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§. 98. 2) Friedrich I. der Rotbart, a. Er wurde zu Aachen unter 1152 dem Jubel des Volkes gekrönt, da man von ihm ein wahrhaft königliches Regiment hoffte. Er war kräftig und wohlgebaut; gelbe Locken bedeckten die hohe Stirn: aus den Augen leuchtete die Hoheit und das Feuer des Geistes, aus dem frischen Antlitz sprach ein heiteres, freundliches Gemüt; der feste, stolze Gang kündete den entschlossenen Willen. — Auf seinem Königsritte durch das Reich erschienen vor ihm zu Merseburg die dänischen Prinzen Swen und Kanut, welche um die Herrschaft stritten; er krönte den letzteren und empfing den Lehnseid. Auch den Böhmenherzog knüpfte er durch die Königskrone fester an das Reich; Burgund aber dadurch, daß er sich mit der Erbin dieses Landes, Beatrix, vermählte. — Seinem Jugendfreunde und Verwandten Heinrich dem Löwen gab er Bayern zurück und endete dadurch den bittern Streit der Welfen und Hohenstaufen. Ueberall brach er die Burgen der Raubritter und schützte das Recht; es schien, als „gäbe er Menschen, Himmel und Erde eine neue, friedlichere Gestalt". — b. Erster Zug nach Italien. In Italien, wo die Macht der Kaiser tief gesunken war, hatte ein Mönch, Arnold von Brescia, gegen die weltliche Macht des Papstes gepredigt und in Rom die Republik hergestellt. Auf Papst Hadrians Bitte zog Friedrich über die Alpen, hielt auf den ronkalischen Feldern am Po Heeresschau, zwang die prahlerischen Römer zum Gehorsam und lieferte Arnold von Brescia an den Papst aus, der den begeisterten Mann verbrennen ließ. Dem hochmütigen Papste hielt er, um den Frieden zu wahren, scherzend den Steigbügel; dafür empfing er die Kaiserkrone. Gegen die Römer, die ihn auf der Tiberbrücke wütend an- uss griffen, schützte ihn der junge Löwe Heinrich; in dem engen Etschthale bei Verona machte ihm bei seiner Rückkehr Otto von Wittelsbach Bahn.— c. Zerstörung Mailands. Auf dem Reichstage zu Besancon hatte der päpstliche Gesandte das hochmütige Wort gesprochen: „Von wem hat denn der Kaiser das Reich, wenn nicht vom Papste?" Obwohl die Bischöfe auf des Kaisers Seite traten, wollte der Papst seinen Ansprüchen nichts vergeben. Als derselbe starb, wurde von der römischen Partei jener Gesandte als Alexander Iii., von der kaiserlichen aber ein anderer auf den päpstlichen Stuhl erhoben, worauf sie sich gegenseitig in den Bann thaten; auch den Kaiser traf der Bannfluch seines Gegners. Da zog der Kaiser mit 180000 Mann über die Alpen. Mailand unterwarf sich nach kurzer Belagerung, und der Kaiser nahm nun den Städten manche Einkünfte und Rechte. Als Mailand darüber den Gehorsam versagte, ward es nach fast Zjähriger Belagerung zu demütiger Unterwerfung gezwungen und dann ues zerstört (1162).
d. Erstürmung Roms. Als der Kaiser nach Deutschland zurückgekehrt war, schloffen die mächtigen Städte Oberitaliens einen Bund zur Verteidigung ihrer Freiheit, bauten Mailand wieder aus und legten ihm zum Trutze die Festung Alexandria an. Da zog Friedrich 1167 zum 3. Male mit einem Heer über die Alpen. Weil Rom sich für den Papst Alexander erklärt und Friedrich den Gehorsam aufgekündigt hatte, wurde die Stadt von den Deutschen erobert. Aber durch eine furchtbare Seuche verlor Friedrich einen großen Teil seines Heeres, und er mußte eilig Italien verlassen. In Susa rettete ihm der treue Hermann von Siebeneichen das Leben.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Beatrix Heinrich Heinrich Arnold_von_Brescia Hadrians Friedrich Friedrich Arnold_von_Brescia Heinrich Heinrich Otto_von_Wittelsbach_Bahn Otto Alexander_Iii Alexander Friedrich Friedrich Alexander Alexander Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Hermann_von_Siebeneichen
Extrahierte Ortsnamen: Aachen Merseburg Burgund Italien Italien Rom Heeresschau Verona Mailands Mailand Mailand Roms Deutschland Mailand Rom Italien
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derselben trat es —3) an den Luxemburger, Kaiser Karl Iv., ab (1373). Dieser hatte Brandenburg durch die goldene Bulle zum Kurfürstentum erhoben und verlieh es nun an seinen Sohn Wenzel von Böhmen, von dem es auf Siegmund von Ungarn überging. — Siegmund ernannte den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern, zum Statthalter 141o in der Mark und verlieh ihm 1415 die Kurwürde. Kampf Friedrichs aeqen den Adel; die „faule Grete".
-j-d. Das Konzil in Konstanz oder Kostnitz ambodensee(1414— 18), das durch die Bemühungen des Kaisers zusammenkam, sollte die vielen Mißbrauche in der Kirche abstellen und die Kirchentrennung beseitigen, die durch die Wahl dreier Päpste entstanden war. Es waren der Kaiser, der Papst Johann, 3 morgenländische Patriarchen, gegen 2000 andere Geistliche, 1600 weltliche Fürsten und Herren und zahlreiche Gelehrte aus dem Abendlande zugegen; die Zahl der Fremden stieg zuweilen auf 150 000. Das Konzil erklärte, daß seine Gewalt unmittelbar von Christus und über dem Papste sei, es setzte alle 3 Päpste ab und wählte einen neuen; aber alle Mißbräuche blieben bestehen.
1415 . c. Johannhuß war Prediger und Lehrer an der Hochschule in Prag. Weil er gegen die schlechten Sitten und die Reichtümer der Geistlichen, das Mönchswesen, den Ablaß und die Entziehung des Kelches im Abendmahl eiferte, wurde er von dem Papste in den Bann gethan. Sein Freund Hieronymus verbrannte die Bannbulle. Da forderte das Konzil zu Konstanz beide zur Verantwortung. Trotz des kaiserlichen Geleitsbriefes wurden sie eingekerkert und zum Feuertode verurteilt. Huß sprach: „Die Gans (das bedeutet der Name Huß) ist ein schwaches und zahmes Tier und erhebt sich nicht zu hohem Fluge; aber stärkere Vögel, Falken und Adler, werden nach ihr kommen und werden, sich hochschwingend, alle Schlingen durchbrechen." Er starb freudiges Mutes mit den Worten: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist"; ein Jahr nach ihm sein Freund. — f Als 1419 König Wenzel von Böhmen starb, wollte Siegmund das Land in Besitz nehmen; aber die Hussiten schlugen unter dem blinden Ziska und Prokop dem Großen und Prokop d. Kl. alle ungarischen und deutschen Heere und verwüsteten die umliegenden Provinzen mit Feuer und Schwert, bis das Konzil von Basel 1436 den Frieden herbeiführte.
d. Die Jungfrau von Orleans führte den König Karl Vii. von Frankreich, der fast sein ganzes Land an die Engländer verloren hatte, auf den Thron zurück (1429).
F. Österreichische oder habsburgische Kaiser. 1438—1517 (1806).
t §. 115. Nach Siegmunds Tode haben bis zur Auflösung des Reichs (1806) Kaiser aus dem österreichischen Hause regiert.
ii38 1) Albrecht Ii. von Österreich war der Schwiegersohn Siegmunds und erbte mit dessen Tode Ungarn; die Kurfürsten übertrugen ihm die Kaiserkrone, weil sie mit Grund hofften, daß er wenig Zeit finden werde, sich um das Reich zu kümmern. Er war ein trefflicher Mann, starb aber schon nach 2 Jahren, als er gegen die Türken im Felde stand. Ihm folgte sein Vetter 1440 2) Friedrich Iii. von Steiermark, a. Er schloß sich ganz an den Papst,
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv. Karl_Iv. Siegmund_von_Ungarn Siegmund Friedrich_von_Hohenzollern Friedrich Friedrichs Johann Johann Christus Johannhuß König_Wenzel_von_Böhmen Siegmund Ziska Prokop Prokop Karl_Vii Karl Albrecht_Ii Albrecht Friedrich_Iii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Nürnberg Konstanz Prag Basel Frankreich Ungarn
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gar zu gern hätte er auch das Schwert gezogen. Sein Wahlspruch war: „Ich Habs gewagt!" Die deutschen Fürsten forderte er auf, unter einem neuen Otto gegen Rom zu ziehen. „Sterben kann ich", rief der tapfere Mann, „aber kein Knecht sein; wer will mit Hutten für die Freiheit sterben?" Vom Papste verfolgt, von den Fürsten verlassen, ging er arm und krank nach der Schweiz, wo er im 36. Lebensjahre starb (1523). — Franz von Sickingen bot Luther auf fester Burg eine Zuflucht an. Er suchte den Adel und die Städte gegen die geistlichen Fürsten zu bewaffnen und führte selber 12 000 Mann gegen den Erzbischof von Trier, mußte aber der Ueber-macht weichen und sich auf seine Feste Mannstuhl in der Pfalz zurückziehen, wo er, belagert und tödlich verwundet, gleichfalls einen frühen Tod fand (1523). „Der Herr will", sprach Luther bei der schmerzlichen Nachricht, „seinem Evangelium nicht mit dem Schwerte helfen." — c. Zu Luthers Freunden gehörten auch die großen Maler Albrecht Dürer und Lukas Kran ach, der Meistersänger Hans Sachs und zahllose treffliche Männer aller Stände; den kräftigsten Schutz gewährte ihm sein edler Landesherr, Friedrich der Weise.
1521 §. 124. Reichstag zu Worms. Die deutschen Kurfürsten hatten
nach Maximilians Tode (1519) seinen jungen Enkel, Karl I. von Spanien, zum Kaiser gewählt, der sich als solcher Karl V. nannte. Ein kräftiger Herrscher war dem Reiche not, da im Süden wie im Norden der Bürgerkrieg tobte. Zu Deutschlands Unglück stellte sich der junge Kaiser in dem Glaubenskampfe auf die Seite des Papstes. Er war der katholischen Kirche mit Überzeugung zugethan; er wollte den Frieden im Reiche auch deswegen zurückführen, weil ein schwerer Krieg mit Frankreichs ehrgeizigem Könige Franz I. drohte. Darum schrieb er gleich nach seiner Krönung einen Reichstag nach Worms aus, zu dem auch Luther gefordert wurde. Mit freiem Geleit versehen, reiste Luther ab. In Weimar gewarnt, sprach er das mutige Wort: „Und ob sie zwischen hier und Worms ein Feuer anzündeten, das bis zum Himmel ginge, so will ich doch hindurchgehen"; und weiterhin: „Wenn so viel Teufel in Worms wären als Ziegel aus den Dächern, so will ich doch hineingehen und Christum bekennen." Von einer unzählbaren Volksmenge umdrängt, von dem tapferen Ritter Frundsberg ermutigt, trat er in die glänzende Reichsversammlung. Auf die Frage, ob er widerrufen wolle, erbat er sich Bedenkzeit. Am folgenden Tage gab er die denkwürdige Erklärung: „Es sei denn, daß ich durch die heil. Schrift oder mit klaren, hellen Gründen überwunden werde, so kann und mag ich nicht widerrufen, weil es nicht geraten ist, etwas gegen das Gewissen zu thun. Hier stehe ich, ich kann nicht anders; Gott helfe mir! Amen!" Er hatte viele Herzen gewonnen (Philipp v. Hessen, Erich v. Braunschweig). Der Kaiser hielt ihm das Geleit, weil er nicht erröten mochte wie Siegmund; er nahm die Beschwerden der Stände über kirchliche Mißstände entgegen, erklärte aber Luther in des Reiches Acht und verbot die weitere Verkündigung der neuen Lehre. Luther wurde während der Heimfahrt auf des Kurfürsten Befehl nach der Wartburg bei Eisenach entführt. Hier begann er seine herrliche Übersetzung der Bibel, durch die er zugleich der Schöpfer unserer neuhochdeutschen Sprache geworden ist.
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Extrahierte Personennamen: Otto Franz_von_Sickingen Franz Albrecht_Dürer Albrecht Lukas_Kran Hans_Sachs Friedrich Maximilians Karl_I._von_Spanien Karl_I. Karl_V. Karl_V. Franz_I. Luther Philipp_v Philipp Erich_v Siegmund
— 56 —
Part, das Königtum erblich zu machen, ausführen konnte, starb er plötzlich zu Bothfeld am Harz, erst 39 I. alt. Unter ihm hatte das Reich ferne größte Ausdehnung.
'6 , §.93. 3) Heinrich Iv. a. Der hochbegabte Knabe, der beim Tode
seines Vaters noch nicht 6 I. alt war, stand zuerst untör der Vormundschaft seiner Mutter. Im 12. Jahre wurde er dieser durch den herrschsüchtigen, rauhen Erzbischof Hanno von Köln entrissen, der ihn streng und einsam erzog; daher folgte er gern dem Erzbischof Adalbert nach Bremen, der ihm etn leichtfertiges Leben gestattete und seine Seele mit Haß gegen die Fürsten und den sächsischen Stamm erfüllte. Unfähig, sich selbst zu regieren, übernahm er mit 16 Jahren die Regierung des Reiches. Er suchte vor allem die königliche Macht zu starken. Er nahm Otto von Northeim das Herzogtum Bayern, das die Kaiserin Agnes diesem verliehen hatte, und gab es an Seif, den Sohn des italischen Markgrafen Azzo; Herzog Magnus von wachsen fetzte er in das Gefängnis der Harzburg; überall im Sachsenlande baute er feste Burgen, das trutzige Volk zu zwingen. Aber überall erhoben sich mächtige Feinde. Sein Schwager, Rudolf von Schwaben, und Otto von Northeim brachten eine Verschwörung zustande: die Wenden und Ungarn bedrohten die Grenzen, und 80000 Sachsen zogen vor die Harzburg und verlangten von Heinrich die Niederreißung seiner Burgen und die Zurückgabe ihrer alten Freiheiten. Er entfloh nach Worms und sammelte seine Freunde, besonders die Truppen der Städte. Nach einem siegreichen Zuge gegen die Ungarn gewann er die Herzöge von Böhmen, Bayern und Lothringen für sich, schlug die Sachsen bei Langensalza und verwüstete ihr Land (1075). — b. In Rom hatte während Heinrichs Minderjährigkeit der Kanzler Hildebrand den Papst zu dem Gesetze vermocht, daß der Papst ganz allein von den Kardinälen (Räten des Papstes) erwählt und vom Kaiser nur dann bestätigt werden solle, wenn der Papst ihm das Recht dazu verliehen habe. Gegen den Papst war Heinrich außerdem erbittert, weil er ihn nicht von feiner Gemahlin, der edlen Bertha, hatte scheiden wollen. 1073 bestieg Hildebrand unter dem Namen Gregor Vii. den päpstlichen Stuhl. Mit hohem Ernste that er dem zügellosen Lebön der Geistlichen Einhalt; er faßte zugleich den Entschluß, die päpstliche Macht zur höchsten auf Erden zu machen. Deshalb gebot er den Geistlichen die Ehelosigkeit (dencölibat), untersagte denhandelmit geistlichen Ämtern (die Simonie, nach Ap.-Gesch. 8, 18) und verlangte für den Papst die Ernennung der Bischöfe (die Investitur, d. i. Bekleidung mit Ring und otab). Letztere hatte der Kaiser geübt, weil die Bischöfe zugleich weltliche Fürsten waren. Gregor behauptete, daß der Papst als Stellvertreter Ehr ist i über den Konzilen stehe, und daß Kaiser und Könige von ihm ihre Kronen zu Sehen trügen. — Als sich die Sachsen an Gregor um Hülfe wandten, forderte er König Heinrich nach Rom, und als dieser nicht erschien, sprach er den Bann über ihn aus. Eine Versammlung deutscher Bischöfe in Worms erklärte den Papst freilich für abgesetzt; aber die deutschen Fürsten kündigten dem gebannten Kaiser den Gehorsam auf. Von feiner edlen Gemahlin und einigen Dienern begleitet, zog Heinrich über die westlichen Alpen, stand barfuß und im Büßergewande 3 Tage vor den Mauern
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Hanno_von_Köln Otto Agnes Magnus Magnus Rudolf_von_Schwaben Rudolf Otto Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Bertha Gregor_Vii Gregor Gregor Gregor Heinrich Heinrich Heinrich_über Heinrich
161
Verfall des Ritterwesens und Entartung der Kirche.
mißbrauchten. Da schlossen die drei Urkantone unter der Leitung von W a lth er
Fürst, Werner Stausfacher und Arnold von Melchthal auf dem
Rütli einen Freiheitsbund, in dessen Folge die Burgen erstürmt und die
Vögte verjagt wurden, nachdem Wilhelm Tell (wie die Sage geht) den
grausamsten derselben, G eßler, mit dem Pfeil getödtet hatte, weil er ihm zur
Strafe eines kleinen Ungehorsams angemuthet, von dem Haupte seines Kindes
einen Apfel zu schießen. Albrechts Ermordung bewahrte sie vor dessen Zorn;
aber sein Sohn Leopold nahm des Vaters Plan wieder auf. Er zog mit
Heeresmacht gegen die Waldstätte, erlitt jedoch in dem engen Passe bei Mor-
garten eine große Niederlage. Von dem an sank die Macht der Habsburger in
den Schweizerlanden. Durch den Beitrittder östreichischen Stadt Lucern (1332)
kamen alle Ufer des Vierwaldstättersees in die Gewalt der E i d g e n o s s e n s ch a ft,
der sich bald auch Bern (1339), Zürich (1351), Zug u. a. O. anschlosfen.
In der S ch l a ch t v o n S e m p a ch (§. 261.) bestanden die Eidgenossen (wie einst
die athenischen Demokraten bei Marathon) die Feuerprobe wider den östrei-
chischen und deutschen Ritteradel und bewiesen, daß sie der Freiheit würdig seien.
3. Philipp der Schöne von Frankreich und Kaiser Ludwig der Sapcr.
tz. 255. Der herrschsüchtige B onifaeius Viii., in dem das Papst-
thum seinen höchsten Glanz erreichte, führte zugleich dessen Verfall herbei. Er
warf sich in einem Kriege Philipps (Iv.) des Schönen von Frankreich gegen
Evuard I. von England zum Schiedsrichter auf und verbot, als Philipp seine
Einmischung ablehnte, und dem Klerus Abgaben auflegte, die Besteuerung Der
französischen Geistlichkeit. Da untersagte Philipp jede Ausfuhr von Silber und
Gold aus seinem Reich und hinderte so den Bezug der päpstlichen Einkünfte.
Der dadurch herbeigeführte Streit, in dem Bonisacius jeden für einen Ketzer-
erklärte, der nicht glaube, daß der König in geistlichen wie weltlichen Dingen
dem Papste unterthan sei, Philipp aber durch seine Stände die Unabhängig-
keit der Königsmacht feierlich aussprechen ließ, endigte mit dem Bann flu che,
worauf sich der französische Kanzler Nogaret nach Italien begab und mit ge-
worbenen Truppen den Papst in seinem Geburtsort Anagni überfiel und ge-
fangen hielt. Zwar wurde Bonisacius durch das herbeiströmende Landvolk
befreit und eilte nach Rom, aber der Eindruck, den die Schmach auf den stolzen,
leidenschaftlichen Mann machte, war so gewaltig, daß er in Raserei verfiel und
starb. Nun wußte es die französische Partei dahin zu bringen, daß nicht nur
der Bannfluch gegen Philipp zurückgenommen wurde, sondern sogar der neue
Papst Clemens V. (bisher Bischof zu Bordeaux) seinen Sitz zu Avignon im
südlichen Frankreich nahm und dadurch das Papstthum unter den Ein-
fluß des französischen Hofs stellte. Gegen 70 Jahre dauerte diese als
zweite babylonische Gefangenschaft beklagte Entfernung der obersten Kir-
chengewalt von Rom.
§* 256. Die Aufhebung des Templerordens (§. 227, b.) war die
nächste Folge des Bundes zwischen dem Papst und dem französischen König.
Dunkle Gerüchte von gotteslästerlichen Gebräuchen, von geheimen Verbrechen
und Lastern, von Unglauben und Wollust, deren sich der Orden schuldig ge-
macht, gaben Philipp dem Schönen den Vorwand, die Tempelherren plötzlich
verhaften zu lassen und ihre reichen Güter mit Beschlag zu belegen. Durch ein
sechsjähriges ungerechtes Gerichtsverfahren und durch furchtbare Folterqualen
wurden alsdann die Gefangenen zu Geständnissen gebracht, die ihre Schuld zu
beweisen schienen; und als 54 derselben ihre durch die Folter erpreßten Aussagen
Weber, Weltqeschichte. 5. Aufl. 11
1308.
1313.
(1386.)
1302.
1303.
1303.
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Extrahierte Personennamen: Werner_Stausfacher Arnold_von_Melchthal Wilhelm Albrechts Albrechts Leopold Leopold Philipp_der_Schöne Philipp Ludwig_der_Sapcr Ludwig Philipps Evuard_I._von_England Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Clemens_V. Philipp_dem_Schönen Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Mor- Lucern Frankreich Frankreich Bonisacius Italien Anagni Rom Avignon Frankreich Rom
Die Hohenstaufen. 149
dem Schlüssel Petri bezeichnet waren, dessen Besitzungen in Unteritalien angrei-
sen. Dies beschleunigte Friedrichs Heimkehr. Er trieb die päpstlichen Heere
zurück und bedrohte die Grenzen des Kirchenstaats, bis sich Gregor zum Frie-
den und zur Lösung des Bannes bereitwillig finden ließ. Hieraus widmete
Friedrich seine ganze Sorgfalt der innern Wohlfahrt seiner Staaten. Er steuerte
in Deutschland dem zunehm^rden Raub- und Fehdeleben der Ritter; er gab
den Bewohnern Unteritaliens ein neues Gesetzbuch; er begünstigte Handel,
Gewerbsamkeit und Dichtkunst. Als er aber die lombardischen Städte
zwingen wollte, die Bedingungen deskostnitzer Friedens zu erfüllen (§.232.),
und die ihm als Oberherrn gebührenden Regalien zu entrichten, entbrannte
ein furchtbarer Krieg. In Verbindung mit den Ghibellinen und dem unmensch-
lichen Tyrannen Ezzelino in Verona, und unterstützt von seinen treuen Sa-
ra eenen, die er in Unteritalien angesiedelt, besiegte Friedrich das vereinigte
Heer der Lombarden und brachte die meisten Städte zur Unterwerfung. Als er
jedoch seinen Sieg mit aller Strenge verfolgte, die Mailänder mit einem ähn-
lichen Schicksal wie unter Friedrich Barbarossa (§.231.) bedrohte, seinem na-
türlichen Sohn, dem tapsern, schönen Enzio (Heinz) das Königreich Sar-
dinien verlieh, da erneuerte der greise Kirchenfürst seinen Bannfluch, schloß
sich an die Lombarden an und suchte dem Kaiser, den er des Unglaubens und
der Religionsverachtung beschuldigte, allenthalben Feinde zu bereiten. In hef-
tigen Gegenschriften widerlegte Friedrich die Beschuldigungen und vergalt
Schmähungen mit Schmähungen; aber die Kirche trug den Sieg davon.
§. 237. Als Gregor Ix. endlich neunzig Jahr alt ins Grab sank, schien
sich Friedrichs Lage günstiger zu gestalten. Aber sein Nachfolger, der willens-
kräftige Innocenz Iv., welcher früher dem Kaiser befreundet, nach seiner
Erhebung aber dessen entschiedener Gegner war, betrat dieselbe Bahn. Um
freie Hand zu haben, verließ er Italien und berief eine feierliche Kirchenver-
sammlung nach Lyon. Ohne Friedrichs Vertheidigung zu beachten, erneuerte
hier Innocenz in der strengsten Form den Bannfluch wider den Kaiser, der ein
Gotteslästerer, ein heimlicher Mohammedaner, ein Feind der Kirche sei, erklärte
ihn seiner Würden und Kronen verlustig, entbaud seine Unterthanen ihres
Eides und bedrohte alle seine Anhänger mit dem Fluch der Kirche. Da loderte
in allen Ländern der Streit von Neuem auf. In Deutschland glückte es der
päpstlichen Partei, die Wahl eines Gegenkaisers in Heinrich Raspe von
Thüringen durchzusetzen; und als dieser nach dem unglücklichen Gefechte bei
Ulm gegen Friedrichs Sohn Konrad verlassen und machtlos aus der Wart-
burg starb, ließ sich der jugendliche Gras Wilhelm von Holland bewegen,
den Kaisertitel anzunehmen. Allein die Reichsstädte und die meisten weltlichen
Fürsten hielten zu Konrad.
§. 238. Schrecklich wüthete unterdessen in Italien der Krieg zwischen
Gneisen und Ghibellinen. Das heiße Blut des rachsüchtigen Südlän-
ders führte unerhörte Gräuelthaten herbei; Familie war wider Familie, Stadt
wider Stadt; weder Alter noch Stand entzog sich dem Kampfe. Ezzelino,
der Führer des ghibellinischen Adels, beging im Kampf gegen die guel-
sischen Städte unerhörte Frevel, bis er endlich in dem Kerker von Mailand
die verdiente Strafe fand. Lange hielt sich Friedrichs hohe Gestalt aufrecht;
die Zahl seiner Feinde hob nur seinen Muth. Als aber sein Sohn Enzio in
die Gewalt der Bolognesen siel, die den blondgelockten König über 20 Jahre
in Haft hielten; als sein Kanzler Peter von Vinea sich von der Gegenpartei
gewinnen ließ und sich dann aus Reue oder Furcht im Kerker selbst das Leben
nahm, da brach endlich sein Herz. Im 56. Jahre seines Alters verschied er in
1238.
1239.
1241.
1243.
124«.
1247.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Gregor Gregor Friedrich Friedrich Ezzelino Friedrich Friedrich Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Heinz) Friedrich Friedrich Gregor_Ix Gregor Friedrichs Innocenz_Iv. Innocenz_Iv. Friedrichs Innocenz Innocenz Heinrich_Raspe Heinrich Friedrichs Konrad Wilhelm Konrad Ezzelino Friedrichs Enzio Peter_von_Vinea
Extrahierte Ortsnamen: Schlüssel_Petri Unteritalien Friedrichs Deutschland Verona Unteritalien Italien Lyon Deutschland Ulm Holland Italien Mailand
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Verfall des Ritterwesens und Entartung der Kirche.
cil hinstellte, das seine Gewalt unmittelbar von Christo habe und dem Jeder-
mann ohne Unterschied gehorchen müsse. Darum sollten zuerst alle 3 Päpste
zur Abdankung bewogen werden; als aber Johann Xxlll., um dieser Demü-
thigung zu entgehen, bei Gelegenheit eines Turniers mit Hülfe Friedrichs
von Öeftreich verkleidet entfloh und seine Entsagung widerrief, erklärte die
Versammlung, daß sie selbständig sei und über dem Papste stehe, sprach Jo-
hann's Absetzung aus und vereinigte sich mit dem Kaiser zur Bestrafung der
Widerstrebenden. Friedrich von Oestreich „mit der leeren Tasche" wurde geäch-
tet und durch die Schweizer des Aargau's und anderer Besitzungen beraubt,
und Johann Xxui. wurde auf dem Heidelberger Schloß längere Zeit in Hast
gehalten. Von den beiden andern Päpsten entsagte der eine, der andere wurde
nach langen vergeblichen Unterhandlungen entsetzt. — Allein die Bestrebungen
der Deutschen und Franzosen, die zuerst die Kirche verbessern und dann einen
neuen Papst wählen wollten, wurden hintertrieben durch die Italiener (Ul-
tramontanen), welche vor Allem auf eine Papstwahl drangen. Ihre Mei-
nung siegte und Martin V. wurde auf den päpstlichen Stuhl gehoben. Die-
ser war ein gemäßigter Mann, der durch Abstellung einiger Mißbräuche und
durch kluge Unterhandlungen die Stimmen zu spalten und die Bestrebungen
der Kirchenversammlung zu vereiteln wußte. So wurden die Wünsche und
Hoffnungen der Völker getäuscht, das Papstthum bei seiner Macht und die
Kirche in ihrer Entartung gelassen. Aber um eine Gränelthat hat das Cost-
nitzcr Concil die Weltgeschichte bereichert durch die Verbrennung von Huß
und Hieronymus. Gleich anfangs war die Versammlung zu einer Prüfung
der von der Kirche abweichenden Lehren geschritten und hatte die Schriften
Wycliffe's zum Feuer verdammt und Huß zur Verantwortung vorgeladen. Ver-
sehen mit einem kaiserlichen Geleitsbriefe, worin ihm sichere Heimkehr zugesagt
war, begab sich Huß nach Conftanz, wurde aber alsbald verhaftet und der
Verbreitung von Irrlehren beschuldigt. Umsonst vertheidigte sich der hagere
bleiche Mann, „dessen Feuerseele seinen Leib zu verzehren schien," mit Würde
und Begeisterung gegen die Anklagen — seine Richter waren seine Gegner;
umsonst beriefen sich seine Freunde auf den kaiserlichen Geleitsbrief — die Ver-
sammlung stellte den Grundsatz auf, daß man Ketzern keine Treue zu halten
habe und forderte unbedingte Abschwörung. Als Huß diese verweigerte, wurde
er als hartnäckiger Jrrlehrer zum Flammentod verdammt, den er mit der Kraft
und Standhaftigkeit eines Märtyrers erlitt. Ein Jahr später ertrug auch Hie-
ronymus von Prag mit dem Muthe eines Stoikers die Qualen des Schei-
terhaufens. „Kein Weltweiser hat so viel Heldenmuth auf dem Sterbebette er-
wiesen, als sie aus dem Scheiterhaufen," schrieb Aeneas Sylvins.
§. 265. Die Nachricht von dem Costnitzer Gräuel trieb die Hussiten zu
einem furchtbaren Religionskrieg. Der Kelch, der nach Hussens Ansicht
auch dem Volke (den Laien) gereicht werden sollte, wurde als Bundeszeichen
ihren Heeren vorangetragen (daher Utraquisten und Calirtiner); an
den Priestern und Mönchen, die ihn verweigerten, wurde schwere Rache geübt.
Umsonst schleuderte der Papst den Bannstrahl über Hussens Anhänger; ihre
Zahl nahm täglich zu. Sie erstürmten das Prager Rathhaus und ermordeten
die Rathsherren, was den alten Kaiser Wenzel in solche Wuth versetzte, daß
er vom Schlage gerührt starb. Jetzt sollte Sigismund auch König von
Böhmen werden; da griff aber das ganze Volk zu den Waffen, um die Be-
sitznahme des Landes durch den wortbrüchigen Kaiser zu hindern. Johann
Ziska, ein kriegskundiger, kühner und zur Beherrschung der Massen wunder-
bar begabter Feldherr, stellte sich an die Spitze. Vergebens führte Sigismund
1445.
1415.
1416.
1419.
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Extrahierte Personennamen: Christo Johann_Xxlll. Johann Friedrichs Friedrich_von_Oestreich Friedrich Johann_Xxui Johann Martin_V. Wenzel Sigismund Johann
Ziska Johann
214
Die neue Zeit.
Stände wieder zur Ergebung und zum Gehorsam zu bringen. Aber Karl
wollte die Einheit der Kirche zurückführeu und zugleich der kai-
serlichen Macht das alte Ansehen wieder verleihen. Darum stellte
er an die süddeutschen Fürsten und Städte die Forderung, sich zu unterwerfen
und dem schmalkaldischen Bunde zu entsagen. Die erschrockenen Reichsstädte
kamen der Aufforderung schnell nach. Ulm lieferte sein Geschütz aus und er-
kaufte die Gnade des Kaisers durch große Geldopfer, desgleichen Heilbronu,
Eßlingen, Reutlingen u. a. O. Augsburg war mit Geschütz und Mund-
vorrath so wohl versehen, daß Schärtlin dem Magistrat aubot, die Stadt
Jahr und Tag zu halten, bis sich das protestantische Deutschland erholt und
neu gerüstet hätte; aber der kleinmüthige Rath der Kaufherren (besonders der
Fugger) entschied für die Uebergabe; mit der Stadt gewann der Kaiser das
treffliche Geschütz und hohe Geldsummen; bald folgten auch Frankfurt und
Straß bürg. Der alte Herzog Ulrich von Würtem b e rg demüthigte sich,
zahlte Brandschatzung und räumte seine wichtigsten Festungen den kaiserlichen
Truppen ein. Der alte Kurfürst von Köln, vom Papste gebannt, von spani-
schen Truppen bedroht und von seinen Ständen zuletzt verlassen, entsagte seiner
Würde und machte einem altgläubigen Nachfolger Platz, der den deutschen
Gottesdienst schnell wieder durch die Messe verdrängte. Bis zum Frühjahr 1547
war ganz Süddeutschland ohne Schwertstreich zum Gehorsam gebracht.
tz. 335. Mittlerweile hatte Johann Friedrich Moritzens Truppen
zurückgeschlagen, sein Land mit leichter Mühe wieder besetzt und den größren
Theil des albertinischeu Sachsen, bis auf Dresden und Leipzig, erobert.
Ueberall begrüßte ihn die protestantische Bevölkerung mit Jubel und es wäre
ihm nicht schwer gefallen, eine beträchtliche Streitmacht um sich zu sammeln
und den Feinden der evangelischen Lehre die Spitze zu bieten. Allein Johann
Friedrich war kein unternehmender Mann, und in seinem frommen Herzen war
die Ehrfurcht gegen den Kaiser trotz der Acht noch nicht erloschen; er wies die
angebotene Hülfe zurück. In seiner Noth rief Moritz den Beistand des Kaisers
an. Dieser eilte trotz seiner Gichtschmerzeu mit seinem Heere nach Böhmen und
zog dann vereint mit Moritz und Ferdinand seinem Feinde, der mit 6000mann
an der Elbe stand, entgegen. Bei der Annäherung des Kaisers wollte sich Jo-
hann Friedrich in das feste Wittenberg zurückziehen, bis er seine zerstreuten
Heerabtheiluugen um sich gesammelt hätte; aber die kaiserliche, 27,000 Mann
starke Armee setzte, von einem Bauer geführt, über die Elbe, überraschte au
einem Sonntag Morgen, als der Kurfürst gerade dem Gottesdienst anwohnte,
die im Abzug begriffene Reiterei desselben und gewann auf der L och au er
ai>47.rii Heide in der Schlacht bei Mühlberg einen leichten Sieg. Johann Fried-
rich, ein schwerfälliger Mann, wurde im Gesicht verwundet und nach tapferer
Gegenwehr zum Gefangenen gemacht. In der Gefangenschaft bewies er die
Seelenruhe, die ein guteö Gewissen und festes Gottvertrauen gewähren. Mit
der größten Fassung, ohne nur sein Schachspiel zu unterbrechen, vernahm er
das T odesurtheil, das der Kaiser über ihn aussprechen ließ. Doch wagte
Karl nicht zur Vollstreckung zu schreiten; er zog vor, die Todesstrafe in ewige
Gefangenschaft umzuwandeln, unter der Bedingung, daß Johann Friedrich
seine Festungen dem Kaiser übergebe und sein Land nebst der Kurwürde
an M o ritz a b trete. So ging der kurfürstliche Rang von der Eruestinischen
aus die Albertinische Linie in Sachsen über. Mit frommer Ergebung trug Jo-
hann Friedrich die Leiden der Gefangenschaft; sein Gottvertrauen beurkundet
das schöne Kirchenlied, das ihm zugeschrieben wird: „Wie's Gott gefällt, so
g'fällts mir auch !" — Nun sollte auch der Landgraf von Hessen gezüchtigt wer-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Ulrich_von_Würtem Johann_Friedrich_Moritzens Johann Friedrich Johann
Friedrich Johann Friedrich Moritz Moritz Ferdinand Friedrich Friedrich Johann_Fried-
rich Johann Karl Karl Johann_Friedrich Johann Friedrich Friedrich Friedrich
178
Das Mittelalter.
traten. Rechte Ansprachen und übten, wie sie sonst in keinem Königreiche gefun-
den wurden. Die Stände vonaragonien besaßen nicht nur das Recht der Ge-
setzgebung und Steuerbewilligung, sondern der König war auch ge-
halten, bei der Wahl seiner Räthe ihre Meinung einzuholen. Streitigkeiten
Der Stände mit dem König entschied ein unabhängiger Oberrichter (Ju-
sticia).
Peter Iii. §. 281. Unter den arago Nischen Königen ist der ritterliche Peteriii.,
Alfonsx.der Eroberer von Sicilien (§. 240.), unter den castilischen Alfons X.
*262- der Weise am bekanntesten. Der letztere befaßte sich mit Astronomie und
' Astrologie, mit Musik und Dichtkunst, erweiterte die Universität Sa-
lamanca, beförderte die Ausbildung der Land essprache und ließ Gesetz-
und Geschichtsbücher anfertigen; aber die praktische Lebensweisheit ging
ihm ab. Um das Schattenbild der römischen Kaiserkrone zu erlangen (§. 250.)
und seinem Hang nach Pracht und Genüssen folgen zu können, drückte er sein
Alfons Volk mit Steuern und stürzte sein Land durch Verschwendung und Verschlech-
xi. umterung der Münze in Verwirrung. Alfons Xi. besiegte die Mauren am Flusse
Salado und eroberte das feste Algeziras in Andalusien. Zur Bestreitung
der Kriegskosten wurde von den Ständen die für Handel und Verkehr höchst
nachtheilige Steuer Alcavala eingeführt, welche von allem beweglichen und
unbeweglichen Gut, so oft es verkauft oder vertauscht ward, erhoben wurde.
Seitdem hat diese Auflage in Spanien fortbestanden. Sem Sohn P e t e r d e r
Peter der Grausame wüthete gegen seine Frauen, Brüder und Verwandte, gegen Adel
’i3il»—*uni Volk so lange, bis ihn sein ritterlicher Halbbruder mit Hülfe französischer
1369 Sölvnerschaaren überwand und tödtete und dann dessen Stelle einnahm. —
Die Vermählung der Königin Isabella von Caftilien mit Ferdinand dem
1474- Katholischen von Aragonien führte gegen das Ende des 15. Jahrhunderts
1504. eine Vereinigung der beiden Königreiche und dadurch eine neue Zeit für Spa-
?'L"°°!>uen herbei.
lacke §. 282. Ferdinand und Isabella, geleitet von den Ratschlägen des klu-
'l.-uit gen Kardinals Fimenez, strebten nach einem gemeinsamen Ziel; sie suchten
diemacht des Adels und der Geistlichkeit zu vermindern und
die Königs ge Walt zu erhöhen. Zu dem Zwecke verschaffte sich Ferdinand
von dem Papste die Großmeisterwürde der drei reichen castilischen Ritterorden
und das Recht, die spanischen Bisthümer zu besetzen. Dann entzog er dem
Adel die Rechtspflege, um sie den königlichen Gerichtshöfen zu übertragen und
errichtete die bewaffnete Hermandad (Gensd'armerie) zur Erhaltung des
Landfriedens und Abstellung des Raub- und Fehdewesens. Das wichtigste
Mittel aber zur Hebung der Königsmacht war das Inquisitions-Gericht,
bei welchem der König den Gr oß - In q uisit or und alle Rick) ter zu ernen-
nen hatte. Dieses königliche, mit geistlichen Waffen ausgerüstete Glaubens-
gericht war nicht blos der Schrecken der Ketzer und heimlichen Mohammedaner
und Juden, sondern hielt auch Adel und Klerus in Furcht und legte der freien
Geistesthätigkeit schwere Fesseln an. Der leiseste Verdacht, das falsche Zeugniß
eines Feindes konnten in die grauenvollen Jnquisitionskerker führen, wo man
durch die furchtbarsten Folterqualen Geständnisse der Schuld zu erpressen und
durch Schlingen, Verdrehungen und bestrickende Fragen den Standhaften zu
umgarnen suchte. Zahllose Schlachtopfer wurden unter Pomp und Gepränge
(Auto da fe) dem Feuertode übergeben oder schmachteten Zeitlebens in den
moderigen Kerkern, indeß sich die Staatskasse mit ihren Gütern bereicherte.
Nie waren Thron und Altar in einem so gefährlichen Bunde gegen die Freiheit
Der Völker, als in Spanien seit der Begründung der Inquisition.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Peter_Iii Alfons_X Alfons_Volk Alfons_Xi Isabella_von_Caftilien Ferdinand Ferdinand Isabella Ferdinand Ferdinand
201
Die deutsche Reformation.
§.315. Martin Luther war geboren am 10. Novbr. 1-483. Von
seinem Later, einem ehrsamen Bergmanne in Möhra, zum Studium bestimmt,
hatte er sich vier Jahre in Erfurt der Rechtswissenschaft gewidmet, als ihn
angstvolle Sorge um das Heil seiner Seele und der plötzliche Tod eines Freun-
des bei einem schweren Gewitter zu dem Entschluß brachten, in das Kloster
zu gehen. Noch einmal ergötzte er sich mit seinen Freunden bei heiterm Gesang,
Saitenspiel und Wein und schloß sich dann in die stille Zelle des Augustiner-
klosters zu Erfurt ein. Hier unterzog er sich allen Pflichten und Dienstleistungen
eines Bettelmönchs, ohne jedoch dadurch von seiner Schwermuth und seinen
Seelenleiden geheilt zu werden. Erst als er zu der Ueberzeugung gelangte, daß
der Mensch nicht durch seine Werke, sondern durch den Glauben
an die Barmherzigkeit Gottes in Christo selig werde, fand sein Herz
Beruhigung. Durch die Empfehlung des Ordensvorstehers Staupitz war er
1508 nach Wittenberg berufen worden, um auf der von Friedrich dem
Weisen neugegründeten Universität Vorlesungen zu halten. Mit großer Thä-
tigkeit hatte er seines Amtes als Lehrer, Prediger und Seelsorger gewartet,
als ihn jetzt das Schicksal in einen größern Wirkungskreis rief.
§. 316. Das kühne Auftreten Luthers, bei dem ein tiefer religiöser Ernst
nicht zu verkennen war, fand in ganz Deutschland große Theilnahme. Bald er-
ging die Ladung an ihn, sich in Rom zu vertheidigen, aber aus die Verwendung
des dem Reformator gewogenen Kurfürsten von Sachsen übernahm der päpst-
liche Botschafter (Nuntius) in Augsburg, Cajetanus, das Verhör. Mit
einem Geleitsbrief versehen, erschien Luther in ärmlichem Aufzug in Augsburg;
der stolze Dominicaner glaubte den demüthigen Mönch mit seiner theologischen
Gelehrsamkeit widerlegen zu können; allein Luther zeigte mehr Tiefe und Be-
lesenheit als jener ihm zugetraut. Nach einer kurzen Disputation befahl ihm
Cajetan fortzugehen und nicht wieder vor ihm zu erscheinen bis er widerrufe.
Nach Abfassung einer Appellation an den besser zu unterrichtenden
Papst entfloh Luther während der Nacht mit großer Eile aus Augsburg. Um-
sonst stellte Cajetan die Forderung an den Kursivsten, den verwegenen Prediger
entweder nach Rom zu liefern oder doch aus seinen Staaten zu verweisen.
Friedrich antwortete, daß Luthers Begehren, vor ein unparteiisches Gericht ge-
stellt zu werden, ihm billig dünke. Dieser Schutz des Kurfürsten war für Luther
um so wichtiger, als jener seit dem Tode des Kaisers Marimi liaudiereichö-
verwesung führte, bis sich die Fürsten über eine neue Wahl geeinigt haben wür-
den. Denn da der Papst auf diese Kaiserwahl einen Einfluß üben wollte, so
suchte er den Kurfürsten auf seine Seite zu ziehen. Er schickte seinen Kämmer-
ling Miltiz, einen gewandten sächsischen Edelmann, mit einer goldenen Rose
nach Wittenberg. Dieser sollte auch zugleich Luther von weitern Schritten ge-
gen die Kirche abbringen. Luther versprach, den Streit fallen zu lassen, wenn
der Ablaßhandel in Zukunft eingestellt und auch seinen Gegnern Schweigen
auferlegt würde; und um seinen Ernst zu beweisen, forderte er in einer Schrift
Jedermann zum Gehorsam und zur Ehrerbietung gegen die römischekirche auf,
und versicherte den Papst in einem demüthigen Schreiben, daß es nie seine Ab-
sicht gewesen, die Vorrechte des römischen Stuhls anzutasten.
tz. 317. Aber die gehoffte Versöhnung trat nicht ein. Johannes Eck,
Professor in Ingolstadt, ein gelehrter und im Disputiren gewandter Mann,
hatte mit Luther eine Disputation zu Leipzig. Hier behauptete Luther
in der Hitze des Streits, daß der römische Bischof nicht durch die Anordnung
Jesu , sondern durch menschliche Einrichtung späterer Jahrhunderte Oberhaupt
der Kirche geworden und bezweifelte die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes
Oktober
1618.
Januar
1618.
Juni
1519.
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Extrahierte Personennamen: Martin_Luther Friedrich Friedrich Ernst Luther Cajetan Friedrich Friedrich Ernst Johannes
Extrahierte Ortsnamen: Möhra Erfurt Erfurt Gottes Christo Wittenberg Luthers Deutschland Rom Sachsen Augsburg Cajetanus Augsburg Augsburg Rom Wittenberg Ingolstadt Leipzig