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1. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 45

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Erzählungen und Gedichte. 45 König hörte auch davon, glaubte es nicht und liess das Büblein kommen. Da sprach er zu ihm: „Kannst du mir auf drei Fragen, die ich dir vor- legen will, Antwort geben, so will ich dich halten wie mein eigen Kind, und du sollst bei mir in meinem königlichen Schlosse wohnen.“ Sprach das Büblein: „Wie lauten die drei Fragen?“ Der König sagte: „Die erste lautet: wie viel Tropfen Wasser sind in dem Weltmeer?“ Das Hirtenbüblein antwortete: „Herr König, lasst alle Flüsse auf der Erde verstopfen, damit kein Tröpflein mehr daraus ins Meer läuft, das ich nicht erst gezählt habe, so will ich Euch sagen, wie viele Tropfen im Meere sind.“ Sprach der König: „Die andere Frage lautet: wie viel Sterne stehen am Himmel?“ Das Hirtenbübchen sagte: „Gebt mir einen grossen Bogen weifses Papier!“ und dann machte es mit der Feder so viele feine Punkte darauf, dass sie kaum zu sehen waren und einem die Augen vergingen, wenn man darauf blickte. Darauf sprach es: „So viele Sterne stehen am Himmel als hier Punkte auf dem Papier; zählt sie nur!“ Aber niemand war dazu im stände. Sprach dar König: „Die dritte Frage lautet: wie viel Sekunden hat die Ewigkeit?“ Da sagte das Hirtenbüblein: „In Hinterpommern liegt der Demantberg, der hat eine Stunde in die Höhe, eine Stunde in die Breite und eine Stunde in die Tiefe; dahin kommt alle hundert Jahre ein Yöglein und wetzt sein Schnäblein dran, und wenn der ganze Berg abgewetzt ist, dann ist die erste Sekunde der Ewigkeit vorbei.“ Da sprach der König: „Du hast die drei Fragen aufgelöst wie ein Weiser und sollst fortan bei mir in meinem königlichen Schlosse wohnen, und ich will dich halten wie mein eigen Kind.“ Gebr. Grimm. 57. (147.) Die Sonne bringt es an den Tag. 1. Gemächlich in der Werkstatt saß zum Frühtrunk Meister Nikolas. Die junge Hausfrau schenkt' ihm ein; es war im heitern Sonnenschein. — Die Sonne bringt es an den Tag. 2. Die Sonne blinkt von der Schale Rand, malt zitternde Kringel an die Wand; und wie den Schein er ins Auge faßt, so spricht er für sich, indem er erblaßt: „Du bringst es doch nicht an den Tag." 3. „Wer nicht? was nicht?" die Frau fragt gleich; „was stierst du so an? was wirst du so bleich?"

2. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 159

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
in Familie, Gemeinde und Staat. 159 In wenig Tagen waren alle neu oder doch anständig ausgerüstet. Ein guter Mensch, auch wenn er in Nöten ist, mißbraucht niemals fremde Gutmütig- keit; deswegen sagten zu ihm die rheinländischen Hausfreunde: „Herr Landsmann, verrechnet Euch nicht! Ein Kriegsgefangener bringt keine Münze mit. So wissen wir auch nicht, wie wir Euch für Eure großen Auslagen werden schadlos halten können und wann." Darauf erwiderte der Schneider: „Ich finde hinlängliche Entschädigung in dem Gefühl, Ihnen helfen zu können. Benutzen Sie alles, was ich habe. Sehen sie mein Haus und meinen Garten als den Ihrigen an!" so kurz weg und ab, wie ein Kaiser oder König spricht, wenn, eingefaßt in Würde, die Güte hervorblickt. Denn nicht nur die hohe fürstliche Geburt und Großmut sondern auch die liebe häusliche Demut giebt, ohne es zu wissen, bisweilen den Herzen königliche Sprüche ein, Gesinnungen ohnehin. Jetzt führte er sie freudig wie ein Kind in der Stadt bei seinen Freunden umher und machte Staat mit ihnen. Doch hier ist jetzt nimmer Zeit und Raum genug, alles Gute zu rühmen, was er seinen Freunden erwies. So sehr sie zu- frieden waren, so wenig war er es. Jeden Tag fand er neue Mittel, ihnen den unangenehmen Zustand der Kriegsgefangenschaft zu erleichtern und das fremde Leben in Asien angenehm zu machen. War in der lieben Heimat ein hohes Geburts- oder Namensfest, es wurde am nämlichen Tage von den Treuen auch in Asien mit Gastmahl, mit Vivat und Freudenfeuer gehalten, nur etwas früher, weil dort die Uhren falsch gehen. Kam eine frohe Nach- richt von dem Vorrücken und dem Siege der hohen Verbündeten in Deutsch- land an, der Schneider war der erste, der sie wußte und seinen Kindern, — er nannte sie nur noch seine Kinder, — mit Freudenthränen zubrachte, darum daß sich ihre Erlösung nahte. Als einmal Geld zur Unterstützung der Gefangenen aus dem Vaterlande ankam, war ihre erste Sorge, ihrem Wohl- thäter seine Auslagen zu vergüten. „Kinder", sagte er, „verbittert mir meine Freude nicht!" — „Vater Egetmaier", sagten sie, „thut unserm Herzen nicht wehe!" Also machte er ihnen zum Schein eine kleine Rechnung, nur um sie nicht zu betrüben, und um das Geld wieder zu ihrem Vergnügen anzu- wenden, bis die letzte Kopeke aus den Händen war. Das gute Geld wäre für einen andern Gebrauch zu bestimmen gewesen; aber man kann nicht an alles denken. Denn als endlich die Stunde der Erlösung schlug, gesellte sich zur Freude ohne Maß der bittere Schmerz der Trennung und zu dem bittern Schmerz die Not. Denn es fehlte an allem, was zur Notdurft und zur Vorsorge auf eine so lange Reise in den Schrecknissen des russischen Winters und einer unwirtbaren Gegend nötig war; und ob auch auf den Mann, solange sie durch Rußland zu reisen hatten, täglich 13 Kreuzer verabreicht wurden, so reichte doch das wenige nirgends hin. Darum ging in diesen letzten Tagen der Schneider, sonst so frohen, leichten Mutes, still und nach-

3. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 170

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
170 Iii. Geiwinschafts- und Berufsleben denn nicht, dich verbinden zu lassen?“ fuhr Elliot fort. „Weil es in Deutschland,“ antwortete der Soldat, „nicht erlaubt ist, seinen Posten eher zu verlassen, als bis man abgelöst wird.“ Da stieg der General augenblicklich vom Pferde und sagte: „Gieb mir dein Gewehr und deine Patronentasche; ich will dich ablösen, damit du dich verbinden lassen kannst.“ Der Soldat gehorchte, ging aber zuvor an die nächste Wache, zeigte an, dass der General auf dem Posten stünde, und liess dann erst seine verstümmelte Hand verbinden. Weil er zu ferneren Kriegsdiensten nicht mehr tüchtig war, ward der Soldat verabschiedet und erhielt von dem General, der den Vorfall nach London berichtet hatte, ein ansehnliches Geschenk. Als er in der Hauptstadt von England ankam, verlangte ihn der König Georg zu sehen. Da er diesem vorgestellt wurde, unterredete sich der König mit ihm, beschenkte ihn reichlich und machte ihn zum Offizier. 193. Der 1. Es geht bei gedämpfter Trommel Klang; wie weit noch die Stätte, der Weg wie lang! O wär' er zur Ruh' und alles vorbei! ich glaub', es bricht mir das Herz entzwei. 2. Ich hab' in der Welt nur ihn geliebt, nur ihn, dem jetzt man den Tod doch giebt. Bei klingendem Spiele wird paradiert; dazu bin auch ich, auch ich kommandiert. 3. Nun schaut er auf zum letzten Mal in Gottes Sonne freudigen Strahl, — nun binden sie ihm die Augen zu; — dir schenke Gott die ewige Ruh'! 4. Es haben die neun wohl angelegt. Acht Kugeln haben vorbeigefegt; sie zitterten alle vor Jammer und Schmerz, — ich aber, ich traf ihn mitten ins Herz. Chamisso. 194. (206.) Der Riese Goliath. 1. War einst ein Riese Goliath, gar ein gefährlich Mann; er hatte Tressen auf dem Hut mit einem Klunker dran und einen Rock von Golde schwer. Wer zählt die Dinge alle her? 2. Auf seinen Schnurrbart sah man nur mit Gräsen und mit Graus; und dabei sah er von Natur gar wild und grimmig aus.

4. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 182

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
182 Iii. Gemeinschasts- und Berufsleben 203. (140.) Der kluge Richter. Ein reicher Mann hatte eine beträchtliche Geldsumme, die in ein Tuch eingenäht war, aus Unvorsichtigkeit verloren. Er machte daher seinen Ver- lust bekannt und bot, wie man zu thun pflegt, dem ehrlichen Finder eine Belohnung, und zwar von hundert Thalern, an. Da kam bald ein guter und ehrlicher Mann dahergegangen. „Dein Geld habe ich gefunden; dies wird's wohl sein. So nimm dein Eigentum zurück!" so sprach er mit dem heiteren Blick eines ehrlichen Mannes und eines guten Gewissens; und das war schön. Der andere machte auch ein fröhliches Gesicht, aber nur, weil er sein verloren geschätztes Geld wieder hatte; denn wie es um seine Ehr- lichkeit aussah, das wird sich bald zeigen: Er zählte das Geld und dachte unterdessen geschwind nach, wie er den treuen Finder um die versprochene Belohnung bringen könnte. „Guter Freund!" sprach er hierauf, „es waren eigentlich achthundert Thaler in das Tuch eingenäht; ich finde aber nur noch siebenhundert Thaler. Ihr werdet also wohl eine Naht aufgetrennt und Eure hundert Thaler Belohnung schon herausgenommen haben. Da habt Ihr wohl daran gethan. Ich danke Euch." Das war nicht schön; aber wir sind auch noch nicht am Ende. Ehrlich währt am längsten, und Unrecht schlägt seinen eigenen Herrn. Der ehrliche Finder, dem es weniger um die hundert Thaler als um seine unbescholtene Rechtschaffenheit zu thun war, versicherte, daß er das Päcklein so gefunden habe, wie er es bringe, und es so bringe, wie er es gefunden habe. Am Ende kamen sie vor den Richter. Beide bestanden auch hier noch auf ihrer Behauptung: der eine, daß achthundert Thaler eingenäht gewesen seien, der andere, daß er von dem Gefundenen nichts genommen und das Päcklein nicht versehrt habe. Da war guter Rat teuer. Aber der kluge Richter, der die Ehrlichkeit des einen und die schlechte Gesinnung des andern zum voraus zu kennen schien, griff die Sache so an: Er ließ sich von beiden über das, was sie aussagten, eine feste und feierliche Versicherung geben und that hierauf folgenden Ausspruch: „Demnach, wenn der eine von euch acht- hundert Thaler verloren, der andere aber nur ein Päcklein mit siebenhun- dert Thalern gefunden hat, so kann auch das Geld des letzteren nicht das nämliche sein, worauf der erstere ein Recht hat. Du, ehrlicher Freund, nimmst also das Geld, das du gefunden hast, wieder zurück und behältst es in guter Verwahrung, bis der kommt, der nur siebenhundert Thaler verloren hat. Und dir da weiß ich keinen Rat, als du geduldest dich, bis derjenige sich meldet, der deine achthundert Thaler findet." So sprach der Richter, und dabei blieb es. Hebel. 204. (142.) Der Junker und der Bauer. 1. Ein Bauer trat mit dieser Klage vor Junker Alexander hin:

5. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 243

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 243 252. Die Erfindung des Schiesspulvers. Die Erfindung des Schiefspulyers wird gewöhnlich dem Franzis- kanermönch Berthold Schwarz in Freiburg im Breisgau zugeschrieben, der um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts lebte und sich eifrig mit chemischen Untersuchungen beschäftigte. Einst, so erzählt die Sage, hatte er Salpeter, Schwefel und Holzkohle in einem Mörser zerstofsen und die Masse mit einem Steine zugedeckt. Da fiel von ungefähr ein Funke hinein, entzündete die Mischung und schleuderte dadurch den Stein mit einem heftigen Knall in die Höhe. Diese merkwürdige Er- scheinung brachte Berthold Schwarz auf den Gedanken — und andere verfolgten den Gedanken weiter —, die Pulverkraft im Kriege zu ver- wenden, um Mauern, Brücken und Festungswerke damit zu zerstören und den Panzer des Ritters zu durchschlagen. Zuerst wurden grosse Mörser gegossen und mit Steinen und Steinkugeln geladen. Später goss man auch Eisenkugeln, und der Mörser wurde zu einem Rohre verlängert. So entstanden die Kanonen und Karthaunen, die auch Büchsen hiessen. Flinten gab es erst, seit man an den Gewehren ein soge- nanntes Schloss anbrachte, bei dem ein Stahl gegen einen Feuerstein schlug und so Funken hervorrief, durch die das Pulver entzündet wurde. Der Feuerstein hiess früher Flint, und daher kommt der Name des Ge- wehrs. Vor der Erfindung des Steinschlosses musste das Pulver in dem Gewehrlauf durch einen glimmenden Strick, den man Lunte nannte, entzündet werden. Die Geschütze, Donnerbüchsen genannt, waren anfangs so schwerfällig, dass man sich ihrer nur bei Belagerung und Verteidigung fester Plätze bedienen konnte. Später verfertigte man kleinere eiserne Rohre, die ein Mann in der Hand tragen konnte, oder die man, wenn sie grösser waren, auf Rädern mit in die Schlacht fuhr. Die kleineren, die ein Mann trug, nannte man Handbüchsen oder auch Mus- keten, die von Pferden gezogenen aber Feldschlangen. Von den grossen Feldschlangen und Mörsern erhielt gewöhnlich jedes einzelne Geschütz noch seinen besondern Namen. So nannte man ein Geschütz, das beim Losbrennen furchtbar knallte, den Burlebaus; ein anderes Geschütz, dessen Kugeln die Mauern vieler Raubritter zer- stört haben, das aber schwer fortzubringen war, hiess die faule Grete; eine grosse Feldschlange war die Nachtigall genannt worden. Die stärksten Mauern und Türme konnten der Gewalt der Kanonen- kugeln nicht widerstehen. Die Ritterburgen boten daher auf die Dauer keinen Schutz mehr. Auch den kleineren Städten nützten die Mauern nichts mehr. Die grösseren Städte aber suchten ihre Befestigungen noch sicherer und stärker zu machen, indem sie ihre Mauern und Türme mit 16*

6. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 254

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
254 Iv. Bilder aus der Erdkunde, 6. Da mählich gründet der Boden sich, und drüben, neben der Weide, die Lampe flimmert so heimatlich; der Knabe steht an der Scheide. Tief atmet er auf, zum Moor zurück noch immer wirft er den scheuen Blick: „Ja, im Geröhre war's fürchterlich, o, schaurig war's in der Heide!" Annette von Droste-Hülshof. 259. Die Erfindung der Buclidruckerkunst. Früher gab es nur geschriebene Bücher. Die Mönche beschäf- tigten sich hauptsächlich mit ihrer Abschrift und Herstellung und brachten es darin zu grosser Kunstfertigkeit. Aber die Bücher waren sehr teuer; eine Bibel kostete 900 bis 1000 Mark. Dass wir jetzt die Bücher billiger haben können, verdanken wir einem Mainzer Bürger Namens Johann Gens fleisch zum Gutenberg, gewöhnlich nur Johann Gutenberg genannt. Da er ein kunstfertiger und geschickter Mann war, so machte er auch Versuche, Bücher zu drucken. Schon vorher hatte man Heiligenbilder mit Sprüchen darunter von Holztäfelchen abgedruckt. Die Bilder und Sprüche schnitt man auf eine Tafel von Birnbaumholz aus; das, was nicht abgedruckt werden sollte, wurde herausgeschnitten und vertieft; dann bestrich man diese Tafel mit Schwärze oder Farbe und druckte sie auf einen Bogen Papier ab. Zuletzt stachen die Formenschneider ganze Tafeln voll Buchstaben. Sollte nun ein Buch gedruckt werden, so mussten gerade so viele Holz- tafeln da sein, wie das Buch Seiten hatte. Nach dem Abdrucke aber konnten die Tafeln nicht mehr gebraucht werden. Da kam Gutenberg auf den Gedanken, die einzelnen Schriftzeichen in Stäbchen aus Holz auszuschneiden, mit Fäden zu Zeilen zusammenzureihen, mit Tinte und Lampenrufs zu schwärzen und abzudrucken. Der erste Versuch gelang nicht recht, weil die hölzernen Buchstaben leicht zersprangen; deshalb nahm er später bleierne, zuletzt zinnerne. Da es Gutenberg an Geld fehlte, so verband er sich mit den Mainzer Bürgern Johann Fast und Peter Schösser. Nun liess er die Buchstaben nicht mehr schneiden son- dern in Formen giessen; auch erfand er eine bessere Druckerschwärze aus Kienrufs und Leinöl. Gutenberg war es, der im Jahre 1455 zuerst eine lateinische Bibel in drei Bänden druckte. Gutenberg starb im Jahre 1468. Er hatte noch erlebt, dass die von ihm erfundene Kunst in vielen Städten bekannt und ausgeübt wurde. Zwar durften die Gehilfen der ersten Druckerei das Geheimnis Weh, weh, da ruft die verdammte Margret': „Ho, ho, meine arme Seele!" Der Knabe springt wie ein wundes Reh; wär' nicht Schutzengel in seiner Näh', seine bleichenden Knöchelchen fände spät ein Gräber im Moorgeschwele.

7. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 279

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 279 auf Straßburgs Wällen die deutsche Fahne wieder wehte, an welchem 189 Jahre zuvor durch einen unerhörten Gewaltstreich unsere Nachbaren im Westen dem deutschen Reiche diesen Edelstein aus seiner Krone gebrochen hatten. 276. Prinz Eugen. 1. Prinz Eugen, der edle Ritter, wollt' dem Kaiser wiederum kriegen Stadt und Festung Belgarad. Er ließ schlagen einen Brucken, daß man konnt' Hinüberrucken mit der Armee wohl vor die Stadt. 2. Als der Brucken nun war geschlagen, daß man konnt' mit Stück und Wagen frei passter'n den Donaufluß: bei Semlin schlug man das Lager, alle Türken zu verjagen, ihnen zum Spott und zum Verdruß. 3. Am einundzwanzigsten August so eben kam ein Spion bei Sturm und Regen, schwur's dem Prinzen und zeigt's ihm an, daß die Türken futragieren, so viel als man könnt' verspüren, an die dreimal hunderttausend Mann. 4. Als Eugenjus dies vernommen, ließ er gleich zusammenkommen sein' General' und Feldmarschall'; er thät sie recht instruieren, wie man sollt' die Truppen führen und den Feind recht greifen an. 5. Bei der Parole thät er befehlen, daß man sollt' die Zwölfe zählen bei der Uhr um Mitternacht; da sollt' all's zu Pferd aufsitzen, mit dem Feinde zu scharmützen, was zum Streit nur hätte die Kraft. 6. Alles saß auch gleich zu Pferde, jeder griff nach seinem Schwerte, ganz still rückt' man aus der Schanz'; die Musketier' wie auch die Reiter thäten alle tapfer streiten: 's war fürwahr ein schöner Tanz. 7. Ihr Konstabler auf der Schanzen, spielet auf zu diesem Tanzen mit Kartaunen groß und klein; mit den großen, mit den kleinen auf die Türken, auf die Heiden, daß sie laufen alle davon! 8. Prinz Eugenjus wohlaufderrechten thät als wie ein Löwe fechten als General und Feldmarschall. Prinz Ludwig ritt auf und nieder: „Halt't euch brav, ihr deutschen Brüder, greift den Feind nur herzhaft an!" 9. Prinz Ludwig der mußt' aufgeben seinen Geist und junges Leben, ward getroffen von dem Blei. Prinz Eugen war sehr betrübet, weil er ihn so sehr geliebet; ließ ihn bringen nach Peterwardein. Don einem Brandenburger, der dabei war. 277. (261.) Friedrich Wilhelm I und der westfälische Klotz. 1. Der König kommt, zu halten Heerschau im Soester Feld, und hat den Klotz, den alten, aufs Rathaus gleich bestellt: „Sprecht, wollt Ihr den Soldaten öffnen Eu'r Waisenhaus? Laßt Euch im guten raten: ich will's, damit ist's aus!" 2. Als Unterthan bescheiden spricht da Herr Klotz gar bald: „Wir werden, Herr, es leiden, denn Eu'r ist die Gewalt;

8. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 285

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 285 Husar hatte ein Lied aufgeschlagen und sagte nun in einem weit milderen Tone: „Wie schön leuchtet der Morgenstern! spiel' Er das, lieber Schul- meister, aber so recht fein und ordentlich! Er versteht mich wohl." Ich spielte mit Herzenslust, und nach geendetem Vorspiel fiel der Husar mit seiner tiefen Baßstimme ein; meine Frau hinter der Orgel und ich thaten ein gleiches. Mein Herz wurde so mutig, daß ich mich oft nach meinem Zuhörer umschaute und ihm ganz dreist in das Gesicht sah. Er sang mit großer Andacht, hatte die Hände gefaltet, und die hellen Thränen fielen über den eisgrauen Knebelbart auf das Buch hinab. Jetzt war das Lied beendet; ich ging auf ihn zu; er schüttelte mir recht treuherzig die Hand und sprach: „Großen Dank, Herr Kantor! Wo ist der Gotteskasten?" Mein früherer Argwohn, daß es auf Plünderung ab- gesehen sei, war nun gänzlich verschwunden. Ich holte unsere Armenbüchse, und der Husar warf ein Achtgroschenstück hinein. „Wir beide aber, wir teilen den Rest, Herr Schulmeister!" sagte er dann, indem er noch zwei Achtgroschenstücke aus der Tasche zog, „da, nehm' Er das eine für Seine Mühe!" Ich schlug es aus; aber er war so ungestüm, daß ich es schlechter- dings nehmen mußte. „Nehm' Er, nehm' Er," sprach er, „es klebt kein Blut daran!" Jetzt verließ er das Gotteshaus, und wir begleiteten ihn. Sowohl meine Frau als ich waren unglaublich bewegt; und ich konnte mich nicht enthalten, unsern wunderlichen Gast auf dem Kirchhofe zu fragen, wie ihm denn der Gedanke gekommen sei, hier seine Morgenandacht zu halten. „Das will ich euch wohl sagen, ihr lieben Leute!" antwortete er, indem er uns beide bei der Hand nahm. „Gestern Abend sollte ein verlorener Posten ausgestellt werden, um mitten unter den umherschweifenden Streifwachen den Feind auf einem gewissen Punkte zu beobachten. Jeder von uns wußte, was die Sache auf sich hatte; — wir sind seit einigen Wochen brav daran ge- wesen. Unser Rittmeister fragte nach Freiwilligen; niemand bezeigte Lust. Endlich ritt ich vor, und meine drei Jungen konnten ja wohl den alten Vater nicht allein lassen. — Er braucht es nicht zu wissen, Herr Schul- meister, wie wir es anfingen; genug, wir schlichen uns durch und hielten die ganze Nacht auf einer buschigen Anhöhe. Links und rechts blitzte es um uns her; wir sahen bald hier bald dort feindliche Mannschaften. Nicht meinetwegen, — denn wie lange werde ich noch reiten? — sondern nur wegen meiner Söhne seufzte ich in der finstern Nacht: Herr, erhalt uns! — Kaum hatte ich es heraus, als es zu dämmern anfing und der Morgenstern mir ins Auge blitzte. Wie schön leuchtet der Morgenstern! fiel mir in diesem Augenblicke aus meiner Jugendzeit ein. Gar manches, was ich seit- dem gethan, und — was wohl nicht allemal recht war, hängte sich wie eine Bleilast daran. Ich rechnete nach, seit wie viel Jahren ich in keine

9. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 287

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 287 dann drückt mich Müh’ den ganzen Tag, dass meine Kinder gross und klein sich ihrer Feierstunde freu’n !“ Gewiss, so hat der Held gedacht; er hat sein Denken wahr gemacht. Drum, wo man Gutes liebt und ehrt, sein Angedenken ewig währt; und jedes Kindlein ehrfurchtsvoll den Edlen kennen lernen soll. Fröhlich. 283. (262 a.) König Friedrich und sein Nnchhnr. Der König Friedrich Ii von Preußen hatte acht Stunden von Berlin ein schönes Lustschloß und war gern darin, wenn nur nicht ganz nahe dabei die unruhige Mühle gewesen wäre. Denn erstens stehen ein königliches Schloß und eine Mühle nicht gut neben einander, obgleich das Weißbrot auch in dem Schlosse nicht übel schmeckt, wenn die Mühle fein gemahlen und der Ofen wohl gebacken hat. Außerdem aber, wenn der König in seinen besten Ge- danken war und nicht an den Nachbar dachte, auf einmal ließ der Müller seine Mühle klappern und dachte auch nicht an den Herrn Nachbar; und die Gedanken des Königs störten zwar das Räderwerk der Mühle nicht, aber manchmal das Klapperwerk der Räder die Gedanken des Königs. Eines Tages ließ er den Müller zu sich kommen. „Ihr begreift," sagte er zu ihm, „daß wir zwei nicht neben einander bestehen können. Einer muß weichen. Was gebt Ihr mir für mein Schlößlein?" Der Müller sagte: „Wie hoch haltet Ihr es, königlicher Herr Nachbar?" Der König erwiderte ihm: „Wunderlicher Mensch, so viel Geld habt Ihr nicht, daß Ihr mein Schloß kaufen könnt. Wie hoch haltet Ihr Eure Mühle?" Der Müller erwiderte: „Gnädigster Herr, so habt Ihr auch nicht so viel Geld, daß Ihr mir meine Mühle abkaufen könnt. Sie ist mir nicht feil." Der König that gern ein Gebot, auch das zweite und dritte, aber der Nachbar blieb bei seiner Rede: „Sie ist mir nicht feil. Wie ich darin geboren bin, so will ich darin sterben, und wie sie mir von meinem Vater erhalten worden ist, sollen sie meine Nachkommen von mir erhalten und auf ihr den Segen ihrer Vorfahren ererben." Da nahm der König eine ernsthaftere Sprache an. „Wißt Ihr auch, guter Mann, daß ich gar nicht nötig habe, viele Worte zu machen? Ich lasse Eure Mühle schätzen und breche sie ab. Nehmt alsdann das Geld oder nicht!" Da lächelte der unerschrockene Müller und erwiderte dem König: „Gut gesagt, allergnädigster Herr, wenn nur das Kammergericht zu Berlin nicht wäre!" — nämlich, daß er es wollte auf einen richterlichen Ausspruch ankommen lassen. Der König Der ganze Ghor fiel jubelnd ein: „Der alte Fritz will König sein und weiss nicht mal, dass dieser Frist des Mittwochs keine Schule ist!“ — Der König stille vor sich lacht und hat in seinem Sinn gedacht: „Wie reich bist, liebe Einfalt, du! Ich alter Mann hab’ keine Ruh’; des Morgens ruft mich Sorge wach;

10. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 141

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
in Familie, Gemeinde und Staat. 141 6. Und hätte selbst das Mutterherz für dich gesorget noch so wenig, das Wen'ge scbst vergiltst du nie, und wärest du der reichste König. Die größten Opfer sind gering für das, was sie für dich gegeben; und hätte sie vergessen dich, so schenkte sie dir doch das Leben. 7. Und hast du keine Mutter mehr, und kannst du sie nicht mehr beglücken, so kannst du doch ihr frühes Grab mit frischen Blumenkränzen schmücken. Ein Muttergrab ein heilig Grab, für dich die ewig heil'ge Stelle. O wende dich an diesen Ort, wenn dich umtost des Lebens Welle! Kaulisch. 158. (129.) Ein guter Sohn. In dem Regiments des berühmten, von Friedrich dem Großen hoch geehrten Generals von Zieten stand auch ein Rittmeister mit Namen Kurz- hagen, dessen Eltern arme Landleute im Mecklenburgischen waren. Ec war klug und tapfer und besaß dabei ein kindliches Gemüt. Mit dem Verdienst- orden auf der Brust rückte er nach Beendigung des siebenjährigen Krieges in Parchim ein. Die Eltern waren von ihrem Dörfchen nach der Stadt gekommen, um ihren Sohn nach Jahren wiederzusehen, und erwarteten ihn auf dem Markte. Sowie er sie erkannte, sprang er rasch vom Pferde und umarmte sie unter Freudenthränen. Bald darauf mußten sie zu ihm ziehen und aßen allezeit mit an seinem Tische, auch wenn er vornehme Gäste hatte. Einst spottete ein Offizier darüber, daß Bauern bei einem Rittmeister zu Tische säßen. „Wie sollte ich nicht die ersten Wohlthäter meines Lebens dankbar achten?" war seine Antwort. „Ehe ich des Königs Rittmeister wurde, war ich ihr Kind." Der General von Zieten hörte von diesem Vorfall und lud sich selbst nach einiger Zeit mit mehreren vornehmen Herren bei dem Rittmeister zu Gaste. Die Eltern Kurzhagens wünschten diesmal selbst, nicht am Tische zu erscheinen, weil sie sich verlegen fühlen würden. Als man sich setzen wollte, fragte der General: „Aber, Kurzhagen, wo sind Ihre Eltern? Ich denke, sie essen mit Ihnen an einem Tische?" Der Rittmeister lächelte und wußte nicht sogleich zu antworten. Da stand Zieten auf und holte die Eltern selbst herbei; sie mußten sich rechts und links an seine Seite setzen, und er unterhielt sich mit ihnen aufs freundlichste. Als man anfing, Gesundheiten auszubringen, nahm er sein Glas, stand auf und sprach: „Meine Herren, es gilt dem Wohlergehen dieser braven Eltern eines verdienstvollen Sohnes, der es beweist, daß ein dankbarer Sohn mehr wert ist als ein hochmütiger Rittmeister!" Später fand der General Gelegenheit, dem Könige von der kindlichen Achtung zu erzählen, die der Rittmeister seinen Eltern erwies, und Friedrich Ii freute sich sehr darüber. Als Kurzhagen einmal nach Berlin kam, wurde er zur königlichen Tafel gezogen. „Hör' Er, Rittmeister," fragte der König, um seine Gesinnung zu erforschen, „von welchem Hause stammt Er denn
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