§. 34. Politisches Leben der Griechen.
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4. Politisches Leben der Griechen.
§. 34. Was die staatlich en Einrichtungen der Griechen betrifft,
so standen Anfangs die einzelnen Völkerschaften unter Königen, welche
nach deni Erbrecht oder mit Gewalt den Thron erhielten. Die P r ie-
st er hatten nirgends eine Herrschaft, dagegen durch die Orakel be-
deutenden Einfluß. Nach der dorischen Wanderung trennte sich das
Ganze in einzelne, von einander unabhängige Städtegebiete, welche
zuweilen in einen Stadtebund zusammentraten. Die Königsthümer
verschwanden bald, indem die Könige theils ausstarben, theils vertrieben
wurden. An ihre Stelle traten in Städten mit großem Grundbesitz
Arisiokratieen (Adelsherrschaften). Diesem Adel suchte sich in
Handelsstaaten der Stand der Reichen gleichzustellen, der dann die
Oberherrschaft bekam; dies nannte man Timokratie. Das niedere
Volk bildete, wo die neuen Einwanderer das llebergewicht erhielten,
eine Art Mittelstand, oder sank zur Leibeigenschaft herab. Als Sklaven
hatte man nur gekaufte Nichtgriechen. In Städten mit großem Han-
dels- und Gewerbstande, wo die Glieder dieses Standes bald zu Reich-
thum gelangten, errangen sie sich meist einen Antheil an der Regierung,
und es entstand die beschränkte Demokratie (Volksherrschaft).
Aus beiden, der Aristokratie und Demokratie, gieng zuweilen die
Tyrannis hervor, d. h. die unbeschränkte Herrschaft eines Einzelnen, eines
sogenannten Tyrannen, worunter man sich jedoch, besonders in der älteren
Zeit, nicht immer einen grausamen Despoten, sondern meist einen für das
Wohl des Volkes besorgten Alleinherrn zu denken hat. Aus der Timokratie
entstand häufig die Oligarchi e, die Herrschaft Weniger, welche sich durch
Gewalt in der Regierung zu erhalten suchten. Oft aber überschritt auch das
Volk (der Demos) die Schranken und erzwang sich allgemeine Theilnahme
an der Regierung (unbeschränkte Demokratie), welche leicht in
Ochlokratie (Pöbelherrschast) ausartete.
Bei diesein Auseinandergehen der griechischen Stämme hatten sie
doch wieder verschiedene Bande der Einigung. Zuerst die Gast-
f r e u n d s ch a f t, dann die Waffen- und Bundesgenossen-
schäften mehrerer Staaten unter der Oberanführung (Hegemoni e)
des angesehensten; ferner die Amphiktyvnie, eine Verbindung meh-
rerer Staaten zum Schutz der gemeinschaftlichen Heiligthümer und Fest-
spiele. — Das allgemeinste und weiteste Band aber waren ihre hei-
ligen Festspiele: die dem Zeus geweihten olympischen, welche alle
vier Jahre wiederkehrten, und nach welchen ihre Zeitrechnung sich rich-
tete; die dem Apollo geweihten pytbisch en zu Delphi; die dem Poseidon
geweihten isthmischeu bei Korinth und die von Herakles gestifteten
nemeischen bei Nemea.
Leitfaden der Weltgeschichte. 3
r
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2 Einleitung.
schäften unentbehrlich sind, nämlich die Geographie und Chronologie, die
Epigraphik oder Inschriftenkunde, die Genealogie, die Heraldik oder Wap-
penkunde, die Sphragistik oder Siegelknnde, die Diplomatik oder Kenntniß
der Urkunden und bereu Abfassung und die Numismatik oder Münzkunde.
Der leichteren Uebersicht wegen theilt man die Geschichte in Perio-
den (Zeiträume), welche mit solchen Ereignissen beginnen oder schließen,
die Epoche machten, d. h. von tiefgreifendem Einfluß auf das innere oder
äußere Leben der Menschheit waren.
Mit Beziehung ans das äußere Leben unterscheidet man alte, mitt-
lere, neue und neueste Geschichte: die alte schließt mit dem Untergang
des weströmischen Reichs; die mittlere mit der Entdeckung Amerika's; die
neue beginnt mit der Reformation; die neueste mit der französischen Revo-
lution.
Mit Rücksicht auf das innere Leben der Menschheit aber theilt man
die Universalgeschichte in die Geschichte der Welt vor Christus,
und in die nach Christus.
Erstere zerfällt wieder in 2 Perioden: in die Zeit des orientali-
schen und in die Zeit des griechisch-römischen Alterthums; die
Zeit nach Christus theilt sich ebenfalls in 2 Hauptperioden. In der ersten
gieng die Kirche nach Ueberwindung des Heidenthnms die Verbindung mit
dem Staat ein, errang selbst die Weltherrschaft, und wurde zuletzt selbst
weltlich; worauf in der zweiten Periode in der Reformation der
Geist der Völker von der Kraft des göttlichen Wortes bewegt unter dem
Vorgang der deutschen Nation die hierarchischen Fesseln abstreifte und nach
freiern Formen in Staat und Kirche rang, — durch deren mißbräuchliche
Anwendung aber aus dem gewonnenen Mittelpunkt des Lebens vielfach
wieder heraustrat und auf dem Wege der Revolution eine falsche Frei-
heit anstrebte, welche dem Widerchristenthum Bahn machte, dessen völlige
Besiegung erst durch den Arm des Herrn aller Herren erfolgen und dem
Reiche Raum geben wird, in welchem „Gerechtigkeit und Friede sich küssen"
werden.
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102 §. 102. Die Kreuzzüge.
Flandern Constantinopel eroberten und das „lateinische Kaiser-
thum" gründeten.
Der fünfte Kreuzzug hatte gar keinen Erfolg; im sechsten
gewann zwar Kaiser Friedrich Ii. durch einen Vertrag mit dem ägyp-
tischen Sultan Camel Jerusalem und die heiligen Orte;
1228 doch giengen sie, als er nach Italien zurückgekehrt war, gleich wieder
verloren.
Die Lust zur Kreuzfahrt sank indeß mehr und mehr, da man die
Erfolglosigkeit derselben wahrnahm. Nur Ludwig Ix. der Heilige,
König von Frankreich, versuchte noch den siebenten und letzten
1248kreuzzug und eroberte Damiette in Aegypten, wurde aber ge-
fangen und mußte alles Eroberte zum Lösegeld wieder herausgeben.
Bald darauf kehrte er nach Frankreich zurück, um dort die bedrohte
Ordnung zu erhalten. Spater machte Ludwig noch einen Versuch, we-
nigstens in Afrika die muhammedanische Macht zu brechen; aber eine
Seuche raffte den größten Theil seines Heeres und ihn selbst (1270)
vor Tunis weg, und bald darauf verloren die Christen in Palästina
mit Accon die letzte ihrer Besitzungen.
Trotz der äußern Erfolglosigkeit brachten die Kreuzzüge doch folgenreiche
Veränderungen hervor: Sie veranlaßten die Gründung neuer Reiche, welche
längern Bestand hatten, wie Portugal und Sicilien; sie brachten das Morgen-
und Abendland in engere Berührung, gaben durch erweiterte Bekanntschaft
mit fremden Ländern und deren Sitten und Erzeugniffen dem Handel, Ge-
werbwesen und Ackerbau, den Wissenschaften und Künsten mächtigen Auf-
schwung, förderten den Gcmeingeist, die Freiheit und Macht der Städte,
legten den Grund zum nachmaligen freien Bauernstand und veredelten das
Ritterwesen. Den größten Vortheil aber zog die geistliche Macht davon.
Der Papst wurde durch dieselben richterlicher Oberherr der ganzen abendlän-
dischen Christenheit, und der Klerus bereicherte sich durch Kauf, Geschenke
und Vermächtnisse.
Dagegen litten Religion und Sittlichkeit wesentliche Nachtheile; Aberglau-
den und Sittenlosigkeit nahmen durch die Krcuzzüge ungemein überhand.
Auch im Abcndlande wurden Kreuzzüge gemacht, und zwar gegen die
heidnischen S lav en und Preußen, so wie gegen die Ketzer, welche
hauptsächlich durch das Bestreben aufkamen, die Kirche von den cingerisse-
nen Mißbräuchen zu reinigen.
Die wichtigsten dieser Secten waren die Albigenser in der Grafschaft
Toulouse, welche allerdings gefährliche Lehren aufbrachten, und die Waldenser
im südlichen Frankreich und in Piemont, welche das reine Christenthum der
Apostelzcit wieder herzustellen suchten. Beide wurden, als der Papst das
Kreuz gegen sie predigen ließ, auf eine unmenschlich grausame Weise gegen
zwanzig Jahre lang mit Feuer und Schwert verfolgt, so daß namentlich das
schöne gewcrbreiche Südfrankreich eine Einöde wurde.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Ludwig_Ix Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Italien Frankreich Frankreich Afrika Palästina Portugal Sicilien Frankreich
§. 114. Rückblick auf das Mittelalter. §. 115. Italien. 115
5. Rückblick auf die äußern Verhältnisse des deutschen Mittelalters, sowie
auf einige innere Zustände Deutschlands.
§. 114. Während des Mittelalters, das mit Maximilian schließt
und bei allen Gebrechen und Auswüchsen doch ein kernhaftes Leben hatte,
waren die Deutschen die erste Nation Europa's t Künste und Ge-
werbe blühten, die Städte waren reich und mächtig, so daß z. B. die
deutsche Hansa mit ihren 85 Städten den ganzen Handel der Nord-
und Ostsee in Händen hatte und selbst Könige sich vor ihr beugen
mußten'. Die Reichsfürsten suchten daher ihren freigemeindlichen Corpo-
rationsgeist, weil er der Befestigung ihrer Landeshoheit widerstrebte, zu
brechen und ihre Verbindungen zu lösen, was ihnen allmählig nur zu sehr
gelaug, so daß zuletzt Deutschlands Größe mit dahinsank.
In den Städten hatten sich nach und nach die Zünfte Antheil am Stadt-
regiment errungen, so daß nicht mehr die Patrizier (Geschlechter) allein regierten.
Das altdeutsche Recht wurde mehr und mehr durch das römische ver-
drängt, wodurch die Rcchtsverwirrung vermehrt wurde, und sich daher zur
Minderung des Faustrechts in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts die
Fehmgerichte ausbildetcn, welche besonders in der ersten Zeit ihres Be-
stehens durch ihre strenge Gerechtigkeit sehr wohlthätig wirkten, später aber ihre
Gewalt zur Befriedigung des Hasses und der Willkühr mißbrauchten. Nach der
allgemeinen Verbesserung der gewöhnlichen Gerichte wurde» sie aufgehoben.
Die deutsche Dichtkunst gerieth vom 14. Jahrhundert an in Verfall;
an die Stelle des Minnesangs trat der Meistersang, d. i. die von ehr-
samen Meistern des Handwerks betriebene Reimkunst, in der sich besonders
Hans Sachs anszeichnete. Auch die Baukunst fieng an zu sinken; da-
gegen hob sich die Malerei (durch Albrecht Dürer) und die Bildnerei.
8. Die übrigen Staaten und Reiche im vierzehn-
ten und fünfzehnten Jahrhundert.
Dittmar's hiftor. Atlas. Taf. X. Xi. u. Xii.
1. Italien.
§. 115. In Italien war die aristokratische Republik Venedig während
der Kreuzzüge durch den Besitz des levantischen Handels und der
meisten griechischen Inseln, so wie durch den Alleinhandel nach
Aegypten zu großer Bedeutung gelangt, so daß sie um die Mitte des
15. Jahrhunderts auf dem Gipfel ihrer Macht stand und bis zum Ende
desselben den Welthandel in Händen hatte. Innerlich aber ruhte der
venetianische Freistaat vermöge seiner politischen Verfassung, zu welcher das
8*
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Hans_Sachs Albrecht_Dürer Albrecht
§. 160. Ein Blick auf die nächste Vergangenheit, Gegenwart u. Zukunft. 181
In der langen Friedensperiode zeigten Kunst und Wissenschaft steti-
gen Fortschritt, Handel und Gewerbe wurden durch großartige Erfin-
dungen (Dampfschiffe, Eisenbahnen rc.) mächtig gefördert, und das
Licht christlich-sittlicher Aufklärung immer weiter verbreitet. Daneben
aber legte die Propaganda falscher Freiheit in Staat und
Kirche, von dem stets wachsenden Proletariat vorwärts getrieben,
überall ihre Minen an, während da und dort die absolutistische Staats-
und Kirchengewalt auch dem wohlbegründeten Freiheitsbedürfniß fast
keine Rechnung trug. Da außerdem die obern und untern Schichten
der Gesellschaft das Eine, was Noth thut, zu viel. außer Rechnung
ließen, so sahen Tieferblickende schon lange den Sturz des erkünstelten
Bau's des Völkerglücks voraus. Nur vermuthete Niemand, daß er so
bald eintreten werde. •
Der alte Revolutionsgeist, vom Co mmunismus und Socialis-
mus genährt, brach 1848 wieder los, stürzte in Frankreich den Jnlius-
thron um, und wälzte sich, einem reißenden Strome gleich, über ganz
Europa hin, die Grundlagen der politischen und sittlichen Ordnung
unterwühlend und zerstörend.
In Frankreich wurde, allen Parteien unerwartet, eine Repu-
blik gegründet, in welcher Commnnismus und Socialismus ein kopfloses
Regiment führte, und ein Arbeiteraufrnhr den vierten Stand zur
Herrschaft zu bringen suchte, der aber durch eine Militärdictatur nieder-
geschlagen wurde. Der zum Präsidenten erwählte Louis Bonaparte
ordnete die Verfassung.
In Italien erhob sich Sicilien gegen Neapel, wurde aber wieder
unterworfen. In Rom, wo Papst Pins Ix. liberale Institutionen ge-
geben hatte, bemächtigte sich die Demokratie der Herrschaft: der Papst
mußte stiehen, und wurde nur durch französische Bajonette wieder ein-
gesetzt. — Im lombardisch-venetianischen Königreich wurden die öster-
reichischen Besatzungen zum'abzüge genöthigt, und der König Karl
Albert von Sardinien ließ sich zum Krieg gegen Oesterreich verleiten.
Doch die Italiener wurden von dem greisen, aber noch jugendkräftigen
Feldmarschall Radetzki bei Cu st oz za und Novara besiegt, imd
auch Venedig mußte sich nach langem Kampfe unterwerfen.
In Deutschland forderte man zuerst in Baden neben Preßfrei-
heit, Schwurgerichten und Bürgerwehr ein „deutsches Parlament."
Es folgten sydann- die Aufstände in Wien und Berlin; der Zusammen-
tritt der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt a. M.,
die Erwählung des Erzherzogs Johann zum Reichsverweser, die Ab-
schaffung des Bundestags, die Erklärung der Volkssonveränetät, die
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Extrahierte Personennamen: Louis_Bonaparte Karl
Albert Karl Radetzki Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Frankreich Italien Neapel Rom Sardinien Oesterreich Venedig Deutschland Baden Wien Berlin Frankfurt_a._M.
— 59 —
ließ er sammeln und eine Bibliothek anlegen. Die Nachwelt lobte diese Zeit als Athens goldenes Zeitalter. Seine Söhne folgten ihm in der Herrschaft. Hipparch aber wurde ermordet und Hippias 510 vertrieben. Um zu verhüten, daß jemals wieder ein Athener zu viel Macht gewinnen könnte, führte man das Scherbengericht ein. Dadurch konnte jeder Athener aus zehn Jahre von seiner Heimat verbannt werden. Den Namen des betreffenden Bürgers schrieb man auf eine Scherbe und warf sie in die Urne. Seitdem ist Athen ein Freistaat geblieben.
B. Besprechung.
1. Die Unterschiede zwischen Sparta und Athen.
Sparta und Athen waren die bedeutendsten Staaten Griechenlands; aber im übrigen gab es zwischen ihnen starke Gegensätze:
1. Sparta war von Doriern, Athen aber von Ioniern gegründet worden.
2. Sparta war vornehmlich ein Kriegerstaat, in dem die Kriegerkaste keinerlei Erwerbsarbeit leistete. In Attika hingegen mußte jeder Bürger außer dem Waffenhandwerk irgendeinen bürgerlichen Beruf erlernen und treiben.
3. In Sparta waren die Bürger völlig gleich nach Besitz, Rechten und Pflichten; in Attika gab es Vermögensunterschiede und darum auch Verschiedenheiten in den Rechten und Pflichten.
4. Sparta fußte fast durchgängig auf eigner Naturalwirtschaft und verabscheute Handel und vornehmlich den Außenhandel. In Athen dagegen ging man frühzeitig zu Handwerken, zu Handel und Gewerbe, zu Seehandel und Seeschiffahrt über.
5. Sparta war im Grunde ein reiner Landwirtschafts- oder Agrarstaat, Attika aber wurde bald ein Industrie- und Handelsstaat.
6. In Sparta fanden deshalb Kunst und Wissenschaft gar keine oder nur geringe Pflege, in Attika aber gelangten sie zu hoher Blüte.
7. Sparta blieb lange Jahrhunderte von Umwälzungen verschont; in Athen aber gab es öfter Umänderungen.
8. In Sparta herrschte das Königtum in beschränktem Maße fort, in Attika ward es frühzeitig abgeschafft.
9. Sparta suchte Land zu erobern, Attika dagegen suchte sich Handelsvorteile zu sichern.
2. Inwiefern gab es auch in Sparta keine volle Gleichheit?
Sparta war wie kein andrer Staat auf Gleichheit und Gemeineigentum gegründet. Dennoch gab es auch in Sparta keine volle Gleichheit und nicht bloß Gemeineigentum.
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— 60 —
1 Die Gleichheit bezog sich nur auf die spartanischen Vollbürger, nicht auf die Umwohner und Leibeignen.
2. Die Gleichheit war nur so lange unter den Vollbürgern zu erhalten, als es gelang, dem überschüssigen Nachwuchs neues Land zu verschaffen!
3. Die Gleichheit konnte nur erhalten bleiben, solange Sparta ein geschlossener Landwirtschaftsstaat blieb, der weder Einfuhr noch Ausfuhr brauchte.
4. Um der Gleichheit willen mußte man die persönliche Freiheit, Neigung und Beanlagung oft bedrücken, ja schwächliche Kinder dem Tode überliefern.
Die Erhaltung der Gleichheit und des Gemeineigentums machte es nötig, stets für einen unfreien Arbeiterstand zu sorgen. Ein ganzer Staat kann niemals auf völlige Gleichheit aller seiner Angehörigen und auf Gemeineigentum gegründet werden, da die einzelnen Glieder viel zu ungleich sind in ihren Anlagen, Neigungen, Fähigkeiten und Leistungen. Aber ein Staat darf die Vermögensunterschiede auch nicht zu groß werden und die Verschuldung des Bauernstandes nicht überhandnehmen lassen, sonst gerät er in Gefahr wie Attika zur Zeit Drakons und Solons. In politischer Beziehung herrschte in Attika unter den Freien beinahe völlige Gleichheit, in wirtschaftlicher Hinsicht herrschte Ungleichheit; denn in wirtschaftlicher Beziehung gibt neben Anlage und Erbteil die Tüchtigkeit und Regsamkeit des einzelnen den Ausschlag. Das muß so bleiben, weil sich sonst die Faulen auf die Fleißigen und die Verschwenderischen auf die Sparsamen verlassen. Wo man zu sehr auf Gleichheit hinarbeitet, leidet das Gemeinwesen und es bleibt hinter aufstrebenden Staaten zurück wie Sparta hinter Attika.
Iv. Die Perserkriege.
A. Darbietung.
Wie die Perser Griechenland zu unterjochen suchten.
1. Die Anlässe zu den Perserkriegen.
An der Westküste Kleinasiens hatten die Griechen zahlreiche Pslanz-ftäbte gegründet. Sie alle wurden dem lydischen Könige Krösus zinspflichtig und untertänig. Die Griechen ertrugen die lydifche Oberherrschaft willig, weil die früheren endlosen Fehden unter ihnen aufhörten und Handel und Gewerbe mächtig aufblühten. Mit dem griechischen Handel verbreiteten sich auch griechische Sprache und Bildung in Klein-
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— 79 —
1. Es beruhte nur auf der persönlichen Tatkraft und Tüchtigkeit feines Grünbers. Alexanber schuf es und nahm es mit ins Grab.
2. Alexanber starb zu früh und konnte beshalb fein Reich nicht genug befestigen und orbnen.
3. Er hinterließ nicht einmal einen anerkannten Thronerben; feine Oberfelbherren und Oberbeamten waren eigennützig und zerstückelten das große Reich.
4. Das große Reich war ans persönlicher Willkür eines Eroberers hervorgegangen. Es bestand kein Grund und Zwang, ein Reich zu gründen, das sich von dem Adriatischen Meere bis zum Indus erstreckte.
5. Das mazedonische Stammland war viel zu klein, den dauernden Kern eines solchen Riesenreiches zu bilden.
6. Die Griechen und andre Völker versuchten fortwährend, sich loszureißen.
7. Die Gegensätze waren zu groß. Hätte sich Alexander mit der westlichen Hälfte, dem Mittelmeergebiet des alten Perferreiches begnügt, wäre fein Reich von größerer Dauer gewesen. Das mazedonische Weltreich starb an übermäßiger Gebietserweiterung, am unstillbaren Tatendrang seines Grünbers.
3. Welchen Einfluß hat das Weltreich Alexanders gehabt?
So kurze Zeit bies Reich bestauben hat, so großen Einfluß hat es ausgeübt. So vergänglich fein Bestaub war, so bauerhaft waren feine Nachwirkungen. Welche find bies?
1. Das griechische Mutterland sank von Stufe zu Stufe. Handel und Verkehr und die Erwerbsgelegenheiten zogen sich nach Asien. Große Scharen griechischer Auswanderer ließen sich in den Gebieten des mazedonischen Weltreiches nieder. Alexander und seine Nachfolger in Ägypten und Syrien gründeten viele Städte und siedelten darin Griechen an. Vorwiegend Griechen waren im Osten die Krieger, Kaufleute, Ärzte, Künstler, die Gelehrten, Reisenden und Abenteurer. Griechenland verarmte, verödete, verwilderte vielfach. In ehemals volkreichen Städten wuchs Gras und weidete Vieh.
2. Griechische Bildung und Sprache verbreiteten sich nach Westasien. Die griechische Sprache ward die Welt- und Verkehrssprache in ganz Vorderasien.
Die griechische Bildung und Wissenschaft befruchtete die morgen-ländische und erhielt von der morgenländischen zahlreiche Bereicherung.
Insbesondere Erdkunde und Geschichte, Sternkunde und Weltweisheit wurden eifrig gepflegt. Die alten Volksgötter erhielten eine allgemeinere Deutung. Man erkannte die Ähnlichkeit der Götternaturen und ließ ab von der früheren Verfolgungsfucht und Unduldsamkeit. Freilich zog auch in vielen Gleichgültigkeit und Teilnahmlosigkeit gegen die Religion
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Extrahierte Personennamen: Alexanber Alexander Alexander Alexanders Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Alexanders Asien Syrien Griechenland Westasien Vorderasien
und so den italischen Volksstaat errichtet. Wem verbankt es diese großen
Erfolge? ,
1. D e r Tapferkeit seiner K r r e g e r. Zwar smb die Römer mehrfach geschlagen worben, aber stets setzten sie ihren Ehrgeiz barein, so batb als möglich die Scharte auszuwetzen. Sie verloren zwar einzelne Schlachten, aber niemals ganze Felbzüge und Kriege.
2. Dem Opfermut einzelner Füh.rer. Einzelne Führer gaben üch vor dem Kampfe die Tobesweihe und stürzten sich dann furchtlos ins bichteste Kampfgewühl, um den gesunkenen Mut ihrer Genossen wieber aufzurichten.
3. Seiner st rammen Heereszucht. Im Felbe gab es keine Wiberrebe, und der Felbherr konnte unbeschränkt gebieten. Ein Felbherr ließ sogar seinen Sohn hinrichten, weil der sich ein Versehn hatte zuschulben kommen lassen.
4. Seiner allgemeinen Wehrpflicht. Jeber Römer war zum Waffeubienst verpflichtet und setzte seinen Ehrgeiz barein, tapfer zu kämpfen. _
5. Seinem kriegerischen, rauhen Sinne. Die Römer haßten die Verweichlichung und härteten ihren Leib ab. Auf Geistesbilbuug gab man wenig. Genußsucht war in dem ersten Zeitabschnitt nicht vorhanben.
6. Seinem Streben n a ch M a ch t. Von Anfang an strebten die Römer nach Macht, nach Erweiterung ihrer Herrschaft. Me ruhten sie aus ihren Lorbeeren aus. At)er Senat gab nie nach und setzte alles an die Ehre des Vaterlaubes.
7. Seiner Einigkeit. Die innern Zwistigkeiten schlichteten die Römer, weil durch sie die äußere Macht sehr geschwächt würde. So traten sie einmütig dem Feind entgegen und zersplitterten ihre Kräfte nicht in Parteistreitigkeiten wie die Athener.
8. S e i n e r g ü n st i g e n L a g e. Rom war der natürliche Mittelpunkt Italiens. Es war dem Meere nahe genug und konnte mit leichten Seeschiffen bequem erreicht werben. Dazu kreuzten sich in Rom Hauptstraßen mit der Tiber. Von Rom aus konnte man nngehinbert nach Norben und Süben, Osten und Westen vorbringen. Die einzelnen Gebiete Italiens waren nicht so abgeschlossen wie die Griechenlanbs.
9. Der Uneinigkeit der italischen Staaten. Die einzelnen Volksstämme Italiens besehbeten einanber und stanben einanber nicht bei. So konnte Rom einen nach dem anbent unterwerfen und schließlich die Oberherrschaft über ganz Italien erringen. So würde Rom ans einem Stabtstaat zu einem Laubes- und Volksstaate.
2. Vergleich zwischen Rom, Sparta und Athen.
1. Rom und Sparta waren kriegerische Staaten. Ihre Grundlage war die Lanbwirtschaft. Alle Bürger waren gleichberechtigt und zum
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Extrahierte Ortsnamen: Italiens Rom Rom Norben Italiens Italiens Rom Italien Rom Sparta Athen Rom Sparta
175
von diesem Bündnis und beschloß, seinen Feinden zuvorzukommen. Er
stand fast allein gegen halb Europa; nur England und einige deutsche
Kleinstaaten unterstützten ihn.
Im Jahre 1756 fiel er ohne Kriegserklärung plötzlich in Feindesland
ein. Damit begann der schreckliche Siebenjährige Krieg, der mit wechselndem
Glücke geführt wurde. • Äber 20 große Schlachten wurden geschlagen.
Friedrich besiegte 1757 die Österreicher bei Prag (Ii, 148), wurde von diesen
aber bald darauf bei Kolin (östlich von Prag) geschlagen. Einige Monate
später errang er bei Roßbach (südwestl. von Merseburg) über die Franzosen
und die deutsche Reichsarmee und vier Wochen darauf bei Leuthen (nord-
westlich von Breslau) über die Österreicher glänzende Siege. (Der Choral von
Leuthen, ll, 149.) An den Russen, welche bis in die Mark vorgedrungen
waren und alles schrecklich verwüstet hatten, rächte er sich in der furcht-
baren Schlacht bei Zorndorf (nördlich von Küstrin), 1758. hieraus wandte
er sich wieder gegen die Österreicher, erlitt aber infolge einer ungünstigen
Stellung durch den Äberfall bei Hochkirch eine schreckliche Niederlage.
1759 vereinigten sich die Österreicher und die Russen und schlugen Friedrichs
Hauptmacht bei Kunersdorf (östlich von Frankfurt a. d. O.); dagegen besiegte
er 1760 die Österreicher bei Liegnitz (in Schlesien) und Torgau (a. d. Elbe).
Nachdem Rußland 1762 vom Kriege zurückgetreten war, sehnten sich auch
die übrigen Staaten nach Beendigung des Kampfes, und so wurde 1763
der Friede von Hubertsburg (einem Jagdschlösse zwischen Dresden und Leipzig)
abgeschlossen. Preußen behielt Schlesien und trat in die Reihe der
europäischen Großmächte ein. lll, 181.
Eine glänzende Reihe trefflicher Generale stand Friedrich zur Seite:
der alte Schwerin (der bei Prag fiel), der alte Dessauer, der Husaren-
general Zieten, der tapfere Reitergeneral Seydlitz, (der sich besonders
bei Roßbach und Zorndorf auszeichnete), Ferdinand von Braunschweig
und des Königs Bruder, Prinz Heinrich von Preußen. Ii, 153.
Durch seine Tapferkeit, seinen erfinderischen Geist und sein gewaltiges
Feldherrntalent war Friedrich mit Ehren aus diesem Riesenkampf hervor-
gegangen. Gegen halb Europa hatte er standgehalten, und allgemein wurde
er jetzt der „Große" genannt.
c. Friedrich als Regent.
Infolge der langen Kriegsjahre lagen Friedrichs Länder sehr dar-
nieder. Aber merkwürdig rasch erholte sich das erschöpfte Land unter der
Fürsorge des Königs. Er förderte den Ackerbau in jeder Weise, verteilte
Saatkorn und Zugpferde, ließ teilweise die Steuern nach und spendete
viele Millonen Taler als Unterstützung oder als zinsfreie Darlehen. In-
dustrie, Gewerbe und Verkehr hob er durch Fabriken, Straßen, Kanäle und
Häfen. Vor allem aber sorgte er für gerechte Richter und ein schnelles
und sicheres Rechtsverfahren. Die Anwendung der Folter verbot er
schon am dritten Tage seiner Regierung. Er selbst beugte sich unter das
Gesetz, wie die Geschichte vom Müller von Sanssouci (snñ8u88í) beweist.
Friedrich der Große ist für alle Menschen und Zeiten ein Muster
rastloser Tätigkeit. Sein Grundsatz war: „Der König ist der erste
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