Sage und Geschichte.
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auf Straßburgs Wällen die deutsche Fahne wieder wehte, an welchem 189
Jahre zuvor durch einen unerhörten Gewaltstreich unsere Nachbaren im
Westen dem deutschen Reiche diesen Edelstein aus seiner Krone gebrochen hatten.
276. Prinz Eugen.
1. Prinz Eugen, der edle Ritter,
wollt' dem Kaiser wiederum kriegen
Stadt und Festung Belgarad.
Er ließ schlagen einen Brucken,
daß man konnt' Hinüberrucken
mit der Armee wohl vor die Stadt.
2. Als der Brucken nun war geschlagen,
daß man konnt' mit Stück und Wagen
frei passter'n den Donaufluß:
bei Semlin schlug man das Lager,
alle Türken zu verjagen,
ihnen zum Spott und zum Verdruß.
3. Am einundzwanzigsten August so eben
kam ein Spion bei Sturm und Regen,
schwur's dem Prinzen und zeigt's ihm an,
daß die Türken futragieren,
so viel als man könnt' verspüren,
an die dreimal hunderttausend Mann.
4. Als Eugenjus dies vernommen,
ließ er gleich zusammenkommen
sein' General' und Feldmarschall';
er thät sie recht instruieren,
wie man sollt' die Truppen führen
und den Feind recht greifen an.
5. Bei der Parole thät er befehlen,
daß man sollt' die Zwölfe zählen
bei der Uhr um Mitternacht;
da sollt' all's zu Pferd aufsitzen,
mit dem Feinde zu scharmützen,
was zum Streit nur hätte die Kraft.
6. Alles saß auch gleich zu Pferde,
jeder griff nach seinem Schwerte,
ganz still rückt' man aus der Schanz';
die Musketier' wie auch die Reiter
thäten alle tapfer streiten:
's war fürwahr ein schöner Tanz.
7. Ihr Konstabler auf der Schanzen,
spielet auf zu diesem Tanzen
mit Kartaunen groß und klein;
mit den großen, mit den kleinen
auf die Türken, auf die Heiden,
daß sie laufen alle davon!
8. Prinz Eugenjus wohlaufderrechten
thät als wie ein Löwe fechten
als General und Feldmarschall.
Prinz Ludwig ritt auf und nieder:
„Halt't euch brav, ihr deutschen Brüder,
greift den Feind nur herzhaft an!"
9. Prinz Ludwig der mußt' aufgeben
seinen Geist und junges Leben,
ward getroffen von dem Blei.
Prinz Eugen war sehr betrübet,
weil er ihn so sehr geliebet;
ließ ihn bringen nach Peterwardein.
Don einem Brandenburger, der dabei war.
277. (261.) Friedrich Wilhelm I und der westfälische Klotz.
1. Der König kommt, zu halten
Heerschau im Soester Feld,
und hat den Klotz, den alten,
aufs Rathaus gleich bestellt:
„Sprecht, wollt Ihr den Soldaten
öffnen Eu'r Waisenhaus?
Laßt Euch im guten raten:
ich will's, damit ist's aus!"
2. Als Unterthan bescheiden
spricht da Herr Klotz gar bald:
„Wir werden, Herr, es leiden,
denn Eu'r ist die Gewalt;
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Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Eugen Eugen August Eugenjus Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Eugen Eugen Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Sage und Geschichte.
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Fast jeder Augenblick bietet uns ein neues Bild. Wir sehen den Win-
zer, wie er mit dem Winzermesser die allzu kräftigen Triebe des Weinstocks
beschneidet, wie er die Reben an den Pfahl bindet oder den Weinstock be-
hackt und düngt. An einer Einbiegung des Stromes hat ein Fischer von
einem großen Kahne seine Netze ausgeworfen. Wir schauen ihm eine Zeit
lang zu und freuen uns mit ihm, wenn ein glücklicher Zug ihn mit vielen
Fischen von beträchtlicher Größe für seine Mühe belohnt.
Ja, der Rhein ist der schönste und größte Strom unseres deutschen
Vaterlandes. Die gewaltigen Schweizer Alpen, die mit ewigem Schnee und
Eis bedeckt sind, versorgen ihn und viele seiner Nebenflüsse beständig mit
großen Wassermengen. An dem St. Gotthard und einigen anstoßenden
Bergen entspringen seine zahlreichen Quellen. In einem weiten Bogen
umfließt er das Schweizerland. Wild schäumend eilt er durch ein enges
Thal zum Bodensee, in dessen tiefem Gewässer er sich beruhigt und läutert.
Nachdem er diesen durchflossen hat, stürzt er unterhalb Schaffhausen eine
zwanzig Meter hohe Felswand mit donnerähnlichem Rauschen hinab. Bei
Basel wendet er sich dann plötzlich nach Norden und tritt in die schöne
und reichgesegnete oberrheinische Tiefebene ein. Auf der rechten Seite be-
gleitet ihn der düstere Schwarzwald, auf der linken das Wasgaugebirge.
Hier ist der Rhein bereits ganz und gar ein deutscher Strom, indem er die
Grenze zwischen Baden und dem Elsaß bildet.
Eine große Zahl ansehnlicher Städte ist im Laufe der Jahrhunderte
an den Ufern des Rheins entstanden. Da liegt zunächst in geringer Ent-
fernung Straßburg mit dem herrlichen Münster. Bald nach dem dreißig-
jährigen Kriege hatten es die Franzosen an sich gerissen; seit dem Jahre
1871 aber gehört es wieder zum deutschen Reiche. Weiter nördlich liegt am
Rhein der Begräbnisort der ehemaligen deutschen Kaiser, die Stadt Speier;
weiterhin kommen wir nach Worms, wo sich Luther im Jahre 1521 we-
gen seiner Lehren vor Kaiser und Reich verantworten mußte. Bet Mann-
heim vereinigt sich der schiffbare Neckar mit dem schon sehr breiten und
tiefen Rhein. Größer noch ist der Zufluß, den der Main herbeiführt. Von
Mainz an wendet sich der Strom wieder westlich. Die Ufergegend bis
Bingen ist der weinreiche Rheingau, der auch das Paradies Deutschlands
genannt wird. Bei dem lieblich gelegenen Koblenz empfängt der Rhein auf
dem linken Ufer von Frankreich her die wasserreiche Mosel. Ihr Lauf ist
vielfach gewunden und gekrümmt. An beiden Uferseiten erheben sich felsige
Bergwände, die entweder mit dunklen Laubwaldungen oder mit zahllosen
Weingärten besetzt sind. Gegenüber der Mosel, auf dem rechten Ufer, mündet
die Lahn; weiter unten treffen wir Ruhr und Lippe.
Die reichste und bevölkertste Stadt am deutschen Niederrhein ist das
ehrwürdige Köln mit seinem prächtigen Dome. Der Bau dieses herrlichen
Schleswig-holst. Kiiiderfreund. 20
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Schaffhausen Schwarzwald Rhein Baden Elsaß Rheins Rhein Worms Rhein Main Mainz Rheingau Deutschlands Koblenz Rhein Frankreich Niederrhein
Sage und Geschichte.
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von der Alpe Rand, wo der Aar noch streift,
bis zur Küste, wo die Möwe schweift,
liegt ein schönes Land; 's ist mein Heimatland,
's ist mein liebes deutsches Vaterland.
2. Wo die Eiche kühn auf gen Himmel strebt
und die Treue tief im Herzen lebt,
wo der Buche Grün um uns Tempel baut
und die Lieb' aus jeder Hütte schaut:
ach! dies schöne Land, 's ist mein Heimatland,
's ist mein liebes deutsches Vaterland.
3. Auf, du deutsches Land, wahre deutschen Mut,
deutsche Treu' und deutscher Liebe Glut!
Wehre welschem Tand, Trug und Heuchelschein;
laß sie fern von deinen Hütten sein,
fern von dir, o Land, du mein Heimatland,
du mein liebes deutsches Vaterland! Schneider.
224. Deutschland.
Die weiten Fluren, die sich von dem Rande der Alpen im Süden
bis zur Nord- und Ostsee hinbreiten und sich von dem Wasgenwalde
und dem Gebiete des Rheins im Westen bis zum Quellgebiete der Oder
und über den Ausfluss der Weichsel hinaus nach Osten hin erstrecken,
nennen wir Deutschland.
Dieses Land gehört zu den schönsten Ländern, welche die Sonne
begrüsst in ihrem ewigen Laufe. Unter einem gemässigten Himmel, un-
bekannt mit der sengenden Glut des Südens wie mit der eisigen Er-
starrung des Nordens, bringt Deutschland alles hervor, was der Mensch
bedarf zur Erhaltung und zur Förderung des Geistes, ohne ihn zu ver-
weichlichen, zu verhärten, zu verderben. Der Boden ist fähig zu jeg-
lichem Anbau. Neben Moor und Heide, neben der mageren Frucht
des Buchweizens und des Hafers erfreuen das Auge des Menschen die
kräftigsten Fluren, geeignet zu den schönsten Saatfeldern und zu den
herrlichsten Erzeugnissen des Gartenbaus. Fruchtbäume prangen in
unermelslicher Menge. Unter Buchen und Tannen hebt die gewaltige
Eiche ihr Haupt zu den Wolken empor. An sonnigen Abhängen ge-
deiht der köstliche Wein, die Freude der Menschen. Kein reissendes
Tier schreckt, kein giftiges Gewürm droht; aber Überfluss gewährt das
Land an nützlichern Yieh, an kleinem wie an grossem; überall bietet es
dem Menschen Arbeit und Genuss.
In ihrem Innern birgt die Erde reiche Schätze. Aus unerschöpf-
lichen Quellen sprudelt sie freiwillig dem Menschen Heilung zu. Den
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Schneider
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ostsee Rheins Deutschland Deutschland Heide