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des Propheten, Fatima, und den übrigen Koreischiten unter Abu Bekr und Omar machte noch rechtzeitig die Wahl Abu Bekrs (f 634\ des Schwiegervaters und ältesten Gefährten Mohammeds, zum Kalifen ein Ende. Der thatkräftige Omar (f 644) eroberte vom byzantinischen Reiche Syrien und Palästina, Ägypten (Fall Alexandrias 641, angebliche Verbrennung der Bibliothek), von Persien die Euphrat- und Tigris länd er mit der Hauptstadt Seleuda-Ktesiphon und begann sogar die Unterwerfung des iranischen Hochlandes. Hierbei kam ihm die tiefe Zerrüttung der beiden miteinander verfeindeten orientalischen Großmächte, wie insbesondere der eigenartige innere Zustand der byzantinischen Grenzprovinzen (Gegensätze zwischen der herrschenden griechischen und der unterworfenen einheimischen Bevölkerung) zu statten.
2. Der gewaltige Begründer des arabischen Weltreichs wurde auch der staatskluge Ordner desselben als eines geistlichen Kriegerstaates auf demokratischer Grundlage unter dem Kalifen als Emir-al-Mumenin (Beherrscher der Gläubigen). In ihm bildeten die Araber die herrschende Kriegerkaste, Arabien das herrschende Land, außerhalb dessen sie anfänglich kein Grundeigentum erwerben durften. Sie begründeten deshalb in den eroberten Provinzen nur feste Standlager, aus denen dann nicht selten blühende Handelsstädte erwuchsen, wie Cairo aus Amrus Feldlager Kahira in der Nähe des zerstörten Memphis, Ba sra am unteren Euphrat, Kusa südlich von Babylon.
3. Unter dem alten und schwachen Othman (f 656), einem Omaijaden, wurden zwar die Eroberungen in Ostpersien und Nordafrika vollendet, doch brach unter den Anhängern des abermals übergangenen Ali eine Revolution aus, der Othman selbst zum Opfer fiel. Aber erst durch den Sieg in der „Kamelschlacht" von Basra (657) über Aischa, die einstige Lieblingsgemahlin
des Propheten, gelangte Ali (f 661) zur Herrschaft. Doch bald erhob sich 661 gegen ihn der gewaltige Omaijade Muawija, der Statthalter Syriens und Eroberer von Cypern und Rhodus, im Bunde mit Amru, dem Statthalter von Ägypten; Ali fiel durch Meuchelmord in der Moschee von Kufa in Mesopotamien.
4. Die Glaubensspaltung und die Herrschaft der Omaijaden (>51 — 750.
1. Mit dem Kampfe um das Kalifat verband sich ein Lehrstreit, welcher eine dauernde Trennung der Mohammedaner in zwei Religionsparteien zur Folge hatte. Alis Anhänger, die Schiiten, erkannten Ali und sein Geschlecht als einzig rechtmäßige Nachfolger des Propheten und den Koran als die einzige Autorität in Glaubenssachen an. Dagegen ließen die Sunniten neben dem Koran auch die Sunna gelten, d. H. die von Abu Bekr und seinen Nachfolgern geheiligten mündlichen Überlieferungen des Propheten. Diese religiöse Spaltung fiel wesentlich mit der politischen zwischen Nord- und Südarabern und deshalb mit dem Gegensatz zwischen den ehemals persischen und byzantinischen Gebieten zusammen und zerriß nach wiederholten Kämpfen dauernd auch das ganze Reich.
2. Die Omaijaden sicherten ihre Herrschaft im Inneren durch Begründung der Erblichkeit des Kalifates und eines militärischen Schreckensregimentes. Indem sie aber die Hauptstadt von Medina nach Damaskus und damit den Schwerpunkt des Reiches in die eroberten Kulturländer verlegten (661), die Ansiedelung von Arabern in denselben förderten und dadurch 661
5*
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schritte machte der Zerfall des Reiches unter seinen entarteten Nachfolgern, zumal als es anfing, infolge fortschreitender Abnahme seiner kriegerischen Überlegenheit durch Anwerbung türkischer und berberischer Söldner des nationalen Rückhaltes zu entbehren.
4. Als die Erben der antiken (byzantinischen) und der persisch-indischen Bildungselemente, die sie in national-arabischem Geiste umgestalteten, schufen die Araber in duldsamem Zusammenwirken mit den Eingeborenen der unterworfenen Lander eine eigenartige, hochentwickelte Kultur, welche dem christlichen Abendlande auf verschiedenen Gebieten lange Zeit weit überlegen blieb. Ihr durch künstliche Bewässerung geförderter Land bau verpflanzte eine Reihe orientalischer Kulturpflanzen nach den Ländern des Mittelmeers (Reis, Zuckerrohr, Dattelpalme, Baumwolle, Südfrüchte und Zierpflanzen). Ihr mit einer reichentwickelten Industrie verbundener Handel umspannte von Bagdad und Bassora aus aus zahlreichen Karawanenstraßen unermeßliche Gebiete Asiens und Europas und beherrschte ebenso das mittelländische Meer wie den indischen Ocean.
5. Die größte Förderung dankt ihnen die Wissenschaft, insbesondere Astronomie und Mathematik, Geographie und Medizin. Dagegen beschränkten sie sich in der bildenden Kunst im wesentlichen auf die Baukunst, da der Koran die Nachbildung der menschlichen Gestalt vetbot, schufen aber auch hier, nur zum Teil im Anschluß an byzantinische Vorbilder, ihrem Wesen entsprechende eigentümliche Formen (Bogen und Säulen, „Arabesken" in Moscheen und Palästen).
Vi. Abschnitt.
Die Entstehung der geistlich-weltlichen Uninersalmonarchie des Mittelalters 714—814.
1. Karl Mnrtell und die Wiederherstellung der Reichseinheit 714—741.
1. Die vormundschastliche Regierung seiner Gemahlin Plek-trudis, welche Pippin der Mittlere 714 für seinen von ihm zum 714 Hausmeier ernannten 6 jährigen Enkel bestellt hatte, hatte sofort gegen eine Erhebung der mit den Herzögen von Friesland und Aquitanien verbundenen nenstrischen Nationalpartei zu kämpfen.
Da errang an der Spitze des austrasischen Adels der ursprünglich von der Nachfolge ausgeschlossene Sohn Pippins Karl Marte ll (714 — 741) nach schweren Kämpfen die Anerkennung als rechtmäßiger Nachfolger seines Vaters, als erblicher Herzog und Fürst von Anstrasien und zugleich Majordomus von Neustrien und Burgund.
2. Karl sicherte noch rechtzeitig durch eine Reihe siegreicher Feldzüge gegen die abgefallenen Herzöge von Aquitanien, Baiern, Alamannien, sowie gegen die räuberischen Sachsen die Einheit
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2. Mohammed und der Islam.
1. Das Götterhaus der Kaaba stand unter der Verwaltung der Korei-schiten. Aus der diesem großen Stamme angehangen Familie der Haschi-miden wurde Mohammed (= Messias, der Gesalbte) um 570 in Mekka geboren. Nach dem frühen Tode seiner Eltern von seinen Verwandten erzogen, wurde er auf Handelsreisen mit der christlichen, jüdischen und persischen Religion, wie mit den Zuständen seines Volkes tiertraut. Durch die Vermählung mit der reichen koreischitischen Kaufntannswilwe Chadidscha trat er in die kaufmännische Aristokratie seines Stammes ein. In Einsamkeit und inneren Kämpfen gelangte er durch Visionen zu dem Glauben an den einen, wahren Gott und zu der Überzeugung, daß er als dessen Sendbote bestimmt sei, in diesem einzig wahren Glauben die zerstreuten Stämme Arabiens zusammenzufassen („Es ist kein Gott außer Gott, und Mohammed ist fein Prophet".)
2. In feinen Verwandten gewann er die ersten Anhänger, bald auch in zahlreichen Mekkapilgern, insbesondere den Angehörigen zweier Stämme aus Jathrib (Medina), erweckte aber auch die Feindschaft seiner Stammesbrüder, welche den Verlust ihrer Herrschaft über die Kaaba fürchteten, so
622 daß er sich 622 zur Flucht nach Medina entschloß. Die „Hedschra" begründete über den Stammessonderungen die neue Gemeinschaft der Gläubigen auf monotheistischer Grundlage und die Anerkennung ihres Propheten als Oberhaupt (islamitische Ära). Als solcher begann nunmehr Mohammed gleichzeitig die gewaltsame Ausbreitung seiner Religion und seiner Herrschaft.
3. Zunächst entbrannte der Streit zwischen Mekka und Medina. Nach der siegreichen Abwehr ihrer Angriffe auf Medina ging Mohammed 630 selbst mit überlegener Heeresmacht gegen die Koreischiten in Mekka vor, nötigte die Stadt ohne Kampf zur Übergabe, feine Stammesgenossen zur Anerkennung und machte die Kaaba nach Zerstörung der Götzenbilder zum Mittelpunkte auch der neuen Religion. Nach Bezwingung der meisten Stämme Arabiens hielt er in Medina Hof als Kriegsherr, Gesetzgeber,
632 König und Prophet, bis er unter Eroberungsplänen 632 starb.
4. Mohammeds Lehre (Jsllm, d. i. Offenbarung, daher Moslim, der Gottergebene) ist eine Umbildung des jüdischen Monotheismus im national-arabischen Geiste, doch mit mancherlei Zusätzen aus spät-jüdischen (talmudischen), gnostisch-christlichen und selbst persischen Anschauungen. Seine Offenbarungen, welche schriftlich aufgezeichnet waren, aber zerstreut sich im Besitze feiner Anhänger befanden, wurden kurz nach feinem Tode zu einem heiligen Religions- und Gesetzbuch von Abu Bekr gesammelt (Koran, Suren). Der Glaube an diese Lehre und der Kampf für ihre Ausbreitung find die obersten religiösen Pflichten. Ein strenges Ceremonialgesetz umspannt das ganze Leben der Gläubigen. Die Zuversicht unbedingter Vorherbestimmung alles Schicksals (Fatalismus) steigerte den Mut der Glaubenskämpfer zum Fanatismus, die Hoffnung auf die sinnlichen Genüsse des Paradieses zur Todesfreude. Die engste Verbindung von geistlicher und weltlicher Gewalt machte auch die Nachfolger des Propheten (Kalifen) unwiderstehlich.
3 Die Begründung des arabischen Weltreiches durch die ersten Kalifen
632-661.
632 l. Einer gleich nach Mohammeds Tode (632) hervortretenden Parteiung zwischen der Familie Haschim unter Ali, dem Gatten der Lieblingstochter
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2. Der mohammedanische Orient.
1. Das arabische Reich löste sich immer mehr auf in sunnitische Staaten, die wenigstens die geistliche Oberhoheit des Kalifen noch anerkannten, und schulische Herrschaften, die sie ganz verwarfen. Der abbasidische Kalif, der seine weltliche Macht thatsächlich dem Befehlshaber seiner türkischen Leibwache (seit e. 907 „ Emir al Ornra", d. h. Emir der Emire) überlassen mußte, wurde allmählich auf das Gebiet um Bagdad und nach der Eroberung seiner Hauptstadt durch die persischen Bnjiden 945, seine nunmehrigen weltlichen Schutzherren („Sultane" 945—1055), vollständig auf die geistliche Herrschaft beschränkt. In Nord-Afrika erhoben sich die fchiitischen Fatimi den, eroberten 970 auch Ägypten samt dem südlichen Syrien und machten 972 das neugegründete Kahira (Kairo) als „Kalifen" zu ihrer Hauptstadt.
2. Doch zu neuem Angriff gewann der Islam die Kraft erst mit dem Auftreten des tapferen und sittenreinen Nomadenvolkes der (seldschukischen) Türken. Diese drangen 1030 aus ihren Sitzen zwischen Jaxartes und Oxus über den letzteren Strom ostwärts vor und unterwarfen Iran und die Tigrisländer, nahmen 1055 Bagdad und stürzten hier die Herrschaft der Bujiden. Das nun von den Türken militärisch organisierte Kalifenreich verdrängte die Byzantiner aus Kleinasien und die Fatimiden aus Syrien (1071 Eroberung Jerusalems).
3. Aber auch das seldschukische Reich zerfiel bald wieder in einzelne, überdies durch christlich-armenische Staaten (Edefsa, Cilicien u. a.) von einander getrennte Emirate oder Sultanate unter türkischen Dynastien (Jconium, Mosnl n. a.). Diese entbehrten auch im Innern jedes festen Haltes, da sie lediglich auf der Persönlichkeit der Herrscher und dem militärischen Übergewicht der Türken über eine weit kultiviertere, stammfremde und zum Teil auch andersgläubige Bevölkerung Beruhten. Unter solchen Umständen faßte der Byzantinische Kaiser Alexios I. (1081—1118) den Plan, mit abendländischer Hilfe Kleinasien wiederzuerobern.
3. Der erste Kreuzzug 1096—1099.
1. Schon war der ganze Südwesten Europas in erfolgreichem Vordringen gegen den Islam Begriffen, der ihn Bis zum Anfang des I I. Jahrh, zu überfluten gedroht hatte (Eroberung Sieiliens durch die Normannen, Toledos durch Alfons Vi. von Kastilien 1085, >) Kämpfe der pifanifchen und genuesischen Flotten an den Küsten Nordafrikas). Da unternahm es
') Während das omaijadifcke Kalifat von Cord ova in Spanien durch die Unbotmäßigkeit der Walis in eine Anzahl kleiner Herrschaften zerfiel (1031), erhoben sich im Kampfe mit diesen aus dem asturischen und cantabrischen Gebirgslande und aus der spanischen Mark allmählich mehrere Christen-ftaaten (um 1250 Kastilien-Leon, Aragon, Navarra, Portugal). Das Vordringen derselben gegen die Mauren (Cid Campeador f 1099) wurde unterbrochen erst durch die aus Afrika (Marokko) herüberkommenden Morabethen oder Almoraviden (Sieg bei Salaca 1686), dann nach deren Sturz (feit 1146) durch die Al mohad en. Nach dem großen Siege der vereinigten christlichen Fürsten unter dem kastilischen König Alfons Viii. bei Navas de Tolofa 1212 wurden die Araber mehr und mehr auf Granada zurückgedrängt.
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dem austrasischen Herzogtums die Güter und die Anhänger beider großer Familien vereinigte, wieder das Übergewicht.
2. Von den Gegnern des neuen neustrischen Hausmeiers (Berthar) zu Hilfe gerufen, erzwang Pippin durch den Sieg bei Testri (unfern St. Quentin) 687 als thatsächlicher Machthaber 687 in Austrasien die Anerkennung feiner vorwaltenden Stellung neben den kurzlebigen Merowingerkönigen in allen 3 Reichen („dux et princeps Erancorum“). Die Stammesherzogtümer freilich (Aquitanien, Baiern, Thüringen, Alamannien) behaupteten auch jetzt noch ihre Selbständigkeit. Dagegen wurde dem Friesenherzog Ratbod ganz Westfriesland (Holland und Seeland) entrissen. Der unruhige Adel sammelte seine Kräfte zum Kampfe gegen die äußeren Feinde, und auch die Wiederaufnahme der Mission bei den rechtsrheinischen Germanen (S. 72) bekundete die Wendung zum Besseren. Da brachte Pippins Tod 714 nochmals 714 schwere Gefahren über sein Haus und über das fränkische Reich.
Y. Abschnitt. Mohammed und der Islam.
1. Arabien und die Araber.
1. Arabien, durch Meere und Wüsten in fast insularer Abgeschlossenheit den benachbarten Mächten gegenüber und doch durch seine maritime Lage auch wieder in steter Berührung mit den seefahrenden und handeltreibenden Nationen, war von semitischen Stämmen (unter Scheichs) bewohnt. Sie waren auf den fruchtbaren Küstenterrassen (Arabia felix, Jemen) im Süden zur Seßhaftigkeit und durch den Handel zu städtischer Kultur gelangt, in den Steppen und Wüsten des inneren Hochlandes dagegen noch Nomaden (Beduinen, d. h. Wüstensöhne). Zwischen den Südarabern und den Beduinen von Mittel- und Nordostarabien bestand trotz regen Handelsverkehrs (Messen) ein unauslöschlicher Rassenhaß, Feindschaft auch zwischen den einzelnen Beduinenstämmen, welche der Blutrache oder dem Streit um Weideplätze und Handelsstraßen entsprang.
2. In der langen Thalsohle zwischen den beiden Gebirgszügen an der Westküste, dem natürlichen Wege der Karawanen, liegen Mekka und Medina, die Hauptstationen derselben, Mekka recht eigentlich zwischen den beiden Hauptstämmen der Süd- und Nordaraber, mit seiner Kaaba ein religiöser Mittelpunkt für den polytheistischen Gottesdienst der meisten Stämme. Wie das Christentum, so drang auch und zwar besonders mächtig das Judentum in Arabien ein. In diesen nationalen und religiösen Gegensätzen erwuchs Mohammed, der bestimmt war, sein Volk aus dieser Zersplitterung zu erheben.
Kümmel u. Ulbricht, Grundzüge Ii. 5
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Extrahierte Personennamen: Pippin Pippins Mohammed Mohammed
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das Papsttum, diese Einzelkämpfe der kriegerischen romanischen Ritterschaften seiner einheitlichen Leitung unterzuordnen. Hierbei wurde dasselbe wesentlich unterstützt durch die von Clugny ausgegangene schwärmerisch-aseetische Richtung der ganzen Zeit, wie durch die herrschende verzweifelte Stimmung infolge wirtschaftlicher und socialer Not.
2. Die äußere Veranlassung bot die Mißhandlung der in Palästina einheimischen Christen und christlichen Pilger durch die Türken, besonders seitdem eine türkische Horde unter Ortok 1086 sich Jerusalems bemächtigt hatte, und die von diesen an den heiligen Stätten verübten Frevel. Das Hilfegesuch des Kaisers Alexios fand durch Vermittelung des Papstes Urbans Ii. auf den großen Kirchenversammlungen zu Piacenza und Clermont 1095 die begeistertste Aufnahme bei dem versammelten Volk. Durch Bischöfe und Geistliche oder durch reisende Prediger weitergetragen (unter ihnen Peter der Eremit aus Amiens), fand die Bewegung ihre vornehmsten Träger in der kriegerischen Ritterschaft Frankreichs und in den abenteuerlustigen Normannen Italiens, die sich schon an den Kämpfen gegen die „Mauren" in Spanien mit besonderem Eifer beteiligt hatten. Auch die großen Handelsplätze Oberitaliens, Pisa, Genua, Venedig, begannen bald die Unternehmungen der Kreuzfahrer im Interesse ihres levantischen Handels zu unterstützen. Deutschland dagegen wurde von der Bewegung zwar berührt, wirklich ergriffen aber zunächst nur im halbromanischen Westen.
3. Dem großen Ritterheere voran zogen wilde Haufen niederen Volkes ^Judenverfolgungen) unter den Priestern Gottschalk und Volkmar vom unteren Rheine, dem Grasen Emicho von Leiningen von der Mainzer Gegend darnach im Frühjahr 1096 die französischen Scharen Peters von Amiens und Walthers von Pa et), die teils schon in Deutschland und Ungarn, teils in Bulgarien und Kleinasien vernichtet wurden.
4. Unterdessen waren auch die geordneten Heere der Fürsten auf verschiedenen Wegen nach dem verabredeten Sammelpunkt Constantinopel gelangt: Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, mit seinen Brüdern Balduin von Flandern und Eustach von Boulogne, durch Ungarn über Belgrad auf der alten Handels- und Heerstraße, die Nordfranzosen Robert von der Normandie, Sohn Wilhelms des Eroberers, Robert von Flandern, Hugo von Vermandois, Bruder des französischen, Stephan von Blois, Schwager des englischen Königs, über Apulien, dem Normannen Boemnnd von Tarent, dem ältesten Sohne Robert Guiscards, folgend, und die Südfranzosen unter Graf Raimund von Toulouse über Istrien und Dalmatien.
5. In einzelnen Abteilungen nach Kleinasien übergesetzt, belagerten sie ohne einheitliche Führung die erste türkische Stadt Nicäa, die sich aber im Juni 1197 den Griechen ergab. Der Sieg bei Doryläum über den Sultan von Jconium (Kilidsch Arslan) eröffnete den verlustreichen Marsch über das wasserarme kleinasiatische Tafelland nach Cilicien. Von hier aus folgte Balduin dem Hilferuf des christlichen Fürsten Theodor nach dem oberen Euphrat und gründete jenseits desselben die erste „fränkische" Herrschaft, die Grafschaft Edefsa.
6. Das Hauptheer gewann nach achtmonatlicher Belagerung 1098 das feste Antiochici am unteren Orontes durch Verrat, wo es sodann, durch Krankheit und Mangel erschöpft, vom Emir von Moful (Kerboga) einge-
Kämmel u. Ulbricht, Grundzüge Ii. g
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schlossen wurde, bis es bei einem Ausfall über die uneinigen Feinde einen vollstänbigen Sieg gewann (die heilige Lanze). Durch Streitigkeiten zwischen Raimund und Boernnnb, der schließlich das Fürstentum Antiochia behielt, ausgehalten, erreichte der Rest der Kreuzfahrer die Küste entlang erst am 7. Juni 1099 Jerusalem, das vor kurzem von dem satimibischen Kalifen 1099 Ägyptens erobert worben war, und erstürmte es am 15. Juli nach fünf* wöchentlicher Belagerung (Blutbab).
7. Wohl sicherte Gottsrieb von Bouillon, der „Beschützer des heiligen Grabes" die Eroberung zunächst durch seinen Sieg über die Ägypter bei Askalon (1099); aber die banernbe Behauptung und Erweiterung ber-selben wurde erst möglich durch die allmähliche Einnahme der Hafenstädte Akkon, Berytus, Sidon, Cäsarea, Tyrus, die barnach beginnenbe Massen-einwanberung aus dem Westen! und durch den Beistanb der italienischen See- und Handelsstädte (Venedig, Genua, Pisa), ganz besonders aber mit Hilfe der neubegrünbeten geistlichen Ritteror den.1) Gleichwohl war das bunte Völkergemisch, welches die Kreuzzüge in Palästina zusammenführten, wenig geeignet zur Entwickelung eines einheitlichen Volkstums und eines wirklich lebensfähigen Staates. Dazu kam die unter dem erschlaffenden Einfluß orientalischen Lebens früh hereinbrechende sittliche Entartung der „Frauken", das gespannte Verhältnis zu Byzanz, die Eifersucht der abendländischen Nationen unter einander und vor allem die mangelhafte Lehnsverfassung.
8. Der König von Jerusalem (Balduin I. 1100—1118, Gottfrieds Bruder) behauptete den 3 fast unabhängigen Herrschaften, dem Fürstentum Antiochien und den Grafschaften Edessa und Tripolis gegenüber nur einen Ehrenoorrang als Herr der heiligen Stadt und sah sich in seinem eigenen Reiche behindert durch die Unabhängigkeit der großen Vasallen (Seigneurs), die Vorrechte des Klerus unter den Patriarchen von Jerusalem und Antiochia, durch die landesherrliche Stellung der reichen Ritterorden und die Selbstständigkeit der Städte.
x) Die Tempelritter oder Templer gingen hervor aus einem um 1118 geschlossenen Bunde französischer Ritter, welche zu den mönchischen Gelübden auch das des Kampfes gegen die Ungläubigen fügten; unter ihrem ersten Meister Hugo von Payens erhielten sie vom König in seinem Palast nahe bei der Stätte des salomonischen Tempels Wohnung und gewannen durch die Fürsprache Bernhards von Clairvaux bald Ansehen und Reichtum (kämpfende, geistliche und dienende Brüder; weißer Mantel, rotes Kreuzt. Die Johanniter oder Hospitaliter erwuchsen aus einer frommen, von einemamalsitaner Kaufmann gestifteten Brüderschaft von Armen- uni) Krankenpflegern am Hospiz des h. Johannes, welche Raimund Dupuys 1118 nach dem Vorgänge der Templer zum Ritterorben umgestaltete (schwarzer Mantel, weißes Kreuz).
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Extrahierte Personennamen: Raimund Sidon Balduin_I._1100—1118 Gottfrieds Hugo_von_Payens Clairvaux Johannes Raimund_Dupuys
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innerhalb der Stadtmauern, außerdem die Wahl der Konsuln freigab, verwies er andererseits wichtige Sachen vor das kaiserliche Gericht und verlangte das Fodrum (Heeresverpflegung) für alle Romfahrten. Auch sollte die ganze erwachsene Bevölkerung alle 10 Jahre den Treueid schwören. Der kaiserliche „Generalagent" vertrat fortan den Landesherrn, der „Hofvicar" führte den Vorsitz im „Hofgericht". Eine Reihe von Reichsburgen (zugleich Sitze der Reichsministerialen als Leiter der Verwaltung der Reichsdomänen) deckten namentlich die Zugänge der Alpenstraßen und die Verbindungen zwischen Ober- und Mittelitalien. Die wiedererstandene Herrlichkeit der Kaisermacht und zugleich die neue ritterliche Bildung wie das neuerwachte Selbstgefühl des ganzen Volkes fanden ihren Ausdruck in dem glänzenden Reichsfeste 1184 zu Mainz Pfingsten 1184 (Schwertleite der beiden ältesten Söhne des Kaisers).x)
4. Bereits im Besitze der mittelitalienischen Reichslehen (vor allem Tuscien, Mark Ancona und Herzogtum Spoleto in den Händen deutscher Vasallen), eröffnete Friedrich I. jetzt feinem Haufe durch die Vermählung seines Sohnes, König Heinrichs, mit Constanze, der Tochter Rogers Ii. und zukünftigen Erbin Siciliens, zu Mailand 1186 die Aussicht auch auf die sicilifche Krone. Das in Rom noch immer machtlose Papsttum aber geriet dadurch in eine von Norden und Süden her gleichtzbedrohte Stellung. Der Versuch besselben, die deutschen Bischöfe durch Aufhebung des Spolienrechtes und der kaiserlichen Vogtei an den bischöflichen Kirchen vom Kaiser zu trennen, enbete mit einer kläglichen Nieberlage (Reichstag von Gelnhausen 1186). Doch würde ein abermaliger Kampf zwischen den beiben höchsten Gewalten Der Christenheit durch die neuerwachenbe Kreuzzugsbewegung verhindert.
d) Der 3. Kreuzzug und Friedrichs I. Ende 1189 — 1192.
1. Während in den Kreuzfahrerstaaten mit der sittlichen Verderbnis die innere Zerrüttung sich steigerte, hatte der mächtige Emir Nureddin Damaskus und Ägypten erobert und nach seinem Tode (1174) dessen Statthalter, der kriegsgewaltige Saladin, sich zum Sultan von Ägypten und 1187 dann auch zum Herrn von Syrien erhoben. 1187 erlag das Heer des Königreichs Jerusalem in der Schlacht bei Hittin am See Liberias (König Guido von Lusignan gefangen). Die Nachricht vom Falle Jerusalems und
*) Als Augenzeuge schildert das Reichsfest Heinrich von Veldese in seiner Eneit.
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