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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 28

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
28 Sokrates war von Natur heftig, aber durch stete Achtsamkeit und -strenge gegen sich selbst erwarb er sich einen edlen Gleichmuth, den nichts erschüttern konnte. Als ihm ein jähzorniger Mann einen Backenstreich aab. 'agte er ruhig lächelnd: „Es ist doch schade, daß man nicht voraussehen kann, wann es gut wäre, einen Helm zu tragen." — Mürrisch und verdrießlich zeigte er sich nie. Seinen Unterricht ertheilte Sokrates öffentlich, ohne sich dafür bezahlen zu lassen. Jeder Ort schien ihm recht, seine Lehren zu verbreitert. Vortrefflich verstand er es, hoffnungsvolle Jünglinge zu gewinnen. _ Emst begegnete er dem jungen, braven Xenöphon^in einer engen Gaffe. Sokrates hielt ihm einen Stock vor und fraqte: , Wo kauft man Mehl?;; „Auf dem Markte," war die Antwort. ,,Und Del?" -^uch dort." — „Aber wo geht man hin, weife und gut zu werden?" Der ' ^uglmg schwieg und sann aus eine Antwort. „Folge mir," sprach der ^eife, „ich will es dir zeigen." Xenophon begleitete Sokrates, lernte von ihm und ward ein großer Mann. r c 2kfon feinen Schülern ward Sokrates sehr geliebt. Um bei seinem lreben Srhrer zu weilen machte Euklid von Megära sogar täglich einen ~eß von 4 Metten, obgleich die Athener den Megaräem den Besuch ihrer 5;abt. bet Todesstrafe verboten hatten. So lebte Sokrates bis in fein Ilebenzigstes Jahr und wirkte unverdrossen an den sittenlosen Athenern, .eider blieb ihm bei ferner1 Sittenstrenge Haß und Neid nicht erspart. Ruchlose Kmte ftengen an ihn zu verleumden, machten ihn lächerlich und klagten ihn endlich an, er verderbe die Jugend und glaube nicht mehr an die alten ©otter. Sokrates fand es unwürdig, sich gegen solche Anklage weitläufig zu vertheidigen oder gar durch Bitten und Thränen, wie es Sitte war, das Mitleid der Richter zu erregen. Er wies nur auf fein ruhiges Leben hin und betheuerte, daß er allein das Glück feiner Mitbürger gewollt habe. Dies erbitterte die Richter, und so ward der unschuldige Greis zum Tode verurtheilt. Seine Schüler weinten und klagten, er blieb ruhig und suchte sie zu trösten. „Ach," rief ein treuer Schüler schluchzend, „daß du so unschuldig sterben mußt, das schmerzt mich am meisten!" „Aber," versetzte Sokrates, „wolltest du mich denn lieber schuldig sterben sehen?" 30 Tage blieb er im Gefängnisse. Kriton, sein vertrautester Freund, hatte während dieser Zeit den Kerkermeister bestochen und forderte Sokrates in tiefer Nacht Zur Flucht auf. Allein Sokrates verschmähte die Mittet zu feiner Errettung, weil er den Gesetzen gehorchen wollte. 3. Am Todestage kam auch feine Frau Xanthippe, die ihm oft txehe gethan hatte, mit Dem jüngsten Kinde auf dem Arme, um für immer Abschied zu nehmen. Schmerzlich war der Abschied. Als nun alles um ihn still war, sprach er mit feinen Freunden von Tod und Unsterblichkeit. Sv rückte der Abend heran; da trat der Gerichtsdiener herein und Brachte den Giftbecher. Mit heiterer Miene nahm Sokrates denselben, fragte, wie er sich, zu verhalten habe, und trank den todbringenden Inhalt. In trauriger Stille umstanden ihn seine Schüler. Mit den Worten: „Ich bin genesen, bringet dem Gotte ein Dankopfer," gab er feinen Geist auf. (399 v. Chr.)

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 60

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
Wänden, ein Theater mit Buden, worin Speisen und Früchte lagen, Münzen, auch viele Gerippe von Menschen und Thieren aufgefunden. — Auf jenes Unglück folgte eine Feuersbrunst in Rom und dann wieder eine schreckliche Pest, die Tausende hinraffte. Titus war überall, wo Hülfe noth that und linderte das Ungemach seiner Unterthanen, so viel er konnte. Zum Unglück für das römische Reich regierte er nur zwei Jahre und drei Monate. Er starb kinderlos und nach kurzer Krankheit. 31. Konstantin (306—337). 1. In den ersten Jahrhunderten nach Christus hatten die Christen viel Ungemach zu leiden. Haß und Verfolgung wurde ihnen von Juden und Heiden zu theil. Nach Nero fanden noch viele römische Kaiser ihre Lust daran, Christen zu enthaupten, zu kreuzigen, zu steinigen, zu verbrennen, oder sie sonst jammervoll zu quälen und zu morden. Man nennt diese Unglücklichen Märtyrer. So giengs bis auf Kaiser Konstantin. 2. Der vorhergehende Kaiser Diokletian hatte sich Mitregenten erwählt, unter die er das große Reich vertheilte, weil es ihm zu viel wurde, es allein zu regieren. Konstantin, eines solchen Mitregenten Sohn, machte sich wieder zum Alleinherrscher, indem er die anderen Mit-regenten besiegte. Schon sein Vater Konstantins behandelte die Christen freundlich. Seine Mutter war eine Christin und flößte ihm Achtung gegen das Christenthum ein. Auch fiel es dem Konstantin auf, daß die meisten Kaiser, die auf viele (Sottet; gebaut hatten, ermordet waren; daß dagegen sein Vater, der den einzigen Gott verehrte, stets glücklich gewesen war. Deshalb rief er den Christengott um Hülfe an, als er einem gefährlichen Kampfe >mit seinem Mitkaiser Maxentius entgegenzog. Und Gott offenbarte sich ihm, wie die fromme Sage erzählt, durch eine himmlische Erscheinung. Eines Nachmittags, als sich die Sonne gegen Abend neigte, sah er über derselben ein Kreuz, aus Lichtstrahlen gebildet, mit der Aufschrift: „Durch dieses wirst du siegen!" Solche Erscheinung setzte ihn und sein Heer in außerordentliches Erstaunen. In der folgenden Nacht erschien ihm Christus im Traume und befahl ihm, eine Fahne, ähnlich jener Erscheinung, anfertigen und sie als Zeichen des Sieges dem Heere vorantragen zu lassen. Konstantin thats. Eine vergoldete Stange, durch die ein Querbalken (in Gestalt eines Kreuzes) gieng, mit einer Krone von Gold und Edelsteinen auf der Spitze, und am Querbalken mit einem viereckig seidenen Fahnentuch, war die Fahne des Kreuzes. Die Christen seines Heeres wurden bei dem Anblick derselben mit hohem Muthe erfüllt und folgten mit Zuversicht dem neuen Panier. Maxentius stellte sich dem begeisterten Heere Konstantins nahe bei Rom am „rothen Stein" entgegen, verlor aber Schlacht und Leben (312).

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 61

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
61 3. In allen späteren Kriegen ließ nun Konstantin die Kreuzesfahne dem Heere vorantragen, und alle Soldaten giengen, wenn sie dies göttliche Zeichen erblickten, todesmuthig gegen den Feind und brachten ihn meist nach kurzem Kampfe zur Flucht. Als Konstantin alleiniger Kaiser war, erklärte er das Christenthum für die allein wahre Religion, duldete jedoch auch das Heidenthum. Später, als er eingesehen hatte, daß eine Gleichstellung des Christenthums und des Heidenthums unmöglich sei, unterdrückte er das letztere. Um nun den Ruhm seines Namens auf die Nachwelt zu bringen, baute er im Osten seines Reiches, da wo eine Meerenge Europa von Asien trennt, das alte Byzanz zu einer neuen Hauptstadt aus mit prächtigen Palästen und Kirchen. Man nannte sie Konstantin opel, d. H. Konstantins Stadt. 4. In Gemeinschaft mit seiner Mutter Helena, die selber nach Jerusalem wallfahrtete, erbaute er mehrere Kirchen an den heiligen Orten des heiligen Landes. Trotzdem hatte Konstantin noch viel Roheit und Schlechtigkeit in seinem Wesen. So ließ er einst Kriegsgefangene in Trier den wilden Thieren vorwerfen; tödtete — ohne hinreichende Untersuchung — seinen trefflichen blühenden Sohn, sowie den 11jährigen Sohn eines Verwandten und ließ seine Gemahlin in ihrem Badegemache durch heißes Wasser ersticken. Kurz vor seinem Tode ließ er sich erst taufen. 32. Attila (451). 1. Um das Jahr 375 n. Chr. kam ein überaus wildes Volk, die Hunnen genannt, von den Steppen Mittelasiens nach Europa. Es waren Leute mit struppigen Haaren, von schmutziggelber Hautfarbe, mit schiefen Augen und krummen Beinen. Tag und Nacht saßen sie auf ihren Pferden, auf denen sie sogar aßen, tranken und schliefen. Sie lebten von Kräutern, Wurzeln und Beeren, oder von rohem Fleische, das sie unter ihrem Sattel ein wenig mürbe ritten. Ihre Kleider waren leinene Kittel oder zusammengenähte Thierfelle, die sie so lange auf dem Leibe behielten, bis sie in Lappen herunterfielen. Ihre liebsten Beschäftigungen waren Jagd und Krieg. Ohne Aecker und Felver, ohne Hof und Herd, ohne Gesetz und Recht schweiften sie mit ihren Wagen, auf welchen die Weiber und Kinder umherlagen, durch die Welt. Zogen sie in den Krieg, dann überfielen sie den Feind mit gräßlichem Geschrei, stoben aber, sobald dieser sich hartnäckig wehrte, wieder auseinander, um mit der größten Schnelligkeit zum Angriff zurückzukehren und alles vor sich zu Boden zu werfen. In der Ferne kämpften sie mit Wurfspeeren, deren Spitzen künstlich aus scharfen Knochen gefertigt waren; in der Nähe bedienten sie sich der Schwerter, oder der Schlinge, die sie über den Feind warfen, um ihn mit sich fortzuschleppen. 2. Diese Horden überschritten die Wolga und stießen auf die

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 70

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
70 Gerechtigkeit. In den einzelnen Gauen mußten alte erfahrene Männer Gericht halten. Von Zeit zu Zeit pflegte Karl Sendgrasen in die Provinzen zu schicken, welche nachsahen, ob seine Befehle überall befolqt wurden. ° 11; Karl war in seinem Leben höchst einfach und mäßig. In seinem gewöhnlichen Anzuge glich er dem geringsten seiner Unterthanen. Sein Kleid webten seine eigenen Töchter. Kleiderpracht war ihm verhaßt. Als einst seine Hofleute aufiengen, sich in Seide zu kleiden, veranstaltete er im schlimmsten Wetter rasch eine Jagd, auf der die schönen Kleider ganz verdorben wurden. Bei den einfachen Mahlzeiten wurden Geschichten der alten Helden und Könige vorgelesen; auch liebte er es, wenn dabei Saitenspiel und Gesang ertönte. Da er in der Jugend nur einen dürftigen Unterricht erhalten _ hatte, suchte er noch im späten Mer das Versäumte nachzuholen. Er führte fast immer eine Schreibtafel bei sich, schob sie nachts sogar unter sein Kopfkissen, um bei jeder müßigen Stunde Buchstaben nachzumachen. Aber die zu spät angefangene Uebung wollte nicht recht mehr gelingen. 12. Bis in fein Alter hatte er einen kräftigen, gesunden Körper. Erft in den letzten vier Jahren seines Lebens überkam ihn öfters Siechthum; dazu gesellte sich Gram und Trauer. Die liebsten Freunde seines Herzens waren ihm gestorben, und seine zwei tapferen Sohne Pipin und Karl hotte er bald nach einander ins Grab gelegt. Als er fühlte, daß sein Ende nahe war, ließ er seinen Sohn Ludwig nach Aachen kommen, um ihn als seinen Nachfolger einzusetzen. An einem Sonntage führte er ihn in die Marienkirche, hielt ihm in Gegenwart einer großen Volksmenge die Pflichten eines guten Herrschers vor, und ermahnte ihn insbesondere, Gott zu fürchten, feine Schwestern und übrigen Verwandten zu lieben, die Armen zu unterstützen und seinem Volke mit gutem Beispiele voranzuleuchten. „Willst du, mein Sohn," fragte er dann, „alle diese Pflichten treu und gewissenhaft erfüllen?" „Ja, mit Gottes Hülfe/' antwortete Ludwig. „Wohlan denn," fuhr Karl fort, „nimm die Krone, fetze sie dir selbst aufs Haupt, und stets möge sie dich an dein Versprechen erinnern!" Nun stellte der Vater der Versammlung den gekrönten Sohn als künftigen Kaiser vor. — Karl starb am 28. Jan. 814 zu Aachen und ward daselbst unter lautem Wehklagen des Volks in der Gruft der Marienkirche begraben. Er wurde auf einen goldenen Sessel gesetzt, mit einem Schwerte umgürtet und sein Haupt mit einer goldenen Krone geschmückt; auf den Knien trug er ein Bibelbuch, und um die Hüften hteng ihm eine goldene Pilgertasche. 36. Heinrich I. (919—936). 1. Nach dem Aus sterben der Karolinger, b. i. der Nachfolger Karls) würde Konrab, ein Herzog der Franken, zum Könige gewählt; aber er starb schon nach sieben Jahren. Auf seinem Sterbebette empfahl

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 100

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
100 5. Als die Sonne höher stieg, sah man eine schöne grüne Insel vor sich liegen. Nun Bestieg Kolumbus mit seiner Mannschaft die Böte und ruderte unter Musik und mit fliegenden Fahnen dem Lande zu. Am User hatten sich die Bewohner eingefunden, nackte, mit wunderlichen Figuren Bemalte Menschen, die mit Staunen und Schrecken auf die Schiffe hinsahen. Kolumbus war der erste, der ans Land sprang und die neue Welt Betrat. Seine Gefährten knieten mit ihm nieber, küßten das Land und errichteten ein Kreuz, um davor zu Beten (1492). Die fupferrothen Wilden nannten die Insel Guanahani, Kolumbus aber San Salvador. Er glaubte aber noch immer, Inbien entbecft zu haben, und wegen dieses Irrthums erhielt die Inselgruppe, welche sich Bogenförmig zwischen Norb- und Sübamerika ausdehnt, den Namen Westindien. Hierauf steuerte der Entdecker nach Süden und landete an der Insel Kuba, wo ihn die Schönheit des Pflanzenwuchses in Erstaunen setzte. Die Einwohner zeigten auf die Frage, woher ihre Goldbleche kämen, welche sie in Ohren und Nase als Zierde trugen, nach Osten und riefen: „Haiti!" Dieser Richtung solgenb, entbeckte Kolumbus eine Insel, welche er Hispaniola nannte. Was die Einwohner an Golbblechen hatten, schafften sie herbei und gaben sie freubig für Glaskorallen, Schellen und Stecknadeln hin. Nachbem Kolumbus hier eine kleine Kolonie angelegt hatte, kehrte er unter großen Gefahren nach Spanien zurück. Als er in den Hasen einlief, würde er mit allgemeinem Jubel empfangen. Man läutete die Glocken, feuerte Kanonen ab und erdrückte ihn fast, als er vom Schiffe aus in ein nahes Kloster gieng, um Gott für feine Erhaltung zu danken. 6. Ganz Spanien gerieth Bei der Nachricht von einer neuentdeckten Welt in Aufregung, und als Kolumbus die zweite Fahrt antrat, faitben sich mehr als taufend Menschen ein, welche die Reife mitmachen wollte». Denn alle hofften, in kurzer Zeit mit Gold Beladen heimkehren zu können. Kolumbus entdeckte auf dieser Fahrt wieder mehrere Inseln Bei Amerika und eilte darauf nach der kleinen zurückgelassenen Kolonie. Aber zu feinem größten Schrecken fand er dort Weber Festung noch Menschen. Die habgierigen Spanier Batten in ihrer Goldgier die Wilben so grausam Behandelt, daß biefe sie Bis auf den letzten Mann erschlagen hatten. Er legte noch einmal eine Nieberlaffung an und reifte weiter nach Süben. Aber die hinterlassenen Spanier, die nicht arbeiten, fonbern nur Golb suchen wollten, Behaubelten die Inbianer wieber so unmenschlich, daß er nach seiner Rückkehr nur durch den Donner der Geschütze und embere Gewaltmittel den Aufstanb der Wilben unterbrücken konnte. Inzwischen waren einige Spanier nach der Heimat zurückgekehrt und hatten Kolumbus verleumbet. Er sah sich beshalb genöthigt, seinem Bruder beit Oberbefehl über die erworbene Insel zu geben und felbst nach Spanien heimzukehren, um sich gegen die nichtswürbigen Anklagen zu vertheibigen. Es würde ihm leicht, alle Zweifel an feiner Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit zu Beseitigen.

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 111

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
„Bist du Coligny?" „Ich bin es," erwiderte der Greis, „junger Mensch, habe Ehrfurcht vor meinen grauen Haaren!" Aber der Wütherich stieß jhm den Degen in den Leib, hieb ihn ins Gesicht, in den Hals und über die Brust, bis er todt war. Dann warf er den Leichnam aus dem Fenster auf die Straße. Der Prinz Heinrich entgieng nur dadurch dem Tode, daß er versprach, die katholische Religion anzunehmen. Als die Sonne am andern Morgen aufgieng, beleuchtete sie blutbefleckte Straßen und Häuser, verstümmelte Leichname und Sterbende. Das war die berüchtigte Bartholomäusnacht oder die Pariser Bluthochzeit. In Paris allein waren 3000 Menschen ermordet. In den Provinzen aber, no die Verfolgung der Hugenotten noch mehrere Tage fortdauerte, sielen gegen 30,000. Bei der Kunde von diesem Morde ließ der Papst Kanonen lösen und Freudenfeuer anzünden. Ja, er schämte sich nicht, Gott für den glücklichen Ausgang, dieser blutigeu That in allen Kirchen Dankfeste zu veranstalten. Der redliche teutsche Kaiser Maximilian aber schrieb: „Wollte Gott, mein Tochtermann hätte mich um Rath gefragt, ich wollte ihm treulich als ein Vater gerathen haben, daß er solches nimmermehr gethan hätte." 3. Karl Ix., den seit der Bartholomäusnacht das böse Gewissen quälte, starb schon in seinem 24. Jahre. Als nun sein Nachfolger Heinrich Iii. ermordet wurde, war der Prinz Heinrich von Navarra der nächste Thronerbe. Aber die Katholiken wollten ihn nicht als ihren König anerkennen, weil er protestan'isch war. Heinrich war deshalb gezwungen, sich die Krone zu erkämpfen. Als er bei Ivry mit dem feindlichen Heere zusammentraf, fiel er auf die Knie nieder und bat Gott, ihm statt des Sieges den Tod zu schenken, wenn er wüßte, daß er ein schlechter König würde. Zu seinen Soldaten sprach er: „Wenn ihr eure Standarten verlieren solltet, so sehet nur nach meinem weißen Federbusch; ihr werdet ihn imn er auf dem Wege der Ehre und des Sieges finden." Dann griff er tapfer an und errang einen vollständigen Sieg. Nim rückte Heinrich schnell vor die Hauptstadt Paris und schloß sie ein, aber die Pariser wollten ihn trotz der in der Stadt ausgebrochenen Hungersnoth nicht eher einlassen, bis er Katholik geworden sei. Als Heinrich sah, daß er ohne dies Opfer seinem unglücklichen Lande den Frieden nicht geben konnte, nahm er den katholischen Glauben an und zog alsdann in Paris ein. 4. Seine früheren Glaubensgenossen, die Protestanten, vergaß er nicht. Er gab ihnen durch das Edikt von Nantes freie Religionsübung. Sie durften Kirchen und Schulen bauen und konnten zu Staats-ämtern gelangen. Für das Wohl seines Reiches sorgte er als ein weiser Regent. Er beförderte Ackerbau und Gewerbe und erließ den Bauern, die durch den Krieg ganz arm geworden waren, einen großen Theil ihrer Steuern. Ja er äußerte, er würde nicht eher zufrieden sein, bis jeder Bauer des Sonntags ein Huhn in seinem Topfe habe. Er selbst leb:e einfach. Gewöhnlich trug er einen grauen Rock ohne alle Verzierungen. Gegen seine Unterthanen war er leutselig, und wie fröhlich er mit seinen

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 138

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
138 er die Königin: „Wie konnten Sie aber auch nur einen Krieg mit mir anfangen?" Luise erwiderte mit edler Würde: „Dem Ruhme Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen." Preußen verlor die Hälfte seiner Länder und mußte außerdem noch eine große Kriegssteuer zahlen. Aus braunschweigischem, hessischem und hannoverschem Gebiet und den preußischen Provinzen am linken Elbufer wurde das Königreich Westfalen gebildet, über welches Jerome, ein Bruder Napoleons, herrschte. Die Hauptstadt des neuen Reiches wurde Kassel. 2. Zum Glück kam Preußen nach diesen Niederlagen zur Erkenntniß seiner Fehler. Die Königin Luise schrieb an ihren Vater: „Es wird mir immer klarer, daß alles so kommen mußte, wie es gekommen ist. Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbar neue Weltzustände ein, und es soll eine neue Ordnung der Dinge werden, da die alte sich überlebt hat und in sich selbst als abgestorben zusammenstürzt. Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen, wir sind mit der von ihm geschaffenen neuen Zeit nicht fortgeschritten, deshalb überflügelte sie uns." Friedrich Wilhelms erste Sorge war es nun auch, das gestimmte Staats- und Heerwesen neu zu gestalten und zu ordnen, und ausgezeichnete Männer, die das redliche Streben hatten, das Vaterland wieder zu heben, standen ihm treulich zur Seite. Vor allem war es der redliche Freiherr von Stein, der durch eine bessere Staatsverwaltung die Kräfte des Volkes hob und Gememsinn und echte Vaterlandsliebe in den Herzen weckte. Zwar mußte er auf Befehl Napoleons fein Amt niederlegen und Deutschland verlassen; aber sein Nachfolger Hardenberg wirkte in seinem Sinne fort. Ebenso suchte Scharnhorst durch Umgestaltung des ganzen Kriegswesens das Heer mit Liebe zum Könige und zum Vaterlande zu erfüllen. Der Waffendienst wurde als eine Ehrenpflicht dem ganzen Volke auferlegt. Im Frieden von Tilsit hatte sich Preußen freilich verpflichten müssen, nur eine Armee von 42,000 Mann zu halten; indem aber Scharnhorst einen Theil des Heeres entließ, dafür Rekruten einzog und, wenn diese einexerziert waren, von neuem wechselte, brachte er, des Feindes Wachsamkeit täuschend, die Zahl der schlagfertigen Krieger auf das Dreifache. Außer den Räthen des Königs suchten auch Männer aus dem Volke, voll von glühender Vaterlandsliebe, das heranwachsende Geschlecht zu bilden. Ernst Moritz Arndt weckte durch seine Lieder das schlummernde • Nationalgefühl; Friedrich Ludwig Jahn strebte durch das Turnen alle Stände wehrhaft zu machen und sie mit Muth und Kampfeslust zu erfüllen. Johann Gottlieb Fichte wagte es, in Berlin, während die Trommeln der französischen Besatzung durch die Straßen wirbelten, seine berühmten Reden „an die deutsche Nation" zu halten, die wie ein Aufruf gegen die verhaßte Fremdherrschaft erklangen. 3. Im Jahre 1809, als Napoleon mit Spanien in einen hartnäckigen Kampf verwickelt war, erhob Oesterreich sich von neuem, um dic

8. Für Mittelklassen - S. 58

1887 - Berlin : Gaertner
7. Welches sind die wichtigsten Haustiere in den einzelnen Haupt- ländern der Erde? 8. Welche Gebirge der Erde sind durch Reichtum an Metallen ausgezeichnet? 9. Welche Ähnlichkeit haben die 5 Erdteile mit einander: a) nach den Hochländern;' d) den Tiefländern; c) der Witterung; ä) den Tieren und Pslanzen; e) der Beschäftigung und Staatsein- richtuug der Bewohner? 10. Welche Hauptverschiedenheit von einander zeigen sie in allen diesen Punkten? 11. Welche Religionen sind am verbreitetsten aus der Erde, und in welchen Erdteilen sind die einzelnen vorwaltend? 12. Von welchem Erdteile ist die Bildung der Menschheit ausge- gangen und welchen allmählichen Gang hat sie genommen? Otto Hauthal (©. Piitz'sche Buchdr.) Naumburg a/S.

9. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 84

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 84 — auch solche, die nur unmittelbar den Kaiser als Lehnsherrn anerkannten. Diese hatten, besonders vom 15. Jahrhundert an, einen schweren Stand gegen die Fürsten, welche darauf ausgingen, diese kleinen Gebiete ihren eignen größern noch einzuverleiben. Noch eine andere Art des Adels ist in den Städten zu finden, die sogenannten Patricier, ansässige Edle in der Stadt, — welche sich mit den Rittern aus dem Lande auf eine Stufe stellten. Dann die Vögte, welche die Rechte ans den Gütern der Fürsten wahrnahmen, sowohl auf dem Lande wie in einer Stadt 2c. (Landvogt, z. B. Burggraf von Nürnberg). V. Die Kirche Von bedeutendem Einfluss im Staate war die Kirche; sie hielt den Zusammenhang mit der römischen Cultur, welche die alte Welt ab-schloss, aufrecht, besonders mit der lateinischen Sprache, auch suchte sie die wilden Sitten der noch rohen Franken durch den Glauben, damals nur eben vielfach noch Wunder- und Aberglauben, zu mildern. Sie wirkte auch schützend und schirmend für das Leben des Einzelnen, denn wer an die heiligen Stätten der Märtyrer flüchtete, fand dort ein Asyl vor Verfokgnng. Der Verfolger, in Angst vor der Macht des Heiligen, die ihm Schaden zufügen könnte, wagte nicht, in das Heiligthum zu dringen (so wurde besonders verehrt der heilige Mar-tinus in Tours). Wie im Alterthum der Altar, oder das heilige Götterbild im Tempel, so auch waren nun die geweihten, christlichen Stätten Schirm und Schutz für schuldig oder unschuldig Verfolgte. Besonders dadurch, dass sie die Gewissen mit ihren Gnadenmitteln beruhigte und Bußen für begangene Sünden feststellte (Almosen, Wallfahrten, Fasten, Geißelungen — Könige und Fürsten mussten zur Strafe für ihre Sünden neue Kirchen, Klöster u. s. w. gründen), erzog die Kirche im Mittelalter die wilden Gemüter (oft auf anschauliche Weise) zu einer sanftem Sitte. Aber noch mehr vermochte sie, wenn sie diese Gnadenmittel verweigerte, wenn die Gewalt des Bannes.den Sünder betraf. Der Bann, der den Einzelnen friede- und ruhelos machte, war aber noch schlimmer, wenn er sich auf ganze Länder erstreckte (Interdikt). — Auch äußerlich prägte die Kirche den Gebräuchen, Sitten und äußeren Zeichen dieser Zeit einen eigenthümlichen Charakter auf: wo man hinsah, in dem Verkehr der Städte, im einsamen Gebirge, überall, selbst in der Wildnis, erhob sich über Kirchen und Kapellen das Kreuz, lud die Glocke zur Andacht, zum Gebet — die Sitte das Zeichen des Kreuzes zu machen, das Abbeten des Rosenkranzes, der Genuss des Sakramentes, die vielen Feiertage im Jahre, Wunder, die sich an heiligen Stätten ereigneten, das alles hielt die Gemüter mit überwältigender Macht an die Kirche gebunden — zumal ein selbstständiger Unterricht getrennt von der Kirche für das Volk noch gar nicht bestand. Daher die Befangenheit der Menge in Aberglauben, die Wundersucht, die oft wohl geflissentlich von der Kirche genährt wurde. Und wenn irgendwo Geister eine tiefere Bildung erstrebten, so waren es eben auch nur wieder Geistliche, welche diese Schätze der Intelligenz und nicht minder auch die Künste bewahrten und letztere Übten. Geistliche sind Lehrer, Geschichtsschreiber, Gelehrte aller Art, sie sind Architekten, Glockengießer, betreiben rationell die Landwirthschaft, sie bilden in

10. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 85

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 85 — Erz und Thon, in Stein und Marmor, sie schaffen Wandmalereien, Pergament-verzierungen, sie sind Buchhändler, Fabrikanten der Bücher, sie überliefern uns in ihren sorgsam behüteten Bibliotheken die kostbarsten Texte, sie sind Musiker, Componisten, Dichter, sie sind auf geistigem, wissenschaftlichem, künstlerischem Gebiet, in vielen praktischen Beziehungen für diese Zeit alles in allem. Was aber noch ins Gewicht fällt, ist: Die Klöster waren sichere Herbergen für Reisende und Pilger, sie erbarmten sich der Elenden, Kranken, Schwachen, sie waren in weiten Kreisen wohlthätig: wenn Hungersnoth, Miswachs eintraten, dann thaten sie ihre Speicher aus und speisten den Hungernden, kleideten die Nackten, dem Gebote des Evangeliums folgend. Die großen Reichthümer indes, welche sich die Kirche erwarb durch Schenkungen, Vermächtnisse u. s. w. legten auch die Gefahr nahe, daß die Verwalter derselben in ein üppiges, bequemes, süudliches Leben verfielen; und oft genug findet sich im Mittelalter in reichen Klöstern die größte Entartung, so dass diese geistlichen Gründungen nicht nur nicht ihrem Zwecke entsprachen, sondern auch noch ein schlechtes Beispiel gaben, das verderblich auf die Sitten der Zeit einwirkte. Und doch forderte die christliche Lehre Entsagnng von der Welt, Ertödtnng des Fleisches, ein sich Versenken in das Anschauen des Göttlichen, ein Leben in Gott; dies beförderten am meisten die Mönchsorden. Die Weltpriester standen bis Gregor noch viel freier da als die Mönche, bis dieser das Cölibat einführte. — Die Kreuzzüge, in denen die Macht der Kirche ihre höchste Stufe erreichte, waren auch zugleich ihr Gipfelpunkt. Von da ab sank sie wieder. Die Berührung mit fremden Völkern, mit den andersgläubigen Saracenen, wirkte tief auf die Völker des Abendlandes ein; die Wissenschaften, die Künste der Araber drangen ein ins Abendland, so sehr auch die Kirche dagegen eiferte. Friedrichs des Ii. Zwist mit dem Papste ging auch zum Theil aus seiner Duldung und Begünstigung arabischer Bildung, mit der er in Sicilien und Unteritalien in Berührung kam, hervor. Und deshalb war er der Erzketzer, der verflucht und verdammt wurde als einer, der sich nicht scheute, mit den Ungläubigen zu verkehren. Aber auch anderswo fanden Anschauungen in den Völkern Eingang, welche die blinde Abhängigkeit von der Kirche zu erschüttern drohten. Man setzte darum die Inquisition ein, eine Einrichtung, welche wohl bei den romanischen Völkern, jedoch nie in Deutschland Wurzel gefasst hat (1234 Konrad v. Marburg, nach Deutschland vom Papste als Inquisitor gesandt wurde, vom erbitterten Volke erschlagen. Seitdem blieb das deutsche Reich von der Inquisition verschont). Die Kirche wirkte mit an der Gestaltung des Reiches; gar oft waren es hohe Kirchenfürsten, welche, auf ihre Macht gestützt, sich mit den Fürsten verbanden und der Kaisermacht entgegen traten, oft andererseits stützten sich die Kaiser auf ihre geistlichen Fürsten, zogen sie und ihre Vasallen zu Kriegsleistungen heran, sowohl auf Römerzügen, wie auch in Fehden gegen widerspenstige Herzöge und Grasen. —
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