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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 110

1918 - Leipzig : Voigtländer
I — 110 — Vaterland liebe; dies Lob werde ich, so Gott will, suchen, bis an mein Ende zu behalten." 4. Die Verwüstung der Pfalz. Der größte Schmerz der edeln Elisabeth Eharlotte war, daß sie umsonst ihr Lebensglück dein vermeintlichen Besten ihres Landes geopfert hatte, ja, daß gerade ihre Jjcirat der ctnlaß zu dessen Unglück wurde. Ais sie sich mit dem Prinzen von Orleans vermählte, hatte sie ausdrücklich auf alle Ansprüche an das pfälzische Land verzichtet. Rls dessen Herrscherhaus aber ausstarb, verlangte Ludwig Xiv. einen Teil der Rheinpfalz als ihr Erbteil für Frankreich und besetzte das Land mit einem Heere. Dagegen wehrte sich der deutsche Kaiser im Bunde mit Spanten, Holland und England. Gegen so viel Feinde konnten die Franzosen die Pfalz nicht behaupten, und da ließen sie das schöne Land verwüsten. Mordend und brennend durchzog das französische Heer unter Führung der Generale Turenne und Itt elac Me Pfalz (1688). Die Stadt Heidelberg mit ihrem herrlichen Schlosse wurde in einen {Trümmerhaufen verwandelt; dasselbe Schicksal hatten Mannheim, Speyer und Worms. Die entsetzlichsten Greuel wurden von den Mordbrennern verübt. Selbst die Ruhestätten der Toten waren vor ihnen nicht sicher; die Gräber der deutschen Kaiser im Dome zu Speyer wurden erbrochen, die silbernen Särge geraubt, die (Bebeine unter hohnlachen umhergeworfen. Elisabeth (Eharlotte weinte blutige Tränen über diese furchtbare Grausamkeit gegen ihr Heimatland. Noch jetzt erinnern dort die Trümmer des Heidelberger Schlosses und anderer Bauwerke an die Franzosengreuel. 5. Ludwigs Kriege. Dieser Raubkrieg um die Pfalz war nur einer der vielen Kriege Ludwigs, mit denen fast jeine ganze Regierungs* zeit erfüllt war. Schon vorher hatte er willkürlich eine Menge (D^e auf der linken Rheinseite vom Deutschen Reiche losgerissen und mit Frankreich vereinigt. Ruch die freie Reichsstadt Straßburg geriet so in die Gewalt der Franzosen (1681) und ging (bis 1870) pr Deutschland verloren. Und doch hatte einst Karl V. von dieser wich* tigen Festung gesagt: „tdenn der Türke vor Wien und der Franzose vor Straßburg steht, werde ich zuerst dem bedrohten Straßburg 3u Hilfe eilen." Rber Kaiser und Reich waren nicht mehr fähig, der Habsucht Ludwigs zu wehren. 6. Die Türken vor tüten (1683). 3n den Kriegen Ludwigs mit dem Deutschen Reiche kam es den Franzosen zustatten, daß der Kaiser in seinen (Erblanden von den Türken arg bedroht wurde. Die Türken standen damals auf der höhe ihrer Macht; die ganze

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 167

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 167 — Meer blitzte bald der elektrische Funke. Schon irrt Jahre 1851 wurde Em sorgfältig in ein Kabel eingeschlossener Draht durch den Kanal Zwischen England und Frankreich gelegt. Sechs Jahre darauf machte Wan sich an die Riesenarbeit, (Europa mit Nordamerika durch eine Leitung von mehr als 3500 km zu verbinden, Aber erst nach mehreren verunglückten versuchen lag (im Jahre 1866) das erste Kabel sicher gebettet auf dem Meeresgrunde. Jetzt sind alle (Erbteile durch Kabel Verbunden, um deren Herstellung sich zwei Deutsche, die Brüder Werner Und 5riebrich Siemens, besonbers verdient gemacht haben. — Aber "icht genug, daß man in die Ferne hin schreibt, auch das gesprochene $ort trägt der elektrische Funke mit Gebankenschnelle von einem Tnbe des Drahtes zum andern. Durch den Fernsprecher (das Telephon) können nicht nur Bewohner einer Stadt miteinanber sprechen, als wenn sie beieinander stünben, (onbertt auch mit weit entfernten Orten. Der Zernsprecher würde erfunben von dem Deutschen Philipp Reis (1860), verbessert von den Amerikanern Graham Bell und (Ebison, und in Deutfchlanb eingeführt (seit 1877) vom ®eneralpostmeifter Stephan. Hoch rvunberbarer ist die am (Ende des 19. Jahrhunberis teils von dem Italiener Marconi, teils von den Deutschen Slabt) und Arco erfundene und ausgebildete draht* lose Telegraphie. (Dhne andere Mittel, als den elektrischen Sender und (Empfänger, kann nt an sich durch Funkenspruch weithin über Land und Meer verständigen. 2. Heizung und Beleuchtung, wer heutzutage att einem kalten Winterabend im behaglich geheizten Zimmer beim hellen ^ampenscheine sitzt, der meint wohl, anders könne es gar nicht gewesen fein. Und doch sind Heizung und Beleuchtung unserer Idohnräume ein gewaltiger Fortschritt. Mart braucht gar nicht an die Zeiten Zurückzudenken, da sich der Rauch des offen brennenden Feuers durch ein Loch im Dache den Weg suchte; nicht an die vornehmen Ritter, die am Kamin ober beim Schein des in die Wanh geklemmten Kien* fpans herumsaßet! und den Frühling herbeisehnten; nicht an die Rats-Und Bürgerversammlungen im Mittelalter, die „tagen" mußten, weil !ie abends ihren Saal nicht ordentlich beleuchten konnten. Nein, noch iw Anfang des 19. Jahrhunderts kannten Bürger und Bauern nur qualmende und flackernde Rüböllampert oder Talgkerzen, sollte man Feuer oder Licht machen, so schlug man mit Stahl und Stein Funken, die man aus Zunder auffing und zur Flamme anfachte. Erst allmählich kam der das Qualmen verhinbernbe (Blaszilinber auf

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 271

1876 - Kreuznach : Voigtländer
Iii. Die neue Aeit. 100. Martin Luther. 1. Verderben in der christlichen Kirche. — Im Laufe der Zeit war die christliche Kirche in argen Verfall gerathen. Alle fromme Herzen klagten über das herrschende Verderben und verlangten dringend Abstellung der mancherlei eingedrungenen Mißbrauche. Und dieses Verlangen sollte nicht ungestillt bleiben. Als die Noth aus’s höchste gestiegen war, sandte Gott Hülfe: die ersehnte Reformation d. i. Kirchenverbesse-rmtg trat in's Leben. Sie ging aus von Luther. 2. Luthers Geburt und Inge nd. — Martin Luther wurde am St. Martinsabend, den 10, November 1483, zu Eisleben am Harz geboren, von Hans Luther, einem ehrlichen Berg-manne, und Margaretha Lindemann, dessen Hausfrau. Haus Luther war vom Dorfe Möhra, bei Schmalkalden gelegen, nach Eisleben gezogen; allda segnete Gott seine Bergarbeit und bescherte ihm zwei Schmelzöfen zu Mansfeld, daß er fein Söhn-lein von feinem wohlerworbenen Gut mit Ehren erziehen konnte. Und da Martin zu seinen vernünftigen Jahren kam, ließ ihn sein Vater mit herzlichem Gebete in die lateinische Schule gehen, wo der Knabe seine zehn Gebote, Kinderglauben, Vaterunser, neben der Grammatik und christlichen Gesängen, fleißig und schleunig gelernt. Hernach, da er in sein vierzehntes Jahr ging, ward er nach Magdeburg in die Schule gesandt, welche damals vor vielen andern weit berühmt war. Daselbst ist der Knabe, wie manches ehrlichen und wohlhabenden Mannes Kind, nach Brob gegangen

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 318

1876 - Kreuznach : Voigtländer
— 318 — wurde lebendig gefangen. „Das war eine Löwenjagd," sagten die über solche Tapferkeit erstaunten Türken. Auch jetzt wollte Karl noch nicht aus dem Lande weichen, und so befand er sich bereits fünf Jahre auf türkischem Boden, während daheim alle Feinde, die er früher besiegt hatte, sich wieder erhoben und seine Schweden auf's äußerste bedrängten. Endlich, als beinahe Alles verloren schien, entschloß er sich zur Rückkehr. Er setzte sich zu Pferde und ritt vierzehn Tage hinter einander jeden Tag vierzig Stunden weit, bis er in seiner Stadt Stralsund anlangte. 5. Karls Tod 1718. — Wohl waren die Schweden hocherfreut, als sie ihren tapferen König wieder hatten; wohl begann Karl wieder mit dem alten Muthe den Kampf; doch sein früheres Glück kehrte nicht wieder. Die Uebermacht feiner Feinde war zu groß. Er vermochte den Rufsen die eroberten Ostseelander nicht mehr zu entreißen. Dafür suchte er den Dänen Norwegen zu nehmen. Aber während er die norwegische Festung Friedrichshall belagerte, traf ihn eine feindliche Kugel mitten durch den Kopf. So starb Karl in der Blüthe feines Lebens. Er war nur 36 Jahre alt geworden und hatte seine Regierungszeit unter steten Kämpfen zugebracht. An kriegerifcher Tapferkeit sind ihm wenige Helden gleich gekommen. Sein ganzes Wesen kündigte bei: Soldaten an; der Krieg war sein Leben. Auf Märschen und im Kampfe unterzog er sich beit größten Beschwerben, Entbehrungen und Gefahren; das Getöse der Schlacht, das Pfeifen der Kugeln, das Wiehern der Streitrosse ging ihm über alle weichlichen Er^ götzungen. Im gelbe begnügte er sich mit der geringen Kost des wohnlichen Solbateit; Wein und aitbere geistige Getränke inieb er ganz. Stets sah man ihn im einfachen blauen Solbatenrock mit Messingknöpfen, einen kleinen breieckigen Hut auf dem Kopse, an beit Füßen hohe Reiterstiefeln mit eisernen Sporen. Außer der Tapferkeit waren Reblichfeit und Gottesfurcht feine Haupttugenben. Aber seinen stolzen Sinn zu beugen, das vermochte er nicht. Und biefer Starrsinn brachte ihn in's Unglück. Schweden büßte durch den langen Krieg feine bisherige Macht ein: nur mit schweren Opfern konnte es den Friebeu erkaufen.

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 305

1876 - Kreuznach : Voigtländer
— 305 — deutschen Bodens an sich zu reißen. So nahm die allgemeine Verwirrung nur zu. Blutige Schlachten wurden geliefert; doch gewann keine der kämpfenden Parteien dauernd die Oberhand. Erst als alle auf's tiefste erschöpft waren, kam nach langen Unterhandlungen der Friede zu Staude. 2. Der Friede nfj chluß 1648. — In den westfälischen Städten Münster und Osnabrück wurde er abgeschlossen; daher heißt er der westfälische Friede. In demselben kamen zwei der schönsten deutschen Länder in fremde Hände: die Franzosen erhielten das Elsaß mit Ausnahme der Stadt Straßbnrg, die Schweden deu größten Theil von Pommern und die Insel Rügen. In Sachen der Religion wurde bestimmt, daß die Protestanten (Lutheraner und Resormirte) in Deutschland die gleichen Rechte haben sollten, wie die Katholiken. 3. Sie Folgen des Krieges^ — So endete der schreckenvollste aller Kriege, die jemals in Deutschland gewüthet. Unser Vaterland war durch denselben auf's äußerste verwüstet und zerrüttet. Weit über die Hälfte seiner Bevölkerung war durch das Schwert, durch Brand, Hunger, Seuchen und Elend aller Art umgekommen. Tausende von Städten und Dörfern lagen in Trümmern; von manchen wußte man kaum mehr die Stätte wieder zu finden. Blühende Landschaften waren zu Einöden geworden, Felder und Wiesen in Wald und Wüstenei verwandelt. Allenthalben stockten Handel und Gewerbe. Der Schulunterricht hatte beinahe ganz aufgehört: die Verwilderung der Menschen war entsetzlich. Nirgends herrschte Sicherheit, überall wimmelte es von Räubern und Diebsgesellen. Wie sollte sich unser armes Vaterland aus so großem Jammer wieder aufrichten? Das konnte nur allmählich geschehen, und lange, lange noch blieben die Spuren des wilden dreißigjährigen Krieges. 113. Ludwig Xiv. 1. Ludwigs Regierung 1643—1715. — Einige Jahre vor dem Ausgange des dreißigjährigen Krieges wurde Andrä, Erzählungen aus der Weltgeschichte. Ausg. A. «te Stuft. 20

6. Erzählungen aus der deutschen Geschichte - S. 93

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 93 — 39. Der westfalische Friede. 1. Die Kriegsnot auf dem Gipfel. — Der fürchterliche Krieg schien gar kein Ende nehmen zu wollen. Immer höher stieg das Elend, das er über Deutschland verbreitete. Brandschatzende und plündernde Heere durchzogen es von einem Ende bis zum andern, und verwüsteten und ängstigten so gut Freundes- als Feindesland. Die Schweden verloren seit Gustav Adolfs Tode mehr und mehr die alte Mannszucht, und wurden durch Sengen und Brennen, Morden und Rauben zum Schrecke« für jedermann. „Aus der Schwede» Not erlös' uns, lieber Herr Gott!" betete das Volk in allen Kirchen. Auch die Franzosen mischten sich endlich in den Krieg ein, um Stücke deutschen Bodens an sich zu reißen. So nahm die allgemeine Verwirrung nur zu. Blutige Schlachten wurden geliefert; doch gewann keine der kämpfenden Parteien dauernd die Oberhand. Erst als alle auf das tiefste erschöpft waren, kam nach langen Unterhandlungen der Friede zustande. 2. Der Friedensschluß. •— In den westfälischen Städten Münster und Osnabrück wurde der Friede abgeschlossen; daher heißt er der westfälische Friede. In demselben kamen zwei der schönsten deutschen Länder in fremde Hände: die Franzosen erhielten das Elsaß mit Ausnahme der Stadt Straßburg, die Schweden den größten Teil von Pommern und die Insel Rügen. In Sachen der Religion wurde bestimmt, daß die Protestanten (Lutheraner und Reformierte) in Deutschland die gleichen Rechte haben sollten, wie die Katholiken. 3. Die Folgen des Krieges. — So endete der schreckenvollste aller Kriege, die jemals in Deutschland gewütet. Unser Vaterland war durch denselben aufs äußerste verwüstet und zerrüttet. Weit über die Hälfte feiner Bevölkerung war durch das Schwert, durch Brand, Hunger, Seuchen und Elend aller Art umgekommen. Taufende von Städten und Dörfern lagen in Trümmern; von manchen wußte man kaum mehr die Stätte wieder zu finden. Blühende Landschaften waren zu Einöden geworden, Felder und Wiesen in Wald und Wüstenei

7. Geschichte für die Mittelstufe - S. 38

1913 - Breslau : Hirt
38 B. Branderiburgisch-preußische Geschichte. Xii. Westfalen und sein Oberpräsident Freiherr von Vincke. 1. Westfalens Erwerbung. Als Friedrich Wilhelm Iii. König von Preußen wurde, gehörten von unserer Provinz Westfalen nur einzelne Teile zu seinem Lande. Es waren dies das Fürstentum Minden und die Grafschaften Ravensberg, Mark und Tecklenburg. Im Jahre 1803 wurden in Deutschland den geistlichen Fürsten (Bischöfen und Äbten) ihre Länder genommen und unter die weltlichen Fürsten verteilt als Entschädigung für die Gebiete, die sie an Napoleon abgetreten hatten. Dabei erhielt Preußen neben anderen Landesteilen auch das Bistum Paderborn, die östliche Hälfte des Bistums Münster und die Abteien Herford und Cappenberg. Nachdem es im Frieden von Tilsit alle westfälischen Länder an Napoleon verloren hatte, bekam es diese 1815 nach den Freiheitskriegen zurück und noch neue dazu. In demselben und im folgenden Jahre erwarb es dann durch Tausch und durch Verträge alle die Teile Westfalens, die noch nicht in seinem Besitz waren. 2. Sein erster Oberpräsident. a) Vinckes Jugend. Als ersten Oberpräsidenten setzte der König über Westfalen den Freiherrn Ludwig von Vincke, der von den Bewohnern der Provinz gewöhnlich „der alte Vincke" genannt wurde. Er war im Jahre 1774 zu Minden geboren. Sein Vater hatte unter den Fahnen Friedrichs des Großen gedient, und wenn der König einmal nach Minden kam, so wohnte er im Viuckeschen Hause. (Das lag da, wo jetzt am großen Domhos das Postgebäude steht.) Ludwigs Brüder traten früh in den Heeresdienst; dazu hatte er keine Lust, er war auch zu klein dazu. Er wollte studieren, um später ein Staatsmann werden zu können. Auf der Schule war er fleißig und bekam die besten Zeugnisse. Doch nicht nur aus Büchern, sondern auch aus dem Leben wollte er lernen. Darum machte er in den Ferien gern Reisen, aber zu Fuß, weil er nur so das Land ordentlich kennen lernen konnte. b) Ein junger Landrat. Vincke war kaum 21 Jahre alt, als er in den Staatsdienst eintrat. Mit 24 Jahren wurde er Landrat des Kreises Minden und kehrte so in seine Vaterstadt zurück. Damals war der Freiherr vom Stein oberster Verwalter der westfälischen Länder, die zu Preußen gehörten. Er erkannte bald den hohen Wert des jungen Landrats. Als König Friedrich Wilhelm Iii. einst im Kreise Minden anwesend war und ihm der junge Vincke vorgestellt wurde, fragte er: „Macht man denn hier Kinder zu Landräten?" Da antwortete Stein: „Ja, Majestät, ein Jüngling an Jahren, aber ein Greis an Weisheit." Unter Vinckes Vorgänger waren viele Unordnungen im Kreise eingerissen, so daß er Arbeit genug hatte. Er war aber auch der rechte Mann zum Aufräumen. Um 4 Uhr morgens war er schon an der Arbeit oder auf der Wanderung, um einen Bürgermeister oder Schulzen, der gern lange schlief, aus dem Bette zu jagen. Bald wußte jeder, daß er keine Minute vor dem eifrigen kleinen Landrat sicher war. Seine Bauern lernten ihn kennen und lieben; sie vertrauten ihm und suchten bei ihm Rat und Hilfe. Für sie war er immer zu sprechen und konnte sich stundenlang mit ihnen unterhalten. Das Wohl des Volkes lag ihm sehr am Herzen. Alles wollte er selbst sehen; darum kroch er in den Küchen und auf den Speichern umher, besichtigte die Wiesen, Felder und Wälder, die Feuerspritzen, Brandeimer und Wasserbehälter. c) Ein schlichter Oberpräsident. Bald kam Vincke in höhere Ämter. Als aber Westfalen in Napoleons Hände geriet, zog er sich ins Privatleben zurück, wirkte jedoch im geheimen für die Befreiung des Vaterlandes. — Nach den Befreiungskriegen ernannte ihn der König zum Oberpräsidenten von Westfalen mit dem Sitz in Münster. Auch als Oberpräsident wanderte er viel im Lande umher, um überall nach dem Rechten zu sehen. Dabei trug er einen blauen Leinwandkittel, rauchte eine kurze Pfeife und hatte einen Knotenstock in der Hand. So glich er äußerlich einem westfälischen Bauersmann; niemand sah ihm den Oberpräsidenten an, selten erkannte man ihn. Daher kam es, daß bei seinen Wanderungen manches Ergötzende vorfiel.

8. Geschichte für die Mittelstufe - S. 12

1913 - Breslau : Hirt
12 A. Deutsche Geschichte. und verwüsteten es mit Feuer und Schwert. Als sich aber der Graf Hermann von Ravens-berg mit den Bischöfen von Minden und Osnabrück verbündete, gelang es ihm, sein Land wieder von den Feinden zu befreien. 6. Barbarossas Ende. Noch als Greis von 70 Jahren unternahm der Kaiser einen Kreuzzug uach dem Heiligen Lande. Dieses befand sich in den Händen der Türken und sollte ihnen entrissen werden. Als das Heer Kleinasien erreichte, hatte es in dem wüsten Lande viel Not zu leiden. Barbarossa fand hier in dem Flusse Saleph seinen Tod im Jahre 1190. Weil ihm der Übergang über die Brücke, die geschlagen wurde, zu lange dauerte, sprengte er mit seinem Rosse in die Flut und wollte den Fluß durchschwimmen. Dabei ertrank er, und man brachte ihn als Leiche ans Ufer. Groß war die Trauer des Heeres um den geliebten Kaiser; viele Krieger kehrten in ihre Heimat zurück. 7. Ter schlafende Kaiser im Khffhiiuser. In Deutschland wollte man nicht glauben, daß der Kaiser tot sei. Es entstand die Sage, er schlafe im Ky sfhänser, einem Berge in Thüringen. Von dort werde er einst wiederkommen und das Deutsche Reich von neuem aufrichten. Ix. Die Zeit des Faustrechts. 1. Böse Zeit in Deutschland. Nach Friedrich Barbarossa regierten noch drei Kaiser aus seinem Geschlecht. Tann hatte Deutschland 19 Jahre lang keinen König, da niemand unter seinen Fürsten es werden wollte. Das war aber für das Reich eine traurige Zeit, weil keine Ordnung herrschte. Es gab fortwährend Krieg und Streit. Der Stärkere unterdrückte den Schwächeren, und niemand fragte nach Gesetz und Recht. Das war die schreckliche Zeit des Faustrechts. 2. Fehden im Ravensberger Lande. a) Kämpfe um die Ravensburg. Zu dieser Zeit war auch im Ravensberger Lande viel Streit und Fehde. Aus alter Feiudschaft wollte der Graf Bernhard zur Lippe, der auf seiner Burg in Enger wohnte, die Burg Ravensberg erobern. Ein Mönch und ein Bauers-mann dienten ihm als Spione. Sie meldeten ihrem Herrn, daß die Burg mir schwach besetzt sei. Sofort brach Bernhard auf und kam in einer Nacht vor dem Ravensberge an. Tapfer kämpften die wenigen Ravensberger Männer, aber bald waren sie überwältigt, und die Lipper waren die Herren der Burg. Zehn Jahre blieb sie in ihrer Gewalt; da drangen in einer Nacht die Ravensberger durch einen unterirdischen Gang, den die Lipper nicht kannten, in die Burg und erschlugen den größten Teil der Besatzung. Am anderen Morgen wehte wieder das Ravensberger Wappen, drei rote Sparren im silbernen Felde, von dem Turme der Burg. b) Kampf zwischen Lippe und Osnabrück. Etwa 40 Jahre später wohnte der Graf Simon zur Lippe auf der Burg in Enger. Der war ein arger Räuber; oft brach er in das Bistum Osnabrück ein und raubte Menschen und Vieh. Der Bischof von Osnabrück war der Bruder des Grafen von Ravensberg. Er verband sich mit diesem und beschloß, den Grafen zur Lippe zu züchtigen. Eines Tages erschienen bei dem Grafen Simon Abgesandte aus Osnabrück und baten ihn, doch ihr Land nicht mehr zu quälen mit Plünderungen und Mordbrennereien. Voll Wut erwiderte der Graf: „Ich tue, was mir gefällt, und für die nächste Zeit habe ich euch wieder einen Besuch zugedacht." Es dauerte nicht lauge, da fiel er wieder in das arme Land ein und raubte, was ihm vor die Hände kam. Mit reicher Beute au Geld und Vieh zog er nun gemächlich heimwärts nach Enger zu. Aus die Nachricht von den neuen Räubereien des feindlichen Grafen sammelte der Bischof von Osnabrück eiligst feine Bewaffneten und eilte dem Räuber nach. Als dieser an keinen Feind dachte, wurde er plötzlich heftig angegriffen. Er wehrte sich kräftig, aber ein ergrimmter

9. Denkfreund - S. 314

1847 - Giessen : Heyer
314 Dänemark. Schweden. westlich von den Shetlands, mit 7000 E., welche sich vorzüglich mit Fischerei, dem Fange von Seevögeln, Viehzucht und wenigem Ge- traidebau beschäftigen. 4) Island (d. i. Eiöland), noch weit nörd- licher liegende Insel, fast so groß wie Portugal, aber nur mit 56,000 E., enthält viele Vuleane, deren höchster, Hekla, aber seit Jahr und Tag ruhig ist, so wie heiße Quellen, worunter der be- rühmte Geiser, welcher sein siedendes Wasser zuweilen 60 bis 100 Ellen herauswirft und alle Kunstwasserwerke übertrifft. Viehzucht, Jagd, Fischerei ernähren die Bewohner. Getraide, Obst und Wal- dungen fehlen ganz auf dieser Insel, deren Inneres eine schreckliche unwirthbare Wüste ist. Der Hauptort heißt Reikiawik. Ii. Die vereinigten Königreiche Schweden und Norwegen, zusammen 13,596 □ M. (Schweden 7912 und Norwegen 5684) mit 4,300,000 E. (Schweden über 3,100,000 und Norwegen 1,200,000), sämmtlich Luthera- nern, gränzen nördlich an das Eismeer, östlich an Rußland, den bothnischen Meerbusen und die Ostsee, südlich an die Ostsee und den Kattegat (Theil der Nordsee) und westlich an die Nordsee und den nördlichen Theil des atlan- tischen Oceans. Norwegen gehört ganz zum Hochlande Europa's, Schweden nur zum Theil. Beide Länder durchzieht von S. gegen N. das skandinavische Gebirge, welches in seinem nördlichsten Theile Kölen oder Kjölen heißt. Flüsse von lan- gem Laufe gibt es nicht, aber mehrere große Seen, als: der Wen er-, Wetter- und Mälar-See in Schweden und andere. Das zwar schon rauhe und kalte Klima erlaubt doch in den meisten Gegenden Getraidebau, welcher aber nicht für den Bedarf ausreicht. In den nördlichsten Strichen (Lappland) ist daö Rennthier das einzige Hausthier. Für viele Gegenden ist der Fischfang von der größten Wichtigkeit und verschafft ihnen ihre Bedürfnisse. Auch besitzen beide Länder einen großen Reichthum an ihren unermeßlichen Waldungen und Berg- werken, die besonders treffliches Eisen und Kupfer, auch Silber liefern. So- wohl die Schweden, als die Norweger, reden ihre eigene Sprache und gehören zu den gebildetsten Völkern Europa's. Die Fabriken sind von keiner großen Bedeutung; desto wichtiger ist der Handel, zu welchem beide Länder eine sehr günstige Lage haben. Schweden besitzt eine einzige Colonie in Westindien. Beide Königreiche stehen zwar unter einem Könige, doch werden sie ganz un- abhängig in Beziehung auf einander regiert. 1) Königreich Schweden, welches man gewöhnlich in 4 große Landschaften theilt, als: a) eigentliches Schweden: Stock- holm, Hauptst. des Königreichs und Residenzst. am Mälarsee und zum Theil auf Inseln desselben, unweit der Ostsee, mit 84,000 E.; Up- sala, St. mit Universität; Dannemora, D. mit herühmten Ei- sengruben, und Falún, Bergstadt mit großem Kupferwerke, b) Gothland: Norrköping, gewerbsame St. an der Mótala. An demselben Flusse und am Wettersee Mótala, eins der ansehn- lichsten Eisenguß- und Hainmerwerke. An der Ostküste die großen In- seln Go th land und Oe land. Am Wettersee, unweit der Ein- mündung des berühmten Gota-Canales: Wan äs oder Karlsborg, eine der wichtigsten Festungen Schwedens und erst kürzlich angelegt. An der Westküste und an der Gota-Elf die ansehnliche Handelsst. Gothenburg mit 29,000 E. Nördlich das D. Trollhätta, an dem berühmten Trollhätta-Canale und an der Gota-Elf, welche hier

10. Denkfreund - S. 468

1847 - Giessen : Heyer
'468 Geschichte des Mittelalters. Länderentdeckungen gelangte auch dieses kleine Reich auf einige Zeit zu hohem Glanze. In England wurden die 7 angelsächsischen Reiche durch Alfred den Großen zu einem einzigen Staate verbunden [872]. — Durch Wilhelm, Herzog der Normandie, welcher sich die Krone Englands erkämpfte, kam dasselbe auf längere Zeit mit einem Theile von Frankreich unter einen Beherrscher. Aus diesem nor- männischen Hause stammten, wenigstens von mütterlicher Seite, die Könige Heinrich Ii. [um 1150], welcher Ireland und Wales eroberte, ferner Richard [um 1200], welcher sich auf einem Zuge nach Palästina den Beinamen Löwen herz erwarb, und endlich Jo- hann ohne Land. Letzterem nöthigten die Vasallen die sogenannte Magna Charta*} ab, wodurch England seine bürgerliche Freiheit erhielt [1215]. Von Dänemark und Norwegen giengen sene schon genann- ten Eroberer aus, welche sich in Frankreich, in Unteritalien und Eng- land festsetzten. Diese zwei nordischen Reiche wurden sammt Schwe- den zu einem einzigen Staate verbunden; Gustav Wasa erkämpfte sedoch die Unabhängigkeit Schwedens wieder [1523]. In Preußen traten geistliche Ritter, der deutsche Orden genannt, seit 1230 als Heidenbekehrer und Eroberer auf und unter- warfen sich das Land. Ein Hochmeister derselben, Prinz Albrecht von Brandenburg, verwandelte Ostpreußen in ein Herzogthum [1525]. Polen stand unter gewählten Herzogen, welche aber frühe den königlichen Titel annahmen. Durch die Vermählung des Her- zogs Jagel lo von Litthauen mit einer polnischen Königstochter kamen diese zwei Länder zusammen. Vom deutschen Orden gieng Westpreußen an Polen über, und Ostpreußen ward ein polni- sches Lehen. Innerlich konnte sedoch Polen, das ein Wahlreich blieb, nie zu fester Haltung kommen. Die Slaven am Dnse'pr und an der Wolga unterlagen ei- ner Horde von Normännern, welche unter ihrem Anführer Rurik daselbst eindrangen. Aus der Vermischung beider entstand ein neues Volk, die Russen, über welche Ruriks Familie die Herrschaft be- hielt. Die Großfürsten aus seinem Hause waren über 200 I. lang von den Mongolen abhängig. Der Großfürst Iwan Wassilsö- witsch warf dieses Joch ab und erweiterte und befestigte das Reich. *) Die große Charte oder Verfassungsurkunde. Die wichtigsten Be- stimmungen derselben sind: „Der König kann ohne Zustimmung der Na- tion keine neue Auflage einführen; jedermann wird auf eine gesetzliche Weise und nur von Seinesgleichen gerichtet; jedermann kann das Reich verlassen und wieder dahin zurückkehren, nach Gutdünken über seine Gü- ter verfügen rc." — Johann verlor bald darauf den Thron und war nmt ein König ohne Land.
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