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die beiden Halbinseln von Ostindien — Persien — und
das Nachbarland Arabien! Von welchem Umfang erschei-
nen diese gegen das kleine Palästina! Bildet dieses doch
etwa nur den 45sten Theil der sogenannten asiatischen
Türkei, zu welcher es gehört! Von Arabien, der groß-
ßen Halbinsel, die südöstlich von Palästina das persische,
und das rothe §Neer bespült, wird es 103 mal an Größe
übertroffen, — ja selbst unser Deutschland, das doch
keineswegs ein großes Land genannt werden kann, ist etwa
25 mal größer als Palästina. Es gleicht in seiner von
Norden nach Süden lang hingestreckten Lage dem Großher-
Zvgthum Baden, indem es fast genau so lang ist, als dieses,
nämlich einige ¿0 Meilen, und nur etwas breiter. Die
Schweiz ist noch \ mal so groß, und selbst die Insel Si-
cilien, deren Flächenraum auf 495 Q..M. berechnet wird,
ist etwas größer, als das jüdische Land. Wie unbedeutend
erscheint dieses also, wie verschwindet es gleichsam vor den
Blicken, unter den übrjgen Ländermassen der Erde! Und
doch nimmt gerade dieses kleine Land in andrer Hinsicht un-
flireitig eine der allerbedeutendsten Stellen vor allen andern
ein, und keins ist für die Menschheit so wichtig, und durch
sein in ihm sich entwickelndes Leben auf die Welt so ein-
flußreich geworden, als dieses! Nicht durch die unabsehbare
Weite seiner Gefilde, nicht durch die hohe Majestät seiner
Berge, nicht durch die gewaltige Breite und Fülle seiner
Ströme, nicht durch den Glanz und erstaunenswürdigen
Reichthum ganz ausgezeichneter und eigenthümlicher Pro-
ducts, mit einem Wort — nicht durch seine Natur ist es
das wichtige und weltberühmte Land geworden, — sondern
allein durch Gotteswalten undwirken! Und wenn
du weiter darüber nachdenkst, so kommt es dir in den Sinn,
wie überhaupt das gering und unbedeutend Scheinende nicht
selten durch Gottes Fügung zu der größten Wichtigkeit und
Bedeutung gelangt, und du fühlst dich dann auch wie über-
rascht, indem du das genaue Zusammenstimmen dieses ge-
ringen Erdstrichs mit der geringen Lebens er-
scheinet ng des Herrn gewahr wirst; du erinnerst dich, wie
er selbst sein Himmelreich mit einem Senfkorn verglich, dqs
anfangs so klein und unansehnlich ist, und nachher zu ei-
nem großen schönen Baum sich entfaltet, und wenn du im
Geist auf die armselige Wiege des Welterlösers
in Betlehem hinschaust, so wird dir nachher das ganze
Land, in Hinsicht auf die Welttheile, die von da aus das
Ehristenthum empfangen haben., auch wie eine schmale
' ' 1 *
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Personennamen: Palästina
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Persien Deutschland Großher-
Zvgthum_Baden Gottes Betlehem
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Wiege erscheinen, aus der ein die ganze Erde nach und
nach umfassendes Leben des Glaubens und der Liebe
emporgewachftn ist, — und dann preisest du auch, wie
Maria, den Herrn des Himmels und der Erde, „der die
Niedrigen erhöht, und die Gewaltigen vom Stuhle stößt,"
und der so oft in seinem Reiche Geringes und Kleines groß
und herrlich macht! Luc. 1, 52.
Vergleicht man die Geschichte des jüdischen Volks
mit andern Volksgeschichten des Alterthum's, so steht
auch in dieser Hinsicht die erftere den letzteren in mehrfa-
cher Beziehung gar sehr nach, weshalb auch die jüdische
Geschichte von den Geschichts-Forschern und Schreibern
häufig vernachlässigt, und nur flüchtig behandelt worden ist,
weil sie wenig geschichtlich große Puncte oder Ereignisse der
Betrachtung darbietet. Nur ein einzigesmal, unter David,
hat sich die Geschichte des jüdischen Reichs zu einer etwas
glanzenden Höhe erhoben; aber eine so große, und weit im
Auslande verbreitete Berühmtheit, wie andere Völker des
Alterthums, haben die Juden niemals erlangt. Wie sie
gern abgesondert von andern Völkern lebten, so sind sie
von diesen, wegen ihres störrischen und - hartnäckigen We-
sens, und wegen mancher unangenehmen Eigenthümlichkei-
ten, von jeher mit einer gewissen Verachtung betrachtet und
behandelt worden. Wie ganz anders traten in der alten
Welt die Assyrer, Babylonier, Meder, Perser,
Griechen und Römer auf, und erfüllten die Welt mit
Staunen über die Größe ihrer Thaten und ihrer Reiche!
Wie ganz entgegengesetzt sind z. B. die Bilder aus der al-
tessen jüdischen, und die aus der assyrischen Geschichte!
Dort ziehen Hirtenfamilien friedlich in engen stillen Tha-
lern umher; hier breiten sich auf den umermeßlichen Fla-
chen am Euphrat und Tigris-eroberungssüchtige Krie-
gerschaaren aus! Dort schlagen die frommen Erzvater in
kühlen Hainen ihr kleines Lager auf; hier erheben sich in
weitschimmernder Pracht stolze Pallaste in unfangreichen,
weltberühmten Städten! Doch — die Macht und Größe
dieser Reiche war von kurzer Dauer, und die Beschreibung
jener prächtigen, fast spurlos verschwundenen Städte und
Gebäude läßt das Gemüth ziemlich kalt, wahrend es noch
immer sich cm den einfach rührenden Familienereignissen in
den Zelten des Abraham, Jfaac und Jacob erfreut
und erbaut. Das üssyrifche Reich wurde um das Jahr
888 v. Ch. zertrümmert, und die babylonische Monar-
chie erhob sich auf ihren Trümmern; die Macht der M e-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Luc David David Abraham Jacob
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diesem kommt er öfters in der Apostelgeschichte vor, 25, 13
ff. 26, 1 ff. Mit ihm starb die Familie des Herodes aus.
Eigentlich hatte nur Herodes d. Gr. ziemlich unabhängig
über das jüdische Land regiert. Nach der Verweisung des
Archelaus wurde Judäa und Samaria zur Provinz Sy-
rien geschlagen, und stand also unter dein jedesmali-
gen römischen Proconsul, oder Oberbefehlshaber von
Syrien, wurde aber von einem von Rom aus geschick-
ten Procurator (Unterbefehlshaber, Landpfleger) zunächst
verwaltet. Zu Jesu Zeit hieß dieser Procurator Pon-
tius Pilatus. Der Sanhédrin bestand zwar auch
unter den Römern fort, hatte aber eigentlich nur in Re-
ligionsangelegenheiten Entscheidung zu geben, und durfte
kein Urtheil sprechen über Leben und Tod. Um die Ruhe
im Lande zu erhalten, hatten die Landpfleger 6 Kohor-
ten Soldaten bei sich. Eine Kohorte zahlte in späteren
Zeiten 1,000 Mann. Nur an großen Festen war Pontius
Pilatus in Jerusalem gegenwärtig. Gewöhnlich hielt er
sich in Cäsarea Palästina auf.
Dieß war der, politische Zustand des Landes, zu der
Zeit, da Jesus geboren wurde, und lebte. Das Volksle-
den selbst war im Ganzen ohne Geist, Kraft und Tugend,
und glich einem Körper, der seiner Auflösung enlgegengeht.
Räubereien, Unruhen, Empörungen und Grausamkeiten er-
füllten das Land. Dasjenige, was in jedem einzelnen
Menschen- wie in einem ganzen Volksleben so zu sagen
die Seele seyn soll, nämlich die Religion, war theils er-
storben, theils in todten äußeren Gebräuchen und Formeln
erstarrt; nicht dem Geiste nach, sondern dem Buchstaben
nach, wurden die Gesetze des Moses aufgefaßt und er-
füllt. 5 Jahrhunderte waren schon vergangen, und'die
Verheißung der Propheten hinsichtlich des Messias war
unerfüllt geblieben. Nun war das ganze jüdische Volk
und Wesen so tief gesunken, so geistlos geworden, daß man
eben so wenig dashcrvorgehcn eines geistigen und göttlichen
Lebens aus dem jüdischen Volksleben hätte erwarten kön-
nen, als man aus einem innerlich faulen, und halb abge-
storbenen Stamm das Emporwachsen eines jungen, frischen,
herrlichen Stammes erwarten kann. Und dennoch — ge-
rade jetzt! wurde Christus geboren!
Der im Allgemeinen geringe und vorurtheilsvolle
religiöse Sinn und Geist unter den Juden ist am deutlich-
sten in den zu Jesu Zeiten bestehenden 3 Hauptsecten zu
erkennen. Diese waren:
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Oberkleide oder Mantel, einem Turban und Sandalen be-
standen. Schuhe, Strümpfe und Halstücher kannte man
nicht; denn vie Fußbekleidung der Israeliten waren Schnàr-
so h len, gleich denen der alten Griechen und Römer und
der heutigen Araber; sie waren mit Riemen angebunden,
von farbigem Leder und andern Stoffen. — Zur Bede-
ckung des Kopfes trug man einen Turban, der aus
einem großen Stück Tuch bestand, das öfters um den
Kopf herumgewickelt wurde. Beide Geschlechter trugen ihn,
nur mit dem Unterschiede, daß er bei dem Frauenzimmer
nicht nur schmaler war, und weniger die Stirn bedeckte, son-
dern auch an Schönheit und Pracht den Turban der Män-
ner übertraf.
Ein beinahe allgemeines und sehr wesentliches Klei-
dungsstück des zweiten Geschlechts und zwar der freigebore«
nen Frauenzimmer war der Schleier. Im Orient thut
auch noch jetzt das Frauenzimmer nie den Schleier ab, als
zu Haufe vor Sclaven und vor den nächsten Anverwandten,
unter welchen die Ehe verboten ist. Auch zu Haufe sprechen
sie mit fremden Mannspersonen nie anders als verschleiert.
Auch gehen sie nicht in das Zimmer eines Gastes, der im
Hause ist, sondern bleiben, wenn sie mit demselben zu re-
den haben, vor der Thür stehen, und lassen durch einem
Bedienten dem Gaste melden, was sie vorzubringen haben-.
Auf Reisen wird zwar der Schleier zurückgezogen; sobald
sich aber in der Ferne eine Mannsperson blicken läßt, so
wird er sogleich wieder vorgenommen (1. Mos- 24, 65.).
Auch trug das morgenländische Frauenzimmer vor Al-
ters, so wie auch noch jetzt, nicht nur an den Fingern beider
Hände mehrere Ringe (1. Mos. 24, 22.), sondern auch in
den Ohren und in der Nase, deren Scheidewand eben so
durchlöchert war, wie das Ohrläppchen. Eben so trugen sie
dadurch seinen tiefen Schmerz anzudeuten. Besonders war das
Zerreißen des Kleides sehr üblich, wenn man eine Gottesläste-
rung hörte; man gab dadurch seinen großen Unwillen und Ab-
scheu zu erkennen; daher zerriß der Hohepriester sein Kleid
(Matth- 26, 65). Das Oberkleid oder der Mantel war
ein viereckiges Stück Tuch, in welches sich der Morgenländer <
auf eine besondere Weise einzuhüllen weiß, und dessen er sich
auch des Nachts statt einer Decke bedient. Es war die gemein-
schaftliche Tracht der Männer und Weiber. — Der Gürtel
wurde zum Aufschürzen der langen, und zur Befestigung der
weiten Kleider von beiden Geschlechtern gebraucht. Er ging
höher nach der Brust hinauf, als unsere Gürtel, und bildete ei*
nen weiten Busen.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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sich unter einander zu verbinden. Wir werden bei einigem
Nachdenken gewahr, daß wir weder glücklich leben, noch
auch uns geistig und sittlich ausbilden könnten, wenn
wir für uns allein lebten, und nicht mit andern in einer
gewissen Verbindung standen. Ueberall sehen wir daher im
Leben der Menschen größere und kleinere, engere und weitere
Verbindungen, zu verschiedenen Zwecken, und mit verschiede-
nen äußern Formen. Die notwendigsten und wichtigsten
Verbindungen der Menschen sind: die Familie, der
Staat und die Kirche. Es ist nicht schwer einzusehen,
wie die menschliche Natur , die so viel Sinnliches, Rohes,
ja Thierisches an sich hat, nur in diesen Verbindungen, und
durch dieselben, Cultur, Adel und Liebenswürdigkeit bekommt.
Eben so ergiebt sich bald, wenn man diese Verbindungen
unter einander vergleicht, wie die beiden letzteren aus der
ersten hervorgegangen, wie Staat und Kirche nichts anderes
sind, als die erweiterte Familie. Deßhalb heißt auch der,
welcher an der Spitze des Landes steht, der Landesvater
und Gott, der das Himmelreich auf Erden, oder die Kirche
regiert, der Vater aller Menschen. Daher begreift sich
nun auch leicht, daß es Zeiten gab, in denen diese 3 Ver-
bindungen sich noch nicht von einander abgesondert hatten,
sondern noch innig Eins waren; und Zeiten, in denen zwar
Familie und Staat schon getrennt erschienen, Staat und Kir-
che aber noch nicht. Jenes war der Fall im Zeitalter der
Patriarchen, dieses vorzüglich im Zeitalter des Moses. Zwar
finden wir auch bei andern alten Völkern, daß die Könige
zugleich Priester, und daß bürgerliche Gesetze und Einrich-
tungen mit religiösen verschmolzen waren; indessen war doch
nirgends das Staatsgebäude mit solchem Fleiß und Vor-
satz, mit solcher Ausdrücklichkeit auf dem Grund der Reli-
gion aufgeführt, und nirgends der alleinige Gott so absicht-
lich zum alleinigen Herrn und Regenten des jüdischen Lan-
des und Volkes erklärt worden, als es durch den Moses ge-
schah Das nun ist das Eigenthümliche, und Ausgezeichnete
der jüdischen Staatsverfassung vor jeder andern in der Welt,
daß sie von der Religion, vom Glauben an Einen Gott
hervoraebracht und durchdrungen, daß sie durch und durch
religiöser Art und Natur war; und darin besteht hauptsäch-
lich der hohe Werth der heiligen Schrift, besonders des Al-
ten Testaments, daß sie uns das menschliche Leben in allen
seinen großen und kleinen Verhältnissen, in seiner steten Be-
ziehung auf Gott zeigt; von jeder Familienbegebenheit, von
jedem Staatsereigniß, von jedem Wohl oder Wehe der ein-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]