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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 463

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
463 Solche Traumgesichte befestigten immer mehr in ihm den Entschluß, als Prediger des Evangeliums zu den Heiden zu gehen. Um sich nun die zu diesem Berufe nöthigen Kenntnisse zu erwerben, widmete er sich mit dem größten Eifer den Wissenschaften, sodaß er im Alter von 20 Jahren schon zum Vorsteher der Klosterschule ausersehen ward. Zwei Jahre lang hatte er so mit Lust und Liebe für das Wohl seiner Schüler gesorgt, als er mit anderen Mönchen nach dem Kloster Neu-Corvey in Westfalen ver- setzt wurde, welches der Kaiser Ludwig der Fromme zu einer Missionsstätte unter den Sachsen bestimmt hatte. Hier verweilte er drei Jahre lang als Rector der Schule und Volksprediger unter mancherlei Müben und Prüfungen, bis sein innigster Wunsch sich unerwartet erfüllen sollte. Es kam ihm die Kunde, daß Harald, der König von Südjütland, mit großem Gefolge am Hofe Ludwig's zu Ingelheim bei Mainz erschienen sei, um Hülse gegen seine Feinde zu suchen, und den christlichen Glauben ange- nommen babe, daß der Kaiser ihn ausersehen habe, den neubekehrten König auf seiner Rückkehr in sein Reich zu begleiten, ihn im Erlauben zu stärken und unter seinem Schutze den heidnischen Dänen das Evangelium zu verkündigen. Mit hoher Freude vernahm Ansgar seine Wahl, und alle Bemühungen seiner furchtsamen Freunde, ihn in seinem Entschlüsse wankend zu macken, waren vergebens. Nur ein Klosterbruder, Autbert mit Namen, war entschlossen, sich mit ihm dem heiligen Werke zu weihen. Getrosten Muthes traten sie mit Harald und seinem Gefolge die Reise an, fuhren den Rhein hinab in die Nordsee und errichten im Spälherbste des Jahres 826 bei Hollingsted an der Treene die dänische Küste. Nördlich von dem Danevirk, dem Grenzwall der Dänen, zu Hethaby (Hafenstadt) oder Sliasvic (Ort an der Schlei) schlugen sie ihre Wohnsitze aus. Es war ein vielbesuchter Hafenplatz, wo Kaufleute aus allen umliegenden Ländern zusammenströmten und alle Waaren, welche von der Nordsee nach der Ostsee geschafft werden sollten, aufgespeichert wurden. Sogleich begannen die Glaubensboten ihre Predigt, allein sie wurden mit Mißtrauen und finsteren Blicken empfangen. Das Volk glaubte, daß ihr Gott Thor, der Herr des Donners, bald die Verkündiger des neuen Glaubens mit seinem Hammer zerschmettern würde, und mieden die Nähe derselben. Trotz- dem war die Arbeit Ansgar's und Autbert's nicht vergebens. Sie fragten und suchten eifrig nach gefangenen Knaben, um dieselben zu kaufen und zum Dienste des Herrn zu erziehen, und gründeten in Hethaby die erste christliche Schule; selbst der König Harald übergab willig mehrere aus seinem Gefolge ihrem Unterrichte. — Aber schon im folgenden Jahre (827) mußte er wieder vor seinen Feinden weichen, und auch Ansgar und Autbert folgten ihm über die Eider nach einem Gute, welches der Kaiser Ludwig ihm geschenkt hatte. Von hier aus verkündigten sie bald unter den Heid- Ästchen Dänen, bald unter den christlichen Sachsen das Evangelium, und durch Beispiel und Lehre wurden viele zum Glauben bekehrt und täglich wuchs die Zahl der Gläubigen. Nachdem sie so zwei Jahre lang in unserem Lande gewirkt hatten, wurde Autbert durch Kränklichkeit gezwungen, in das

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 464

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
464 Kloster, wovon sie ausgegangen waren, heimzukehren. Bald darauf ward auch Ansgar von seinem Werke abberufen, da der Kaiser ihm eine Ge- sandtschaft nach Schweden übertrug, wo sich ein neues Feld zur Ausbreitung des Evangeliums öffnete. Nach seinerrückkehr jedoch wurde er in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste um die Mission unter den nordischen Völkern zum Erzbischof von Hammaburg (d. h. die Burg im Walde) ernannt. Un- ermüdlich war er jetzt thätig, die schon gegründeten Gemeinden im Glauben zu stärken, und durchzog predigend und taufend das nahegelegene Nord- albingien und erbaute Kirchen zu Bramsted, Kellinghusen, Wipenthorp oder Faldera. Die Gemeinden blühten auf und versprachen die beste Frucht, als sich von Norden her ein Sturm erhob, der alles zu vernichten drohte. Schon lange hatten die wilden Normannen unter ihren Seekönigen die Nordsee- küsten mit Feuer und Schwert verwüstet, und jetzt erschien (845) der Dänen- könig Horic (Erich) mit einer großen Raubflotte plötzlich vor Hamburg. Die überraschten Einwohner flohen, Ansgar und seine Schüler retteten kaum ihr Leben, Hamburg ward von Grund aus zerstört, und Kirche und Schule, die Ansgar daselbst gegründet hatte, gingen in Flammen auf. Ganz Sachsenland ward mit Schrecken erfüllt und die christlichen Ge- meinden zerstreuten sich. In dieser Noth fanden Ansgar und seine Ge- fährten in Ramsola, einem Landgute einer frommen Edelfrau im Lüne- burgschen, eine sichere Zusluchtsstätte. Hier sammelte er allmählich seine Mitarbeiter und nahm bald mit neuer Zuversicht sein begonnenes Werk wieder auf. Vorzüglich lag ihm am Herzen, den König Horic, den Urheber alles Unheils, welches das Land betroffen, für das Christenthum zu gewinnen. Im Jahre 850 erschien Ansgar als kaiserlicher Gesandter am Hofe des dänischen Königs und wußte bald durch Worte und Thaten jeden Haß und Argwohn aus der Seele desselben so sehr zu entfernen, daß er von nun an nicht mehr der Predigt in seinem Lande Hindernisse in den Weg legte. Auf dem Holm zu Schleswig (nicht in dem Dorfe Haddeby) ward jetzt die erste Kirche nördlich von der Eider errichtet, welche Ansgar der Maria, der Mutter Jesu, weihte (850). Mit Freuden sah er die zer- streuten Gemeinden sich wieder sammeln, wie Hamburg sich wieder aus der Asche erhob und seine Gefährten in die alten Stätten zurückkehrten. Gern folgte er dem Rufe des Kaisers, als dieser die Bisthümer Hamburg und Bremen vereinigte und ihn zum Erzbischof beider erhob. Aber auch in Bremen, wo er fortan wohnte, fand er noch keine Ruhe. Noch einmal riefen ihn grausame Christenverfolgungen nach Schweden, und als er kaum zurückgekehrt war, vernahm er mit Trauer, daß nach einem blutigen Bürgerkriege Horic der Jüngere in Hethaby die Kirche habe schließen lassen und die Priester mit allen ihren Glaubensgenossen entflohen seien. Zum dritten Male zog er nach Norden, an den Hof des dänischen Königs, und wiederum gelang es ihm auch das Vertrauen desselben zu gewinnen. Nicht allein wurde der christliche Gottesdienst in Sliasvic hergestellt, sondern auch in Ripen eine zweite Kirche erbaut (860). So schied er denn und

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 465

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
465 überließ treuen Männern die weitere Leitung seiner nordischen Gemeinden, an denen sein Herz mit Liebe und Sorge noch in seinem Alter hing. Mit hohem Dankgesühl gegen Gott konnte er jetzt endlich von seiner jahre- langen angestrengten Arbeit in Bremen ausruhen. Aber die Kräfte seines Körpers waren frühzeitig durch Entbehrung und Enthaltsamkeit erschöpft; ein härenes Gewand war seine Kleidung und Wasser und Brot seine Speise. Endlich warf ihn eine schmerzliche Krankheit darnieder, und nun quälte ihn die Vorstellung, daß er im Dienste des Herrn nicht genug gethan habe und daher der verheißenen Märtyrerkrone nicht für würdig befunden sei. Doch, wie einst in seiner Jugend, glaubte er auch wieder eine Stimme zu hören, die ihm zurief, er solle nicht an Gottes Verheißung zweifeln. Alsbald kehrte der Friede seiner Seele zurück, und er verschied in vollem Gottvertrauen am 3. Febr. 865. 5. Vicelin (Wessel), der Apostel der Holsten und Wagrier. Es kam eine Zeit, wo alle Gemeinden, welche Ansgar im Lande der Holsten gegründet hatte, wieder vernichtet wurden. Im Jahre 1066 brachen die Abodrieten, wilde heidnische Wendenstämme, aus Wagrien (Grenzland) und Mecklenburg (große Burg) unter ihrem Fürsten Kruko hervor, mordeten mit ruchloser Grausamkeit die Priester, zerstörten die Kirchen und Klöster und stellten das Heidenthum wieder her. Hamburg und Schleswig lagen in Schutt, alle Stormarn waren getödtet oder in die Sklaverei weggeschleppt; 600 Familien verließen ihre unglückliche Heimat und siedelten sich am Harze an, denn das Land war voll von Räubern und Mördern. Wohl hatte ein Mann, der zu jener Zeit lebte, Grund auszurufen: „Herr, die Heiden sind gefallen in dein Erbtheil und haben verwüstet deinen heiligen Tempel." Erst im Anfang des zwölften Jahrhunderts kehrten ruhige und für das Christenthum günstige Zeiten zurück, als der Fürst Heinrich die Herrschaft über die Wenden gewonnen hatte. Und bald kam auch ein Mann in's Land, der trotz der Kriegsstürme, die das Volk bewegten, die Herzen desselben für das Christenthum zu gewinnen wußte. Es war Vicelin, aus Hameln an der Werra, ein Mann von großer Gelehrsamkeit und Frömmigkeit. Längere Zeit predigte er in der Kirche zu Lübeck, wo Heinrich Hof hielt. Als dieser aber, der ihn bisher beschützt hatte, im Kampfe gefallen war, mußte er aus Lübeck weichen. Bald jedoch (im Jahre 1125) kehrte er im Gefolge des Erzbischofs von Bremen zurück, der auf einer Visitationsreise im Lande der Holsten und Stormarn (d. h. Anwohner der Stör) begriffen war. Als sie auf ihrer Wanderung nach Melders (Melinthorp) gelangt waren, erschienen mehrere Einwohner aus Faldera (dem späteren Neumünster) vor ihnen und baten um einen christlichen Priester. Auf den Wunsch des Erzbischofs folgte Vicelin dem Rufe. Als er nun unter dem Schutze eines angesehenen Mannes, Markrad, glücklich nach Faldera gelangte, fand er eine endlose, dürre Heidefläche und die Bewohner roh undungebildet; vom Christenthum hatten sie nicht mehr als den Namen, und eine verfallene hölzerne Kirche

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 466

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
466 erinnerte nur noch an die Gründung Ansgar's. Neben dem Gotte der Christen verehrten sie noch die Götzen ihrer Väter und brachten denselben in heiligen Hainen und an Quellen Opfer dar. Da er also in der Mitte dieses entarteten und verderbten Volkes zu wohnen begann, an dem Orte schauervoller Einsamkeit, empfahl er sich um so mehr dem göttlichen Beistände, je verlassener er von menschlichem Troste war; der Herr aber, berichtet uns der Priester Helmold aus Bosau, sein Zeitgenosse, gab ihm Gnade in den Augen des Volkes, als er von der Vergebung der Sünden, der Auferstehung der Todten und der Herrlichkeit Gottes zu predigen begann. Eine große Menge wandte sich zur Buße, und die Stimme seiner Predigt erscholl durch das ganze Land. Darauf rief er Mönche aus den Ländern südlich von der Elbe herbei und gründete in Faldera ein neues Kloster (Novum monasterium = Neumünster), um in den unruhigen Zeiten einen sicheren Zufluchtsort zu haben. Dann begann er die umliegenden Ortschaften in Stormarn und Holstein zu besuchen, zerstörte die Opseraltäre und heiligen Haine und stellte überall, wo früher Kirchen gestanden hatten, den christlichen Gottesdienst wieder her. Vor allem aber lag ihm die Bekehrung der Wenden in Wagrien am Herzen. Doch erst als Knud, der Herzog von Schleswig, von dem Kaiser Lothar zum König der Wenden erhoben wurde und mit starker Hand das Christen- thum schützte, konnte Vicelin daran denken, zunächst die einst von Heinrich erbaute Kirche in Lübeck wieder einzuweihen. Oft besuchte Knud auch das Land der Wagrier, kehrte in Faldera ein und bewies sich gegen Vicelin und seine Genossen freundlich gesinnt und verhieß ihnen viel Schönes, wenn der Herr sein Unternehmen im Wendenlande fördern würde. Doch schon nach 2 Jahren ward er auf Seeland schmählich ermordet, und von da an war sein Reich schutzlos wilden wendischen Fürsten überlassen, mit denen der heidnische Gottesdienst und die blutigen Menschenopfer zurückkehrten. Besorgt um seine Gemeinden eilte Vicelin an den Hof des Kaiserslothar und wußte ihn zu bewegen, selbst in s Land zu kommen und an der Grenze Wagriens auf dem Alberge die Sigburg zu erbauen. Die Fürsten der Wenden mußten hier vor ihm erscheinen und sahen mit Ingrimm auf das Werk des kahl- köpfigen Priesters, wie sie den Vicelin nannten. Am Fuße des Berges ließ Lothar ein festes Kloster und eine Kirche errichten und nahm sich vor, das ganze Volk der Wenden dem christlichen Glauben zu unterwerfen. Aber der Tod hinderte ihn an der weiteren Ausführung seiner Pläne. Bald jedoch gewann der Schauenburger Graf, Adolf Ii. von Holstein und Stormarn, das ganze Land der Wagrier, und die Wenden wurden nach Oldenburg und Lütjenburg, an die Küstengegenden, zurückgedrängt. Weil nun das übrige Land menschenleer war, so sandte er Boten aus in alle Lande und ließ alle, welche keinen Besitz hätten, auffordern, mit ihren Familien nach dem fruchtbaren Wagrien zu kommen. Den Holsten und Stormarn ließ er sagen: „Habt ihr nicht das Gebiet der Wenden unterworfen und es mit dem Blute eurer Brüder und Väter erkauft? Warum kommt ihr denn zuletzt es in Besitz zu nehmen?" Da erhob sich eine unzählige Menge aus verschiedenen Völkern, und sie kamen mit ihren Familien und ihrer

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 467

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
467 Habe zum Grafen Adolf, um das Land, welches er ihnen versprochen hätte, in Besitz zu nehmen. Zuerst erhielten die Holsten Wohnsitze an den sichersten Oertern von der Trave bis an den Ploenersee. Die Westfalen bezogen die Gegend um Segeberg, Holländer besetzten Eutin und die Friesen bekamen Süsel. Kaum aber batte Adolf das Land so eingerichtet und bevölkert, da brachen die Abodrietcn noch einmal aus Mecklenburg hervor und streiften selbst bis nach Bornhovd und schleppten Weiber und Kinder in die Sklaverei. Aber die befestigten Ortschaften leisteten tapferen Widerstand; berühmt ist vor allen der Kampf bei Süsel, wo der Geistliche Gcrlav an der Spitze seiner friesischen Gemeinde in heftigem Streite die Feinde zurückschlug. — Erst allmählich gelang es Adolf, Ruhe und Sicherheit wiederherzustellen und dem Christenthum eine sichere Stätte in Holstein und Wagrien zu bereiten. In den unablässigen Kriegen war der Sinn des Volkes rauh und wild geworden. Wer nicht rauben wollte, galt für träge und feige. Wie wilde Waldesel, bedurften sie der Zähmung, aber Adolf zwang sie mit starker Hand, daß sie die Wege des Friedens wandelten. Jetzt war es Zeit, eine kirchliche Ordnung im Lande durchzuführen. Das Bisthum Oldenburg ward wieder hergestellt, und Vicelin, der sich lange Zeit vor den feindlichen Wenden in sein befestigtes Kloster hatte zurückziehen müssen, ward jetzt von dem Erzbischof von Bremen zum Bischof von Olden- burg geweiht. Aber in Oldenburg, das noch von Heiden bewohnt ward, fand er keine günstige Aufnahme, deshalb begab er sich nach Bosau, einem Dorfe am Ploenersee, welches ihm zu seinem Unterhalt geschenkt war. Von hier aus zog er, wie einst Ansgar, predigend und taufend im Lande umher -und erbaute daselbst die erste Kirche in Wagrien. Ein großes steinernes Fußgestcll, das zum Taufstein Vicelin's gehörte, wird noch jetzt auf dem Bosauer Kirchhof gezeigt. — Doch war es ihm nicht beschieden, die ganze Vollendung seines Werkes zu schauen. Mehr als dreißig Jahre hatte er unter den ungünstigsten Ver- hältnissen für die Ausbreitung des Christenthums in Wagrien gearbeitet, als seine zerrüttete Gesundheit ihn nach Neumünster zurückzukehren zwang. Hier starb er nach langem Siechthum im Jahre 1154. 6. Knud Laward. Um das Jahr 1100 herrschte in Dänemark der König Niels. Knud, der älteste Sohn des verstorbenen Königs, hatte wegen seiner Jugend seinem Oheim die Herr- schaft überlassen müssen. Als er herangewachsen war, verließ er sein väterliches Reich, zog in die Fremde und verlebte mehrere Jahre am Hofe des Herzogs Lothar von Sachsen. In den Waffen geübt und mit vielen Kenntnissen ausgerüstet, kehrte er dann heim, um die Grenzen Dänemarks gegen die Einfälle der räuberischen Wenden zu schützen. Als Herzog und Statthalter des Königs hielt er Hof in der Stadt Schleswig und erbaute zum Schutze des Hafens und des Handels auf der Möveninsel in der Schlei eine feste Burg, die Jürgensburg genannt. Unermüdlich war er thätig , die Ordnung in seinem Lande herzustellen und die Straßen zwischen

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 468

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
468 Schlei und Eider vor Räubern zu sichern. Die Stadt Schleswig, welche die Wenden verbrannt hatten, erstand unter seiner segensreichen Regierung neu aus ihren Trümmern. Zahlreiche deutsche Kaufleute und Handwerker rief er in seine Residenz; er selbst kleidete sich deutsch, liebte deutsche Sitte und war von deutschen Sängern und Kriegern umgeben. Die Bevölkerung hing ihm an, und er selbst war Mitglied einer Gilde, deren Genossen einander Leib und Leben zu schützen gelobten. So regierte Knud, obwohl als Däne geboren, wie ein deutscher Fürst sein Land. Mit Freuden vernahm Lothar, der unterdessen Kaiser geworden war, wie Knud die Wenden bezwang; deshalb erhob er ihn zum König derselben und setzte ihm mit eigener Hand die Krone auf's Haupt. Seit der Zeit nannten ihn seine Unterthanen Hlaford(Lord) d. h. ihren Herrn und verliehen ihm gleiche Ehre und Würde, als seinem Oheim, dem dänischen Könige. Mit Neid und Eifersucht sahen die Dänen, wie seine Macht immer mehr zunahm. Denn selbst in ihrem Lande galt sein Wort >iehr, als dasjenige Niels. Als nämlich zwischen seinen Brüdern auf Seeland ein blutiger Krieg ausbrach, den Niels vergebens zu endigen suchte, mußten sie bei Strafe der Verstümmelung am Hofe des Herzogs in Schles- wig erscheinen und sich seinem Richtersprucbe fügen. Vor Zorn entbrannte vor allen Magnus, der Sohn des Königs, als er einst in einer Versammlung in Schleswig den Knud mit der Wendenkrone ans dem Haupte neben seinem Vater vor allem Volke sitzen sah. Er begann zu fürchten, daß Knud ihm dereinst Reich und Leben nehmen könnte, und auch die Seele des Königs erfüllte Mißtrauen und Angst vor seinem mächtigen Neffen. Zn Ripen klagte Niels vor dem versammelten Volke: „Knud will meinen Tod nicht erwarten, sondern sich des Thrones bemächtigen. Darum nennt er sich auch jetzt schon König!" Knud erwiderte, auf das Heft seines Schwertes gestützt: „Laward, einen Herrn nennen mich die Meinen, nicht König. Ich habe die Wenden im Kampfe bezwungen, die Küsten und Meere sind jetzt sicher, daß der Däne ruhig am Ufer der Inseln wohnen und der König ohne Wachen am Grenzwall in Schles- wig schlafen kann. Aber für all die Mühen und Wunden, die ich im Kampfe für das Vaterland davon getragen habe, ernte ich jetzt nur Haß und Verfolgung. Und doch bin ich ein treuer Dienstmann des Königs und trachte nicht nach der dänischen Krone." Das versammelte Volk jubelte Knud Beifall zu, und der König entließ ihn scheinbar versöhnt aus der Versammlung. Aber Magnus, mit furchtbarem Haß im Herzen, beschloß, sich mit Gewalt seines gefürchteten Gegners zu entledigen, und viele dänische Prinzen standen zu ihm. Durch einen feierlichen Eid band er alle, nichts von ihrer Absicht zu verrathen. Bei der Berathung lagerten sie auf dem Boden, um schwören zu können, daß sie weder sitzend noch stehend ans den Untergang des Herzogs bedacht gewesen seien. Nur der Schwager Knud's verließ plötzlich die Versammlung, als er den Mordanschlag gegen das Leben seines Ver- wandten vernahm; er wollte den Plan nicht theilen, aber ihn auch nicht verrathen. Bald darauf verlautete, Magnus wolle zum heiligen Grabe pilgern, vorher aber solle eine Versammlung aller Familienmitglieder auf Seeland stattfinden. Auch Knud ward geladen, das heilige Weihnachtsfest im frohen Kreise der Seinen mit zu begehen; ihm vor allen gedenke Magnus Habe und Gut anzuvertrauen. In der Königsburg zu Roeskilde gab es fröhliche Tage; ein festliches Gelage

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 470

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
470 seines Reiches seinen Erstgeborenen krönen. Noch nie hatte ein dänischer Könige vor ihm solchepracht entwickelt, als dort zur Schau getragen wurde. lobischöfe, 3 Herzöge, ebenso viele Grafen und eine große Menge Edle waren um ihn versam- melt. Das war die Frucht eines zwanzigjährigen siegreichen Kampfes mit den benachbarten Völkern. Ihm waren Unterthan die Gestade der Ostsee, Esthland, Pommern, Rügen, Schwerin; das Land der Friesen zahlte Zins; ganz Nord- albingien war ihm unterworfen, und alle festen Plätze des Landes, Itzehoe, Ploen, Lüneburg, Reinaldesburg (Rendsburg), Travemünde, Lauenburg, Ratzeburg von seinen Mannen besetzt. Selbst Lübeck huldigte ihm und empfing ihn einst als König der Dänen und Wenden und Herrn von Nordalbingien festlich in seinen Mauern. Der Graf Adolf Iii. von Schauenburg hatte Land und Leute verloren. Von den Dänen gefangen genommen, mit Ketten beschwert und schimpflich behandelt, hatte er auf all sein Land verzichten müssen, um nur seine Freiheit zu erhalten. Er begab sich auf seine Stammburg Schauenburg an der Weser, von wo sein Großvater ausgegangen war, um über Nordalbingien zu herrschen, und verbrachte hier die übrige Zeit seines Lebens, ohne je wieder seinen Fuß auf holsteinischen Boden zu setzen. Wohl waren die Holsten der fremden Herrschaft abgeneigt und empfanden, heißt es später, schwer, daß sie nicht nach ihren einheimischen Rechten, sondern nach dem Recht der Dänen regiert wurden. Aber die Hand Waldcmar's und seines Statthalters Albrecht von Orlamünde hielt alle in Furcht und Gehorsam; hatten sich doch der Kaiser der Deutschen und die norddeutschen Fürsten vergeblich dem gewaltigen König der Dänen entgegen gestellt, der 160,000 Krieger zu den Waffen rufen konnte und mit seinen 1400 Schiffen die Meere beherrschte. — Da erscholl plötzlich die Kunde durch alle Lande, daß Waldemar und sein ältester Sohn von dem Grafen Heinrich von Schwerin gefangen hinweggeführt seien und in dem festen Schlosse Dannenberg wohl verwahrt würden. Ganz Dänemark war von Schrecken gelähmt, und die unterworfenen Völker erhoben sich gegen die fremde Herrschaft. Unzufriedene holsteinische Große traten zusammen und luden den Sohn ihres früheren Herrn ein, von der väterlichen Erbschaft Besitz zu nehmen. Adolf kam über die Elbe und alles Volk fiel ihm zu. Aber Albrecht sammelte ein Heer und gedachte die Feinde seines Königs zu schlagen und diesen selbst aus der schmählichen Gefangenschaft zu befreien. Bei Mölln focht man vom frühen Mor- gen bis zum späten Abend, aber als die Sonne unterging, war das Heer der Dänen vernichtet und der tapfere Führer derselben gefangen. Da ward Ham- burg von Adolf eingenommen, und Lübeck und die Ditmarsen fielen von den Dänen ab. Als nun Waldemar keine Rettung mehr sah, ttat er alle seine Eroberungen ab und versprach Holstein, Stormarn, Wagrien und die Festung Rendsburg dem Grafen Adolf zu übergeben. Aber erst nachdem er gelobt, ein hohes Lösegeld zu zahlen, und seine Söhne als Geiseln für den Vertrag ausgeliefert hatte, kam er aus der Gefangenschaft frei. Doch sein kühner Sinn war nicht gebeugt; er hoffte alles Land durch Waffengewalt wiederzugewinnen. Als sein ältester Sohn aus der Haft entlassen war, ließ er sich vom Pabste in Rom seines Eides entbinden und drang mit einem großen Heere über die Eider. In kurzer Zeit gewann er ganz Ditmarsen und die Feste Rendsburg wieder, und nur mit Mühe gelang es

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 473

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
473 So stand der Held, der Adolf, und feurig lief das Blut ihm durch die Adern, die Treue gab ihm so hohen Muth. Wie in den Jugendtagen, fo blitzt' ihm^hell das Auge: ihn freut' es, daß die Blüte vom alten Stamm noch immer tauge. Und kräftig scholl die Stimme: „O Gott! dir sag' ich Dank, daß immer noch die Jungen geben ohne Wank der wackern Alten Wege. Dich haben sie bezeuget, da vor dem armen Mönche die Knie sie in den Sand gebeuget. So recht, ihr braven Söhne jener Ritterschaft, die einst mit mir erprobet die hohe Gotteskraft. In Furcht des Herrn, in Treue, für's Recht in Muth entflammet, so stehe der, so wirklich den Siegern von Bornhövd entstammet. Ihr seid des Landes Adel. Wohlauf! das Heldenblut bewähre sich dem Volke in kühnem frommem Muth. Wer feig das Recht verließe, Schmach auf seinen Namen! zu Spott und Lüge würde die Abkunft ihm von Heldensamen. Ihr aber, meine Söhne, bringt die Treue nie auf glattem Eis zu Falle. Der euch die Macht verlieh, der ist der Oberlehnsherr. Zum ewigen Gott gewendet, sollen mit euch die Mannen vor allem meiden, was ihn schändet. So steht mit eurem Volke in Gottesfurcht vereint, daß gleich dem blanken Erze seine Treue scheint. Dann wird das feste Bollwerk wider die Dänenstürme nie sinken dem deutschen Reiche: dann seid ihr dieses Landes Thürme. Empfaht des Priesters Segen. Der Herr euch behüt', sein Angesicht leuchte jedem in's Gemüth, euch allen sei er gnädig. Stets und allerwegen verleih' er diesem Lande seinen milden Vatersegen!" — So betete dort der Priester im jungen Ritterkreis. Amen! sagten jene und küßten die Hand dem Greis. Stumm ritten jetzt sie dannen, manches überdenkend. Der Mönch nahm das Körblein, die Schritte nach dem Kloster lenkend. 9. Abel, der Brudermörder. Als Waldemar gestorben war, erhob sich zwischen seinen Söhnen, dem Könige Erich und dem Herzog Abel von Südjütland, ein Streit, der lange Jahre ihre Länder verheerte. Denn Abel, den der Graf Adolf zum Vormund seiner jungen Söhne eingesetzt hatte, wollte seinem Bruder keine Hülfe gegen seine Schwäger leisten und ihm überhaupt keine Dienste schuldig sein. Aber Erich zwang ihn durch Heeresmacht, daß er ihn für sein Herzogthum als seinen Herrn anerkannte. Darauf schwuren sie einander mit starken Eiden stete Freundschaft und Brüder- lichkeit, stellten Siegel und Briefe aus und gaben von jeder Seite zwanzig Ritter als Geisel zur Sicherheit des Vertrages. Aber Abel schied nicht versöhnt von seinem Bruder. Auf seiner Burg zu Schleswig wartete er auf die Stunde der Rache. Hier sammelten sich alle, welche mit dem Könige unzufrieden und seinen Nachstellungen entkommen waren. Die erbittertsten Feinde Erich's umgaben den Herzog und waren seine nächsten Getreuen. Plötzlich lief die Nachricht ein, daß Graf Johann mit großer Heeresmacht von Holsten vor Rendsburg stehe, das der König besetzt hielt. Erich eilte zum Entsätze des wichtigen Platzes herbei und gedachte auf dem Wege eine Zeitlang bei seinem Bruder zu verweilen. Es war am 7. August 1250, als der König mit wenigen Begleitern in Vaterländisches Lesebuch. 31

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 474

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
474 Schleswig einzog und von Abel freundlich auf seiner Burg auf der Möveninsel empfangen wurde. Den Sommerabend brachten sie in einem kleinen Hause zu, welches an einer Brücke lag, die die Insel mit dem Festlande verband, und ver- trieben sich die Zeit bis spät in die Nacht beim Würfel- und Bretispiel. Eben war Erich in ein Spiel mit einem Ritter verliest, als Abel plötzlich hereintrat und das Gespräch ans ihre früheren Zwistigkeiten brachte. „Gedenkst du noch der Zeiten," schrie er, „wo du Schleswig plündertest und meine Tochter nackt und bloß in's Elend jagtest?" „Sei getrost!" erwiderte der König, „ich habe noch so viel, daß ich deiner Tochter wieder zu neuen Schuhen verhelfen kann." Diese Worte aber reizten noch mehr den Zorn Abel's; er erklärte den König für seinen Gefangenen lind übergab ihn einem Ritter mit der Weisung ihn wegzuführen, wohin er wolle. Dieser ließ ihn ergreifen, fesseln und in ein Boot bringen, welches unter der nahen Brücke bereit lag. Man ruderte mitten auf die Schlei nach Osten zu. Bald aber hörte man starke Ruderschläge und laute Stimmen hinter sich. Der König selbst ward aufmerksam und wandte sich mit Fragen an seine Begleiter. Gleich darauf bemerkten sie die Umrisse eines Bootes, das sich ihnen ra>ch näherte. Der König erkannte in dem Führer desselben seinen Tod- feind Lauge Gudmundson und sah sich einem sicheren Tode preisgegeben. Aus seine dringende Bitte ward ein Priester aus der Nähe von Miffunde herbeigeholt, dem er dann mit angsterfülltem Herzen beichtete. Darauf erschlug ihn Gud- mundson mit eigner Hand und ließ den Leichnam, mit Ketten beschwert, in die Schlei senken. Bald aber fanden Ftzcker die Leiche und begruben sie. Doch als Abel dies erfuhr, ließ er sie wieder ausgraben und feierlich in der Domkirche zu Schleswig beisetzen. Dann ichwnr er mit 24 Rittern starke Eide, daß er den Tod seines Bruders nicht befohlen habe, sondern, daß des Königs Feinde ohne sein Vorwissen den Mord vollzogen hätten. Die däni>chen Großen glaubten seinen Worten und wählten ihn zu ihrem Könige. Kaum fühlte Abel sich sicher auf dem dänischen Thron, als er einen Zug gegen die Friesen vorzubereiien begann, weil sie sich weigerten, ihm Zins und Steuer zu zahlen. Er hegte aber auch einen alten Zorn gegen die trotzigen Be- wohner der Inseln, die ihn als Herzog nicht hatten anerkennen wollen, und dachte sie mit der Macht seines Reiches in einem Feldzuge zu unterwerfen. Aber es war schwer die Friesen zu bezwingen. Das Gebiet derselben, das jetzige Eidersted, war damals noch von Meerengen und Fiüsien durchschnitten und bestand aus drei Inseln, die man die Utlande d. h. die Außenlande nannte. Deshalb begann Abel mitten im Winter, als alle Gewässer und Moore fest zugefroren waren, seinen Zug und lagerte zum Schrecken der Friesen auf der Borgeest an der Milden- burg, um über die mit Eis bedeckte Eider zu rücken. Aber die Frie>en, um das Bild ihres heiligen Christian, das auf einem Wagen dahergesührt ward, geschart, zogen ihm entgegen über den Deich auf das tzis und gelosten, wenn sie den Sieg gewännen, so wollten sie den heiligen Christian mit dem allerbesten Golde be- schlagen lassen. Und es geschah, wie ihre alte Chronik erzählt, daß Gott den Frieien Gnade gab und plötzlich so starker Regen vom Himmel siel, daß sie kaum ihren Heiligen von dem berstenden Eise retten konnten. Während so die Friesen in großen Ehren nach Hause zogen, mußte Asel eiligst unter großen Verlusten seinen Rückzug antreten, um aus der gefährlichen Marsch herauszukommen. Aber schon in dem heißen, alle Marschgräben austrocknenden Sommer stand er wieder mit großer Macht an der '1' ildendurg, woschrffe bereit lagen, das Heer die Eider hinunterzufahren. Südlich von Oldensworth schlug er sein Lager auf und ver- heerte und brandschatzte alles umliegende Land. Die Noth der Außenlande rief hier Slammesgenossen auf ihrer alten Thiugstätte, am Bauermaunswege, zu- sammen, wo sie alle aus einem Munde riefen, daß der große Kaiser Karl ihre Voreltern durch seine kai erliche Macht freigegeben hätte, und ehe sie König Abel huldigen oder Schatz und Zins zahlen wollten, wollten sie alle darum sterben oder König Abel solle sterben. Daraus richtete jede Harde ihr Banner aus, und um 7 Fahnen geschart zogen sie dem königlichen Lager zu. Eben begann es zu

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 475

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
475 tagen, und der König war im Begriff sich zurückzuziehen, als die Friesen vor seinem Lager erschienen. Mit Zurücklassung aller Beute und in der größten Unordnung wich der König mit dem Heere zurück, um sich auf seinen Fahrzeugen einzuschiffen. Aber eben war die Zeit der niedrigsten Ebbe, und die Schiffe saßen auf dem Grunde. Da eilte der König weiter auf dem Deiche nordwärts, um den Ueber gang über die Eider zu gewinnen. Aber schon hatten die Friesen den Milder- dämm, der durch die Niederung ging, welche Eidersted mit dem /-estlande verband, besetzt, als das Heer des Königs vor demselben in der größten Unordnung an- langte. Das ganze Heer tvard vernichtet, und ein edler, freier Friese, ein Wagen- zimmermann aus Pelworm, Wessel Hummer genannt, spaltete dem flüchtigen Könige mit seiner Streitaxt das Haupt. Das geschah am 29. Juni 1252. Die Leiche des Brudermörders und die seiner Gefährten blieben auf dem Schlachtfelde unbeerdigt liegen zum Fraße für Wölfe und Raben. 10. Gerhard der Große. Nach Adolf's Tode hatten seine Nachkommen das Land unter sich getheilt und hielten Hof zu Kiel und Segeberg, zu Ploen und Rendsburg. Weil sie aber große Feindschaften gegen einander hegten, waren sie auch nicht mehr so gefürchtet wie früher und mußten wiederholt ihre alten Feinde, die Könige von Dänemark, als Schiedsrichter herbeirufen. Diese gewannen immer mehr Macht und hatten schon Lübeck wieder ihrer Herrschaft Unterthan gemacht. Da war es der junge Graf Gerhard von Rendsburg, der sein Haus und sein Land durch gewaltige Kriegsthaten wieder zu neuer Macht und neuem Ansetzn brachte. Bon ihm wird erzählt, daß er anfangs kein Schloß und kein Eigenthum als einige Windhunde gehabt und zu Rendsburg auf einem Kornspeicher gewohnt habe, bis Hartwich Reventlow, ein aus Ditmarsen vertriebener Ritter, ihn der Dürftigkeit entrissen und mit Waffen und Pferden ausgerüstet habe, mit denen er sich dann wider seine Stammvettern eine Herrschaft erkämpfte. Im Bunde mit seinem Vetter Johann dem Milden von Ploen suchteer, von Ehrgeiz getrieben, seine übrigen Verwandten ihrer Länder zu berauben. Der eine ward aus einem Fenster seines Schlosses zu Kiel in den Burggraben geworfen, ein anderer auf seiner Burg zu Segeberg des Nachts im Bette von Reventlow erschlagen. Selbst der alte Graf Johann, der so seine beiden Söhne verloren hatte, ward überfallen und gefangen hinwegge- führt und auf seinem Schlosse zu Kiel bewacht. All' ihr Land theilten die Sieger unter sich. Da erhoben sich ihr Vetter, Adolf von Schauenburg, und andere Fürsten und gedachten, von den Ditmarsen unterstützt, Gerhard wegen der schweren Gewaltthaten zu strafen. Weil die Fürsten aber einzeln angriffen, wurden sie von Gerhard leicht überwältigt und gefangen hinweggeführt. Nur die Ditmarsen drangen siegreich bis Kiel und Bornhövd vor. Als sie aber mit großer Beute beladen in ihr Land zurückkehren wollten, wurden sie von Gerhard überfallen und mußten ihm alle ihre Beute preisgeben. „Da wuchs dem jungen Grafen immer mehr sein Gut und es wuchs ihm auch der Muth von dem Streite" und er beschloß, einen Rachezug gegen die Ditmarsen zu unternehmen. Mit vielen adeligen Herren zog er aus und schlug die Ditmarsen zweimal im Streite. Die, welche entflohen, eilten in die Kirche von Oldenwöhrden. Als die Holsten sich nun davor legten und Feuer heranbrachten, baten sie um Gnade und wollten des Grafen getreue Unterthanen sein. Der aber wollte ihnen kein Gehör geben und ließ das Feuer stärker anfachen. Als nun schon das geschmolzene Blei des Kirchendaches auf sie herunterträufelte, wollten die Ditmarsen das alleräußerste wa^en: sie brachen aus der Kirche hervor, stürzten sich auf die sorglos zerstreuten Feinde und erschlugen ihrer so viele, daß sie im Blute wateten. Wie nun Gerhard sich in Traurigkeit mit seinen Haufen zurückziehen wollte, fand er die engen Wege der Marschen besetzt, so daß bier noch viele Edle den Tod durch die Hand der Bauern erlitten. Als Gerhard nun erkannte, daß er die tapferen Bewohner der Marschen nicht zu unterwerfen vermöchte, beschloß er, alle Zwietracht mit ihnen 31 *
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