und ihrem Leben.
109
5. „Vergeht nicht mein, vergeht
nicht mein!"
das ist der Wachtel Bitt'.
„Und räumt mir auch ein Restchen ein
von eurem Ährenschnitt!
Vergesset nicht des Armen heut,
wenn euch der gute Tag erfreut!"
6. „Behüt' euch Gott, behüt' euch
Gott!"
das ist der Wachtel Gruß.
„Es kommt die bittre Wintersnot,
darum ich scheiden muß.
Der Herr bewahr' euch alle fromm,
bis übers Jahr ich wiederkomm'!"
L. 21. Stöber.
Der Hecht.
Man thut dem Hecht nicht unrecht, wenn man ihn den verwegen-
sten und gefährlichsten Räuber der Flüsse und Seeen nennt. Seiner breit-
schnäbeligen, weit gespaltenen Schnauze sieht man es schon an, mit
wem man es zu thun hat. Öffnet sich das weite Maul, so sieht man
das ganze Innere mit langen, spitzen Zähnen von Sichel- oder Kegel-
form bedeckt; und wollte man diese zählen, so könnte man fast sechs-
hundert finden. Da der grosse, langgestreckte Fisch ebenso gefräfsig
wie schnell und kräftig ist, so ist es kein Wunder, dass die anderen
Wasserbewohner sich tödlich vor ihm fürchten.
Wie ein Pfeil durchschwimmt er die Wogen, lugt scharf nach allen
Seiten hin und stürzt sich auf die Beute mit einer fast unfehlbaren
Sicherheit. Er ist wahrhaft unersättlich; nichts ist ihm zur Nahrung zu
schlecht. Er verschlingt Fische aller Art, seinesgleichen nicht ausge-
nommen, ausserdem Frösche und Yögel, ja auch Säugetiere, wenn er sie
mit seinem weitgeöffneten Rachen umspannen kann. Er kämpft mit
der Fischotter; er schnappt nach dem Fusse oder der Hand der im
Wasser stehenden oder waschenden Magd; er raubt junge Gänse, Enten
Wasserhühner und auch Schlangen. Man hat beobachtet, dass er den
untergetauchten Kopf des Schwanes packt, ihn nicht loslässt, soviel auch
der stolze und kräftige Yogel sich sträuben mag, und ihn erwürgt.
Dagegen lässt er den kleinen, lebhaften Stichling mit seinem Stachel-
panzer ruhig um sich spielen und wagt nicht, ihn anzugreifen.
Bei der so grossen Gefräfsigkeit der Hechte ist es nicht zu ver-
wundern, dass sie so schnell heranwachsen und in ihrem zweiten Lebens-
3. „Vertrau' dem Herrn, vertrau'
dem Herrn!"
das ist der Wachtel Ruf.
„Der Herr behütet jährlich gern
die Saaten, die er schuf;
und ob es donnert, blitzt und kracht,
getrost! der Herr im Himmel wacht."
4. „Gott Lob und Preis, Gott Lob
und Preis!"
das ist der Wachtel Lehr'.
„Die Felder sind zur Ernte weiß;
gebt unserm Gott die Ehr'!
Für jede Garbe Gott sei Dank,
die unter eurer Sichel sank."
125. (97 a.)
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und ihrem Leben.
111
Geschäft der Austernfischer. Das sind in der Regel abgehärtete Menschen,
die nicht allein die Watten und Wattenströme genau kennen sondern sich
auch durch jahrelange Beobachtung einen solchen Ortssinn angeeignet haben,
daß sie sich selbst bei Nacht und Nebel in dem vielfach verschlungenen Netze
der Wattenströme zurechtfinden können. Boote von Sylt und Amrum, jedes
mit zwei oder drei Fischern bemannt, sind in den R-Monaten (September
bis April) mit dem Fange beschäftigt, weil die Austern dann eine fettere
und wohlschmeckendere Speise bieten als in den Sommermonaten. Das
einfache Gerät des Austernfischers ist der Schrapsack oder Strickerpös, ein
aus eisernen Ringlein bestehendes Netz, dessen Mündung von drei eisernen
Stangen eingefaßt ist, die zu einem gleichseitigen Dreieck mit einander ver-
bunden sind. Die eine Stange streicht mit ihrer scharfen Kante die Austern
los, während das Ganze, an einem Tau befestigt, hinter dem über die
Austernbank hinfahrenden Boote mit fortgeschleppt und, wenn es voll ist,
heraufgezogen, geleert und wieder auf die Bank hinabgelassen wird, um sich
abermals zu füllen.
Die Austernbänke sind von der Regierung an eine Gesellschaft verpachtet,
die jedesmal so viele Austern streichen läßt, als versandt werden sollen. Die
gestrichenen Austern werden in Tonnen verpackt und über Husum, Flensburg
und Hamburg weithin versandt.
Nicht alle Bänke sind gleich ergiebig. Einige geben jahraus, jahrein
reiche Ausbeute, während andere geschont und dadurch verbessert werden
müssen, daß von Zeit zu Zeit Austern, die auf reicher besetzten Bänken ge-
strichen oder in den künstlichen Brutbecken bei Husum gezüchtet worden sind,
als Aussaat über sie ausgestreut werden. Starker Frost und Grundeis
schadet ihnen, desgleichen Muschelbänke, die sich gleich dem Unkraut auf den
Kornfeldern auf den Bänken einnisten und wuchern; schönes Sommerwetter,
trockene Wärme und Sonnenschein begünstigen ihre Vermehrung.
Die Auster ist sehr teuer und kommt daher nur auf den Tisch der Reichen.
In der grauen Vorzeit aber, als die Bewohner unserer Küsten noch nichts
vom Ackerbau wußten und ausschließlich Jagd und Fischerei trieben, war sie
ein gewöhnliches und allgemeines Nahrungsmittel. Jetzt werden die Austern mit
silbernen Gabeln aus der Schale genommen; damals bediente man sich eines
Feuersteinspans, sie von der Schale abzulösen und dem Munde zuzuführen.
Andere Zeiten, andere Weisen. Johann.
128. Der Hering.
Kaum giebt es ein wunderbareres Geschöpf als den Hering, dessen
Leben und Treiben in der Tiefe des Meeres noch lange nicht genau
genug erforscht ist. Unter allen den kaltblütigen Geschlechtern in be_
schuppter Haut ist das seine wahrscheinlich das zahlreichste. Wer zählte
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112
Ii. Bilder aus der Natur
die ungeheuren Schwärme, die jährlich aus dem Meeresschosse aufsteigen,
an allen Küsten des nördlichen Europas erscheinen, zu Milliarden ge-
fangen werden, zu Milliarden der Gefräßigkeit der Raubfische und Vögel
erliegen und doch immer wieder in derselben zahllosen Fülle zum Vorschein
kommen! Mit wunderbarer Regelmässigkeit erscheint und verschwindet er.
An der Küste von Norwegen erscheint er jährlich dreimal; aber
der Hauptfang geschieht im Februar. Es ist dies die Frühlingsfischerei;
sie liefert die grösste Menge und die fetteste Art des Fisches, den soge-
nannten Frühlingshering. Der Fang geschieht vornehmlich an dem
Küstenstriche zwischen Bergen und Stavanger, am Eingänge des grossen
Bukkefjord. Auf diesem Raume versammeln sich im Februar wenigstens
2000 Böte, die mit 12 000 Fischern bemannt sind. Diese begeben sich
auf die Inseln hinaus, mieten Plätze und Hütten und thun sich in Ge-
sellschaften zusammen. Gewöhnlich bilden zwei Kähne, jeder mit fünf,
sechs Mann besetzt, eine solche Gesellschaft. Zwanzig bis dreißig Ge-
sellschaften vereinigen sich dann zu einer Jacht, deren Besitzer ein
Kaufherr, die oberste Leitung führt. Der Kaufherr schiefst dafür den
Fischern vor, was sie brauchen: Gerät, Leinen, Segelwerk, Netze und
Lebensrnittel auf zwei bis drei Monate. So gerüstet erwarten die Fischer
die Heringsschwärme, denen sie ungeduldig bis ins Meer hinaus entgegen-
fahren, mit begierigem Auge den aus der Ferne leuchtenden silberblauen
Schimmer erspähend.
Noch ehe jedoch die Stunde schlägt, melden schnelle und gewaltige
Wächter das Nahen des Zuges. Einzelne Wale streichen an der Küste
hin, schnauben und sprudeln mit ihren Nüstern und werden von den
Fischern mit lautem Jubel begriffst. Dann jagen sie zurück zu ihren Ge-
fährten und helfen ihnen den geängsteten Hering rascher gegen die
Küste treiben, wo sich dieser in die Schären zwischen die Inseln und
Klippen drängt und, um den grimmigen Feinden draussen zu entkommen,
anderen, noch schlimmeren Feinden in die Hände fällt. Denn hier
halten die Fischer mit ihren Netzen. Zuerst kommen die Fische einzeln, bald
aber in so dichtgedrängter Masse, dass sie Fischberge bilden, die oft bis
auf den Grund des Meeres reichen und durch ihren Druck die Böte
hoch über das Wasser heben.
Die Fischerei selbst geschieht auf zweierlei Art, mit Netzen und
mit Angeln. Der Fang mit Netzen ist der üblichste und wohl auch
der gewinnreichste. Hat nun der Fischer die Netze oder Angeln gezogen
und sein Boot mit Fischen gefüllt, so eilt er damit ans Land zurück,
wo sie dem Kaufmann zugezählt und überliefert werden. Schaluppen
stehen bereit, in deren Raum die Fische geworfen werden; und sobald
die Fahrzeuge gefüllt sind, eilen sie nach Bergen. Dort nun eröffnet
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Sage und Geschichte.
245
254. Wie die Nordsee nimmt und giebt.
Blickt man von den Deichen der Marsch in die Nordsee hinaus, so
gewahrt man zu Zeiten der Ebbe graue Thonmassen, zwischen denen sich
zahllose Rinnen gleich Silberfäden hinziehen. Aber zweimal täglich fängt
die Nordsee an, sich allmählich zu heben; das Wasser strömt alsdann aus dem
hohen Meere gegen die Küste hin, und wenn die Flut ihren Höhepunkt er-
reicht hat, so erblickt man nichts mehr von jenen Thonmassen; nur das un-
endliche Meer dehnt sich vor dem Auge aus, und kaum gewahrt man hier
und da eine kleine Insel. Diese großen Flächen, die im gewöhnlichen Lauf der
Dinge zweimal täglich überflutet und ebenso oft durch das Abfließen der Ge-
wässer bloßgelegt werden, heißen die Watten.
Viele Watten waren früher grüne Marschen. Jene Bucht im Norden
der schleswigschen Halbinsel Eiderstedt, die jetzt größtenteils aus öden Watten
besteht, war vor reichlich 250 Jahren ihrem größeren Teile nach ein reich
gesegnetes Marschland, das der Strand oder Nordstrand genannt wurde.
Die jetzigen kleinen Eilande Neu-Nordstrand, Pelworm und einige der noch
kleineren Halligen sind nichts weiter als Trümmer von Alt-Nordstrand.
Es war zur Zeit des dreißigjährigen Krieges, im Jahre 1634, als ein
anhaltender Westwind große Wassermassen vor sich her durch den englischen
Kanal in die Nordsee trieb. Der zum heftigen Sturm gewordene Wind
drehte sich plötzlich nach Nordwest und trieb die hochgehenden Wogen der
Nordsee mit großer Gewalt gegen die schwach geschützten Küsten der Helgo-
länder Bucht. Die Bewohner Nordstrands blickten am Abend mit banger
Besorgnis nach ihren Deichen und Dämmen, an denen die Wogen mit solchem
Getöse zusammenbrachen, daß kein erfahrener Mann länger daran zweifelte,
daß die Deiche und Dämme brechen und die Fluten das Land überschwem-
men würden. Die Wogen klopften an und begehrten Einlaß. An vierund-
vierzig Stellen brach der Außendeich, und die Gewässer der wilden See
stürzten herein in die Köge des Landes Nordstrand. Die Köge wurden in
Seeen verwandelt, über deren Spiegel nur noch die oberen Teile der Werf-
ten mit den Häusern hervorragten. Neue Wassermassen wälzten sich durch
die Öffnungen der Deiche und über ihre Kronen hinweg in die blanken Köge;
da verschwanden auch die Werften. Nun klopften die Wogen an die fest
verriegelten Thüren der Werftenhäuser, und die Menschen flüchteten sich mit
ihrer besten Habe auf den Boden hinauf und klammerten sich an Sparren
und Hahnenbalkcn an. Die Mauern stürzten ein. Die Rinder und die
Pferde in den Ställen brüllten und wieherten vor Angst, während die vor
ihrem eigenen Elemente sich fürchtenden Seevögel draußen die Luft mit ihrem
Geschrei erfüllten und keinen Ort fanden, wo ihr Fuß ruhen konnte. Die
Fluten stiegen höher und höher, hoben die Balken und Böden mit den Heu-
und Strohklampen hoch empor, daß das Gebälk krachte und die Dächer bald
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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246
Iv. Bilder aus der Erdkunde,
als leicht zerbrechliche Fahrzeuge auf der wilden See schwammen, bis sie
auseinanderfielen. Die Menschen hielten sich an den Trümmern fest; aber
die Wogen zogen sie von ihrem Halt und Hort in die Tiefe hinab. Die
Morgensonne beleuchtete ein Bild der Zerstörung. Durch die Deichbrüche
zogen Ebbe und Flut aus und ein. Von zwanzig Kirchspielen waren nur
vier teilweise übrig geblieben, und von 10000 Einwohnern des Landes waren
nur noch 2600 am Leben, die der Mehrzahl nach arm und bloß dastanden.
Alles war verloren: Haus und Hof, Viehstand und Erntesegen, selbst der
Grund und Boden war nicht mehr da. Der Winter mit seinen Stürmen
und Eisfluten stand vor der Thür. Die Köge wurden im Laufe des Winters
ihrer Grasnarbe beraubt und in öde Watten verwandelt.
So nimmt die Flut Hab und Gut, Land und Sand hinweg, aber sie
giebt, wenngleich langsam, das Land auch wieder zurück, indem sie die auf-
gelösten Sand- und Thonmassen an anderen Orten wieder absetzt und neues
Land bildet, die Watten also wieder in Land verwandelt oder verwandeln
hilft; denn der denkende Geist und die schaffende Hand des Menschen kommt
ihr zu Hilfe und befördert durch verschiedene Vorrichtungen die Ablagerung
jener Massen, bis das Watt sich soweit erhöht hat, daß es auch zur Zeit
der Flut über den Meeresspiegel hervorragt, sich begrünt und durch Deich-
bauten in Köge verwandelt werden kann. Johansen.
255. Der erste Hohenzoller in Brandenburg.
Mit Freuden ward Friedrich I von den Städten und Ständen auf-
genommen, als er im Sommer des Jahres 1412 in der Mark erschien.
Alle begrüßten ihn als den Retter des Landes, und gern leisteten sie ihm
den Eid der Treue. Er gebot nun sogleich einen Landfrieden und machte
es den Rittern zur Pflicht, die Städte und Schlösser, die ihnen verpfändet
worden waren, gegen Empfang der Pfandsumme wieder herauszugeben.
Aber Dietrich und Johann von Quitzow, Kaspar Gans von Putlitz,
Wichard von Rochow und Achim von Bredow, diese fünf verbanden sich
gegen den neuen Landesherrn. „Und wenn es das ganze Jahr Burggrafen
vom Himmel regnete, so sollten sie dennoch in der Mark nicht aufkommen,"
sagten sic, rückten im Bunde mit den Pommern dem neuen Landesherrn
entgegen und besiegten ihn. Der Sieg blieb indes ohne Folgen. Vergeb-
lich bemühte sich Friedrich, sie durch seine Freundlichkeit und Herzensgüte
zu gewinnen; vergebens bot er ihnen Verzeihung und sicherte ihnen den
Besitz ihrer rechtmäßig erworbenen Güter zu; sie verharrten bei ihrem
Trotze. Da wandte sich Friedrich an den Kaiser. Der erklärte die Wider-
spenstigen für Aufrührer und sprach die Reichsacht über sie aus. Roch zögerte
der Kurfürst. Als aber die Ritter noch immer nicht aufhörten, die
Mark durch ihre Fehden zu verwüsten, da mußte er Ernst gebrauchen. Mit
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Johansen Friedrich_I Friedrich Johann_von_Quitzow Johann Kaspar_Gans_von_Putlitz Wichard_von_Rochow Achim_von_Bredow Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ernst
Sage und Geschichte.
267
noch heftigere Anprall erfolgt. Die Kampfwut der Dithmarscher wird immer
größer; sie stürzen sich die Spieße niedertretend im Sprung auf die Garde
und suchen so die Reihen zu durchbrechen; und jetzt gelingt es, den tapferen
Widerstand der Garde völlig zu brechen. Die Reihen lösen sich auf, zerstreute
Scharen fluten auf die Landstraße zurück und werden im Einzelkampf von
den rasenden Bauern erschlagen. Dabei fahren von der Schanze aus immer
noch Kugeln unter die auf dem Wege zusammengekeilte Menge, unter die
Schützen, die nicht schießen und nicht weichen können und stumm und starr
dem Vernichtungskampfe auf dem Felde zusehen, unter das übrige Fußvolk,
das die Lücken der Garde ausfüllen sollte aber bei der gräßlichen Verwirrung
der Toten und der Lebenden auf dem Wege zagt und keinen Versuch macht
vorzudringen.
Das Unheimlichste aber ist, daß das Wasser in den Gräben immer
höher steigt und schon aufs Feld übertritt. Noch hält die Garde notge-
drungen im ganzen stand, noch ragt Junker Slenz in seinem goldenen
Harnisch aus dem Haufen hervor, setzt mit seinem stolzen Hengst über die
Gräben, ist überall, treibt an und kämpft selber den Gegner stolz heraus-
fordernd. Endlich aber findet er den, der ihm gewachsen ist: Reimer von
Wiemerstedt, der blonde Hüne aus dem Kirchspiel Nienkarken, tritt ihm ent-
gegen und durchschlägt ihm, während des Junkers Lanzenstoß fehlgeht, mit
gewaltigem Hiebe seiner Hellebarde den Harnisch. Der Junker hält sich mit
kräftiger Faust im Sattel, aber sein Roß sinkt ausgleitend auf die Hinter-
beine. Ein neuer, wuchtiger Hieb von Reimers Hellebarde dringt ihm tief
in die Brust. So stirbt Junker Slenz.
„Wahr di, Gard, de Buer de kummt!" erschallt es nun zum ersten
Male aus dem Munde Reimers von Wiemerstedt. Als die Garde den Fall
ihres Führers gewahrt, da verschwindet der letzte Rest von Ordnung: alles
drängt auf den Weg zurück, erreicht ihn aber meist nicht; denn was die
Dithmarscher nicht erschlagen, das verschlingt die immer höher steigende Flut.
„Wahr di, Gard, de Buer de kummt!" dieser Schlachtruf der Dithmarscher
wird nun immer stärker, und ihre Menge wächst wie die Flut; denn aus den
Hammen rücken von Norden her neue Mannschaften herbei, um an der Ver-
nichtung des Feindes teilzunehmen; denn nur um diese handelt es sich noch.
Dabei wurden die Bauern nicht durch die Flut, die nun alles bis auf den
hohen Dammweg überschwemmte, gehindert, überall hinzugelangen; denn
jeder wußte genau, wo seichtes, wo tiefes Wasser war, und im Notfall
konnte ihm der lange Spieß als Springstock dienen. Vor allem aber hatte
dieser freilich die Ausgabe, in den auf dem Wege sich wälzenden Knäuel
der Feinde hineinzustoßen. Viele Dithmarscher brauchten aber überhaupt
keine Waffen mehr; sie faßten den vor Kälte und Schrecken starren Gegner,
der vergebens sein Schwert zu schwingen strebte, und warfen ihn in den
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
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228
Iv. Bilder aus der Erdkunde,
gesetzt, weil er kinderlos war und verhindern wollte, daß seine Besitzungen an
seinen heidnischen Neffen Jaczo (spr. Jatscho) von Köpenick fielen. Auf
Grund dieser Schenkung nannte sich Albrecht der Bär seit 1136 Markgraf
von Brandenburg und nahm nach Pribislaws Tode im Jahre 1150 dessen
Land in Besitz.
Jener Wendenfürst Jaczo von Köpenick aber erhob sich gegen den
Markgrafen Albrecht und erstürmte die Stadt Brandenburg. Der herbei-
eilende Bär entriß sie ihm wieder und zwang ihn zur Schlacht. Vor dem
Banner des Kreuzes wichen die wendischen Scharen, um dem Christengott
unter dem Schutze der Nacht zu entrinnen. Jaczo wandte sein Roß erst zur
Flucht, als er sich von den Seinen verlassen sah. Plötzlich hemmt die
Havel seinen Lauf, und hinter ihm ist der Feind. Eine Landzunge streckte
sich von der andern Seite her quer in den Fluß hinein und verengte ihn.
„Gott der Christen," ruft der Heidenfürst in höchster Not, „rette mich aus
dieser Gefahr, so will ich dir dienen und den Götzen absagen!" Und schwer
bewaffnet, wie er war, stürzte er sich in die Flut. Keuchend schwimmt das
treue Tier mit ihm dahin durch die Wogen. Doch matter wird es und
immer matter. Da faßt er die Zügel krampfhaft fest, und das Roß strengt
seine letzten Kräfte an. Nicht umsonst. Schon hat es den Boden unter
den Füßen. Jetzt erfaßt Jaczo mit kräftiger Hand das Gestrüpp auf der
Landspitze; ein Sprung, — und er ist gerettet. Er stieg die Spitze der
Landzunge hinan und sank auf seine Kniee. „Ich danke dir, du mächtiger
Christengott, du hast mir geholfen. Dir will ich hinfort dienen. Von den
Waffen, die ich für die Götzen geschwungen habe, besitze ich nur noch diesen
Schild. Hier, wo ich Rettung gefunden habe, hier lege ich ihn nieder. Nie
will ich mehr für die toten Götzen kämpfen." So betete er und lebte von
jetzt an in Köpenick als Christ.
In diesem letzten und größten Kampfe Albrechts gegen die Wenden
standen seine Herrschaft und das Christentum in Brandenburg auf dem Spiele.
Darum gelobte der Markgraf dem Herrn eine Pilgerfahrt nach dem heiligen
Lande, wenn er ihm den Sieg verleihe. In Begleitung seiner Gemahlin
löste er sein Gelübde. — Nach seiner Rückkehr war sein ganzer Eifer seinem
verödeten Lande zugewandt. Viele deutsche Ritter, ehemalige Kampfgenossen,
erhielten Burgen und Grundstücke. Zahlreiche Einwanderer aus Sachsen
und Franken rief er herbei, auch aus Holland und Frtesland. Sie
trockneten Sümpfe aus, dämmten Gewässer ein und brachten den deutschen
Pflug mit zur Bearbeitung des schweren Bodens. Namentlich sorgten auch
die Klöster für besseren Anbau. Sie lehrten das wendische Landvolk Acker-
bau und deutsche, christliche Sitte. An Stelle elender Lehmhütten erhoben
sich steinerne Kirchen und Klöster, und rings um diese wie auch um viele
Burgen blühten gewerbfleißige Städte empor. Nach Kohlrausch u. a.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Jaczo Jatscho Albrecht Albrecht Wendenfürst_Jaczo_von_Köpenick Albrecht Albrecht Jaczo Albrechts
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Brandenburg Brandenburg Sachsen Holland
Sage und Geschichte.
239
worfenen Netze, der Hering kam jährlich in ungeheuren Wanderzügen
durch den Sund, und an den Flussmündungen wimmelten der Lachs und der
Aal. Besonders aber war der Heringsfang für die nordischen Handels-
städte von der grössten Wichtigkeit. Bis zum Ende des zwölften Jahr-
hunderts zog der Fisch längs der Küste von Pommern in so dichten
Massen, dass man im Sommer nur den Korb ins Meer zu senken brauchte^
um ihn gefüllt herauszuziehen. Damals wuchsen Lübeck, Wismar,
Rostock, Stralsund und Greifswald mit wunderbarer Schnelligkeit zu ho-
hem Wohlstand. Im dreizehnten Jahrhundert aber verlegte der Hering
seine Seewege und strich längs der flachen Küste von Schonen und am
norwegischen Ufer. Da eilten alle seetüchtigen Völker in sein Fahr-
wasser, und die deutschen Hansastädte kämpften um seinetwillen blutige
und siegreiche Kriege mit den Dänen, Engländern, Schotten und Hol-
ländern ; sie brachen den dänischen Königen ihre festen Schlösser, be-
setzten ihre Inseln und behaupteten Jahrhunderte hindurch die Herrschaft
in Gotland, Schonen und Bergen. Das war die grosse Zeit der deut-
schen Hansa. Nach 1400 aber änderte der Hering wieder seine Züge
und ging an die holländische Küste; seitdem wurden die holländischen
Städte reich und mächtig.
War der hanseatische Kaufmann daheim, so zeigte er gern seinen
Wohlstand durch stattliche Kleidung, kostbare Pelze und bunte Farben;
er trug das Schwert an der Seite und am reichverzierten Gurt die Geld-
tasche und den Siegelring, worin das wichtige Zeichen seines Geschäftes,
die Hausmarke, eingegraben war. Denn er war des Schreibens nicht
immer mächtig, und durch dieselbe Marke, die von seinen Fässern und
Ballen her an allen Enden der Welt bekannt war, bestätigte er Geld-
anweisungen und Urkunden, die er durch seinen Schreiber ausstellen liess.
Aber derselbe Mann trug zur See auch die Friesjacke des Schiffers
und das Panzerhemd des Kriegers. Denn wenn er auf seinem rund-
bauchigen, hochbordigen Fahrzeuge das Meer durchstrich, dann hatte er
nicht selten mit verwegenen Seeräubern zu kämpfen. Auch in fremden
Ländern musste er manchen blutigen Straufs bestehen; doch trug er mit
seiner zähen Ausdauer stets den Sieg davon, und im Gefolge seiner kauf-
männischen Arbeit brachte dann auch das Christentum in Länder, die
bis dahin völlig unbekannt gewesen waren, seine Segnungen. So trugen
bremische Kauffahrer in das heidnische Livland Christentum und deut-
sches Wesen.
Die Blüte der Hansa dauerte dreihundert Jahre. Erst nach Auf-
findung neuer Seewege, als dem Handel neue Bahnen eröffnet waren,
geriet sie in Verfall und hielt 1630 ihre letzte Tagsatzung. Noch heute
führen Hamburg, Lübeck und Bremen den alten Namen Hansestädte fort.
Nach Freytag. (aus Keck u. Johansen, Vaterl. Lesebuch).
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Sage und Geschichte.
305
Fast jeder Augenblick bietet uns ein neues Bild. Wir sehen den Win-
zer, wie er mit dem Winzermesser die allzu kräftigen Triebe des Weinstocks
beschneidet, wie er die Reben an den Pfahl bindet oder den Weinstock be-
hackt und düngt. An einer Einbiegung des Stromes hat ein Fischer von
einem großen Kahne seine Netze ausgeworfen. Wir schauen ihm eine Zeit
lang zu und freuen uns mit ihm, wenn ein glücklicher Zug ihn mit vielen
Fischen von beträchtlicher Größe für seine Mühe belohnt.
Ja, der Rhein ist der schönste und größte Strom unseres deutschen
Vaterlandes. Die gewaltigen Schweizer Alpen, die mit ewigem Schnee und
Eis bedeckt sind, versorgen ihn und viele seiner Nebenflüsse beständig mit
großen Wassermengen. An dem St. Gotthard und einigen anstoßenden
Bergen entspringen seine zahlreichen Quellen. In einem weiten Bogen
umfließt er das Schweizerland. Wild schäumend eilt er durch ein enges
Thal zum Bodensee, in dessen tiefem Gewässer er sich beruhigt und läutert.
Nachdem er diesen durchflossen hat, stürzt er unterhalb Schaffhausen eine
zwanzig Meter hohe Felswand mit donnerähnlichem Rauschen hinab. Bei
Basel wendet er sich dann plötzlich nach Norden und tritt in die schöne
und reichgesegnete oberrheinische Tiefebene ein. Auf der rechten Seite be-
gleitet ihn der düstere Schwarzwald, auf der linken das Wasgaugebirge.
Hier ist der Rhein bereits ganz und gar ein deutscher Strom, indem er die
Grenze zwischen Baden und dem Elsaß bildet.
Eine große Zahl ansehnlicher Städte ist im Laufe der Jahrhunderte
an den Ufern des Rheins entstanden. Da liegt zunächst in geringer Ent-
fernung Straßburg mit dem herrlichen Münster. Bald nach dem dreißig-
jährigen Kriege hatten es die Franzosen an sich gerissen; seit dem Jahre
1871 aber gehört es wieder zum deutschen Reiche. Weiter nördlich liegt am
Rhein der Begräbnisort der ehemaligen deutschen Kaiser, die Stadt Speier;
weiterhin kommen wir nach Worms, wo sich Luther im Jahre 1521 we-
gen seiner Lehren vor Kaiser und Reich verantworten mußte. Bet Mann-
heim vereinigt sich der schiffbare Neckar mit dem schon sehr breiten und
tiefen Rhein. Größer noch ist der Zufluß, den der Main herbeiführt. Von
Mainz an wendet sich der Strom wieder westlich. Die Ufergegend bis
Bingen ist der weinreiche Rheingau, der auch das Paradies Deutschlands
genannt wird. Bei dem lieblich gelegenen Koblenz empfängt der Rhein auf
dem linken Ufer von Frankreich her die wasserreiche Mosel. Ihr Lauf ist
vielfach gewunden und gekrümmt. An beiden Uferseiten erheben sich felsige
Bergwände, die entweder mit dunklen Laubwaldungen oder mit zahllosen
Weingärten besetzt sind. Gegenüber der Mosel, auf dem rechten Ufer, mündet
die Lahn; weiter unten treffen wir Ruhr und Lippe.
Die reichste und bevölkertste Stadt am deutschen Niederrhein ist das
ehrwürdige Köln mit seinem prächtigen Dome. Der Bau dieses herrlichen
Schleswig-holst. Kiiiderfreund. 20
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Schaffhausen Schwarzwald Rhein Baden Elsaß Rheins Rhein Worms Rhein Main Mainz Rheingau Deutschlands Koblenz Rhein Frankreich Niederrhein
Sage und Geschichte.
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lener Zeit gefunden! und eine wie segensreiche Thätigkeit hat er nach
den Stürmen des Krieges auch im Frieden entfaltet! Ende des Jahres
1899 betrug die Zahl der Vereine 944, die der Mitglieder gegen
200000 und das Vereinsvermögen über 10 Millionen Mark.
Wo irgend im Vaterlande Notstände auftreten, sei es durch ver-
heerende Sturmfluten oder durch Überschwemmungen, sei es durch
Krankheiten oder durch Feuersbrünste, da tritt der Vaterländische
Frauenverein sofort lindernd und helfend ein. Namentlich aber ist es
die Armen-, Kranken- und Kinderpflege, der die Vereine sich widmen.
Armen- und Krankenhäuser, Waisenhäuser und Kinderhospitäler werden
gegründet oder unterstützt; unter Zuziehung von Diakonissen und sonst
ausgebildeten Krankenpflegerinnen wird die Krankenpflege in den Ge-
meinden ausgeübt und in tausend Hütten und Arbeiterstuben Hilfe und
Trost an das Krankenlager der Bedürftigen gebracht. Näh- und Flick-
schulen, Industrieanstalten und Sonntagsküchen, Volks- und Schulküchen so-
wie Suppenanstalten werden aus Vereinsmitteln gegründet; armen Kindern
wird der Weihnachtsbaum angezündet und der Weihnachtstisch mit
Gaben gedeckt, und arme Konfirmanden werden zum ersten Gange an
den Tisch des Herrn mit Kleidung versehen. Waeber.
329. Die Ostküste Schleswig-Holsteins.
Die Ostküste Schleswig-Holsteins hat einen besonderen Reiz durch die
lief ins Land eindringenden Meerbusen, Förden genannt. Wie sind die
entstanden? Die Gelehrten, die mit großem Fleiß und Scharfsinn die Geschichte
unserer Erde erforscht haben, nehmen folgendes an: Vor vielen Jahrtausen-
den, ehe noch unser Vaterland von Menschen bewohnt war, bewegten sich
gewaltige Gletscher von den Bergen Skandinaviens herab südwärts und
führten ungeheure Massen von Thon, Sand und Steingeröll mit sich. Als
das Eis allmählich auftaute, lagerten sich jene Geschiebemassen auf dem
felsigen Untergründe ab und bedeckten nicht allein die cimbrische Halbinsel
sondern auch die ganze norddeutsche Tiefebene bis zu einer Höhe von 100
Meter und darüber.
Dann trat — vielleicht Tausende von Jahren später —- eine aber-
malige Vereisung ein. Diesmal kamen die Gletscher von Osten und Nord-
osten; und sie waren es, die die Ostküste Schleswig-Holsteins zerrissen, die
sich tief in die weichen, losen Gcschiebemassen hineinbohrten und so jene
Furchen und Risse schufen, die dann durch die Schmelzwasser des Gletschers
und durch einströmende Flüßchen und Bäche allmählich vertieft wurden.
Die weite, trompetenförmige Mündung der Förden ist das Werk der
wühlenden und spülenden Meereswogen, die fortwährend in die Buchten
eindringen.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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