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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Richard_Löwenherz Philipp_Ii Philipp Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Isaak Isaak Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Jean Friedrich_von_Schwaben Friedrich Richard_Löwenherz Philipp_August Philipp August
Extrahierte Ortsnamen: Europas England Frankreich Deutschlands Ungarn Griechenland Asien Selencia Akkon Jerusalem Tyrus
— 48 —
Kaiser zu Füßen und ergaben sich auf Gnade und Ungnade. Dann brachten dreihundert Ritter die Schlüssel der Stadt und sechs und dreißig Fahnen. Einen Tag später erschien das ganze Volk, in hundert Scharen getheilt, barsnß mit Stricken um den Hals und Asche auf dem Kopfe; Friedrich ließ die Mailänder lange im Regen stehen, dann kam er heraus und nahm auf einem hohen Throne Platz. Darauf zog die Menge an ihm vorüber, und jeder Haufe
legte seine Fahne vor dem Kaiser nieder. Nun kam das Caroccio, ein mächtiger Wagen, auf dem die Fahne der Stadt mit dem Standbild ihres Schutzpatrons Ambrosius befestigt war; diesen Wagen ließ Friedrich unter dem Wehgeschrei des Volkes zertrümmern. Auf dem Reichstage zu Pavia wurde über Mailands Schicksal entschieden; die Stadt sollte zerstört werden, die Einwohner dieselbe binnen acht Tagen verlassen und sich in vier Flecken, zwei Meilen von einander, anbauen. Bei der Zerstörung leisteten die Bewohner der benachbarten Städte, welche Mailand bitter haßten, hülfreiche Hand, man zog den Pflug über die Stelle und streute nach altem Gebrauch Salz in die Furchen als Zeichen, daß die Stadt ewig wüste bleiben solle.
Nach dem Tode des Papstes Hadrian erfolgte eine zwiespältige Papstwahl; der eine der beiden Gegenpäpste, Alexander Iii., war ein heftiger Gegner Friedrich's und suchte auf alle mögliche Weise die italienischen Städte zu einem Bunde gegen ihn zu vereinigen.
. Friedrich mußte abermals nach Italien ziehen; da aber seine Streitkräfte zu gering waren, außerdem auch Seuchen in seinem Heere ausbrachen, so kehrte er nach Deutschland zurück. Auf dem Wege
dahin hatte er große Gefahren zu bestehen, da die Italiener alle Pässe über die Alpen besetzt hatten. In Susa kam er sogar in Lebensgefahr; die Einwohner wollten ihn nämlich im Bette ermorden, und nur durch die freiwillige Aufopferung des Ritters Hermann von Siebeneichen, der sich in des Kaisers Bett legte, während dieser selbst
entkam, wurde er gerettet. Nach seinem Abzüge verjagten die
Italiener alle kaiserlichen Beamten, schlossen ein Bündniß gegen ihn, stellten Mailand wieder her und erbauten ihm zum Trotz und dem Papste zu Ehren die Festung Alessandria.
Der mächtigste deutsche Reichsfürst war damals Heinrich der
Löwe, aus dem Hause der Welfen; zwischen Welfen und Hohenstaufen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Alexander_Iii Alexander Friedrich Friedrich Hermann_von_Siebeneichen Heinrich der
Löwe Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Pavia Mailands Mailand Italien Deutschland Mailand
— 52 —
Das Volk in Deutschland konnte sich, als die Nachricht vom Tode Friedrichs dorthin gelangte, gar nicht an den Gedanken gewöhnen, daß er gestorben sei, und es verbreitete sich die Sage, die sich bis in die neueste Zeit fortgepflanzt hat, der Kaiser sitze im tiefsten Schlafe im Kyffhänser Berge in der goldenen Aue in Thüringen, an einem steinernen Tisch, durch den sein Bart gewachsen sei. Raben umkreisten den Gipfel des Berges; wenn ein Adler sie verscheucht, werde Barbarossa in Waffenrüstung herauskommen und die alte Herrlichkeit und den Glanz des Reiches wiederherstellen. Was der fromme Glaube des Volkes dunkel geahnt und in einem Bilde ausgedrückt hat, das ist in neuester Zeit in herrlicher Weise erfüllt worden.*)
§. 12. Rudolph von Habsburg.
(1273—1291.)
Unter den Hohenstaufen zeichnete sich außer Friedrich Barbarossa noch sein Enkel Friedrich Ii. (1215—1250) aus, dessen Regierungszeit jedoch für Deutschland weniger heilbringend war, da sie mit widerwärtigen Kämpfen mit dem Papste und den Lombarden ausgefüllt ist; auch er machte einen Kreuzzug. Das Geschlecht der Hohenstaufen ging mit Friedrichs Ii. Enkel, Conradin von Schwaben, unter, der einen vergeblichen Zug nach Italien machte, um seine Erblande Neapel und Sicilieu zu erobern, die Carl von Anjou, ein französischer Prinz, vom Papste empfangen hatte. In einer Schlacht besiegt und gefangen genommen, wurde er vor Gericht gestellt, verurtheilt und auf dem Markte zu Neapel 1268 hingerichtet. In Deutschland war inzwischen eine traurige Zeit; das kaiserliche Ansehen war so gesunken, daß kein deutscher Fürst die Krone anzunehmen Lust hatte und die Wahlfürsten dieselbe Ausländern, wie einem spanischen und englischen Prinzen antrugen, die indeß nur von einem Theile des Volkes anerkannt wurden und keine Wirksamkeit im Reiche ausüben konnten. Man nennt diese ganze Zeit vom Tode Wilhelms von Holland (1256) an bis zur Wahl eines allgemein aner-kanntenoberhauptes(1273)dasjnterregnnm. Während desselben herrschte
*) Man hat ganz kürzlich nachzuweisen versucht, daß diese Sage sich ursprünglich an die Person Friedrich Ii. (-j-isso) angeknüpft habe.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Barbarossa Barbarossa Rudolph_von_Habsburg Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Carl_von_Anjou Wilhelms Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Friedrichs Schwaben Italien Neapel Neapel Deutschland Holland
— 60 —
Außerdem wurden zweitausend der armen Bauern Leopolds erschlagen. Die Ritter erschienen nichts desto weniger bald nachher noch einmal im Felde; aber zum dritten Male erlagen sie den schweizer Bauern bei Näsels (1388), und die Oestreichs sahen sich genöthigt, erst einen Waffenstillstand, dann einen Frieden zu schließen, der den Schweizern Ruhe vor ihnen verschaffte.
§. 14. Die Jungfrau von Drlrrms.
(1429— 1431.)
Im vierzehnten Jahrhundert führten die Engländer und Franzosen erbitterte Kriege gegen einander, die dadurch entstanden, daß der König von England, Eduard Iii., Ansprüche auf die französische Krone machte, nachdem das Haus der Kapetinger, der Nachfolger der Karolinger, 1328, ausgestorben war; seine Mutter war nämlich eine Tochter des französischen Königs Philipp Iv., während in Frankreich selbst das Haus Valois aus einer Seitenlinie der königlichen Familie auf den Thron gelangte. Der Krieg dauerte länger als ein volles Jahrhundert, und die Franzosen erlitten in demselben große Verluste; namentlich nahm er eine für sie höchst ungünstige Wendung unter dem Könige Carl Vi., der von einem unheilbaren Trübsinn befallen war. In der Schlacht bei Azincourt siegten die Engländer vollständig und durchstreiften von da ab ganz Frankreich, das durch innere Parteiungen zerrissen war, indem während der Krankheit Carls Vi. sich zwei Vasallen um die Reichsverwaltung stritten, der Herzog von Orleans und Philipp, später dessen Sohn Johann, von Burgund. Letzterer schloß sich an die Engländer an, und selbst die Königin Jsabella trat auf ihre Seite, da sie ihren Gemahl, wie ihren Sohn, den späteren König Carl Vii., der damals noch Dauphin oder Kronprinz war, gründlich haßte. Der König von England Heinrich V. und seit 1422 dessen Sohn Heinrich Vi. wurde als König anerkannt; die Lage des Dauphins war verzweifelt; es war ihm nur noch eine kleine Landschaft Frankreichs mit der Hauptstadt Bourges geblieben; auch die Stadt Orleans hielt sich noch, war aber nahe daran, sich zu ergeben, und der Dauphin, der an einem glücklichen Ausgange des Kampfes verzweifelte, war im Begriff, das Land zu verlassen, als ihn eine wunderbare Erscheinung rettete.
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Extrahierte Personennamen: Leopolds Eduard_Iii Eduard Philipp_Iv. Philipp_Iv. Carl_Vi Philipp Philipp Johann Johann Carl_Vii Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich_Vi Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Leopolds England Frankreich Frankreich Carls Burgund England Frankreichs
— 42 —
fand, hatte er den Waffenschmuck mit dem Einsiedlerkleide vertauscht. Auf einer Wallfahrt, die er nach dem H. Lande machte, sah er mit eigenen Augen Die Bedrückungen, welche die Pilger zu erdulden hatten; das erfüllte seine Seele mit Unwillen und Entsetzen, und er beschloß, das Abendland gegen die Feinde des Herrn zu bewaffnen. Zudem glaubte er, von Gott selbst zur Vollendung dieses Werkes berufen zu fein und erzählte von einer Erscheinung Christi in der Auferstehungskirche, die ihm geworden. Peter kam nach Rom und theilte dem Papste Urban Ii. seinen Entschluß mit; dieser glaubte in dem Manne das richtige Werkzeug gefunden zu haben und gab ihm Briese au die französischen Barone und Herzoge mit. Auffallend schon war Peters äußere Erscheinung; auf einem Esel reitend, mit einer Mönchskutte angethan, ein dickes Seil um den Leib, barfuß und barhaupt, ein Crucifix in der Hand, durchzog er Italien und Frankreich; durch feine feurige Beredsamkeit, die zum Herzen des Volkes drang, wußte er die Gemüther zu entzünden. Er erzählte von den Leiden der Christen im gelobten Lande, las die Briefe des Patriarchen Simeon von Jerusalem vor und überzeugte Alle, daß er der von Gott Gesandte fei, der den heiligen Zug predigen solle.
Urban berief eine Kirchenverfammlung nach Clermont im südlichen Frankreich, 1095; die Stadt faßte die Menschenmenge nicht, die hier zusammenströmte, und daher waren nicht nur alle kleinen Städte und Dörfer der Umgegend überfüllt, sondern man mußte sich auch trotz der Winterkälte in Zelten lagern. In der Mitte der weiten Gegend war ein Gerüst erbaut; dies bestieg der Papst, nachdem Peter eine lebhafte Schilderung der Leiden der Christen in Palästina entworfen hatte, und machte durch eine begeisterte Rede auf Alle einen solchen Eindruck, daß der allgemeine Ruf erscholl: „Gott will es, Gott will es!" Der Bischof Adernar von Pny bat zuerst den Papst um feinen Segen und die Erlaubniß, am Zuge Theil nehmen zu dürfen; ihm folgte eine Menge Geistlicher und Laien, welche sich alle nach alter Pilgersitte ein Kreuz von rother Wolle auf die rechte Schulter hefteten und daher den Namen Kreuzfahrer erhielten. Unter den Großen, die am Zuge Theil nahmen, ragte außer dem Herzog Robert von der Normandie, Robert von Flandern, Raimund von Toulouse, Bohemund von Tarent und Tankred von Brindisi, namentlich Gottfried von Bouillon, Herzog
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Gott Urban Peters Gott Urban Peter Robert Robert_von_Flandern Raimund_von_Toulouse Tankred Gottfried_von_Bouillon
Extrahierte Ortsnamen: Christi Rom Italien Frankreich Jerusalem Clermont Frankreich Palästina Tarent Brindisi
76
Sachsen und König von Polen, August, konnte mit den Hän-
den eiserne Stangen krumm biegen und einen Mann auf den
ausgestreckten Hand tragen. Simson, Richt. 16, 29- 30. —
Nicht blos in den Händen, sondern auch in den Füßen kann
man durch Uebung viele Geschicklichkeit erhalten. Ein Pachter
in England war ohne Arme geboren, er konnte aber mit den
Füßen Pferde satteln, Schuhe putzen, schreiben, Thee trinken,
Messer und Gabeln gebrauchen und war aus einem dürftigen
Landmanne ein wohlhabender Pachter geworden.
Zn Polen lebten zwei Zwerge, welche nicht größer wur-
den, als Kinder von 4 bis 5 Jahren; der eine hatte wenig
Fähigkeit, der andere aber viel Lebhaftigkeit; ein hölzerner
Schuh, halb mit Wolle gefüllt, diente ihm eiu ganzes Jahr
lang statt der Wiege. Bei der Taufe legte man ihn auf einen
Teller, er wog kaum In Hamburg ließ man vor eini-
gen Jahren einen italienischen Zwerg für Geld sehen, indem
man ihn auf den Tisch stellte, ein vierjähriges Kind war eben
so groß. Der König von Preußen, Friedrich Wilhelm !.,
hatte bei seiner Garde ein Paar Flügelmänner, die, wenn sie
neben der.kutsche des Königs hergingen, einander über den
Wagen die Hände reichen konnten. Ein Riese aus Amerika
war sieben Fuß hoch, und ein anderer zugleich so stark, daß
zwölf Männer ihn nicht von der Stelle bringen konnten. In
England lebte ein Krämer, der sich durch seine Dickheit aus-
zeichnete; bei seinem Tode wog er 616 Pfund, zwölf starke
Männer konnten den Sarg kaum auf einen Wagen heben und
sieben Männer sich in seine Weste hüllen.
8. 28. Die Sinne. Durch das Gefühl unter-
scheiden iv-ir, ob ein Tisch glatt oder uneben, ein Buch
leicht oder schwer, der Ofen kalt oder warm ist; durch
den Gesch m a ck unterscheiden wir Zucker und Salz, Waper
und Esst'ig; durch den Geruch die Rose von der Nelke;
durch das Gehör erkennen »vir, daß Jemand spricht, die
Glocke schlägt, und durch das Gesicht, ob die Tafel weiß
oder schwarz, die Luft belle oder trübe ist. Wir
haben also ein fünffaches Vermögen, die Dinge außer uns
zu erkennen, oder fünf Sinuc. Die Werkzeuge, momit wir
sehen, hören :c., z. B. die Augen, Ohren, neunen wir Sin-
nes-Werkzeugc; in ihnen sind viele Nerven verbreitet, wo-
durch die Seele die verschiedenen Eindrücke empfindet.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: August Friedrich_Wilhelm_!. Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Polen England Hamburg Amerika England
45
geb' ich, willst Du es, mein Leben für Dich hin; nur Dich fortan
verlassen kann ich nicht! — Ich habe Dir vertrauet, Dich mit
meiner Seele Gott verpfändet."
Weinend schlug der Jüngling seine Arme um den Greis, be-
deute sein Antlitz stumm und starr; dann stürzte statt der Antwort
anö den Augen ihm ein Strom von Thränen.
Auf die Knie sank Johannes nieder, küßte seine Stirn' und
seine Wange, nahm ihn nengeschenket vom Gebirge, läuterte sein
Herz mit süßer Flamme.
Jahre lebten sie jetzt unzertrennet miteinander; in den schönen
Jüngling goß sich ganz Johannes schöne Seele.
*
Lagt, was war cs, was das Herz des Jünglings also tief erkannt und
innig fest hielt? Und cs wiederfand und unbezwingbar rettete? Ein Sanct
Johannes Glaube, Zutraun, Festigkeit und Lieb' und Wahrheit.
8n. Der Ritt durch den Matd, oder: Die bekehrte Räuberbande.
Johannes Kant war Professor und Doktor der Theologie zu
Krakau. Er hatte einen frommen und reinen Sinn und ein gott-
erleuchteteö Gemüth, das lieber Unrecht dulden, als thun wollte.
Viele Jahre wirkte er so als Lehrer auf seinem ihm von Gott
anvertrauten Posten. Schon begann der Schnee deö Alters sein
ehrwürdiges Haupt zu bedekken, da überfiel ihn eine Sehnsucht nach
Schlesien, seinem alten Vaterlande. Er bestellte sein Haus und
unternahm die Reise. Gemächlich ritt er in seiner schwarzen Kutte
und mit langem Bart und Haar, wie Männer seines Standes sich
damals zu tragen pflegten, durch die dunklen polnischen Wälder;
doch in seiner Seele war es helle; denn daö göttliche Wort schoß
seine Strahlen ihm in'ö Herz. So war er allein mit seinem Gott,
und merkte nicht, daß Getümmel sich immer mehr näherte. Plötzlich
aber wimmelt'- um ihn zu Roß und zu Fuß; Messer und Schwerter
blinken im Mondscheine, und schreiend und tobend dringen Räuber
auf den frommen Mann ein. Dieser weiß nicht, wie ihm geschieht.
Er steigt vom Pferde und bietet willig der wilden Schaar seine
Habe dar; den vollen Reisebentel, reichlich mit blanken Thalern
gefüllt, giebt er hin, löst vom Halse die goldene Kette, reißt die
schmucken Borten vom Barett, zieht den Ring vom Finger und
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Extrahierte Personennamen: Johannes Johannes Johannes_Glaube Johannes_Kant
47
Jeder emsig bemüht. Der Eine reichte unserm Doktor den Beutel,
ein Anderer die Kette dar; ein Dritter bringt daö Pferd herbei-
geführt; der Hauptmann bietet daö Meßbuch, nachdem er es vorher
geküßt; dann halfen sie ihm ehrerbietig zu Pferde. Nichts blieb
zurükk von der neugewonnenen Beute; ja, Herr Kant mußte auf
seiner Hut sein, daß sie ihm nicht auch fremdes gestohlenes Gut
schenkten. Vom Pferde herab ertheilt er der Schaar fccii Segen,
wünscht und erfleht den armen Seelen nachhaltige Reue und gründ-
liche Besserung und — scheidet. Bald lichtete und öffnete sich der
Wald; der Morgenhimmel stand in rother Glnth, und der fromme
Wanderer, voll froher, seliger Gefühle, faltete die Hände und
betete: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf
Erden!"
84. Der Almosen.
Als einst durch Sachsens reiche Fluren Herr Luther und
Herr Jonaö fuhren, hing sich ein lumpiger Bettelmann an
ihren geistlichen Wagen an, und keuchend folgt er dem raschen
Trabe, bittet die Herren um eine Gabe. Herr Luther stlhr
schnell in seine Taschen, und wie cr's eben möcht' erhaschen,
warf er. zwei Groschen wohlgcmuth dem armen Schelmen in
den Hut.. Herr Ionas bracht's nicht so schnell zuwege; erst
prüft er gar strenge daö Gepräge, und erst nach langem
Dreh'»: und Wenden entglitt der Dreier seinen Händen; und
weiter rollet der geistliche Wagen. „Wer weiß," hub Jonaö
an zu sagen, „wo Gott die Gabe wird vergelten, sei's hier»
nicht, doch in bessern Welten." — Da lacht der Luther frei
ihm ins Gesicht, und strafet frisch ihn von der Leber: „Herr
Doktor! Wißt ihr denn noch nicht, daß Gott nur liebt den
frohen Geber; und wer nur leihet auf Gewinn, hat wahrlich
seinen Lohn dahin." Es röthen sich Herrn Ionas Wangen;
die Sonn' ist eben untergegangen und ließ von ihrem Strah-
lenblikk die letzte Segensspur zurükk.
85. Eintracht.
Ein Vater schied von seinen Söhnen; doch eh' er schied,
sucht' er durch ein Symbol zur Eintracht ihre Herzen zu
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147
Der König winkt, der Kanzler entwirft das Instrument, der
König nimmt es hastig, sein Adlerauge brennt. Drei Haare reißt
der Edle aus seinem Bart und legt sie auf das Wachs, das rothe,
und rufet tief bewegt: „„Verflucht, wer dieses Siegel, wer dies
Versprechen löst!"" Indem er mit der Rechten daö Petschaft nieder-
stößt, und mit der Linken drohend an seinen Degen schlägt, daß ihm
die Hüfte klirret und sich der Tisch bewegt. „,^So lange noch ein
Sprößling von diesen Bauern blüht, so lang' auf Conrow'ö Hufen
der Pflug noch Furchen zieht, so lange noch in Pommern ein edler
Fürst regiert, deir Greif in seinem Wappen und Gott im Herzen
führt: sollt ihr auf euren Höfen auch sitzeil frank uild frei, imb
späten Zeiten künden den Lohn der Bauerntreu'!""
* '
Schon mehr denn hundert Jahre verstrichell seit der Zeit, doch
Friedrich Wilhelm ehret dies Fürstenwort bis hellt'.
Preis dem gerechten König, der Pommernland regiert, den Greif
in feinem Wappen und Gott im Herzen führt! Auf ihren Hufen
sitzen die Enkel frans und frei und künden späten Zeiten den Lohn
der Baneriltreu! O blieben diese Enkel den edlen Vätern werth,
und ehrten ihre Fürsten, wie diese sie geehrt! —
189. Die Devolution.
Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
Da kann sich kein Gebild gestalten;
Wenn sich die Völker selbst befrei’n,
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeih’n.
Weh, wenn sich in dem Schooss der Städte
Der Feuerzunder still gehäuft,
Das Volk, zerreissend seine Kette,
Zur Eigenhülfe schrekklich greift!
Da zerret an der Glokke Strängen
Der Aufruhr, dass sie heulend schallt,
Und, nur geweiht zu Friedensklängen,
Die Loosung anstimmt zur Gewalt.
Freiheit und Gleichheit! hört man schallen;
Der ruh’ge Bürger greift zur Wehr.
Die Strassen füllen sich, die Hallen,
Und Würgerbanden zieh’n umher.
Da werden Weiber zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz:-
Noch zukkend, mit des Panthers Zähnen,
Zerreissen sie des Feindes Herz.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
324
und sorgte für Deutschlands innere Ruhe und Ordnung. Auch nach Außen hin
wurde deö Reiches Glanz und Ruhm mit Kraft und Glükk behauptet. Die
Könige von Böhmen, Polen und Dänemark waren des Kaisers Vasallen, und
gegen die Wenden wurden entscheidende Siege erfochten. Nur Italien grollte
und trotzte. Hier stand das mächtige Mailand, und nach seinem'falle (1102)
Verona mit andern lombardischen Städten und auch mit dem Papste im
Blinde gegen deutsche Oberherrlichkeit, unh Friedrichs Romerzug und Krönung
(1155) war die (Eröffnung eines schrekklichen Kampfes, welcher ihn zu noch vier
Heerfahrten veranlaßte, in denen er durch. Heldenthaten glänzte, Schlachten
gewann, aber nicht den Feind besiegte. Die große Schlacht bei Legnano
(2!). Mai 1 i 7g ), welche durch die verweigerte Heeresfolge Heinrich des Löwen
verloren ging, entschied endlich den Sieg der Städte und des Papstes. Der
gebeugte Kaiser schloß Friede (1177). Der treulose Löwe aber, der während der
Zeit sich tüchtig geregt hatte, um unter den Wenden in Mekklenburg und
Pommern ein eigenes Reich zu schaffen, wurde in die Reichsacht erklärt, aller
seiner Würden und Lehnsgüter entsetzt und nach kurzer Gegenwehr zu .demüthiger
Unterwerfung gebracht (1182). Baiern kam an da« noch heute regierende Haus
von Wittelsbach. Heinrich behielt nur seine (Erblande, Braunschweig und
Lüneburg, und wurde der Stammvater der hannöverschen und englischen
Königsfamilie. Nach so thatenvollem Leben unternahm der greise Barbarossa
mit Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England noch
einen Kreuzzug (1180—1101) und fand in Kleinasien im Kalhkadnos (Salrph)
den Tod. Sein Sohn
Heinrich Vi. (1190— 1107) stand an Geist und Tugend dem Vater
nach. Mit blutiger Grausamkeit eroberte er Neapel und Sicilien, die Erblande
seiner Gemahlin Konstantia. Zn Deutschland bemühte er sich vergebens, die alte
Wahlfreist eit umzustoßen und das Reich für sein Geschlecht erblich zu machen.
Nur sein Söhnlein Friedrich Ii. wurde als künftiger König anerkannt. Da
dieser aber bei dem Tode seines Vaters erst drei Jahre zählte, setzte» die Anhänger
des Hauses Hohenstaufen seinen Oheim Philipp, Herzog von Schwaben, auf
den königlichen Stuhl (1107 — 1208). Ein anderer Theil der Fürsten wählte
Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen, zum Könige (1107 — 1215).
Der alte Parteikampf zwischen Welfen und Weiblinger brach wieder los. Mit
furchtbarer Wuth kämpften die beiden Gegeukönige zehn Jahre lang um den
Besitz der Krone. Endlich, nachdem der Pabst für Philipps Alleinherrschaft sich
entschieden, wurde dieser durch Otto von Wittelsbach ermordet, und Otto Iv.
erhielt allgemeine Anerkennung als Kaiser und auch die Krönung vom Pabst.
Aber nicht lange dauerte seine Herrschaft. Bald zerfiel er mit dem Pabst. Dieser
sprach den Bann über ihn aus und forderte die deutschen Fürsten auf, die
frühere Wahl Friedrich Ii. wieder in Kraft treten zu lassen. Das geschah.
Friedrich Ii. (1212 — 1250) kam von Palermo nach Deutschland. Die
Liebe des Volkes eilte ihm entgegen, Hand in Hand mit dem Glükk. Otto Iv.
zog sich, nach vergeblicher Gegenwehr, gedemüthigt zurükk. Friedrich Ii., den
25. Juli 1215 in Aachen zum Könige und später auch in Rom zum Kaiser-
gekrönt, war durch Tapferkeit, Hellen Verstand und jegliche Herrschcrtugend der
ausgezeichnetste Kaiser des Mittelalters. Aber mit allen seinen trefflichen
Eigenschaften kam er nur in desto größeren Streit mit den Päpsten. Wegen
Verzögerung eines gelobten Kreuzzugcs (obwohl er ihn später mit glänzendem
Erfolge unternahm) wurde der Bannfluch über ihn ausgesprochen, die lombardischen
Städte zu neuem Ausstande und sein eigener Sohn Heinrich zur Empörung
gegen ihn aufgereizt. Endlich erklärte ihn der Papst sogar für abgesetzt und
ließ Heinrich Raspe von Thüringen (1240 — 1247), und nach diesem
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs_Romerzug Friedrichs Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Barbarossa Barbarossa Philipp Philipp August Richard_Löwenherz_von_England Heinrich_Vi Heinrich Konstantia Friedrich_Ii Friedrich Philipp Philipp Otto_Iv. Otto_Iv. Heinrichs Heinrichs Philipps Philipps Otto_von_Wittelsbach Otto Otto Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Otto Friedrich_Ii Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich_Raspe Heinrich
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