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1. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 51

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 51 — mächtigsten Fürsten Europas, Friedrich Barbarossa, Richard Löwenherz von England und Philipp Ii. König von Frankreich, schlossen sich der Bewegung an und unternahmen den dritten Kreuzzug (1189—1192). Nachdem Friedrich für die Angelegenheiten Deutschlands Sorge getragen und seinem Sohne Heinrich die Reichsverwesung übergeben hatte, zog er mit hundertundfünszigtansend Mann von Regensburg aus durch Ungarn und Griechenland, wo er viel mit den Ränken des Kaisers Isaak Angelus zu kämpfen hatte, bis er ihn endlich zwang, ihm Schiffe behufs der Ueberfahrt zu geben. In Asien hatten die Christen mit der größten Noth und mit Mangel an Lebensmitteln zu kämpfen, während die Seldschncken sie unablässig angriffen, bis sie nach Selencia und Cilicien gelangten, wo sie ausruhten. Als das Kreuzheer von hier aufbrach und über den Fluß Calykadnns (jetzt Seleph), an welchem jene Stadt liegt, setzten, sprengte der Kaiser, da ihm der Zug über die schmale Brücke zu lange dauerte, und er zu seinem Sohne Friedrich, der den Vortrab führte, zu gelangen wünschte, in den Fluß; aber die Wellen desselben rissen ihn fort, und die ©einigen, die ihm zur Hilfe kamen, brachten nur seinen entseelten Leichnam ans Land. So starb Friedrich, siebenzig Jahre alt, 1190. Groß war die Verzweiflung des Heeres. Viele kehrten nach Hause zurück, die Anderen zogen nach Antiochien weiter, wo man den Leichnam begrub*), und von da nach Ptolemais (Akkon, St. Jean d'acre), das man damals belagerte. Vor dieser Stadt starb auch Friedrich von Schwaben, des Kaisers Sohn, nachdem er den deutschen Ritterorden gestiftet hatte, dessen Aufgabe es war, neben den beiden anderen zur Zeit der Kreuzzüge gestifteten Orden, den Johannitern und Tempelherrn, die Pilger zu schützen und zu verpflegen. Richard Löwenherz und Philipp August belagerten Ptolemais noch weiter und eroberten es endlich; sie zogen dann weiter nach Jerusalem, konnten es aber nicht in ihre Gewalt Bringen und Richard, der zuletzt noch allein den Krieg fortsetzte, mußte sich mit einem Waffenstillstände begnügen, laut welchem den Christen die Wallfahrten dorthin gestattet und ihnen ein Strich Landes an der Küste eingeräumt wurde. *) Nach Einigen nur die Eingeweide und das Gehirn, den übrigen Körper in Tyrus. 4*

2. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 48

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 48 — Kaiser zu Füßen und ergaben sich auf Gnade und Ungnade. Dann brachten dreihundert Ritter die Schlüssel der Stadt und sechs und dreißig Fahnen. Einen Tag später erschien das ganze Volk, in hundert Scharen getheilt, barsnß mit Stricken um den Hals und Asche auf dem Kopfe; Friedrich ließ die Mailänder lange im Regen stehen, dann kam er heraus und nahm auf einem hohen Throne Platz. Darauf zog die Menge an ihm vorüber, und jeder Haufe legte seine Fahne vor dem Kaiser nieder. Nun kam das Caroccio, ein mächtiger Wagen, auf dem die Fahne der Stadt mit dem Standbild ihres Schutzpatrons Ambrosius befestigt war; diesen Wagen ließ Friedrich unter dem Wehgeschrei des Volkes zertrümmern. Auf dem Reichstage zu Pavia wurde über Mailands Schicksal entschieden; die Stadt sollte zerstört werden, die Einwohner dieselbe binnen acht Tagen verlassen und sich in vier Flecken, zwei Meilen von einander, anbauen. Bei der Zerstörung leisteten die Bewohner der benachbarten Städte, welche Mailand bitter haßten, hülfreiche Hand, man zog den Pflug über die Stelle und streute nach altem Gebrauch Salz in die Furchen als Zeichen, daß die Stadt ewig wüste bleiben solle. Nach dem Tode des Papstes Hadrian erfolgte eine zwiespältige Papstwahl; der eine der beiden Gegenpäpste, Alexander Iii., war ein heftiger Gegner Friedrich's und suchte auf alle mögliche Weise die italienischen Städte zu einem Bunde gegen ihn zu vereinigen. . Friedrich mußte abermals nach Italien ziehen; da aber seine Streitkräfte zu gering waren, außerdem auch Seuchen in seinem Heere ausbrachen, so kehrte er nach Deutschland zurück. Auf dem Wege dahin hatte er große Gefahren zu bestehen, da die Italiener alle Pässe über die Alpen besetzt hatten. In Susa kam er sogar in Lebensgefahr; die Einwohner wollten ihn nämlich im Bette ermorden, und nur durch die freiwillige Aufopferung des Ritters Hermann von Siebeneichen, der sich in des Kaisers Bett legte, während dieser selbst entkam, wurde er gerettet. Nach seinem Abzüge verjagten die Italiener alle kaiserlichen Beamten, schlossen ein Bündniß gegen ihn, stellten Mailand wieder her und erbauten ihm zum Trotz und dem Papste zu Ehren die Festung Alessandria. Der mächtigste deutsche Reichsfürst war damals Heinrich der Löwe, aus dem Hause der Welfen; zwischen Welfen und Hohenstaufen

3. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 52

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 52 — Das Volk in Deutschland konnte sich, als die Nachricht vom Tode Friedrichs dorthin gelangte, gar nicht an den Gedanken gewöhnen, daß er gestorben sei, und es verbreitete sich die Sage, die sich bis in die neueste Zeit fortgepflanzt hat, der Kaiser sitze im tiefsten Schlafe im Kyffhänser Berge in der goldenen Aue in Thüringen, an einem steinernen Tisch, durch den sein Bart gewachsen sei. Raben umkreisten den Gipfel des Berges; wenn ein Adler sie verscheucht, werde Barbarossa in Waffenrüstung herauskommen und die alte Herrlichkeit und den Glanz des Reiches wiederherstellen. Was der fromme Glaube des Volkes dunkel geahnt und in einem Bilde ausgedrückt hat, das ist in neuester Zeit in herrlicher Weise erfüllt worden.*) §. 12. Rudolph von Habsburg. (1273—1291.) Unter den Hohenstaufen zeichnete sich außer Friedrich Barbarossa noch sein Enkel Friedrich Ii. (1215—1250) aus, dessen Regierungszeit jedoch für Deutschland weniger heilbringend war, da sie mit widerwärtigen Kämpfen mit dem Papste und den Lombarden ausgefüllt ist; auch er machte einen Kreuzzug. Das Geschlecht der Hohenstaufen ging mit Friedrichs Ii. Enkel, Conradin von Schwaben, unter, der einen vergeblichen Zug nach Italien machte, um seine Erblande Neapel und Sicilieu zu erobern, die Carl von Anjou, ein französischer Prinz, vom Papste empfangen hatte. In einer Schlacht besiegt und gefangen genommen, wurde er vor Gericht gestellt, verurtheilt und auf dem Markte zu Neapel 1268 hingerichtet. In Deutschland war inzwischen eine traurige Zeit; das kaiserliche Ansehen war so gesunken, daß kein deutscher Fürst die Krone anzunehmen Lust hatte und die Wahlfürsten dieselbe Ausländern, wie einem spanischen und englischen Prinzen antrugen, die indeß nur von einem Theile des Volkes anerkannt wurden und keine Wirksamkeit im Reiche ausüben konnten. Man nennt diese ganze Zeit vom Tode Wilhelms von Holland (1256) an bis zur Wahl eines allgemein aner-kanntenoberhauptes(1273)dasjnterregnnm. Während desselben herrschte *) Man hat ganz kürzlich nachzuweisen versucht, daß diese Sage sich ursprünglich an die Person Friedrich Ii. (-j-isso) angeknüpft habe.

4. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 60

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 60 — Außerdem wurden zweitausend der armen Bauern Leopolds erschlagen. Die Ritter erschienen nichts desto weniger bald nachher noch einmal im Felde; aber zum dritten Male erlagen sie den schweizer Bauern bei Näsels (1388), und die Oestreichs sahen sich genöthigt, erst einen Waffenstillstand, dann einen Frieden zu schließen, der den Schweizern Ruhe vor ihnen verschaffte. §. 14. Die Jungfrau von Drlrrms. (1429— 1431.) Im vierzehnten Jahrhundert führten die Engländer und Franzosen erbitterte Kriege gegen einander, die dadurch entstanden, daß der König von England, Eduard Iii., Ansprüche auf die französische Krone machte, nachdem das Haus der Kapetinger, der Nachfolger der Karolinger, 1328, ausgestorben war; seine Mutter war nämlich eine Tochter des französischen Königs Philipp Iv., während in Frankreich selbst das Haus Valois aus einer Seitenlinie der königlichen Familie auf den Thron gelangte. Der Krieg dauerte länger als ein volles Jahrhundert, und die Franzosen erlitten in demselben große Verluste; namentlich nahm er eine für sie höchst ungünstige Wendung unter dem Könige Carl Vi., der von einem unheilbaren Trübsinn befallen war. In der Schlacht bei Azincourt siegten die Engländer vollständig und durchstreiften von da ab ganz Frankreich, das durch innere Parteiungen zerrissen war, indem während der Krankheit Carls Vi. sich zwei Vasallen um die Reichsverwaltung stritten, der Herzog von Orleans und Philipp, später dessen Sohn Johann, von Burgund. Letzterer schloß sich an die Engländer an, und selbst die Königin Jsabella trat auf ihre Seite, da sie ihren Gemahl, wie ihren Sohn, den späteren König Carl Vii., der damals noch Dauphin oder Kronprinz war, gründlich haßte. Der König von England Heinrich V. und seit 1422 dessen Sohn Heinrich Vi. wurde als König anerkannt; die Lage des Dauphins war verzweifelt; es war ihm nur noch eine kleine Landschaft Frankreichs mit der Hauptstadt Bourges geblieben; auch die Stadt Orleans hielt sich noch, war aber nahe daran, sich zu ergeben, und der Dauphin, der an einem glücklichen Ausgange des Kampfes verzweifelte, war im Begriff, das Land zu verlassen, als ihn eine wunderbare Erscheinung rettete.

5. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 42

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 42 — fand, hatte er den Waffenschmuck mit dem Einsiedlerkleide vertauscht. Auf einer Wallfahrt, die er nach dem H. Lande machte, sah er mit eigenen Augen Die Bedrückungen, welche die Pilger zu erdulden hatten; das erfüllte seine Seele mit Unwillen und Entsetzen, und er beschloß, das Abendland gegen die Feinde des Herrn zu bewaffnen. Zudem glaubte er, von Gott selbst zur Vollendung dieses Werkes berufen zu fein und erzählte von einer Erscheinung Christi in der Auferstehungskirche, die ihm geworden. Peter kam nach Rom und theilte dem Papste Urban Ii. seinen Entschluß mit; dieser glaubte in dem Manne das richtige Werkzeug gefunden zu haben und gab ihm Briese au die französischen Barone und Herzoge mit. Auffallend schon war Peters äußere Erscheinung; auf einem Esel reitend, mit einer Mönchskutte angethan, ein dickes Seil um den Leib, barfuß und barhaupt, ein Crucifix in der Hand, durchzog er Italien und Frankreich; durch feine feurige Beredsamkeit, die zum Herzen des Volkes drang, wußte er die Gemüther zu entzünden. Er erzählte von den Leiden der Christen im gelobten Lande, las die Briefe des Patriarchen Simeon von Jerusalem vor und überzeugte Alle, daß er der von Gott Gesandte fei, der den heiligen Zug predigen solle. Urban berief eine Kirchenverfammlung nach Clermont im südlichen Frankreich, 1095; die Stadt faßte die Menschenmenge nicht, die hier zusammenströmte, und daher waren nicht nur alle kleinen Städte und Dörfer der Umgegend überfüllt, sondern man mußte sich auch trotz der Winterkälte in Zelten lagern. In der Mitte der weiten Gegend war ein Gerüst erbaut; dies bestieg der Papst, nachdem Peter eine lebhafte Schilderung der Leiden der Christen in Palästina entworfen hatte, und machte durch eine begeisterte Rede auf Alle einen solchen Eindruck, daß der allgemeine Ruf erscholl: „Gott will es, Gott will es!" Der Bischof Adernar von Pny bat zuerst den Papst um feinen Segen und die Erlaubniß, am Zuge Theil nehmen zu dürfen; ihm folgte eine Menge Geistlicher und Laien, welche sich alle nach alter Pilgersitte ein Kreuz von rother Wolle auf die rechte Schulter hefteten und daher den Namen Kreuzfahrer erhielten. Unter den Großen, die am Zuge Theil nahmen, ragte außer dem Herzog Robert von der Normandie, Robert von Flandern, Raimund von Toulouse, Bohemund von Tarent und Tankred von Brindisi, namentlich Gottfried von Bouillon, Herzog

6. Lehr- und Lesebuch für Elementarschulen oder Stoff aus der Natur und dem Menschenleben in steter Beziehung auf Gott, zur Bildung des Geistes und Herzens ; zum Besten der Hamburgischen Warteschulen - S. 76

1863 - Hamburg : Selbstverl. J. C. Kröger
76 Sachsen und König von Polen, August, konnte mit den Hän- den eiserne Stangen krumm biegen und einen Mann auf den ausgestreckten Hand tragen. Simson, Richt. 16, 29- 30. — Nicht blos in den Händen, sondern auch in den Füßen kann man durch Uebung viele Geschicklichkeit erhalten. Ein Pachter in England war ohne Arme geboren, er konnte aber mit den Füßen Pferde satteln, Schuhe putzen, schreiben, Thee trinken, Messer und Gabeln gebrauchen und war aus einem dürftigen Landmanne ein wohlhabender Pachter geworden. Zn Polen lebten zwei Zwerge, welche nicht größer wur- den, als Kinder von 4 bis 5 Jahren; der eine hatte wenig Fähigkeit, der andere aber viel Lebhaftigkeit; ein hölzerner Schuh, halb mit Wolle gefüllt, diente ihm eiu ganzes Jahr lang statt der Wiege. Bei der Taufe legte man ihn auf einen Teller, er wog kaum In Hamburg ließ man vor eini- gen Jahren einen italienischen Zwerg für Geld sehen, indem man ihn auf den Tisch stellte, ein vierjähriges Kind war eben so groß. Der König von Preußen, Friedrich Wilhelm !., hatte bei seiner Garde ein Paar Flügelmänner, die, wenn sie neben der.kutsche des Königs hergingen, einander über den Wagen die Hände reichen konnten. Ein Riese aus Amerika war sieben Fuß hoch, und ein anderer zugleich so stark, daß zwölf Männer ihn nicht von der Stelle bringen konnten. In England lebte ein Krämer, der sich durch seine Dickheit aus- zeichnete; bei seinem Tode wog er 616 Pfund, zwölf starke Männer konnten den Sarg kaum auf einen Wagen heben und sieben Männer sich in seine Weste hüllen. 8. 28. Die Sinne. Durch das Gefühl unter- scheiden iv-ir, ob ein Tisch glatt oder uneben, ein Buch leicht oder schwer, der Ofen kalt oder warm ist; durch den Gesch m a ck unterscheiden wir Zucker und Salz, Waper und Esst'ig; durch den Geruch die Rose von der Nelke; durch das Gehör erkennen »vir, daß Jemand spricht, die Glocke schlägt, und durch das Gesicht, ob die Tafel weiß oder schwarz, die Luft belle oder trübe ist. Wir haben also ein fünffaches Vermögen, die Dinge außer uns zu erkennen, oder fünf Sinuc. Die Werkzeuge, momit wir sehen, hören :c., z. B. die Augen, Ohren, neunen wir Sin- nes-Werkzeugc; in ihnen sind viele Nerven verbreitet, wo- durch die Seele die verschiedenen Eindrücke empfindet.

7. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 45

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
45 geb' ich, willst Du es, mein Leben für Dich hin; nur Dich fortan verlassen kann ich nicht! — Ich habe Dir vertrauet, Dich mit meiner Seele Gott verpfändet." Weinend schlug der Jüngling seine Arme um den Greis, be- deute sein Antlitz stumm und starr; dann stürzte statt der Antwort anö den Augen ihm ein Strom von Thränen. Auf die Knie sank Johannes nieder, küßte seine Stirn' und seine Wange, nahm ihn nengeschenket vom Gebirge, läuterte sein Herz mit süßer Flamme. Jahre lebten sie jetzt unzertrennet miteinander; in den schönen Jüngling goß sich ganz Johannes schöne Seele. * Lagt, was war cs, was das Herz des Jünglings also tief erkannt und innig fest hielt? Und cs wiederfand und unbezwingbar rettete? Ein Sanct Johannes Glaube, Zutraun, Festigkeit und Lieb' und Wahrheit. 8n. Der Ritt durch den Matd, oder: Die bekehrte Räuberbande. Johannes Kant war Professor und Doktor der Theologie zu Krakau. Er hatte einen frommen und reinen Sinn und ein gott- erleuchteteö Gemüth, das lieber Unrecht dulden, als thun wollte. Viele Jahre wirkte er so als Lehrer auf seinem ihm von Gott anvertrauten Posten. Schon begann der Schnee deö Alters sein ehrwürdiges Haupt zu bedekken, da überfiel ihn eine Sehnsucht nach Schlesien, seinem alten Vaterlande. Er bestellte sein Haus und unternahm die Reise. Gemächlich ritt er in seiner schwarzen Kutte und mit langem Bart und Haar, wie Männer seines Standes sich damals zu tragen pflegten, durch die dunklen polnischen Wälder; doch in seiner Seele war es helle; denn daö göttliche Wort schoß seine Strahlen ihm in'ö Herz. So war er allein mit seinem Gott, und merkte nicht, daß Getümmel sich immer mehr näherte. Plötzlich aber wimmelt'- um ihn zu Roß und zu Fuß; Messer und Schwerter blinken im Mondscheine, und schreiend und tobend dringen Räuber auf den frommen Mann ein. Dieser weiß nicht, wie ihm geschieht. Er steigt vom Pferde und bietet willig der wilden Schaar seine Habe dar; den vollen Reisebentel, reichlich mit blanken Thalern gefüllt, giebt er hin, löst vom Halse die goldene Kette, reißt die schmucken Borten vom Barett, zieht den Ring vom Finger und

8. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 47

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
47 Jeder emsig bemüht. Der Eine reichte unserm Doktor den Beutel, ein Anderer die Kette dar; ein Dritter bringt daö Pferd herbei- geführt; der Hauptmann bietet daö Meßbuch, nachdem er es vorher geküßt; dann halfen sie ihm ehrerbietig zu Pferde. Nichts blieb zurükk von der neugewonnenen Beute; ja, Herr Kant mußte auf seiner Hut sein, daß sie ihm nicht auch fremdes gestohlenes Gut schenkten. Vom Pferde herab ertheilt er der Schaar fccii Segen, wünscht und erfleht den armen Seelen nachhaltige Reue und gründ- liche Besserung und — scheidet. Bald lichtete und öffnete sich der Wald; der Morgenhimmel stand in rother Glnth, und der fromme Wanderer, voll froher, seliger Gefühle, faltete die Hände und betete: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden!" 84. Der Almosen. Als einst durch Sachsens reiche Fluren Herr Luther und Herr Jonaö fuhren, hing sich ein lumpiger Bettelmann an ihren geistlichen Wagen an, und keuchend folgt er dem raschen Trabe, bittet die Herren um eine Gabe. Herr Luther stlhr schnell in seine Taschen, und wie cr's eben möcht' erhaschen, warf er. zwei Groschen wohlgcmuth dem armen Schelmen in den Hut.. Herr Ionas bracht's nicht so schnell zuwege; erst prüft er gar strenge daö Gepräge, und erst nach langem Dreh'»: und Wenden entglitt der Dreier seinen Händen; und weiter rollet der geistliche Wagen. „Wer weiß," hub Jonaö an zu sagen, „wo Gott die Gabe wird vergelten, sei's hier» nicht, doch in bessern Welten." — Da lacht der Luther frei ihm ins Gesicht, und strafet frisch ihn von der Leber: „Herr Doktor! Wißt ihr denn noch nicht, daß Gott nur liebt den frohen Geber; und wer nur leihet auf Gewinn, hat wahrlich seinen Lohn dahin." Es röthen sich Herrn Ionas Wangen; die Sonn' ist eben untergegangen und ließ von ihrem Strah- lenblikk die letzte Segensspur zurükk. 85. Eintracht. Ein Vater schied von seinen Söhnen; doch eh' er schied, sucht' er durch ein Symbol zur Eintracht ihre Herzen zu

9. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 147

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
147 Der König winkt, der Kanzler entwirft das Instrument, der König nimmt es hastig, sein Adlerauge brennt. Drei Haare reißt der Edle aus seinem Bart und legt sie auf das Wachs, das rothe, und rufet tief bewegt: „„Verflucht, wer dieses Siegel, wer dies Versprechen löst!"" Indem er mit der Rechten daö Petschaft nieder- stößt, und mit der Linken drohend an seinen Degen schlägt, daß ihm die Hüfte klirret und sich der Tisch bewegt. „,^So lange noch ein Sprößling von diesen Bauern blüht, so lang' auf Conrow'ö Hufen der Pflug noch Furchen zieht, so lange noch in Pommern ein edler Fürst regiert, deir Greif in seinem Wappen und Gott im Herzen führt: sollt ihr auf euren Höfen auch sitzeil frank uild frei, imb späten Zeiten künden den Lohn der Bauerntreu'!"" * ' Schon mehr denn hundert Jahre verstrichell seit der Zeit, doch Friedrich Wilhelm ehret dies Fürstenwort bis hellt'. Preis dem gerechten König, der Pommernland regiert, den Greif in feinem Wappen und Gott im Herzen führt! Auf ihren Hufen sitzen die Enkel frans und frei und künden späten Zeiten den Lohn der Baneriltreu! O blieben diese Enkel den edlen Vätern werth, und ehrten ihre Fürsten, wie diese sie geehrt! — 189. Die Devolution. Wo rohe Kräfte sinnlos walten, Da kann sich kein Gebild gestalten; Wenn sich die Völker selbst befrei’n, Da kann die Wohlfahrt nicht gedeih’n. Weh, wenn sich in dem Schooss der Städte Der Feuerzunder still gehäuft, Das Volk, zerreissend seine Kette, Zur Eigenhülfe schrekklich greift! Da zerret an der Glokke Strängen Der Aufruhr, dass sie heulend schallt, Und, nur geweiht zu Friedensklängen, Die Loosung anstimmt zur Gewalt. Freiheit und Gleichheit! hört man schallen; Der ruh’ge Bürger greift zur Wehr. Die Strassen füllen sich, die Hallen, Und Würgerbanden zieh’n umher. Da werden Weiber zu Hyänen Und treiben mit Entsetzen Scherz:- Noch zukkend, mit des Panthers Zähnen, Zerreissen sie des Feindes Herz.

10. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 324

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
324 und sorgte für Deutschlands innere Ruhe und Ordnung. Auch nach Außen hin wurde deö Reiches Glanz und Ruhm mit Kraft und Glükk behauptet. Die Könige von Böhmen, Polen und Dänemark waren des Kaisers Vasallen, und gegen die Wenden wurden entscheidende Siege erfochten. Nur Italien grollte und trotzte. Hier stand das mächtige Mailand, und nach seinem'falle (1102) Verona mit andern lombardischen Städten und auch mit dem Papste im Blinde gegen deutsche Oberherrlichkeit, unh Friedrichs Romerzug und Krönung (1155) war die (Eröffnung eines schrekklichen Kampfes, welcher ihn zu noch vier Heerfahrten veranlaßte, in denen er durch. Heldenthaten glänzte, Schlachten gewann, aber nicht den Feind besiegte. Die große Schlacht bei Legnano (2!). Mai 1 i 7g ), welche durch die verweigerte Heeresfolge Heinrich des Löwen verloren ging, entschied endlich den Sieg der Städte und des Papstes. Der gebeugte Kaiser schloß Friede (1177). Der treulose Löwe aber, der während der Zeit sich tüchtig geregt hatte, um unter den Wenden in Mekklenburg und Pommern ein eigenes Reich zu schaffen, wurde in die Reichsacht erklärt, aller seiner Würden und Lehnsgüter entsetzt und nach kurzer Gegenwehr zu .demüthiger Unterwerfung gebracht (1182). Baiern kam an da« noch heute regierende Haus von Wittelsbach. Heinrich behielt nur seine (Erblande, Braunschweig und Lüneburg, und wurde der Stammvater der hannöverschen und englischen Königsfamilie. Nach so thatenvollem Leben unternahm der greise Barbarossa mit Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England noch einen Kreuzzug (1180—1101) und fand in Kleinasien im Kalhkadnos (Salrph) den Tod. Sein Sohn Heinrich Vi. (1190— 1107) stand an Geist und Tugend dem Vater nach. Mit blutiger Grausamkeit eroberte er Neapel und Sicilien, die Erblande seiner Gemahlin Konstantia. Zn Deutschland bemühte er sich vergebens, die alte Wahlfreist eit umzustoßen und das Reich für sein Geschlecht erblich zu machen. Nur sein Söhnlein Friedrich Ii. wurde als künftiger König anerkannt. Da dieser aber bei dem Tode seines Vaters erst drei Jahre zählte, setzte» die Anhänger des Hauses Hohenstaufen seinen Oheim Philipp, Herzog von Schwaben, auf den königlichen Stuhl (1107 — 1208). Ein anderer Theil der Fürsten wählte Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen, zum Könige (1107 — 1215). Der alte Parteikampf zwischen Welfen und Weiblinger brach wieder los. Mit furchtbarer Wuth kämpften die beiden Gegeukönige zehn Jahre lang um den Besitz der Krone. Endlich, nachdem der Pabst für Philipps Alleinherrschaft sich entschieden, wurde dieser durch Otto von Wittelsbach ermordet, und Otto Iv. erhielt allgemeine Anerkennung als Kaiser und auch die Krönung vom Pabst. Aber nicht lange dauerte seine Herrschaft. Bald zerfiel er mit dem Pabst. Dieser sprach den Bann über ihn aus und forderte die deutschen Fürsten auf, die frühere Wahl Friedrich Ii. wieder in Kraft treten zu lassen. Das geschah. Friedrich Ii. (1212 — 1250) kam von Palermo nach Deutschland. Die Liebe des Volkes eilte ihm entgegen, Hand in Hand mit dem Glükk. Otto Iv. zog sich, nach vergeblicher Gegenwehr, gedemüthigt zurükk. Friedrich Ii., den 25. Juli 1215 in Aachen zum Könige und später auch in Rom zum Kaiser- gekrönt, war durch Tapferkeit, Hellen Verstand und jegliche Herrschcrtugend der ausgezeichnetste Kaiser des Mittelalters. Aber mit allen seinen trefflichen Eigenschaften kam er nur in desto größeren Streit mit den Päpsten. Wegen Verzögerung eines gelobten Kreuzzugcs (obwohl er ihn später mit glänzendem Erfolge unternahm) wurde der Bannfluch über ihn ausgesprochen, die lombardischen Städte zu neuem Ausstande und sein eigener Sohn Heinrich zur Empörung gegen ihn aufgereizt. Endlich erklärte ihn der Papst sogar für abgesetzt und ließ Heinrich Raspe von Thüringen (1240 — 1247), und nach diesem
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