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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 155

1855 - Heidelberg : Winter
155 §. 144 c. Ludwig Xiv. mit Feuer und Schwert verwüsten ließ, entschloß sich der Kaiser zu einer ernstlichern Kriegsführung. Sein Feldherr Montecuculi drängte den Turenne zurück, und auch Condé und die Engländer wurden von den Holländern zurückgeschlagen. Nach einer neuen Anstrengung Ludwig's und abermaliger barbarischer Verheerung der Pfalz trat auch der Kurfürst von Brandenburg wieder auf. Deßhalb bewog Ludwig die Schweden zu einem Einfall in das preußische Pommern; sie wurden aber von dem großen Kurfürsten am 18. Juni 1675 in der S ch l a ch t bei F e h r b e l l i n völlig geschlagen. Bald darauf stel Turenne in der Schlacht bei Saßbach, Wil- helm Iii. von Oranien behauptete sich in den Niederlanden mit Ehren, und England neigte sich zu einem Bündniß mit Holland. Da schloß Ludwig wegen der Erschöpfung seines Landes - 1678 den Frieden v o n N y m w e g e n, in welchem Holland nichts verlor, Frankreich aber voll Spanien die Franche-Comte und 16 nieder- ländische Festlingen, nild von Deutschland Freiburg und Hüningen erhielt. 9. Frankreich und Deutschland vom Nymweger Frieden bis zum Ryßwicker Frieden. §. 144 c. Ludwig, durch das Gewonnene nur noch gieriger nach neuen Eroberungen, hatte die Schwäche seiner Gegner kennen gelernt, so daß er sich nicht scheute, sogenannte Reunionskammern zu erricht ten, durch die er sich verschiedene Orte lind Landschaften, welche früher zu den von ihm eroberten Ländern gehört hatten, znsprechen ließ, ohne die Nechtstitel zu beachten, nach welchen die bisherigen Eigenthümer sie besaßen. Auch nahm er im tiefsten Frieden durch verrätherischen Ueberfall 1681 Straßburg dem deutschen Reiche weg! Uild der Kaiser mußte in einem Waffenstillstand dein übermüthigen Nachbar das Geraubte lassen, weil er auf einer andern Seite in noch größerer Noth war, indem die Tür- ken, von Ludwig insgeheim angestiftet, durch Ungarn mit 200,000 Mann 1683 in Deutschland einbrachen und Wien belagerten. Nachdem das türkische Reick unter S oliman Ii. (1520—66) die größte Ausdehnung erlangt hatte, sank cs unter seinen Nachfolgern wieder undgerieth in tiefen Verfall. Erst die Kriege Ludwigs gegen Habsburg und ein Aufstand in Ungarn begünstigten aufs Neue das Vordringen der Türken. Kaiser Leo- pold I. faßtenämlich den Plan, die ungarische Kroneerblich und unlimschränkt zu machen, und um denselben leichter ausführen zu können, ließ er 250 pro- testantische Prediger absetzen und als Ruderknechte auf die neapolitanischen Galeeren verkaufen. Da brach ein furchtbarer Ausstand unter dem Grafen T ö k ö l y aus, der Ungarn unter die Hoheit des Sultans Mahmud I V. stellte, welcher dann wieder Ludwig zum Einfall in Oesterreich trieb.

2. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 161

1855 - Heidelberg : Winter
161 §. 146. Karl der Xii. Peter der Große. Der siebente ihrer Wahlkonige war der Retter Wiens, Joh. S ochiesky, der wohl Podolien und Kaminiec den Türken entriß, aber durch die Un- einigkeit der Parteien gehindert war, in seinem Lande stlbst Ordnung zu schaffen. Sein Nachfolger August Ii- der Starke, Kurfürst von Sachsen, der die polnische Krone durch seinen Ucbertritt zum Katholizismus erkaufte, ver- band sich mit Peter dem Großen, um die verlornen Ostsecprovinzcn Schwe- den wieder abzunehmen. Auch Christian V. von Dänemark und sein Nachfolger Fried- rich Iv. trat diesem Bündniß zu dem gleichen Zwecke bei; und so begann 1700 der nordische Krieg, indem König August in Liefland, die Dänen in Holstein einfielen, dessen Herzog ein Schwager Karls Xii. war. Aber K a r l Xii. von entschlossenem Willen und kühnem, nur zu aben- teuerlichem Geiste, dabei aber strengsittlich, edel und wahrheitsliebend, landete rasch auf Seeland und zwang Dänemark in demselben Jahre im Frieden von Travendal dem Bündniß mit Rußland zu entsa- gen, und dem Herzog von Holstein-Gottorp alles Entrissene zurückzugeben. Daraus wandte sich Karl gegen die Russen, schlug ihr fünffach größe- res Heer bei Narwa, ging über die Düna, schlug die Sachsen bei Riga, rückte nach Polen, eroberte Warschau, besiegte den König August bei Pultusk (1703) und ließ einen polnischen Edelmann, Stanislaus L e s c i n s k y, zun: König von Polen wählen. Nach neuen Siegen drang er in Sachsen selbst ein und zwang der König August im Alt-Naustädter Frieden 1700 seinem Bündnisse mit Rußland und der polnischen Krone zu entsagen. Unterdessen hatte Peter einen großen Theil der Ostseeländer er- obert, 1703 Petersburg, 1704 Kronstadt gegründet und Lithauen besetzt. Karl vertrieb ihn daraus, schlug die Russen bei Holofczin und überschritt den Dnjepr, ließ sich aber nun von dem Kosakenhettmann Mazeppa bereden, in die Ukraine zu ziehen, wo er in sumpfigen und verödeten Gegenden durch Hunger und Seuchen viele Leute verlor und ihm die Zufuhr von Lebensmitteln durch die Russen abgeschnitten wurde. Nun rückte ihm Peter nach, und schlug ihn in der Schlacht bei Pultäwa so gänzlich, daß Karl nur mit wenigen Begleitern in die Türkei entkam, wo er vom Pascha in Bender ausgenommen wurde. Dort bewog er die Türken zum Krieg gegen Rußland; Peter rückte in die Moldau ein, wurde aber am Pruth so eingeschlossen, daß er ohne die Hilfe seiner muthigen und klugen Gemahlin Katharina, die den türkischen Vezier bestach, verloren gewesen wäre. Karl Xii. hielt sich in kindischem Eigensinn und Trotz noch einige Jahre in der Türkei auf und entschloß sich erst I7t4zur Heimkehr in sein Reich, das er in der schwierigsten Lage fand. Er stellte sich jedoch allen seinen Feinden wieder muthig entgegen, fiel Leitfaden der Weltgeschichte. > \\

3. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 100

1855 - Heidelberg : Winter
100 §. 102. Die Kreuzzüge. mit Ring und Stab, der Kaiser sie in Ansehung ihrer weltlichen (Graf- schafts-) Rechte mit der Lanze belehnen solle. Heinrich starb kinderlos und hinterließ seine Erblande dem Hohenstaufischen Hause. In dieser Zeit kam das Ritterwesen zu seiner völligen Ausbildung. Wer Ritter werden wollte, mußte aus adeligem Stande sein und einem Rit- ter 14 Jahre lang zuerst als Edelknabe, dann als Knappe dienen. Rach längerer Vorbereüung mit Beten, Fasten und dem Genuß des h. Abendmahls erhielt er den Ritterschlag, und mußte den Rittereid schwören, der ihn zu einem untadeligen Leben, zur Treue gegen die Kirche und deren Diener, zum Ge- horsam gegen den Oberherrn, zur Vertheidigung der Unschuldigen, der Wittwen und Waisen verpflichtete. Nun hatte er das Recht, an den Tur- nieren, d. h. ritterlichen Wettspielen, selbständig Theil zu nehmen. 2. Die Kreuzzüge. §.102. Iur Erhebung der geistlichen Macht über die weltliche trugen hauptsächlich die Kreuzzüge bei, d. h. die Kriege, welche die abend- ländischen Christen mit den Muhammedanern führten, um das heil. Land wieder zu erobern. Schon vor der Eroberung Jerusalems durch den Chalifen Omar (637) waren die Wallfahrten in das gelobte Land sehr häufig geworden, weil die- selben als ein großes Verdienst vor Gott galten. Sie nahmen auch unter der Herrschaft der Araber nicht ab, weil diese die Pilger ungestört ließen. Später wurden aber diese von den ägyptischen Chalifen vielfach bedrückt; doch nahmen die Wallfahrten besonders ums Jahr 1000 sehr zu, weil die Christen erwarteten, daß Christus nun zum jüngsten Gericht wieder kommen werte, und glaubten, daß es von großem Werth sey, wenn man alsdann schon im heiligen Lande sich befinde. Als aber 1070 Jerusalem unter die Herrschaft der Seldschu- cken (oder Sarazenen) kam, wurden die christlichen Pilger so sehr gedrückt und mißhandelt, daß ihre Klagen ganz Europa füllten. Das Mitleid und die Entrüstung der Christen wurde vollends durch den französischen Pilger Peter von Amiens und feine feurige Beredtfamkeit auf der Kirchenver- sammlung zu Clermont zur That getrieben. So begann nach dem Untergang mehrerer voransziehender zucht- loser Haufen i. I. ;der erste Krenzzug unter der Anführung des Herzogs von Niederlothringen, Gottfrieds von Bouillon. Ueber Constantino- pel, wo sie dem griechischen Kaiser Alexius den Lehenseid schwören mußten, zogen die Kreuzfahrer nach Kleinasien, eroberten daselbst Nicäa, dann Ed es sa, hierauf Antio chia. In letzterer Stadt kamen sie durch ein sie belagerndes Sarazenenheer in die größte Noth, aus der sie aber die „Auffindung der heil. Lanze", welche die Ermatteten zu einem letzten Ausfall begeisterte, rettete. Endlich erblickten sie nach unsäg-

4. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 101

1855 - Heidelberg : Winter
101 K. 102. Die Kreuzzüge. lichen Mühseligkeiten und Entbehrungen Jerusalem, eroberten es i.j.1099 nach 39tägiger Belagerung mit Sturm, und gründeten das König- reich Jerusalem, dessen erster König Gottfried von Bouillon unter dem Titel, „Beschützer des heil. Grabes" wurde. Nach einen, glänzen- den Sieg bei Askalon über den Vezier des ägyptischen Chalifen starb Gottftied i. I. 1100, und erhielt seinen jüngsten Bruder Balduin 1. zum Nachfolger. Zum Schutze des auf schwachen Füßen stehenden Reiches, dem die Fürstenthümer Edessa, Antiochia und Tripolis untergeben waren, kamen von Zeit zu Zeit -neue Zuzüge vom Abendlande; auch bildeten sich zu diesem Zweck nacheinander drei Ritterorden: der Johanniter- orden, der Tempelherrnorden und der deutsche Orden, von welchen der-erste in der Folge der. reichste und mächtigste wurde. Der Verlust des Fürstenthums- Edessa an den muhammedanischen Statthalter Zen k,i von Aleppo führte den zw e iten K re nz zu g herbei,! 147 welcher von Ludwig Vii. von Frankreich und Kaiser Konrad Iii. un- ternommen wurde, aber vorzüglich wegen der Treulosigkeit der palästi- nischen Christen erfolglos blieb. Ueberhanpt hemmte die Uneinigkeit derselben und die Eifersucht der Fürsten, so wie der Ritterorden unter- einander jede gemeinsame Unternehmung. Dagegen bekamen die Mu- hammedaner an dem durch Tapferkeit, Tugend und Bildung ausgezeich- _ neten Sultan Sa lad in von Aegypten einen starken Halt. Es gelang ihm, die Christen bei Liberias, zu besiegen und ihnen Jerusalem zu entreißen, wo er der 88jährigen Herrschaft des Kreuzes ein Ende machte (1187). Der Schrecken über Jerusalems Fall trieb die abendländischen Fürsten 1189 zum dritten Keuzzug, den Kaiser Friedrich Barbarossa, König Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England unternahmen. Aber der Kaiser fand schon in Cilieien im Flusse Seleph seinen Tod; die beiden Könige entzweiten sich nach der Eroberung von Accon, so daß Philipp nach Frankreich zurückkehrte; ebenso verließ der von Richard schwor beleidigte Leopold von Oester- reich mit den Deutschen das heilige Land. Richard erlangte zwar in einem Vertrag mit Saladin den Küstenstrich von Joppe bis Accon und die heiligen Orte mit Ausnahme Jerusalems, gerieth aber auf dem Rück- weg ins Abendland in die Gefangenschaft Leopolds, der ihn an den Kaiser Heinrich Vi. auslieferte, aus dessen Hand ihn nur ein ungeheures Lösegeld befreite. ' Nach mehrern verunglückten Zwischenunternehmungen kam unter dem Papst Innocenz Iii. der vierte Kreuzzug zu Stande, 1204 ans welchem die Unternehmer unter der Führung Balduin's von

5. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 102

1855 - Heidelberg : Winter
102 §. 102. Die Kreuzzüge. Flandern Constantinopel eroberten und das „lateinische Kaiser- thum" gründeten. Der fünfte Kreuzzug hatte gar keinen Erfolg; im sechsten gewann zwar Kaiser Friedrich Ii. durch einen Vertrag mit dem ägyp- tischen Sultan Camel Jerusalem und die heiligen Orte; 1228 doch giengen sie, als er nach Italien zurückgekehrt war, gleich wieder verloren. Die Lust zur Kreuzfahrt sank indeß mehr und mehr, da man die Erfolglosigkeit derselben wahrnahm. Nur Ludwig Ix. der Heilige, König von Frankreich, versuchte noch den siebenten und letzten 1248kreuzzug und eroberte Damiette in Aegypten, wurde aber ge- fangen und mußte alles Eroberte zum Lösegeld wieder herausgeben. Bald darauf kehrte er nach Frankreich zurück, um dort die bedrohte Ordnung zu erhalten. Spater machte Ludwig noch einen Versuch, we- nigstens in Afrika die muhammedanische Macht zu brechen; aber eine Seuche raffte den größten Theil seines Heeres und ihn selbst (1270) vor Tunis weg, und bald darauf verloren die Christen in Palästina mit Accon die letzte ihrer Besitzungen. Trotz der äußern Erfolglosigkeit brachten die Kreuzzüge doch folgenreiche Veränderungen hervor: Sie veranlaßten die Gründung neuer Reiche, welche längern Bestand hatten, wie Portugal und Sicilien; sie brachten das Morgen- und Abendland in engere Berührung, gaben durch erweiterte Bekanntschaft mit fremden Ländern und deren Sitten und Erzeugniffen dem Handel, Ge- werbwesen und Ackerbau, den Wissenschaften und Künsten mächtigen Auf- schwung, förderten den Gcmeingeist, die Freiheit und Macht der Städte, legten den Grund zum nachmaligen freien Bauernstand und veredelten das Ritterwesen. Den größten Vortheil aber zog die geistliche Macht davon. Der Papst wurde durch dieselben richterlicher Oberherr der ganzen abendlän- dischen Christenheit, und der Klerus bereicherte sich durch Kauf, Geschenke und Vermächtnisse. Dagegen litten Religion und Sittlichkeit wesentliche Nachtheile; Aberglau- den und Sittenlosigkeit nahmen durch die Krcuzzüge ungemein überhand. Auch im Abcndlande wurden Kreuzzüge gemacht, und zwar gegen die heidnischen S lav en und Preußen, so wie gegen die Ketzer, welche hauptsächlich durch das Bestreben aufkamen, die Kirche von den cingerisse- nen Mißbräuchen zu reinigen. Die wichtigsten dieser Secten waren die Albigenser in der Grafschaft Toulouse, welche allerdings gefährliche Lehren aufbrachten, und die Waldenser im südlichen Frankreich und in Piemont, welche das reine Christenthum der Apostelzcit wieder herzustellen suchten. Beide wurden, als der Papst das Kreuz gegen sie predigen ließ, auf eine unmenschlich grausame Weise gegen zwanzig Jahre lang mit Feuer und Schwert verfolgt, so daß namentlich das schöne gewcrbreiche Südfrankreich eine Einöde wurde.

6. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 104

1855 - Heidelberg : Winter
104 §. 103. Die schwäbischen Kaiser- der herzustellen und das Papstthum zu demüthigen. Daher suchte er in fünf Römerzügen die kaiserliche Hoheit über Italien gegenüber den vom Papst Alexander Iii. begünstigten lombardischen Städten wieder geltend zu machen. Als er nach Beendigung des ersten Zugs, auf welchem er einige kleinere widerstrebende lombardische Städte streng bestrafte, dem Herzog Heinrich dem Löwen für seine Hilfe auch Bayern zurückgegeben und den Herzog Welf mit den mathildischen Gütern (Tos- cana) belehnt hatte, bestrafte er auf den: zweiten italienischen Zug das hartnäckig widerstrebende Mailand mit Zerstörung, und verschaffte sich die lombardische und römische Krone. Aber durch die Felonie (Le- heustreubruch) Heinrichs des Löwen verlor er aus dem fünften Zug 1176 die Schlacht bei Legnano, und mußte nun die Versöhnung mit dem Papst und den Lombarden suchen. Dadurch war die Ueber- macht der Kirche entschieden. Als der Kaiser nach Deutschland zurückgekehrt war, bestrafte er den treulosen Heinrich mit der Reichsacht, und vertheilte seine Lehen unter andere Fürsten. Otto von Wittelsbach, der dem Kaiser auf seinem ersten Römerzuge ganz besonders treue Dienste geleistet hatte, erhielt 1180 das Herzogthum Bayern und wurde so der Stifter des noch jetzt re- gierenden Fürstenhauses der Wittelsbacher. Heinrich der Löwe erhielt nach einiger Zeit nur seine Erbländer Braunschweig und Lüneburg zurück. Auf dem sechsten Zuge nach Italien fand der Kaiser bei den nun durch den Frieden von Sonst anz versöhnten Lombarden die freund- lichste und glänzendste Aufnahme und feierte in Mailand die Vermäh- lung seines Sohnes Heinrich mit Constanzia, der Erbin' von Neapel und Sicilien. Nachdem er noch Schwaben, Burgund, die fränkischen und welfischen Güter seinen Söhnen zu Lehen gegeben, unternahm er im 67. Lebens- jahre einen Krcuzzng, auf welchem er aber zum Leid für ganz Deutsch- land beiseleucia in Kleiuasien den schon oben erwähnten Tod fand. Sein Sohn Heinrich Vi. (1190—1197) entfremdete sich die Herzen seiner neuen Uuterthaneu in Neapel und Sicilien durch grausame Härte, und bekam dadurch auch den Papst zum Gegner. Sein Plan, Italien mit dem deutschen Reiche zu vereinigen und das griechische Kaiserthum zu erobern, wurde durch seinen frühen Tod vereitelt. Da die Ghibelliuen nun Heinrichs Bruder, Phstlipp von Schwa- den!, die Welfen Otto Iv.-, Heinrichs des Löwen Sohn, zum Kaiser wählten, so?entstand ein lojähriger verheerender Krieg, bis'philipp 1208 ermordet wurde, worauf Otto eine Zeit lang allein Kaiser war. Als er sich aber dem geistesstarken Papst Innocenz Iii., welcher unter- dessen die Papstmacht auf den höchsten Gipfel erhoben hatte, und^alle

7. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 109

1855 - Heidelberg : Winter
109 §. 109. Polen, Preußen u. Ungarn. §. 110. Das Interregnum. machte es sich durch seinen tapfern König Boleslav I. wieder unab- hängig. Derselbe ließ sich 1025 zum König krönen und gründete durch die Vereinigung von Polen, Masovien, Krakovien und Schlesien das eigentliche Polenreich. In der Folge wurde es durch Theilungen und innere Kriege geschwächt. Gegen die Preußen, deren rohes Heidenthum lange den Bekeh- rungsversuchen zum Christenthum widerstand, zog mit Bewilligung des Kaisers Friedrich Ii., der deutsche Orden 1230, um sie zu be- kämpfen. Er legte in ihrem Lande K u l m, Thorn und andere Schutz- orte an, unterwarf es (anfangs in Vereinigung mit dem Schwertorden) nach 53jährigen Kämpfen, in welchen die alten Einwohner größtentheils umkamen und bevölkerte es wieder durch deutsche Anbauer. Ungarn wurde 889 von den Magyaren erobert, welche von da an verheerende Einfälle in die angrenzenden Länder machten, bis sie 973 das Christenthum annahmen, das besonders im Jahre 1000 n. Ehr. durch Stephan den Heiligen aus dem Geschlechte der Arpaden ge- fördert wurde. Später unter König Geisa Ii. wanderten in Sieben- bürgen und Ungarn viele Deutsche ein, welche dort unter dem Namen „Sachsen" ihre Sprache und Sitten beibehielten. 7. Verfall der Lehensmonarchie in Deutschland. D ittmar's histor. Atlas. Taf. Xi. Xii. Xiii. i. Das Interregnum; beginnende Ausbildung der Landeshoheit. §• 110. Dwei Jahre nach Konrad Iv. starb auch der wenig beachtete Gegenkaiser Wilhelm von Holland, und es trat nun 1256—1273 das Interregnum ein, jene traurige Zeit, iu welcher kein deutscher Fürst die Kaiserkrone annehmen wollte und dieselbe daher au fremde Fürsten gleichsam verkauft wurde, nämlich von dem einen Theile der Wähler an den.englischen.prinzen Richard von Cornwallis, von dem andern an den König Alfons dem Weisen von Castilien, so daß die Kaisermacht immer tnehr sank, die Reichsfürsten aber mehr- und mehr selbständig wurden. Während dieser kaiserlosen, betrübten Zeit wurde daö hohenstaufische Geschlecht vollends ausgerottet. Der letzte Sproß desselben, Konradin, Sohn Konrads Ivwollte sich seine Erblande wieder erkämpfen, und den Karl von Anjou, der mit Hilfe des Papstes König von Neapel und Sicilien geworden war, vertreiben. Aber nach einem Sieg bei Tagliacozzo fiel er bei Skurcola in einen Hinterhalt, wurde auf der Flucht gefangen, und mit seinem jungen Freunde Friedrich von Baden 1268 in Neapel ent-

8. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 120

1855 - Heidelberg : Winter
120 §. 121. Das russische u. mongol. Reich. §. 122. Das griech. Kaiserthum. ein Wahlreich geworden und kam unter die Negierung von Fürsten aus der französischen Dynastie Anjou, dann später durch Heirath an den Kaiser Sigisnnind und durch dessen Schwiegersohn Albrecht Ii. an Oester- reich, und darnach an den König Wladislav von Böhmen, der gegen die Türken Lei Varna fiel (1444). Darauf stand es, da Ladislaus, der unmündige Sohn Albrechts Ii., König wurde, unter der vormund- schaftlichen Regierung des Fürsten von Siebenbürgen, Johunn Hun- nycrdes, welcher durch seine Tapferkeit 1456 Ungarn gegen die Türken rettete und so lang er lebte, ein Schild der Christenheit gegen sie war. Nach seinem und des jungen Ladislaus Tode wählten die Ungarn den Sohn Hunnyades, Matthias Corvinus (1457—1490) zu ihrem Kö- nige , einen heldenmüthigen Feldherrn und weisen Staatsmann, der die Moldau und Walachei, Mähren, Schlesien und die Lausitz für sich ge- wann und den Kaiser Friedrich Iii. ans Wien vertrieb. Er stiftete die Universität Ofen und beförderte Ackerbau und Gewerbe; aber nach seinem Tode sank Ungarns Macht wieder und die Magnaten rissen alle Gewalt an sich. 7. Das russische Reich und das Reich der Mongolen. §. 121. Das russische Reich war im Jahr 862 durch drei Brüder aus dem schwedischen Stamme Ruß. Der älteste derselben, Rurik, pstanzte die Dynastie fort. Seines Sohnes Wittwe Olga trat 955 zum Christenthum über und sein Urenkel Wladimir der Große nahm 988 die griechisch-katholische Religion an. Nach seinem Tode verlor das Reich durch Erbtheilnngen seine Einheit und zerfiel in viele Fürstenthümer. Die meisten derselben kamen zu Anfang des 13. Jahrhunderts in die Abhängig- keit von den Mongolen. Erst der kraftvolle Iwan Iii. Wasiljewitsch (1462—1505) machte Rußland von der Herrschaft der Mongolen frei. Sein Enkel Iw an Vi. der Schreckliche nahm den Titel Cz a r an: er errichtete die Strelitzen, vereinigte Kasan und Astrackan und nannte sich „Selbstherrscher aller Reußen". Mit Feodor I. erlosch der Mannsstamm Ruriks 1598. Die Mongolen, welche seit dem 13. Jahrhundert dem Osten Europa's so gefährlich wurden, hatten durch ihren D sch in gisch an, d. h. allgemeinen Chan, Temudschin 1206 ein mächtiges Reich ge- gründet, das aber 1294 wieder zerfiel. Erst 1369 wurde das Mongo- lenreich von dem grausamen Eroberer Timur oder Tamerlan wie- der ausgerichtet, löste sich aber nach dessen Tode alsbald wieder ans. 8. Das griechische Kaiserthum und die Herrschaft der Osmancn. §. 122. Das griechische Kaiserthum konnte sich von den schweren Schlägen, welche es von den Muhammedanern und später von den

9. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 121

1855 - Heidelberg : Winter
121 §. 123. Erfindungen und Entdeckungen. Kreuzfahrern erlitten, nicht mehr erholen und wurde in der Mitte des 14. Jahrhunderts eine Beute der Osmanen. Michael Paläologus stürzte zwar (1261) das lateinische Kaiser- thum wieder, konnte aber nicht mehr alle vorigen Reichstheilc gewinnen. Von den Scrbicrn lind Bulgaren im Norden angegriffen, mußte Johann Paläo- logus cs dulden, daß sich die Türken oder Osmanen von Kleinasien her-1355 über in Europa cindrängten, 1361 unter M urad I. ihren Sitz in Adrianopel nahmen und bis nach Serbien und Bulgarien, ja unter Bajasid bis über die Donau vordrangen. Den Grund zur osmanischen Größe legte sodann Murad Ii. dadurch, daß er die Ungarn und Polen bei Varna schlug (1444). Seinem weitern Vordringen widersetzten sich aber der muthige Johann Hun- nyades (§. 120) und der tapfere Georg Castriota oder Skanderbeg, Fürst von Albanien (Epirus). Zuletzt war das griechische Reich nur noch auf C on st an tino p e l und seine Umgebung beschränkt, bis endlich Muhammed 11.1453 demselben durch die Eroberung Constantinopels, wobei der letzte Kaiser Con- stantin Ix. tapfer kämpfend fiel, dem griechischen Reich ein Ende machte. Nach Skanderbcgs Tod eroberte er Albanien und ordnete sein Land durch ein neues Gesetzbuch. Von da an wurden die Türken durch ihre beständigen Streifzüge nach Ungarn und Oesterreich eine furchtbare Geißel der Christenheit. 9. Die Vorboten -er neuern Zeit. Dittmar's histor. Atlas. Taf. Xii. b. 1. Erfindungen und Entdeckungen. §. 123. Noch haben wir aus dem 15. Jahrhundert eine Reihe wich- tiger Entdeckungen und Erfindungen zu erwähnen, welche den Uebergang zu einer neuen Zeit bilden. Nachdem die Portugiesen durch Bartholomäus Diaz schon imj.1486 das Vorgebirge der guten Hoffnung entdeckt und den Seeweg nach Ostindien gefunden hatten, hoffte der Genuese Christoph Co- lumbns denselben in westlicher Richtung entdecken und an der Ostküste Indiens landen zu können. Er wendete sich an Ferdinand und Jsabella von Spanien, und erhielt nach mehrjährigem Warten drei kleine Schiffe, mit welchen er am 3. August 1492 von Palos aus in das weite Welt- meer hineinfuhr. Nach einer neun Wochen langen Fahrt, als ihm schon seine Leute das Versprechen abgenommen hatten, wieder umzukehren, entdeckte man den 12. October Land, die Insel Guanahani (San Salvador) und bald darauf Cuba und H a y ti, wodurch der Anfang Ll92 zur Cntdeckung Amerikas gemacht war. Auf seiner zweiten Fahrt (1493—1496) entdeckte Columbus meh- rere andere Inseln des westindischen Archipels, mußte aber nach Spanien

10. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 131

1855 - Heidelberg : Winter
131 §. 130. Die Religions-Einigungs-Versuche. deutschen und spanischen Söldnerschaaren erstürmt und geplündert wurde, und die französischen Heere bei der vergeblichen Belagerung von Nea- pel sehr an Krankheiten zu leiden hatten, so daß sich Franz 1529 zum Frieden von Cambray herbeiließ und alle Ansprüche auf Italien aufgab. Karl V. aber erhielt zu Bologne 1530 die lombardische und römische Krone, als der letzte deutsche Kaiser, der zur römischen Krönung gelangte. In demselben Jahr drohte von den Türken neue Noth. Diese hatten 1522 den Johannitern Rh o d u s entrissen, 1521 Belgrad erobert, 1526 den König Ludwig von Ungarn bei Mohacz besiegt und waren 1529 unter Soliman Ii. bis Wien vorgedrungen. Sie giengen jedoch wieder zu- rück, als sie sahen, daß die Deutschen in Einigkeit heranrückten, behielten aber Ungarn noch in ihrer Gewalt. — Nachdem die Türken auch Nordafrika erobert hatten, machte Karl V. einen Zug nach Tunis gegen den türkischen!535 Vasallen C h a i r e d d i n oder H a r a d i n, der sich daselbst festgesetzt hatte, und das Mittelmcer durch seine Seeräubereien beunruhigte. Tunis wurde erobert und Karl gab es seinem frühern Besitzer Muley Hassan als ein von Spanien abhängiges Gebiet zurück, von dem er aber die Feste Goletta behielt. Franz I. aber konnte Mailands Verlust nicht verschmerzen, begann den dritten Krieg gegen Karl, und fiel in Savoyen ein, wogegen der Kaiser in Südfrankreich einbrach. Es richtete aber keiner viel aus, und der Krieg wurde durch den Waffenstillstand zu Nizza bei- gelegt. Darnach machte Karl V. im Herbst des Jahres 1541 auch einen Zug nach Algier, verlor aber gleich anfangs seine Flotte durch Stürme, und mußte die ganze Unternehmung aufgeben. 2. Die Religions-Einigungs-Versuche und der - Krieg gegen Franz in Frankreich. §. 130. Die Protestanten hatten 1535 den schmalkaldischen Bund auf zehn Jahre erneuert, worauf die katholischen Fürsten demselben ein katho- lisches Bündniß entgegensetzten. Dennoch hatten jene günstige Aussichten, da immer mehr Stände zur Reformation übertraten, und der Kaiser sie schonte, in der Hoffnung, sie würden sich einem Concilium fügen, zu den: er den Papst zu bewegen suchte. Da dieser nicht darauf eingieng, ver- suchte der Kaiser selbst eine Wiedervereinigung der beiden Religions- parteien durch die Relig 'ons gesp räche zu Regensburg (1540, 41 und 46), die jedoch nicht zu dem gewünschten Ziele führten. - Nachdem Karl V. einen erfolglosen Krieg gegen die Türken unter- nommen hatte, begann Franz von Frankreich im Bund mit den Türken, Dänen, Schweden und dem Herzog von Cleve seinen vierten Krieg gegen den Kaiser (1542—44). Er griff die Niederlande an, während 9 *
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