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von dem Pechdrathe des Schusters bis zu dem Zwirn der
Nätherin, an die Leinwand von dem groben Packtuche bis
zu dem feinsten Battist denkt. Zwar hat man in neuerer Zeit die
ausländische Baumwolle vielfach an die Stelle des Flachses ge-
setzt; aber das feinste und dauerhafteste Gewebe bleibt immer die
Leinwand. Der Hanf hat den Vorzug größerer Festigkeit und
Dauerhaftigkeit, jedoch Feinheit und Schönheit bleibt auf der Seite
der flächsenen (leinenen) Gespinnste. Und wieviele Personen finden Ar-
beit und Verdienst bei der Behandlung dieser Leiden Gewächse! Der Bauer,
welcher pflügt und säet, die Weiber, welche die Winterabende durch
Spinnen und Haspeln kürzen, im Herbste brechen, schwingen und hecheln,
im Sommer das gefertigte Tuch bleichen, die Weber, welche spulen,
zetteln und weben, die Färber, welche dem Garn oder der Leinwand
eine andere Farbe geben; alle haben ihren Vortheil von dem Anbau
dieser Pflanzen, den Seiler noch nicht gerechnet. Dazu kommt, daß
Hanf und Flachs öligen Samen bringen, welcher sich mannigfaltig
benutzen läßt, der Hanf mehr als Futter für im Käfig gehaltene
Vögel, der Lein aber zu Öl. Zwar hat das Leinöl nicht den guten
Geschmack des Mohnöls, des Nußöls u. s. w.; allein zu Firniß und
Ölfarbe ist es unter allen das brauchbarste. Und der Flachs trägt
reichlich. Aus seinen blauen Blüthen bilden sich erbsengroße Knoten,
in deren Fächern die platten Leinkörnchen in Menge sitzen. Wenn
die Sonne die Knoten gesprengt hat, fallen die Körnchen meistens von
selbst heraus, doch hilft man durch Dreschen noch nach. Obgleich die
Arbeit bei dem Bau und der Zubereitung des Flachses nicht leicht ist,
so herrscht doch gewöhnlich große Fröhlichkeit dabei, freilich bisweilen
auch Leichtsinn, indem man bei dem Dörren mit dem Feuer nicht vor-
sichtig umgeht. Es sind schon ganze Ortschaften dadurch in Feuers-
noth gekommen.
So groß die Ähnlichkeit in der Behandlung des Hanfes und Flachses
ist, so ungleich sind die Pflanzen selbst. An dem Hanf ist alles
größer und gröber, mannshohe Stengel, dickere, runde Samenkörner,
widriger Geruch, unschöne Blüthe; an dem Flachs ist dies an-
ders. Dennoch erträgt der letztere mehr Kälte und kommt in gerin-
gerem Boden fort. Der beste Lein kommt aus Rußland, der beste
Hanf aus Italien. Übrigens läßt sich aus Brennnesseln noch
feinere Leinwand bereiten, als aus Flachs. Wäre es nur nicht so mühsam!
63. Die Kartoffel.
Bei der Kartoffel können wir auf unserer Wanderung durch das
Pflanzenreich unmöglich vorübergehen, ohne sie ein wenig näher anzu-
schauen. Die armen Irländer von 1840 könnten euch ein Liedlein
singen von dem Werthe derselben; denn in diesem Jahre allein starben
viele Tausende den Hungertod, weil du Kartoffel, wie in ganz
Europa, besonders in ihrem Lande, mißrathen und krank geworden war.
Auch unsere deutschen Brüder, die armen Weber in Schlesien, könnten
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
290
portugiesischen Weine alle schwer und stark, nicht leicht und fein sind,
wie die französischen. Sie werden meistens von der Stadt Porto
oder Oporto aus versendet; man nennt sie daher: Portweine.
Reich ist also Portugal an guten Weinen und edlen Früchten;
desto ärmer aber ist es an Getreide. Nur in der nördlichen Hälfte
baut man hinlänglichen Vorrath; in der südlichen muß jährlich sehr
viel vom Auslande gekauft werden. Die Gebirge Portugals sind reich
an Metallen, können aber aus Mangel an Holz nicht gut ausge-
beutet werden.
Das Land hat eine ziemliche Menge Tuch- und Wollen-
zeug-, Seiden- und Leinwand-Manufacturen; dann verfertigt
man viele Borden und Bänder, auch eine große Menge Steingut
und Töpferwaaren; aber doch nicht so viel als solche Fabrikwaaren
im Lande gebraucht werden. Man kauft sie daher meistens von den
Engländern, die alle Jahre viel mehr Geld aus Portugal schleppen,
als sie den Portugiesen für ihre Weine, Zitronen, Pomeranzen, Lor-
beeren und ihr Seesalz zu lösen geben.
Portugal hat aus 1800 Quadratmeilen ungefähr 3^ Millionen
Einwohner, welche sich zur katholischen Kirche bekennen.
8. Das Erdbeben zu Lissabon.
Die schrecklichsten Naturerscheinungen, die es giebt, sind Überschwem-
mungen, Ausbrüche von Vulkanen (feuerspeienden Bergen) und' Erdbeben;
von diesen selbst aber ist offenbar das letztere das furchtbarste. Wie gräßlich,
wenn der Boden unter den Füßen der Menschen wankt, wenn er in jedem Augen-
blicke zerreißen und sich ihm zum Grabe öffnen kann; wenn das schützende Dach
seiner Hütte, in der er friedlich zu leben hoffte, herabzustürzen und ihn zu zer-
malmen droht! —
Der Grund des Erdbebens ist unterirdisches Feuer. Ihr wißt ja, daß manche
Stoffe, besonders mit Feuchtigkeit verbunden, von selbst in Hitze gerathen und sich
zuletzt entzünden. Feuchtes Heu, fest zusammengepackt, geräth in Brand, ebenso
entzünden sich Eisentheile, wenn sie mit Schwefel und wässerigen Theilen vermischt
sind, von selbst. Von diesen genannten Stoffen: Eisentheilen und Schwefel, giebt es
unter der Erde ungeheuer große Schichten, welche, sobald Wasser hinzutritt, sich ent-
zünden. Steinkohlenlager, die sich ebenfalls reichlich unter der Erde befinden, geben
dem Feuer Nahrung genug, und so entsteht ein ungeheurer Brand in der Erde.
Durch das Verbrennen dieser Stoffe werden zugleich starke Dämpfe entwickelt, die
irgendwo einen Ausgang suchen. Denn die Dämpfe sind sehr elastisch, d. h. sie
lassen sich sehr zusammenpressen, aber nur bis auf einen gewissen Grad, dann
dehnen sie sich mit außerordentlicher Gewalt aus, und je mehr sie zusammengepreßt
waren, mit desto ungeheurerer Kraft zersprengen sie Alles, was sie beschränken
will. — Haben nun die unter der Erde eingeschlossenen Dämpfe durch Zu sam men -
Pressung eine gewaltige Kraft erreicht, so sprengen sie die Oberfläche der Erde,
damit sie einen Ausweg gewinnen. Während sie noch kämpfen, sich aus ihrem
Kerker zu befreien, ertönt ein unterirdischer Donner oder ein heftiges Geklirr; der
Erdboden wird erschüttert, er zittert, schwankt, bewegt sich, wie Wellen im Meere,
auf und nieder; es erfolgen die heftigsten Stöße, hier und da stürzt er ein, da
es unter ihm hohl geworden ist; Hügel sinken in den Abgrund, und an anderen
Stellen heben sich neue Berge empor; Seen verschwinden und werden ausgefüllt,
und an anderen Stellen bilden sich neue Gewässer; dicker Schwefeldampf steigt
aus der geborstenen Erde hervor, und aus-dem Ausgange (Crater) steigen Feuer-
säulen, geschmolzene Erde (Lava), — oft auch Steine selbst Waffcr mit See-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Ortsnamen: Portugals Portugal Lissabon
299
Ringe, Schlüssel u. dgl. umherliegen. Die höchst geschmackvolle
Malerei an den Zimmerwänden ist noch frisch, als wenn der Maler
eben erst davon gegangen wäre. Im Theater und auf einer Villa
(Landgut) fand man einen ausserordentlichen Schatz von kostbaren
Statuen von Marmor und Bronze. In einem Zimmer fand man eine
Bibliothek von 1700 Papyrusrollen (gedruckte Bücher hatte man
damals noch nicht); sie waren aber alle verkohlt. Über den Haus-
thüren stehen noch hier und da Inschriften, und in den Buden der
Ölverkäufer die Ladentische. Die Strassen sind enge, die Häuser
niedrig. Ihr Äusseres ist sehr einfach, das Innere desto prachtvoller.
Die Fussböden sind mehr oder weniger mit künstlicher Mosaik
(aus farbigen Steinen zusammengesetzte, unsern Stickereien ähnliche
Gemälde) ausgelegt; die Wände sind mit prachtvollen Gemälden
verziert, Tische und Schränke mit dem schönsten Hausgeräthe. Vor
den Häusern sind noch die Bänke, auf denen sich die Nachbars-
leute zu versammeln pflegten. Ein weibliches Skelett sass an
einem Arbeitstische und hatte einen Knaul vor sich liegen, ein
anderes wurde mit einem Schlüsselbunde in der Hand, ein drittes
auf einer Hühnerleiter stehend, auch ein Soldat auf Wache, ge-
funden, und in den Buden lagen noch allerhand Esswaren: Nüsse,
Weinbeeren, Oliven, eine grosse Pastete; aber natürlich alles ver-
kohlt von der Hitze der Lava.
Wiederholungsfragenl —
Zeichnen und Beschreiben! —
13. Die Türkei und Griechenland.
Im Südosten von Europa, östlich von Italien, Hier jenseit
des adriatischen Meeres, südlich von der Donau, liegt die
Türkei. Die Türken sind eigentlich kein europäisches Volk, und das
schöne Land, welches sie jetzt in Europa bewohnen, die europäische
Türkei, Igehörte in alten Zeiten größtentheils den Griechen. Die
Türken eroberten dieses Land erst 1453. Die Türkei erstreckt sich
aber auch noch über den Südwesten von Asten, und das nennt man die
astatische Türkei. Außerdem stehen Ägypten und andere nördliche
Staaten von Afrika unter dem türkischen Kaiser, welcher der Grost-
fnltan genannt wird. Der ganze Länderumsang des türkischen Reiches
beträgt an 42,000 Quadratmeilen mit mehr als 22 Mill. Einwohnern,-
jedoch kommen auf den europäischen Theil nur 9000 Quadratmeilen mit
Ioi/2 Millionen Einwohnern, die theils Muhamedaner, theils
Juden, größtentheils aber griechische Christen sind; der letzteren
sind fast zehnmal so viel, als der ersteren, die das herrschende
Volk ausmachen und die Städte und Festungen bewohnen.
Das gar fruchtbare Land, obgleich im Ganzen schlecht angebaut,
bringt in manchen Gegenden reichlich Getreide, Reis, Mais, Gemüse,
Wein, Zitronen, Baumwolle, Mohn und Tabak hervor. Das
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Europa Italien Donau Europa Afrika
315
als alle diese, sind Englands außereuropäische Besitzungen; denn
außerdem, daß es die Herrschaft auf allen Meeren erobert, und das
reiche Indien unterworfen, besitzt es Colonien in Südafrika, Nord-
und Südamerika und Australien. So stehen mehr als 130
Millionen Menschen in fremden Erdtheilen unter Europas Herrschaft.
— Und wie Europa einst die christliche Religion und mit ihr
Gesittung und Bildung von Asien her erhalten hat; so scheint es
jetzt dazu "berufen, Gesittung und Bildung, Kunst und Gewerbfleiß
nach allen Erdtheilen zu verbreiten.
Wiederholungsfrage.nl —
Zeichnen und Beschreibeni —
B. Die übrigen Erdtheile.
23. Affen.
Ihr seht auf der Karte, daß der große Erdtheil Asien an drei
Seiten vom Meere umgeben ist: da im Norden vom Eismeer, dort
im Osten vom großen, stillen Ocean, und hier im Süden vom
indischen Ocean; der mittlere und nördliche Theil aber grenzt in
Westen an Europa, und der südliche hängt nur durch die Landenge
von Suez mit Afrika zusammen. Mit Einschluß der Inseln, welche
allein 82,000 Quadratmeilen enthalten, hat Asien einen Flächenraum
von 800,000 Quadratmeilen.
Da der nördliche Theil Asiens an das nördliche Eismeer und
der südliche bis gegen den Äquator reicht, so findet man hier die
kältesten und wärmsten, die fruchtbarsten und unfruchtbarsten Länder.
Während Nordasien (Sibirien) eine unwirthbare, rauhe, traurige
Wildniß bildet, welche eben, wasserarm und unbeschreiblich kalt ist,
und nur spärlich Gras und Gestrüppe hervorbringt; und während
Mittelasien aus den höchsten Gebirgen (der Himalaya ist 26,000
Fuß hoch) und ungeheuer großen Sandwüsten und Steppen besteht:
bringt Südasien nicht bloß alle Produkte Europas hervor, von
denen so viele vor Jahrhunderten in unsern Erdtheil verpflanzt worden
sind, sondern trägt überhaupt Alles, was des Menschen Herz erfreuen
kann. Da prangen immergrüne undurchdringliche Waldungen mit
riesenhaften Bäumen; es wachsen hier die Kokos- und Sago-
palme, der Brodbaum, der Zimmet-, Muskat- und Gewürz-
nelkenbanm, Kampfer, Pfeffer-, Ebenholzbäume, Reiß, Zucker,
Kaffee, Thee, Baumwolle, die besten Arzneikräuter und Far-
bestoffe, z. B. der Indigo, welcher aus den Blättern der in In-
dien wachsenden Indigopflanze bereitet wird.
Außer den gewöhnlichen Produkten, an welchen das Mineralreich
in Asien sehr reich ist, liefert dieses auch in Indien den Diamant, den
härtesten, durchsichtigsten und theuersten Edelstein, Rubine rc., so wie
im Uralgebirge viel Gold, Platina, Silber und den Magnetstein.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Ortsnamen: Indien Südafrika Australien Europas Europa Asien Asien Europa Suez Afrika Nordasien Sibirien Europas Asien Indien
324
In des glücklichen Arabiens gewürziger Luft wuchs der erste Kaffee, die
Mokkabohne. Dank dem Bürgermeister Mieser von Amsterdam, der 1690
den ersten Kaffeebaum nach Batavia und den oftindischcn Kolonien brachte,
von wo aus die betriebsamen Holländer Europa mit theurem Kaffee versorgten.
Dank dem Franzosen Elteux, der trotz aller Vorsicht der Holländer, die den kost-
baren Handelsartikel gern für sich allein behalten hätten, ein kleines Kaffeebäum-
chen in Ceylon sich zu verschaffen wußte und es auch nach den französischen
Kolonien verpflanzte! Fast wäre der Versuch mißlungen, denn auf dem Schiffe,
das Elteux mit seinem kostbaren Schatze trug, trat Wassermangel ein, und das
Bäumchen wäre verdorrt, wenn der Franzose nicht seine kleine Portion Wasser
täglich mit seinem Zöglinge, dem kleinen Kaffeebaume, getheilt hätte. So brachte
er ihn glücklich nach Martinique, wo das Bäumchen sich so vermehrte, daß
schon 36 Jahre später 18 Millionen Pfund Kaffee von dort ausgeführt wurden
und in wenigen Jahren alle Antillen mit Kaffeepflanzungcn bedeckt waren. Diesen
glücklichen Umständen hat es der liebe Leser zu danken, daß er jetzt sein Täßchen
Kaffee zu billigem Preise in aller Gemüthlichkeit trinken kann.
Unsere Kaffeebohnen sind die Kerne der Frucht des Kaffeebaums. Auf regel-
mäßigen und durch andere Bäume eingefaßten Vierecken stehen in den Kaffcepflan-
zungen die wenig über drei Ellen hohen, nach der Schnur in gleichen Zwischen-
räumen gepflanzten Bäume. Ihre immergrünen, glänzenden, lederartigen, ovalen
Blätter und die aus dem Blattwinkel herauswachsenden Büschel schneeweißer
Blumen bieten nebst den dunkelscharlachrothen Früchten einen sehr freundlichen
Anblick, besonders da der Strauch acht Monate lang blüht und stets Früchte und
Blüthen nebeneinander trägt. In diesen Früchten befinden sich die Samenkcrne,
je zwei in einer Frucht, mit der flachen Seite aneinander liegend. Die gesammelten
Beeren werden auf besonders dazu eingerichteten Tennen ausgebreitet, und in weni-
gen Tagen trocknen die glühenden Sonnenstrahlen das süßlich schleimige Fleisch
der Früchte, welches dann durch besondere Walzmühlen von den Kernen entfernt wird.
In großen Säcken werden dann die Bohnen nach Europa ausgeführt, und der
fremde Eindringling, der, mäßig oder selten getrunken oder als Arzenei gebraucht, gewiß
der Gesundheit ausgezeichnete Dienste leisten würde, hat leider bei Vornehm und
Gering, bei Groß und Klein unsere heimischen, gesunden, unserm Klima und unserer
Natur zusagenden Getränke verdrängt; selbst die unzählbaren Kaffeesurrogate
hat er auf dem Gewissen — und viele Ärzte erklären den Kaffee, namentlich als
tägliches Getränk der Jugend, geradezu für ein langsames Gift. Und sicher ist
er eins der vielen Reizmittel, mit denen unsere kränkliche Generation für augen-
blicklichen Reiz und Genuß immer größerem Sicchthum entgegengeht. Wie viel
Geld giebt man doch aus, um sich krank zu machen; — wirklich, wir hätten fast
Lust, den Dank an den Holländer Wieser und an den Franzosen Elieux wieder
zurückzunehmen.
^Viscksrbolnnaski-Lasn! —
Zeichnen und Beschreiben! —
29. Afrika.
Hier nur ein schwaches Bild von dem heißen Afrika mit seinen
schrecklichen Sandwüsten, von denen viele noch kein europäischer Fuß
betreten hat, und auf welchem man, wie zur See mit dem Compasse
reisen muß, wenn man sich nicht verirren und elendiglich verschmachten
will. Solcher Wüsten sind unzählige und manche von ungeheurem Um-
fange; die größeste von ihnen — ja die größeste Wüste der Erde —
ist die Sahara (d.i. die Wüste) in Nordafrika, welche ihrem ganzen Um-
fange nach wohl 1/q von ganz Afrika beträgt, das Tiefland dieses Erdtheils
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Holländer_Wieser
Extrahierte Ortsnamen: Arabiens Amsterdam Batavia Europa Ceylon Martinique Europa Afrika Afrika Nordafrika Afrika
339
das Land sich dem Bunde der Vereinigten Staaten angeschlossen hat, werden
gewiß auch bergmännische Anstalten und Amalgamirwerke eingerichtet
werden. Dann wird freilich auch wohl das Glück der Freiheit, Gold zu suchen,
aufhören, dieses Scheinglück, bei welchem oftmals die gesammelten Reichthümer
durch- den theuren Lebensunterhalt wieder verschlungen wurden, und bei welchem
mancher inmitten aufgehäufter Schätze vom Tode übereilt wurde, den Fieber
und Seuchen ihm brachten.
37. Die Baumwollenmanufaktnr.
Kein Wunder, daß der Mensch dem Schafe seinen dicken Pelz abnahm und sich
wärmende Kleider aus demselben verfertigte I Schon die Alten verstanden diese Kunst
des Wollspinnens und der Wollenweberei. Die Baumwollenpflanze ist eine
Staude. Habt ihr das Wollgras auf den Wiesen je gesehen, dessen Same in weiße
Wolle eingehüllt ist? Gedenkt ihr des rothen Weidenröschens in deutschen Gebirgswal-
dungen, deren Samenschoten, wenn sie aufspringen, mit einer Menge wollenartigen Ge-
webes jeden Nahenden bedeckt? Ganz ähnlich, nur in größerer Masse, quillt aus
den Samenkapseln der Baumwollenstaude, die etwa die Größe einer welschen Nuß
haben, die schneeweiße Baumwolle hervor, welche nur von den Hülsen und Samen-
körnern gereinigt zu werden braucht und dann sogleich verarbeitet werden kann.
In diesem rohen Zustande wird sie zur See nach England, Deutschland rc. ein-
geführt. Im Jahre 1781 betrug die Einfuhr in England an roher Baumwolle
nur 5 Millionen Pfund; 50 Jahre später war sie schon auf 300 Millionen Pfund
gestiegen und beträgt jetzt über 70l^>Millionen Pfund oder 2 Millionen Ballen.
In dem einen Jahre 1838 hatte man in England 379,486,510 Pfund Baum-
wollengarn gesponnen, und wenn man berechnet hat, daß mit Hülfe einer Spinn-
maschine aus einem Pfund Baumwolle 356 Strähne gesponnen werden können,
deren jeder einen 840 Ellen langen Faden enthält, so daß also ein Pfund Baum-
wolle einen 1683/4 Meilen und 280 Ellen langen Faden bilden würde; so könnte
wohl nicht ausgerechnet werden, wie lang der Faden sein müßte, wenn man Alles,
was die Engländer gesponnen, zusammenrechnen wollte. So viel aber hat man
berechnet, daß, während das rohe, in England seither eingeführte Material etwa
16 Millionen Pfund Sterling*) gekostet haben mag, welche dafür aus dem Lande
gegangen sind, der Werth desselben durch Verarbeitung gewiß auf 40 Millionen
Pfund Sterling erhöht worden ist. Die 24 Millionen, die von diesen im Lande
bleiben, sind kein kleiner Gewinn, und es ist nichts Geringes, daß nach den neue-
sten Berechnungen in England im Ganzen über 1 Va Millionen Menschen durch die
B»umwollenmanufaktur Beschäftigung und Verdienst finden.
Wenn diese ungeheure Baumwollenmasse mit den Händen hätte gesponnen
werden sollen — an der Spindel, am Spinnradc, da würde wohl manches Fäd-
cheri ungesponnen geblieben sein. Da erfand 1?V7 ein Weber in England
die erste Spinnmaschine, welche später noch bedeutend verbessert ward, und heut
zu Tage wird kein Faden Baumwollengarn mehr mit der Hand gesponnen! —
Meint ihr, daß es sonst möglich wäre, eine Elle Vaumwollenzeug, deren Material
in Indien wuchs, dessen Garn gesponnen und gewebt werden mußte, für einen
Groschen herzustellen? Würdet ihr sonst ein ganzes, schönes, buntgedrucktes Kattun-
kleid für einen Thaler erhalten können? Und dabei leben noch Hunderte von
Menschen ^davon: der Pstanzer, der die Baumwolle baut; der Schiffer, der sie
herüber fährt; der Kaufmann, der das rohe Material verkauft; der Fabrikbesitzer;
der Weber und zuletzt der Krämer, der die Elle Kattun dir abschneidet! Es sind
die Maschinen, die das möglich machen!
Habt ihr sie einmal gesehen, die breiten Walzen mit Drahtkrämpeln von
denen die yekrämpelte Baumwolle wie ein weißes, dickes Tuch herabfällt, um
dann, in fingerdicke wollige Fäden ^zertheilt, durch Walzen auseinandergezogen
und gedreht und auf unzählige, durch unsichtbare Wasserkräfte getriebene Spindeln
aufgewickelt zu werden? — Ein einziger Mensch steht bei hundert Spindeln —
*■} 1 Pfund Sterling oder 20 Schillinge = 6 Thlr. 23 Sgr. = li Ölb. 50 Krz,
22*
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland England England England England Spinnradc England Indien
343
lichen Schlachtopfer hat sich in die Stimme des Gebetes und des
Gottes lob es verwandelt. An die Stelle der Menschenopfer ist
christlicher Gottesdienst und an^ die Stelle des Kindesmordes
zärtliche Mutterliebe getreten. Überhaupt ist in Australien, wie
kaum irgendwo, die Wunderkraft des Evangeliums ans Licht getre-
ten. Die noch vor Kurzem so blutgierige Bevölkerung sammelt sich
zu lebendigen blühenden Christengemeinden, die selbst wieder Missionaire
aussenden. Auf den Sandwichsinseln, Otahaiti u. a. herrscht
europäische Cultur. Das ist das Werk christlicher Liebe und Ausdauer
von englischen und amerikanischen Missionairen, die ihnen auch die
heilige Schrift in ihre Sprachen übersetzt haben.
41. Der Brodbari,rr.
Zu den dankenswerthestcn Geschenken, welche der Schöpfer den Bewohnern
derjenigen Länder gegeben hat, in welchen unsere gemeinen Getreidearten wegen zu
großer Hitze nicht fortkommen, gehört besonders der Brodbaum. Er wächst in
Ostindien, vorzüglich aber auf den Inseln der Südsee, und wird ungefähr
so groß wie eine mittelmäßige Eiche; die Blätter sind 1 Va Fuß lang und ent-
halten einen milchickten Saft. Die Frucht ist länglichrund, fast von der Gestalt
eines Kürbisses; die samentragende soll zuweilen 100, gemeiniglich aber nur
20—30 Pfund wiegen; die ohne Samen erreicht höchstens nur die Größe eines
Menschenkopfs. Unter der rauhen, grünen Rinde derselben befindet sich ein weißes,
schwammichtes Fleisch, so locker wie neugebackenes Brod. Die völlig reife Frucht
sieht gelb aus und enthält einen widrig süßen Brei, der aber selten und nur mit
Vorsicht genossen wird, weil er ungesund sein soll. Gewöhnlich nimmt man die
Frucht vor der Reise ab, schneidet sie in 3—4 Theile, wickelt sie in Blätter und
röstet sie auf heißen Steinen; denn ungeröstet kann sie nicht gegessen werden. Nach
dieser Zubereitung schmeckt sie wie Weizenbrod, worunter etwas Kartoffelmehl
gemischt ist. Man bereitet sie aber auch noch auf andere Art zu. Die nicht
völlig reifen Früchte werden abgenommen und aufgeschüttet, damit sie nachreifen.
Sodann wirft man das von der Rinde und von dem Fruchtkern abgesonderte
Fleisch in tiefe gepflasterte Gruben, bedeckt es mit Blättern und Steinen und läßt
es gähren. Von diesem gegohrnen oder durchsäuerten Teige bildet man kleine
Brode, wickelt sie in Blätter, und bäckt sie auf heißen Steinen. So hält es sich
länger, als wenn es ungegohren geröstet wird, daher es die Otaheitier, bei denen
der Brodbaum besonders häufig gefunden wird, auf weiten Reisen mit sich nehmen.
Der Brodbaum läßt sich in heißen Ländern sehr leicht fortpflanzen, und er
ist so fruchtbar, daß ein Mensch von dreien derselben ein ganzes Jahr leben
kann; 10 Bäume ernähren eine ganze Familie.
Das gelbliche Holz des Baumes ist weich, nimmt keine Politur an, kann
aber zu allerlei Kunstsachen verarbeitet werden. Aus der Rinde verfertigt man
sehr schönes Zeug zu Kleiderstoffen, und die Blätter dienen theils zum Einwickeln
der Frucht beim Rösten und Backen, theils als Tischtücher. Die abgefallenen
männlichen Blüthen werden als Zunder benutzt.
42. Die Staudenkoralle.
Zu den merkwürdigsten Pflanzenthieren, die ein hartes, steinartiges Gehäuse
haben, das mit dem Thiere sich bildet, und welches nicht blos ein einziges Thier-
chen der Art beherbergt, sondern in dem viele Millionen derselben sitzen, gehören
die Staudenkorallen.
Die Fortpflanzung findet bei diesen Thieren nach Art der Pflanzen statt. Aus
dem Mutterstamme wächst eine Knospe oder ein Zweig hervor, der aber am
Grundstöcke bleibt; aus diesem Zweige treibt wieder ein Zweig, aus diesem wie-
135
scheulich. Darauf urtheilten sie Alle, die Frucht könne wohl für Amerika
gut sein, aber in England werde sie nicht reif. Da ließ denn der
Gutsherr einige Zeit nachher die Kartoffclsträuche heransreißen und wollte
sie wegwerfen lassen. Doch hört! Eines Morgens im Herbste ging er durch
seinen Garten und sah in der Asche eines Feuers, das sich der Gärtner
angemacht hatte, schwarze, runde Knollen liegen; er zertrat einen, und
siehe, der duftete so lieblich, daß er den Gärtner fragte, was für Knol-
len diese wären. Dieser sagte, daß sie unten an der Wurzel des frem-
den Gewächses gehangen hätten. Nun ging dem Herrn erst das
rechte Licht auf. Er ließ die Knollen sammeln, zubereiten und lud
dann seine Freunde wieder zu Gaste. Diesen schmeckte das Mahl vor-
trefflich, und sie wurden inne, wie sehr der Mensch irren kann, wenn
er nur nach dem urtheilt, was an der Oberfläche ist.
Wir kehren indeß zu unserer Kartofselblüthe zurück. Wenn ihr die
einzelnen Theile derselben genauer ansehet, so werdet ihr finden, daß
die Theile des Kelches, der Blumenkrone und die Staubbeutel
in gleicher Anzahl vorhanden sind. Fünf am Grunde verwachsene Blät-
ter bilden den Kelch, fünf ebenfalls unten miteinander verbundene die
Blumen kröne, und fünf haben sich zu Staubfäden gestaltet.
Die Kartoffel habt ihr nun schon manches Jahr genossen, und viele
Menschen hat sie vielleicht fast allein erhalten. Doch setzen wir uns
so oft gedankenlos zu Tische, und lassen uns Speise und Trank
munden, ohne daß wir uns die Frage vorlegen: Wie kommt es
denn eigentlich, du guter Gott, daß diese Knollen im Stande sind, uns
zu ernähren? Solch eine Frage bei Tische ist auch ein stilles Gebet,
weil es zum Vater führt; aber Klatschereien über den Nächsten führen
nicht dahin. Wenn ihr aus eurem Teller eine Kartoffel zerschneidet, so
bemerkt ihr an eurem Messer eine mehlartige Masse. Diese nennt man
das Stärkemehl. Wenn die Frau Mutter einmal die rohen Kartof-
feln zerreibt, um daraus die Kartoffelklöße zu verfertigen, und ihr euch
dazu gesellt aus Neugierde und Ungeduld, daß sie nicht gleich fertig sind,
wie der Brei in die Schüssel fällt; so könnt ihr dabei schon etwas
lernen, was besser wäre, als daß ihr gedankenlos in den Topf gucktet.
Ist nämlich der Brei ausgedrückt vom Saft, so senket sich in der Flüs-
sigkeit eine Mehlart. voll glänzendem' Ansehen rasch zu Boden. Das
ist die Stärke in reiner Gestalt. Nun besteht die Kartoffel auch noch
aus einem faserigen Theile, eben jenem Brei. Das ist das Zellen-
gewe-be, das aus Tausenden von Zellen zusammengesetzt ist. In jeder
derselben befindet sich das Stärkemehl eingeschlossen, Korn an Korn.
Es besteht nämlich dieses Mehl aus imzähligen einzelnen Stückchen,
die lvie runde oder eckige Zellen erscheinen. Im Innern lagern bei
der Kartoffel viele Schichten kreisförmig um einen Kern, so daß ein
Kreis in einem andern steckt. Es ist eine wahre Pracht, dies unter
dein Vergrößerungsglase zu schauen. Das Stärkemehl ist der vorzüg-
lichste Nahrungsstoff der Kartoffel für das thierische Leben und für die
Pflanze selbst von ähnlicher Vedelltung; denn hier ist es die Grund-
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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sorten lassen beim Dreschen sogleich den reinen Kern gehen, andere
behalten noch eine Umhüllung (Spelz), welche auf besonderen Mühlen
abgeschält werden muß. Die letzteren heißen rauhe Früchte.
Überhaupt herrscht eine große Mannigfaltigkeit unter dem Getreide.
Sorten, welche in der einen Gegend vortrefflichen Ertrag liefern, miß-
rathen in der andern. Man muß also die Erfahrung um Rath fragen,
nicht steif Lei dem Alten beharren, aber auch nicht durch unnöthige
Neuerungen Zeit und Geld einbüßen.
Der Roggen heißt, weil er in Deutschland die vorherrschende
Brodfrucht ist, auch Korn. Es giebt Sommer- und Winter-
roggen. Der Sommerroggen entgeht zwar der Gefahr, im Winter
durch Kälte, Näffe, Schnecken oder Mäuse zu leiden, liefert aber bei
weitem nicht so gutes Mehl, als der Winterroggen. Überhaupt ist
der Unterschied unter den Körnern je nach dem Boden und der Ge-
gend bedeutend verschieden. Das von den Küsten der Ostsee und
aus Polen kommende Korn hat bei weitem nicht die Güte des im
Innern von Deutschland erzeugten.
Eine wärmere Gegend und einen bessern Boden erfordert der Wei-
zen, die schönste aller Getreidearten. Sein glattes, Helles Korn mit
blendend weißem Mehle hat ihm den Namen weiße Frucht, und seinen
Ähren die Ehrenbenennung goldene Ähre verschafft. In der That
sieht ein blühendes oder reifendes, vom Winde bewegtes Weizenfeld
herrlich aus und verkündigt gewissermaßen schon die Fruchtbarkeit einer
Gegend. Das Weizenbrod ist indessen weniger kräftig, als das
Roggenbrod und wird auch leichter trocken. Im Ganzen gilt der
Weizen als die edelste und zu den verschiedensten Zwecken nutzbarste
Gattung des Getreides.
Der Spelz oder Dinkel kommt ihm Lei weitem nicht gleich, wenn
auch sein Mehl weißer aussieht. Denn das Mehl trocknet schnell, so
daß das daraus Gebackene nur frisch einen angenehmen Geschmack besitzt.
Die Körner sind aber auch mit rauher Schale (Spelz) umgeben, so
daß sie weder ein schönes Aussehen haben, noch auch unmittelbar zum
Mahlen dienlich sind. In Norddeutschland ist diese Getreideart fast
ganz unbekannt, und in Süddeutschland zieht man ihr doch auch in den
fruchtbarsten Gegenden den einträglicheren Weizen vor.
Die Gerste wird meistentheils als Sommerfrucht gezogen und hab
unter allen Getreidearten die längsten und stechendsten Grannen. Doch
giebt es auch bartlose Gerste. Das Gerstenbrod schmeckt süßlich, wird
aber bald trocken und rissig, weshalb man lieber Gerste und Korn
mengt. Fast noch bedeutender ist ihr Verbrauch als Malz zu Bier
und Essig und als Futter für Mast- und Federvieh. Auch wird sie
geschält, um als Zuthat in Suppen zu dienen.
Weit weniger mehlreich ist der Hafer, der in Rispen (oder Fah-
nen) an dem Halme hängt, und selbst in den rauhesten Gegenden fort-
kommt. Als Futter für die Pferde dient er allenthalben, aber als
Brodfrucht nur in den ärmsten Bezirken unseres Vaterlandes/ Geschält
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ostsee Polen Deutschland Norddeutschland
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Geschlecht hat ebenfalls einen schlanken Wuchs, und eine sehr weiße
Hautfarbe zeichnet die Mädchen in Norddeutschland und die Groß-
städterinnen aus.
Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel in Deutschland sind Roggen-
sschwarz-) Brod, in Westphalen Pumpernickel genannt, und Wetz en-
(Weiß-)Brod — Kartoffeln, besonders in den Gebirgsgegenden, wo
man sie täglich genießt und sie auf die mannigfaltigste Weise wohlschmeckend
zu bereiten weiß — Fleisch und Fische mehr in Norddeutschland als
in Süddeutschland — Mehlspeisen und Gemüse mehr in Schwaben,
Bayern und Österreich als im Norden — Kaffee, seit 100 Jahren all-
gemein verbreitet und bei den niedern Ständen oft die Stelle der
Mahlzeit vertretend — Bier, am meisten in Norddeutschland, in Sachsen
und Bayern— Wein mehr im Süden als im Norden, Obstwein in
den Maingegenden am stärksten verbreitet, Branntwein mehr im
nördlichen Deutschland — Milch vorzugsweise' in den Alpenländern
— Thee an den Küsten der Nordsee. Sehr verbreitet ist auch das
Rauchen und Schnupfen des Tabaks; allein das Kauen des-
selben gilt für gemein und findet sich nur bei der geringsten Volksklasse.
Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutschen nicht. Die
ewig wechselnde, oft lächerliche Mode regiert besonders in den Städten
um so mehr, je größer sie sind, indem die höheren Volksklassen zu-
meist den Modegesetzen gehorchen, welche Paris vorschreibt.
Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Woh-
nungen^ von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Palästen.
Die Dörfer in Süddeutschland, besonders in den Rheingegenden, zeigen
viele im städtischen Geschmacke erbaute Häuser, gepstasterte Straßen, und
übertreffen oft an Bauart und Einwohnerzahl die Landstädte Nord-
deutschlands. Die Ackersleute wohnen aber gewöhnlich auf einzeln
liegenden Höfen, deren mehrere zusammen einen Weiler ausmachen.
Ganze Striche solcher Weiler, mit ihren Gärten, Äckern, Wiesen —
mit ihren die einzelnen Höfe umgebenden Eschen, Linden, Ulmen —
mit ihren Obstbäumen, welche oft kleine Wäldchen bilden und dem
ermüdeten Landmann Schatten, so wie seinem Hause Schutz gegen die
Stürme gewähren — haben oft das Ansehen eines Parkes, aus dem
hier und da die Spitze eines Kirchthurmes freundlich hervorsteht. Die
armseligsten Wohnungen der Landleute trifft man aber im Osnabrückffchen
und in einem Theil von Ostsriesland, die oft nur aus Rasen oder
Torf aufgeführt und mit ein paar Sparren und Stroh bedeckt sind,
so daß der Reisende oft im Zweifel ist, ob er eine menschliche Wohnung
oder einen Viehstall erblickt.
Was endlich das Volk der Deutschen in Hinsicht seiner Geistes-
bildung anbelangt, so können wir kühn behaupten, daß kein Volk die
Deutschen an geistiger Bildung übertrifft; denn nirgends ist mehr für
Volksunterricht und Volksbildung geschehen, als in Deutschland.
Von Charakter gilt der Deutsche für ehrlich, bieder, fleißig,
ausdauernd und besonnen. Von deutscher Treue und Tapfer-
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Extrahierte Personennamen: Wetz
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland Deutschland Weiß-)Brod Norddeutschland Schwaben Bayern Norddeutschland Sachsen Bayern Maingegenden Deutschland Nordsee Paris Rheingegenden Osnabrückffchen Deutschland