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1. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 160

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
160 Herbst und Winter. Ach, denk ich, bist du hier so schon, Und läßt du's uns so lieblich gehn Auf dieser armen Erden; Was will doch wohl »ach dieser Welt Dort in dem reichen Himniels^elt Und goldnein Schlöffe'werden? Paul Gerhardt. Herbstlied. Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder, und der Herbst beginnt. Rothe Blätter fallen; graue Nebel wallen; kühler weht der Wind. Wie die volle Traube aus dem Nebenlaube purpurfarbig strahlt; arn Geländer reifen Pfirsiche mit Streifen, roth und weiß bemalt. / Sieh, wie hier die Dirne emsig Pflaum' und Birne in ihr Körbchen legt; dort, mit leichten Schritten jene goldne Quitten in den Landhof trägt. Flinke Tänzer springen, und die Mädchen fingen, Alles jubelt froh; bunte Bänder schweben zwischen hohen Reben auf dem Hut von Stroh! Geige tönt und Flöte bei der Abendröthe und im Monden- glanz; junge Winzerinnen winken und beginnen deutschen Rin geltanz. S. G. Bürde. Der Winter. Der Winter ist ein rechter Mann, kernfest und auf die Dauer; sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an; er scheut nicht Süß noch Sauer. War je ein Mensch gesund wie er'? Er krankt und kränkelt nimmer; er trotzt der Kälte, gleich dem Bär, und schläft im kalten Zimmer. Er zieht sein Hemd im Freien an und läßt's vorher nicht .wärmen; er spottet über Fluß im Zahn und Kolik in Gedärmen. Aus Blumen und ans Vogelfang weiß er sich nichts zu machen, haßt warmen Drang und warmen Klang und alle warme Sachen. Doch wenn die Füchse bellen sehr, wenn's Holz im Ofen knittert, und um den Ofen Knecht und Herr die Hände reibt und zittert; Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht und Teich und Seen krachen; das klingt ihm gut, das haßt er nicht, dann will er todt sich lachen. Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus beim Nordpol an dem Strande; doch hat er auch ein Sommerhaus im lieben Schweizerlande.

2. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 256

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
256 Die römischen Kaiser. das Leben ihm war — ein Bühnenstück, und er selbst — ein Comödiant! Ihm folgte nun der bereits genannte Tiberius, und mit diesem beginnt eine lange Reihe schlechter Kaiser, die eine Geisel für die Römer wurden. Tiberius hatte ein böses Herz; anfangs legte er sich auf's Heucheln; dann wurde er ein lüderlicher Wol- lüstling und grausamer Mörder! Er lies;, nachdem er seine Heuchlerlarve abgezogen, außer vielen tausend unschuldigen Römern seinen Stiefsohn Agrippa und seinen Reffen Germanikus ermorden, entzog seiner Gemahlin Julia in ihrer Verbannung den Unterhalt, und konnte selbst seine Mutter Li via nicht mehr leiden. Beide starben daher aus Hunger und Kummer. Im Jahre 27 nach Ehr. ernannte Tiberius den berüchtigten Pontius Pilatus zum Landpfleger-in Judäa. Und im Jahre 33 ließ dieser gewissenlose Röiner unsern Heiland, Jesum Christum, unschuldig kreuzigen. Endlich starb der elende Tiberius im Jahre Christi 37, nach einer Regierung von 22 Jahren. Caligula folgte ihm in der Regierung. Dieser übertraf den Tiberius bei weitem an Grau- samkeit und teuflischer Mordlust und heuchelte etliche Monate auf's Niederträchtigste, um sodann mit mehr Unmenschlichkeit wü- then zu können. Er war stolz, ungerecht, wollüstig, verschwende- risch, ein grausamer Mörder auch der unschuldigsten Personen, das abscheulichste Ungeheuer. Auf Thicrgefechte hielt er ungemein viel; aber nicht auf solche, dergleichen die Spanier noch jetzt halten, wo bewaffnete » Klopffechter mit Ochsen fechten, sondern er ließ wehrlose Menschen den Bestien vorwerfen und freute sich dann am Meisten, wenn sie langsam zerfleischt wurden, und mit aufgerissenem Bauche und heraushängenden Eingeweiden um Erbarmung der Götter und ein baldiges Ende winselten und röchelten. Und als er einst zu einem solchen Tigerschauspiel keine Missethäter hatte, ließ er etliche unschuldige Zuschauer haschen, ihnen die Zunge ausschneiden, und sie selbst den Löwen und Tigern vorwerfen. Zuweilen ließ er diese Bestien mit armen und kranken Menschen füttern, damit ihr Fraß ihm nicht zu viel koste, und der Staat von unnützen Leuten befreit würde. Lüderliche Weibsbilder, Wollüstlinge, Schmeichler und Scharf- richter waren in seinem Gefolge und wohnten und schmausten in seinem Palaste. Ehrliche Leute hingegen haßte, verwies, und mordete er.

3. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 257

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Die römischen Kaiser. 257 Den Römern war er nicht gewogen. Einst sagte er: „Ei, wenn doch alle Römer nur einen Hals hätten, damit ich ihn zer- hacken und alle zu Boden schleudern könnte! Im Jahre 38 bauete dieser tolle Verschwender eine Schiff- brücke von Bajä bis Puteoli, ohnweit Neapel, in Gestalt eines halben Mondes, in's Meer hinein, die er auf folgende Weise be- werkstelligte : Er ließ alle seine Schiffe zusammenbringen und neue bauen, sie vor Anker legen, mit Bretern überdecken, auf diese Erde schütten, und nun Hütten darauf bauen. Und üls die Brücke fertig und herrlich mit Fackeln und Rampen erleuchtet war, kam er mit seinem ganzen Hofstaat, und fuhr darüber hin und hielt auf einem Throne eine Lobrede auf seine großen Thaten. Um so- dann seinen Schmeichlern und Schranzen ein lustiges Schauspiel zu geben, ließ er viele Zuschauer über die Brücke in's Meer werfen und sie mit Stangen so lang unbarmherzig hin und her stoßen, bis sie elendiglich ertranken. Nun fehlte es dem Barbaren an Geld. Um dasselbe bald zu bekommen, ließ er sich in allen Testamenten zürn Erben einsetzen. Und lebte ein alter reicher Mann, nach seiner Meinung, zu lange, so ließ er ihn tödten, weil er so unverschämt sei, ihn aus sein Vermögen lauern zu lassen. Endlich wurde das Ungeheuer im Jahr Christi 41 ermordet, nachdem es vier Jahr regiert hatte und neun und zwanzig Jahr- alt geworden war. Ihm folgte sein Oheim, der Schwächling Claudius, der im Jahr 54 von seiner eigenen Gemahlin, um ihren Sohn Nero auf den Thron zu bringen, vergiftet wurde. Nero, der fünfte Kaiser Noms, war noch ein ärgerer Böse- wicht, als Caligula. Bloß einige Jahre, und so lange er seinen« Hofmeister Seueca folgte, regierte er gütig und gerecht. Ja, als er einst ein Todesurtheil «mterschreiben sollte, sprach er: Wollte der Himmel, ich hätte niemals schreiben gelernt! Mit der Ermordung des Britannicus, eines Sohnes des Kaisers Claudius, machte er den Anfang seiner Frevelthaten. Nun verstieß er seine Mutter aus den: Schloß, ««ahm seinem Freunde Otto seine Gemahlin Poppäa ««nd schickte ihn als Statthalter nach dem heutigen Portugal. Ja, er ermordete sogar die eigene Mutter. Erst sollte sie im Meer ersäuft werden; nachher aber schlug man sie jämmerlich todt. Irn Jahre 62 verstieß u>«d er- mordete er seine Geruahlin Octavia und heiratbete die garstige Poppäa, die er jedoch bald darauf so fürchterlich mit dein Fuße trat, daß sie todt zu Boden fiel. Auch sein Lehrer Seueca mußte sterben! In seinem Hause lebte er auf's Frechste, Lüderlichste, Ver-

4. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 259

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Die Zerstörung Jerusalems. 259 Vitellins war zugleich einer der größten Fresser, die Rom je ge habt hat. Endlich wählten die römischen Legionen deö Morgenlandes ihren Feldherrn Vespasianus zum Kaiser und rückten in Italien ein, schlugen den Vitellins bei Cremona aus's Haupt und zogen vor Rom, das mit Sturm erorbert wurde. Es geschah dieß im Jahr 70, also in demselben Jahre, in welchem Jerusalem zerstört wurde. Die Zerstörung Jerusalems. Der Kaiser Vespasianus war, so weit dieß einheide sein kann, ein wackerer Fürst: er hob die eingerissenen Unordnungen auf, stellte eine bessere Verfassung wieder her, war als Privatmann mäßig, als Richter gerecht, als Feldherr glücklich. Schon unter Nero's Regierung war er mit einem Kriegsheer nach Syrien geschickt worden, um die aufrührerischen Juden zu züchtigen, die sich aber mit der äußersten Hartnäckigkeit gegen ihn wehrten. Im Jahr 67 war er zunächst in Galiläa eingerückt, hatte mehrere Städte nieder- gebrannt und die Festung Iotapa belagert. Sie leistete heftigen Widerstand, mußte sich aber nach sechs Wochen ergeben, und 40,000 Juden fanden dabei ihren Tod. Ein gelehrter Jude, Namens Iosephns, dem wir eine Geschichte dieses jüdischen Krieges verdanken, wäre dabei fast auch umgekommen. Auf wunderbare Weise wurde er noch gerettet; er hatte sich nämlich bei der Ein- nahme Iotapa's mit .49 andern Juden in einer Höhle versteckt. Drei Tage blieben sie verborgen. Jetzt wurden sie entdeckt und zu Vespasianus gebracht, der ihnen Gnade anbot. , Die Wüthenden wollten dieselbe nicht annehmen. Der Reihe nach tödtete Einer den Andern, bis endlich nur noch zwei übrig waren, unter denen sich auch Iosephns befand. Dieser konnte nur mit Mühe seinen Gefährten überreden, sich und ihm das Leben zu erhalten. Io- sephus ward später ein Vertrauter des Kaisers. Als ans. diese Weise endlich ganz Galiläa in die Hände des Vespasianus gekommen war, rückte er langsam in die Nähe Jerusa- lems. Jetzt wäre das unglückliche Volk noch zu retten gewesen, wenn es den Vespasianus um Frieden angefleht und sich ergeben hätte; allein es war halsstarrig, wie es so oft schon gewesen. Als Vespasianus eben vor Jerusalem zu rücken im Begriff war, erfuhr er, daß er von den morgenläudischen Legionen zum Kaiser ausgerufen worden war, und so überließ er denn die Belagerung Jerusalems seinem Sohne Titus. Dieser war noch sehr jung, und deshalb meinten die Juden, er werde den Krieg nicht 17"

5. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 51

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
dcirzu Kleider und Schuh, Ü1 ein gröberes Gewand, Weißbrod oder Schwarzbrod zu haben ? Man muß, wie Paulus, lernen an Beiden sich genügen zu lassen. Die Lilie ist ein Bild der göttlichen Vorsorge; aber, was nicht zu übersehen ist, auch der Reinigkeit des Herzens, deren der Mensch sich zu befleißigen hat. Mögest du Gott anschauen! Karl Steiger. Doktor Lysius. Dieser Mann, welcher ein Christ in That und Wahrheit war, hatte sich eines Tages durch eine dreifache Amtsarbeit so entkräftet, daß er ganz ermattet zusammensank. Und doch konnte ihm seine liebevolle Frau am Abend dieses Tags nichts weiter vorsetzen, als Weizengrütze, in Wasser gekocht. Aeußerft bekümmert darüber ging sie in die Küche, um noch einmal nachzusehen, ob sie denn gar nichts mehr fände, was sie ihrem ermatteten Manne zum Abend- brod geben könnte. Da stand ein Korb vor ihr. Sie fragte schnell die Magd, wie denn dieser Korb hierher gekommen sei. Diese sagte: „Vor einigen Stunden brachte ihn eine Magd, stellte ihn hier nie» der, und bat, ich möchte ihn so lange hier stehetl lassen, bis sie ihr Geschäft in der Nachbarschaft verrichtet hätte." Der Korb wurde nun untersucht Cr enthielt eine Flasche Wein, zwei Zückerhüte und vier Thaler mit der Aufschrift: „Herrn I). Lysins." Als der glaubensstarke Mann dieß erfuhr, sprach er: „So hatte denn der gnädige Gott, noch ehe ich müde wurde, schon für meine Erquickung gesorgt." — Einst war der Mangel dieses Mannes so groß,ß, daß er in zerrissenen Schuhen gehen mußte, thu dieß vor seiner Frau zu verbergen, putzte er die Schuhe selbst und behielt sie immer auf seinem Arbeitszimmer. Da sandte ihm ans einmal ein Bäcker ein paar neue Schuhe zum Geschenk. Seine Frau verwunderte sich darüber, daß von einem Bäcker nicht Brod, sondern Schuhe kämen. Aber Lysins sprach lächelnd: „Mein himmlischer Vater wußte wohl, daß noch Brod im Schranke uttb Mehl im Kasten, daß aber kein ganzer Schuh an meinen Füßen war." Hierauf wies er seiner Frau die Schuhe, die er anhatte, und sie pries mit ihm die vä- terliche Fürsorge Gottes. Nicht lange nachher ging doch auch Brod und Mehl zu Ende. Lysins tröstete seine darüber betrübte Gat- tin und betete im Stillen; sie aber ging zur Stube hinaus, ihren Geschäften nach. Sogleich jedoch kam sie mit Freudenthränen zu- rück ; denn als sie in die Hausflur gekommen war, siehe, da hatte sie einen großen Sack mit Mehl erblickt, der für sie beftifmnt war. — Wer diese Geschichte lieft, wird recht erinnert an das Wort Jesu Christi: „Sorget nicht für euer Leben, was ihr effen und trinken

6. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 190

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
190 Moose. Erwerb verloren. Ist nun das leinene Garn bereitet, so kommt es in die Hände des Leinwebers. Ei, wie vor ihm hin der Schütze fliegt, der die Fäden durch das Gewebe führt. Wie sein Web- stuhl klappert; wie sich Faden an Faden reiht, bis ein Stück fertig ist. Ist das Garn nicht schon gebleicht, che dasielbe der Leinweber bekanl, so wird nun die fertige Leinwand gebleicht. Wenn wir das Thal von Hohenstein nach Waldenburg durchwandern, wür- den wir an einem klaren Bache viel ansgespannte Leinwand er- blicken, und die Leute sind beschäftigt, Wasser aus dem Bache zu schöpfen und über die Leinwand hinzugießen, und diese nasse Lein- wand bleichen nun Sonne und Luft schön weiß und rein. Andere wird auch gefärbt und gedruckt, wozu es wieder große Leinwand- färbereien und Druckereien im Lande . gibt. Von der Bleiche spaziert nun die Leinwand in die Kaufläden, und in den größten Städten gibt es Kaufleute, welche nur mit Leinwand Handel»!. Sie heißen Leinwaudhändler. Bon diesen holt nun wer da will seinen Bedarf. Es ziehen auch Leute im. Lande herum, welche von Haus zu Haus gehen und rufen: „Kaufen Sie keine weiß- gärnige Leinwand?" Nun kommt die Leinwand in die Hände unserer Nätherinnen, die Hemden, Kragen, Schürzen u. s. w. daraus fertigen. Ach, wie kühlend ist doch die Leinwand für den mensch lichen Körper! Ist nun die Leinwand alt geworden und zer- lumpt; sie wird deshalb doch lwch nicht hinweggeworfen. Der Hadersaunnler sammelt die Fetzen und Hadern und trägt sie in die Papiermühlen, wo sie vom Papiermüller zu einem Brei be- reitet werden, der dann zu Papier geformt wird. Dieses Papier kauft dann der Papierhändler, und der Papierhändler gibt es au den Buchdrucker ab, und dieser druckt dann viele nützliche Bücher darauf, welche dann von den Buchhändlern an Alt und Jung verkauft werden. Man hat sich, da oft Mangel an leinenen Hadern ist, nach anderu Stoffen umgesehen, aus welchen Papier- gemacht werden könnte, allein es hat mit keinem anderen Stoffe recht gelingen wollen. Es ist doch außerordentlich, zu wie vielen Gegenständen der Flachs verarbeitet werden kann, und wir haben noch lange nicht Alles genannt. Das isländische Moos. Diese Flechte ist unter allen Gewächsen der Welt eins der nützlichsten. Es wächst in den ärmsten nördlichen Ländern, wie Island, Lappland u. s. w. sehr häufig und auch hin und wieder in unsern deutschen Gebirgswaldungen und auf dürren Haide- plätzen. Seine Blätterlappen, welche ziemlich gerade in die Höhe

7. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 249

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Die Römer. 249 schüft zu ihm geschickt. Cineinnatus war eben auf seinen» Acker und ging hinter dem Pfluge, den seine Stiere zogen. Als er nun die vornehmen Römer kommen sah, wußte er gar nicht, was das zu bedeuten hatte. Es lief jedoch einer der Gesandten vor den übrigen voraus, und verkündigte ihm, daß die vornehme Gesandt- schaft zu ihn» wolle. Schnell lief er in seine Hütte, reinigte sich, kleidete sich etwas besser an, und als er nun wieder bei seinem Ackerpflnge und bei seinen Stieren erschien, kam eben die Gesandt- schaft an und verkündigte ihm, er sei zur höchsten Würde in Rom erhoben worden, er sei Dictator geworden. Den Pnrpurmantel hatte man bereits mitgebracht und legte ihn» denselben an. .Cin- cinnatus »var nun z»var gleich entschlossen, mit nach Rom zu gehen; „aber", sprach er, ,,»ver wird nun meinen Acker bestellen? Er wird nun in diesem Jahre nicht besäet werden." Und bei diesen Worten vergoß er Thränen. Gerade hundert Jahre nach jenem Auszuge des Volks ans den heiligen Berg belagerten die Römer die Stadt Falerii. Diese Stadt aber war fest, und die Römer wurden daher nicht so bald mit ihr fertig. Da erschien im römischen Lager ein Schul- meister aus der Stadt mit einer Schaar Kinder, »velche den vor- nehmsten Bewohnern von Falerii gehörten. El hatte vorgegeben, mit diesen Kindern einen Spaziergang zu machen; aber er war mit ihnen in das Lager der Römer spaziert und bot sic nnn den Römern als Geiseln an. Er hatte ohnstrcitig gedacht, er thue damit den Rörnern einen recht großen Gefallen und »verdc von ihnen reich belohnt werden. Aber da hatte er sich verrechnet. Anführer der Römer war damals Eamillnö, ein Mann von großer Rechtlichkeit. Dieser befahl, den treulosen Schulmeister zu binden, und ließ nun unter die Knaben Ruthen austheilen, womit diese den Untvürdigen nach Falerii zurückpeitschten Die kölnischen Soldaten aber sahen zu und lachten den Schurken ans. Als aber die Einwohner von Falerii erfuhren, daß sie dein Camillus die Frei- heit ihrer Kinder zu verdanken hatten, so schlossen sic mit den Rörnern Friede und öffneten denselben ihre Thore. In» dritten Jahrhundert vor Christus waren die Römer mit dem,Py rrhus, einem König von Epirus, der des Kriegs sehr kundig war, in Krieg gerathen. Pyrrhus brachte nicht blos ein geübtes Heer, sondern auch Elephanten mit, welche den Römern viel zu schaffen machten. Doch Pyrrhus erkannte bald, daß er- es mit einem Bolke aufgenemmcn hatte, mit »velchein es nicht so leicht »var, Krieg zu führen. Besonders »vurde.ein Feldherr der Römer, Fabricius, dern Pyrrhus sehr gefährlich, und es wäre

8. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 252

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
252 Jesus Christus. zu Jahrhundert immer weniger. Bestechlichkeit, Sucht nach Reich- thnm, Ueppigkeit und Wohlleben nahmen immer mehr überhand. Die eroberten Länder mußten sich große Erpressungen gefallen lassen, und in Nom selbst standen sich die Parteien so feindlich gegenüber, daß es selbst zu blutigen Bürgerkriegen kam. Jeder sah auf das Seine. Die alte Einfachheit war im Jahrhundert vor Christus geschwunden. -Ou ihrer Religion hatten die Römer auch kein Mittel, um zu erstarken. Jupiter, Juno, Pluto, Mars, Vesta — so hießen einige Götter der Römer, — galten ihnen auch nur als Wesen, welche mit menschlichen Leidenschaften behaftet waren. .Dabei wohnte der Glaube an diese Götter nicht einmal mehr im Herzen der gebildeten Römer. So sank denn das Volk und verlor zunächst seine Freiheit. Dem Äugn st ns wurde es sogar mög- lich. sich zum Alleinherrscher zu erheben und den jkaiserlitel an- zunehmen. Dieser Augnstus aber war bei all' seinem Reichthum arm; denn Gott hatte er nicht, um sich an ihn zu halten, und sein mächtiges Volk kannte diesen Gott auch nicht. Die Roth war groß geworden! Da sollte Hülfe kommen, nicht blos einem Volke, sondern der Welt, und diese Hülse kam durch Jesum C h ristu nt. Jesus Christus wird geboren. Kg begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot vom Kaiser Auguslus ausging, dass alle Welt ge- sell ätz et werde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien war. Und Jedermann ging, dass er sich schätzen liesse, ein Jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land, zur Stadt Davids, die dji heisst Bethlehem, darum, dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen liesse mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie batten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es wa- ren Hirten in derselben Gegend aut' dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihrer Heerde. Und siehe, des Herrn Engel trat zu ihneu,

9. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 258

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
258 Die römischen Kaiser. schwenderischste und Grausamste, und sang und tanzte auf der Schaubühne. Am Schrecklichsten ist jedoch die Schuld, welche dieser Kaiser durch Verfolgung der Christen auf sich geladen hat. Er war der erste römische Kaiser, welcher die Christen verfolgte. Nero wollte sich einst den Anblick der brennenden Stadt Troja vergegen- wärtigen und ließ deshalb Nom an allen Ecken anzünden. Er selbst stand auf einem nahegelegenen Berge und sah dem schreck- lichen Schauspiele zu. Dann, um den Verdacht von sich abzuwenden, gab er vor, die Christen hätten die Stadt angezündet, und lies; nun eine fürchterliche Verfolgung über dieselben ergehen. Einige wurden an's Kreuz geschlagen, Andere in Häute wilder Thiere eingenäht und grinnuigen Hunden vorgeworfen, noch Andere mit einem Kleide, das aus Pech und Werg bestand, bekleidet und zur Er- leuchtung der stacht als Fackeln gebraucht. Ncro's Gärten waren zu diesen! traurigen Schauspiel bestimmt, welches ein Wagen rennen begleitete, und der Kaiser mischte sich dabei in der Kleidung eines gemeinen Kutschers unter den Pöbel. — Diese Verfolgung, so schrecklich sie auch war, scheint sich aber nur auf Nom, nicht aber ans die Umgegend der Stadt erstreckt zu haben. Die An zahl der bei dieser ersten Verfolgung hingerichteten Christen läßt sich durchaus nicht ausmitteln; nur so viel ist gewiß, daß bei derselben (um das I. 67) die beiden Apostel Paulus und Petrus, ersterer durch das Schwerdt, letzterer am Kreuze, den Zeugentod starben. Nun war das Maaß der Sünden des Nero voll: Im Jahre Christi 68 empörte sich gegen ihn der Statthalter in Gallien, Namens Viudep; und der Statthalter in Spanien, Galba, ließ sich sogar von seinem Heer zum Kaiser ausrufen^ Viudex wurde ermordet, aber Galba ward Kaiser und blieb es auch, aus des römischen Senats Befehl. Nero wurde sogleich für einen Feind des Vaterlandes erklärt und zu folgendem schimpflichen Tode verdammt: Er sollte nackend ausgezogen, mit dem Kopfe an einen Schandpfahl geschlossen, zu Tode gegeißelt, von dem Tarpejischen Felsen hinabgestürzt und dann den Hunden und Vögeln zum Fraß überlassen werden. Er flüchtete aus diese traurige Nachricht. Man holte ihn aber ein und nöthigte ihn zum Selbst- mord. So starb Nero, 62 Jahr alt. Auch das Leben der folgenden Kaiser, Galba, Otho, Vi- tellins, ist nur durch Thorheiten und Mordthaten ausgezeichnet.

10. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 262

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
262 Die Völkerwanderung. volk von fürchterlicher Wildheit und gräßlichem Ansehen. Sie zerschneiden sich, sagt er, in der Kindheit mit unzähligen Rissen Kinn und Wangen, um durch die dichten Narben den Bartwuchs zu unterdrücken. Bei der größten Häßlichkeit des Gesichts haben sie einen festen Knochenbau, einen fleischigen Hals, breite Schul- tern und so wenig von der feineren menschlichen Gestalt, daß sie von Weitem wie grob zugehauene Pfähle an Brückengeländern aus- sehen. Ihre Speisen erfordern kein Feuer und kein Gewürz; sie leben von wilden Wurzeln und rohem Fleisch, welches sie wie einen Sattel auf's Pferd legen und von einem tüchtigen Ritt durchwärmt verzehren. Städte, ja Hütten kennen sie nicht. Von Kindesbeinen an streifen sie auf Bergen und Wäldern herum und lernen Kälte und Hunger ertragen; ihre Kleidung sind leinene Kittel, auch Pelze von Waldmäusen, und die Beine umwickeln sie mit Bocks- fellen. Von ihren Pferden sind sie unzertrennlich; sie essen, trinken und schlafen darauf. Auch bei genteinsamen Bcrathschlaguugen sitzen alle zu Pferde. Ackerbau und Handwerke kennen sie nicht; von Gesetzen und Religion ist keine Spur. Ihre schmutzigen Weiber und Kinder führen sie in Karren mit sich, die mit Fellen überzogen sind. Krieg ist ihr Leben; sie siegen durch Schnelligkeit und Kühnheit, und nichts kommt ihrer Raubsucht und Grausamkeit gleich. Die Hunnen, vereint mit den Alanen, trafen auf die Gothen, ein sehr weit ausgebreitetes Volk, das vom schwarzen Meere an, die Donau hinauf, durch Ungarn, Polen und Preußen hin bis an die Ostsee wohnte. Sie waren getheilt in die Ostgothen und in die Westgothen. Die Hunnen und Alanen stürzten sich auf die Ostgothen; die Ostgothen wichen ans und verdrängten die Westgothen. Diese gingen über die Donau und ließen sich hier ganz ruhig in dem Gebiete des morgenländischen Kaiserthnms nieder. Auch die Hunnen, Alanen und Ostgothen blieben jetzt eine Zeit lang ruhig in ihren eroberten Ländern nordwärts der'donau, in dem heutigen Rußland, Siebenbürgen u. s. w. Nach einiger Zeit aber wurden die Westgothen unzufrieden mit den griechischen Kaisern, und ein wüthiger Heerführer derselben, Alarich, drohete dem ganzen Reiche Gefahr, so daß man ihn durch einen Vergleich abzukaufen suchte und ihm Italien zeigte, als ein Land, wo er reichere Beute gewinnen könnte. Alarich folgte dem Wink, ging über die Alpen, drang vor die Thore Roms und erorberte endlich die Hauptstadt Italiens selbst. Diese Angriffe Alarichs hatten weit ausgebreitete Folgen. Die Kaiser Roms, um wenigstens ihr Stammland und ihre Residenz zu retten, ließen aus allen entfernteren Provinzen Truppen nach
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