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1. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 109

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
und ihrem Leben. 109 5. „Vergeht nicht mein, vergeht nicht mein!" das ist der Wachtel Bitt'. „Und räumt mir auch ein Restchen ein von eurem Ährenschnitt! Vergesset nicht des Armen heut, wenn euch der gute Tag erfreut!" 6. „Behüt' euch Gott, behüt' euch Gott!" das ist der Wachtel Gruß. „Es kommt die bittre Wintersnot, darum ich scheiden muß. Der Herr bewahr' euch alle fromm, bis übers Jahr ich wiederkomm'!" L. 21. Stöber. Der Hecht. Man thut dem Hecht nicht unrecht, wenn man ihn den verwegen- sten und gefährlichsten Räuber der Flüsse und Seeen nennt. Seiner breit- schnäbeligen, weit gespaltenen Schnauze sieht man es schon an, mit wem man es zu thun hat. Öffnet sich das weite Maul, so sieht man das ganze Innere mit langen, spitzen Zähnen von Sichel- oder Kegel- form bedeckt; und wollte man diese zählen, so könnte man fast sechs- hundert finden. Da der grosse, langgestreckte Fisch ebenso gefräfsig wie schnell und kräftig ist, so ist es kein Wunder, dass die anderen Wasserbewohner sich tödlich vor ihm fürchten. Wie ein Pfeil durchschwimmt er die Wogen, lugt scharf nach allen Seiten hin und stürzt sich auf die Beute mit einer fast unfehlbaren Sicherheit. Er ist wahrhaft unersättlich; nichts ist ihm zur Nahrung zu schlecht. Er verschlingt Fische aller Art, seinesgleichen nicht ausge- nommen, ausserdem Frösche und Yögel, ja auch Säugetiere, wenn er sie mit seinem weitgeöffneten Rachen umspannen kann. Er kämpft mit der Fischotter; er schnappt nach dem Fusse oder der Hand der im Wasser stehenden oder waschenden Magd; er raubt junge Gänse, Enten Wasserhühner und auch Schlangen. Man hat beobachtet, dass er den untergetauchten Kopf des Schwanes packt, ihn nicht loslässt, soviel auch der stolze und kräftige Yogel sich sträuben mag, und ihn erwürgt. Dagegen lässt er den kleinen, lebhaften Stichling mit seinem Stachel- panzer ruhig um sich spielen und wagt nicht, ihn anzugreifen. Bei der so grossen Gefräfsigkeit der Hechte ist es nicht zu ver- wundern, dass sie so schnell heranwachsen und in ihrem zweiten Lebens- 3. „Vertrau' dem Herrn, vertrau' dem Herrn!" das ist der Wachtel Ruf. „Der Herr behütet jährlich gern die Saaten, die er schuf; und ob es donnert, blitzt und kracht, getrost! der Herr im Himmel wacht." 4. „Gott Lob und Preis, Gott Lob und Preis!" das ist der Wachtel Lehr'. „Die Felder sind zur Ernte weiß; gebt unserm Gott die Ehr'! Für jede Garbe Gott sei Dank, die unter eurer Sichel sank." 125. (97 a.)

2. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 111

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
und ihrem Leben. 111 Geschäft der Austernfischer. Das sind in der Regel abgehärtete Menschen, die nicht allein die Watten und Wattenströme genau kennen sondern sich auch durch jahrelange Beobachtung einen solchen Ortssinn angeeignet haben, daß sie sich selbst bei Nacht und Nebel in dem vielfach verschlungenen Netze der Wattenströme zurechtfinden können. Boote von Sylt und Amrum, jedes mit zwei oder drei Fischern bemannt, sind in den R-Monaten (September bis April) mit dem Fange beschäftigt, weil die Austern dann eine fettere und wohlschmeckendere Speise bieten als in den Sommermonaten. Das einfache Gerät des Austernfischers ist der Schrapsack oder Strickerpös, ein aus eisernen Ringlein bestehendes Netz, dessen Mündung von drei eisernen Stangen eingefaßt ist, die zu einem gleichseitigen Dreieck mit einander ver- bunden sind. Die eine Stange streicht mit ihrer scharfen Kante die Austern los, während das Ganze, an einem Tau befestigt, hinter dem über die Austernbank hinfahrenden Boote mit fortgeschleppt und, wenn es voll ist, heraufgezogen, geleert und wieder auf die Bank hinabgelassen wird, um sich abermals zu füllen. Die Austernbänke sind von der Regierung an eine Gesellschaft verpachtet, die jedesmal so viele Austern streichen läßt, als versandt werden sollen. Die gestrichenen Austern werden in Tonnen verpackt und über Husum, Flensburg und Hamburg weithin versandt. Nicht alle Bänke sind gleich ergiebig. Einige geben jahraus, jahrein reiche Ausbeute, während andere geschont und dadurch verbessert werden müssen, daß von Zeit zu Zeit Austern, die auf reicher besetzten Bänken ge- strichen oder in den künstlichen Brutbecken bei Husum gezüchtet worden sind, als Aussaat über sie ausgestreut werden. Starker Frost und Grundeis schadet ihnen, desgleichen Muschelbänke, die sich gleich dem Unkraut auf den Kornfeldern auf den Bänken einnisten und wuchern; schönes Sommerwetter, trockene Wärme und Sonnenschein begünstigen ihre Vermehrung. Die Auster ist sehr teuer und kommt daher nur auf den Tisch der Reichen. In der grauen Vorzeit aber, als die Bewohner unserer Küsten noch nichts vom Ackerbau wußten und ausschließlich Jagd und Fischerei trieben, war sie ein gewöhnliches und allgemeines Nahrungsmittel. Jetzt werden die Austern mit silbernen Gabeln aus der Schale genommen; damals bediente man sich eines Feuersteinspans, sie von der Schale abzulösen und dem Munde zuzuführen. Andere Zeiten, andere Weisen. Johann. 128. Der Hering. Kaum giebt es ein wunderbareres Geschöpf als den Hering, dessen Leben und Treiben in der Tiefe des Meeres noch lange nicht genau genug erforscht ist. Unter allen den kaltblütigen Geschlechtern in be_ schuppter Haut ist das seine wahrscheinlich das zahlreichste. Wer zählte

3. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 112

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
112 Ii. Bilder aus der Natur die ungeheuren Schwärme, die jährlich aus dem Meeresschosse aufsteigen, an allen Küsten des nördlichen Europas erscheinen, zu Milliarden ge- fangen werden, zu Milliarden der Gefräßigkeit der Raubfische und Vögel erliegen und doch immer wieder in derselben zahllosen Fülle zum Vorschein kommen! Mit wunderbarer Regelmässigkeit erscheint und verschwindet er. An der Küste von Norwegen erscheint er jährlich dreimal; aber der Hauptfang geschieht im Februar. Es ist dies die Frühlingsfischerei; sie liefert die grösste Menge und die fetteste Art des Fisches, den soge- nannten Frühlingshering. Der Fang geschieht vornehmlich an dem Küstenstriche zwischen Bergen und Stavanger, am Eingänge des grossen Bukkefjord. Auf diesem Raume versammeln sich im Februar wenigstens 2000 Böte, die mit 12 000 Fischern bemannt sind. Diese begeben sich auf die Inseln hinaus, mieten Plätze und Hütten und thun sich in Ge- sellschaften zusammen. Gewöhnlich bilden zwei Kähne, jeder mit fünf, sechs Mann besetzt, eine solche Gesellschaft. Zwanzig bis dreißig Ge- sellschaften vereinigen sich dann zu einer Jacht, deren Besitzer ein Kaufherr, die oberste Leitung führt. Der Kaufherr schiefst dafür den Fischern vor, was sie brauchen: Gerät, Leinen, Segelwerk, Netze und Lebensrnittel auf zwei bis drei Monate. So gerüstet erwarten die Fischer die Heringsschwärme, denen sie ungeduldig bis ins Meer hinaus entgegen- fahren, mit begierigem Auge den aus der Ferne leuchtenden silberblauen Schimmer erspähend. Noch ehe jedoch die Stunde schlägt, melden schnelle und gewaltige Wächter das Nahen des Zuges. Einzelne Wale streichen an der Küste hin, schnauben und sprudeln mit ihren Nüstern und werden von den Fischern mit lautem Jubel begriffst. Dann jagen sie zurück zu ihren Ge- fährten und helfen ihnen den geängsteten Hering rascher gegen die Küste treiben, wo sich dieser in die Schären zwischen die Inseln und Klippen drängt und, um den grimmigen Feinden draussen zu entkommen, anderen, noch schlimmeren Feinden in die Hände fällt. Denn hier halten die Fischer mit ihren Netzen. Zuerst kommen die Fische einzeln, bald aber in so dichtgedrängter Masse, dass sie Fischberge bilden, die oft bis auf den Grund des Meeres reichen und durch ihren Druck die Böte hoch über das Wasser heben. Die Fischerei selbst geschieht auf zweierlei Art, mit Netzen und mit Angeln. Der Fang mit Netzen ist der üblichste und wohl auch der gewinnreichste. Hat nun der Fischer die Netze oder Angeln gezogen und sein Boot mit Fischen gefüllt, so eilt er damit ans Land zurück, wo sie dem Kaufmann zugezählt und überliefert werden. Schaluppen stehen bereit, in deren Raum die Fische geworfen werden; und sobald die Fahrzeuge gefüllt sind, eilen sie nach Bergen. Dort nun eröffnet

4. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 245

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 245 254. Wie die Nordsee nimmt und giebt. Blickt man von den Deichen der Marsch in die Nordsee hinaus, so gewahrt man zu Zeiten der Ebbe graue Thonmassen, zwischen denen sich zahllose Rinnen gleich Silberfäden hinziehen. Aber zweimal täglich fängt die Nordsee an, sich allmählich zu heben; das Wasser strömt alsdann aus dem hohen Meere gegen die Küste hin, und wenn die Flut ihren Höhepunkt er- reicht hat, so erblickt man nichts mehr von jenen Thonmassen; nur das un- endliche Meer dehnt sich vor dem Auge aus, und kaum gewahrt man hier und da eine kleine Insel. Diese großen Flächen, die im gewöhnlichen Lauf der Dinge zweimal täglich überflutet und ebenso oft durch das Abfließen der Ge- wässer bloßgelegt werden, heißen die Watten. Viele Watten waren früher grüne Marschen. Jene Bucht im Norden der schleswigschen Halbinsel Eiderstedt, die jetzt größtenteils aus öden Watten besteht, war vor reichlich 250 Jahren ihrem größeren Teile nach ein reich gesegnetes Marschland, das der Strand oder Nordstrand genannt wurde. Die jetzigen kleinen Eilande Neu-Nordstrand, Pelworm und einige der noch kleineren Halligen sind nichts weiter als Trümmer von Alt-Nordstrand. Es war zur Zeit des dreißigjährigen Krieges, im Jahre 1634, als ein anhaltender Westwind große Wassermassen vor sich her durch den englischen Kanal in die Nordsee trieb. Der zum heftigen Sturm gewordene Wind drehte sich plötzlich nach Nordwest und trieb die hochgehenden Wogen der Nordsee mit großer Gewalt gegen die schwach geschützten Küsten der Helgo- länder Bucht. Die Bewohner Nordstrands blickten am Abend mit banger Besorgnis nach ihren Deichen und Dämmen, an denen die Wogen mit solchem Getöse zusammenbrachen, daß kein erfahrener Mann länger daran zweifelte, daß die Deiche und Dämme brechen und die Fluten das Land überschwem- men würden. Die Wogen klopften an und begehrten Einlaß. An vierund- vierzig Stellen brach der Außendeich, und die Gewässer der wilden See stürzten herein in die Köge des Landes Nordstrand. Die Köge wurden in Seeen verwandelt, über deren Spiegel nur noch die oberen Teile der Werf- ten mit den Häusern hervorragten. Neue Wassermassen wälzten sich durch die Öffnungen der Deiche und über ihre Kronen hinweg in die blanken Köge; da verschwanden auch die Werften. Nun klopften die Wogen an die fest verriegelten Thüren der Werftenhäuser, und die Menschen flüchteten sich mit ihrer besten Habe auf den Boden hinauf und klammerten sich an Sparren und Hahnenbalkcn an. Die Mauern stürzten ein. Die Rinder und die Pferde in den Ställen brüllten und wieherten vor Angst, während die vor ihrem eigenen Elemente sich fürchtenden Seevögel draußen die Luft mit ihrem Geschrei erfüllten und keinen Ort fanden, wo ihr Fuß ruhen konnte. Die Fluten stiegen höher und höher, hoben die Balken und Böden mit den Heu- und Strohklampen hoch empor, daß das Gebälk krachte und die Dächer bald

5. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 246

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
246 Iv. Bilder aus der Erdkunde, als leicht zerbrechliche Fahrzeuge auf der wilden See schwammen, bis sie auseinanderfielen. Die Menschen hielten sich an den Trümmern fest; aber die Wogen zogen sie von ihrem Halt und Hort in die Tiefe hinab. Die Morgensonne beleuchtete ein Bild der Zerstörung. Durch die Deichbrüche zogen Ebbe und Flut aus und ein. Von zwanzig Kirchspielen waren nur vier teilweise übrig geblieben, und von 10000 Einwohnern des Landes waren nur noch 2600 am Leben, die der Mehrzahl nach arm und bloß dastanden. Alles war verloren: Haus und Hof, Viehstand und Erntesegen, selbst der Grund und Boden war nicht mehr da. Der Winter mit seinen Stürmen und Eisfluten stand vor der Thür. Die Köge wurden im Laufe des Winters ihrer Grasnarbe beraubt und in öde Watten verwandelt. So nimmt die Flut Hab und Gut, Land und Sand hinweg, aber sie giebt, wenngleich langsam, das Land auch wieder zurück, indem sie die auf- gelösten Sand- und Thonmassen an anderen Orten wieder absetzt und neues Land bildet, die Watten also wieder in Land verwandelt oder verwandeln hilft; denn der denkende Geist und die schaffende Hand des Menschen kommt ihr zu Hilfe und befördert durch verschiedene Vorrichtungen die Ablagerung jener Massen, bis das Watt sich soweit erhöht hat, daß es auch zur Zeit der Flut über den Meeresspiegel hervorragt, sich begrünt und durch Deich- bauten in Köge verwandelt werden kann. Johansen. 255. Der erste Hohenzoller in Brandenburg. Mit Freuden ward Friedrich I von den Städten und Ständen auf- genommen, als er im Sommer des Jahres 1412 in der Mark erschien. Alle begrüßten ihn als den Retter des Landes, und gern leisteten sie ihm den Eid der Treue. Er gebot nun sogleich einen Landfrieden und machte es den Rittern zur Pflicht, die Städte und Schlösser, die ihnen verpfändet worden waren, gegen Empfang der Pfandsumme wieder herauszugeben. Aber Dietrich und Johann von Quitzow, Kaspar Gans von Putlitz, Wichard von Rochow und Achim von Bredow, diese fünf verbanden sich gegen den neuen Landesherrn. „Und wenn es das ganze Jahr Burggrafen vom Himmel regnete, so sollten sie dennoch in der Mark nicht aufkommen," sagten sic, rückten im Bunde mit den Pommern dem neuen Landesherrn entgegen und besiegten ihn. Der Sieg blieb indes ohne Folgen. Vergeb- lich bemühte sich Friedrich, sie durch seine Freundlichkeit und Herzensgüte zu gewinnen; vergebens bot er ihnen Verzeihung und sicherte ihnen den Besitz ihrer rechtmäßig erworbenen Güter zu; sie verharrten bei ihrem Trotze. Da wandte sich Friedrich an den Kaiser. Der erklärte die Wider- spenstigen für Aufrührer und sprach die Reichsacht über sie aus. Roch zögerte der Kurfürst. Als aber die Ritter noch immer nicht aufhörten, die Mark durch ihre Fehden zu verwüsten, da mußte er Ernst gebrauchen. Mit

6. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 267

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 267 noch heftigere Anprall erfolgt. Die Kampfwut der Dithmarscher wird immer größer; sie stürzen sich die Spieße niedertretend im Sprung auf die Garde und suchen so die Reihen zu durchbrechen; und jetzt gelingt es, den tapferen Widerstand der Garde völlig zu brechen. Die Reihen lösen sich auf, zerstreute Scharen fluten auf die Landstraße zurück und werden im Einzelkampf von den rasenden Bauern erschlagen. Dabei fahren von der Schanze aus immer noch Kugeln unter die auf dem Wege zusammengekeilte Menge, unter die Schützen, die nicht schießen und nicht weichen können und stumm und starr dem Vernichtungskampfe auf dem Felde zusehen, unter das übrige Fußvolk, das die Lücken der Garde ausfüllen sollte aber bei der gräßlichen Verwirrung der Toten und der Lebenden auf dem Wege zagt und keinen Versuch macht vorzudringen. Das Unheimlichste aber ist, daß das Wasser in den Gräben immer höher steigt und schon aufs Feld übertritt. Noch hält die Garde notge- drungen im ganzen stand, noch ragt Junker Slenz in seinem goldenen Harnisch aus dem Haufen hervor, setzt mit seinem stolzen Hengst über die Gräben, ist überall, treibt an und kämpft selber den Gegner stolz heraus- fordernd. Endlich aber findet er den, der ihm gewachsen ist: Reimer von Wiemerstedt, der blonde Hüne aus dem Kirchspiel Nienkarken, tritt ihm ent- gegen und durchschlägt ihm, während des Junkers Lanzenstoß fehlgeht, mit gewaltigem Hiebe seiner Hellebarde den Harnisch. Der Junker hält sich mit kräftiger Faust im Sattel, aber sein Roß sinkt ausgleitend auf die Hinter- beine. Ein neuer, wuchtiger Hieb von Reimers Hellebarde dringt ihm tief in die Brust. So stirbt Junker Slenz. „Wahr di, Gard, de Buer de kummt!" erschallt es nun zum ersten Male aus dem Munde Reimers von Wiemerstedt. Als die Garde den Fall ihres Führers gewahrt, da verschwindet der letzte Rest von Ordnung: alles drängt auf den Weg zurück, erreicht ihn aber meist nicht; denn was die Dithmarscher nicht erschlagen, das verschlingt die immer höher steigende Flut. „Wahr di, Gard, de Buer de kummt!" dieser Schlachtruf der Dithmarscher wird nun immer stärker, und ihre Menge wächst wie die Flut; denn aus den Hammen rücken von Norden her neue Mannschaften herbei, um an der Ver- nichtung des Feindes teilzunehmen; denn nur um diese handelt es sich noch. Dabei wurden die Bauern nicht durch die Flut, die nun alles bis auf den hohen Dammweg überschwemmte, gehindert, überall hinzugelangen; denn jeder wußte genau, wo seichtes, wo tiefes Wasser war, und im Notfall konnte ihm der lange Spieß als Springstock dienen. Vor allem aber hatte dieser freilich die Ausgabe, in den auf dem Wege sich wälzenden Knäuel der Feinde hineinzustoßen. Viele Dithmarscher brauchten aber überhaupt keine Waffen mehr; sie faßten den vor Kälte und Schrecken starren Gegner, der vergebens sein Schwert zu schwingen strebte, und warfen ihn in den

7. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 228

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
228 Iv. Bilder aus der Erdkunde, gesetzt, weil er kinderlos war und verhindern wollte, daß seine Besitzungen an seinen heidnischen Neffen Jaczo (spr. Jatscho) von Köpenick fielen. Auf Grund dieser Schenkung nannte sich Albrecht der Bär seit 1136 Markgraf von Brandenburg und nahm nach Pribislaws Tode im Jahre 1150 dessen Land in Besitz. Jener Wendenfürst Jaczo von Köpenick aber erhob sich gegen den Markgrafen Albrecht und erstürmte die Stadt Brandenburg. Der herbei- eilende Bär entriß sie ihm wieder und zwang ihn zur Schlacht. Vor dem Banner des Kreuzes wichen die wendischen Scharen, um dem Christengott unter dem Schutze der Nacht zu entrinnen. Jaczo wandte sein Roß erst zur Flucht, als er sich von den Seinen verlassen sah. Plötzlich hemmt die Havel seinen Lauf, und hinter ihm ist der Feind. Eine Landzunge streckte sich von der andern Seite her quer in den Fluß hinein und verengte ihn. „Gott der Christen," ruft der Heidenfürst in höchster Not, „rette mich aus dieser Gefahr, so will ich dir dienen und den Götzen absagen!" Und schwer bewaffnet, wie er war, stürzte er sich in die Flut. Keuchend schwimmt das treue Tier mit ihm dahin durch die Wogen. Doch matter wird es und immer matter. Da faßt er die Zügel krampfhaft fest, und das Roß strengt seine letzten Kräfte an. Nicht umsonst. Schon hat es den Boden unter den Füßen. Jetzt erfaßt Jaczo mit kräftiger Hand das Gestrüpp auf der Landspitze; ein Sprung, — und er ist gerettet. Er stieg die Spitze der Landzunge hinan und sank auf seine Kniee. „Ich danke dir, du mächtiger Christengott, du hast mir geholfen. Dir will ich hinfort dienen. Von den Waffen, die ich für die Götzen geschwungen habe, besitze ich nur noch diesen Schild. Hier, wo ich Rettung gefunden habe, hier lege ich ihn nieder. Nie will ich mehr für die toten Götzen kämpfen." So betete er und lebte von jetzt an in Köpenick als Christ. In diesem letzten und größten Kampfe Albrechts gegen die Wenden standen seine Herrschaft und das Christentum in Brandenburg auf dem Spiele. Darum gelobte der Markgraf dem Herrn eine Pilgerfahrt nach dem heiligen Lande, wenn er ihm den Sieg verleihe. In Begleitung seiner Gemahlin löste er sein Gelübde. — Nach seiner Rückkehr war sein ganzer Eifer seinem verödeten Lande zugewandt. Viele deutsche Ritter, ehemalige Kampfgenossen, erhielten Burgen und Grundstücke. Zahlreiche Einwanderer aus Sachsen und Franken rief er herbei, auch aus Holland und Frtesland. Sie trockneten Sümpfe aus, dämmten Gewässer ein und brachten den deutschen Pflug mit zur Bearbeitung des schweren Bodens. Namentlich sorgten auch die Klöster für besseren Anbau. Sie lehrten das wendische Landvolk Acker- bau und deutsche, christliche Sitte. An Stelle elender Lehmhütten erhoben sich steinerne Kirchen und Klöster, und rings um diese wie auch um viele Burgen blühten gewerbfleißige Städte empor. Nach Kohlrausch u. a.

8. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 239

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 239 worfenen Netze, der Hering kam jährlich in ungeheuren Wanderzügen durch den Sund, und an den Flussmündungen wimmelten der Lachs und der Aal. Besonders aber war der Heringsfang für die nordischen Handels- städte von der grössten Wichtigkeit. Bis zum Ende des zwölften Jahr- hunderts zog der Fisch längs der Küste von Pommern in so dichten Massen, dass man im Sommer nur den Korb ins Meer zu senken brauchte^ um ihn gefüllt herauszuziehen. Damals wuchsen Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald mit wunderbarer Schnelligkeit zu ho- hem Wohlstand. Im dreizehnten Jahrhundert aber verlegte der Hering seine Seewege und strich längs der flachen Küste von Schonen und am norwegischen Ufer. Da eilten alle seetüchtigen Völker in sein Fahr- wasser, und die deutschen Hansastädte kämpften um seinetwillen blutige und siegreiche Kriege mit den Dänen, Engländern, Schotten und Hol- ländern ; sie brachen den dänischen Königen ihre festen Schlösser, be- setzten ihre Inseln und behaupteten Jahrhunderte hindurch die Herrschaft in Gotland, Schonen und Bergen. Das war die grosse Zeit der deut- schen Hansa. Nach 1400 aber änderte der Hering wieder seine Züge und ging an die holländische Küste; seitdem wurden die holländischen Städte reich und mächtig. War der hanseatische Kaufmann daheim, so zeigte er gern seinen Wohlstand durch stattliche Kleidung, kostbare Pelze und bunte Farben; er trug das Schwert an der Seite und am reichverzierten Gurt die Geld- tasche und den Siegelring, worin das wichtige Zeichen seines Geschäftes, die Hausmarke, eingegraben war. Denn er war des Schreibens nicht immer mächtig, und durch dieselbe Marke, die von seinen Fässern und Ballen her an allen Enden der Welt bekannt war, bestätigte er Geld- anweisungen und Urkunden, die er durch seinen Schreiber ausstellen liess. Aber derselbe Mann trug zur See auch die Friesjacke des Schiffers und das Panzerhemd des Kriegers. Denn wenn er auf seinem rund- bauchigen, hochbordigen Fahrzeuge das Meer durchstrich, dann hatte er nicht selten mit verwegenen Seeräubern zu kämpfen. Auch in fremden Ländern musste er manchen blutigen Straufs bestehen; doch trug er mit seiner zähen Ausdauer stets den Sieg davon, und im Gefolge seiner kauf- männischen Arbeit brachte dann auch das Christentum in Länder, die bis dahin völlig unbekannt gewesen waren, seine Segnungen. So trugen bremische Kauffahrer in das heidnische Livland Christentum und deut- sches Wesen. Die Blüte der Hansa dauerte dreihundert Jahre. Erst nach Auf- findung neuer Seewege, als dem Handel neue Bahnen eröffnet waren, geriet sie in Verfall und hielt 1630 ihre letzte Tagsatzung. Noch heute führen Hamburg, Lübeck und Bremen den alten Namen Hansestädte fort. Nach Freytag. (aus Keck u. Johansen, Vaterl. Lesebuch).

9. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 305

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 305 Fast jeder Augenblick bietet uns ein neues Bild. Wir sehen den Win- zer, wie er mit dem Winzermesser die allzu kräftigen Triebe des Weinstocks beschneidet, wie er die Reben an den Pfahl bindet oder den Weinstock be- hackt und düngt. An einer Einbiegung des Stromes hat ein Fischer von einem großen Kahne seine Netze ausgeworfen. Wir schauen ihm eine Zeit lang zu und freuen uns mit ihm, wenn ein glücklicher Zug ihn mit vielen Fischen von beträchtlicher Größe für seine Mühe belohnt. Ja, der Rhein ist der schönste und größte Strom unseres deutschen Vaterlandes. Die gewaltigen Schweizer Alpen, die mit ewigem Schnee und Eis bedeckt sind, versorgen ihn und viele seiner Nebenflüsse beständig mit großen Wassermengen. An dem St. Gotthard und einigen anstoßenden Bergen entspringen seine zahlreichen Quellen. In einem weiten Bogen umfließt er das Schweizerland. Wild schäumend eilt er durch ein enges Thal zum Bodensee, in dessen tiefem Gewässer er sich beruhigt und läutert. Nachdem er diesen durchflossen hat, stürzt er unterhalb Schaffhausen eine zwanzig Meter hohe Felswand mit donnerähnlichem Rauschen hinab. Bei Basel wendet er sich dann plötzlich nach Norden und tritt in die schöne und reichgesegnete oberrheinische Tiefebene ein. Auf der rechten Seite be- gleitet ihn der düstere Schwarzwald, auf der linken das Wasgaugebirge. Hier ist der Rhein bereits ganz und gar ein deutscher Strom, indem er die Grenze zwischen Baden und dem Elsaß bildet. Eine große Zahl ansehnlicher Städte ist im Laufe der Jahrhunderte an den Ufern des Rheins entstanden. Da liegt zunächst in geringer Ent- fernung Straßburg mit dem herrlichen Münster. Bald nach dem dreißig- jährigen Kriege hatten es die Franzosen an sich gerissen; seit dem Jahre 1871 aber gehört es wieder zum deutschen Reiche. Weiter nördlich liegt am Rhein der Begräbnisort der ehemaligen deutschen Kaiser, die Stadt Speier; weiterhin kommen wir nach Worms, wo sich Luther im Jahre 1521 we- gen seiner Lehren vor Kaiser und Reich verantworten mußte. Bet Mann- heim vereinigt sich der schiffbare Neckar mit dem schon sehr breiten und tiefen Rhein. Größer noch ist der Zufluß, den der Main herbeiführt. Von Mainz an wendet sich der Strom wieder westlich. Die Ufergegend bis Bingen ist der weinreiche Rheingau, der auch das Paradies Deutschlands genannt wird. Bei dem lieblich gelegenen Koblenz empfängt der Rhein auf dem linken Ufer von Frankreich her die wasserreiche Mosel. Ihr Lauf ist vielfach gewunden und gekrümmt. An beiden Uferseiten erheben sich felsige Bergwände, die entweder mit dunklen Laubwaldungen oder mit zahllosen Weingärten besetzt sind. Gegenüber der Mosel, auf dem rechten Ufer, mündet die Lahn; weiter unten treffen wir Ruhr und Lippe. Die reichste und bevölkertste Stadt am deutschen Niederrhein ist das ehrwürdige Köln mit seinem prächtigen Dome. Der Bau dieses herrlichen Schleswig-holst. Kiiiderfreund. 20

10. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 343

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 343 lener Zeit gefunden! und eine wie segensreiche Thätigkeit hat er nach den Stürmen des Krieges auch im Frieden entfaltet! Ende des Jahres 1899 betrug die Zahl der Vereine 944, die der Mitglieder gegen 200000 und das Vereinsvermögen über 10 Millionen Mark. Wo irgend im Vaterlande Notstände auftreten, sei es durch ver- heerende Sturmfluten oder durch Überschwemmungen, sei es durch Krankheiten oder durch Feuersbrünste, da tritt der Vaterländische Frauenverein sofort lindernd und helfend ein. Namentlich aber ist es die Armen-, Kranken- und Kinderpflege, der die Vereine sich widmen. Armen- und Krankenhäuser, Waisenhäuser und Kinderhospitäler werden gegründet oder unterstützt; unter Zuziehung von Diakonissen und sonst ausgebildeten Krankenpflegerinnen wird die Krankenpflege in den Ge- meinden ausgeübt und in tausend Hütten und Arbeiterstuben Hilfe und Trost an das Krankenlager der Bedürftigen gebracht. Näh- und Flick- schulen, Industrieanstalten und Sonntagsküchen, Volks- und Schulküchen so- wie Suppenanstalten werden aus Vereinsmitteln gegründet; armen Kindern wird der Weihnachtsbaum angezündet und der Weihnachtstisch mit Gaben gedeckt, und arme Konfirmanden werden zum ersten Gange an den Tisch des Herrn mit Kleidung versehen. Waeber. 329. Die Ostküste Schleswig-Holsteins. Die Ostküste Schleswig-Holsteins hat einen besonderen Reiz durch die lief ins Land eindringenden Meerbusen, Förden genannt. Wie sind die entstanden? Die Gelehrten, die mit großem Fleiß und Scharfsinn die Geschichte unserer Erde erforscht haben, nehmen folgendes an: Vor vielen Jahrtausen- den, ehe noch unser Vaterland von Menschen bewohnt war, bewegten sich gewaltige Gletscher von den Bergen Skandinaviens herab südwärts und führten ungeheure Massen von Thon, Sand und Steingeröll mit sich. Als das Eis allmählich auftaute, lagerten sich jene Geschiebemassen auf dem felsigen Untergründe ab und bedeckten nicht allein die cimbrische Halbinsel sondern auch die ganze norddeutsche Tiefebene bis zu einer Höhe von 100 Meter und darüber. Dann trat — vielleicht Tausende von Jahren später —- eine aber- malige Vereisung ein. Diesmal kamen die Gletscher von Osten und Nord- osten; und sie waren es, die die Ostküste Schleswig-Holsteins zerrissen, die sich tief in die weichen, losen Gcschiebemassen hineinbohrten und so jene Furchen und Risse schufen, die dann durch die Schmelzwasser des Gletschers und durch einströmende Flüßchen und Bäche allmählich vertieft wurden. Die weite, trompetenförmige Mündung der Förden ist das Werk der wühlenden und spülenden Meereswogen, die fortwährend in die Buchten eindringen.
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