geisteskrank; darum erhielt der Kurfürst von Brandenburg, Joachim Ii., vom Könige von Polen die Mitbelehnung über das Herzogtum Preußen. Als dann 1618 der kranke Herzog ohne Erben starb, wurde der Kurfürst von Brandenburg, Johann Sigismund, Herzog von Preußen unter polnischer Lehnshoheit. Seitdem gehören Brandenburg und Prjju ßen zusammen. Xr------------- c) Preutzen als unabhängiges Herzogtum. Der Große Kurfürst empfand dies Lehnsverhältnis zur Krone Polens sehr drückend und trachtete darnach, es so bald als möglich zu beseitigen. Hierzu bot sich bald eine günstige Gelegenheit. Zwischen Schweden und Polen war ein Krieg ausgebrochen, und der Große Kurfürst schloß sich zunächst den Schweden an, weil er hoffte, dadurch von Polen frei zu werden. Der König von Polen war außer sich vor Zorn, als er von dem Abfall seines Lehnsmannes vernahm. Mit einem ungeheuren Heere rückte er den Schweden und Brandenburgern entgegen. Doch in der 3tägigen Schlacht bei Warschau 1656 erlitten die Polen eine vollständige Niederlage. Die jungen brandenburgischen Truppen hatten Wunder der Tapferkeit getan,

3. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 11

1910 - Berlin : Parey
Das Ringen gegen französische Eroberungssucht. 11 und zum Dank bafür erkannte der Schwebenkönig im Vertrage zu Labiau den Kurfürsten als unabhängigen Herzog von Preußen an. Doch die weitern 'Siege des Schwebenkönigs machten bissen so übermütig, daß der Kurfürst um seine Unabhängigkeit besorgt würde; barum suchte der Kurfürst unter Vermittlung Österreichs eine Aussöhnung mit Polen^herbeizuführen. Diese kam zu-stanbe, und im Vertrage zu 2behl au bestätigte auch der König von Polen die Unabhängigkeit des Herzogtums. Im F rieben zu Oliva 1660 würde der Große Kurfürst enbgistig als unabhängiger Herzog in Preußen anerkannt. So war das alte Koloniallanb am Östseestranbe seinen slavischen Vebrückern ein für allemal entrissen. Mochte es auch nur ein entlegenes, von polnischen Gebieten umgebenes Grenzlanb sein, die Tüchtigkeit der Hohenzollernfürsten war groß genug, um später barauf einen stolzen Königsthron zu erbauen. 4. Das Ringen des Grofzen Kurfürsten gegen französische Eroberungssucht und der Kampf mit den Schweden. a) Die französische Eroberungssucht. In Frankreich regierte zur ^eit des Großen Kurfürsten ßubivig Xiv. Dieser führte unaufhörliche Kriege mit seinen Nachbaren; namentlich aber hatte das durch den 30 jährigen Krieg so sehr geschwächte Deutsche Reich durch ihn viel zu leiben. Der Rhein sollte die Grenze zwischen Deutschland) und Frankreich sein, und viele Orte der Rheingegenb, barunter auch das schöne Straßburg, sinb bamals an Frankreich gekommen und gesegnete beutfche Sanbstriche von französischen Heeren verwüstet worben. Der einzige von allen deutschen Fürsten, der diese Gefahr rechtzeitig erkannte, war der Große Kurfürst. Als Ludwig Xiv. 1672 mit feinem Heere in Hollanb einfiel und baburch bies Land in große Not brachte, war er es, der den bebrängten Hollänbern zuerst zu Hilfe eilte. Freilich hatte er Übeln Dank; der bcutsche Kaiser hemmte ihn, und selbst die Hollänber gebachten seiner kaum, als sie aus der ersten Not heraus waren und anbere Freunbe gefunben hatten. So mußte er wegen feiner eigenen Besitzungen am Rhein vorläufig mit Frankreich Frieden schließen. Als dann aber ein Jahr später die Franzosen in die beutsche Pfalz eingefallen waren und hier entsetzliche Verwüstungen angerichtet hatten, ermannte sich enblich Kaiser und Reich und erklärte an Frankreich den Krieg. Sofort trat auch der Große Kurfürst dem Bunbe roieber bei und erschien mit 19 000 Mann am Rhein, um sich dem (Erbfeinbe Deutschlanbs entgegenzustellen.

4. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 58

1910 - Berlin : Parey
58 Preußens Niedergang und Erhebung. Inzwischen war Napoleon bis nach Polen vorgedrungen und zog am 2. Januar 1807 unter dem Jubel der Bevölkerung in die alte Hauptstadt Warschau ein; hofften doch die Polen, nun von der verhaßten preußischen Herrschaft loszukommen. Daraus zog er nach Ostpreußen, wo inzwischen auch ein russisches Hilfsheer erschienen war und sich mit einem preußischen Korps unter Scharnhorst vereinigt hatte. Sei Preußisch-Eylau kam es im Februar bei bitterster Winterkälte zu einer mörderischen Schlacht; aber keine Partei konnte sich den Sieg zuschreiben. Da bot Napoleon dem Könige Friedrich Wilhelm unter günstigen Bedingungen Frieden an, wenn er sich jetzt von Rußland trenne. Aber der König blieb seinem Bundesgenossen treu und lehnte die Friedensvvrschläge ab. So nahm der Krieg seinen Fortgang. Im Juni desselben Jahres kam es bei Friedland zur letzten Entscheidung. Das russisch-preußische Heer wurde vollständig geschlagen, und die russische Armee mußte in vollständiger Auflösung bis über die Memel hinaus zurückgehen. Napoleon besetzte Königsberg und Tilsit. Nun entsank dem russischen Kaiser Alexander der Mut. Alle Versprechungen, die er einst seinem Freunde Friedrich Wilhelm Iii. gemacht hatte, vergaß er und suchte bei Napoleon um Frieden nach; auch dem Könige riet er dazu, Frieden zu schließen. Bitterlich enttäuscht mußte er endlich einwilligen. 3. Ter unglückliche Friede zu Tilsit. In Tilsit sollte über den Frieden verhandelt werden. Auf Alexanders Rat sollte auch die Königin Luise erscheinen, um dadurch vielleicht mildere Friedensbedingungen zu erlangen. Lange hat sich die Königin gesträubt, dem harten Manne bittend zu nahen. ,,Das ist das schwerste Opfer, das ich meinem Volke bringe," sagte sie unter Tränen. Die Begegnung fand in Tilsit statt; aber vergebens. All ihre guten Worte halfen nichts; Napoleon blieb unerbittlich. Am 9. Juli wurde dann der Friede geschlossen. Ein harter Friede! Napoleon nahm alle preußischen Länder zwischen Elbe und Rhein in Besitz und machte aus diesen und Teilen von Hannover, Hessen und Braunschweig das Königreich Westfalen und gab es seinem Bruder Jerome, der Kassel zur Hauptstadt dieses neuen Königreichs machte. Auch die polnischen Länder, die Preußen in der 2. und 3. -teilung Polens 1793 und 1795 erhalten hatte, mußte Preußen abtreten ; sie wurden zu dem Großherzogtum Warschau vereinigt und dem König von Sachsen verliehen, der während des Krieges

5. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 15

1910 - Berlin : Parey
Des Großen Kurfürsten landesväterliche Fürsorge. 15 Von großer Wichtigkeit waren die neuen Einrichtungen, die der Kurfürst in der Verwaltung der Domänen traf, um sie zu einer großem Ertragsfähigkeit zu bringen. Sie wurden in Generalund Zeitpacht gegeben. Die Pächter suchten die Erträge der Güter zu steigern und brachten Ackerbau und Viehzucht zu neuer Blüte. Die Bauern aber sahen die Vorteile einer guten Wirtschaft und ahmten sie auf ihrem Hofe nach. So wurden die Großgüter die Ursache zur weitern Hebung der Landwirtschaft in den brandenburgischen Ländern. Durch den Erlaß zahlreicher Bauern-, Gesinde-, Hirten- und Schäferordnungen wurden auch die Dienstleistungen der Bauern festgestellt. c) Des Kurfürsten Sorge für Handel und Gewerbe. Auch dem Gewerbe wandte der Große Kurfürst seine landesväterliche Fürsorge zu. Er bot alles auf, um die Handwerker in den Städten zu vermehren, und erlaubte schließlich jedem Einwohner, ein Handwerk zu erlernen. Auch von außen her zog er geschickte Handwerker in sein Land; besonders wichtig aber wurde die Aufnahme von 20 000 evangelischen Glaubensgenossen, die ihres Glaubens wegen aus Frankreich ausgewandert waren. Die meisten der eingewanderten Franzosen aber waren geschickte Handwerker und tüchtige Fabrikanten und in vielen Künsten und Gewerbsarten den Brandenburgern überlegen. Sie brachten ganz neue Gewerbszweige ins Land und wurden gute Lehrmeister für die Einheimischen. So entwickelten sich unter ihrem Einfluß in den brandenburgischen Landen die Sammet- und Seidenweberei, die Goldschmiede- und Uhrmacherkunst, die Leinen-und Tuchweberei, die Hut- und Handschuhmacherei, so daß schließlich der Kurfürst sogar die Einfuhr vieler ausländischer Waren verbieten oder mit Zoll belegen mußte, um dadurch die heimischen Gewerbe zu schützen. Damit die Landleute und Handwerker ihre Waren auch besser verkaufen konnten, richtete der Große Kurfürst sein Augenmerk auch auf die Förderung des Handelsverkehrs. Um den Brief-, Paket- und Personenverkehr von Stadt zu Stadt und Land zu Land zu vermitteln, richtete er eine regelmäßige Post ein. Von Berlin aus ging sie wöchentlich einmal nach Königsberg und Memel, sowie nach Hamm und Cleve. So wurde der Große Kurfürst der eigentliche Schöpfer des brandenburgischen Po st wesen s. Wie er zu Lande die Wege, Brücken und Dämme verbessern ließ, so war er auch auf gute Wasser st raßen bedacht. Die Oder und Spree verband er durch den Friedrich-Wilhelmskanal, so daß bald die Lastkähne von Hamburg über Berlin nach Breslau fahren konnten. Sogar an den Seehandel dachte der Kurfürst. Er kaufte Schiffe,

6. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 17

1910 - Berlin : Parey
Friedrich I., der erste preußische König. 17 Ii. Friedrich I., der erste preußische König. 1688—1713. 1. Die Erhebung Preußens zum Königreich. 1701. a) Die vorbereitenden Schritte. Der Sohn und Nachfolger des Großen Kurfürsten, der Kurfürst Friedrich Iii., befaß ein Land, das so groß war wie manches Königreich. Er verfügte über eine stattliche Kriegsmacht und war bereits unabhängiger Herzog in Preußen. Darum erblickte er in der Königskrone, die er erstrebte, den geziemenden Abschluß der Lebensarbeit feines großen Vaters. Dazu kam, daß der Kurfürst von Sachsen zum Könige von Polen gewählt wurde und der Kurfürst von Hannover Aussicht hatte, König von England zu werden. Um nun nicht hinter diesen Fürsten zurückzustehen, beschloß Kurfürst Friedrich Iii., die Königswürde in feinem unabhängigen Herzogtum Preußen anzunehmen. Dazu aber bedurfte er der Einwilligung des deutschen Kaisers. Sieben Jahre lang dauerten die Unterhandlungen darüber; denn am Kaiserhofe in Wien fürchtete man, der aufstrebende Staat Brandenburg möchte zu mächtig werden, und darum zögerte der Kaiser, seine Zustimmung zu geben. Da drohten gegen Ende des 17. Jahrhunderts dem Deutschen Reiche wieder einmal schwere Kriegswetter. Wegen der Thronfolge in Spanien waren Österreich und Frankreich in Streit geraten, und die Hilfe des tapfern brandenburgischen Heeres mußte für Österreich den allergrößten Wert haben. Darum willigte der Kaiser endlich ein, daß Friedrich König in Preußen werde, wenn er ihm im Kriegsfälle mit 8000 Mann Hilfstruppen zur Seite stehen wolle. Auf dieser Grundlage kam am 16. November 1700 der sogenannte Kron-vertrag zustande. b) Die Königskrönung und ihre Bedeutung. Sofort wurden Anstalten getroffen, die Krönungsfeierlichkeiten in Königsberg in aller Pracht zu begehen. Am 15. Januar 1701 sprengten unter Kanonendonner und Glockengeläute prächtig gekleidete Herolde durch die Straßen Königsbergs und verkündeten der jubelnden Volksmenge die Erhebung Preußens zum Königreiche. Am 17. Januar stiftete Friedrich den „Schwarzen Adlerorden" mit der Inschrift : „Jedem das Seine." Noch heute ist er der höchste Orden des preußischen Staates, und fein silberner Stern und das orangefarbene Band schmücken noch heute jedes Hohenzollern Brust. Der 18. Januar war der eigentliche Krönungstag. Im Schlöffe zu Königsberg setzte sich Friedrich zuerst selbst die Krone aufs Haupt, sobann feiner Gemahlin; dann schritten sie in prangenbem Festzuge zur Schloßkirche, wo mit höchster Feierlichkeit die Salbung geschah. Anal, Vaterländische Geschichte. 2

7. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 32

1910 - Berlin : Parey
32 Preußens Aufstieg zur Großmacht. gangen, als Friedrich die unzweideutigsten Beweise erhielt, daß Maria Theresia mit Rußland, Frankreich, Sachsen und Schweden in geheime Verhandlungen eingetreten war, um sich des Beistandes dieser Staaten in einem neuen Kriege gegen Preußen zu versichern. Und es war in der Tat ein geheimes Bündnis zwischen diesen Mächten zustande gekommen, das-Mn^Zweck 'hatte, dem König von Preußen nicht nur Schlesien und einige Erenzlande zu nehmen, sondern ihn wieder zum Markgrafen von Brandenburg zu machen. Es war verabredet worden, im Frühjahr 1757 unvermutet über Friedrich herzufallen. -------------------- Don diesem Plan hatte der König Runde erhalten, und sofort beschloß er, seinen Feinden zuvorzukommen. Mit 60 000 Mann fiel er im Sommer des Jahres 1756 plötzlich in Sachsen ein. Die kleine sächsische Armee zog sich bei Pirna zusammen, wo sie von den Preußen eingeschlossen wurde. Zu ihrer Befreiung rückte ein österreichisches Heer heran; aber der König zog den Österreichern mit einem Teile der Seinen entgegen und schlug sie bei Lo wo sitz, worauf sie nach Böhmen zurückwichen. Nun ergab sich die sächsische Armee. Ihre Offiziere wurden auf Ehrenwort entlassen; die Mannschaften aber mußten zur preußischen Fahne schwören und wurden in die Regimenter des preußischen Heeres verteilt; doch hat Friedrich von dieser Vermehrung seiner Armee wenig Vorteile gehabt, sie sind später scharenweise wieder zum Feinde übergegangen. Die preußischen Truppen bezogen Winterquartiere in Sachsen und Schlesien, während der König sein Hauptquartier nach Dresden verlegte. Der Einfall des Königs in Sachsen hatte eine ungeheure Aufregung im Reiche hervorgebracht, und der Kaiser Franz, entrüstet über diesen „Friedensbrecher", setzte es durch, daß über den „Kurfürsten von Brandenburg" die Reichsacht verhängt und die Reichs* armee gegen ihn aufgeboten wurde. Als Antwort aber ließ Friedrich die geheimen Verträge seiner Feinde veröffentlichen, aus denen die Völker Europas ersehen sollten, daß er aus Notwehr so habe handeln müssen. So begann der dritte schlesische Krieg, von dem niemand ahnte, daß er sieben Jahre lang die Völker Europas beschäftigen würde. 2. Der Verlauf des Krieges. Im Frühjahr 1757 zog eine ungeheure Übermacht gegen Friedrich ins Feld. Er selbst fand nur bei England, Hannover, Braunschweig und Hessen schwache Unterstützung. Der halben Million Feinde konnte er nur 200 000 Mann entgegenstellen. Von welchem Heldengeist aber der König in diesem bevorstehenden Kampfe beseelt war, zeigt folgender Befehl an seinen Minister von Finkenstein:

8. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 86

1910 - Berlin : Parey
Vi. Die deutsche Einigung unter Preußens Führung. I. Friedrich Wilhelm Iv. 1840—1861. 1. Das preußische Versassungswerk. a) Der neue König. Friedrich Wilhelm Iv., ältester Sohn des Königs Friedrich Wilhelms Iii. und der Königin Luise, war ein reichbegabter, hochgebildeter und kunstsinniger Fürst, und alle, die ihn näher kannten, hatten ihn lieb. Er kannte kein höheres Ziel, als sein Volk im Frieden väterlich zu regieren und Kunst und Wissenschaft zu fördern; aber er erwartete von seinem Volke auch, daß es ihm vertraue und ihn allein walten lasse, da er doch nur sein Bestes wolle. Das preußische und auch das deutsche Volk setzten deshalb große Hoffnungen in ihn; denn was man dem alten Vater, der während der Fremdherrschaft soviel gelitten, nicht mehr hatte abringen wollen, das erwartete man nun von dem Sohne, nämlich eine Volksvertretung in Preußen und eine Einigung Deutschlands. Die ersten Handlungen des Königs schienen diesen Hoffnungen auch zu entsprechen. Viele bedeutende Männer, die wegen politischer Vergehen verurteilt waren, wurden begnadigt und wieder in ihre Ämter eingesetzt, und die herrlichen Reden, die er bei seiner Huldigung hielt, waren von einer Herzlichkeit und Wärme, die ihm alle Herzen gewannen. b) Die Wünsche des preußischen Volkes. Fast in allen Ländern, auch in Preußen, regierten damals die Fürsten nach ihrem eigenen Willen, gaben Gesetze und legten Steuern auf, ohne die Meinung des Volkes zu hören. Das war die unbeschränkte (absolute) Monarchie. Nachdem das preußische Volk in den Freiheitskriegen aber so große Opfer gebracht hatte, hoffte es, durch selbstgewählte Vertreter an der Gesetzgebung und Steuerfeststellung beratend und beschließend teilnehmen zu dürfen (beschränkte Monarchie). Friedrich Wilhelm Iii. hatte zwar schon 1823 Provinziallandtage für die einzelnen Provinzen eingerichtet, aber

9. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 98

1910 - Berlin : Parey
98 Die deutsche Einigung unter Preußens Führung. 5. Der deutsch-französische Krieg. 1870—1871. a) Die Kriegsursache. Mit neidischen Blicken sahen die Franzosen auf die wachsende Macht Preußens und die Einigung der norddeutschen Staaten. Sie fühlten sich in ihrer Waffenehre übertroffen und schrieben ganz offen in ihren Zeitungen „Rache für Sadowa". Kaiser Napoleon Iii. nutzte schließlich dem Drängen seines Volkes nachgeben und Frankreich kriegsbereit machen. Die Zahl der Soldaten war bereits seit 1867 vermehrt und Fußvolk und Artillerie mit neuen vorzüglichen Waffen ausgerüstet worden. Auch hoffte er, in den früheren Gegnern Preußens, in Österreich und in den Süddeutschen, eifrige Bundesgenossen zu finden, sobald der Krieg nur erst da wäre. Ein Vorwand dazu fand sich bald. Die Spanier hatten ihre Königin vertrieben und boten die Krone ihres Landes dem Prinzen Leopold von Hohenzollern an, einem entfernten Verwandten des Königs von Preußen. Da erhob sich in Frankreich ein ungeheurer Lärm, und Napoleon Iii. ließ durch seinen Minister erklären, Frankreich dürfe es unter feinen Umständen dulden, daß ein Hohenzoller den spanischen Thron besteige. Als dem Prinzen nun klar wurde, welche Folgen die Annahme der spanischen Krone möglicherweise haben könnte, verzichtete er aus freiem Antriebe auf die Krone. So schien jeder Grund zu einer Entzweiung der beiden Großmächte geschwunden. Aber die Franzosen gaben sich damit nicht zufrieden, denn sie wollten den Krieg. Darum wurde der französische Gesandte Senebetti beauftragt, vom König Wilhelm eine schriftliche Erklärung zuforbern, daß erniemals seine Einwilligung geben werbe, wenn abermals ein Hohenzollernprinz zum Könige von Spanien gewählt werben sollte. Der Eesanbte reiste nach Ems, wo sich der König zur Kur aufhielt, um sein Anliegen vorzubringen. Der König aber lehnte das Verlangen des Gesanbten, der seine Forberung zuletzt noch in un-passenber Weise auf der Promenabe angebracht hatte, entschieben ab. Als barauf der Graf Bismarck die sog. ,,Emser Depesche" und bamit zugleich die ganze Ungehörigfeit des Ansinnens veröffentlichen ließ, gerieten die französischen Staatsmänner und die Pariser Bevölkerung in höchste Wut und zwangen den Kaiser Napoleon, an Preußen den Krieg zu erklären. Am 19. Juli traf die Kriegserklärung in Berlin ein. b) Kriegsrüstung und Aufmarsch der Streitkräfte. Schon am 15. Juli war König Wilhelm von Ems abgereist. Seine Fahrt nach Berlin gestaltete sich zu einem wahren Triumphzuge. Sofort nach seiner Ankunft erteilte er den Befehl zur Mobilmachung der ganzen norbbeutschen Armee, und am 19. Juli trat der Reichs-

10. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 104

1910 - Berlin : Parey
104 Die deutsche Einigung unter Preußens Führung. Schlachten geschlagen. Durch diese Siege und jene an der Loire wurden die Feinde von Paris fern gehalten, so daß die deutschen Belagerungstruppen hier nicht in Gefahr kamen. Eine dritte französische Armee wollte von Lyon aus in Elsaß-Lothringen einfallen, um den Deutschen die Zufuhr aus der Heimat abzuschneiden. Diesen Plan vereitelte der General v. Werder durch seine ruhmreichen Siege bei Belfort (45000 Deutsche gegen 140 000 Franzosen). Als ihm dann noch ein neues Heer unter dem General von Manteuffel zu Hilfe kam, wurden 90000 Franzosen auf Schweizer Gebiet gedrängt, wo sie die Waffen abgeben mutzten. i) Der Friede und die Heimkehr der Sieger. Frankreichs Widerstand war gebrochen. In 7 Monaten waren 16 größere Schlachten und 150 größere und kleinere Gefechte gewonnen, 26 Festungen erobert, über 370 000 Gefangene gemacht, 250000 in Paris zur Niederlegung der Waffen gezwungen, 90 000 über die Schweizer Grenze gedrängt und 7500 Geschütze erbeutet worden. Nach dem Fall von Paris kam zunächst am 26. Februar ein Vorfriede zu Versailles zustande, und am 1. März 1871 zog König Wilhelm mit 30 000 Preußen und Bayern in Paris ein. Der endgiltige Friede wurde am 10. Mai 1871 zu Frankfurt ct. M. abgeschlossen. Frankreich trat Elsaß und Deutsch-Lothringen an das Deutsche Reich ab. Es zahlte 4 Milliarden Mark Kriegskosten; bis zur Entrichtung dieser Summe blieben bestimmte Teile Frankreichs von deutschen Truppen besetzt. Während Frankreich noch einen furchtbaren Bürgerkrieg durchmachen mußte, kehrte ein großer Teil der deutschen Truppen in die Heimat zurück, überall mit Jubel und großen Ehren empfangen. Am glänzendsten war jedoch der Einzug der Gardetruppen in Berlin am 16. Juni, zu dem das gesamte deutsche Heer durch Abordnungen aller Truppenteile vertreten war. An der Spitze ritt Kaiser Wilhelm, umgeben von seinen Prinzen und Heerführern. Die eroberten Fahnen wurden auf den Stufen des Denkmals niedergelegt, das er seinem Vater Friedrich Wilhelm Iii. hatte errichten lassen und an diesem Tage enthüllt wurde. Zwei Tage darauf fand im ganzen Deutschen Reiche ein feierlicher Dankgottesdienst statt. Erst im September 1873 kehrten die letzten der Besatzungstruppen aus Frankreich zurück. 6. Die Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreiches 18. Januar 1871. a) Die vorbereitenden Schritte. Die gemeinsamen Siege aller deutschen Stämme hatten das Gefühl der Zusammen-
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