— 9 —
weil man zu diesem Zeitpunkt das Ende der Steinzeit ansetzt. (Nach Dr. K. Th. Zingeler u. Dr. Zschiesche.)
2. 3n der Bronzezeit.
Die neuen Bewohner: Mehr als sechshundert Jahre sind
verflossen seit der Zeit, wo jene von uns besuchte Familie der Steinzeit am hohen Flußufer der Gera ihr einfaches, aber wohl glückliches Dasein sührte. Noch ist unsere Gegend bewohnt, wie wir durch Funde beweisen können; aber die Bevölkerung hat an Zahl eingebüßt.
Die Lebensweise der neuen Bewohner ist keine wesentlich andere als die der Steinzeitmenschen; nur in einer Hinsicht sind sie gegen die früheren im Vorteil. Die Metallzeit ist angebrochen. Die Bronze, ein Gemisch von Kupser und Zinn, hat den Stein verdrängt, und an die Stelle der früheren steinernen Waffen und Gerate find schön geformte Schwerter, Dolche, Lanzen, Armringe. Gewandnadeln (Fibeln) und sonstiger Schmuck aus Bronze getreten.
Lage ihrer Wohnstätten: Die genaue Lage der Wohnstätten jener alten Ansiedler vermögen wir für unsere Gegend nicht
sicher anzugeben. Vermutlich aber haben sie ebenso wie die stein-
zeitlichen unweit des Wassers gelegen. Dort hat man die Grabstätten aus der Bronzezeit gefunden, und wo die Menschen damals ihre Toten verbrannten oder begruben, da haben sie sicher auch ihre Wohnungen gehabt.
Eine Hauptfundstelle ist das Gräberfeld am „toten Mann" bei Waltersleben. Einige Gräber sind auch dicht bei Erfurt am Wege nach Bindersleben bei der Abzweigung von der verlängerten Heinrichstraße, in den Kiesgruben des Johannesseldes, in der Nähe des Bahnhofes von Ilversgehofen und an einigen anderen Stellen in Erfurts Umgebung aufgedeckt worden. Auf dem zuerst genannten Friedhofe (Nekropole) aus der Bronzezeit wurden mit
nur einer Ausnahme Skelette gefunden, während die Graburnen auf den übrigen Fundstätten mit Leichenbrand gefüllt waren.
Das Gräberfeld am „toten Mann": Suchen wir nun einmal die Nekropole am „toten Mann" aus und wohnen im Geiste der Beisetzung eines angesehenen Mannes jener Zeit bei.
Das Gräberfeld liegt da, wo der von Egstedt kommende Miesenbach dicht hinter Waltersleben die nach Möbisburg führende Straße begleitet. Damals zog sich wobl das Wallersleber Holz bis zum Wasser herab, während auf der Südseite offenes Feld weithin sich ausbreitete. Hier lagen vielleicht die Gehöfte der Bewohner jener Gegend, und es ist nicht unmöglich, daß der Edelhof des Mannes, an dessen Beisetzung wir jetzt teilnehmen wollen, auf dem heute noch „Burgfeld" genannten Ackerplan, wenig westlich von Rockhausen, stand.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Extrahierte Ortsnamen: Gera Erfurt Johannesseldes Erfurts Möbisburg
— 164 — *
Städten Zljrus und Sidon; von diesen Städten war die ägyptische Küste etwa 35 Meilen,*) die kleinasiatische um ein geringes weiter entsernt. Von Sidon bis zur Insel Cypern betrug die Entfernung etwa 30 Meilen und von hier bis zur Insel Rhodus das Doppelte. Von der Insel Rhodus aber konnte man mit ganz kurzen Fahrten von Insel zu Insel durch den Archipelagus Kreta und Griechenland und von hier aus mit Leichtigkeit Italien, Sizilien, Sardinien und die Küstenländer am Nordrande des Mittelländischen Meeres erreichen. Fast noch weniger Schwierigkeit machte die Fahrt längs der Nordküste von Afrika bis zu der Meerenge von Gibraltar oder, wie man damals jagte, bis zu den Säulen des Herkules. So lange die Schiffe noch unvollkommen waren, fuhren die Phönizier nur an den Küsten hin; später bauten sie größere Schiffe, zu denen ihnen die Cedern des Libanon vortreffliches Bauholz lieferten, und lernten die Fahrt zur Nachtzeit nach dem Stande der Gestirne richten. Nun befuhren sie das offene Meer, wagten sich sogar hinaus in den Atlantischen Ozean und drangen bis nach England und selbst in die Nordsee und Ostsee vor. Phönizische Seefahrer-haben schon 700 Jahre vor Christi Geburt, vom Roten Meere ausführend, das Kap der guten Hoffnung besucht und ganz Asrika umschifft. Überall legten sie an den Küsten des Festlandes und auf den Inseln Niederlassungen an, in die von den Einwohnern der benachbarten Länder alle möglichen Erzeugnisse des Bodens und des Gewerbsleißes zusammengebracht und von den Phöniziern gekauft und eingetauscht wurden. Auch mit den Euphratländern und selbst mit Indien hatten die Phönizier einen Handelsverkehr. Vom Mittelmeere führte eine Karawanenstraße an den Euphrat und den Persischen Meerbusen, aus der Tausende von Kamelen die Erzeugnisse Indiens: Elfenbein, Perlen, Gewürze, Goldkörner, Zinn nach Tyrus und Sidon brachten. Die Phönizier-waren aber nicht nur tüchtige Seefahrer und Handelsleute, sondern sie übertrafen auch alle Völker der alten Welt an Gewerb-fleiß. _ In den phönizifchen Städten waren zahllose Fabriken; dort fertigte man Gegenstände aus Glas, dessen Erfinder die Phönizier waren, Geräte, Waffen, Schmucksachen aus Bronze, zu der das Kupfer aus den spanischen, von Phöniziern angelegten und mit Verwendung von Sklaven betriebenen Bergwerken, das Zinn ans Britannien und Indien geholt wurde, Schmuckgegenstände aus Elfenbein und Bernstein, den die Phönizier an der Ostseeküste eintauschten. Das berühmteste Erzeugnis des phöni-zischen Gewerbfleißes waren die Purpurstoffe, aus seiner Wolle gewebt und mit dem Laste der Purpurschnecke, welche an der Küste von Palästina häufig war, gelblich, hochrot oder blaurot
*) Etwa soweit als Basel von Mannheim und Mainz.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Sidon Sidon Christi Palästina
49 Das Lothringische Stufenland.__§41
Zur Wiederholung früher erworbener Kenntnisse: 1. Es sind in Abb. 1, § 40 die
wichtigsten (s. darüber Anmerkung 1 bei der Süddeutschen Hochebene) Flüsse, Gebirge und
Städte zu benennen. Dabei ist anzugeben, was bereits aus einem früheren
Unterricht über die Objekte bekannt ist. Es ist also zu sprechen über:
Donnersberg, 690 m Kaiserslautern | Mosel Saarbrücken #
Hardt Metz G Saar Wasgenwald.
2. Abb. 1, §40 ist mit den wichtigsten Eintragungen zu zeichnen, und zwar
a) nach der Abb. und b) aus dem Gedächtnis. Beachte dabei die Hilfen in -
Skizze 2, § 40!
3. Nenne im Gebiet des Lothringischen Stufeulandes Iw-Kni-Strecken
(nach Skizze 2, § 40)!
1. Das Lothringische Stufenland, das ist das Mosel-Saargebiet, ist keine Awlde,
wie die beiden rechtsrheinischen Stufenländer, sondern eine wellige Hoch-
fläche (f. Abb. 3, § 30); es ist aber wie diese Stnfenländer fruchtbar (in den
Tälern Wein, auf der Hochfläche Weizen) und birgt das große Lothringische oder
Saarkohlenlager und das äußerst wertvolle Lothringische Eisenerzlager (die Fort-
fetzung des großen Luxemburgischen Lagers). — Die Bewohner gehören zu den
Franken.
2. Bodenschätze. Das Saarbrückener Kohlenlager ist das drittbedeutendste
Deutschlands. Es finden sich hier im ganzen 200 Flöze, die zusammen eine Stärke
von 130 m haben. Doch sind nur 88 Flöze mit 82 m Kohle abbauwürdig. Das
Lager nimmt einen Raum von 1000 qkm ein. Man schätzt die Kohlenmenge
auf 4000 Mill. cbm und berechnet, daß sie bei jetziger Ausbeutung noch 500 Jahre
reichen wird. — Das Lothringisch-Luxemburger Eisenlager wird in
Europa nur von dem englischen bei Cleveland übertroffen. Die Eisenerze sind
auch hier, ebenso wie im Norden des Juragebirges, dem Jurakalk eingebettet. —
Gleich dem Schwäbischen ist auch das Lothringische Stufenland reich an Salz-
lagern. — An anderen Stellen finden sich wertvolle Lager von Quarzsand
(Glashütten) und von Ton (Tonwarenfabriken).
3. Städtess.abb. 1, §40). Wir ordnen gleich nach politischengebieten. a)Jnlothringen: § 41
Metz G, Deutschlands stärkste Festung, in einem weiten Talbecken au?, 1648 an Frankreich ge-
fallen, 1870 zurückgewonnen (östlich Courcelles, 14. Aug.; westlich Vionville, 16. Aug.;
Gravelotte und St. Privat, 18. Aug.); Übergabe 27. Oktober 1870. — Nördlich von Metz
Diedenhofen,» Festung an? — Südlich von Saarbrücken die Höhen von Spichern, 6. Aug.
1870! — Ostlich von Saargemünd die kleine Festung Büsch. — Unweit des Rhein-Rhone-Kanals
Saar bürg an der Saar.
d) In der Rheinprovinz: im Saarkohlengebiet ein ganzes Nest kleinerer und mittel-
großer Bergbau- und Industriestädte. Vier von ihnen haben sich 1909 zu der Stadt Saarbrücken
vereinigt (bis dahin A, setzt #); benachbart Neunkirchen □, Saarlouis u.a. Industriestädte.
c) In der Rheinpfalz: St.ingbert O, Anteil am Saarbrückener Kohlenlager, Eisen-
werke. — Pirmasens □ und Zweibrücken O, Fabrikstädte.
Schluß- und Wiederholungsaufgabe zum Lothringischen Stufenland.
1. Benenne und zeichne (erst nach der Vorlage, dann mi
Eintragungen, die die Skizze 1, § 40 hat. [Kreis - Lehrerducn^_
H. Harms, Erdkundliche Hilfsbücher für Lehrerbildungsanstalten. Präparandenhät l. 4
! _______
I Odenkirchen^
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
Qxenf
Ölen
Ctflitievatogifcße Wandtafeln
von Gjjtofejfov 3)z. % ttarmfräufez
Gdotlftänbig in 10 Ctafeln: 2 Ctafefrl Mviftauogvapfyie in Grot> und
6c§wavjövnät, 8 Ctüfeftl Quinevülien in vielfarbiger S3itf)ogvnpt)ie
3)em (Werk find (Erläuterungen beigegeben, die das Wichtigfte ent-
halten über J^riftaüfyftem, djemijc&e 'Jufammenfefynng, färbe, jfärte,
fpepfifüjes (Bewid/t, öpattbarkeit, Vorkommen und Verwendung
Gjjreife: Czafet I und Ii aufgewogen auf £ einwand mit Öfen Ott. 3.50, mit (Stäben je 5 Qu.,
Ctafet Iii—x aufgesogen auf £ einwand mit Öfen Je Ött. 6.50, mit ötäben Je 8 Qßark.
Ort Uaft hrsv 'Tofrt/t) , Ctafeli: J?tiftattogtapt)ie: ^Reguläres und tjexago-
Ofzlljfxll Uf£V —w nales (Syftem. Cxafet Ii: J?riftattogzapt)ie: Ztetta*
gonales, vljombifcßes, monoklines und triklines (Syftem. Ctafel Iii: (Elemente und (Sulfide
(Qlnfang). fxafel Iv: (Sulfide (öcfflufj) und analoge Verbindungen. Ctafel V: Oxyde.
Ctafel Vi: Jfydroxyde, Jfaloidfalje u. Borate. !Xafel Vii: Karbonate. Ctafel Viii: (Sulfate,
(Chromate, Quolybdate, 'Wolframate, Qlranate, tyjtfospfjate und Qlrfeniate. Czafel Ix:
(Silikate (Anfang). Ctafel X: (Silikate (Gestuft), Clitanate und otganiföe Verbindungen.
Qxur die wenigften (Scf/ulen und fonftigen £e^ranftalten find bei den l/ofyen Gjjreifen, die für
gnte Qhineralflufen — und folcfye kommen einjig und allein beim Qliifdjaiiungsunterricljt in
Q3etrad)t—bejafytt werden, in der £age, fictj eine jweckentfpreckende Q27ineralien~(Samm*
(nng anjufi^affen. (Brofje Wandtafeln, die geeignet erfdjeinen, eine koftfpielige Offline*
rallen' Sammlung jn erfetjen, fehlten aber bisher für den Qinterridjt in der Quineralogie.
2)ie (Wiedergabe ist vorjüglid) gelungen, die farbengebung und die (Schönheit der formen
kommen ansgejeicfynet jur (Bettung, fo daß Qlnterridjtsleiter, denen die Cxafeln vorgelegt
wurden, das Werk als ein Gj3racf)tmerk er ften langes bezeichneten, wie es
der Gcfyule bisher noclj nidjt geboten wurde. Die Qlbfat?fä$igkeit ist nnbegrenjt.
Qlidjt allein alle einfctflägigen Onftitute tföl/erer Jsehranftatten, fowie Verg* und Verg*
vorfcffulen, Volks* und Vürgerfdjulen, (Seminaren und (fjräparanden-Qlnfialten, fon-
dern auch alle Quineralien - (Sammler find Ontereffenten für das prächtige (Werk. Die
Qlnjcljäffuugskoften können auf den (Etat mehrerer (Jahre verteilt werdeni dafel I—iii
liegen vor, dafellv wird noch 1912, Ctafel V—vi11913, Zafel Viii—x 1914 etfdjeinen.
m*T7t7rrrtttr7ttw7ttrym*rmwrtvttttt7mtrrtttmm*lz'
•77777777
ödjulfyaus ,i. Jßeimat
von Otto Qsdintet
Qfudj eine age des J^eimatfcfjufyes
mit vielen Qlbbilbungen, in „Gdeifpiec und „(3egen6
Cjjreis brofcfyiert Ptuark 3.—, elegant gebunden Qxlt
0er Vetfaffez wendet ftch mit diefem populär getriebenen Vudj an die i
derer, die für die (Scfyönfjeit der Jfeimat und der heimatlichen Vauweife (
die einfe^en, daß gerade der (Schulhausbau eines der mectvollften Quittelji
(Erjiehung der Qlugemeinheit ist. 'Der Ctext ist bei aller Volkstümlichkeit >
verständlich und fachlich klar gehatten. (Eine große Qlnjahl guter Veifpiel j
ländlicher (Schulbauten ans allen (Bauen des ^Reichs, die in ihren (Einreiht o i
find, dienen dem V erfäff er jur (Erläuterung feiner (Ausführungen. (Struth ans ■
Spamersche Luchdruckerei in Eeipjig
'A
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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§ 51__Thüringen (Harzvorland). 76
stadt D. Von Wernigerode führt die Harz - Querbahn nach Nordhausen; eine Abzwei-
guug erklimmt den Brocken, der aber allzuoft in Wolken eingehüllt ist, die dann deu sonst Herr-
lichen Rundblick unmöglich machen. Die Querbahn gibt ungefähr die Grenze zwischen Ober-
und Unterharz an. Der letztere hat, obgleich niedriger, das großartigste Harztal: 6) die Bode
tritt durch ein gewaltiges Engtal bei Thale in die Ebene. Dnrch einen 250 m (!) tiefen Spalt
im Granitfels schießt sie brausend dahin I f. Text n. Bild 4, s ~)i I. Die Gebirgszunge zu ihrer
Linken in Skizze 2, § 51 ist der Roßtrappfelsen, der Vorsprung zur Rechten der Hexentanz-
Platz (der alte Hexenglaube!). Beide bieten herrliche Ausblicke auf die Ebene. (Das eingemeißelte,
hufeisenförmige Zeichen — Roßtrappe - Roßspur — war wohl eine heidnische Opferstätte. Die
Sage vom Ritter Bodo!). Weiter flußaufwärts durchströmt die Bode den schönen Gebirgskessel
von Tresebnrg (vgl. Schwarzakessel, §50!), und noch weiter aufwärts liegeu an ihr im Kalkstein-
gebirge berühmte Höhlen, z. B. die Hermannshöhle (vgl. Jura). In der Ebene fließt die Bode
durch Quedlinburg A, das von weitgedehnten Blumenfeldern umgeben wird (Grab Heinrichs I.).
Der Harz wird allsährlich von Tausenden von Wanderern und Kurgästen besucht. Die be-
kanutesten Kurörter liegen am Nordrand: Harzburg, Jlseuburg, Blankenburg, Thale, Ballen-
stedt. Im Gebirge sind am bekanntesten Schierke (südöstl. vom Brocken), Braunlage (südl. vom
Brocken, an der Bode), Hahnenklee (südwestl, von Goßlar).
5. Der Harz ist wichtig durch seinen Erzreichtmn (Kupfer, Blei, Silber, Gold).
Über die Hälfte der Bewohner findet ihren Erwerb im Bergbau, für den großartige
Einrichtungen getroffen wurden: a) Bei Clausthal und Zellerfeld — s. Relief
Abb. 2, § 51! — befindet sich ein Schacht von 865 m Tiefe, das ist bis 200 m nnter dem Ost-
seespiegel (unterirdische Schiffahrt, zum Teil ebenfalls unter dem Meeresspiegel); d) Der Bergbau
Goslars (O) knüpft an den Rammelsberg (s. Relief!). Die Stadt war ein Lieblingssitz der alten
Kaiser; das ehrwürdige Kaiserhaus, der älteste weltliche Bau Deutschlands, sah 23reichsversamm-
lnngen. (Ostl. von Goslar Bad Harzburg; Heinrich Iv.!) c) Der Höhenkurort Andreasberg hat
die bedeutendsten Silbergruben des Harzes, d) Das großartigste Bergbaugebiet ist das des Maus-
seld - Eislebeuer Kupferschiefers, das 2/3 des deutscheu Kupfers und anch viel Silber liefert.
Außer im Bergbau finden die Bewohner ihren Erwerb durch Waldwirtschaft
(Holzfällen, Holzkohlenbrennerei), Vogelfang (Heinrich I.!) und Vogelzucht (Har-
zer Kanarienvögel), durch Arbeiten in den Mooren der Hochfläche, in den Stein-
brüchen, z.b. in den Gipsbrüchen des Südrandes und in Fabriken, durch Vieh-
zucht (namentlich im Oberharz; Harzer Käse) und Ackerbau (namentlich im Unter-
harz). Von größter Bedeutung ist ferner die Einnahme durch den Fremdenverkehr.
6. Das außerordentlich fruchtbare nördliche Borland des Harzes (Zuckerrüben-
bau) ist Deutschlands Salzkammergut. Bei Staßsurt an der Bode ist eins
der großartigsten Salzbergwerke;
Hauptsache ist die Gewinnung der
sogenannten Abraumsalze, die
üb e r dem Steinsalz liegen und als
Düngemittel, z. B. Kaimt, und für
chemische Erzeugnisse verwertet
werden (s. nebenstehende Skizze).
Bei Schönebeck an der Elbe
Deutschlands größtes Salinen-
werk. Unterschied zwischen Salz-
bergwerk und Saline! Wir
rechnen das Vorland bis zu den
großen Städten Magdeburg und
Braunschweig. Magdeburg A
b d I ~_Vab ^^*3^ !zj C Lfcpz. W d
Abb. 5, § 51. Schnitt durch das Staf
furter Salzlager.
St = Staßfurt, L — Leopoldshall, a = älteres
Schwemmland (Diluvium), b = Buntsandstein,
c == Gips, d = Tort.
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TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes.
11
Unzweifelhaft ist in unserem Lande von der jüngeren Steinzeit ein ununterbrochener Fortschritt der Entwicklung bis auf die Höhe der Bronzezeit zu erkennen. Wenn man die Überreste dieser beiden Perioden aufmerksam verfolgt, gewinnt man den Eindruck, daß hier ein und derselbe Volksstamm sich zu einer ihm erreichbaren Kulturhöhe entwickelt hat. Auch die wenigen bisher gefundenen Wohnstätten mit ihrem Inventar deuten darauf hin, daß die Leute der jüngeren Stein- und der Bronzezeit in ununterbrochener Geschlechterreihe aufeinanderfolgten, daß kein Bevölkerungswechsel während dieser Perioden eintrat. Wie sich in den steinzeitlichen Niederlassungen auf dem Auhögl und auf der Insel im Würmsee die ersten Spuren der Metallverwendung zeigen, so treten in der bisher einzigen im südlichen Bayern gefundenen bronzezeitlichen Niederlassung unter der Burgruine in Karlstein bei Reichenhall die letzten Spuren der Verwendung von Steinmaterial neben der schon herrschenden Bronze zutage. Diese kleine, in entlegener Gebirgsgegend befindliche Ansiedlung gibt in ihren Resten nur das Bild von ärmlichen Behausungen, nicht von der Höhe der bronzezeitlichen Kultur. Immerhin aber gewährt sie einen Einblick in das Leben und Treiben ihrer Bewohner. Ant Fuße des steilen Bergkegels und terrassenförmig am Berghang übereinander lagen die Hütten, die am Berg in der Weise in den Hang eingeschnitten waren, daß der natürliche Felsen die Rückwand bildete und der Aushub nach vorn abgelagert wurde um Raum zu gewinnen. Der ebene Boden war festgestampft und Spuren von Pfostenlöchern lassen annehmen, daß Vorder- und Seitenwände aus Holzstämmen zusammengefügt waren. Das Dach ruhte schräg auf dem Felsen der Rückwand und den Stämmen der Vorderwand. Eine oder auch zwei Feuerstellen waren im Hüttenraum aus großen Steinen halbkreisförmig angebracht. Das Hausinventar bestand ans großen Tonkusen für Wasservvrrat, ans Mahlsteinen und Reibern von Granit, mit denen von den Weibern das Getreide gemahlen wurde; viele Nähnadeln von Bronze, Spinnwirtel und Webstuhlgewichte von Ton deuten daraus hin, daß hier von ihnen gesponnen, gewoben und die Kleidung bereitet sowie Netze gestrickt wurden. Denn die Männer oblagen dem Fischfang (Funde von Angeln aus Bronze, vieler Netzsenker) und der Jagd (Pfeilspitzen von Feuerstein und Bronze); sie beschäftigten sich mit Bronzegießen (Gußklumpen, Gußsorm, Schmelztiegelreste, neue Stücke mit Gußnaht). Viele vorkommende kleine Bronzepunzen oder Stichel (wie sie auch in den Schweizer Pfahlbauten zahlreich auftreten) dienten zu irgend einem hier betriebenen Handwerk. Am natürlichen Felsboden der Hütten und ihrer Umgebung fanden sich abgesprungene Schneiden von Bronzebeilen, ein Beweis, daß die Männer hier den Felsboden zur Herstellung der Hütten und das Holz der Stämme bearbeitet hatten. Außerordentlich häufig waren die Scherben der Töpfe, die ebenfalls hier von den Weibern hergestellt wurden. Selbst ganz kleine Geschirrchen, offenbar Kiuderspielzeug, fanden sich vor. Zerbrochene oder verlorene Schmucksachen von Bronze ließen
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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14
3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes.
auch Menschen in verschiedenen Körperstellungen. Ebenso ist die Keramik
eine andere als die der Bronzezeit, außerordentlich reichhaltig in den Formen,
unter denen namentlich die birnförmige Vase oft in sehr großen Verhältnissen erscheint, und mit schönen Mustern teils in vertieften Eindrücken, teils in bunten Farben rot, weiß und schwarz bemalt. Zum erstenmal erscheinen jetzt auch Pferdegeschirre und Wagenreste in den Grabhügeln.
Betrachtet man dieses aus drei Abschnitte der Hallstattperiode sich verteilende Material, das mit dem einfachen, zierlichen Inventar der Bronzezeit in auffallendem Gegensatz steht, so erscheint es innerlich unmöglich, daß beide Kulturarten einem und demselben Volk bei uns angehört haben. Nach Art wie Form der Typen ist man gezwungen an einen Bevölkerungswechsel zu denken. Da zugleich in den Gräbern der reinen Hallstattzeit eine sehr kriegerische Ausstattung mit vielen Schwertern, Dolchen, Lanzen, Beilen, Streitwagen und
Pferdeausrüstung auftritt und die Hügel mit dem früheren Bronzeinventar jetzt auch ganz verschwinden, wird man wohl an eine kriegerische Invasion eines fremden Volkes und an eine Unterwerfung der bisherigen bronzezeitlichen Bevölkerung zu denken haben. Die ganze neue Kulturwelt erscheint im klassischen Sinne als eine barbarische und da ihr Zusammenhang nach Osten weist, hat man an eine von thraki sch-il lyrischen Stämmen ausgehende Wanderung nach Westen gedacht, die zur Überflutung des westlichen Mitteleuropas führte. Wie in den österreichischen Alpenländern hat sich auch bei uns, wenn auch nicht annähernd so reich und prunkvoll wie dort, der Hallstattknltnrkreis nördlich und südlich der Donau durch alle Phasen hindurch, bisher aber nur in Gräbern, nachweisen lassen. Wohnstätten der reinen Hall-ftattzeit sind bei uns noch nicht gefunden. Nur in Karlstein wurden aus der ersten Phase einige wenige Wohnstätten mit einem kleinen Begräbnisplatz aufgefunden, wobei jedoch noch keine Spur des Eisens zutage kam und deren Überreste offenbar noch demselben bronzezeitlichen Stamme 'angehören, der dort seine Spuren aus der älteren Zeit zurückgelassen hat. Man kann daher die häusliche Kultur der Hallstattleute bisher nicht so erkennen wie die der
Stein- und Bronzezeit, eine besondere Industrie, eine Erweiterung des Kultur-
lebens läßt sich nicht aus den Funden entnehmen. Daß auch jetzt der Handelsverkehr nicht stillgestanden, ergibt sich aus dem Vorkommen von Gold- und Bernsteinschmuck und von Glasperlen wie bisher, wogegen auch jetzt noch Silber ganz fehlt. Die Gefäße werden noch nicht auf der Drehscheibe, sondern aus freier Hand geformt. Der Grabritus wie die Form der Gräber scheinen keine Änderung erlitten zu haben. -Von der Religionsanschannng und -Äußerung dieser Zeit wissen wir so wenig wie von denen der früheren Perioden.
Die als kriegerisches Herrenvolk auftretende Hallstattbevölkerung scheint nach nicht sehr langer Zeit degeneriert zu sein. Im jüngsten Abschnitt, etwa
dem 6. Jahrhundert v. Chr., werden die Grabhügel bei uns arm an Waffen
und Schmuck, dagegen häufen sich die keramischen Beigaben, jedoch meist in
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
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4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
Hälfte der Periobe ist bei uns in Hügelgräbern, häufig auch in Nachbestattungen, in solchen der Hallstattzeit, seltener in Flachgräbern vertreten. Denn es ist ein durch bte spätere Vorgeschichte gehenber allgemeiner Zug, daß man die schon vor-hanbenen Begräbuisplätze immer wieber benutzte, so daß sich in Grabhügel-selbern der Bronzezeit Gräber der Hallstatt- und La Tenezeit, unter Flachgräbern der späteren germanischen Zeit solche der La Tenezeit finben. Die in den älteren Gräbern mehr nörblich als süblich der Donan uorfommeitbert Fnnbe unterscheiben sich vollstänbig von den Erzeugnissen der Hallstattzeit und haben mit biesen keine Verwanbtschaft. Sie bestehen in Eisenmessern mit geschweiften einschneibigen Klingen mit Holz- und Beingriff, Tierkopffibeln, Fibeln mit Menschenmasken, Gürtelschließen mit Tierköpfen, Kurzschwertern in Bronzescheiben. Metall-gefäßen griechischen Imports (Massilia), geperlten Armreifen von Bronze mit petschastsörmigen Enben, Halsringen von Bronze und Eisen, Fibeln mit breitem Bügel und zurückgeschlagenem Fuß, winkelförmig gebogenen Arm- und Fußringen aus runbem Bronzestab, Gehängen von Glas- und Bernsteinperlen u. a. Im allgemeinen ist aber, soweit sich bies jetzt schon erkennen läßt, die Verbreitung des La Tenestils in dieser älteren Hülste bei uns in Bayern nicht so bnrchgreisenb, daß man an eine Einwanberung einer zahlreichen Volksmenge benfen könnte, und jebenfalls sinb die Überreste viel weniger reichhaltig und kostbar wie in den Gallien näher liegenben Rheinlanben. Wohnstätten aus dieser Zeit sinb bei nns bis jetzt nicht ausgebest worben.
Diese Verhältnisse änbern sich jeboch vollkommen in der zweiten Hälfte der La Teneperiobe und beren beiben letzten Abschnitten vom 3. Jahrhundert n. Chr. abwärts. Süblich der Donau tritt jetzt von der Ost- bis zur Westgrenze Bayerns eine Anzahl von Begräbnisplätzen mit tiefeingeschnittenen Reihengräbern auf, in benen ein kriegerisches Volk in einer bisher unbekannten Waffenrüfiung und Frauen in vielfach neuen Schmucktypen ruhen. Die nahezu gleiche Ausstattung der Männer mit zweischneibigen Kurz-unb Langschwertern mit bünnen, flachen Klingen in Eisenscheiben, Lanzen mit breitem und langem Blatt und einem Eisen fuß des langen Schafts, großen ovalen Holzschilben mit breit geflügeltem Eisenbuckel in der Mitte, großen Eisenfibeln und eisernen Armreifen, schweren Gürtelketten von Eisen ober Lebergurten mit Eisen schließen; die mehr verschiebene der Frauen mit Bronze- und Eisenfibeln, großen Hohlbuckelarmreifen mit Scharnierverschluß, geschlossenen Armreifen ans Lignit und weißem und blauem Glas mit gelber L-chmelzeinlage, Halsgehängen von kleinen kobaltblauen Glas- und von Bernsteinperlen, Gürtelketten von Bronze und von Eisen mit Tierkopfhaken, Emailperlen u. a. beutet unzweifelhaft das Auftreten eines neuen Volksstammes an. Dazu kommen Tongefäße von ganz anberen Formen, ohne die bisherige Verzierungsweife mit geometrischen Figuren, auf der Drehscheibe geformt und hart und klingenb gebrannt. Das gleiche Grabinventar finbet sich auch in den übrigen Säubern, wo keltische Stämme saßen, so im Westen in Baden und
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4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
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der Schweiz, im Osten in Böhmen. Die in Südbayern gefundenen zahlreichen Flachgrüber gleicher Ausstattung gehören unzweifelhaft den Vindelikern und Norikern an, von denen wir aus den Zeugnissen der alten Schriftsteller wissen, daß sie keltischer Abkunft waren und in unserem heutigen Bayern südlich der Donau bis an den Fuß der Alpen ihre Wohnsitze hatten.
Sind wir für die vorletzte Stufe der La Teuezeit in Bayern nur auf Gräberfunde angewiesen, so kommen für die letzte Stufe nunmehr auch Wohn-stätteusuude in Betracht. An zwei Orten Südbayerns sind, soweit bekannt,
bisher solche zutage gekommen, in Manching, Bezirksamt Ingolstadt, und in Karlstein bei Reichenhall. In Manching, woselbst eine ausgedehnte Umwallung sich befindet, wurde innerhalb dieser ein großer Fund von Geräten und Schmucksachen gemacht, der unzweifelhaft auf eiue Wohnstätte deutet. Es befanden sich darunter Bestandteile von Wagenbeschlägen, Rädern, Pferde-
geschirr, Bruchstücke von Luxusgeräten, große Glasringe, Fibeln, Tierfiguren von Bronze u. a. In Karlstein stieß man auf die Wohnstätten selbst, die sich als viereckige Blockhäuser, aus Balken gezimmert, mit Türen und Fenstern, Feuerstellen und Vorplatz erwiesen. Die gefundenen vielen Eisennägel und Klammern rührten von der Befestigung und Verbindung der Balken, die Eisenblechbeschlüge von Türbändern und Schlössern her, zu denen auch die
Schlüssel von Eisen vorhanden waren. Ein reich ornamentierte viereckiges Eisengitter mag zu einer Fenster- oder Türöffnung gehört haben und fetzt
die Verwendung von Glas voraus. In der Kulturschicht der Wohnstätten kamen zutage runde Mühlsteine von Handmühlen, große Wasserknsen von Ton, Eisengeräte aller Art, darunter Sensen und Ketten, Svinnwirtel, Netzsenker von Ton, Nähnadeln von Eisen und Bronze; an Schmuck Bruchstücke von blauen Glasarmreifen mit gelber Schmelzunterlage, vergoldete Bronzeblechbeschläge von Gürteln, Fingerringe von Bronze und Eisen, eine Menge Bronzezieraten, zum Teil mit Blutemail, au Waffen lediglich Pfeilspitzen von Eisen, ferner eine Menge Tongefäßreste, auf der Drehscheibe geformt und hart gebrannt. Als besonders wichtig aber ist der Fund von Silbermünzen keltischen Gepräges und der einer ägyptischen Bronzemünze von einem der drei ersten Ptolemäer zu verzeichnen, welche den regen Handelsverkehr der Zeit bis in das entlegene Gebirgsdorf andeuten. Hier wie in Manching wurden außerdem viele Eisenschlacken gefunden, welche auf Verschmieduug von Eisen an Ort und Stelle hinweisen.
Neben diesen Wohnstättenfunden spielen jetzt auch die zahlreichen Funde von goldenen Münzen, sogenannteu Regenbogenschüsselcheu, eine wichtige Rolle. Solche Funde wurden in Südbayern bis zur Douau zahlreich gemacht, darunter zwei große Schatzsunde, von denen jeder über 1000 Stück enthielt. Eine solche Menge Münzen kann nur da zum Vorschein kommen, wo diese als Zahl- und Verkehrsmittel umlaufen und geprägt werden. Auch diese gehören den beiden letzten Jahrhuuderteu vor unserer Zeitrechnung an.
Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 9
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3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes.
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Keine bisher erkennbar überbrückte Kluft führt von dem „Wilden" der älteren Steinzeit zu dem mit einem Schlage schon von einer gewissermaßen hohen Kultur umgebenen Menschen der jüngeren Steinzeit. Wie nach dem Zurückweichen der Eismassen und dem Verlaufen der Wassersluten auf den Moränen und den Schlammniederschlägen sich allmählich ein freundliches Landschaftsbild mit grünen Matten, blauen Seen und lichten Flußarmen entwickelte; wie die Tierwelt nach dem Untergang und der Auswanderung der ungeheuerlichen Typeu der Diluvialzeit eine unserer jetzigen sich annähernde Gestaltung annahm, so hatte sicher auch das Äußere des Alluvialmenschen nicht mehr Form und Gestalt des Wilden der älteren Steinzeit. Nach den körperlichen Überresten, die sich aus der jüngeren Steinperiode des Menschen erhalten haben, glich dieser in Bau und Erscheinung schon vollkommen dem späteren Menschen und war der direkte Ahnherr des jetzt lebenden Geschlechts; von ihm reicht bis iu unsere Tage der Faden der Knltnrentwickluug ohne Unterbrechung herab. Die Dauer der Alluvialperiode, iu der wir gegenwärtig leben, und damit der Beginn der menschlichen Kultur der jüngeren Steinzeit wird von den Geologen auf 7000—10000 Jahre geschätzt.
Auch jetzt war der Mensch noch ohne jede Kenntnis der Metalle und ihrer Verwendbarkeit. Er schuf sich alle Waffen und Geräte, soweit nicht Holz oder Knochen hierzu Verwendung fanden, ans Stein. Aber nicht mehr durch bloßes rohes Behauen wußte er diesen zu formen; er hatte jetzt gelernt den Stein zu schleifen und zu glätten und gab seinen Bedarfsgeräten allmählich nicht nur äußerst praktische sondern auch gefällige Formen. Es heißt daher diese Periode die „jüngere Steinzeit" oder die Periode des geschliffenen Steines. Was aber diese im Vergleich zu der älteren charakterisiert, ist nicht bloß eine größere Fertigkeit in der Behandlung und Ausnutzung der Gesteinsarten, sondern eine auf gauz anderer Grundlage beruhende Lebensführung überhaupt. Wir kennen eine Menge Niederlassungen aus dieser Periode mit dem gesamten Hausinventar der Menschen in den Pfahlban ten der Vor alpen s een wie in zahlreichen Landansiedelungen; speziell bei nns in Bayern sind solche in dem Pfahlbau an der Jnfel des Würmsees, der sogenannten Roseninsel, in den Landansiedelungen ans dem Auhögl bei Hammerau (Bezirksamt Laufen), in den Ebenen bei Inzkofen (Bezirksamt Freising), bei Regensburg und Straubing, in den Höhlen des Fränkischen Jura und der Fränkischen Schweiz wie in den zahlreichen Wohngrubenresteu des Spessarts bekannt.
Aus diesen reichlichen Überresten entrollt sich ein vollständiges Bild der Kulturstufe jener Periode. Der Mensch lebte nicht mehr bloß in Familien wie der der älteren Steinzeit, sondern hatte sich in dorfartigen Siedelungen zu Sippenverbänden zusammengetan; er hatte fast alle Haustiere, die wir jetzt noch verwenden; er trieb Ackerbau und baute verschiedene Getreidearten; er verstand zu weben, flechten und spinnen; die Töpferei war allgemein Hausbetrieb wie die Verfertigung der Stein- und Knochengeräte, Fischfang
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