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mit der Einführung des Christenthums zugleich deutsche Kultur verbreitete (Anlegung deutscher Städte, wie Culm, Thorn, Elbing, Königsberg). 1309 wurde der Sitz des Hochmeisters von Venedig nach Marienburg verlegt und seitdem dehnte der Orden sein Gebiet mehr und mehr aus. bis die Niederlage bei Tannenberg 1410 gegen den König von Polen seine Macht brach. .Im Frieden zu Thorn 1466 verlor er Westpreußen an Polen und musste die polnische Lehnshoheit über Ostpreußen anerkennen. Der Hochmeister Albrecht von Brandenburg trat 1525 der Reformation bei und nahm Preußen als erbliches Herzogthum von Polen zu Lehen. Sein Sohn, der blödsinnige Herzog Albrecht Friedrich (1568—1618), hinterließ das Land seinem Schwiegersöhne, dem Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg.
Zweiter Abschnitt.
Vom westfälischen Frieden bis zum Anfange der französischen Revolution
(1648-1789).
§. 27. Ludwig Xiv. (1643-1715).
Während Deutschlands Kraft nach dem 30jährigen Kriege völlig gebrochen war, erhob sich Frankreich zu einer bedeutenden Macht. Nach Ludwigs Xiii. Tode regierte dort dessen öjähriger Sohn Ludwig Xiv. Während seiner Minderjährigkeit leitete ein Italiener, Cardinal Maz arini, welcher der Schüler und Nachfolger Richelieu's war, die Regierung. (Aufruhr der Pariser, Krieg der Fronde, Prinz Conds.) Frankreich gewann unter Mazarin außer den Erwerbungen im 30jährigen Kriege auch einige spanische Besitzungen. Nach seinem Tode ergriff der 17jährige Ludwig Xiv. selbst die Zügel der Regierung als unumschränkter Selbstherrscher. Er war ein reichbegabter, aber rühm- und ländergieriger Fürst. Nachdem sein Finanzminister Colberl durch einsichtsvolle Verwaltung die Einnahmen des Staates vermehrt, und der Kriegsminister Flotte und Heer gerüstet hatte, begann er seine Raubkriege.
1. Zunächst (1666) erhob er, als sein Schwiegervater der König Philipp Iv. von Spanien gestorben war, ungerechte Ansprüche auf das spanische Flandern. Allein England, Holland und Schweden zwangen ihn im Frieden von Aachen (1668) mit nur 12 Grenzstädten fürlieb zu nehmen.
2. Dann begann er 1672 in Verbindung mit England und Schweden den Krieg mit Holland. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von Brandenburg, stand den Holländern bei, konnte aber nur wenig thun, da der Kaiser keine ernstliche Hilfe leistete. Als jedoch später England austrat, wurden die Franzosen über den Rhein zurückgedrängt und die Schweden, durch Ludwig zu einem Einfalle in Brandenburg gereizt, in der Schlacht bei Fehrbellin 1675 vom großen Kurfürsten vollständig besiegt. Derselbe gewann dadurch Vorpommern, musste es aber wieder herausgeben, da der Kaiser die Vergrößerung Preußens fürchtete.
Da auch der kaiserliche Feldherr Montecuculi die Franzosen am Rhein geschlagen hatte, schloss Ludwig den Frieden zu Nimwegen 1678 und erhielt die Franche Comte und 16 Städte in Flandern und im Hennegau.
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192 Kap. 158. Zweite u. dritte Theilung Polens. Napoleon Bonaparte.
Das auch in Polen sich ausbreitende Jakobinerwesen veranlat? Rußland und Preußen 1793 zur zweiten Theilung Polens. Als sich sodann die Polen unter dem heldenmtigen Kosnusro in einem allgemeinen Aufstand erhoben, aber besiegt wurden, erfolgte 1795 die dritte Theilung Polens, durch die es seine Selbstndigkeit verlor. Bei dieser letzten Theilung wurde zwischen Preußen und Oesterreich-die Weichsel, zwischen Oesterreich und Rußland der Bug, zwischen Rußland und Preußen der Riemen die Grenze. Im Ganzen hatte Rußland 8500, Preußen 2600 und Oesterreich 2300 Q.-M. des polnischen Knigreichs erhalten.
(2.) Da die Franzosen gegen Oesterreich in Deutschland nichts ausrichteten^
1796 warb Napoleon Bonaparte nls Obergeneral nach Italien gesanbt, wo er einen Sieg um den andern erfocht (besonders bei Lobi und Arcole), so ba Sarbinien, Neapel und der Papst sich den Frieden erkaufen, die Ven eti aner ihre alte Republik vernichtet sehen und die Oesterreicher bis Wien zurckweichen muten. Hierauf wrbe der Frieden von Campo
1797 Iormio geschlossen, worin Oesterreich Belgien und die Lombardei ab-treten mute und dasr das venetianische Gebiet (doch ohne die jonischen Inseln) erhielt.
Aus der Lombardei wurde die cisalpinische, aus Genua die ligurische Republik geschaffen. Im folgenden Jahre wurde Papst Pius Vi. gefangen genommen und der Kirchenstaat in eine rmische Republik, desgleichen die Schwei; in eine helvetische Republik umgewandelt, Gens aber mit Frankreich vereinigt.
Inzwischen hatte sich das Directorium in Frankreich durch seine Bedrck-ungen und Veruntreuungen um alles Ansehen gebracht, so da die Hoffnun-gen aller sich auf Bonaparte richteten. Um daher diesen General in der Ferne zu halten, schickte das Directorium ihn mit einer Flotte nach Aegyp-ten, durch dessen Eroberung es Frankreich fr die unterde an England der-lorenen Eolonicen entschdigen wollte. Die Rstungen zur gyptischen Expe-dition wurden insgeheim in Toulon gemacht und durch die offenen Rstungen in Boulogne zu einer Lanbung in England maskirt.
Nach der glcklichen Lanbung in Aegypten und nach dem Siege bei den
1798 Pyramiden der die Mamelucken eroberte Bonaparte die Hauptstabt Kairo und nahm damit fast ganz Aegypten ein. Aber kurz darnach wrbe seine Flotte bei Abukir von den Englnbern unter Nelson vernichtet; sein Zug nach Syrien miglckte, und als er nach Aegypten zurckkehrte, waren die Trken gelanbet. Doch schlug er sie bei Abukir, bertrug aber dann dem General Kleber die fernere Behauptung Aegyptens und eilte nach Frankreich zurck, wo die Republik in Gefahr war.
(3.) Denn unterde hatte England mit Oesterreich, Rußland, Neapel und der Pforte die zweite Coalition zu Stanbe gebracht und den Krieg erneuert, und anbrerseits war die Directorialregierung noch haltloser geworben.
Zwar hatten die Franzosen in Italien bald die Neapolitaner besiegt und aus Neapel eine parthenopi sche Republik gemacht, hatten Toscana an sich ge-rissen und den König von Sardinien vertrieben; allein in Deutschland waren sie von dem Erzherzog Karl wieder der den Rhein und in die Schweiz zurck-getrieben, und in Oberitalien durch den russischen General Suwarow auf Genua und Nizza eingeschrnkt worden. Indessen waren die Russen in der S chweiz in Nachtheil gerathen und alsbald von ihrem Kaiser Paul I. (17961801) zurckgerufen worden; dennoch war Frankreich in einer kritischen Lage, weil zugleich das Directorium, um sich zu behaupten, die drckendsten Gewaltmaregeln ^anwandte. Da, in diesem Momente, kam Bonaparte von Aegypten zurck. (Oet. 1799.) In Paris angekommen, strzte er mit Hlfe der ihm ergebenen Truppen
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238 Kap. 177. Rußland. Spanien.
Aber die leidenschaftliche Erregung der Iren lie sich nicht so bald dmpfen, die meuchlerischen Angriffe aus das Leben der Grogrundbesitzer huften sich so, da die Regierung zum Schutze des Lebens und Eigenthums Ausnahme-gesetze in Irland in Anwendung bringen mute (1870). Von weitgreifender Bedeutung fr England ist die Reform des Wahlrechts, welches in der Mitte des Jahres 1867 auf alle Klassen ausgedehnt wurde, (Haushaltswahl-recht). Um sein Ansehen im Osten aufrecht zu erhalten, unternahm England einen Krieg gegen den König Theodorus von Abessinien, der eng-Uschs Beamte und Missionre gefangen gehalten und trotz aller Vorstellungen nicht frei gelassen hatte. Mit einem wohlgersteten Heere landete General Napier in Zulla (3. Jan. 1868) und erstrmte nach Ueberwindung unge-heurer Terrainschwierigkeiten die Festung Magdala, worauf sich König Theo-dorus selbst den Tod gab. Mit den befreiten Gefangenen verlieen die Eng-lnder Ende Juni das Land wieder.
(3.) In Kuland hatte Kaiser Alexander Ii. durch eine Reihe der wohlttigsten Reformen sein Reich auf eine hhere Stufe der Entwickelung gehoben. Handel und Verkehr wurden erleichtert, die Volksbildung durch Vermehrung der Unterrichtsanstalten (Schullehrerseminare, Sonntagsschulen) gefrdert, die Bibelverbreitung vom Kaiser selbst untersttzt, das Justizwesen aus freisinniger Grundlage neu organisirt. Von der weitgreisendsten Bedeutung aber war die am 19. Februar (3. Mrz) 1861 durch kaiserliches Manifest verkndete Aufhebung der Leibeigenschaft, welche am 17. Mrz 1863 tatschlich durchgefhrt sein sollte. In Folge davon ver-spricht das Kaiserreich in socialer, finanzieller und volkswirtschaftlicher Hinsicht eine ganze neue Gestalt zu gewinnen. Die ruhige Entwickelung des Reichs wurde vorbergehend durch eine Jnsurrection in Polen gestrt.
Auch in Polen hatte die Idee der Nationalitt gezndet. Den ersten revolutionren Demonstrationen vermochte die Regierung leicht Einhalt zu thun (1860/61). Aber wiederholte Ausbrche der nationalen Bewegung, die im Heiligthum der Kirche von der katholischen Geistlichkeit geschrt worden, hatten zur Folge, da der Polen der Kriegs-zustand verhngt, und der Geistlichkeit die zeitweise Schlieung der Kirchen befohlen wurde (October 1861). In der Einfhrung wohlthtiger Reformen lie sich der russi-sche Statthalter, Grofrst Konstantin (1862), nicht stren, konnte inde die An-sprche der Polen nicht befriedigen. Da brachten die von der Regierung bei der Rekrutenaushebung getroffenen Maregeln den ganzen schwer verhaltenen Ha der Polen zum Ausbruch. Das revolutionre Konnte constituirte sich (22. Jan. 1863) als provisorische Nationalregierung, rief die Nation zu den Waffen und bte gegen alle, welche sich der Bewegung nicht anschlssen, einen grauenhaften Terrorismus. Doch hielt sich der Bauernstand von der Erhebung fern. Unbekmmert um die Ver-Wendung Frankreichs, Englands und Oesterreichs zu Gunsten Polens schlug Rußland die bewaffnete Jnsurrection mit Gewalt nieder, und hatte nach kurzer Anstrengung die Macht des Aufstnde? gebrochen. Die Verwaltung Polens ging wieder ganz in russi-sche Hnde der und der Bauernstand wurde in ziemlich selbstndige, von dem Grundadel unabhngige Gemeinden organisirt. Seitdem wird die Russificirung Polens und die Vernichtung der katholischen Kirche mit rcksichtsloser Energie betrieben. In hnlicher Weise geht neuerdings die russische Regierung auch in den deutschen Ostseeprovin-zen gegen die deutsche Bevlkerung und Eigenart vor: schon ist in den dortigen Gymnasien russischer Unterricht zwangsweise eingefhrt und fr Behrden und Gerichte das Russische zur ausschlielichen Geschstssprache erklrt.
Von entschiedenem Glck war Rußland bei seinen Eroberungskriegen in Asien begleitet. Schon 1858 hatte es sich durch Besitzergreifung des Amur-land es in Ostasien ausgedehnt. Im Jahre 1864 unterwarf es, nach der
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Extrahierte Ortsnamen: Donau Turin Valenciennes Utrecht Frankreich Belgien Mailand Neapel Neufundland England Nantes Europa Schweden Holland Zaandam England Schweden Narwa Schweden Polen Sachsen Stadt_Petersburg Ungarn Deutschland Schweden England Bremen Hannover Deutschland Holland Frankreich
109
und Sitte ein, errichtete Schulen und machte sich (nach Aufhebung des russischen Patriarchats) zum Oberhaupte der russisch-griechischen Kirche. Nachdem er von den Trken A s o w erobert und den freien Handel auf dem Schwarzen Meere er-rungen hatte, reiste er (16971698) zu seiner Ausbildung durch Deutschland nach Holland, wo er (zu Zaandam) Schiffe bauen half, und begab sich dann nach England, wo er das Schiffswesen in noch hherer Vollkommenheit kennen lernte. Ein Aufstand der Strelitzen, welche seine neuen Einrichtungen haten, rief ihn nach Rußland zurck; er unterdrckte die Emprung mit blutiger Strenge, lste das Strelitzencorps auf, und nachdem er ein neues, von auslndischen Osfi-zieren eingebtes Heer gebildet, suchte er nun den Plan auszufhren, die fchwedi-schen Ostseelnder zu erobern, um auch im Baltischen Meere eine See-macht zu grnden.
2. Der nordische Krieg 17001721. Die Verbindung Peters des Groen mit den Knigen von Polen und Dnemark gegen den jungen König Karl Xtt von Schweden veranlate 1700 dm nordischen Krieg.
Der Krieg begann damit, da die Dnen Schleswig angriffen (das dem Herzog von Holstein - Gottorp, Karls Xii. Schwager, gehrte), während die Sachsen in Livland, die Russen in Esthland einfielen. Karl aber landete rasch aus Seeland und zwang Dnemark zum Frieden (von Travendal). Dann wandte er sich gegen die Russen, deren bermacht er mit seinem kleinen Heere in der Schlacht bei Narwa 1700 besiegte. Daraus gegen Polen gewandt, brachte er durch die Eroberung von Warschau und mehrere Siege das ganze Land in seine Gewalt, lie den König August Ii. absetzen und an dessen Stelle Stanislaus Leszinsky zum polnischen König whlen. Durch einen Zug nach Sachsen ntigte er August zum Frieden (zu Altranstdt 1706), in welchem dieser dem polnischen Throne entsagte.
Unterdes hatte Peter einen Theil der Ostseelnder in Besitz genommen und dort die Erbauung der neuen Hauptstadt St. Petersburg (1703) begonnen. Mit dem Plane, auch ihn zu entthronen, kehrte sich nun Karl gegen Rußland, drang durch Einden und Wlder bis der den Dnjepr vor, lie sich aber durch den Kosakenhetman Mazepp a verleiten, nach der Ukraine zu ziehen, wo er ver-geblich die Hilfe der Kosaken erwartete, während Mangel und Winterklte sein Heer schwchten. So wurde er von den Russen in der Schlacht bei Pultawa 1709 gnzlich geschlagen und mute sich als hilfloser Flchtling nach der Trkei retten.
Dort verweilte er als Gast des Sultans fnf Jahre, welche seine Feinde zu benutzen wuten, indem August Ii. Polen wieder in Besitz nahm, der König von Dnemark Schwedens Besitzungen in Deutschland angriff, Peter in Finnland eindrang. Zwar bewog Karl die Trken zum Kriege gegen Rußland, und es gelang ihnen, das russische Heer am Pruth(1711) einzuschlieen; doch erkaufte Peters Gemahlin Katharina durch Bestechung des Groveziers den Frieden, in welchem Rußland Asow ausgab. Karl blieb hierauf selbst gegen den Willen der Trken noch einige Jahre in einem befestigten Lager bei Bender, bis er endlich 1714 rasch (der Stralsund) nach Schweden zurckeilte.
Aber auch England und Preußen hatten sich bereits mit Karls Feinden verbunden , soda er nach dem Verluste der Ostseeprovinzen und der Besitzungen in Deutschland sich auf das eigentliche Schweden zurckgedrngt sah. Um sich fr
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108
den Utrechter Frieden 1713, in welchem Philipp V. als König von Spanien und Indien anerkannt wurde unter der Bedingung, da die spa-nische und franzsische Krone nie vereinigt werden drften (Haus Bourb on inspanien). England bekam von Spanien Gibraltar und von Frankreich Neusundland und die Hudsonslnder; Preußen erwarb das Oberquartier Geldern und die allgemeine Anerkennung seiner Knigswrde. Darauf schlo auch der Kaiser mit Frankreich Frieden zu Rastatt 1714 und erhielt in demselben die spanischen Niederlande, Neapel, Mailand und Sardinien, das er bald an den Herzog von Savoyen gegen Sizilien vertauschte (Knig-reich Sardinien). Die Kurfrsten von Bayern und von Kln bekamen ihre Lnder zurck. Dem Rastatter^Frieden trat das deutsche Reich bei zu B a d e n (im Aargau).
52.
Der groe nordische Krieg und Rußland.
Gleichzeitig mit dem spanischen Erbfolgekrieg wurde auch im Norden ein groer Krieg gefhrt: von Schweden gegen Dnemark, Polen und Rußland.
1. Rußland Peter der Groe.
Das russische Reich, von Normannen (Wargern) unter Rurik im 9. Jahr hundert gegrndet, im 10. Jahrhundert zur griechisch-katholischen Kirche bekehrt, dann durch Teilungen in eine Anzahl kleiner Frstentmer zerspalten, welche im 13. Jahr-hundert von den Mongolen unterjocht wurden und zwei Jahrhunderte lang ihnen zinsbar waren, wurde zu einer unteilbaren Gesamtmonarchie vereinigt durch Iwan Hl den rossen (f 1505), welcher des Reiches Umfang durch Eroberungen erweiterte und sich zuerst Selbstherrscher aller Reuen" nannte. Iwan Iv. der Schreckliche (bis 1584) nahm den Zarentitel an, legte durch Errichtung der Streichen (Leibgarde) den Grund zu einem stehenden Heere, unterwarf Kasan und Astrachan und begann die Eroberung Sibiriens. Als mit seinem Sohne (1598) der ruriksche Mannsstamm erlosch, wurde das Reich durch Thronstreitigkeiten erschttert, bis 1613 Michael aus dem Geschlechte der Romanow (eineszweiges der Rurik) zum Zaren gewhlt wurde.
Unter den Zaren aus dem Hause Romanow (16131762) gewann das Reich europische Bedeutung. Der Grnder seiner Gre war Peter I. der Groe (16891725).
Peter, geb. 1672, beim Tode seines Vaters, des Zaren Alexei, ein 4jhriges Kind, wird 1682 (nach dem Ableben des Zaren Feodor Iii., seines Halbbruders) unter der Vormundschaft feiner Mutter zum Zaren ausgerufen. Infolge eines Aufruhrs der Streichen erhlt feine Halbschwester Sophie die Regentschaft; Peter wchst in Preobrafchenskoi auf (fein Lehrer der Genfer Lefort, Soldatenfpiele mit den Kameraden" des Zaren); 1689 wird Sophie ins Kloster verstoen, Peter wird Alleinherrscher.
Sein Streben ging dahin, europische Kultur tri Rußland einzufhren und dessen Grenzen bis zur Ostsee und zum Schwarzen Meere zu erweitern. Er gestaltete sein Heer auf europische Art um, hob das Seewesen, zog zur Be-frderung der Industrie geschickte Auslnder herbei, fhrte europische Kleidung
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Extrahierte Personennamen: Philipp_V. Philipp_V. Peter_der_Groe Iwan Michael Peter Feodor_Iii Sophie Peter Peter
681
schw eig für abgefeht, und fein Land für verfallen. Der un-
glückliche Herzog starb in tiefem Gram bei Hamburg. Auch
Hessen ließ er durch Mortier besetzen, weil der Kurfürst
sich mit Preußen habe verbinden wollen. Mit Mühe erhielt
der Herzog von Weimar, der als preußischer General dem
Kriege hatte beiwohnen müssen, Verzeihung. Am besten kam
Sachsen weg. Napoleon schloß mit dem Kurfürsten einen Frie-
den, und verlieh ihm den Titel eines Königs von Sach-
sen, wofür dieser zum Rheinbünde übertrat, und Truppen
liefern mußte. In Berlin war es auch, wo Napoleon eins
Achtserklärung gegen das ihm so verhaßte England schleuderte.
Er erklärte nämlich, daß aller Verkehr mit England in allen,
Frankreich unterworfenen oder verbündeten Ländern streng ver-
boten sey; alle Schiffe, die in England angelegt hätten, soll-
ten eben so wie englische weggenommen, alle auf dem festen
Lande befindliche Engländer festgcnommen, und alle englische
Waaren confiscirt werden, eine eben so drückende Maßregel
für England, dessen Handel dadurch sehr litt, als besonders
für die Völker des festen Landes, die nun aller englischen
Waaren entbehren, und Zucker und Eaffce übertrieben theuec
kaufen mußte/i.
Am wenigsten war zu billigen, daß Napoleon die Polen
gegen Preußen aufwiegelte. Daß die Polen seit 1795 höchst
ungern die preußische Herrschaft trugen, wissen wir schon, und
daß sie unabhängig zu seyn wünschten, kann man ihnen nicht
verdenken. Ader sie hatten seitdem vom Könige große Wohl-
thaten erhalten, und wurden besser und gerechter regiert als
vordem. Dessenungeachtet hörten sie auf den ersten Aufruf
Napoleons, sich frei zu machen. Zwei in Frankreichs Heeren
dienende Polen, Dombrowski und Wibicki, riefen die
Polen auf, das preußische Joch abzuschütteln; der göttliche
Napoleon komme, sie unter seinen Schutz zu nehmen, und
habe versprochen, ihr Vaterland wieder herzustellcn, und ihnen
einen einheimischen König zu geben.*) Schnell fühlte sich das
*) Der göttliche Napoleon hat aber schlecht Wort gehalten. Sein
Schutz bestand darin, daß er die polnischen Truppen, die auf Ko-
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Extrahierte Personennamen: Mortier Napoleon Napoleon Napoleon Napoleons Dombrowski Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Hessen Weimar Sachsen Rheinbünde Berlin England England Frankreich England England Napoleons Frankreichs Polen
627
Mann, der allein das Vaterland zu retten vermöchte'/ wenn
es noch einmal zu retten sey.
Dieser Mann war Kosciusko, aus Litthaucn gebürtig,
der Sohn eines unbegüterten Edelmanns. Nach fleißig hin-
gcbrachter Zugend nahm er Kriegsdienste erst im polnischen,
dann im französischen Heere. Als aber der nordamerikanische
Freiheitskampf begann, zog ihn sein Herz nach Nordamerika,
wo er mit La Fayette gegen die englischen Unterdrücker focht.
Daß er späterhin an der Spitze der Polen den Russen entge-
gen ging, haben wir schon gesehen; mit tiefem Schmerze sah
er sein theures Vaterland herabgcwürdigt. Als er den Sabel
in die Scheide steckte, rief er: „Gebe Gott, daß ich ihn noch
einmal für das Vaterland ziehen kann!"
Diese Zeit erschien. Noch im Zahr 1793 reiste er m
Polen umher, erforschte die Gemüther, und wies den patrio-
tisch Gesinnten Krakau als Versammlungsort an. Keiner ver-
rieth das Geheimniß. Aber im Frühlinge 1794 standen die
Polen plötzlich auf. Madalinski erhob sich in Pultusk,
Kosciusko selbst in Krakau, überall flatterte die Fahne der
Empörung, wenn wir die letzte Anstrengung eines ungerecht
unterdrückten Volks so nennen wollen. Ueberrascht rückten
Russen und Preußen gegen die Polen, wurden aber von den
Tapfcrn zurückgeschlagen, und die Erbitterung des Volks ge-
gen seine Unterdrücker war so groß, daß in Warschau am
grünen Donnerstage 1794 2000 Russen erschlagen wurden,
und der russische General Zgelström sich nur durch die schleu-
nigste Flucht retten konnte. Eine kühne Begeisterung für Frei-
heit hatte das Volk ergriffen; schnell wurde die Stadt befe-
stigt, weil man hier einen Angriff des russischen Heeres er-
warten mußte, und wetteifernd halfen alle Stände und jedes
Aller. Wirklich zog sich auch der ganze Krieg nach dieser
Stadt. Kosciusko hielt in der Ebene vor derselben, ein preu-
ßisches Heer zog herbei, und belagerte die Stadt; aber nach
zwei Monate zogen die Preußen wieder ab, weil die erwarte-
ten Russen nicht eingetroffen waren, und das Land hintee ih-
nen sich erhoben hatte.
40*
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die erste Theilung Polens (1772) erhielt es außer der Zipser Gespannschaft noch Galizien und Lodomirien als ein eigenes Königlich.
Brandenburg erhebt sich in dieser Periode zum Range einer europäischen Großmacht. Im westfälischen Frieden erlangte es den östlichen Theil von Hinterpommern und die säcularisirten Stifter Magdeburg, Minden, Halberstadt und Camin als weltliche Fürstentümer; im Frieden zu Oliva, einem Kloster bei Danzig,
(1660) erhielt der große Kurfürst das Herzogthum Preußen als unabhängiges Land; sein Sohn nahm 1701 den Königstitel an. Im Frieden von Utrecht (1713) erhielt Preußen das Herzogthum Geldern und Neufchatel, 1720 Stettin, Usedom,
Wollin und Vorpommern und im Hubertsburger Frieden (1763) Schlesien. Durch die erste Theilung Polens (1772) erlangte Preußen das 1466 an Polen abgetretene Westpreußen (außer Danzig und Thorn) und den Netze-Distrikt.
§ 100.
Das Ende der englischen Revolution.
Mit dem Tode Karls T. (1649) war England eine Republik geworden. England Am Tage der Hinrichtung des Königs (8 95) erklärte das Haus der Gemeinen Republik Jeden für einen Verräther, welcher den Prinzen von Wales oder sonst Jemanden ^-leeo. zum Könige vorschlagen werde, und schrieb eine Eidesformel vor, welchen Jeden zur Treue gegen die bestehende Regierung ohne König und ohne Oberhaus verpflichtete.
Allein die Schotten und Irländer ergriffen für Karl Ii. die Waffen, welcher besiegt wurde und nach mancherlei Abenteuern in die Normandie entfloh.
Der englische Gesandte im Haag war, weil er die Anklageakte gegen Karl L Die Navi-versaßt hatte, ermordet, sein Nachfolger auf der Straße mishandelt worden. Ans Rache erließ das Parlament die Navigationsakte (1651), welche gebot, daßmit Holland, außereuropäische Waaren nur auf englischen, europäische nur auf Schiffen Englands oder des erzeugenden Landes eingeführt werden könnten. Den Holländern war diese Akte so gefährlich, daß sie die Zurücknahme derselben forderten und ihre übermächtige Flotte in den Canal schickten. Mit aller Energie rüstete das englische Parlament eine Kriegsflotte aus. Das Kriegsglück begünstigte seinen Admiral Blake, welcher 1653 in einer dreitägigen Schlacht die Holländer unter ihren berühmten Führern Tromp und Runter schlug. Die Navigationsakte ist 1821 und 1825 wesentlich gemildert und der Verkehr aller mit England in Frieden lebenden Nationen auf gleichen Fuß gesetzt worden.
Als Schottland und Irland unterworfen waren, wollte das Parlament die Gromn)eli Landmacht, auf welcher Cromwells Ansehen ruhte, verringern. Cromwell jagte «magt^das es darum auseinander und ordnete ein neues an (das Barebone-Parlament), Parlament welches aus „frommen, gottessürchtigen Leuten" bestand.*) Aber auch dieses ver-
*) Wenn man die Namen derselben liest (Habakuk, Hesekiel, Zerubabel re.), glaubt man sich in einen alttestamentlichen Sanhedrin versetzt. Andere Vornamen, wie Wiedergeboren, Seitreuimglauben, Tödtediesünde k., waren von neuer puritanischer Erfindung. Der Bruder eines Parlamentsmitglieds, des Lederhändlers Barebone, welcher den Vornamen „Preisegott" führte, hieß insgemein Verdammter Barebone, denn von seinem gespreizten Vornamen: „Wenn Christus nicht für uns
gestorben wäre, wir wären ewig verdammt" hatte man ihm den besten Theil weggeschnitten.
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Extrahierte Personennamen: Karls_T. Karls Karl_Ii Karl Karl_L Karl Admiral_Blake Cromwell Habakuk Hesekiel Christus
Extrahierte Ortsnamen: Polens Galizien Brandenburg Hinterpommern Minden Halberstadt Danzig Utrecht Stettin Wollin Schlesien Polens Polen Danzig Thorn England England Wales Holland Englands England Schottland Irland
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und nun eröffnete er seinerseits ein nicht minder heftiges Feuer. Auf
glühenden Rosten ließ er Kugeln erglühen, und schoß einen Hagel von
Bomben und Brandkugeln ab, daß die Schiffe der Spanier und Fran-
zosen hier und da, trotz aller Vorsichtsmaßregeln, vom Feuer ergriffen
wurden. Welche fürchterliche Scene zeigte sich nun! Die unglücklichen
Seesoldaten sahen sich plötzlich vom Wasser, vom Feuer und von den
feindlichen Schüssen zugleich angegriffen; ein dreifacher Tod schien sich
um ihr Leben zu streiten. Da erbarmten sich die Feinde selbst der
Hartbedrängten. Sie stellten schnell ihr Feuer ein, und eilten der
Mannschaft mit edelm Eifer zu Hülfe. Aus dem Holze der gerette-
ten Schiffe aber ließ sich Elliot zum Andenken Tische und Stühle
machen, die noch auf Gibraltar aufbewahrt werden.
Dies war eine der letzten Begebenheiten des Kriegs. Alle krieg-
führende Partheien sehnten sich nach Ruhe. Im Frieden in Paris
1783 erkannten die Engländer ihre Brüder in Amerika für unabhän-
gig an, und seitdem heißt dieser neue Staat der nordamerikanische
Freistaat, der anfangs aus 13 Provinzen bestand, die sich jetzt schon
auf mehr als 30 vermehrt haben. Kein Land alter und neuer Zeit
hat je so reißende Fortschritte in Bevölkerung und Wohlstand gemacht,
als dieser junge, kräftige Staat, der von dem Generalcongreß
regiert wird. Dieser besteht aus dem Senat und dem Haus der Re-
präsentanten, und an der Spitze der Geschäfte steht ein Präsident, der
alle vier Jahre neu gewählt wird.
Washington hatte gleich nach Beendigung des Kriegs dem Con-,
greffe Rechnung gelegt, seiner Befehlshaberstelle entsagt, und sich nach
seinem Landgute begeben, um hier in ländlicher Stille sich und den
Seinigen zu leben. Aber als die Amerikaner 1767 die eben erwähnte
Verfassung gründeten, wählten sie ihn zu ihrem ersten Präsidenten,
und dies ist er 10 Jahre lang geblieben. 1797 zog er sich abermals
aufs Land zurück, begleitet von der Liebe, Achtung und Dankbarkeit
seiner Mitbürger. Schon 1799 ist er gestorben. Ihm zu Ehren er-
baute man die Stadt Washington, und machte sie zur Hauptstadt
des ganzen Freistaats, wo sich auch der Eongreß versammelt.
98. Katharina 2.
(Katharina 3. 1762 — 96. Ermordung Jwans 1764. Empörung Pugatschews
1773 — 74. Türkenkricg 1768—74. Schlacht am Kagul 1770. Aufstand der
Griechen. Seeschlacht bei Scio 1770. Zerstörung der türkischen Flotte bei Tschesma.
Frieden in Kutschuck Kainardschi. Zweiter Lürkenkrieg 1787 — 92. Potemkin vor
Oczakow 1788. Suwarcw vor Ismail 1790. Cvngreß in Rcichenbach 1790. Frie-
denöschlüste in Szistowe 1791 und in Jassy 1792. Potemkin 1772 — 91. Katha-
rina in Cherson 1787.)
Katharina 2. (1762 —1796) haben wir zwar bei ihrer Thron-
besteigung und der Ermordung ihres Gemahls Peter 3. keine lobens-
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Extrahierte Personennamen: Katharina Katharina Jwans Suwarcw Ismail Katharina Peter
Extrahierte Ortsnamen: Paris Amerika Washington Washington Kagul Tschesma Kutschuck_Kainardschi Rcichenbach Szistowe Jassy Cherson