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steht in uns das Gefühl der Ehrfurcht vor Gott und sei-
ner Größe und Erhabenheit, welches mit dem Gefühl
unserer Schwäche (Demuth) verbunden ist. (Hiob 36.
Psalm 19. Jeremias 10, 6. 7.)
Betrachten wir die grünen Wiesen, die blühenden
Bäume, die fruchtbaren Felder, die großen Veranstaltun-
gen Gottes zur Erziehung, Erlösung und Seligkeit der
Menschen, und werden recht lebhaft von dem Gedanken
ergriffen, wie Gott als ein guter Vater für uns sorgt und
sich unserer annimmt: so erfüllt uns das Gefühl der
Dankbarkeit und Liebe gegen Gott. (Ps. 107, 1.
Matth. 22, 37. 38. Wenn wir in Krankheit oder Noth
zu ihm beten, oder in der Kirche von ganzem Herzen an
ihn denken, so erfüllt uns Andacht (Ps. 3, 63. 7, 9.),
und wir finden ein festes Vertrauen auf ihn, dessen
Mackt und Liebe Alles zu unserm Besten lenket und ord-
net. ' (Ps. 37, 5. 6. Ps. 62, 9-11.) S. Abraham,
David, Hiob, Christus :c. Ohne Gefühl, giebt's keine
Religion, denn diese ist tticht blos Sache des Denkens,
sondern vorzüglich des Herzens und Lebens. Sie soll, der
Sonne gleich, Licht dein Geiste, Wärme dem Herzen geben
und durch beide den Willen auf das Gute lenken.
0er mächtige König Ca mit von Dänemark ging
einst am Ufer des Meeres spaziren. Seine Hofleute
suchten sich bei ihm beliebt zu machen, indem sie ihm
schmeichelten, d. h. übertriebene Lobsprüche beilegten.
Der Eine nannte ihn den mächtigsten König der Erde;
ein Anderer meinte, er habe über Erd’ und Meer zu ge-
bieten. Ca mit, der ihre eigennützige Absicht kannte,
wollte sie beschämen. Er liess einen Stuhl bringen,
setzte sich dicht an das Ufer und gebot dem Meere, ihm
nicht nabe zu kommen, noch ihn zu besprützen. Als das
Meer jedoch ihn ganz nass machte, wandte er sich um
und sagte; „Seht hier euern mächtigsten König, dessen
Gewalt sich nicht einmal über einen Wassertropfen er-
streckt. Niemand ist der Herr und Gebieter, als allein
Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat und erhält.“
Dem französischen Kaiser Napoleon wurden die
gröbsten Schmeicheleien gesagt; er sei fast allmächtig,
der Vorsehung gleich, nichts könne ihm widerstehen etc.
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Extrahierte Personennamen: Demuth Gott Matth Abraham David David Christus_:c Napoleon
190
können auch außerordentlich lange fasten. Manche verthei-
digen sich durch Gift oder umgeben das Wasser, worin
sie leben, wie der Dinten- (Black-) Fisch, mit einem
schwarzem Saft und entkommen dadurch ihren Feinden;
die meisten haben ein sehr zähes Leben oder eine außeror-
dentliche Wiederherstellungskraft, wenn sie Theile
ihres Wrpers verloren haben; man kann sie sogar wie
die Polypen in mehrere Stücke zerschneiden, und jedes
Stück er>oächst in einigen Tagen wieder zu einem ganzen
Polypen. Nutzbar sind einige eßbare Conchylicn lind
Muscheln, z.b. die Auster dientzum Essen, der Saft der Black-
oder Dintenfische dient als Dinte und Farbe, der Regen-
wurm macht die Erde locker, der Bart der Steckmuschel
giebt eine braune Seide, der Blntigel wird von Aerzten
benutzt, die Pcrlenmnschel enthält die kostbaren Perlen,
und die Muschel selbst giebt das Perlenmutter, das mit der
Malermuschel, der Koralle zu Kunstarbeiten benutzt wird.
Dagegen sind die Spul-, Band- und Nervenwürmer
Menschen und Thieren, die Regenwürmer und Schnecken
den Gewächsen schädlich ; die Pfahlmuschel durchbohrt
Schiffe und Dämme. Man theilt die Würmer ein: 1) in
Mollusken, nackte, weiche Würmer, z. B. der Regen-,
Bandwurm, der Blutigel, der Black- oder Dintcnstsch;
2) in Würmer mit einer dünnen Schale, wie die Schnecke,
der Seeigel, der Seestern; 3) in Eonchylien, mit einer,
zweien oder mehreren Schalen, wie die Wendeltreppe, der
Nautilus: 4) in Korallen, deren Gehäuse wie die Pflan-
zen gestaltet, mitder Wurzel ln Meeresboden befestigt sind, und
wo die Jungen sich immer wieder ansetzen, z. B. rothe
und schwarze Korallen, der Badeschwamm; 5) in Polypen
oder Thicrpslanzen, mit gallerartigcm Körper, die sich vcr-
niehren wie Pflanzen, weil die jungen Polypen an den
Scitendcr Altenwie Knospen wachsen. (S.bild.) (Fragen,
wie oben.)
Groß sind die Werke des Herrn, wer ihrer achtet, der hat
eitel Lust daran. Ps. 11t, 2.
8. 62. Pflanzen. Vor den Thore»» unserer Stadt,
z. B. auf dem heil. Geistfeld, beim rothen Baum, vor dem
Deichthor sind Wiesen, »vorauf Gras, Wiesenblumen und
Kräuter (z. B. Dreiblatt, Kleber), auch wohl Binsen
168
zen, vermengen sich mit der Erde und mit öligen Crd-
cheilcn und heißen Torfmoore, (wie hinter Eppendorf),
welche den Torf liefern, der getrocknet als Feurung be-
nutzt wird.
Das Meer, welches auf der Erde doppelt so viel Raum
einnimmt als das Land, bildet eine große zusammenhän-
gende Wassermasse und wird das Weltmeer oder die of-
fenbare See genannt. Es hat in seinem Grunde: Thä-
ler und Abgründe, Felsen und Berge, daher ist es an
einigen Stellen sehr tief, an andern dagegen nur flach.
Felsige und steinige Erhöhungen, die aus dem Wasser her-
vorragen, nennt man Klippen, erdige und sandige Er-
höhungen aber Sandbänke (solche sind auch in der Elbe
bei Hamburg, Altona, Blankenese und bei ihrer Mün-
dung); sie sind den Schiffen sehr gefährlich, denn wenn
sie auf dieselben gerathen, sitzen sie fest, stranden und
zerscheitern. — Das Meerwasser ist in beständiger Be-
wegung, deshalb, und weil Salz darin enthalten ist, wird
es vor Fäulniß bewahrt. Wenn der Wind aus eine
Wasserfläche stößt, so drückt er eine Vertiefung ein, um
welche sich Erhöhungen bilden. Das crhöhete Wasser
fällt und macht neue Vertiefungen und Erhöhungen.
Diese Erhöhungen heißen Wellen oder Wogen. Je
stärker der Wind ist, desto größer werden die Wellen, wie
man schon auf der Elbe sehen kann. Brechen oder stoßen
sich die Wellen an Klippen, Felsen oder steilen Küsten, sc
entsteht eine Brandung, die den Schiffen sehr gefährlich
ist. — An dem Wasser in der Elbe und in unsern Flc-
thcn bemerkt ihr, daß cs zwcinial des Tages sieh erhebe,
aufläuft, und dann wieder abläuft: diese Bewegung des
Wassers, welche von der anziehenden Kraft des Mondes
entsteht, nennen wir Fluth und Ebbe. — Wenn vor
der Elbe in der Nordsee Fluth ist, so kann das Elbwasser
nicht ablaufen und steigt höher; diesen Einfluß merkt man
noch 6 — 7 Meilen oberhalb Hamburg bei Lauenburg.
Bei heftigen Nord- und Westwinden wird das Elbwasser
noch stärker zurückgehalten, überschwemmt dann die niedri-
gen Stellen des Landes und richtet oft große Verwüstun-
gen an, z. B. bei der Sturmfluth am 4. Februar 1825
und dem Eisgange im Winter 1838—39, der unsern
Hafen stark beschädigte. — In den nördlichen, sehr kalten
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— \t9 -
Gegenden, z. B. im Eismeere, gefriert das Meerwasser so
stark, daß hohe Berge (Eisberge) und große Ebenen (Eis-
felder) entstehen, die entweder fest stehen oder im Meere
umherschwimmen. — Diejenigen Theile des Meeres,
welche in das Land eindringen, heißen Meerbusen oder
Baien, und wenn sie kleiner sind Buchten. Da, wo
ein Theil des Meeres sich zwischen zwei Ländern durch-
drängt, enge wird, entsteht eine Meeren g e, welche zwei
Länder trennt und zwei Meere verbindet; ist sie ziemlich
breit, so wird sie Straße oder Kanal genannt. Im Klei-
nen bemerkt ihr etwas Aehnlichcs zwischen den Elbinseln.
Eine Landenge ist dagegen ein schmaler Strich Landes, -
welcher zwei Länder verbindet und zwei Meere oder Ge-
wässer trennt; ein Damm (wie beim Altonaer- und
Damm-Thore) ist eine kleine, durch Menschen gezogene
Verbindung zwischen zwei Stucken Landes. Ein großes
oder kleines Land, welches rund umher von Wasser um-
geben ist (wie Wilhelmsburg, Finkenwärder, Moorwärder
in der Elbe, heißt eine Insel (Eiland); hängt es aber
noch an einer Seite mit andern: festem Lande zusammen,
so wird cs Halbinsel genannt. Solche Strecken Lan-
des, welche sich lang und schmal ins Meer erstrecken, nennt
man Landzungen, und sich ins Meer erstreckendes Ge-
birge. Vorgebirge oder Kap.
Der Nutzen des Wassers in Flüssen und Meeren ist
sehr groß. Es enthält eine große Menge Thiere, die
uns zur Nahrung re. dienen und von Fischern mit Netzen
und Angeln gefangen werden; es trägt Schiffe mit groß-
ßen Lasten, welche von vielen hundert Wagen und Pfer-
den nicht fortgebracht werden, schnell von einem Lande
zum andern; treibt Mühlen, dient zum Waschen, Kochen,
Bierbrauen, giebt Menschen, Thieren und Pflanzen Er-
quickung und Nahrung; und die wässerigen Dünste,
welche unaufhörlich aus demselben aufsteigen, sich in Wol-
ken bilden und als Regen, Schnee rc. wieder aus die Erde
fallen, geben der: Quellen und Flüssen Nahrung.
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Leben verhelfen!" — und schon stand er selbst im Kahne und anl-
wortete denen, die ihm abriethen: „Was bin ich mehr, als ihr?
Ich bin ein Mensch, und hier gilt's Menschenleben!" und dahin
schwankte der Nachen über die rauschende Fluth. Schon nähert er
sich dem jenseitigen Damme; jetzt ist er nur noch drei Schritte
davon; schon sieht man im Geiste gerettetes Leben — ach, da schlug
plötzlich der Kahn um, und — die Wellen der Oder sangen ein
Grablied, dazu ganz Frankfurt, ja ganz Europa weinte. Er aber
hatte seines Leibes Leben verloren, aber seiner Seele zum Leben
verholfen. _________
92. Das Lied vom braven Manne.
Der Thauwind kam vom Mittagsmeer
Und schnob durch Welschland trüb’ und feucht;
Die Wolken flogen vor ihm her,
Wie wenn der Wolf die Heerde scheucht.
Er fegte die Felder, zerbrach den Forst;
Auf Seen und Strömen das Grundeis borst.
Am Hochgebirge schmolz der Schnee;
Der Sturz von tausend Wassern scholl;
Das Wiesenthal begrub ein See;
Des Landes Heerstrom wuchs und schwoll
Hoch rollten die Wogen in ihrem Gleis’
Und wälzten gewaltige Felsen Eis.
Auf Pfeilern und auf Pogen schwer,
Auf Quaderstein von unten rauf,
Lag eine Brükkc drüber her,
Und mitten stand ein Häuschen drauf;
Hier wohnte der Zöllner mit Weib und Kind.
0 Zöllner, o Zöllner, entfleuch geschwind!
Es dröhnt’ und dröhnte dumpf heran!
Laut heulten Sturm und Wog’ um’s Haus.
Der Zöllner sprang zum Dach hinan
Und blikket in die Fluth hinaus:
„Barmherziger Himmel, erbarme dich!
Verloren! Verloren! Wer rettet mich!"
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Extrahierte Personennamen: Wiesenthal
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Europa Welschland
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beni Lande zu gewöhnlich Heller; doch nimmt es auch von dem Boden und den
darin befindlichen Seegewächsen und Gewürmen noch andere Farben an. Zuweilen
sieht man cö des Nachts ans seiner ganzen Oberfläche leuchten und selbst bis
tief in das Innere erhellt, wo man die Fische als glänzende Körper schwimmen
sieht; ein segelndes Schiff wird von glänzenden Wellen umspielt, in welchen
Sterne und Blitze aufleuchten, und ein langer feuriger Streifen bezeichnet die
Spur seines Weges. Zuweilen scheint dieser Glanz von unzählig vielen kleinen
leuchtenden Seewürmern herzurühren, welche die ganze Oberfläche dcö Meeres
erfüllen, kugelförmig und nicht größer, als ein Radelknopf, sind; zuweilen scheint
er aber auch einen andern Ursprung zu haben. Obgleich der Wärmezustaud des
Meeres viel gleichförmiger ist, als der des Landes, so gefriert es doch in der
Nähe des Landes und in eingeschlossenen Buchten und'äugen; in den kalten
Zonen aber schwimmen auf dem Meere große Felder, Inseln und Berge von Eis
umher, welche der Schiffer, dem sie sehr gefährlich sind, schon in weiter Ferne an
einem Hellen Scheine, Eiöblink genannt, erkennt. —
Ebbe und Fluth.
Wer an der Nordsee wohnt, hinter Hamburg oder Breme», oder gar am
atlantischen Meere, dem bietet die See alltäglich ein merkwürdiges Schauspiel
dar. Ihr steht bei hoher See ruhig am Strande und seht in stiller Bewunderung
aus das Meer. Auf einmal werdet Ihr gewahr, dasi die Gewässer dcö Meeres
vom llfer zurükktretcn, und daß ein Theil dcö Sccbodenö am Ufer unbedekkt da
liegt. Das Zurükkweichen des Meeres hält sechs Stunden lang an, und nach
Verlauf dieser Zeit tritt ei» kurzer Stillstand ein. Nach einer Weile kehrt das
Wasser allmälig zurükk, und je stärker es vorhin zurütlwich, desto höher thürmt es
sich jetzt an den Ufern auf. Das Steigen des Meeres währt wieder sechs Stunden;
aber nach kurzem Stillstände weicht das Meer wieder vom Ufer zurükk, und eö
wiederholt sich immer von Neuem dieselbe Erscheinung.
In 24 Stunden und 50 Minuten ist zwei Mal Ebbe und Fluth; erst nach
Ablauf eines Monats fallen Ebbe und Fluth wieder auf die nämlichen Tages-
stunden. Worin hat aber diese Bewegung dcö Meeres ihren Grund? Die Fluth
beginnt an jedem Tage kurz nach dem höchsten und dem niedrigsten Standpunkte
des Mondes; die stärksten Fluthcn treten anderthalb Tage nach dem Vollmonde
und nach dem Neumonde, die geringsten anderthalb Tage nach dem ersten und
letzten Viertel ein, und man sieht daraus, daß Niemand anders, als der Mond
an dem Steigen und Fallen des Meeres schuld ist. Die schwache Fluth, welche
zur Zeit des ersten und letzten Viertels eintritt, nennt man Wipfluth oder die
todte Fluth; die starke, welche zur Zeit des Vollmondes und dcö Neumondes
Statt findet, nennt man die Springfluth. An der Nordsee ist sic so heftig, daß
sie die Deiche übersteigt, durch welche man das Land gegen Einbrüche deö Meeres
gesichert hat; oft richtet sie in de» Niederungen große Verheerungen an. Der
Dollart, ein Meerbusen in Ostfriesland, soll im Jahre 1277 durch den Einbruch
des Meeres in das Festland entstanden sein.
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196
Strömung des Meeres.
Die bekannteste und merkwürdigste Strömung des Meeres ist diejenige, die
in dem atlantischen und in dem stillen Meere zwischen den Wendekreisen Statt
findet, und welche man deshalb die Requatorströmung genannt hat. Ihre Richtung
geht von Osten nach Westen; im atlantischen Meere also, von der Westküste von
Afrika nach der Ostküste von Brasilien. Ihre Geschwindigkeit ist so groß, daß
ein Schiff, welches bloß der Aequatvrströmung folgte, in einem Tage doch immer
noch zehn Seemeilen zurükklegen würde.
Woher denn diese gewaltige-Strömung? Gewiß von den Passatwinden, die
zwischen den Wendekreisen beständig von Südost und Nordost her wehen; die treiben
die Wogen und mit ihnen die Schiffe immerfort gegen Nordwest oder Südwest. —
Die Hauptsache aber ist der tägliche Umschwung der Erde von Westen nach Osten;
der bringt die Passatwinde hervor und auch die Strömungen des Meeres in der
Nähe des Aeguators.
Die Aeguatorströmung im atlantischen Meere bricht sich an der Ostküste
von Amerika, und es entstehen hier zwei rükkwärts gehende Strömungen; die
eine geht südlich nach dem Kap Horn, die andere nördlich nach der Küste von
Mcriko. Von da wendet sie sich weiter ostwärts und bildet den Golfstrom, dessen
Gewässer sich durch eine schöne blaue Farbe und durch größere Wärme vor dem
übrigen Meerwasser auszeichnen. Weiterhin theilt sich der Golfstrom in mehrere
Arme, und zuletzt gelangen seine Fluthen auf mehreren - Umwegen nach der
Westküste von Afrika zurükk.
Die Zonen.
Die Erde dreht sich iit 24 Stunden ein Mal von Westen nach Osten um
sich selbst. Es kommt aber jedem Menschen so vor, als stehe die Erde unbe-
weglich, und es drehe sich die Sonne von Osten nach Westen um die Erde;
denn kommt sie nicht früh am Morgenhimmel zum Vorschein, und verschwindet
sie nicht am Abend hinter den Bergen, die den Abcndhimmel begrenzen?
Es wird Einem schwer, an die Umdrehung der Erde zu glauben, weil von
der Bewegung der Erde doch gar Nichts zu merken ist, und weil man doch
deutlich zu sehen glaubt, wie Sonne, Mond und Sterne sich von Morgen gegen
Abend um die Erde drehen. Aber in solchen Dingen kann der Schein leicht
trügen. Das Leben giebt ja mancherlei Beispiele hierzu. I. B. Man sitzt in
einem Kahne, der sanft übers Wasser gleitet, und sieht nur auf die am Ufer
stehenden Bäume, Häuser u. s. w.; ist es da nicht Jedem, als liefen die Bäume,
Häuser u. s. w. vorüber? Gerade so ist es auch mit der Umdrehung der Erde;
sie ist nicht zu merken, weil sie vollkommen gleichförmig und ohne Anstoß
geschieht, und deshalb glaubt Jeder, es drehe sich der ganze Himmel mit Sonne,
Mond und allen Sternen i» 24 Stunden um unsere kleine Erde herum.
Wenn eine Kugel sich in immer gleicher Richtung umdreht, so bleibt nur
die Are, d. i. die Umdrehungslinie der Kugel, in beständiger Ruhe; alle andern
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Extrahierte Personennamen: Mcriko
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Brasilien Nordost Nordwest Amerika Afrika
237
Das Alter der Fische ist nicht mit Sicherheit bekannt. Die kleinen leben
wahrscheinlich nur wenige Jahre; dagegen werden Karpfen und Hechte schon
hundert und mehr Jahre alt, und die größeren Seefische erreichen wahrscheinlich
ein Alter von 150 biö 200 Jahren. — Im Jahre 1407 hat man in einem
Teiche einen Hecht mit einem kupfernen Ringe gefangen, der die Aufschrift
hatte: „Ich bin der erste Fisch, den der Kaiser Friedrich Ii. den 5. Oktober 1200
in diesen Teich gesetzt." .Hiernach wäre dieser Hecht nicht weniger als 267
Jahre alt gewesen. Gr soll 300 Pfund gewogen haben.
Die meisten Fische legen Eier (Laich); nur wenige bringen lebendige Junge
zur Welt. Die Eier (Rogen) haben verschiedene Farbe; sie sind bald grünlich,
röthlich oder gelblich und mit klebriger Gallerte überzogen. Die Zahl der Eier
ist verschieden, aber immer sehr groß. Man hat in einen, Heringe 68656 Eier
gezählt, im Rothauge über 84000, in einem Blei 167000, in einer vierpfündigen
Schleihe 207000, in einem Barsch 000000, in einer Scholle über 1 Million,
im Stör über 3, im Stokkfisch sogar gegen 0 Millionen.
Die Fische leben theils im Meere, theils im süßen Wasser; in jenem aber
befinden sich die meisten Arten. Manche, wie Lachse, Störe, halten sich zu manchen
Zeiten im Meere, zu andern in Flüssen auf. Einige Arten finden sich sogar in
warmen Quellen, andere in unterirdischen Gewässern. So findet sich in Süd-
amerika, in den unterirdischen Seen, ein mit den Welsen sehr verwandter 4 Zoll
langer Fisch, welcher nur i» den dunkelsten Nächten in die nach außen abfließenden
Bäche kommt und da gefangen wird. Aus den südamcrikanischen Vulkanen werden
oft bei großen Ausbrüchen mit Schlamm und Wasser ähnliche Fische lebend in
großer Anzahl ausgeworfen.
Manche Fische können eine Zeit lang auf dem Trokkencn leben; andere aber
sterben, sobald man sie aus dem Wasser nimmt.
Die Fische sind über alle Zonen verbreitet; aber die wärmeren Meere haben
in der Zahl der Arten, sowie in der schöneren Färbung, der sonderbaren Bildung
und der Größe der Fische das Uebergewicht über die nördlicheren. Die Fische sind
weniger an gewisse Gegenden gebunden, als die übrigen Wirbelthierc. Dies rührt
daher, daß die Meeresbezirkc nicht so von einander getrennt sind, als die des
festen Landes, und daß die Fische fast überall im Wasser eine ihnen angemessene
Wärme finden. Deshalb können auch Fische aus wärmeren Ländern leicht in
gemäßigten einheimisch gemacht werden.
Hering und Heringsfang.
Der Hering hat einen, am unteren Rande keilförmig zusammengedrükkten
und mit sägeartig gestellten Schuppen bcdckkten Bauch, sehr weite Kiemenspalten,
wie Kämme gezähnte Kiemenbögen, lange Schwimmblase und zahlreiche, sehr
feine Gräten. Er ist auf dem Rükken schwärzlich blau; in den Kinnladen hat er
einige Zähne. Er bewohnt den ganzen nördlichen Ocean, insbesondere jedoch
das deutsche Nordmccr. Um Island, Spitzbergen und Grönland, überhaupt
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Süd-
amerika Island Spitzbergen
240
sind allerlei Thiere ohne Unterschied. Die Sklavenschiffe, welche Neger aus ihrem
Vaterlande Afrika nach Amerika überschiffen, werden von einer Menge Haien auf
ihrer ganzen Fahrt begleitet. Diese Meerungeheuer scheinen eö zu wissen, daß
Viele dieser Unglükklichen auf der Fahrt ihr Leben einbüßen und über Bord
geworfen werden. Mit Heißhunger schnappen sie die todten Körper auf und
verschlingen sie. Aber mit gleicher Gier fallen sie auch über lebende Personen
her, die von ungefähr ins Meer fallen. Der geschikkteste Schwimmer kommt
hier selten mit dem Leben davon; denn ehe man ihn noch retten kann, ist er-
scholl die Beute eines Haies. Geht eö glükklich ab, so büßt er wenigstens ein
Bein oder einen Arm ein. —
Auf einem englischen Schiffe zerlegte man einst einen Haifisch zum Köder-
für Krebse, und zur Verwunderung der Umstehenden schlüpften 4 Junge aus
dem Magen. Man wußte nicht, ob sie als Beute verschlukkt oder als Schütz-
linge im Magen aufgenommen waren. Das Letztere ist jetzt durch vielfache
Beobachtungen zur Gewißheit geworden.
Ungeachtet das Fleisch der Haifische nicht eßbar ist, — (hungrige Matrosen
esse» eö wohl) — so stellt man den Meerriesen doch nach und fängt sie mit Angeln
an starken eisernen Ketten. Entsetzlich sind die Anstrengungen und das Toben
eines Menschenfressers, wenn er mit dem Köder den Angelhaken verschlukkt hat.
Aus allen Kräften strebt er, das Verschlungene wieder von sich zu geben, und
lange zerarbeitet er sich, bis endlich seine Kräfte ermatten und man cs wagen
darf, ihn ans Ufer oder auf das Schiff zu ziehen.
Eine Thatsache ist, daß dem Hai immer ein kleiner Fisch, den man Pilot
nennt, voran schwimmt, um ihm die Beute anzuzeigen, von welcher er dann
immer seinen bescheidenen Theil bekommt.
Vor mehrere» Jahren kamen an der norwegischen Küste, unweit Christiania,
einige Männer beim Dorschfange im heftigsten Sturme ums Leben. Zwei Tage
nachher zog man in derselben Gegend einen Hai ans Land und fand in seinem
Magen einen Mann in seiner ganzen Seerüstung, mit Kleidern von Fellen und
Seestiefcln, jedoch ohne Hut. An den Gesichtszügen erkannte man ihn als
einen von jenen Verunglükkten.
Der Sägefisch.
Zu den Haifischen wird auch der Sägefisch oder Sägehai gerechnet. Er hat
seinen Namen von der furchtbaren Waffe, die, als verlängerter Rüffel, in
Gestalt eines Schwertes vorn am Kopfe sitzt, oft 2 — 2'/- Elle lang, handbreit,
auf beiden Seiten mit 24 Zähnen besetzt und von knochenartiger, fester Be-
schaffenheit ist. Der Fisch selbst wird 12—15 Fuß lang gefunden. Er sieht
oberhalb schwärzlich grau, an den Seiten heller, unter dem Bauche weißlich aus.
Man trifft ihn fast in allen Meeren, besonders häufig an den afrikanischen
Küsten, um Island, Grönland und Spitzbergen an. Es ist ein mächtiger und
furchtbarer Räuber, der durch sein Schwert sich Nahrung und Sicherheit gegen
seine Feinde verschafft. Er scheint ein natürlicher Feind des großen Wallfisches
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Amerika Christiania Island Spitzbergen
211
zu sein, und kämpft mit ihm, wo er ihn antrifft. Jener sucht ihm mit seinem
Schwänze einen tödtlichen Schlag zu versetzen; allein der Schwertfisch weiß
diesem auszuweichen; überdies schnellt er sich mit großer Kraft aus dem Wasser
über seinen Feind in die Höhe und stößt ihm im Herabfallen das Schwert in
den Leib. Oft verblutet sich der Wallfisch und stirbt; oft bricht aber auch das
Schwert theilweise ab und bleibt im Leibe des Wallfifches stckkcn.
Fliegende Fische.
Im Meere giebt es Fische, welche auch aus dem Wasser gehen und in der
Luft fliegen können. Die Floßfedern an der Brust dieser Thiere sind sehr lang
und mit einer weichen Haut überzogen. Mit Hülfe dieser kann sich der Fisch eine
Zeit lang in der Luft erhalten. Aber erstlich, das thut nicht länger gut, als
diese Haut naß ist; sobald sie aber trokknet, fällt der Fisch ins Wasser zurükk.
Zweitens, er geht nicht aus dem Wasser ohne Noth, fliegt nicht spazieren für
Kurzweile oder um seine Kunst zu zeigen, sondern wenn ihn ein Raubfisch ver«
folgt, dem er nicht mehr anders entrinnen kann, und darin ist er klüger, als
mancher Mensch, der schon Hals und Beine gebrochen hat; denn der Fisch sagt:
Man muß seiner Natur und seinem Stande getreu bleiben, so lange man kann;
kein Wagstükk treiben, wenn'ö nicht sein muß; nicht oben zum Fenster hinauö-
springen, wenn die Thür offen steht.
Solche fliegende Fische geben den Schifffahrenden, die viele Wochen Nichts
als Himmel und Wasser um sich haben, auf ihrer langweiligen ‘Jlcifc manche
Kurzweil, besonders wenn der Raubfisch, welcher sie verfolgt, ebenfalls fliegen
kann und ihnen nacheilt. Ost erhascht der Raubfisch seine Beute und zieht sie
wieder in daö Wasser hinab; oft entgeht sic durch Geschwindigkeit oder Glüks.
Manchmal ist noch ein ganz anderer Spaß zu sehen: denn gewisse Bögel fliegen
über dem Wasser hin und her und stellen den Fischen nach, können ihnen aber
Nichts anhaben, so lange diese daheim im Wasser bleiben, wohin sie gehören.
Wenn aber ein solcher Luftkrieg zwischen ihnen angeht, so wird bald der Fliehende,
bald der Verfolger, zuweilen auch beide von den Vögeln, die das Fliegen besser
verstehen, erhascht, und kommen ihr Leben lang nicht wieder ins Wasser zurükk.
Und dazu lachen die Schiffer.
Solcher Spaß ist manchmal auch mitten auf dem trokkenen Lande zu sehen,
aber oft mehr zum Weinen, alö zum Lachen; wenn zwei Brüder oder Verwandte
oder Bundesgenossen mit einander hadern und Streit führen über Mein und
Dein, und kommt alsdann ein Dritter darüber und beraubt beide des Vortheils,
den keiner dem andern gönnen wollte. Darum merke dir: „Wenn die Fische im
Wasser Händel haben, ist's lauter Freude für die losen Vögel in der Luft!"
In Ostindien lebt ein Fisch, der mittelst der Stachelfortsätze an seinem Kopfe
und seinen Flossen an Palmbäumen und anderen Bäumen hinanklettert, wo er das
Wasser aufsucht, daö zwischen den Palmblätteru sich anhäuft, und die Gewürme,
welche in denselben leben. Dieser merkwürdige Fi,äh kriecht auch oft weit auf
dem Sande fort und bleibt zuweilen Stunden lang freiwillig außer dem Wasser.
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