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1. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 62

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 62 — Zwar gab es damals noch keinen besonderen Ritterstand. Jeder freigeborene Deutsche von tadellosem Namen, der zu Pferde dem kaiserlichen Heerbanne sich anschloß, war ein Ritter. Als aber in den Kreuzzügen die Ritter ihr tapferes Schwert mehr und mehr in den Dienst des Glaubens stellten und den Kamps gegen die Ungläubigen als ihre Lebensaufgabe, betrachteten, da gelangten die Ritter zu hohem Ansehen. Dadurch entstand allmählich eine Scheidewand zwischen Ritter und Bauer, zwischen Wehr- und Mhrstand. d. Die Wohnung -es Ritters war die Burg. Im berge- und hügelreichen Buttel- und Süddeutschland waren die Burgen meist auf steiler Höhe erbaut und hießen Höhenburgen. Nennt solche! In den weiten Ebenen Norddeutschlands aber standen sie auf flachem Lande, durch breite Wassergräben. Sümpfe. Moore und Teiche geschützt. Sie hießen dann Wasserburgen. Die Burg sollte den Ritter und seine Familie schützen oder bergen in Zeiten der Not (daher Burg!). Sie war also eine kleine Festung, geschützt durch ihre Lage, durch Burggraben und Ringmauer, Thore, Zugbrücke und durch den Bergfried. Das war der höchste Turm der Burg, meist rund, bisweilen auch viereckig, etwas entfernt von den anderen Gebäuden auf dem kühnsten Vorsprunge des Burgraumes erbaut. Sein unterer Raum war ohne alle Öffnungen nach außen. Er war überwölbt, und nur durch ein Loch im Gewölbe konnte man hinabgelangen. Zuweilen befand sich in seiner Tiefe ein Ziehbrunnen oder die Schatzkammer, meist aber das schauerliche Gefängnis für gefangene Feinde, das Burgverließ. Wer darin schmachten mußte, der erblickte niemals das Licht der Sonne; Kröten und Schlangen waren seine Ge-sellschaft. Der Bergfried war die letzte Zuflucht der Burgbewohner, wenn der Feind schon die ganze übrige Burg erobert hatte; denn sein Eingang befand sich 5 6 Meter über der Erde, und nur auf einer Leiter konnte man zu demselben gelangen. Die Burg sollte aber auch dem Ritter und seiner Familie, der Dienerschaft und Besatzung Wohnung bieten. Von Wohngebäuden waren meist vorhanden der Palast oder das Herrenhaus, die Kemenate oder das Frauenhaus, die Burgkapelle, das Wohnhaus für die Dienerschaft, das Schnitzhaus, in welchem Lanzen, Schilde. Pfeile, Armbrüste hergestellt wurden, Küche und Vorratshäuser. Der Burgbrunnen, stets sehr tief (warum?), versorgte die Burg mit gutem Trinkwaffer, ohne welches die Bewohner eine längere Belagerung nicht auszuhalten vermochten. Nach ihren Burgen führten die Ritter meist ihren Namen. Die Burg Hohenstaufen in Schwaben gab dem Geschlechte der Hohenstaufen, die Burg Hohenzollern auf dem schwäbischen Jura dem Geschlechte der Hohenzollern ' seinen Namen. Nennt noch andere Rittergeschlechter und ihre Burgen! c. Das Leben auf -er Ritterburg war meist einsam und einförmig, besonders im Winter. Dann war der Ausenthalt in den engen, dumpfen Räumen fehr unbehaglich. Nicht selten drangen Regen, Sturm und Schneewetter durch die Fensteröffnungen; denn Glasfenster gab es damals noch nicht; meist waren die Fensteröffnungen durch hölzerne Läden und wollene Decken verschlossen. Nur sehr reiche Leute hatten Fenster aus dünnen Hornplatten oder aus geöltem Pergament. Die rauchenden Kamine vermochten die Zimmer nicht völlig zu erwärmen. Der Fußboden bestand meist aus Estrich. Im Winter hatten die Burgbewohner fast gar keinen Verkehr mit Nachbarn. Mit Freuden

2. Theil 6 - S. 152

1874 - Leipzig : Brandstetter
152 dem Petersplatze, wo wir erst auf- und abgehend, und wenn es uns zu warm wurde, im Schatten des großen Obelisks, der eben für zwei breit genug geworfen wird, spazierten und Trauben ver- zehrten, die wir in -der Nähe gekauft hatten. Dann gingen wir in die Sixtinische Capelle, die wir auch hell und heiter, die Ge- mälde wohlerleuchtet fanden. Das jüngste Gericht und die man- nigfaltigen Gemälde der Decke, von Michel Angelo, theilten unsere Bewunderung. Ich konnte nur sehen und anstaunen. Die innere Sicherheit und Männlichkeit des Meisters, seine Großheit geht über allen Ausdruck. Nachdem wir Alles wieder und wieder gesehen, verließen wir dieses Heiligthum und gingen nach der Pe- lerskirche, die von dem heitern Himmel das schönste Licht empfing und in allen Theilen hell und klar erschien. Wir ergötzten uns als genießende Menschen an der Größe und der Pracht, ohne durch allzu eklen und zu verständigen Geschmack uns diesmal irre machen zu lassen, und unterdrückten jedes schärfere Urtheil. Wir erfreuten uns des Erfreulichen. Endlich bestiegen wir das Dach der Kirche, wo man das Bild einer wohlgebauten Stadt im Kleinen findet. Häuser und Magazine, Brunnen (dem Ansehn nach), Kirchen und einen großen Tempel, Alles in der Luft, und schöne Spaziergänge dazwischen. Wir bestiegen die Kuppel und besahen die hellheitere Gegend der Apenninen, den Berg Soracte, nach Tivoli die vulkanischen Hügel, Frascati, Castelgandolfo und die Plaine und weiter das Meer. Nahe vor uns die ganze Stadt Rom, in ihrer Breite und Weite mit ihren Bergpalästen, Kuppeln rc. Es rührte sich keine Luft, und in dem kupfernen Knopf war es h.eiß, wie in einem Treibhause. Nachdem wir das Alles beherzigt hatten, stie- gen wir herab und ließen uns die Thüren zu den Gesimsen, der Kuppel, des Tambours und des Schiffs ausschließen; man kann um selbe herumgehen und diese Theile und die Kirche von oben betrachten. Als wir auf dem Gesimse des Tambours standen, ging der Papst unten in der Tiefe vorbei, seine Nachmittagsan- dacht zu halten. Es fehlte uns also nichts zur Peterskirche. Wir stiegen völlig wieder herab, nahmen in einem benachbarten Gast- hofe ein fröhliches, frugales Mahl und setzten unsern Weg nach der Cecilienkirche fort. Viele Worte würde ich brauchen, um die Auszierung der ganz mit Menschen angefüllten Kirche zu beschreiben. Man sah eben keinen Stein der Architekten mehr. Die Säulen waren mit rothem Sammt überzogen und mit goldenen Tressen umwunden, die Capitäle mit gesticktem Sammt in ungefährer Capitälform, so alle Gesimse und Pfeiler behängen und bedeckt. Alle Zwischen- räume der Mauern mit lebhaft gemalten Stücken bekleidet, daß die ganze Kirche mit Mosaik ausgelegt schien, und über zwei-

3. Theil 6 - S. 283

1874 - Leipzig : Brandstetter
283 Symbol der Wachsamkeit. Eine schwache Lampe, von Schaffett genährt, im Winkel, erleuchtet den düsteren Wohnort, in dem sich jeden Abend die wilde Familie der Fellahs versammelt, wo die am Tage gemachte Beute und der Fund in dem Schutt der Grüfte gezeigt wird. Diese halb nackten, schlauen Höhlenbe- wohner erzählen sich da ihre Fata, gelagert auf die Schädel und Mumienreste aus den Zeiten der Pharaonen und Ptolemäer; ihr Huhn braten sie am Feuer aus den Todtengebeinen und Mumiensärgen, und denken auf neuen Fang für den folgenden Tag. Belzonis nähere Bekanntschaft mit diesen Höhlenbewohnern leitete ihn zu den höchst wichtigen Entdeckungen in ihrem ganzen durchbrochenen Gebirge; denn er brachte sie durch den vertrau- testen Umgang dahin, daß sie auf Taglohn für ihn in den Grüften arbeiteten, wodurch er diese, die bis dahin selbst sehr unbekannt waren, genauer kennen lernte. Denn so eng und unscheinbar auch die Eingänge sind, so weitläufig wird das Innere dieser Katakomben, die oft in unge- heurer Ausdehnung sich in dunkler Verwirrung hinziehen, die schon manchem Neugierigen das Leben kostete. Denn überall sind unterirdische Gänge, Gemächer, Seitenkammern, Hallen, gerade Treppen hinab und Wendeltreppen in die Tiefe, lange Korri- dors, von senkrechten Brunnen oder Schachten unterbrochen u. s. w., auf allen Seiten halb verschüttet, zugefallen, schon chao- tisch durchwühlt in frühern Jahrhunderten, die Gänge öfter nur hoch genug zum Durchkriechen auf dem Bauche, dabei eine weit höhere Temperatur als in freier Luft, oft große Hitze, gewöhnlich bis 22 Gr. nach Reaumürs Thermometer, größte Trockenheit, daher der enge Luftraum erfüllt mit dem scheußlichen Staube der schwarzen Mumien, die zu vielen Hunderten und Tausenden in allen Winkeln und an allen Wänden aufgeschichtet liegen, und sammt vielen Ornamenten, die sie umgeben, wie Mehl zerfallen bei starker Berührung, so daß der Fuß, der auf sie tritt, leicht durch mehrere Mumienleiber hindurchsinkt, und oft ist kein Schritt zu thun, ohne eine Mumie in den Staub zu treten. Zu alle diesem noch das dampfende Licht der Fackeln, welches überall aus den Winkeln die Scharen der Fledermäuse aufschreckt, die hier in der unterirdischen Wärme, in dem Dunkel und der Todten- stille zu unzählbaren Schwärmen sich vermehren. Die engen Eingänge aller Katakomben in sehr große Tiefen setzen voraus, daß nur wenige Menschen zugleich in dem In- nern der Hypogäen arbeiten konnten; sie bildeten sich also sehr allmählich aus, und wahrscheinlich waren viele Jahrhunderte zu ihrem Entstehen nothwendig. Auch anderwärts finden sich unter- irdische Grüfte, wie z. B. in Ellora, Elephanta, Salsette in Indien, um Jerusalem in Palästina, die Katakomben in Sieilien,

4. Theil 6 - S. 284

1874 - Leipzig : Brandstetter
284 bei Neapel, Rom, zu Tarquinia in Hetrurien, an den Ufern der Loire jenseit Tours u. s. w.; aber nur die Hetrurischen haben mit diesen einige Aehnlichkeit, keine von allen erreichen aber in Hinsicht des Umfangs und der darin verwendeten Pracht die Thebaischen. Denn diese sind eine Niederlage aller Künste und Wissenschaften des häuslichen Lebens der Aegypter, die Monu- mente des Volkes unter der Erde, wie jene oben beschriebene über der Erde, die des Staates und des ägyptischen Priester- thums. In diesen Todtengrüsten und nicht in den Bürgerhäu- sern aus Backsteinen wurde aller Schmuck der Wohnungen ange- bracht, weil das Leben nur kurz war, der Aufenthalt der Seele im Todtenhause aber nach der Lehre von der Seelenwanderung so lange dauerte, als noch der Leib fortbestand, und dann erst in. einem Cyklus von 3000 Jahren zurückkehrte, zum Leben auf- steigend und mancherlei Metamorphosen durchgehend. Dankbar- keit, Pietät gegen die Todten war daher die erste Pflicht der Ueberlebenden; daher bereitete man die Stätte auf das Feier- lichste, um zugleich den Aufenthalt angenehm zu machen, mit Allem zu versehen, was das Leben Wünschenswerthes darbot, und den Ruhm des Todten in seiner wahren Behausung der Nach- welt zu überliefern. Auch sind die Wohnhäuser der Lebendigen in Aegypten völlig verschwunden, und nur die Wohnungen der Todten reden zur Nachwelt. Es unterstützte diesen Gebrauch die Moral der Aegypter, durch das Fortleben des Ruhms und der Thaten der Vorfahren, als durch ein Vorbild, zu leiten; und wie sie Alles festzustellen suchten, so bewahrten sie selbst ihre Körper als Mumien der Nachwelt auf. Die Hypogäen, die Mo- numente der Frömmigkeit, sind uns daher die (sittenspiegel für das häusliche Leben der Aegypter geworden, das hier nach allen Ständen, Gewerben, vornehm, reich und gering, bis in das kleinste Detail abgebildet sich zeigt, in Anlagen der Gemächer, Ausschmückung der Sculpturen und Malereien, und durch die Art des Einbalsamirens, Ausschmückens und Aufbewahrens von Mumien. Denn jede Familie brachte in ihren Katakomben einen gewissen Vorrath ihrer Reichthümer, ihrer Kenntnisse, ihrer Kunst- werke und Monumente, ihrer Gesinnungen an; daher hier bei aller Uebereinstimmung des Styls im Allgemeinen doch ein un- endlicher Reichthum des Besondern sich vorfindet, der durch jahre- langes Studium nicht erschöpft werden kann.

5. Theil 6 - S. 282

1874 - Leipzig : Brandstetter
282 zunächst von Medynet-Abou längs dem Memnonium bei Gour^ nah, eine Strecke von zwei Stunden Länge, bis zur Höhe von 300 Fuß, ist dieser ganze Raum von Strecke zu Strecke überall und in allen Höhen durch lange Stollen, Gänge, Gallerten durchschnitten, mit Kammern zu beiden Seiten oder Sälen, mit Zweigen und Nebengängen, die, zu Tausenden vorhanden, sich labyrinthisch verzweigen, den ganzen Berg durchsetzen oder in sich selbst wieder zurücklaufen. Steile und beschwerliche Fußpfade führen^zu ihren Eingängen hinauf, die als hohe und tiefe Pfor- ten, Portale, Bogen, Arcaden oft gedoppelt in vorspringenden Felswänden sich zeigen, und da die Bergkette von Norden nach Süden streicht, meistentheils von Osten her in den Fels führen. Die größern Eingänge haben Vorhöfe in Fels gehauen unter freiem Himmel, deren Wände dann polirt oder sonst decorirt sind. Andere führen unmittelbar in den Berg hinein. Die ein- fachsten dieser Todtengrüfte liegen auf der Höhe, die prachtvoll- sten am Fuße des Berges, und so verschieden ist der Abstand,, der Grüfte der Armen von denen ^der Reichen, wie der unter den Wohnhäusern der verschiedenen Stände. Denn dies sind die Todtenstätten der alten Bewohner von Thebais, alle auf der Westseite des Nils, kein einziges Grab im Osten desselben. Heutzutage wohnen da die Fellahs von Gournah; früher such- ten die Anachoreten der Thebais hier der Welt zu entfliehen, doch fanden diese erst noch das profane Götzenthum der Aegypter zu überwinden. Mit Gyps deckten sie die unheiligen Bilder der Alten zu und malten ihre Heiligen darüber. Eben da, wo einst die ägyptische Todtenpompa, da feierten diese Cönobiten seit der Mitte des 4. Jahrhunderts ihre Kirchenfeste. Auf die Todten und Priester folgten also Cönobiten und auf diese die heutigen Troglodyten von Gournah. Diese, ehedem an 3000, jetzt nur etwa noch 300, sind Araber ohne Moschee; sie wohnen selbst in den Eingängen dieser Katakomben und haben darin die Ställe für ihre Heerden, Büf- fel, Ziegen, Schafe u. s. w. Sehr eifersüchtig, geben sie nur selten den Fremden Zutritt, und man muß schon sehr genau mit ihren Ränken und Schlichen vertraut sein, um in das Innere der Grottenwerke zu gelangen, durch deren Besitz sie das Mono- pol des dortigen Antiquitätenhandels haben; daher sie unver- nünftig in ihren Forderungen für Reste des Alterthums sind, zumal für die Papyrusrollen, die sich dort vorfinden. — Ge- wöhnlich wohnen sie in dem Zwischenraum von dem Eingang der ersten Todtengruft; im hintern Ausgang, den sie mit Erde ver- stopfen, ist gewöhnlich nur ein Loch zum Durchkriechen für Schafe und Ziegen in den hintern Stall. An den Eingang stellen sie gewöhnlich alte ägyptische Bilder vom Fuchs, dem

6. Teil 6 - S. 284

1904 - Leipzig : Brandstetter
284 wieder zurücklaufen. Steile und beschwerliche Fußpfade führen zu ihren Eingängen hinauf, die als hohe und tiefe Pforten, Portale, Bogen, Arkaden2 * * * * *) oft gedoppelt in vorspringenden Felswänden sich zeigen, und da die Bergkette von Norden nach Süden streicht, meisten- teils von Osten her in den Fels führen. Die größern Eingänge haben Vorhöfe in Fels gehauen unter freiem Himmel, deren Wände dann poliert, aber sonst nicht dekoriert sind. Andere führen unmittelbar in den Berg hinein. Die einfachsten dieser Totengrüfte liegen auf der Höhe, die prachtvollsten am Fuße des Berges, und so verschieden ist der Abstand der Grüfte der Armen von denen der Reichen, wie der unter den Wohnhäusern der verschiedenen Stände. Denn dies sind die Totenstätten der alten Bewohner der Thebais, alle auf der West- seite des Nils, kein einziges Grab im Osten desselben. Heutzutage wohnen da die Fellahs von Gournah; früher suchten die Anacho- reten der Thebais hier der Welt zu entfliehen, doch fanden diese erst noch das profane Götzentum der Ägypter zu überwinden. Mit Gips deckten sie die unheiligen Bilder der Alten zu und malten ihre Hei- ligen darüber. Ebenda, wo einst die ägyptische Totenpompa,ch da feierten diese Cönobitench seit der Mitte des 4. Jahrhunderts ihre Kirchenfeste. Auf die Toten und Priester folgten also Cönobiten und auf diese die heutigen Troglodyten von Gournah.6) Diese, ehedem an 3000, jetzt nur noch etwa 300, sind Araber ohne Moschee; sie wohnen selbst in den Eingängen dieser Katakomben und haben darin die Ställe für ihre Herden, Büffel, Ziegen, Schafe u. s. w. Sehr eifersüchtig, geben sie nur selten den Fremden Zutritt, und man muß schon sehr genau mit ihren Ränken und Schlichen vertraut sein, um in das Innere der Grottenwerke zu ge- langen, durch dereu Besitz sie das Monopols des dortigen Antiqui- tätenhandels 8) haben; daher sie unvernünftig in ihren Forderungen für Reste des Altertums sind, zumal für die Papyrusrollen, die sich dort vorfinden. — Gewöhnlich wohnen sie in dem Zwischenraum von dem Eingang der ersten Totengruft; im hintern Ausgang, den sie mit Erde verstopfen, ist gewöhnlich nur ein Loch zum Durchkriechen für Schafe und Ziegen in den hintern Stall. An den Eingang stellen sie gewöhnlich alte ägyptische Bilder vom Fuchs, dem Symbol der Wach- samkeit. Eine schwache Lampe, mit Schaffett genährt, im Winkel, 2) Bogenhallen, Bogengewölbe. 3) Mönche, die nicht in Gemeinschaft, sondern einzeln und abgesondert in Einöden wohnten. 4) Gepränge bei der Bestattung der Toten. 5) So hießen, im Gegensatz zu den Anachoreten, diejenigen Mönche des Morgenlands im 4. Jahrhundert, welche sich in Gebäuden (coenobia) in Städten oder auf dem Lande zu regelmäßigen Verbindungen vereinigten. Ritter wendet irrig diesen Namen auch auf die Anachoreten an. 6) Höhlenbewohner ans den Ruinen des alten Theben. 7) Alleinhandel, Alleinverkauf. 8) Antiquitäten --- Altertumsstücke.

7. Teil 6 - S. 285

1904 - Leipzig : Brandstetter
285 erleuchtet den düstern Wohnort, in dem sich jeden Abend die wilde Familie der Fellahs versammelt, wo die am Tage gemachte Beute und der Fund in dem Schutt der Grüfte gezeigt wird. Diese halb nackten, schlauen Höhlenbewohner erzählen sich da ihre Fata,9) ge- lagert auf die Schädel und Mumienreste aus den Zeiten der Pha- raonen und Ptolemäer; ihr Huhn braten sie am Feuer aus den Toten- gebeinen und Mnmiensärgen und denken auf neuen Fang für den folgenden Tag. Belzonis^o) nähere Bekanntschaft mit diesen Höhlen- bewohnern leitete ihn zu den höchst wichtigen Entdeckungen in ihrem ganz durchbrochenen Gebirge; denn er brachte sie durch den ver- trautesten Umgang dahin, daß sie auf Taglohn für ihn in den Grüften arbeiteten, wodurch er diese, die bis dahin selbst sehr unbekannt waren, genauer kennen lernte. Tenn so eng und unscheinbar auch die Eingänge sind, so weit- läufig wird das Innere dieser Katakomben, die oft in ungeheurer Aus- dehnung sich in dunkler Verwirrung hinziehen, die schon manchem Neugierigen das Leben kostete. Tenn überall sind unterirdische Gänge, Gemächer, Seitenkammern, Hallen, gerade Treppen hinab und Wen- deltreppen in die Tiefe, lange Korridors, von senkrechten Brunnen oder Schachten unterbrochen u. s. w., auf allen Seiten halb verschüttet, zugefallen, schon chaotisch durchwühlt in frühern Jahrhunderten, die Gänge öfter nur hoch genug zum Durchkriechen auf dem Bauche, da- bei eine weit höhere Temperatur als in freier Luft, oft große Hitze, gewöhnlich bis 22 Gr. nach Reaumurs Thermometer, größte Trocken- heit, daher der enge Luftraum erfüllt mit dem scheußlichen Staube der schwarzen Mumien, die zu vielen Hunderten und Tausenden in allen Winkeln und an allen Wänden aufgeschichtet liegen, und samt vielen Ornamenten,") die sie umgeben, wie Mehl zerfallen bei starker Be- rührung, so daß der Fuß, der auf sie tritt, leicht durch mehrere Mumienleiber hindurchsinkt, und oft ist kein Schritt zu tun, ohne eine Mumie in den Staub zu treten. Zu alle diesem noch das dampfende Licht der Fackeln, welche überall aus den Winkeln die Scharen: der Fledermäuse aufschreckt, die hier in der unterirdischen. Wärme, in dem Dunkel und der Totenstille zu unzählbaren Schwär- men sich vermehren. Die engen Eingänge aller Katakomben in sehr große Tiefen setzen voraus, daß nur wenige Menschen zugleich in dem Innern der Hypogüen") arbeiten konnten; sie bildeten sich also sehr allmäh- 9) Schicksale. 10) Ein römischer Mönch, berühmt durch Entdeckung und Unter- suchung ägyptischer Altertümer (Pyramiden, Königsgräber usw.), geb. zu Padua 1778, gestorben auf dem Wege nach Benin zu Gato in Wüstafrika 1826. 11) Verzierungen. 12) Unterirdische Grüfte, Gemächer, soviel wie Katakomben.

8. Teil 6 - S. 160

1904 - Leipzig : Brandstetter
160 konnte nur sehen und anstaunen. Die innere Sicherheit und Männ- lichkeit des Meisters, seine Großheit geht über allen Ausdruck. Nach- dem wir alles wieder und wieder gesehen, verließen wir dieses Heilig- tum und gingen nach der Peterskirche, die von dem heitern Himmel das schönste Licht empfing und in allen Teilen hell und klar erschien. Wir ergötzen uns als genießende Menschen an der Größe und der Pracht, ohne durch allzu eklen und zu verständigen Geschmack uns diesmal irre machen zu lassen, und unterdrückten jedes schärfere Ur- teil. Wir erfreuten uns des Erfreulichen. Endlich bestiegen wir das Dach der Kirche, wo man das Bild einer wohlgebauten Stadt im kleinen findet. Häuser und Magazine, Brunnen (dem Ansehen nach), Kirchen und einen großen Tempel, alles in der Lust, und schöne Spaziergänge dazwischen. Wir bestiegen die Kuppel und besahen die hellheitere Gegend der Apenninen, den Berg Soraete, nach Tivoli die vulkanischen Hügel, Frascati, Castel- gandolfo und die Plaine und weiter das Meer. Nahe vor uns die ganze Stadt Rom, in ihrer Breite und Weite mit ihren Bergpalästen, Kuppeln rc. Es rührte sich keine Luft und in dem kupfernen Knopf war es heiß wie in einem Treibhause. Nachdem wir das alles be- herzigt hatten, stiegen wir herab und ließen uns die Türen zu den Gesimsen2 3) der Kuppel, des Tambours und des Schiffs ausschließen; man kann um selbe herumgehen und diese Teile und die Kirche von oben betrachten. Als wir auf dem Gesimse des Tambours standen, ging der Papst unten in der Tiefe vorbei, seine Nachmittagsandacht zu halten. Es fehlte uns also nichts zur Peterskirche. Wir stiegen völlig wieder herab, nahmen in einem benachbarten Gasthofe ein fröhliches, frugales Mahl und setzten unsern Weg nach der Cäcilien- kirche fort. Viele Worte würde ich brauchen, um die Auszierung der ganz mit Menschen angefüllten Kirche zu beschreiben. Man sah eben keinen Stein der Architekten mehr. Die Säulen waren mit rotem Sammet überzogen und mit goldenen Tressen umwunden, die Kapitälez mit gesticktem Sammet in ungefährer Kapitälform, so alle Gesimse und Pfeiler behängen und bedeckt. Alle Zwischenräume der Mauern mit lebhaft gemalten Stücken bekleidet, daß die ganze Kirche mit Mosaik^) ausgelegt schien, und über zweihundert Wachskerzen brannten um und neben dem Hochaltar, so daß die ganze eine Wand mit Lichtern besetzt und das Schiff der Kirche vollkommen erleuchtet war. Die 2) hervorragende Ränder als Einfassungen an Bauwerk, insbesondere an Säulen. 3) der trommelförmige, von Säulen getragene Bauteil über der Kuppel, über ihm ruht auf kegelförmigem Aufsatz der kupferne, vergoldete Knopf. 4) Säulenköpfe. 5) ein aus Glasstiften, farbigen Steinen und farbigen Glasperlen zusammengesetztes Gemälde.

9. Teil 6 - S. 283

1904 - Leipzig : Brandstetter
283 sagten wir, und wir, wenn du ein braver Kerl bist, wie du dich nennst, und wie alle dich nennen, nichts von dir. Komm herunter. Man nennt den hohen Felsenblock, auf welchem Halvor erschien, die Kanzel, und durch einen sonderbaren Zufall haben die zusammen- gehäuften Massen eine Art Wendeltreppe gebildet, die von der innern Höhle nach seinem Gipfel führt. Halvor verschwand nach unserer Aufforderung, und bald darauf kroch er aus demselben Eingänge, in welchem Thorstein verschwunden war, hervor und trat freundlich und freimütig, keineswegs einem furchtsamen Diebe, aber ebensowenig einem gefährlichen Räuber ähnlich, unter uns. Sein gutmütiges An- sehen, seine Freundlichkeit und sein fröhliches Wesen, als freute er sich, eine gute Gesellschaft aufgefunden zu haben, verscheuchten bald eine jede Spur von Furcht. Unser Ränzel, gut mit Eßwaren und Wein versorgt, ward ausgeleert und Halvor eingeladen, an unserer Mahlzeit teilzunehmen. Er nahm das Anerbieten mit Freuden an, und aben- teuerlich erschien uns unsere Lage, als wir so in der tiefen Nacht mit dem gefürchteten Räuber in einer so seltsamen Gegend am nächtlichen Feuer unser Abendbrot genossen. Karl Ritter, geb. den 7. Aug. 1779 in Quedlinburg, studierte 1797—98 in Halle, bildete, sich unter Niemeyer zum Lehrer aus, wurde 1819 Lehrer der Geschichte am Gymnasium zu Frank- furt a. M., 1820 Professor der Geographie an der Universität zu Berlin, starb daselbst den 28. Sept. 1859. — Einer der bedeutendsten Geographen der Neuzeit. — „Die Erd- kunde im Verhältnis zur Natur und zur Geschichte der Menschen." 19 Teile. 107. Die Katakomben der Tyebais in Oberägypten. Tie Libysche Bergkette erhebt sich bei Theben steil mit vorspringen- den Anhöhen 300 bis 400 Fuß hoch. Ein feiner, mittelharter, sehr homogener *) Kalkstein, trefflich zur Skulptur und zum Ausbau zu benutzen, bildet hier den Berg, und nur selten legen Versteinerungen, >vie Belemniten und Ammonshörner, der Skulptur Schwierigkeiten in den Weg. In diesem Bergzuge, zunächst von Medynet-Abou längs dem Memnonium bis Gonrnah, eine Strecke von zwei Stunden Länge, bis zur Höhe von 300 Fuß, ist dieser ganze Raum von Strecke zu Strecke überall und in allen Höhen durch lange Stollen, Gänge, Gale- rien durchschnitten, mit Kammern zu beiden Seiten oder Sälen, mit Zweigen und Nebengängen, die, zu Tausenden vorhanden, sich laby- rinthisch verzweigen, den ganzen Berg durchsetzen oder in sich selbst 1 1) gleichartiger.

10. Teil 6 - S. 286

1904 - Leipzig : Brandstetter
286 — lich aus, und wahrscheinlich waren viele Jahrhunderte zu ihrem Ent- stehen notwendig. Auch anderwärts finden sich unterirdische Grüfte, wie z. B. in Ellora, Elephanta, Salsette in Indien, um Jerusalem in Palästina, die Katakomben in Sizilien, bei Neapel, Rom, zu Tar- quinia tu Etrurien, an den Ufern der Loire jenseit Tours u. s. w.; aber nur die etrurischen haben mit diesen einige Ähnlichkeit, keine von allen erreichen aber in Hinsicht des Umfangs und der darin ver- wendeten Pracht die thebaischen. Denn diese sind eine Niederlage aller Künste und Wissenschaften des häuslichen Lebens der Ägypter, die Monumente des Volkes unter der Erde, wie jene oben beschriebene über der Erde, die des Staates und des ägyptischen Priestertums. In diesen Totengrüften und nicht in den Bürgerhäusern aus Back- steinen wurde aller Schmuck der Wohnungen angebracht, weil das Leben nur kurz war, der Aufenthalt der Seele im Totenhause aber nach der Lehre von der Seelenwanderung so lange dauerte, als noch der Leib fortbestand, und dann erst in einem Zyklus von 3000 Jahren zurückkehrte, zum Leben aufsteigend und mancherlei Metamorphosen") durchgehend. Dankbarkeit, Pietät gegen die Toten war daher die erste Pflicht der Überlebenden; daher bereitete man die Stätte auf das feierlichste, um zugleich den Aufenthalt angenehm zu machen, mit allem zu versehen, was das Leben Wünschenswertes darbot, und den Ruhm des Toten in seiner wahren Behausung der Nachwelt zu überliefern. Auch sind die Wohnhäuser der Lebendigen in Ägypten völlig ver- schwunden, und nur die Wohnungen der Toten reden zur Nachwelt. Es unterstützte diesen Gebrauch die Moral der Ägypter, durch das Fortleben des Ruhms und der Taten der Vorfahren als durch ein Vorbild zu leiten; und wie sie alles festzustellen suchten, so bewahrten sie selbst ihre Körper als Mumien der Nachwelt auf. Die Hypogäen, die Monumente der Frömmigkeit, sind uns daher die Sittenspiegel für das häusliche Leben der Ägypter geworden, das hier nach allen Stän- den, Gewerben, vornehm, reich und gering, bis in das kleinste Detail abgebildet sich zeigt, in Anlage der Gemächer, Ausschmückung durch Skulpturen und Malereien, und durch die Art des Einbalsamierens, Ausschmückens und Aufbewahrens der Mumien. Denn jede Familie brachte in ihren Katakomben einen gewissen Vorrat ihrer Reichtümer, ihrer Kenntnisse, ihrer Kunstwerke und Monumente, ihrer Gesin- nungen an; daher hier bei aller Übereinstimmung des Stils im allge- meinen doch ein unendlicher Reichtum des Besondern sich vorfindet, der durch jahrelauges Studium nicht erschöpft werden kann. 13) Verwandlungen, Umgestaltungen.
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