176 Gesinnungen und edler Gefühle rc.
selbst, frei von der Todeskette» „8!e haben mei-
nen Herrn hinweggenommen; wenn du es sahst,
wohin sein Leib gekommen, so sage mir’s, dass ich
ihn liebend bette, und milde schaut der Meister
auf sie nieder: „Maria!" ruft er, süss wie Engels-
lieder, ihr Blick geht auf, sie sieht den Heiland
wieder. W-ie sieges-trunken eilt sie nach den Hö-
hen, indem des Himmels Lüfte sie umwehen, jauchzt
sie: „ich habe meinen Herrn gesehen!“ Einmüthig
sind versammelt die Getreuen, bewegt durch frohe,
wunderbare Sagen ; in dem Gemach entsteht ein em-
sig Fragen, erfreutes Zweifeln, sorgliches Erfreuen.
Da tritt, den Trost der Wahrheit zu verleihen,
der hohe Meister mitten in die Klagen , im Licht
und Glanz von Paradiesestagen hebt er die Hand,
die fromme Schaar zu weihen. „Friede sei mit
euch!"— spricht er sanft und leise, den reinen
Blick zum Himmel aufgewandt: „Beginnen werdet
ihr die Glaubensreise; wie mich bisher der Vater
ausgesandt, so will ich nun euch senden, meine
Kinder, gleich mir zu sein des Todes Überwinder.“
(W. Iubbeck.)
1. Pfingsten,
Pfingstlied.
Gehet hin in alle Welt und verkündigt Gottes
Ehre, sprach der auferstand’ne Held zu den Boten
seiner Lehre, ¿meinen Geist ich euch nun sende
und bin bei euch bis ans Ende.
Und der heil’ge Geist erfüllt der Apostel from-
me Seelen, Gottes Wort, nun ganz enthüllt, lehret
sie die Wahrheit wählen, lind mit Licht und Kraft
von oben Gott und Jesum Christum loben.
Schon in Salems Heiligthum offenbaren die Ge-
weihten Jesu Evangelium ihrem Volke wie den
Heiden: Christus, der am Kreuz gestorben, hat der
Welt das Heil erworben.
Seine Zeugen gehen nun, allen Menschen zu
verkünden , wenn sic wahre Busse thun, die Ver-
gebung ihrer Sünden, Heil durch Christum schon
hienieden und dereinst des Himmclsfrieden.
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Gesinnungen und edler Gefühle. 181
Aber sanft und unaussprechlich milde, einer leisen
Engelstimme gleich, zieht mich ewig eine heisse,
nie gestillte Sehnsucht hin zu jenem stillen Reich,
(Andreas Wif«.)
Die Sterne.
Wie wohl ist mir im Dunkeln, wie weht die
laue Nacht! Die Sterne Gottes funkeln in feierli-
cher kracht. Es zieht mich hin ins Freie, zu schaun
des Äthers Bläue, und zu der Sterne Höhn will
nur mein Auge sehn.
O Sterne Gottes, Zeugen und Boten heisrer
Welt! Ihr heist den Aufruhr schweigen, der dro-
hend mich befällt. Ich seh' hinauf, ihr hehren, zu
euern lichten Sphären, und Ahnung ew’ger Lust
stillt die bewegte Brust.
Und wenn einst trübe Schwcrmuth das Auge
dir umhüllt, wenn dir die Welt mit Wermuth den
Lebensbecher füllt: so geh’ hinaus; im Dunkeln,
da sieh die Sterne funkeln, und leiser wird der
Schmerz, und freier schlägt dein Herz.
Und wenn des Schicksals Strenge dich von den
deinen trennt, und dir das Wcltgedränge der Freu-
den wen’gc gönnt: so schau hinauf ins f reie, in je-
ne weite Bläue, in jepc lichten Höhn, dort, dort
ist Wiedersehn. (Kwegarten.)
q. Gebete vor dem Essen,
1.
Allmächtiger, der diese Welt und uns durch
Speis' und Trank erhält, mit frohem dankbarem
Gemüthe verehren wir stets deine Güte. Du krönst
mit Früchten Feld und Land ; uns sättigt deine milde
Hand; du lässest Segensströme Hiessen, wir wol-
len dankbar sie gemessen. Das höchste Gut bist
du allein, ach lass uns in dir selig sein. Amen !
Es segne uns Gott unser Gott, und alle Wolt
verehre ihn! Amen!
2.
Gott und Vater, deine Güte schenkt uns täglich
Speis’ und Trank. Gieb uns auch ein fromm Ge-
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Gesinnungen und edler Gefühle rc. 183
Herrscher aller Welt! Du schufst der Menschen
zahllos Heer, du hist's, der uns erhält.
. Aus deiner Fülle nehmen wir, was uns erquickt
und nährt und jede Gabe kommt von dir, die Le-
benskraft gewährt.
Du hast uns väterlich bedacht und uns auch
jetzt erfreut; gelobt sei deine Gilt' und Macht nun
und in Ewigkeit.
Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und
seine Güte währet ewiglich! Gelobt sei Gott!
2. Für besondere Lebensalter*
Jesus, der Kinderfreund.
Heil uns! des Vaters Ebenbild, der droben
herrlich thronet, hat hier auf Erden hehr und mild
gewandelt und gewöhnet! Und seine Huld und
Herrlichkeit umhüllt ein schlichtes Pilgerkleid. Er
kam von seines Himmels Höhn, die Erde zu erlö-
sen, voll Gnad’ und Wahrheit, wunderschön sein
Blick, sein Vvort, sein Wesen. —Ein stiller Glanz,
ein himmlisch Licht umfloss sein menschlich An-
gesicht.
Er ging im Land umher, sein Herz voll Lieb’
und voll Erbarmen, erheiterte den stummen
Schmerz und tröstete die Armen. Er sah die Un-
schuld freundlich an, und Kindlein durften sich
ihm nahn. Ihm ging, den Säugling in dem Arm,
die Mütterlich’ entgegen; frohlockend hüpft* ein
bunter Schwarm von Kiiidlein an den Wegen; und
Jesus stand und sah in Buh' dem fröhlichen Ge-
wimmel zu.
Da wies ein Jünger sie zurück, da standen sie
beklommen ; er aber sprach mit mildem Blick: »o
lasst sie zu mir kommen ! Und seid auch ihr den
Kindlein gleich! — denn ihrer ist das Himmelreich!«
Und sieh, die Kindlein säumten nicht und nahten
voll Vertrauen. Er neigete sein Angesicht, sie
freundlich anzuschauen. Hob sie empor auf Arm’
und Knie’ und segnete und herzte sie.
Und wenn er nun von dannen ging, da flössen
manche Thränen, und manches trübe Auge hing an
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Gesinnungen und edler Gefühle rc. 189
men Mann, so helf' ich ihm mit Freuden. Das
kann, "wer immer Üeissig ist.
Ich brauch’ es gern und werd' ich alt, und
will die Kraft yerchwinden, wird Gottes Güte
doch nicht alt; es wird sich Alles linden. Ich thue
redlich, was ich kann.
Wohlan ! ich kann nicht träge ruhn und über-
theure Keinen: so hab' ich immerfort zu thun, so
freuen sich die Meinen , und ich bin immer selbst
vergnügt.
1 (It. Z. Becker.)
t\. Der Patrioten.
Lied in der Fremde.
Traute Heimath meiner Lieben ! denk’ ich still
an dich zurück, wird mir wohl, und dennoch trü-
den Sehnsuchtsthränen meinen Blick. Stiller Wei-
ler, grün umfangen von beschirmendem Gesträuch,
kleine Hütte, voll Verlangen denk' ich immer noch
an euch; an die Fenster, die mit Reben einst mein
Vater selbst umzog; an den Birnbaum, der dane-
den auf das niedre Dach sich bog. Was mich dort
als Kind erfreute, kommt mir wieder lebhaft vor;
das bekannte Dorfgeläute schallt von neuem in mein
Ohr. Selbst des Nachts in meinen Träumen schisf
ich auf der Heimath See, schüttle Äpfel von den
Bäumen, wässre ihrer Wiesen Klee; lösch’ aus ih-
res Brunnens Röhren meinen Durst am schwülen
'sag, pflück’ im Walde Heidelbeeren, wo ich einst
im Schatten lag. — Wann erblick’ ich seihst die
Linde auf dem Kirchenplatz gepflanzt, wo, gekühlt
vom Abendwinde, unsre frohe Jugend tanzt? Wann
des Kirchthurms Giebell’pitze, halb im Obstbaum-
wald verhüllt, wo der Storch auf hohem Sitze sei-
ner Jungen Hunger stillt? Traute Heimath mei-
ner Väter, wird bei deines Friedhofs Thür nur
einst, früher oder später — auch ein Ruheplätz-
chen mir? (Salis.)
5. Der Gottergebenen.
So oder so!
Nord oder Süd! wenn nur im warmen Busen
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196 für das kindliche Alter.
ter, sah des Kindes Noth, rief vieles Volk zusammen, und
bot dem, der es retten wollte, zum Lohne tausend Thaler
an. Drauf stürzte sieb ein armer Mann, weil keiner sonst
es wagen wollte, hin durch die lichte Gluth ; und seinem Edel-
mnth gelang die schöne That. — Dem Tod entrissen, legt
er das Kind zu seines Fürsten Füßen. »Freund! sprach der
»Fürst, du bist belohnungöwerth; hier nimm noch mehr, als
„du begehrt!» — Nein, sprach der Arme, Gott, der Herr
»hat schon gelohnt,— er half. Wozu noch mehr? verkaufen
»wollt' ich ja mein Leben für einen Beutel Geldes nicht.
»Sie mögen's armen Leuten geben! Das, was ich that,
»war meine Pflicht.«
Ein Herz, von Edelmuts) bewohnt, ist durch sich selbst
am herrlichsten belohnt.
19. Die Schatzgräber.
Ein Winzer, der am Tode lag, rief seine Kinder an
und sprach: „in unserm Weinberg liegt ein Schatz, grabt
nur darnach!" — »An welchem Platz?„ schrie Alles laut
den Vater an. „Grabt nur!» — O weh ! da starb der Mann.
Kaum war der Alte beigeschafft, so grub man auch aus Lei-
beskraft. Mit Hacke, Karst und Spaten ward der Wein-
berg um und um gescharrt. Da war kein Klos, der ruhig
blieb; man warf die Erde gar durchs Sieb, und zog die
Harke kreuz und quer nach jedem Steincken hin und her.
Allein da ward kein Schatz verspürt, und jeder hielt sich an-
geführt. Doch kaum erschien das nächste Jahr, so nahm
man mit Erstaunen wahr, daß jede Nebe dreifach trug. Da
wurden erst die Söhne klug und gruben nun Jahr ein, Jahr
auö des Schatzes immer mchr heratls.
20. Der Zeisig.
Ein Zeisig war's und eine Nachtigall, die einst zu glei-
cher Zeit vor Dämons Fenster hingen. Die Nachtigall fing
an ihr herrlich Lied zu singen, und Damons kleinem Sohn
gefiel der süße Schall. »Ach, welcher singt von beiden doch
y/fo schön? den Vogel möcht ich wirklich sehn!« Der Vater
macht ihm diese Freude, er nimmt die Vöglein gleich herein.
Hier, spricht er, sind sie alle beide. _ Doch welcher wird der
schöne Sänger sein? Getran'st du dick), mir daö zu sagen?
Der Sohn läßt sich nicht zweimal fragen; schnell weist er auf
den Zeisig hin. »Der, spricht er, muß cs sein, so wahr ich
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108 Himmelskunde.
der Gott, welcher nahe ist, und erfüllest Himmel und Erde
mit deiner ewigen Herrlichkeit. Waö ist der unermeßliche
Raum, welcher selbst meines kühnsten Gedankens Adlerflug
weit hinter sich zurücklaßt, vor dir? Wohl mir, wahrend du
jenseit der Nebelsterne im ewigen Lichte deine Heerschaaren
ordnest und die Welten wie Perlen in deiner Krone trögst,
du blickst dennoch auch auf mich und siehst die Thräne der
Anbetung, welche meinem irdischen Auge entquillt. Gott
meines Heils, die Sonne über meinem Haupte, die mein
Verstand nicht ermißt, preise deine Macht und Herrlichkeit;
ich preise deine Liebe und Gnade, welche noch wunderbarer,
rmd bleibe dein und heilige mich dir durch Jesum Christum.
Amen.
Der Sternenhimmel.
Nacht und Stille hat das Thal umzogen,
Dunkel deckt die schlummernde Natur,
Und nur dort am hohen Htmmelsbogen
Schimmern Sonnen einer andern Flur.
O wie schön, wie heilig ift's im Dunkeln!
Kommet, Brüder, seht die Sterne funkeln!
Dort in jenen glanzerfüllten Höh'n
Laßt uns Glaube —, Liebe — , Hoffnung sehn.
Seht, wo's dort noch dämmert an den Hügeln,
Zog des Tages Königin hinab;
Andre Sonnen glühen nun und spiegeln
In den Fluchen ihren Frieden ab.
Saget, Brüder, saget, was hienieden
Reicht an jenen hohen Himmelsfriedcn,
An die stille Größe, an die Pracht
Einer feierlich gestirnten Nacht! —
Fraget ihr, was dort für Flammen glühten.
Die so wohl dem stillen Herzen thun? —
Sonnen sind's, die, wie gefall'ne Blüthen,
In dem großen Weltenraume ruhn.
Wer kann die erhab'ne Größe fassen? —
Vor ihr muß der Erde Glanz erblassen;
Vor der Sterne hehrem Sonnenblick
Weicht beschämt des Menschen Stolz zurück.
Sagt, was ift's, womit die Erde schimmert — ?
Sie, mit aller Hoheit angethan,
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Gesinnungen und edler Gefühle rc. 185
Ehret die Männer! zum thätigen Leben kann
sich die männliche Kraft wohl erheben; weibliches
Treiben ist häufig nur Spiel, häusliches Weben be«
schranket das Ziel.
Ehre dem Fürsten! mit sorgendem Triebe
schlingt er um Völker die Bande der Liebe; Tau-
senden strahlt er vom glänzenden Thron, hehr wie
des Himmels allwaltender Sohn.
' Ehre dem Redner! von heiliger State spricht
er zu Herzen in himmlischer Rede; lenket vom
Flitter der Erde uns ab, zeigt uns Verklärung beim
schreckenden Grab.
Ehre dem Lehrer! den Samen der Tugend
streut er in rosige Felder der Jugend; lachendes
Saatengrün spriesset hervor, Halme der Ewigkeit
streben empor.
Ehre dem Weisen! durch glänzende Fernen
schwingt sich der Kühne zu Sonnen und Sternen;
staunet und schweiget! sein lehrender Mund macht
der Unendlichkeit Räume uns kund.
Ehre dem Sänger! die lieblichen Lieder hallet
das Echo dos Herzens uns wieder; nimmer erreicht
ihn des Weibes Gesang, stimmten selbst Engel die
Harfe zum Klang.
Ehre dem Künstler! durch eisernes Streben
lernt er die leblose Leinwand beleben; hehre Ge-
stalten aus Marmor und Stein meisselt die Bildner-
hand künstlich und fein.
Ehre dem Richter! in heiligen Schalen wägt
er die Rechte der Menschheit; es strahlen Sterne
der Wahrheit vorn richtenden Thron, Heil dem
Gerechten! ihm schimmert sein Lohn.
Ehre dem Arzte! für tödtendes Leiden wird
er den heilenden Balsam bereiten; Friede verkün-
det sein tröstender Blick, stellt er die Sanduhr des
Todes zurück.
Ehre dem Krieger! für heilige Pflichten wird
er des Vaterlands Feinde vernichten! webet die
Binde aus silbernem Glanz, flechtet den Lorbeer
aum lohnenden Kranz ! ,
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TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
4 I. Abschnitt
gräbt, findet mehr Steine als Gold. Ein Bergmeister soll herkommen
von Schlägel und Eisen.
Bergmännische Sinnsprüche: Es grüne die Tanne, es wachse das Erz,
Gott schenke uns allen ein fröhliches Herz! Sacht in die Kohle geblasen,
sonst fährt dir die Asch' in die Nasen. Das Meter braucht der Bergmann
nicht, das hat er in der Faust, er streckt die Fäuste hin und her und mißt
so alles aus. Senkrecht zum Schacht, zum schwarzen Kohlenneste, der
Knappe kühn den Weg sich schafft, der kürzeste Weg der beste.
In seiner jahrhundertelangen Geschichte hat der Bergmannsberuf dem
deutschen Volke eine Reihe von Bergmannsliedern gegeben, die man wohl
zu den schönsten Perlen echter Volkspoesie zählen darf. Wer kennt nicht
das alte Knappenlied: „Glückauf, der Steiger kommt!", das namentlich
im Westeil unseres Vaterlandes so oft und gern gesungen wird, und das
tiefernste: „Der Mensch soll nicht stolz sein auf Glück und auf Geld". Hat
doch auch mancher Dichter von Beruf den scheinbar an Poesie so armen
Bergmannsstand im Liede besungen, es sei nur erinnert an Leschners
sinniges Lied von der Bergmannslieb' und Bergmannstreu': „Lieg' ich
vor stillem Ort allein bei meiner Lampe mattem Schein", an Seeburgs
lustige Verse: „Wenn schwarze Kittel scharenweis' hin nach der Grube
ziehn". Köruer feiert „Des Knappen Heimkehr zum obersten Bergherrn"
in der Schlußstrophe seines schönsten Bergmannsliedes mit den Worten:
„Und bricht einst der große Lohntag an, und des Lebens Schicht ist verfah-
ren, dann schwingt sich der Geist aus der Tiefe hinan, aus dem Dunkel der
Schächte zum Klaren, und die Knappschaft des Himmels nimmt ihn ans
und empfängt ihn jauchzend: 'Glückauf! Glückauf!'" «.Sonnenschein.
4. Wer ist
Wer ist ein Mann? Wer beten kaun
und Gott dem Herrn vertraut;
mann alles bricht, er zaget nicht,
dem Frommen nimmer graut.
Wer ist ein Mann? Wer glauben
kann
inbrünstig, wahr und frei;
denn diese Wehr trügt nimmermehr,
die bricht kein Mensch entzwei.
Wer ist ein Mam: ? Wer lieben kann
von Herzen fromm und warm;
die heil'ge Glut gibt hohen Mut
und stärkt mit Stahl den Arm.
ein Mann?
Dies ist der Mann, der streiten kann
für Weib und liebes Kind;
der kalten Brust fehlt Kraft und Lust,
und ihre Tat wird Wind.
Dies ist der Mann, der sterben kann
für Freiheit, Pflicht und Recht;
dem frommen Mut deucht alles gut,
es geht ihm nimmer schlecht.
Dies ist der Mann, der sterben kann
für Gott und Vaterland;
er läßt nicht ab bis an das Grab
mit Herz und Mund und Hand.
So, deutscher Mann, so, freier Mann,
mit Gott dem Herrn zum Krieg!
Denn Gott allein mag Helfer sein,
von Gott kommt Glück und Sieg.
Ernst Moritz Arndt.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Bergmann Köruer Ernst Moritz_Arndt
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
12
I. Abschnitt. Stand und Beruf des Bergmanns
Sie fuhren hinab gesund und rot —
sie wurden geschlagen, sie liegen tot!
Hundert und Hunderte, tot, tot, tot!
durch das schwarze Land gellt der Schrei der Not!
Und die Witwe weint, und die Waise klagt,
und über dem Sohne die Mutter zagt.
Und die Braut harrt stumm, ein Erschlagner ist,
der unter der Mistel sie einst geküßt.
Heuer kein Jul für das schwarze Land!
Sein Weihnachtsfeuer ist Minenbrand!
0 du tapfre Schar, die das Fest uns erhellt,
wie hat uns dein Sterben das Herz vergällt.
Es trauert die Stadt, es trauert das Land.
Wir trauern, die Deutschen, auf Britenstrand.
Wir schüren die Kohlen, wir öffnen die Hand
für die Witwen, die Waisen im schwarzen Land!
Ferdinand Freiligrath.
9. Dergmannsleben.
1. In das ew'ge Dunkel nieder steigt der Knappe, der Gebieter
einer unterird'schen Welt. Er, der stillen Nacht Gefährte,
atmet tief im Schoß der Erde, den kein Himmelslicht erhellt.
Neu erzeugt mit jedem Morgen, geht die Sonne ihren Lauf.
Ungestört ertönt der Berge uralt Zauberwort: „Glückauf!"
2. Da umschwebt uns heiliges Schweigen, und aus blauen Flammen steigen
Geister in die grause Nacht. Doch ihr eignes Tun verschwindet,
fester sind sie uns verbündet, bauen uns den düstern Schacht.
Nimmer können sie uns zwingen, und sie hält ein ew'ger Bann:
„Wir bekämpfen alle Mächte durch der Mutter Talisman."
3. Durch der Stollen weite Länge, durch das Labyrinth der Gänge
wandern wir den sichern Weg. Über nie erforschte Gründe,
über dunkle Höllenschlünde leitet schwankend uns der Steg.
Ohne Grauen, ohne Zandern, dringen wir ins düst're Reich,
führen auf metallne Wände jauchzend den gewalt'gen Streich.
4. Unter unsers Hammers Schlägen quillt der Erde reicher Segen
aus der Felsenkluft hervor. Was wir in dem Schacht gewonnen,
steigt zum reinen Glanz der Sonnen, zu des Tages Licht empor.
Herrlich lohnt sich unser Streben, bringet eine gold'ne Welt
und des Demants Pracht zu Tage, die in finstrer Tiefe schwellt.
5. In der Erden dunklem Schoße blühen uns die schönsten Lose,
strahlet uns ein göttlich Licht. Einst durch düst're Felsenspalten
wird es seinen Sitz entfalten; aber wir erblinden nicht.
Wie wir treu der Mutter bleiben, lebend in dem düstern Schacht,,
hüllt uns in der Mutter Schleier einst die ewig lange Nacht.
Theodor Körner. (Gekürzt)
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Freiligrath Ferdinand Theodor_Körner
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
Hüttenwesen
229
sitzverhältnisss int Verein mit der unzureichenden Organisation des Han-
dels Gewinnung und Absatz der Erze außerordentlich erschweren, so ist
es erklärlich, daß man in neuerer Zeit dem Siegerländer Bergbau er-
höhte Aufmerksamkeit zuwendet. Wir haben gesehen, daß sich der Sieger-
länder'spateisenstein in hervorragendem Maße zur Erzeugung von Spie-
geleisen eignet, da er neben wenig Phosphor von allen deutschen Eisen-
erzen — abgesehen von dem in geringer Menge geförderten nassaui-
schen Brauneisenstein — den höchsten Mangangehalt aufweist. Wir dür-
fen also hoffen, daß auch in Zukunft der Siegerländer Bergbau und die
mit ihm eng verbundene Siegerländer Eisenindustrie ein wichtiges Glied
der mächtig aufstrebenden deutschen Industrie sein wird, daß das Wort
Bismarcks, das er am 12. Dezember 1891 bei der Entgegennahme des
Ehrenbürgerbriefes der Stadt Siegen prägte: „Am Himmel der Industrie
bildet das Siegener Land ein helles Sternbild" allzeit seine Berechtigung
haben wird. Hellmann, Bergschullchrcr.
82. An der Ruhr.
Unter Deutschlands reichen Auen schmückt auch dich ein Ehrenkranz,
Land der Ruhr mit deinen Auen, mit der Städte Hellem Glanz.
Nicht des Südens milde Lüfte zaubern reiche Pracht hervor,
keine süßen Blumendüfte steigen vom Gefild empor.
Doch gesegnet sind die Fluren. Oben geht des Landmanns Pflug,
folgt die Jagd des Wildes Spuren, fliegt der Vögel rascher Zug.
Drunten in den tiefen Tälern gräbt der Bergmann Tag und Nacht.
Flammengeister, die da schliefen, bringt er aus dem dunklen Schacht.
Überall ein reges Walten, heißes Ringen Tag für Tag!
Ernste, rauhe Kraftgestalten führen dröhnend Schlag auf Schlag.
Von des Feuers Glut gerötet, von der Kohle Ruß geschwärzt,
schmieden sie, was Männer tötet unü was Männer macht beherzt.
Land der Ruhr, du reckst das Eisen zu des Vaterlandes Wehr!
Wenn uns Feinde rings umkreisen, tönet deines Namens Ehr'.
Eisen gilt in unsern Tagen, wo die Völker sich entzwein.
Deutschlands Volk muß Waffen tragen auf der! Wacht am grünen Rhein.
Auch der Berge moos'ge Trümmer deuten auf ein kühn Geschlecht,
wenn des Mondes bleicher Schimmer webt der Sage zart Geflecht.
Zwar die Helden sind verschwunden, die gekämpft am grünen Strand,
aber noch wird kühn erfunden wie dereinst Altsachsenland!
Treue wohnt in deinen Tälern, bieder schlägt des Märkers Herz,
und der Vorzeit stolze Male schaun noch heut' ein Volk von Erz.
Deutsches Wort und deutsche Lieder schallen hier zum Himmelsdom,
hallen von den Bergen wider und vom berggebornen Strom.
Preist den Rhein in stolzen Liedern, singt der Donau hohen Ruhm!
Kühnlich will ich's euch erwidern mit des Märkers Heldentum.
Ja auch du hast deine Reize, du geliebte Heimatflnr,
ewig bleib ich treu ergeben dir, du schöne, grüne Ruhr.
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