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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 38

1918 - Leipzig : Voigtländer
der Franken. Man nennt daher diese Fürsten die fränkischen Kaiser (1024—1125). Die beiden.ersten (Konrad Ii. und Heinrich Iii.) waren ausgezeichnete kraftvolle Männer, unter denen sich das Deutsche Reich zu hoher Macht erhob. Hls dritter Kaiser folgte Heinrich Iv., der ein sechsjähriges Kind war, als er aus den Thron gelangte. Anfänglich stand er unter der Leitung seiner Mutter Rgnes, die für ihn das Reich verwaltete. Rber die deutschen Fürsten mochten nicht einem Weibe untertänig sein. Der ehrgeizige (Erzbischof Anno von Köln ging sogar daraus aus, den jungen Heinrich seiner Mutter zu entreißen und die Regierung des Reiches in seine eignen Hände zu bringen. (Er lud die Kaiserin mit ihrem Sohne zu einem Fest ein, das er zu Kaiserswerth am Rhein veranstaltete. Nach der Mahlzeit beredete er den heitern Knaben, sein prächtiges Schiff zu beschauen. Rber kaum hatte Heinrich das Schiff betreten, so stießen die Ruderer vom Ufer ab und erreichten bald die Mitte des Stromes. Der Knabe ahnte Derrat, schrie und sprang ins Wasser, um schwimmend das Ufer zu erreichen; aber man zog ihn wieder heraus, gab ihm viele gute Worte und brachte ihn nach Köln in die Wohnung des Erzbischofs. Rlle Bemühungen der Mutter, ihren Sohn wieder zu erhalten, waren vergeblich. Rnno machte sich zum Vormund des königlichen Knaben und erzog ihn mit größter Strenge.—Nach einigen Zähren jedoch gelang es einem andernkirchen« fürsten, sich der Reichsverwaltung zu bemächtigen. Das war der Erzbischof Rdalbert von Bremen, der nun Heinrichs weitere (Erziehung übernahm. Ganz verschieden von dem harten, finstern Rnno, ließ er seinem Zögling freien Willen und gab seinen Begierden und Leidenschaften freien Spielraum. Das hatte sehr verderbliche Folgen. Heinrich lernte nicht sich selbst beherrschen, wurde leichtsinnig und hochmütig und glaubte ganz nach Willkür und Laune leben zu dürfen. 2. Heinrich und die Sachsen. Rls der junge Fürst, erst 15 Jahre alt, für mündig erklärt worden war, trat er sogleich als stolzer Herrscher auf. Insbesondere drückte er den Stamm der Sachsen, die ihm sein (Erzieher Rdalbert als ein trotziges widerspenstiges Volk geschildert hatte. Rllenthalben in ihrem Lande legte er Burgen an. Don da aus durchstreiften seine Kriegsknechte das Land, erpreßten in des Königs Hamen schwere Rbgaben, trieben die herben weg und zwangen die freien Männer zu harten Frondiensten, von Heinrich selbst erzählt man sich, er habe einst von einem Berge herabschauend ausgerufen: „Sachsen ist ein schönes Land, aber seine Bewohner sind nichtswürdige Knechte."

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 40

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 40 — verbot der Priesterehe mit aller Strenge durch. Jedem, der sich diesen Anordnungen widersetzen mürbe, drohte er mit dem Banne. 2. Streit zwischen Kaiser unü Papst. Heinrich Iv. bachte nicht baran, des Papstes Befehle auszuführen. Da versuchte Gregor, ihn zum Gehorsam zu zwingen. Ris die Sachsen Klage über des Kaisers härte erhoben, schrieb ihm der Papst: „Künftige Fasten kommst bu hierher nach Rom,umbich wegen der Derbrechen, die bir zur Last gelegt werben zu verantworten. Erscheinst bu nicht, so strafe ich bich mit dem Banne." Diese Drohung erroiberte Heinrich mit der Ruf» forberung an Gregor, von dem päpstlichen Stuhle herabzusteigen. Da sprach der Papst den Bann über Heinrich aus und entbanb alle seine Untertanen vom (Eibe der Treue. Dieser Spruch des Papstes tat eine gewaltige Wirkung. Die meisten deutschen Fürsten wollten dem Kaiser nicht mehr gehorchen und drohten, einen neuen Kaiser zu wählen, wenn Heinrich nicht binnen kurzer Seit des Bannes ledig sei. 5. Heinrich in Canossa (1077). 3n dieser gefährlichen Lage beschloß Heinrich, sich vor dem Papste zu beugen. Mitten im härtesten Winter wanderte er heimlich, nur von seiner treuen Gemahlin Bertha und einigen Dienern begleitet, über die Ripen nach Italien. (Es war eine höchst mühselige Reise. 3n dem mit tiefem Schnee und weiten Eisfeldern bedeckten Gebirge drohte jeder Schritt Lebensgefahr. Endlich erreichte man Italien. Der Papst jedoch war gerade willens, nach Deutschland zu reisen. Er fürchtete, der Kaiser sei in feindseliger Rb-sicht gekommen und barg sich daher in dem festen Schloß Tanossa, das seiner Rnhängerin, der Markgräfinmathilde,gehörte. Dorthin begab sich nun der Kaiser. Rber Gregor ließ ihn nicht gleich vor sich kommen, sondern erlaubte nur, daß er im Bußkleide den Schloßhof betrete. Da stand denn der deutsche Kaiser barfuß, entblößten Hauptes, mit einem härenen Gewände angetan, drei Tage auf dem Burghofe. Nie hatte ein Kaiser solche Demütigung erduldet. Endlich, am vierten Tage, sprach ihn der Papst vom Banne los. 4. Ein (Begen&önig; Gregors Toö. Heinrich kehrte nun nach Deutschland zurück. Rlleirt trotz der Buße in Eanossa waren ihm die Fürsten untreu geworden und hatten den herzog Rudolf von Schwaben zum Könige gewählt. Zwischen diesem und Heinrich karrt es nun zum Kriege. Rnfangs schien Rudolf Glück zu haben, und der Papst tat Heinrich von neuem in den Bann. Bald aber starb Rubels an einer Xöunbe, die er in der Schlacht bei hohenmölsett

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 41

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 41 — an der Weißen (Elfter erhalten hatte, ctls man ihm vor seinem Ende die Hand vorzeigte, die ihm im Kampfe abgehauen worden mar, sprach er wehmütig: „Das ist die Hand, mit der ich meinem Kaiser Heinrich Treue geschworen habe." — Nach Rudolfs Tode wandte sich Heinrich gegen Gregor. Mit einem mächtigen Heere zog er über die Rlpen und eroberte nach langer Belagerung die Stadt Rom. Gregor rettete sich nach Unteritalien, wo er im nächsten Jahre starb. 19. Heinrichs Iv. letzte Lebensjahre. 1. Empörung des jungen Heinrich. So war zwar der Kaiser seines furchtbaren Gegners entledigt, allein er sollte nicht zur Ruhe kommen. Gregors Rachfolger auf dem römischen Stuhle erneuerte gegen ihn den Bann; ja, des Kaisers eigner Sohn, der junge Heinrich, lehnte sich wider den Vater auf. Er erklärte: „(Einem Vater, auf dem der Bannfluch ruht, bin ich keinen Gehorsam schuldig", und ging daraus aus, sich selbst zum Kaiser wählen zu lassen. Als aber der alte Heinrich mit einem ansehnlichen Heere gegen ihn zog, ward ihm bange: er eilte zu dem Vater, warf sich ihm zu Züßen und bat ihn unter vielen Tränen um Verzeihung. Der Kaiser glaubte dem Schwur und entließ seine Kriegsleute. 2. Heinrichs Iy. Ende. Bald aber ward der Verrat offenbar. Der (Empörer nahm den wehrlosen Vater gefangen, ließ ihn nach Ingelheim am Rhein bringen und zwang ihn hier, im palaste Karls des Großen, in Gegenwart mehrerer-Sürsten der Regierung zu entsagen. Nieder Bitten noch Tränen des Vaters rührten des entarteten Sohnes herz. Bald daraus starb der alte Kaiser vor Gram. $ünf Jahre noch mußte die £ eiche des Gebannten an ungeroeihtem (Drte über der Erde stehen. Da erst wurde der Bann aufgehoben und der Kaiser feierlich im Dome zu Speyer bestattet. — Mit seinem Sohne, der als Heinrich V. 19 Jahre regierte, starb das Geschlecht der fränkischen Kaiser aus. 20. Der erste Ureuzzug. 1. Oie Hot der Pilger in Jerusalem. Schon in früher Seit war es Sitte, pilgerreisen nach dem gelobten Lande zu unternehmen, um an den heiligen Stätten zu beten, wo der Heiland gelebt hatte und gestorben war. Besonders häufig wurden die Reisen, die man auch Wallfahrten nannte, seit der Zeit Konstantins, des ersten

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 45

1918 - Leipzig : Voigtländer
dem, was ihnen am liebsten ist, so viel mitnehmen, wie ihre Schultern tragen können". Da öffneten sich am andern Morgen die Tore, und es erschien ein seltsamer Auszug. 3n langen Reihen kamen die Weiber aus der Stadt, jebe ihren Mann auf bcm Rücken. Konrab lachte über die Klugheit der Frauen; als seine Räte meinten, das sei Betrug, und der Vertrag bürfe ihnen nicht gehalten werden, erwiderte er: „Lin Kaiserwort soll man nicht drehen und deuteln." Um der treuen Ddeiber willen schenkte er auch den Männern Leben und Freiheit. — Kaiser Konrab hat sich auf Zureben des begeisterten Abtes Bernhard von Clairvaux an einem zweiten, erfolglosen Kreuzzug beteiligt. 3. Friedrich Barbarossa. Konrads Nachfolger in der Kaiserwürde war sein Hesse Friedrich I., wegen seines rötlichen Bartes von den Italienern Barbarossa, d. i. Rotbart, genannt. Der hatte sich Karl den Großen zum vorbilde genommen; ihm nachstrebend, suchte Er das Deutsche Reich vor allen Reichen der Erde groß und herrlich zu Aachen. Aber Friedrich hatte mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Italien wollte ihm nicht Gehorsam leisten; der Papst, der sich als den ®berherm aller weltlichen Herrscher betrachtete, verlangte vom Kaiser, daß er sich vor seiner Gewalt beuge. Sechsmal zog Friedrich mit Heeres« "rächt nach Italien, um das kaiserliche Ansehen in dem aufständischen £ande zu wahren. 4. Kampfe in Italien. Diese Kriege in Italien beschäftigten den Kaiser mehr, als für Deutschland) gut war. (Dft geriet er selbst in Qroße Gefahr; benn die Italiener übten verrat und Hinterlist, als sie lohen, daß sie die Deutschen in offnem Kampfe nicht bezwingen konnten. ^mtage der Kaiserkrönung überfielen die Römer Friedrichs Heerlager. 3nt Getümmel stürzte er vom Pferde und wäre in die hänbe der Der« räter gefallen, wenn nicht der Herzog Heinrich der Löwe, Heinrichs des Stolzen Sohn, ihn mit wuchtigen hieben befreit hätte. — fluch auf dem Rückzüge nach Deutschland wäre er beinahe einem Überfall er« legen. In einer Gebirgsschlucht im Tale der Lisch wurde er plötzlich von Veronesern umzingelt. Die Ausgänge aus der Schlucht waren versperrt, und oben auf dem Felsen lag eine gewaltige Burg, von wo die Feinde Friedrichs mächtige Steine und Bäume hinunterfchleuberten. po rettete ihn sein Bannerträger (Dttovonlüittelsbach. hinter dem Felsenschloß erhob sich eine' schroffe unzugängliche Felswand, piefe erkletterte (Dtto mit zweihundert Bewaffneten, inbem sie Stufen ln den Felsen schlugen, sich Leitern aus ihren Lanzen machten und einer 9uf die Schultern des andern stieg. Endlich war die tapfere Schar oben

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 47

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 47 — „Du bist selbst die Ursache deines Falles," sprach er. Heinrich blieb Zwar der beiden Herzogtümer verlustig und mußte auf drei Jahre Deutschland verlassen,' doch behielt er seine Stammlande Braunschweig Und Lüneburg. 6. Der deutsche Osten. Diesen Streit zwischen dem Kaiser und Heinrich dem Löwen können wir nur tief beklagen; denn wenn auch Heinrich in seinem Trotz gegen den Kaiser gefehlt hatte, so hatte er mit seiner Hbneigung gegen den Krieg in Italien recht. Während der Kaiser dort ohne dauernden Nutzen für sein deutsches Volk kämpfte, hatte Heinrich diesem ein Stück des deutschen Ostens wiedergewonnen, der in der Völkerwanderung an die Slawen verloren gegangen war (s. Nr. 4, 3). Heinrich eroberte etwa das heutige Mecklenburg und Pommern und besiedelte es mit deutschen Bauern aus dem westen, besonders aus Westfalen. Diese legten Dörfer an, der Herzog aber beugte die Slawen, brach ihre Burgen, erbaute selbst Festen und sicherte den Landfrieden, so daß man das vorher wilde und unsichere Land ruhig durchziehen konnte. Heinrich hat sich so ein bleibendes Verdienst Um das deutsche Volk erworben. Diese Rückeroberung altgermanischen Landes wurde später vom Deutschen Ritterorden fortgesetzt. Zur 3eit Heinrichs des Löwen nahm ferner Albrecht der Bär den wenden die tttark Brandenburg ab (s. Nr. 28,2). Es war eine gewaltige Seit, von der es im Volke hieß: Heinrich der Löwe, Albrecht der Bar Und Friedrich mit dem roten Haar, Das waren drei mächtige Herren, Die konnten die Welt umkehren. 7. Das Pfingstfest zu Mainz. Der Kaiser aber war nach Heinrichs Sturz mächtiger als zuvor. Die hoheit seiner Stellung zeigte sich besonders an dem Reichsfeste zu Mainz (1 l84), wo er seine beiden ältesten Söhne zu Rittern schlug und wo die Fürsten und das Volk ihm jubelnd Huldigungen darbrachten. Aus allen Teilen der christlichen Nell waren zu dieser Feier, dem Pfingstfeste, Fürsten und Ritter, Bischöfe, Äbte und Priester geströmt, aus Frankreich, (England, Italien Und selbst aus Spanien. Und da die Stadt Mainz die mehr als vierzig» tausend zählende Fremdenschar nicht unterbringen konnte, so wurden auf einer Ebene am Rhein prächtige Wohnungen für die Fürsten und protze Seite für die übrigen Gaste aufgebaut. Ruch Künstler und Dichter waren aus fernen Landen herbeigeeilt, um das Kaiserfest zu verherrlichen. Der Kaiser bewirtete alle Teilnehmer auf seine Kosten

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 33

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 33 — 2. Autzere feinde, von Norden her, aus Dänemark und Norwegen, kamen auf schnellen Schiffen die beutelustigen Normannen (Itorbmänner) an die Küste und in die Flüsse herein gefahren, schleppten alle Beute fort, machten die (Befangenen zu Sklaven und verheerten Stabte und £änber mit Feuer und Schwert. — Don Dsten suchten die Slawen ober Idenben die beutfchen (Baue heim. Das waren Völkerschaften, die zur Seit der Dölkerroanberung, als so viele deutsche Stämme von ihrer Heimat ausgezogen waren, die verlassenen (Begenben östlich von der Elbe in Besitz genommen hatten. — Eine furchtbare Geißel für Deutschland waren enblich die räuberischen Ungarn. Ruf ihren schnellen Pf erben stürmten sie ins Land herein, trieben den Bauern das Vieh weg, sengten und piünberten, wohin sie kamen. Sammelte sich enblich ein Haufe beutscher Krieger gegen sie, dann waren sie samt ihrer Beute längst roieber verschwunben. 3. König Kottrab I. Rus so großer Not konnte nur ein recht kräftiger Herrscher das arme Volk befreien. Das sah auch der Frankenherzog Konrab 1. ein, den sich die Deutschen nach dem Russterben der Karolinger zum König erwählt hatten. Ris er auf dem Sterbe* bette lag, riet er den um ihn versammelten beutfchen Fürsten: „Setzt den Sachsenherzog Heinrich zum König ein; der ist tapfer und klug und vermag das £anb in biefer schweren Zeit mit starker hanb Zu regieren." Und die Fürsten taten also. Nach Konrabs Tode sanbten sie die Königskrone mit dem Purpurmantel und Reichsschwert an Heinrich und riefen ihn zum Könige von Deutschland aus. 15. Heinrich der Finkler. 1. Heinrichs Wahl. Die Ungarn. Die Sage erzählt, die ausgeraubten Boten hätten den Sachsenherzog auf der Jagb gefunben, als er gerabe mit Finkenfang beschäftigt war. Daher hat man ihm den Beinamen der Finkler ober Vogelsteller gegeben. Rber er Serbien! eher der Große zu heißen. Denn biefer Heinrich I., mit dem nun die Reihe der Kaiser aus dem Stammebersachfen (919—1024) beginnt, war ein vortrefflicher Herrscher. (Er wußte die toiberspenstigen Herzoge balb zum Gehorsam zu zwingen. Dann galt es, die äußern Feinde des Reiches zu bekämpfen, vor allem die ge« fürchteten Ungarn. Rber dazu war Heinrichs Macht anfänglich zu Bering; er mußte sein Volk erst zu dem schweren Kampfe tüchtig machen, ^aher schloß er zunächst einen neunjährigen Eoaffenftiustanb mit den Ungarn, wobei er sich freilich zu einem jährlichen Zins an die Feinde Än6r8, Lrz«hlung«n aus der Weltgeschichte. Ii. 3

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 57

1918 - Leipzig : Voigtländer
dem Kaiser zu Zützen. Der aber hieß sie freundlich ausstehen und befahl ihr zur Strafe nur, die Geschichte vor den Anwesenden zu erzählen. 6. Der überführte Dieb. Xüie klug Rudolf als Richter zu verfahren wußte, zeigt folgende Begebenheit. In Nürnberg trat ein Kauf» Mann mit einer Klage gegen einen Gastwirt vor den Kaiser. „Ich habe dem Wirte", sagte er, „einen ledernen Beutel mit Gold gefüllt in Verwahrung gegeben; er leugnet aber den (Empfang des Goldes und will es nicht mehr herausgeben." Der Wirt, ein angesehener Mann in Nürnberg, erschien zufällig desselben Tages mit andern Abgeordneten der Stadt vor dem Kaiser. Rudolf, leutselig, wie er war, unterhielt sich mit einem jeden, und auch den Wirt fragte er nach Hamen, Gewerbe und Zamilie. Dann, wie von ungefähr, fuhr er fort: „Sieh, du hast ja einen prächtigen neuen Hut, wie ich nie einen besessen habe. &ie wär' es, wenn wir tauschten? Du erhältst freilich nur einen alten W, aber den Hut des Kaisers, und ich bekomme bei dieser Gelegenheit eitten neuen, der mich keinen Heller kostet." Natürlich ging der Wirt auf den Tausch ein. Rudolf aber ging hinaus und sandte einen Bürger 3u des Wirtes $rau, der zeigte ihr den Hut ihres Mannes und sprach: "Sehet, von wem ich komme. Ihr sollt mir für den (Eigentümer dieses Hutes sogleich den ledernen Beutel mit dem Golde übergeben." Die Stau, die keine List ahnte, gab ohne Bedenken den Beutel her. Ris der Kaiser das Gold empfangen hatte, wurde der bestohlene Kaufmann gerufen und mußte die Anklage wiederholen; der Wirt leugnete hartnäckig. Da zog Rudolf den Beutel hervor und fragte den Wirt finster anblickend: „Kennst du diesen Beutel ?" Darüber erschrak der Dieb 5)cftig( fiel auf die Knie nieder und bat um Gnade, mußte aber für leine Schalkheit am Galgen büßen. 7. Rudolfs Tod. Achtzehn Jahre lang hat Rudolf das Deutsche Reich beherrscht. Nach Italien zog er nie. Er verglich das Land, in oem so viele deutsche Kaiser nutzlos gekämpft hatten, mit der Höhle des Löwen, in die viele Spuren hinein, aber wenige herausführen. Dagegen wirkte er mit Kraft und Weisheit für Deutschlands Wohlfahrt bis zu feinem Ende. (Eine treue Stütze besaß er in seiner Gemahlin Gertrud. (Er hatte drei Söhne und sieben Töchter; sein Familienleben war heiter und glücklich. Rls Rudolf, ein Greis von 3ahren, seinen Tod nahen fühlte, wollte er nach Speyer eilen, um °*t an der Grabstätte der Kaiser zu sterben. Schon dem Ziel nahe, ^erschied er; die Leiche wurde in den Dom zu Speyer gebracht. Das eutsche Volk ehrt noch jetzt das Andenken dieses trefflichen Kaisers.

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 195

1918 - Leipzig : Voigtländer
1 — 196 — etn wilden Kampfe durcheinander geraten; die meisten Offiziere ^Qren gefallen. Die Franzosen erspähten ihren Vorteil und drangen überlegener Macht vor. Rlles stand auf dem Spiele. Da opfern !^)zroei Reiterregimenter, Iftagdeburgifchekürasftereundrltmärkifche J nen, und galoppieren todesgewiß gegen die feindlichen Massen. erste Treffen des französischen Fußvolks wird über den Haufen Ritten, die Geschützlinie durchbrochen, die Bedienung und Bespannung hergemacht. Ruch ein zweites feindliches Treffen hat das gleiche ty*fal Rber in ihrem Siegesungestüm dringt die Heldenschar noch etter vor. Da eilen von allen Seiten französische Reiterregimenter Ncrbei, welche die von dem stürmischen Ritt ermatteten Deutschen m3mgeln und zurückschlagen. Und der Rückzug führt durch das orhin geworfene französische Fußvolk, das sich wieder gesammelt hat rji, nun aus den schnell schießenden Chassepot-Gewehren ein morde* Iches $euer auf die deutschen Retter eröffnet. Nur die Hälfte kam von. Rber die andern hatten nicht umsonst ihr Leben dahingegeben: e Franzosen wagten an jener Stelle keinen Rngriff mehr, und die rutschen behaupteten das Schlachtfeld. — Rm Rbend sand bei dem te vionoille ein noch größeres Kavalleriegefecht statt: 5000 Reiter, Q ö,nn Segen Mann, Klinge an Klinge. (Eine dichte Staubwolke $rcmzo|C Öas ^n= Und ^wogende Handgemenge; endlich flohen die »Unö nun kram die Nacht und wir ritten hinöanrt; Rundum die Wachtfeuer lohten; Die Rosse schnoben, der Regen rann — Und wir dachten der Toten, der Toten." frattvnper Sturm auf St. privat. Den rechten Flügel der äbnf a n b^llung bilöete das auf einer Rnhöhe gelegene bürg® läfcrf bt.privat. Die preußische (Barbe und das kgl. 111 ch e Rrmeeftorps erhielten Befehl, es zu erobern. 3n fester *"u"9,mit klingendem Spiele und fliegenöen Fahnen, ihres alten Schöh5- ein?eöen6' dingen die preußischen (Bar Den vor, an Kraft und St. n ' die Erlesenen eines ganzen Volkes. Rber öa öroben von fq« herunter knattert aus öichtem Pulverdampfe viel tausend-(Dffh{er Ganze Reihen der Preußen sinken nieöer, voran die m v!rxdo^ immer roieber schießen sich die Reihen, und vorwärts f)(U}m'7rra' Hurra! Rber endlich erlahmt Me Kraft; sie müssen der Kn, r n Und ^e9end Schutz suchen, so gut sie können. Nun geht regen über sie weg. „Rber", erzählte ein Grenadier, „wenn 15* I

9. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 36

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 86 — Otto den Großen nennt. Bei dem glänzenden Krönungsfeste in Aachen, der Stadt Karls des Großen, bedienten die herzöge den neuen König. Der eine sorgte für Wohnung und Bewirtung der Festgäste, das war der (Erzhämmerer; ein zweiter war der Erztruchseß, der setzte die Speisen auf den Königstisch: ein dritter, der Erzschenk. schenkte den Wein ein. Ein vierter endlich verrichtete das Amt des (Erzmarschalls; seine Pflicht war es, für den tharftall des Königs zu sorgen. 2. Otto und sein Bruder Heinrich. Stets war Vtto eifrig darauf bedacht, die königliche Macht zu mehren, wer von den Großen des Reiches dem Könige nicht gehorchen wollte, den demütigte er mit gewaltiger Hand. Rn einer solchen (Empörung hatte sich auch Ottos Bruder Heinrich beteiligt in der Hoffnung, selbst König zu werden. Rls aber der Hauptanstifter des Aufstandes in einem Kampfe gefallen war, bat Heinrich voll Reue seinen Bruder um Verzeihung, und Otto gewährte sie ihm großmütig. Allein die Reue war von kurzer Dauer; bald ließ sich Heinrich wieder in eine Verschwörung ein, die den Zweck hatte, den König während des Osterfestes im vorne zu Quedlinburg zu töten. Doch dieses frevelhafte vorhaben wurde verraten, und die haupträdelsführer wurden verhaftet und hingerichtet. Auch Heinrich ward eingekerkert. Jetzt endlich kam der verirrte zu dem Bewußtsein seiner abscheulichen Handlungsweise.' (Er floh aus dem Gefängnis und begab sich barfuß und in härenem Büßergewande am weihnachtfeste in den Dom zu Frankfurt, wo er sich dem zürnen-den Bruder zu Füßen warf. Der Fürsprache seiner frommen Mutter Mathilde und dem edlen Gemüte Ottos verdankte es Heinrich, daß ihm der Kaiser zum zweitenmal vergab. Ja, er verlieh ihm sogar das Herzogtum Bayern, und seit dieser Zeit war Heinrich sein treuester Anhänger und seine zuverlässigste Stütze. 3. Die Ungarnschlachl auf dem Lechfelde (955). Siegreich kämpfte Otto gegen alle Feinde des Reiches. Er entriß den Slawen das ganze Land bis an die Oder und führte dort das Christentum ein. Er drang gegen die Dänen in Jütland vor und errichtete in ihrem Lande christliche Bischofsitze. Einen heißen Kampf hatte auch er wider die Ungarn zu bestehen. 3rt unabsehbaren Scharen zogen die wilden Räuber abermals heran und prahlten: „Unsere Rojse werden die deutschen Flüsse und Seen austrinken und mit ihren Hufen die Städte zerstampfen. Stürzt nicht der Himmel auf uns herab, tut nicht die Erde sich auf, uns zu verschlingen — wer vermag uns zu besiegen?" 3m Bayernland auf dem Lechfelde, einer weiten (Ebene,

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 44

1918 - Leipzig : Voigtländer
Nach fünfwöchiger mühevoller Belagerung drangen sie unter dein Hufe: „(Bott will es!" in die Stadt ein. Ein furchtbares Blutbad begann. Weder Greise, noch Edeiber, noch Kinder fanden Schonung; bald glich die ganze Stadt einem großen Leichenfelde. Nur Herzog Gottfried hielt sich frei von den entsetzlichen Greueln, die das Kreuzheer verübte. Rus dem Mordgetümmel eilte er in die Kirche des Heiligen Grabes, kniete barfuß im Büßerhemd an der geweihten Stätte nieder und dankte Gott, daß er ihm den Sieg verliehen habe. Ruch den übrigen Kreuzfahrern kehrte allmählich die Besinnung zurück. Sie reinigten sich vom Blute der Erschlagnen, roallfahrteten in feierlichem Zuge zum Grabe des (Erlösers und sangen Loblieder zu (Ehren des Rllerhöchftert. Dann wählten sie Gottfried zum Könige. Rber der demütige k)eld sprach: „Ich will nicht da die Königskrone tragen, wo mein Heiland unter der Dornenkrone geblutet hat", und nannte sich nur Beschützer des Heiligen Grabes. Schon im folgenden Jahre starb er, und sein Bruder Balduin wurde König von Jerusalem. 21. Die Zeit der Hohenstaufen. 1. Kaiser Kottrab 11!. Ben fränkischen Kaisern (Hr. 17—19) folgten Herrscher aus dem Hause der Hohenstaufen auf dem deutschen Kaiserthrone (1138—1254; vgl. Karte Vi). Sie führen diesen Hamen von ihrer Stammburg, die auf dem hohen Staufen lag, einem Berge in Schwaben. Nach ihrer Burg Waiblingen hießen die Hohenstaufen auch Waiblinger. Uber ein Jahrhundert lang hat dieses Herrscherhaus regiert und dem Deutschen Reiche sechs Kaiser gegeben. Der erste war Konrad 111. 2. Umfett und Waiblinger; die Weiber von weins-berg. Der Herzog Heinrich der Stolze von Bayern, aus dem alten Hause der Welfen, war unzufrieden, daß nicht er, sondern ein Hohenftaufe Kaiser geworden war. (Er empörte sich gegen Konrad, und so begann der langwierige Zwist der Ed elf en und der Waiblinger. 3n dem Kampfe gegen Herzog Heinrich siegte der Kaiser in der Schlacht bei dem Städtchen Weinsberg. Die Stadt selbst verteidigte sich aber wacker. Konrad war über den hartnäckigen Widerstand ergrimmt und gelobte, die schwerste Strafe über die (Einwohner zu verhängen. (Endlich konnte sich die kleine Zeste nicht mehr halten. Da kamen — so erzählt die Sage — grauen aus der Stadt heraus zum Kaiser und baten demütig um Gnade. „Mit Weibern führe ich keinen Krieg," sprach der Kaiser; „sie mögen frei abziehen und von
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