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1. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 230

1858 - Leipzig : Engelmann
230 Die neue Zeit. zu erhalten und somit der spanischen Herrschaft wenigstens den Süden zu ret- ten. Diesen Plan durchschaute Oranien und überzeugt, daß Eintracht 1579. auch die Schwachen stark mache, vereinigte er durch die Utrechter Union die nördlichen Staaten (Holland, Seeland, Geldern, Utrecht, Fciesland) in einen engem Bund zu gemeinsamem Wirken. Dieser Vertrag wurde die Grund- lage der vereinigten Staaten der protestantischen Niederlande. Da- gegen wurde im Süden durch die Einmischung fremder Fürsten und Edelleute die Spaltung und Verwirrung immer größer, weshalb es dem thatkräftigen Parma gelang, an vielen Orten die Empörung zu unterdrücken und mehrere Städte zum Gehorsam zurückzusühren. Jetzt richtete sich Philipps ganze Wuth gegen Oranien. Er hatte denselben bereits geächtet und dem, der ihn todt oder lebendig überliefern würde, eine große Belohnung und den Adel zugesichert. Dieses lockende Versprechen und die Geschäftigkeit leidenschaftlicher Priester hatten mehrere Mordanschläge zur Folge. Einem entging Oranien, aber die Kugel des fanatischen Balthasar Gérard aus der Franche-Comte streckte 1684. ihn an der Thür des fürstlichen Speisesaals in Delft todt nieder. Der Mörder wurde jedoch ergriffen und auf eine martervolle Weise hingerichtet. An Ora- niens Stelle wählten die nördlichen Staaten seinen tapfern Sohn Moritz zum Statthalter und Heerführer. §. 359. Um diese Zeit war in den westlichen Staaten Europa's die Re- ligionswuth zwischen Katholiken und Protestanten größer als je; und während die ersten ihre Zuversicht auf Philipp von Spanien setzten, erhielten die letztem bald heimlich, bald öffentlich Unterstützung von Englands Königin Elisabeth. Sie schickte ihren Günstling Leicefter mit einem Heere nach den Niederlan- den, um Parma's vollständigen Sieg zu verhindern; sie nahm sich der franzö- sischen Hugenotten gegen Philipps Bundesgenossen, die Liguisten und Je- suiten, an (§. 362. 364.), und als ihr eigenes Leben von den Dolchen der Fa- >687. natiker bedroht war, willigte sie in Maria Stuarts Hinrichtung (§. 368). Da beschloß Philipp, durch einen Hauptschlag alle Feinde der katholischen Kirche zu vernichten und vor Allem das ketzerische England und dessen gebannte Köni- 1688. züchtigen. Er rüstete zu dem Endzweck die große aus 130 gewaltigen Kriegsschiffen bestehende Armada oder „unüberwindliche Flotte" aus, und schickte sie unter Medina Sid oni a's Oberbefehl in den Kanal, um, von Parma's Landheer unterstützt, zugleich England, die Niederlande und Frankreich zur Unterwerfung zu bringen. Aber vas Unternehmen schlug zur Schmach und zum Verderben Spaniens aus. Die „unüberwindliche Flotte" erlag den Stürmen und der Gewandtheit und Tapferkeit der Engländer; und was den Brandern, den Klippen und den Feinden im Kanal entging, zerschellte größtentheils an den Hebriden und Shetlandsinseln, als Sidonia um Schottland herum nach Spanien zurückfahren wollte. Es war ein verhängniß- voller Schlag. Das erkannte auch Philipp, als er den zitternden Anführer mit den Worten beruhigte, „er habe ihn gegen Menschen, nicht gegen Stürme und Klippen gesandt." Dieser Ausgang brach Spaniens Uebermacht zur See und sicherte die Unabhängigkeit der Niederlande. Zwar dauerte der Krieg noch zwei Jahrzehnte fort, aber die Spanier waren, trotz der Tapferkeit ihrer Trup- pen und der Geschicklichkeit ihrer Heerführer, nicht im Stande, das ganze Land wieder zu unterwerfen. Die nördlichen Staaten, die in Moritz von Oranien einen trefflichen Führer besaßen, beharrten in ihrem Kampfe für Freiheit und 1698. Unabhängigkeit. Kurz vor seinem Tode übergab Philipp seiner Tochter Clara Eugenia bei ihrer Vermählung mit dem Erzherzog Albr echt von Oe st- reich die Niederlande als Lehen, mit der Bedingung, daß, falls die Ehe kin- »

2. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 231

1858 - Leipzig : Engelmann
23 i Das Zeitalter Philipps Ii. und Elisabeths. verlos bliebe, die Länder an Spanien zurückfallen sollten. Die vereinigten Staaten von Holland gingen jedoch nicht auf den Plan ein. Sie setzten auch nach Philipps Ii. Tod den Krieg fort, bis endlich unter Vermittelung Hein- richs Iv. von Frankreich ein Waffenstillstand abgeschlossen wurde, der E- ihnen Unabhängigkeit, Religionsfreiheit und Handelsverkehr mit Ostindien zu- sicherte. Aber erst im westfälischen Frieden wurde die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Holland förmlich anerkannt. Die südlichen Provinzen (Belgien) dagegen verblieben noch ein ganzes Jahrhundert bei Spanien und fielen dann an Oestreich. §. 360. Handel. Versa ssung. Dordrechter Synode. Holland ging blühend und mächtig aus dem Kampfe hervor. Seefahrt und Handel nahmen einen großen Aufschwung, seitdem die Holländer (besonders die im Jahre 1602 gegründete ostindische Compagnie) direkte Handelsverbindun- gen mit Indien eingingen und den Portugiesen viele Ansiedlungen entrissen. Ba- tavia auf der Insel Java wurde der Mittelpunkt ihres einträglichen Handels. Die Verfassung der vereinigten Staaten, die hauptsächlich von dem großen Staatsmann Oldenbarneveld ausgebildet wurde, war republika- nisch. Die aus Abgeordneten der 7 Provinzen bestehenden G en er a l sta a t e n besaßen die g e s e tz g e b e n d e M a ch t; der h o h e R a t h, den S t a t t h a l t e r an der Spitze, leitete die Regierung, das Kriegswesen dagegen und der Oberbefehl über die Land- und Seemacht stand dem Statthalter (aus dem Hause Oranien) alleinzu. Zugleich blühten Künste und Wissenschasten fröhlich auf; be- sonders fand die Alterthumskunde (Philologie) auf holländischen Universitäten eine seltene Pflege und in der Malerei wetteiferten Paul Rubens (ch 1640), van Dyk (ch 1641), R embrandt (ch 1674) u. A. m. mit den großen italienischen Meistern. — Aber von den unheilvollen Religionskämpfen blieb auch das protestantische Holland nicht befreit. Ein Streit über die calvinische Lehre von der Gnadenwahl (Prädestination) und über das Verhältniß von Kirche und Staat theilte das Land in zwei Parteien, eine strenge ( G o m a r i st e n), zu der sich M o r i tz von Oranien mit seinem Anhang hielt, und eine gemäßigte (Arminianer), welche Oldenbarneveld und Hugo Grotius zu Vvrfechtern hatte. Jene waren zugleich für strenge Scheidung der Kirche vom Staat, während diese beide in die engste Verbindung setzen und die Kirche der Staatsgewalt unterordnen wollten. Die Dordrechter Synode (h. 342.) entschied zu Gunsten der Gomaristen, worauf der hochverdiente 72jährige Oldenbarneveld auf dem Blutgerüste starb, und Hugo Grotius, der gelehrte Geschichtschreiber der niederländischen Freihcitskämpfe und der Begründer des Staats- und Völkerrechts nach den Grundsätzen der Alten, in den Kerker wandern mußte, bis er durch die List und Treue seiner Gattin in einer Bücherkiste gerettet wurde. c) Frankreich während der Religionskriege. §• 361. Während dieser Zeit wütheten auch in Frankreich heftige Reli- gionskriege. König Heinrich Ii., ein strenger Widersacher der Hugenotten 154?— (§.329. 342.), starb in Folge einer Wunde, die er bei einem Turnier empfan- la59‘ gen. Sein schwacher kränklicher Sohn Franz Ii. wurde sein Nachfolger. Die-X-M- ser war vermählt mit der reizenden Maria Stuart von Schottland, wes- iteo. halb deren Oheime, die Guise», großen Einfluß bei Hof gewannen. Als eif- rige Anhänger der katholischen Kirche und des Papstthums benutzten die Gui- sen ihre hohe Stellung zur Unterdrückung der Reformirten, gaben aber dadurch ihren Gegnern, insonderheit dem Prinzen von Conde von der Familie ¿?u/\ s, ..

3. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 210

1858 - Leipzig : Engelmann
210 Die neue Zeit. bindung mit den Osmanen, die in Unteritalien und auf den griechischen In- seln gräuliche Verwüstungen anrichteten, empört war, so trat der Papst Paul Iii. als Vermittler auf, und bewirkte die Beendigung des dritten Kriegs durch 1538. den zehnjährigen Waffenstillstand von Nizza, der Jedem ließ, was er gerade in Händen hatte. Eine persönliche Zusammenkunft der beiden Monar- chen schien den Hader für immer ausgleichen zu sollen; und Karl war so sehr von der ritterlichen Treue seines Gegners überzeugt, daß er im nächsten Jahr 1539. seinen Weg über Paris nahm, als ein Aufstand in Gent seine schleunige An- wesenheit in den Niederlanden erheischte. — Diese Freundschaft war jedoch nicht von Dauer. Im Jahr 1541 unternahm Karl einen zweiten afrika- 15,1. nischen Zug, um die Corsaren, die jetzt von Algier, wie früher von Tunis aus, das Mittelmeer unsicher machten, vollends zu vernichten. Allein die Stürme und Regengüsse des Spätherbstes und die auf dem moorigen Boden höchst verderblichen Angriffe der Feinde vereitelten diesmal das Unternehmen. Nach schweren Verlusten an Schiffen und Mannschaft mußte der Kaiser, der großmüthig alle Gefahren und Leiden mit dem Niedrigsten theilte, unverrichte- ter Sache abziehen. Dieser Ausgang mochte den König von Frankreich mit der Hoffnung erfüllen, endlich doch noch seinen Gegner zu überwinden. Er sing daher in Verbindung mit dem Sultan den vierten Krieg gegen den Kaiser ',5,4. an. Als aber dieser mit einem großen Heer von Deutschland aus in die Cham- pagne eindrang und sich auf zwei Tagemärsche der bestürzten Hauptstadt nä- 1544. herte, beeilte sich Franz den Frieden von Crespy abzuschließen. Von dem an blieb das Uebergewicht der Habsburger in Italien unbestritten. Drei Jahre m'1547 später starb Franz I. Sein Sohn und Nachfolger Heinrich Ii. verfolgte in- —1559. dessen dieselbe Bahn. In dem dentschen Religionskrieg trat er mit den protestantischen Fürsten in Verbindung (§. 337.) während er in seinem eigenen Lande die religiöse Neuerung blutig unterdrückte; und als endlich Karl V. vom Schauplatz der Welt abtrat, wurde der Krieg zwischen seinem Sohn Philipp Ii. und dem französischen König noch einige Jahre fortgesetzt, bis der Friede von 1559. Cha tean-Cam b r esis dem offenen Kampfe der beiden Monarchen ein Ende machte, ohne jedoch die vererbte Feindschaft zwischen dem französischen und dem spanisch-habsburgischen Herrscherhaus zu tilgen. 3. Die Religionskriege in Deutschland. §. 330. Die Kriege mit Frankreich und die drohende Gefahr vor den Türken, die wiederholt die östreichischen Lande mitheeresmacht heimsuchten, hielten den Kaiser ab, den Augsburgischen Reichstagsbeschluß gegen die deut- schen Protestanten in Ausführung zu bringen und sie mit Gewalt zur Rückkehr in die katholische Kirche zu zwingen. Da in Folge dieses Beschlusses das Reich skammergericht gegen die evangelischen Stände wegen Einziehung geistlicher Güter mit Prozessen einzuschreiten begonnen, so hatten die lutheri- schen Fürsten und Städte unter der Leitung des Kurfürsten von Sachsen und 1531. ves Landgrafen von Hessen zu Schmalkalden im Thüringer Wald ein Bündniß geschlossen zu gegenseitigem Schutz, wenn einer von ihnen um des göttlichen Wortes willen angegriffen würde. Mit diesem Bund von Schmalkalden 1532. schloß der Kaiser im nächsten Jahr den Nürn berger Fried en, in welchem beide Theile versprachen, bis zur Kirchenversammlung, deren Einberu- fung der Kaiser bei Clemens Vll. eifrig betrieb, einander nicht feindlich anzu- fallen. Der Gerichtsgang sollte indessen ruhen. Dieser Vergleich band den Protestanten die Hände, ohne ihre Zukunft zu sichern; doch begünstigte er die

4. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 270

1858 - Leipzig : Engelmann
270 Die neue Zeit. §. 414. Ein Streit der stolzen herrschsüchtigen Gemahlin Marlborough's mit der Königin Anna und eine daran geknüpfte Kabale hatte die Ausschlie- ßung der Herzogin vom Hofe und die V erd rang ung des Whig-Mini- steriums durch die Tories zur Folge. Diese, den berühmten Staats- mann und Schriftsteller Bolingbroke (Lord St. John) an der Spitze, wünschten jetzt die Beendigung des Kriegs, um dadurch das Haupt der Gegen- ,7io p^tei, Marlborough, entbehrlich zu machen und leiteten deshalb mitfrank- ,7,,. reich Friedensunterhandlungen ein, die um so schneller zum Ziel geführt wurden, als im nächsten Jahr Kaiser Joseph I. ohne männliche Nachkommenschaft ^ii'— starb und sein Bruder Karl, dem die spanische Monarchie bestimmt war, der 1740. Erbe seiner Kronen ward. Nunmehr konnte es nicht im Interesse der fremden Mächte liegen, den östreichischen Ländermassen auch noch die spanischen beizu- fügen und dadurch abermals eine habsburgische Uebermacht in Europa zu grün- den. Eine Waffenruhe zwischen England und Frankreich, nach deren Abschluß „ April Marlborough alle seine Würden verlor und im Parlament des Unterschleiss i7i3. angeklagt wurde, war die Einleitung zum Utrechter Frieden. In diesem wurden Spanien und die amerikanischen Besitzungen dem bourboni- schen König Philipp V. belassen, mit der Bedingung, daß die spanische und französische Krone nie vereinigt werden dürften; England erhielt von Frankreich Neu-Schottland und andere Besitzungen in Nordamerika, von Spanien die wichtige Festung Gibraltar nebst einigen Handelsvortheilen; der Her- zog von Savoyen bekam die Insel Sardinien nebst derkönigswürde. — Der Kaiser und das deutsche Reich traten dem Utrechter Frieden nicht bei und setzten den Kampf noch einige Zeit fort. Aber bald überzeugte sich der Kaiser, 7 Mär ^ er auf die Dauer dem Kriege allein nicht gewachsen wäre und gab daher 1714** seine Einwilligung zu dem Rastatter Frieden, dem dann auch das deutsche m4.' Reich zu Baden im Aargau beitrat. Darin erhielt Oestreich die spanischen Niederlande und in Italien Mailand, Neapel und Sicilien; die Kurfürsten von Bayern und Köln wurden in ihre Länder wieder eingesetzt und Preußens Königstitel allgemein anerkannt. *i7?if*' §♦ 415. Frankreich. Im folgenden Jahr starb Ludwig^Xiv., des Le- bens überdrüssig und von harten Echicksalsschlägen niedergebeugt. Innerhalb zwei Jahren hatte er seinen Sohn, seinen Enkel, dessen geistreiche Gemahlin Ludwig und seinen ältesten Urenkel verloren, so daß sein jüngster Urenkel, ein fünsjäh- xv- riges Kind, als Ludwig Xv. aus den Thron kam. Während seiner Minder- Oacans jährigkeil führte der Herzog Philipp von Orleans die Regentschaft. Regens Dieser wie sein früherer Lehrer, Cardinal Dubois, den er zum Minister er- 1723. hob, waren geistreiche und talentvolle aber höchst sittenlose Männer, die Reli- gion und Tugend verachteten, und durch ihr ausschweifendes, wollüstiges Leben Sitte und Anstand verletzten, und die Einkünfte des Staats verschwendeten. Die von dem Schotten Law errichtete Zettelbank, die nicht nur hohe Pro- cente verhieß, sondern auch großen Gewinn in Amerika in Aussicht stellte, er- zeugte in ganz Frankreich einen unbegreiflichen Schwindelgeift, den der gewissen- lose Regent und seine Genossen auszubeuten verstanden. Fast alles geprägte Geld floß in die Bank, die der Regent zur „königlichen" erklärte, und wurde gegen Papiergeld ausgetaüscht; mit unerhörtem Leichtsinn fertigte man eine . zahllose Menge von Scheinen an, bis sich zuletzt ein Bankbruch herausstellte, der viele Tausende um Hab und Gut brachte, indeß die habsüchtigen Großen sich dabei bereichert hatten. §. 416. Spanien. Der spanische König Philipp V. war ein schwacher von Weibern beherrschter Fürst, der zuletzt ganz in Schwermuth ver-

5. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 275

1858 - Leipzig : Engelmann
275 Der nordische Krieg. in seine Staaten zurückzukehren, war seiner stolzen Seele unerträglich. Er wollte die Türken zu einem Krieg mit Rußland bewegen, und dann an ihrer Spitze die Staaten seines Feindes durchziehen. Während er zu dem Ende in Bender Zeit und Kräfte vergeudete und alle Mittel anwandte, um die Türken für seine Pläne zu gewinnen, erneuerten seine drei Gegner das frühere Bünd- niß, worauf Friedrich August sich wieder des polnischen Throns bemäch- tigte, Zaar Peter seine Eroberungen an der Ostsee ausdehnte und der König von Dänemark Schleswig von Neuem an sich riß. Bald schlossen sich auch Preußen und Hannover an und besetzten die deutschen Besitzungen der Schweden. Endlich schien Karls Xu. Plan in Erfüllung zu gehen. Ein türki- 1711 sch es Heer rückte in die Moldau ein und brachte am Pruth den Zaar in eine so mißliche Lage, daß er in Gefahr stand, mit seinem ganzen Heer in Kriegsgefangenschaft zu gerathen. Allein Peters Gemahlin Katharina, die aus einer Sklavin des russischen Ministers Menzikosf endlich Beherrscherin aller Reussen ward, fand Mittel, den türkischen Vezier zu bestechen und zum Abschluß eines Friedens zu bringen. Karl Xii. schäumte vor Wuth, daß das so nahe gedachte Ziel nun ferner als je gerückt sei. Dennoch beharrte er bei seinem Vorsatze und blieb selbst dann noch in Bender, als ihm die Pforte die Gastfreundschaft kündigte, die bisher gereichte Geldunterstützung entzog und das türkische Gebiet zu verlassen befahl. Er ließ sich von der Pforte das Reise- geld zahlen und blieb dennoch; endlich erstürmten die Janitscharen sein Lager, steckten seine Hütte, in der er sich mit Löwenkraft vertheidigte, in Brand und nahmen ihn bei einem wüthenden Ausfall gefangen. Aber noch über zehn Mo- nate verharrte er in türkischer Gefangenschaft und verzehrte seine Kraft in kin- dischem Eigensinn. War es zu verwundern, daß man anfing, ihn für geistes- verwirrt zu halten? Erst als man ihm meldete, daß seine deutschen Besitzungen bis auf Stralsund in den Händen der Feinde wären, verließ er plötzlich nach fünfjährigem Aufenthalte die Türkei und langte nach einer 14tägigen ohne alle Unterbrechung zu Pferde fortgesetzten Reise unerwartet vor den Thoren Stral- October sunds an. 1714, §. 425. Unter den größten Anstrengungen wurde Stralsund über ein Jahr von den tapfern Schweden vertheidigt; endlich mußte die Stadt aufgegeben werden, worauf ganz Pommern nebst der Insel Rügen in die Gewalt der 1715.cr Preußen fiel. Aber noch immer wollte der starrsinnige König von keinem Frie- den hören. Auf den Rath des ränkevollen Baron von Görz ließ er Papier- geld anfertigen, um die Kosten zu neuen Kriegsrüstungen zu bestreiten, und ohne nur den Ausgang der Unterhandlungen abzuwarten, die Gö rz mit dem russischen Kaiser angeknüpft, fiel er mit zwei Heerabtheilungen in Norwegen 1716- ein, um den König von Dänemark wegen Friedensbruchs zu züchtigen. Hier fand Karl Xii. vor der Festung Friedrichshall, die er mitten im Winter belagerte, seinen Tod. Als er bei nächtlicher Weile an eine Brustwehr gelehnt den Arbeiten in den Laufgräben zusah, ward er durch eine Kugel, die wahr- scheinlich von Mörderhaud kam, getödtet. Nun riß der schwedische Adel allen Dec Gewalt an sich, indem er den rechtmäßigen Thronerben (Friedrich von Holstein- i?i8. Gottorp) von der Regierung ausschloß und dieselbe Karls Xu. jüngerer Schwe- ster, Ulrike Eicon ore, und ihrem Gemahl, Friedrich von Hessen-Cassel, unter großen Beschränkungen übertrug. Von dem an war Schweden nur dem Namen nach eine Monarchie; die Macht lag in den Händen des adeligen Reichsraths. Die grausame Hinrichtung des Grasen Görz und der schnelle m9’ Abschluß einer Reihe von Friedensverträgen, wodurch Schweden gegen einige Geld ent schädig ungen alle auswärtigen Besitzungen, bis auf einen 18* 1720.

6. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 262

1858 - Leipzig : Engelmann
262 Die neue Zeit. Hollän- discher Krieg 1672— 1679. 1672. 1674. 28. Juni I67s. Anzahl flandrischer Grenzstädte bei Frankreich und wurden von Vauban zu unüberwindlichen Festungen gemacht. Da der Siegeslauf des stolzen Königs hauptsächlich auf Betreiben der Republik Holland gehemmt worden war, so traf sie die Rache des französischen Machthabers. Er brachte Schweden auf seine Seite, erkaufte sich die Freundschaft des englischen Königs Kar ls Ii. (§. 397.) durch Jahrgelder und Mätressen, und schloß mit dem Kurfürsten von Köln und dem Bischof von Münster einen Bund. So von allen Seiten gerü- stet und gedeckt begann Ludwig einen zweiten Krieg, der anfangs nur gegen Holland gerichtet war, in den aber während seiner siebenjährigen Dauer fast alle europäischen Staaten verflochten wurden. Nach dem berühmten Ueber- gang über denrhein bei Tolhuis (Zollhaus) drang das französische Heer in raschem Siegeslauf in das Herz der Generalftaaten. Da war Holland in Roth. Die Republikaner, die bisher mit großem Ruhm das hol- ländische Staatswesen geleitet, waren mehr auf Hebung der Seemacht, als auf Erhaltung und Mehrung der Landheere bedacht gewesen; wie hätten sie das stattliche, von den ausgezeichnetsten Feldherren geführte Heer der Franzosen bestehen können? Lüttich, Utrecht, O b er - U sse l fielen in die Hände der Feinde; französische Dragoner streiften bereits in die Provinz Holland und näherten sich der Hauptstadt auf zwei Meilen; die erschreckten Republikaner ba- ten demüthig um Frieden, wurden jedoch nicht erhört. Jetzt erkannte der gäh- rende Volksgeist mit fürchterlichem Instinkte den Weg der Rettung und betrat ihn ohne Zögern. Während nämlich die französischen Heere sich mit der Bela- gerung der holländischen Festungen zu lange aufhielten, wurden die Republi- kaner, denen man das ganze Unglück zuschrieb, von der oranischen Volks- partei gestürzt, ihre Häupter, Johann und Cornelius de Witt, in den Straßen der Hauptstadt ermordet und dann die Regierung dem klugen und kriegskundigen Statthalter Wilhelm Hi. von Oranien übergeben. Die- ser ausgezeichnete Feldherr weckte Muth und vaterländische Begeisterung in den Holländern; sie durchstachen die Dämme und machten ihr überschwemmtes Land den Franzosen unnahbar; die Mauern von Gröningen trotzten allen Angriffen der Feinde, und des Marschalls von Luxembourg kühner Marsch gegen Amsterdam auf den gefrornen Gewässern wurde durch plötzlich eintreten- des Thauwetter vereitelt. Diese und andere Umstände retteten Holland. Denn als nunmehr dergroßekurfürstvonbrandenburg,Friedrichwil- h e lm, den Holländern zu Hülfe kam und auch den Kaiser L e op o ld zur Theil- nahme an dem Krieg brachte, mußten die Franzosen ihre Streitkräfte theilen und ihre Hauptmacht an den Rhein schicken. Bald traten auch Spanien und das deutsche Reich dem Kriege gegen Frankreich bei. §. 404. Mit der Zahl der Feinde wuchs auch die kriegerische Kraft der Franzosen. Türenne setzte nach barbarischer Verwüstung der pfälzischen Lande über den Rhein und drang sengend und brennend in Franken ein. Die deut- schen Fürsten waren uneinig; der kaiserliche Kriegsminister stand in Ludwigs Sold und verrieth den Feinden die Kriegspläne, die östreichischen Feldherren waren unfähig oder, wie Montecuculi, in Ungarn beschäftigt. Hätte nicht der große Kurfürst die deutsche Kriegsehre gerettet, so wäre Frankreichs Triumph vollständig geworden. Um diesen zum Abzug von der Rheinarmee zu zwingen, hatte nämlich Ludwig Xiv. die Schweden, seine Verbündeten, zum Einfall in die Mark Brandenburg bewogen. Ehe dieselben aber die geringste Ahnung hatten, erschien der thatkräftige Friedrich Wilhelm in seinem Land und brachte in der Schlacht bei Fehrbellin den überraschten Schweden eine große Niederlage bei. Diese Schlacht legte den Grund zu Preußens Größe. Einen

7. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 263

1858 - Leipzig : Engelmann
263 Das Zeitalter Ludwigs Xiv. Monat später wurde Türenne, der größte Feldherr seiner Zeit, bei Saßbach von einer Kanonenkugel getödtet und der Feind gezwungen, sich über den Rhein zu ziehen. Aber noch über drei Jahre dauerte der Krieg, der besonders den Ländern an der Mosel und Saar, wo die Franzosen furchtbare Verwüstun- gen anrichteten, verderblich wurde. Erst als das englische Parlament drohend verlangte, daß die Regierung von dem Bunde mit Frankreich abstehe und die Holländer unterstütze, beschloß Ludwig, dem Krieg ein Ende zu machen. Klug wußte aber die französische Staatskunst die Gegner zu trennen, damit ihr Kö- nig als Gebieter auftreten könne. In dem Frieden von Nymwegen bekamen die Holländer, die mittlerweile dem tapfern Wilhelm von Oranien die Statth alterschaft als erbliche Würde seines Mannstammes verliehen, alle verlorenen Länder und Städte zurück; dagegen mußten die Spanier an Frankreich die burgundische Freigrafschaft (Franche Comte) und alle in der Linie von Valenciennes und Mau beuge liegenden festen Orte abtre- ten und das deutsche Reich verlor nicht nur die Stadt Freiburg im Breis- gau, sondern mußte sich auch die größten Demüthigungen gefallen lassen. Das zu Deutschland gehörende Herzogthum Lothringen, welches die Franzosen im Anfang des Krieges in Besitz genommen, wurde dem in östreichischen Dien- sten stehenden Herzog unter so entehrenden Bedingungen zurückgegeben, daß dieser vorzog, es noch länger in den Händen der Feinde zu lassen, und der große Kurfürst sah sich genöthigt, alle mit so vieler Anstrengung eroberten Landschaften und Städte in Pommern den Schweden wieder abzutreten. §. 405. Die furchtsame Nachgiebigkeit der deutschen Fürsten steigerte Lud- wigs Xiv. Uebermuth und Vergrößerungssucht. Er stellte die Behauptung auf, eine Anzahl Ortschaften und Gebietstheile, die in srühern Jahren zu den im Westfälischen und Nymweger Frieden an Frankreich gefallenen Landschaften und Städten gehört hätten, seien in die Abtretung inbegriffen. Um diese zu er- mitteln, errichtete er in Metz und Breisach sogenannte Reunionskam- leso. mein und riß, auf deren Aussprüche gestützt, eine Menge Städte, Flecken, Dörfer, Burgen, Mühlen, ja ganze Landstriche ans dem linken Rheinufer an sich. Der gute Erfolg machte den französischen Gebieter immer kühner, so daß er zuletzt mitten im Frieden die freie Stadt Straßburg dem deutschen »«s«.' Reiche entriß. Der verrätherische Bischof Franz Egon von Fürsten b erg war bei der Ueberraschung und Besetzung behülflich. Die einst freie Bürger- schaft mußte nach ihrer Entwaffnung dem fremden Machthaber knieend den Un- terthaneneid leisten; das Münster, die Zierde deutscher Baukunst, wurde dem katholischen Gottesdienst übergeben und das Zeughaus geleert. Auch in Italien hatten Mailand und Genua unter den Gewaltthätigkeiten des Königs zu lei- den. Und statt mit vereinten Kräften den Uebermuth zu strafen, schloffen Oest- reich, Spanien und das deutsche Reich mit dem Machthaber zu Regensburgis. Aug. einen zwanzigjährigen Waffenstillstand, worin alle reunirten und 168,<- geraubten Gebiete und Ortschaften mit Einschluß der kurz zuvor eroberten Fe- stung Luxemburg, dem letztem überlassen wurden mit der einzigen Bedin- gung, daß die R eunionen nunmehr eingestellt und die französischen Hoheits- rechte nicht weiter ausgedehnt würden. So lag die Welt vor Frankreich in Schrecken gefesselt. c) Oestreichs Bedrängniß und Sieg. tz. 406. Während dieser Zeit warkaiser Leopold im Osten seines Reichs beschäftigt. In Ungarn hatten die Bedrückungen der Protestanten durch die

8. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 265

1858 - Leipzig : Engelmann
265 Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 'i fielen hierauf die wilden Schaaren über die blühenden Dörfer an der Berg- straße, über die reichen Städte am Rhein, über die Ortschaften der südlichen Pfalz her und verwandelten sie in Aschenhaufen. Der gesprengte Thurm des Heidelberger Schlosses ist noch jetzt ein stiller Zeuge von der Barbarei, mit der Melac und andere grausame Anführer die Befehle einer unbarmherzigen Re- gierung vollzogen. Vom Haardtgebirge bis zur Nahe rauchten Städte und Dörfer, Weinberge und Fruchtfelder; in Mannheim mußten die Einwohner selbst zerstörende Hand an die Festungswerke und Gebäude legen; Heidel- berg ging zum Theil in Flammen auf, nachdem die Neckarbrücke in die Luft gesprengt; Worms wurde, mit Ausnahme der Domkirche, in eine Brandstätte 3un{ verwandelt, und in Spei er verjagten die Franzosen die Bürgerschaft, zünde- mso. ten die ausgeplünderte Stadt und den altehrwürdigen Dom an und trieben Hohn mit den Gebeinen der alten Kaiser. — Die zweite Ursache des Kriegs, in den bald, außer dem Kaiser und dem deutschen Reich, die Niederlande, Spa- nien und der Herzog von Savoyen und Piemont verflochten wurden, war die Besetzung der geistlichen Kurfürstenwürde in Köln, wo Ludwig Xiv. durch Bestechung die Wahl des französisch-gesinnten Wilhelm von Fürstenberg durchgesetzt hatte, aber Kaiser und Papst die Bestätigung versagten. Auch in diesem achtjährigen Kriege behielten, trotz der überlegenen Anzahl der Feinde, die von den ausgezeichnetsten Feldherren geführten französischen Heere die Ober- hand. In Italien, in den Niederlanden, in dem schwer heimgesuchten Deutsch- land, im nördlichen Spanien, waren die Franzosen meistens im Vortheil und selbst zur See bestanden sie mit Ehren, wenn gleich die Schlacht von La Ho- ,692. gue für sie verloren ging. Um so mehr erstaunte man, daß Ludwig so willig zu der allgemein ersehnten Beendigung des Kriegs die Hand bot und im Frie- den von Nyswick (zwischen Haag und Delft) sich viel genügsamer zeigte als in Nymwegen. Das deutsche Reich war allein der verlierende Theil, indem es Straßburg und alle reunirten Orte den Franzosen belassen mußte. Ludwig Xiv. wollte bei der bevorstehenden Erledigung des spanischen Throns die Hände frei haben, darum schloß er den Frieden so eilig ab. c) Hofleben. Literatur. Kirche. §* 408. Während der drei letzten Jahrzehnte des siebenzehntcn Jahrhunderts stand Frankreich auf dem Höhepunkt seiner Macht nach Außen und seiner Blüthe nach Innen, so daß das Zei ta lter Lu dw igs Xiv. als die g old ene Zeit Frank- reichs in den schmeichelnden Geschichtsbüchern jener Tage gepriesen ward. Handel und Gewerbthätigkejt nahmen durch Colberts Fürsorge einen mächtigen Auf- schwung; Wollen- und Seidenweberei, Strumpfwirken und Tuchverfertigung, die in den Städten des Südens blüheten, brachten Wohlstand; die Seemacht hob sich, Co l o n i e n wurden angelegt, Handelsgesellschaften trugen Frankreichs Erzeugnisse nach allen Weltgegenden. — Der französische Hof entfaltete eine bis dahin noch nie gesehene Pracht; das Schloß und die mit Bildsäulen, Fontainen, Baum- alleen geschückten Gärten von Versa illes galten als Muster des Geschmacks für- ganz Europa; Feste aller Art, Carousselpartien, Ballete, Feuerwerke, Opern und Theater, wozu die ersten Geister Frankreichs ihre Talente in Bewegung setzten, folgten in reizendem Wechsel auf einander; Dichter, Künstler und Gelehrte wett- eiferten in Verherrlichung eines Fürsten, der alle Talente, die zu seinem Ruhme oder zu seinen Vergnügungen beitrugen, mit freigebiger Hand belohnte. Stolze Bau- werke, wie das Jnvalidenhaus, kostbare Bibliotheken, herrliche Druck- werke, großartige Anstalten für Naturwissenschaften, Akademien u. dergl. m. er?

9. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 282

1858 - Leipzig : Engelmann
282 Die neue Zeit. so Scpt.strahlte weit hin und bei S orr legte Prinz Ferdinand von Braunschweig die ersten Proben seines Feldherrntalentes ab. Als nun noch mitten im Winter 15.Dec. der alte Dessauer in der blutigen Schlacht von Kesselsdorf die Sach- sen besiegte, und Friedrich in die von August Hl. verlassene Hauptstadt Dres- 2^Dcc. bcn einzog, da willigte Maria Theresia im Dresdener Frieden abermals in die Abtretung von Schlesien, wogegen Friedrich ihren Gemahl als Kaiser (Franz I.) anerkannte. §. 437. Der in Deutschland beendigte Krieg dauerte in den Nieder- landen noch einige Zeit fort. Hier erfochten die Franzosen unter der Führung des eben so talentvollen und tapfern als sittenlosen und ausschweifendenmar- 1746 Von Sachsen, eines natürlichen Sohns Friedrich Augusts des Starken m7 und der Gräfin Aurora v. Königsmark, eine Reihe glänzender Siege (in der Schlacht vonfontenoy, Raucour, Laffeld), wodurch die östreichi- schen Niederlande fast gänzlich in ihre Gewalt kamen. Da sich aber die er- schöpften Staaten alle nach Beilegung der Feindseligkeiten sehnten, so kam end- ^Octöber ^ der Friede von Aachen zu Stande, worin die östreichischen Erblande der 1748. Kaiserin Maria Theresia zuerkannt wurden, mit Ausnahme von Schlesien, das bei Preußen verblieb, und einiger italienischen Besitzungen, die sie an Sar- dinien und an den spanisch-bourbonischen Prinzen Philipp von Parma ab- trat (§. 416). Die übrigen Staaten kehrten in ihre früheren Verhältnisse zu- rück; und Frankreich trug aus dem kostspieligen Krieg keinen andern Gewinn davon als Waffenehre. b) Der siebenjährige Krieg <1756—1763). §. 438. Maria Theresia konnte den Verlust von Schlesien nicht verschmer- zen. Sie benutzte daher die8friedensjahre, die nach Beendigung des östreichi- schen Erbfolgekriegs eintraten, zu folgenreichen Bündnissen. Rußlands lust- schwelgerische Beherrscherin Elisabeth (tz. 427.), beleidigt durch Friedrichs Spottreden, wurde von ihrem Minister Bestucheff leicht zu einem Bunde mit Maria Theresia bewogen, eben so August Hl. von Sachsen von dem Grafen Brühl, der sich gleichfalls durch den Hohn, womit der große König seiner stets gedachte, gekränkt fühlte. Aber ein Meisterstück schlauer Staatskunst war es, daß Maria Theresia durch ihren klugen und gewandten Minister Kaunitz den Hof von Versailles dahin brachte, daß er die alte Politik Frankreichs, die stets auf Schwächung der Habsburger gerichtet war, aufgab und sich mitoest- reich gegen Preußen verband. Schon seit mehreren Jahren nämlich hatte sich Ludwig Xv. durch genußsüchtige und sittenlose Edelleute zu einem lasterhaften Leben verleiten lassen. Im Umgang mit ausschweifenden Günstlingen und schaamlosen Buhlerinnen gab er sich ganz seiner sinnlichen Natur hin und stürzte sich von Genüssen zu Genüssen. Ueber den Schwelgereien der Tafel und den Freuden der Jagd und des Weins vergaß er das Reich und des Volkes Wohl- fahrt. Diese Umstände benutzte Maria Theresia zu ihrem Vortheil. Die stolze, auf Sittlichkeit und Tugend haltende Kaiserin ließ sich so weit herab, daß sie die Marquise von Pompadour, Ludwigs Xv. allmächtige Mätresse, durch einen schmeichelhaften Brief in ihr Interesse zu ziehen suchte. Unter Ver- mittelung der Pompadour und ihrer Kreaturen wurde sodann zwischen Frank- M'!- reich und Oestreich ein Bündniß geschlossen, dessen Zweck war, den König von Preußen seiner Eroberungen zu berauben und wieder zu dem Range eines Kur- fürsten von Brandenburg herabzudrücken. §. 439. (1756.) Friedrich, durch einen bestochenen Schreiber des Grafen

10. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 285

1858 - Leipzig : Engelmann
285 Das deutsche Reich und Friedrichs Ii. Alter. den aufgepflanzten Feuerschlünden die tapfern Krieger schaarenweise hinstürzten. 3 gioc Durch den unter Ziethens Beistand schwer errungenen Sieg bei Torgau i76o. gewann der preußische König Sachsen wieder und konnte die Winterquartiere in Leipzig beziehen; aber 14,000 Streiter bedurften keiner Herberge mehr: Dauns Lagerstätte war ihre Grabstätte geworden. §. 444. (1761—1763.) Im Jahre 1761 schien Friedrich den von allen Seiten auf ihn eindringenden Mißgeschicken erliegen zu müssen, indem nicht nur die zahlreichen Feinde einen großen Theil seiner Lande besetzt hielten, son- dern auch England, nach Georgs Iii. Thronbesteigung, weitere Unterstützung versagte. Zwar widerstand Friedrich mit Kraft den andringenden Feinden; allein seine Hoffnungslosigkeit und Schwermuth gab sich in den Briefen an seine Freunde und in seinen Gedichten kund; Schlesien schien an Oestreich,^ ar Preußen an Rußland fallen zu müssen. — Allein als Friedrichs Noth am''i762.' größten war, starb die Kaiserin Elisabeth und ihr Neffe, Peter Iii., der größte Verehrer des preußischen Königs, bestieg den russischen Thron. Dieser Wechsel führte plötzlich einen Umschwung der Dinge herbei. Peter, ein gut- müthiger, aber unbesonnener und mit Uebereilung handelnder Fürst', schloß sogleich mit Friedrich Ii. einen Friedensvertrag und verband seine russische Ar- mee mit den Preußen. Dieses Verhältniß dauerte jedoch nicht lange. Peter brachte durch unvorsichtige Neuerungen in Kirche und Staat und durch Umge- staltung des Militärwesens nach preußischer Art die Russen gegen sich auf. Unter Mitwissen seiner Gemahlin Katharina, einer Anhaltischen Fürsten- tochter, die Peter wegen ihrer Sittenlosigkeit hart behandelte, bildete sich daher eine Verschwörung, in deren Folge Peter Iii. von einigen russischen Vornehmen (Orloff) auf barbarische Weise ermordet wurde und Katharina Ii. sich der Herrschaft bemächtigte, die ihrem Sohn Paul gebührte. Diese rief zwar ihre Truppen von Preußen ab, bestätigte aber den mit Friedrich abgeschlossenen Frieden, und der russische Feldherr war vor seinem Abzug dem preußischen Kö- nig noch zu einem Sieg behülflich. §. 445. Die erschöpften Staaten sehnten sich nunmehr alle nach der Be- endigung des Kriegs. Das deutsche Volk, dessen Länder verwüstet, dessen Ge- werbsamkeit in stocken gerathen, dessen Ackerbau verfallen, dessen Wohlstand vernichtet war, forderte verzweislungsvoll den Frieden, was die meisten Fürsten bewog, von dem Bunde wider Frankreich zurückzutreten. Und da auch Oestreich in seinem Staatshaushalt zerrüttet war, so widersetzte sich Maria Theresia nicht länger der von allen Seiten begehrten Beendigung des Kriegs. Ein Waffen- Nov. stillst and wurde zu Unterhandlungen benutzt, die im nächsten Februar den 1t62' Hnbertsburger Frieden herbeiführten. In diesem wurde dem König vou2i. F-br. Preußen der Besitz von Schlesien für immer zu gesichert. Der zu 1763* gleicherzeit zwischen England und Frankreich in Amerika geführte wechsel- volle Land- und Seekrieg wurde durch den Pariser Frieden, worin Eng- land Canada erwarb, beendigt. Von dem an nahm Preußen seinen Rang unter den fünf europäischen Großmächten. c) Das deutsche Reich und Friedrichs Alter. §• 446. Das deutsche Reich war als Staatskörper so sehr um alles Ansehen gekommen, daß die gegen Friedrich Ii. erlassene Kriegserklärung we- gen Landfriedensbruchs mit Hohn und Gelächter ausgenommen wurde, und daß es bei den Friedensunterhandlungen in Hubertsburg nicht vertreten war. Die Macht des Kaisers war zu einem leeren Schatten, sein Einkommen auf
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