69
tz. 22. Das Türkische Reich. Palästina.
Jahre ward das ganze Gebäude, aber sehr geschmacklos, wieder herge-
stellt. Man geht durch eine große Pforte hinein und trifft zuerst einige
auf Polstern liegende und gemächlich rauchende Türken an, welche die
Hand ausstrecken, um die erwähnte Abgabe in Empfang zu nehmen. Die
Kirche ist ein großes Gebäude, »20 Schritt lang, aber mit geschmacklo-
sen Verzierungen überladen. Nach Angabe der Mönche schließt die Kirche
nicht weniger als 77 heilige Oerter d. h. Stellen, an denen irgend ein
in der Bibel erwähnter Vorfall sich zutrug, in sich; der merkwürdigste
darunter ist aber das angebliche Grab Christi. Ehe man zu der
heil. Kapelle gelangt, trifft man die Gräber der beiden ersten Christli-
chen Könige von Jerusalem, Gottfrieds von Bouillon und seines Bru-
ders Balduin, die aber bei dem letzten Umbau absichtlich von den Grie-
chen zerstört sind. Die heil. Kapelle steht unter der großen Kuppel der
Kirche. Sie umschließt ein kleines Halbrundes Haus, in welches man
durch eine niedrige Thür einige Stufen hinabsteigt. In der vordcrn
Abtheilung liegt ein weißer Marmorblock, auf welchem die Engel an
Christi Grabe gesessen haben sollen. Dann kommt man zu dem inner-
sten Heiligthume, welches durch eine stets brennende Lampe erhellt wird.
Man sieht vor sich einen einfachen ausgehöhlten Marmorstein etwa 6f.
lang, so hoch, daß ihn die Geistlichen auch als Altar zum Messelesen
gebrauchen. Dieser heißt das Grab Christi. An der Außenseite liegen
die Kapellen verschiedener Christensccten, der Armenier, Syrer, Kopten
(Aegyptischr Christen) u. a. Ein Thor führt aus der Kapelle in das
Lateinische (Römisch Katholische) Kloster, welches keinen andern Ein-
gang hat. Das prächtige Chor der Kirche gehört den Griechen, das
Grab selbst den Lateinern, welche ehemals im Besitz der meisten heil.
Oerter waren, die jetzt aber, weil jene die hohen Abgaben aus Mangel
an Unterstützung von Europa aus, an die Türken nicht mehr bezahlen
konnten, den Griechen übergeben sind. Auf mehren Stellen haben sich
selbst die Türken eingenistet und namentlich einige Fenster in der Kirche
in Besitz genommen, durch welche sie. wenn sie von den Christen Geld
erpressen wollen, Wasser oder Unrath auf die heil. Kapelle gießen. Zahl-
los sind die übrigen heiligen Oerter in und außerhalb der Stadt und
noch immer von Pilgern aus fernen Ländern besucht, durch deren Ge-
schenke zum Theil die Klöster und Kirchen erhalten werden. * Auffallend
ist der Haß mit welchem hier, wie im ganzen Türkischen Reiche, die Rö-
mischen Katholiken von den Mvrgenländischen Christen verfolgt werden.
Das prächtigste Gebäude war ehemals der große Jüdische Tempel, und
auch jetzt steht auf demselben Platze, ein Meisterstück der Türkischen
Baukunst, eine Moskee, welche alle übrigen selbst die in Konstantine
pel, weit übertrifft, und von den Muhamedanern nächst der in Mekka
für das größte Hciligthum gehalten wird. In derselben ist ein Stein,
der Felsen Gottes genannt, auf welchem die Spur von Muhameds Fuße
die sich demselben eindrückte, zu sehen ist und deren Berührung die Mu-
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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§. ns- Das Königreich Sachsen. 14z
»697 auch die königl. Familie gehört; denn als der damalige Kurfürst
Friedrich August sich zum König von Polen wählen lassen wollte, ward
er, damit in jenem katholischen Lande seine Religion keinen Anstoß ge-
den sollte, selbst Katholik und seine Nachfolger sind es geblieben. Außer-
dem leben hier i5oohcrrnhuter und rzoo Juden, letztere nur in Dresden
und Leipzig. Die E> sind stark mit Slaven vermischt, aber nicht einmal
1*0,000 Wenden in der Lausitz haben ihre eigenthümliche Sprache beibe-
halten. Das Königreich Sachsen war ehedem ein Kurfürstenthum und
umfaßte anfänglich auch zum Theil die großherzogl., Herzog!, und Preu-
ßisch Sächsischen Länder. Im Jahr t^83 theilten die beiden Brüder
Albrecht und Ernst das Land und stifteten die noch blühende Alberti-
nische und Ernestinifche Linie, von denen letztere die Kurwürde erhielt;
15^7 ward aber der Albertinischen Linie die Kurwürde und fast das
ganze Land zu Theil. Das Kursürstenthum ward 1806 zum Königreiche
erhoben, verlor aber i8t5 die ganze nördliche Hälfte, welche an Preu-
ßen abgetreten wurde. Das Land hat seine Stande aus alten Zeiten
unverändert beibehalten. Sie sind bis auf die Lausitz für das ganze Kö-
nigreich gemeinschaftlich. Der König heißt Anton, geb. 1766, regiert
seit 1827. Das Land zerfällt in 4 Kreise und in die Lausitz.
$. ii5. Der Meißnische Rreis, in der Mitte des Landes an der
Elbe — 78 Q- M. 56o,ooo E. Hier ist die Hauptstadt des Königreichs,
Dresden, eine sehr schöne Stadt, von der Elbe durchflossen, über welche
eine herrliche Brücke führt, die 562 Schritt lang, 18 Ellen breit ist
und 16 Bögen hat, ganz von Steinen erbauet. Dresden hat 76,000
E., ist Sitz des Königs, der höchsten Landesbehörden und zeichnet sich
durch herrliche Gebäude aus. Au diesen gehören vor allen die pracht-
volle katholische Kirche, mit einem platten Dache und schönen Säulen;
die schöne Frauenkirche ganz aus Sandsteinquadern, mit sehenswerther
Kuppel, das Prinzen Palais, Opernhaus, Schauspielhaus, drei Schlös-
ser in den Vorstädten, das Ballhaus mit dem Staatsarchive, das große
königliche Schloß, in welchem sich, in acht Zimmern, das grüne Ge-
wölbe genannt, ein Schatz von Kunstsachen, vorzüglich Edelsteinen, be-
findet; der Zwinger, ein großes Gebäude mit einem Naturalienkabinette
und mehren andern Sammlungen; der Japanische Pallast, mit Samm-
lungen von Chinesischem, Japanischem und Pariser Porzellan in 18 Zim-
mern. Am berühmtesten ist Dresden durch seine zahlreichen Kunstschatze.
Dahin gehört die herrliche Antikensammlung, welche in 12 Sälen die
schönsten Bildsäulen, Büsten (Brustbilder) und andere Bildhauerarbei-
tcn alter und neuer Zeit enthalt, die Gemaldegallerie mit mehr als
i5oo Stücken, die in Italien für mehr als 2 Mill. Gulden erkauft
wurde, die Kupferstichsammlung von mehr als 200,000 Stücken. Eben
so bekannt ist die Bibliothek, eine der wichtigsten in Deutschland; auch
die Rüstkammer, welche in 16 Zimmern über 20,000 Stücken Waffen
der Vorzeit, Alterthümer u. a. enthält, ist bemerkenswerth; eben so das
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Albrecht Ernst Anton Meißnische_Rreis
129
§. ioi. Das Königreich Barern.
§, ioi. Der I s.a rkreis, der S. O. Theil des Landes an der
Isar und dem Inn, 5oo Q. M. groß mit 58o,ooo E. Im alten ^er,
zogthum Barern liegt München, die Hauptstadt des Königreichs an
der Isar, 68,000 E. Sitz des Königs und der höchsten Landesbehördcn.
Die Stadt ist schön gcbauet und hat viele ausgezeichnete Plätze, Stra-
ßen und Gebäude. Dahin gehört der Hauptplatz mit dem Rathhause
und Regierungsgebäude, der Max Josefs Platz mit dem prachtiacn Hof-
rhearer und der Bildsäule des Königs Marimilian Josef; der Prome-
nade Platz; ferner in den schönen Vorstädten, unter denen sich die
Maximilians Vorstadt mit der Drienner Straße auszeichnet, ist der
Odeonsplatz, der Maximilians Platz, 885 Schritt lang, der Wittelsba-
cher Platz mit dem herrlichen Odeon (Opernhaus), der runde Karoli-
nen Platz, der Königsplatz, auf dem die prachtvolle Glyprhorhek (zur
Aufbewahrung der Sammlung von Bildhauerarbeiten), deren Facade
(Vorderseite) ganz von Marmor, 226 F. lang und mit 22 Säulen
geschmückt ist. Die Kajerau Kirche mit herrlicher Kuppel und zwei
Thürmen; in ihr ist die neue Fürstengruft; die alte Metropolitan (erz-
bischoflliche) Kirche mit vielen Grabmälern, 2* Säulen, 50 Kapellen
und der ältern Fürstcngruft; die Michaels Kirche, eine der schönsten
in Deutschland; jetzt ist auch eine sehr geschmackvolle protestantische
Kirche erbauet. Das königliche Schloß, gegen 700 F. lang, mit vier
Höfen. Zu den Merkwürdigkeiten desselben gehören der Schatz, eine
Sammlung von Kostbarkeiten und Kunstsachen, die Kapelle, die von
Marmor, Edelsteinen, Perlen, Gold und Silber strahlt, denn selbst der
Fußboden ist mit Lasurstein, Amethysten u. dergl. belegt und die Orgel,
pfeifen sind von Silber, mit Gold verziert, der Alterthümer Saal, die so-
genannten kaiserlichen Zimmer, die prächtigsten unter allen, und der
Bilder Saal; die Herzog Max Burg mit dem Herzog Garten, der
Alte Hof, ehemalige Residenz, jetzt Sitz verschiedener Staatsbehörden,
das Zeughaus, die Reitschule, Marstalle, die Lasernen, das neue
Theater, die Gebäude der Ministerien, das ehemalige Jesuiten Lolle,
gittin, ein gewaltiges Gebäude, welches ein ganzes Quartier der Stadt
ausmacht und das Reichsarchiv, die königliche Bibliothek in 54 Zim-
mern, die Säle der Universität und Gesellschaft der Wissenschaften in
sich schließt, das große Krankenhaus, und Strafarbeirshaus, beide
vor der Stadt, und viele andere öffentliche und Privatpallaste. Mün-
chen ist der Sitz des Gencralcommissairs und der Regierung des Isarkreises,
eines Oberappellationsgcrichts und Erzbischofs. Universität 1826 von
Landshut hierher versetzt, Gesellschaft der Wissenschaften, Cadetten,,
Taubstummen- u. a. Lehranstalten, zwei große Bibliotheken, Gemälde-,
Kupferstich- u. a. Kunstsammlungen, reiches Museum der Naturgeschichte,
Sternwarte, Irrenanstalt u. a. Vor der Stadt ist der große Gottesacker
mit den reizendsten Anlagen, der Hofgarten und Engl. Garten. Es
find hier wenige, aber bedeutende Fabriken, z. B. eine Vrvnce- und
Wolger's Länderkunde 2te Aufl. I. Th.
9
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Extrahierte Personennamen: Max_Josefs Max Maximilians Maximilians Max_Burg Max
Extrahierte Ortsnamen: Maximilians Maximilians Wittelsba- Deutschland Alte_Hof Sternwarte
245
§. 190. Der Kirchenstaat.
dazu steuern, denn er kostete 4o Millionen Rthl. Vor ihm ist ein über
200 F. langer freier Platz, von 2 bogenförmigen Säulengängen um,
schloffen und mit einer Acgyptifchen Spitzsäule (Obelisk) und einem
Springbrunnen geziert. Unter den übrigen Kirchen merken wir noch
die ^ttrer-Knkirche, die das Haupt aller Rirchen der Erde genannt
wird, denn der Pabst selbst ist in derselben Pfarrer. Sie hat 355 Säu-
len und ist im Innern prachtvoller als die Peterskirche mit Marmor,
Bronce und Gold geschmückt. Nahe dabei ist das größte Heiligthum
Roms, eine Kapelle, in welcher sich die Treppe befindet, auf welcher
Christus in das Haus des Pilatus gestiegen sein foll. Sie hat 28 Mar-
morstufen, die nur knieend bestiegen werden und ist beständig voll Bü-
ßender. In der Kapelle ist ferner das Bild des heil. Lukas von einem
Engel gemalt, welches von selbst von Kvnstantinopel nach Rom schwamm,
und die Thürpfosten, durch welche Christus ins Verhör ging, mit dem
Eindrücke seines Hauptes. Unter den Pallästen ist der O.uirinalifche,
die gewöhnliche Residenz des Pabstes, ein majestätisches Gebäude, aber
sehr einfach im Innern. Ausgezeichnet durch Größe, Schönheit und
herrliche Sammlungen von Gemälden und Bildhauerarbeit sind die Pal-
läste der Familie Farnese, Barberini, Lolonna, Lorsini u. a. Unter
den Gebäuden des Alterthums erregen 2 vor allen unser Staunen;
das Pantheon, ein ehemaliger Heidcntempcl, jetzt eine Christliche Ma-
rienkirche, die im Innern an Majestät und Pracht die Peterskirche über-
trifft. Die Wände sind mit gelbem Marmor bekleidet, und die ganze
Kirche mit vielen kostbaren Säulen aus Granit, Porfyr, und Marmor
geschmückt. Ein Pabst ließ, um sie zur Christlichen Kirche einzuweihen,
28 Wagen voll Knochen von Märtyrern (Christen, die von Heiden ih-
res Glaubens wegen hingerichtet wurden) in dieselbe hineinbringen. Das
Loliseum, 58r F. lang, ^81 F. breit, ein Schauplatz zu Wettkämpfen
und Thiergefechten, mit 70 Reihen von Sitzen, die stufenweis höher
gehen, unter freiem Himmel. Achtzig taufend Menschen hatten Raum in
diesem jetzt halb zertrümmerten Gebäude. Auch die Katakomben, ähnlich
denen in Paris, sind zu bemerken. Unter den Volksfesten ist besonders
das Larneval, welches 8 Tag lang vor Anfang der großen Fasten ge-
feiert wird, sehenswerth. Ein jeder erwartet diese Zeit der Freude und
Ausgelassenheit mit Sehnsucht; Alles erscheint dann maskirt und selbst
die Henkersknechte, die jedesmal am Abend vor dem Anfange des Festes
einige Verbrecher hinrichten, sind verkleidet. Am andern Morgen tont
ailethalben Jubel und auf den Straßen ist ein buntes Gewühl, in wel-
chem die pvssirlichstcn Aufzüge statt finden. Da fahren ganze Wagen
voll der sonderbarsten Gestalten von maskirten Pferden und Eseln gezo-
gen. Alles strömt nach der Hauptstraße Roms, dem 2700 Schritt lan-
gen Torso, wo am Abend Pferderennen gehalten werden. Hier sind
Gerüste für die Zuschauer angebracht; Musik und Gesang erschallt von
allen Seiten; Riesen und Affen, gravitätische Türken undbären, Bauern
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Extrahierte Personennamen: Christus Lukas_von_einem
Engel
Extrahierte Ortsnamen: Heiligthum
Roms Rom Barberini Lolonna Lorsini Peterskirche Paris Roms
229
§. izo. Duv Lombardisch Venetiattische Köttigreich.
§. igo. !. Das Gouvernement Mailand, oder die Eombardei,
der westliche Theil des Königreichs. Hier ist die Haupt- und erste
Residenzstadt des Vicekonigs f Mailand zwischen dem Destino und
der Adda, 1*15,000 E, eine der größten Städte Italiens. Obgleich hier
eine Menge herrlicher Gebäude ist, so kann man die Stadt doch nicht
schön nennen, denn sie hat meistcntheils krumme enge Straßen, aber
ein herrliches Straßcnpflaster, denn selbst in der Mitte der Straßen sind
zwei Reihen Steinplatten, auf denen die Wagenräder rollen, ohne viel
Geräusch zu machen. Im Mittelpunkte der Stadt liegt die prachtvolle,
aber noch nicht ganz vollendete Domkirche, die nur von der Peterskirche
in Rom an Größe und Schönheit überlrossen wird. Im Innern sind
52 Säulen, welche 2^ Fuß im Umfange haben, Marmor ist allethalbcn
reichlich angebracht, und das ganze Gebäude von innen und außen mit
'looo marmornen Bildsäulen geschmückt. In einer Kapelle ruht der
Körper des heiligen Bvrromäus in einem Kristallsarge. Berühmt ist die
hiesige Ambrvsianische Bibliothek, mit einer Gemäldesammlung, einem
Münz- und Naturalienkabinet. Es sind hier 6 Theater, deren eins
7000 Menschen faßt, und unter den Hospitälern hat eins Raum für
kooo Kranke. Großes kaiserliches Schloß und eine Menge herrlicher
Pallaste, welche zum Theil vortreffliche Bildhauerarbeiten, Gemälde und
Bibliotheken enthalten. Bonapatte legte an der Stelle des ehemaligen
Castells einen offenen Schauplatz an, der 60,000 Menschen faßt. Mai-
land ist der Sitz eines Erzbischofs und der- höchsten Landesbehörden, ei-
ner Akademie der Künste und Wissenschaften und hat viele höhere Un-
tcrrichtsanstalten. Wichtig sind die hiesigen Seiden - Spiegel-Glas-
Gold- und Silberfabrikcn und bedeutend der Handel, da die Stadt durch
Kanäle mit verschiedenen Flüssen verbunden ist. Unmittelbar bei derstadt
liegt ein kaiserliches Lustschloß, und eine Stunde davon der Pallast Srmonern,
der durch ein vielfaches Echo berühmt ist, welches ein laut gesprochenes
Wort 20 bis 3o mal, ja einen Pistolenschußwie man behauptet sogaröo mal
wiederholt. — Monza, 6000 E. In der hiesigen Iohanniskirche wird
die sogenannte eiserne Tlrone aufbewahrt, mit welcher ehemals die
Könige der Lombardei gekrönt wurden. Sic ist nicht von Eisen, wie
Manche wohl glauben, sondern von Gold, mit Edelsteinen geschmückt,
hat aber inwendig einen eisernen Ring, der aus einem Nagel, mit wel-
chem Christus ans Kreuz geheftet wurde, verfertigt sein soll. — \ Pa-
via am Lessino, 22,000 E. Universität mit vorzüglichem botanischen
Garten. Große Fayenccfabrik. — ff ^odi an der Adda, i5,ooo E.
In dem nahen Flecken Lodogno, (Kodvnjo) und dessen Umgegend wird
schöner Käse bereitet, der unter dem Namen parmesankase weit ver-
schickt wird. Es giebt daselbst ordentliche Kafefabrjken. — ff Lremona
am Po, 27,000 E., berühmt durch Violinen und Darmsaiten, welche
hier in vorzüglicher Güte gemacht werden; letztere sind unter dem Na-
men Romanische Saiten auch bei uns bekannt genug. Die Domkirche
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132
Deutschland.
E< ist hier ein schönes Schloß und der Sitz eines Appellationsgerichts.
— ^ochstadt an der Donau, 2500 E. Bei dem nahen Dorfe Blind-
heim berühmter Sieg des Engl. Feldherrn Marlborough (Marlborvff)
über die Franzosen 170k. — Günzbuvg an der Donau, ¿rooo E., ge-
hörte zur alten Oesterreich. Markgrafschaft Bur-gan.
$. io3. Der Rezarkreiö, nördlich vom vorigen ebenfalls an der
Würtemberg. Gränze, und von der Rezat, Regnitz, Altmühl und Wer-
nitz durchflossen, ohne Gebirge, nur vom Steiger- Walde im N. be-
rührt und von Hügelketten durchzogen, i4o Q- M. groß, mit 55o,ooo
E. — Hierher gehört das ehemalige Fürstenrh. Ansbach, bis 1806
Preußische Provinz. Ansbach an der Rezat, 16,000 E. Eine freund-
liche Stadt mit schönen Platzen und Spaziergängen, hat ein ansehnli-
ches Schloß und Rathhaus, schöne Stiftskirche und ist Sitz des General-
commissairs und eines Appellationsgerichts. Verschiedene Tuch-, Baum-
rvvll - u. a. Fabriken. Im Schloßgarten hat der bekannte Dichter Uy
ein Denkmal. — Furch am Zusammenflüsse der Rednitz und Pegnitz,
16,000 E. Es wohnen hier 4ooo Juden, daher ist hier auch eine Jüdi-
sche hohe Schule und ein eigenes Jüdisches Gericht. Die Stadt gehört
zu den gewerbrcichsten Oertcrn des Landes, denn cs sind hier über 1000
Meister verschiedener Handwerke und Künste, allein 80 Strumpf- u.
Mützenwirker, 60 Baumwollenweber; bemerkenswert!) sind besonders die
Spicgelfabriken. In der Gegend wird starker Tabacksbau getrieben. —
Schwabach an der Schwabach, 8000 E., hat ebenfalls viele Fabriken,
welche unter andern Gold - und Silbcrtresscn liefern. Bei Iphofen am
Steiger Walde, 2600 E., ist starker Weinbau. — Zum Fürstenchrrm
Baireuch gehört Erlangen an der Regnitz, 12,000 E. Schöne Stadt,
besonders in der von Französ. Flüchtlingen gebaucten Neustadt. Das herrliche
Schloß ist abgebrannt. Sitz einer Protestant. Universität. Die mancherlei
Fabriken liefern besonders gute Hüte, Preßspäne und das sogenannte
Erlanger Blau. — Neustadt an der Aisch, 2000 E. hat ein Schloß
und starken Obst-, Wein- u. Hopfenbau. — Folgende freie Reichsstädte,
die bis auf Nürnberg schon itzoz an Baiern fielen. Nürnberg an der
Pegnitz, berühmte Fabrik- und Handelsstadt, ¿10,000 E., mit Mauern
umgeben, auf welchen 60 — 70 Thürme stehn, ein altmodisch gebaueter
Ort. Merkwürdige Gebäude sind: das große Rathhaus, 275 F. lang,
welches in seinem Innern herrliche Gemälde, besonders von Albrecht
Dürer, enthält; das alte Schloß der Burggrafen von Nürnberg auf ei-
nem Berge; die Sebaldus- und die große Lvrenzkirche, die auch mit
alten Gemälden geschmückt ist. Auf den öffentlichen Plätzen finden sich
noch viele Springbrunnen. Ausgezeichnet reich ist die Stadt an wohl-
thätigen Anstalten. Es sind hier viele Untcrrichtsanstalten, Bibliothe-
ken, Kunst- und Naturalienkabinette; berühmt ist aber Nürnberg am
meisten durch die unendliche Verschiedenheit von Waaren, die hier
aus Gold, Silber, Stahl, Messing, Knochen, Elfenbein, Mar-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Marlborough Albrecht
Dürer Albrecht
246 Italien. §. 191.
und Harlekine, Alles bunt durch einander. Dort kommt eine Kutsche,
vielleicht die eines Prinzen; ein Mädchen lenkt die Pferde, die wahre
Ungeheuer sind, ein Pavian steht hinten auf, und die Damen in dersel-
den haben Assengesichter. Alles lacht und jubelt; man wirft sich mit
Blumen, mit Kugeln von Gipsmehl, man scherzt und neckt sich; Nie-
mand findet sich beleidigt. Ein Kanonenschuß ertönt und in wenig Au-
genblicken ist der Platz leer; das Wettrennen beginnt, und der Jubel
des Volks schließt jeden Tag, bis der Aschermittwoch kommt; dann ist
alle Freude aus, die Schauspielhäuser sind geschloffen, alle Kirchen ge-
öffnet und man sieht und hört nichts als bußfertige Sünder, Gebet und
Strafpredigten. Ganz Rom scheint ein großes Vethaus geworden zu
fein. — Die Pracht dieser Stadt, ihre Alterthümer und Kunstschatze
ziehen viele Tausende von Fremden aller Nationen hierher und vorzüg-
lich halten sich hier viele Maler, Kupferstecher und Bildhauer auf, um
sich nach den Meisterwerken der hiesigen Sammlungen in ihrer Kunst
zu vervollkommnen. Rom hat bedeutende wissenschaftliche Anstalten, eine
Universität und zahlreiche Akademien und Schulen. Bemerkenswerth
ist die sogenannte Propaganda, eine Anstalt zur Bildung künftiger
Missionairs, die hier in mancherlei fremden Sprachen unterrichtet wer-
den. Auch eine theologische Schule für Deutsche Katholiken (Colle-
gium Germanicum) ist hier. Um Rom sind herrliche Landhäuser, die
man hier Villa nennt, z. B. die Villa Borghese, Albani und andere
mehr, mit Wäldern, Seen, Thälern und Hügeln, kühlen Schatten-
gängen und Springbrunnen, geschmückt mit kostbaren Gemälden und
Bildsäulen. Ein großer Theil der Ebene, in welcher Rom liegt, die
sogenannte Campagna (Kampanja), bis nach Toskana hin ist eine nur
von Hecrden belebte Einöde. In der Nähe liegt Laste! Gandolfo. Im
Gebirge ist Tivoli in einer reizenden Gegend am Teverone, der hier
einen schönen Wasserfall bildet.
§. 191. Die andern bemcrkenswerthen Oerter des Staates sind:
Livita veechia (Tschiwita wekkia), 12,000 E-, ein Hafen am Mittel-
ländischen Meere, in welchem die pabstliche Flotte liegt, die aber nur
aus einigen Ruderschiffcn (Galeeren) besteht. Schrecklich ist das Loos
der Verbrecher, welche zur Strafe auf diesen Galeeren sind. Diese Un-
glücklichen, die auf den Schissen angeschmiedet sind, nennt man Galee-
rensklaven. Sie tragen eine elende Kleidung, erhalten die schlechteste
Kost, werden vom Ungeziefer geplagt, sind der Sonnenhitze, dem Re-
gen, der nächtlichen Kälte und der feuchten Meerluft ausgesetzt und
müssen mühselige Arbeiten verrichten. — Virerbo, nördlich von Rom,
15,000 E. — Terni am Delino, der einen der schönsten Wasserfälle
bildet, 7000 E. — Perugia (Perudschia), 17,000 E. Universität. —
Foligno (linjo) 16,000 E. — Urbino, 12,000 E. Sitz eines Erzbischo/s,
Geburtsort des berühmten Malers Rafael. — pesaro am Meere,
1-1,000 E- — Fano, 15,000 E. Hafen. — Sinigaglia (galja), 65oo
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
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Extrahierte Personennamen: Albani Rafael
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Rom Toskana Rom Delino Perugia Urbino
§. 199* Spanien.
261
südlichen Gebirge bei Cuenca (ßa). 2) Alt Kastilien, nördlich am
Ebro und Duero. Burgos, 18,000 E, Sitz eines Erzbischofs.— San
tander, 11,000 E„ hat einen Hafen und treibt lebhaften Seehandel. —
Segovia, 10,000 E- Die Dvmkirche ist eine der herrlichsten in Spanien,
bemerkenswerth ist auch der Alkazar, d. h. Maurischer Pallast, jetzt Zeug-
haus und Gefängniß, ferner die schöne Römische Wasserleitung, mit i5o
Bogen, welche zum Theil über 100 Fuß hoch sind. Wichtig ist der
Fl. San Ildefonso, mit einem Lustschlosse und einer berühmten könig-
lichen Spiegelfabrik; noch mehr aber das Kloster Escorial, ein unge-
heures Gebäude, halb Schloß, halb Kloster, prachtvoll geschmückt, mit 22
Höfen. Es soll i5 Millionen Rthlr. gekostet haben und dient theils der
königlichen Familie, theils einer Schaar von Mönchen zur Wohnung. Die
herrliche Kirche hat 8 Orgeln und 4o Altäre. Prachtvoll ist das königl.
Grabgewölbe in denselben; wichtiger als Alles aber eine berühmte Biblio-
thek, vvrzüglichegemälde- und eine große Münzsammlung.— 3) Astu-
rien, ganz in N. am Meere, ein Gebirgsland mit höchst fleißigen E.,
welche Bergbau und Viehzucht treiben. Sie gewinnen viele Steinkoh-
len und Kupfer und erndten eine Menge Kastanien. Oviedo, 8000 E.,
hat eine Universität und einen durch Reliquien berühmten Dom. —
4) (Bctuijien, westlich von Asturien neben Portugal, ebenfalls Gebirgsland
mit rauher Luft. Die E. bauen viel Flachs, weben und fischen, wandern aber
zur Arbeit in andere Provinzen. Hier sind zwei wichtige Städte : Ferrol,
22,000 E., hat den besten Hafen für Kriegsschisse, mitgroßen Schiffswerften,
Arsenal und Seecadettenakademie. — Lorunna (Korunja), 16000 E., hat
einen sicheren Hafen mit Leuchtthurm und Fabriken. — San Iago de Eom-
posrella (telja), 27,000 E-, ist Sitz einer Universität und eines Erzbischofs.
Zu dem hier befindlichen Grabe des heil. Jakob wird stark gewallfahrtet. — 5)
Leon, unter Asturien am Duero, theils gebirgig mit großen Wäldern, theils
Hochebene. Leon, 9000 E-, hat einen prachtvollen Dom — Valladolid (Wal-
jadvlid), 55,000 E., und Salamanca, 16,000 E. Letztere beide haben Uni-
versitäten, unter denen die erste besonders berühmt ist. Bei Salamanca
besiegte Wellington die Franzosen 1812. — 6) Estremadura, südlich von
Leon neben Portugal und am Tajo und Guadiana, mit der Festung
Badajoz (Badachvs) am Guadiana, 16,000 E. Schlacht 1811. In
dieser Provinz sind die einzigen Silbergruben des Reichs bei Guadal-
canal.
$. 199. 7) Andalusien oder die drei Königreiche Sevilla, Eordova
undiaen, am Guadalquivir, die fruchtbarste aller Span. Provinzen mit
weiten Ebenen, die aber Meilen weit unangebauet sind. Ehemals wa-
ren die jetzt öden Gegenden Hauptsitz der fleißigen Mauren. Sevilla
(Sewilja), 100,000 E., Sitz eines Erzbischofs und einer Universität. In
dem herrlichen Dom sind 82 Altäre und eine Orgel mit 6000 Pfeifen;
auch enthält er ein Grabmal des Columbus, der 1606 in Valladolid
starb. Hier ist die größte Tabacksfabrik der Welt, in welcher àomcn-
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Italien. §. 190.
fische Provinz und kräftige Maaßregeln schafften damals viele Mißbräuche
ab, die aber mit der pabstlichen Regierung ziemlich wieder eingeschlichen
sind.
§. igo. Rom, die Hauptstadt des Landes, mit i4o,ooo E., die
merkwürdigste Stadt der Welt, reich an prachtvollen Kirchen, Pallästen,
Springbrunnen, Säulengangen, Sammlungen von Alterthümern, Ge-
mälden undbildhauerarbeiten, und selbst groß in den Trümmern so vieler
herrlicher Gebäude aus alter Zeit; denn Rom war zur Zeit Christi die
Hauptstadt und Beherrscherin der damals bekannten Erde, angefüllt mit
den Schätzen und Kunstwerken der besiegten Völker, der Sitz der Wis-
senschaften und Künste, bewohnt von mehr als 2 Millionen Menschen,
von denen einige unermeßliche Reichthümer besaßen, mit gränzenlosem
Auswande Pallaste und Tempel baucten und mit Anlagen die Stadt
schmückten, deren Trümmer uns nach so vielen Jahrhunderten noch in
Staunen setzen. Man zahlt hier jetzt über 500 Kirchen, 186 Klöster
und über roo große Pallaste. Rom ist auf 12 Hügeln erbauet, die man
aber grvßtentheils nicht mehr erkennt, weil öftere Eroberungen und Ver-
wüstungen die Vertiefungen ganz mit Schutt angefüllt haben, hat fast
6 Stunden im Umfange, besteht aber zum Tbeil aus ganz verödeten
Gegenden, von denn manche der ungesunden Luft wegen verlassen sind,
zum Theil aus Garten, Wiesen und Feldern. An dem Ufer der Tiber
liegt die Engelsburg, ursprünglich ein ungeheures Grabmal des Römi-
schen Kaisers Hadrianus, von solchem Umfange, daß es jetzt als Festung
und Staatgefängniß dient. Mit dieser hängt durch einen bedeckten Gang
ein wahrer Riesenpallast zusammen, der Vanean, der 22 Höfe und
nicht weniger als 11,2^6 Zimmer enthält, mit einer herrlichen Biblio-
thek, Sammlung von Bildsäulen, Münzen, mit einem Zcughause und
weitläufligen Gärten. Neben denselben steht die größte Kirche der Erde, die
St. Peterskirche, ein Gebäude, dessen Größe und Majestät keine Beschreibung
deutlich machen kann. Es kat keine Thürme, sondern eine hohe Kuppel mit
einem Kreuze geschmückt. Die Höhe bis zu diesem Kreuze betragt über <ioo§.
und die 4 Pfeiler, welche sie tragen, sind 90 F. dick; selbst die metallenen
Säulen am Hochaltäre sind 120 §. hoch. Die Länge des ganzen Gebäudes
beträgt 575 F. In dieser Kirche sind 29 Alkäre; die Wände sind mit
Bildsäulen und kostbaren Denkmälern geschmückt, der Fußboden von
Marmor, und Vergoldungen und die vortrefflichsten Gemälde sind in
Ucberfluß angebracht. Von der Hohe der gewölbten Kuppel kann man
sich einen Begriff machen, wenn man die Figuren an derselben betrach-
tet, die ganz von gewöhnlicher Größe zu sein scheinen, und doch mißt
eine Schreibfeder, die der heilige Lukas in der Hand hält, 6 Fuß. In
einem reich verzierten Gewölbe ruhen die Gebeine des heiligen Petrus
unter dem Schimmer von 112 silbernen, immer brennenden Lampen.
Ueber hundert Jahre lang, von i5o6 bis 161k, baucten die berühmte-
sten Meister an diesem Prachttempel und die ganze Christenheit mußte
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Extrahierte Personennamen: Christi Kaisers_Hadrianus Lukas
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Rom Engelsburg Ucberfluß