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Sie rüsteten gemeinschaftlich eine Flotte von mehr als 200 Schiffen
aus, hielten ein furchtbares Landheer, führten Kriege mit mächtigen
Fürsten, eroberten ihre Städte und Länder, stießen Könige vom Thron.
Der schwedische König Magnus verlor durch die deutsche Hansa
seine Krone, und dem dänischen König Christoph wurde von
einem Danziger Bürgermeister der Krieg erklärt. Andere Städte und
Länder bemühten sich dagegen um die Freundschaft der deutschen Hansa
und räumten ihnen Schiffe, Waarenlager und Vorrechte ein. So kam
bald ihr Handel in den Niederlanden, in England, in den nordischen
Reichen, in Ost-Europa zum höchsten Flor.
Zu Lübeck wurden die Hansa tage, das heißt die Bundesver-
sammlungen, gehalten, bei welchen sich alle Bundesstädte durch ihre
Abgeordneten einfanden. Auch Gesandte oder Geschäftsträger aus
den benachbarten Staaten erschienen, wenn mit dem Bunde etwas
zu verhandeln war. Hier wurden alle nöthigen Maßregeln und Unter-
nehmungen verabredet, die Beiträge zu den Kosten ausgeschrieben und
die Beschwerden eines jeden gehört und abgethan. Der Bund hielt
strenge Polizei unter seinen Gliedern. Hatte eine Stadt ihre Pflichten
nicht erfüllt, oder sich eines Frevels schuldig gemacht, so wurde sie
verhanset, das heißt aus dem Bunde ausgestoßen, geächtet, für
eine Feindin aller anderen erklärt. Eine solche Strafe war immer
von furchtbaren Folgen; denn der geächteten Stadt wurden ihre Schiffe
weggenommen und ihr Handel zerstört.
Drei hundert Jahre lang erhielt sich die deutsche Hansa auf dieser
Höhe ihrer Gewalt und ihres Ansehens. Als aber ihr Zweck erreicht,
das heißt die Sicher heit und Ausbreitung ihres Handels nach
Wunsch befördert war, trat wieder eine Stadt nach der andern von
dem Bunde ab; und so blieben am Ende nicht mehr, als die drei
Städte Hamburg, Lübeck und Bremen übrig, die auf dem letzten
Bundestage im Jahre 1630 ihren Verein erneuerten und bis auf diesen
Tag den Namen der Hansestädte beibehalten haben.
Nach dem Anssterben des hohenstaufischen Kaisergeschlechts
(1254) war grosse Verwirrung in Deutschland. Denn von 1254 bis 1273
hatte Deutschland so gnt als gar kein Oberhaupt, und desshalb hat man
•diese Zeit das Interregnum oder das Zwischen reich genannt. Mord
wurde auf offener Strasse verübt; vorüberziehende Wanderer wurden be-
raubt; blühende Dörfer und Städte eingeäschert, und kein Richter
war zu finden, der solchem Gräuel gewehrt hälte. Ein Jeder suchte sich
selbst zu helfen, und die Rache war oft weit schrecklicher, als das
verübte Verbrechen. Diese böse Zeit, in der nicht das Rocht, sondern
die Gewalt — die stärkste Faust — obsiegte, nennt man auch die Zeit
des Faustrechts. Solchem Zustande wünschten die deutschen Fürsten ein
Ende gesetzt. In dem schweizerischen Grafen Rudolph Vod Habsburg
glaubte man den Mann zu erkennen, den das Reich bedürfe, und man irrte
sich nicht, als man ihn zum deutschen Kaiser wählte; denn er war es,
der durch seine Strenge gegen die Raubritter Gesetz und Ordnung wieder
herstellte und das Faustrech t beschränkte.
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Extrahierte Personennamen: König_Magnus Magnus Christoph Rudolph_Vod_Habsburg
Extrahierte Ortsnamen: Niederlanden England Ost-Europa Hamburg Bremen Deutschland Deutschland
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viel Geld, oft mehrere hundert Thaler kosteten. Um das Jahr 1420
kam aber Lorenz Coster zu Harlem in Holland darauf, die Buch-
staben einer ganzen Buchseite verkehrt auf einem wohl zubereiteten
Brette erhaben auszufchneiden, diese erhabenen Buchstaben sorgsam anzu-
schwärzen, die ganze Seite auf einmal abzudrucken und nun den Ab-
druck so oft zu wiederholen, als Bücher desselben Inhaltes geliefert
werden sollten. Da nun in Holland die ersten gedruckten Bücher
solcher Art entstanden, schreiben sich die Holländer die Ehre der
Erfindung der Buchdruckerkunst zu. Sie haben aber Unrecht; denn
jene immer noch sehr langweilige und kostspielige Druckkunst ist von
der eigentlichen, jetzt eingeführten, gar sehr verschieden.
Die gegenwärtige Art des Buchdrucks aber hat unbestreitbar ein
Deutscher, Johann von Guttenberg in Mainz, erfunden. Er
schnitt jeden Buchstaben einzeln auf harten buchenen Stäben aus; diese
Stäbe mit den verschiedenen Lettern verband er zu Wörtern und ganzen
Sätzen, wie viele er deren auf einer Seite brauchte, und nun druckte
er das Ganze ab. Nach Bedürfniß konnte er dann die Buchstaben
dieser Seite wieder auseinander nehmen und bei der folgenden Seite,
die einen ganz verschiedenen Inhalt hatte, von neuem anwenden. Um
seine Kunst zu vervollkommnen, verband er sich mit Johann Faust,
einem reichen Goldschmiede, und Peter Schösser, Pfarrer zu Gerns-
heim. Dieser gab nicht allein den Rath, die Buchstaben in Metall
zu gießen, statt sie mühsam zu schneiden, sondern erfand auch eine
bessere Druckerschwärze aus Kienruß und Leinöl. Bald druckte
man nun mit den weit dauerhafteren und einen stärkern Druck der
Presse aushaltenden metallenen Lettern. Zu den ersten, schon recht
saubern Drucken gehören die lateinischen Bibeln, deren eine damals
immer noch mit 100 Gulden bezahlt wurde. Der Druck der ersten
lateinischen Bibel rührt aus dem Jahre 1456 her. — Die Vollkom-
menheit der jetzigen Druckweise besteht vorzüglich nur in der unglaub-
lichen Schnelligkeit, mit welcher jetzt Tausende von Exemplaren eines
Buches, das einmal gesetzt ist, in wenigen Stunden geliefert werden
können;. außerdem übertrifft der jetzige Druck den aus dem 15. und
16. Jahrhunderte im Ganzen auch an Schönheit.
Von 1347 dis 1437 finden wir — mit kurzer Unterbrechung — wieder
Fürsten aus dem Hause Luxemburg auf dem deutschen Kaiserthron. Der
erste von ihnen war Karl Iv. (von 1347 —1378). Das Wichtigste, was
Deutschland ihm zu verdanken hat, ist die goldene Bulle (von 1356), ein
Reichsgrundgesetz über die Kais er wähl und die Rechte der Fürsten.
Diese Bulle wird noch in einem Gemache des Rathhauses zu Frankfurt
am Main aufbewahrt. Nach ihr hatten 7 Fürsten, 3 geistliche und 4
weltliche, den Kaiser zu wählen oder zu küren, weshalb sie Kur-
fürsten genannt wurden. Die 3 geistlichen waren: die Erzbischöfe Vor
Mainz, von Trier und von Köln — die 4 weltlichen: die Herzoge von
Sachsen, die Pfalzgrafen am Rhein, die Markgrafen von Brandenburg und
die Könige von Böhmen. — Der letzte Kaiser aus dem Hause Luxemburg
war Sigismund (von 1410—1437). Dieser Kaiser war es, der — wegen
seiner vielen Kriege in Geldverlegenheit — die Mark Brandenburg erst
14 *
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Extrahierte Personennamen: Lorenz_Coster Johann_von_Guttenberg Johann Johann Johann Peter_Schösser Karl_Iv Karl Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Holland Holland Mainz Luxemburg Deutschland Frankfurt
am_Main Mainz Sachsen Rhein Brandenburg Luxemburg Brandenburg
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verpfändete und endlich an den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich
Voü Hohenzollern, für 400,000 Goldgulden verkaufte (1415). So wurde dieser,
als Friedrich 1., der Stammvater des jetzt regierenden preussischen Hauses *).
Von 1437 an folgten in Deutschland nur Kaiser aus dem habsbur-
gischen (österreichischen) Hause. Ein solcher war auch Maximi-
lian 1., welcher von 1493—1519 regierte. Deutschland hat ihm viele nütz-
liche Einrichtungen zu verdanken. Er machte der Gewaltthat seiner Zeit
ein Ende, indem er das Faustrecht und die Fehmgerichte aufhob, den
ewigen Landfrieden stiftete und ein Reichskammergericht einführte (1495).
Deutschland wurde von ihm zur bessern Handhabung der Ordnung in zehn
Kreise eingetheilt. Auch führte er das Postwesen in Deutschland ein und
ernannte den Grafen von Thnrn und Taxis zum General-Postmeister**). —
Wie Maximilian einst zu Worms in einem Turnier (Kampfspiel) einen
französischen Ritter aus dem Sattel hob und in den Sand streckte,
diese ritterliche That besingt das nachstehende Gedicht:
26. Kaiser
War einst zu Worms ein groß Turnier
Vom Kaiser ausgeschrieben,
Das lockt die Ritter rings herbei,
War keiner heim geblieben.
Den ganzen lieben, langen Tag
Man tummelte und Lanzen brach,
War Abends Tanz und Zechen.
Da kam auch aus dem Frankenreich
Ein Mann mit starken Wehren,
Er ritt heran, als wollt er gleich
Die ganze Stadt verzehren.
Ein riesengroßes Schwert er schwang,
Sein Roß war sieben Ellen lang,
Vier Ellen in der Höhe.
Manch seltsam Wort und Wundermähr'
War ihm vorausgeflogen
Und trug den Schrecken vor ihm her;
So kam er angezogen,
Kehrt in dem besten Gasthof ein,
Läßt seinen Schild mit hellem Schein
Hoch aus dem Fenster leuchten.
Und rief: „Wer mich im Kampf besiegt,
Dem geb' ich mich zu eigen;
Doch muß auch, wer mir unterliegt.
Sich mir als Sklave neigen."
So harrt er sieben Tage lang,
Doch wollte keiner sich den Dank
Mit seiner Haut gewinnen.
Der Kaiser, den das Ding verdroß
Und seiner Ritter Zagen,
Rief manchen tapfern Schildgenoß,
Den kühnen Strauß zu wagen;
Doch schon die zweite Woche schwand,
Und keiner noch dem Ritter stand,
Der immer stärker pockte.
Maximilian.
Da ritt auf hohem, stolzem Roß,
In Waffen goldenhelle,
Ein Ritter von des Kaisers Schloß
Und rief: „Wohlauf, Gesellei
Heraus zum Kampf aufspieß undschwett,
Kannst einen Dank, der Mühe werth,
Mit starker Faust dir holen."
Der Riese langte von der Wand
Den Eichbaum, seine Lanze,
Er nahm das breite Schwert zur Hand
Und ritt zum Waffentanze.
So kamen sie zu weitem Plan,
Das Volk zu tausend zog heran,
Dem Kampfe zuzuschauen.
Die brachen auf einander los,
Zwei leuchtende Gewitter;
Wie Donner kracht der Lanzenstoß,
Fest saßen beide Ritter.
Die Rosse aber kraftentmannt
Hinstürzten keuchend in den Sand,
An allen Gliedern bebend.
Und drauf die beiden Ritter schnell
Sich aus den Sätteln schwangen,
Die Schwerter zogen, daß sie bell
Auf Stahl und Panzer klangen.
Wie Eichensturz des Franken Schlag,
Wie Blitze schnell und zuckend brach
Des Deutschen Schwert hernieder.
Da zum gewalt'gen Stteiche schwingt
Der Riese seine Wehre.
Der Ritter schnell zur Seite springt,
Entgeht des Hiebes Schwere,
Und schlägt mit einem Schlag gewandt
Dem Franken ab die reckte Hand:
Der sank in Schmerz zusammen.
*) S. Seite 58: Hohenzollern.
»-») Vergl. Seite 51: Reqensburq,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
Voü Friedrich Friedrich_1. Friedrich Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg Goldgulden Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Worms Worms