*1. Die alten Deutschen.
Das Land. Deutschland hatte vor 2000 Jahren ein anderes Aussehn als heute. Wo wir jetzt volkreiche Städte, fruchtbare Felder und belebte Straßen erblicken, war damals ein einziger großer Urwald, welcher nur von Sümpfen unterbrochen wurde. Mühsam bahnt sich der Wanderer seinen Weg durch den deutschen Wald, in dem uralte Eichen, Buchen und Birken mit ihren Zweigen den Boden beschatten. Nur spärlich vermögen die Sonnenstrahlen das dichte Laubdach zu durchdringen. Daher ist die Waldluft feucht und kühl. Rauhe Winde und kalte Nebel durchziehen das Land. Die Schlupfwinkel des Waldes gewähren wilden Tieren einen trefflichen Aufenthaltsort. Hier hausen Wölfe, Bären, Elenüere und Auerochsen.
Gestalt und Kleidung. Unsere Vorfahren, die alten Deutschen, waren von hohem Wuchs und starkem Körperbau. Die Haut war weiß, das Haar blond, und stolz blickten ihre blauen Augen. Um ihre Schultern trugen sie die Felle erbeuteter Jagdtiere, oder sie bewaffneten sich mit künstlichen Rüstungen aus Eisen. Später kamen auch leinene Gewänder in Gebrauch, welche die deutschen Frauen geschickt zu weben verstanden.
Wohnung. Das Zusammenleben in Städten war den Deutschen verhaßt. Ein jeder ließ sich da nieder, wo es ihm am besten gefiel. Die Hütten waren aus Baumstämmen und Lehm gebaut, die Wände weiß getüncht oder mit einer bunten Erdart bemalt, die Dächer mit Stroh gedeckt. Unter dem Hause befand sich der Vorratskeller. Um das Haus herum lag der Hofraum und das zum Hanse gehörige Land.
Werkzeuge und Waffen. Die Werkzeuge und Waffen verfertigten die Deutschen in ältester Zeit aus Stein, später aus Eisen. Schon früh entstand daher die Schmiedekunst. Aus der Schmiede kamen die Ackergerätschaften (welche?) und die Kriegswaffen. Die furchtbarste Waffe der Deutschen war der Wurfspeer, mit dem sie aus weiter Ferne ihren Feind sicher treffen konnten. Auch Schwerter. Äxte, Bogen und Pfeile wurden im Kampfe gebraucht. Zum Schutze gegen den Angriff der Feinde diente ein aus Weiden geflochtener Schild. Außer mit dem Helme bedeckten die Deutschen ihr Haupt auch wohl mit der Kopfhaut
Wischmeyer u. Stork, Geschichtsbilder. \
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nördlich von ihnen an der Küste der Nordsee finden wir die Friesen. In Holland und dem nördlichen Teile der Rheinprovinz wohnten die Franken, zwischen Schwarzwald und Vogesen die Alemannen und im südlichen Frankreich die Burgunder.
Die Hunnen. Im Jahre 375 nach Christi Geburt drang von Asien her ein wildes Reitervolk in Europa ein, vertrieb die Völker aus ihren Wohnsitzen und gab so den Anstoß zur Völkerwanderung. Dieses Volk waren die Hunnen. Ihr Körper war klein und häßlich, der Kopf dick, ihr Gesicht von tiefen Einschnitten entstellt, welche sie sich beibrachten, um den Bartwuchs zu verhindern. Die Augen waren schiefliegend, die Nase Platt und die Beine infolge des fortwährenden Reitens krumm.
Kleidung, Nahrung. Ebenso abstoßend wie ihre Körpergestalt war auch ihre Kleidung. Sie bestand aus Hosen von Bocksfellen und Kitteln von Mausefellen. Da die Hunnen die Kochkunst nicht kannten, so legten sie das rohe Fleisch unter die Sättel ihrer Pferde, um es mürbe zu reiten. Außerdem nährten sie sich von wildwachsenden Wurzeln und Gewürm.
Lebensweise. Ohne Heimat, ohne Haus und Herd, schweiften die Hunnen von einem Ort zum andern, die Männer auf ihren kleinen Pferden, die Weiber und Kinder auf Wagen. Raub und Mord bezeichneten den Weg, den sie nahmen, und blühende Gegenden machten sie zu traurigen Einöden.
Alarich. Nachdem die Hunnen schon mehrere Völker unterworfen hatten, fielen sie in das Reich der Westgoten ein. Diese verließen ihre Heimat und wandten sich um Schutz und Hülfe an die Römer, welche ihnen Aufnahme gewährten und Wohnsitze an der Donau anwiesen. Als aber die Römer treulos an den Goten handelten, wählten diese den jungen Alarich zu ihrem Könige und unternahmen unter seiner Führung einen Rachezug nach Italien und belagerten Rom. Die Römer schickten Gesandte in das Lager Alarichs, welche den König zu erschrecken suchten, indem sie stolz hinwiesen auf die Stärke und Menge ihrer
Truppen. Er aber erwiederte: „Je dichter das Gras, um so besser
das Mähen." Als nun die Gesandten zuletzt demütig fragten: „Was, o König, willst du uns lassen," antwortete er: „Das Leben." Durch
Zahlung eines hohen Lösegeldes gelang es den Römern, Alarich noch
einmal zu bewegen, der Stadt die Freiheit zu schenken. Im nächsten Jahre aber kehrte er schon wieder zurück und zwang Rom zur Übergabe. Zum ersten Male mußte die einstige Beherrscherin der Welt einen Deutschen als ihren Herrn anerkennen. Alarich blieb nur wenige Tage in Rom, dann zog er mit den Westgoten nach dem Süden Italiens. Hier ereilte ihn ein früher Tod. Der Sage nach begruben ihn die
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Schwarzwald Frankreich Christi Asien Europa Donau Italien Rom Rom Italiens
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5. Chlodwig und die Merowinger.
Taufe. Von den deutschen Stämmen, welche an der Völkerwanderung teilnahmen, gelangten die Franken zur höchsten Macht und Blüte. (Wo wohnten sie?) Im fünften Jahrhundert vereinigte Chlodwig die verschiedenen Stämme der Franken unter seiner Herrschaft und wurde so der Gründer des Frankenreiches. Während viele andere deutsche Stämme durch Berührung mit den Römern das Christentum bereits angenommen hatten, lebten die Franken und ihr König noch im finstern Heidentume. Vergebens suchte Chlodwigs Gemahlin, Chlotilde, eine burgundische Königstochter, den König zu überreden, das Christentum anzunehmen. Endlich sollte ihr Wunsch aber doch in Erfüllung gehen. Chlodwig kämpfte gegen die Alemannen (Wo wohnten sie?) und traf mit ihnen in der Schlacht bei Zülpich zusammen. Schon wankten die Franken, da richtete Chlodwig sein Gebet an Christus und gelobte, ein Christ zu werden, wenn er ihm den Sieg schenke. Wirklich wandte sich das Glück, und die Alemannen wurden von den Franken in die Flucht geschlagen. Chlodwig hielt sein Gelübde und ließ sich laufen. Mit ihm nahm das ganze Volk der Franken das Christentum an. (Simrock: Die Schlacht bei Zülpich.) Aber, obwohl ihn der Papst den allerchristlichsten König nannte, so änderte sich seine Gesinnung durch die Taufe nicht im geringsten. Nach wie vor blieb er ein grausamer Tyrann, dem es nur darauf ankam, seine Herrschaft zu vergrößern. Um sich zum alleinigen Beherrscher der Franken zu machen, schaffte er alle seine Verwandten, die ihm dabei im Wege standen, durch Mord aus dem Wege. Nachdem er das ganze Frankenreich unterjocht hatte, unterwarf er durch glückliche Eroberungskriege auch die benachbarten Reiche, so daß sein Reich bei seinem Tode den westlichen Teil Deutschlands und den größten Teil Frankreichs umfaßte.
Tas Lehnswesen. Nach deutschem Rechte galt der König als alleiniger Herr von Grund und Boden des eroberten Landes. Auch Chlodwig Betrachtete sich als Besitzer der von ihm eroberten Länder. Da er nun aber die weiten Acker und Felder nicht allein bebauen konnte, so verloste er einen Teil des Grund und Bodens an die Getreuen seines Gefolges, welche dadurch freie Eigentümer wurden. Den andern Teil des bebauten Landes behielt der König als fein Eigentum und überließ dasselbe zur Verwaltung und Nutznießung den Treuesten und Vornehmsten seines Heeres. Ein solches vom Könige verliehenes Gut nannte man Lehen und die Verleihung Belehnung. Der Belehnte hieß Lehnsmann oder Vasall, der König Lehnsherr.
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kannte weder Straßenpflaster noch Bürgersteig. Die Straßen, durch die der Wanderer schreitet, sind eng, krumm und so schmutzig, daß man sich bei nassem Wetter nur in Holzschuhen hinaus wagen darf. Der Kuhhirt treibt hier seine Herde in die Stadtflur, ein Schäfer zieht mit den Schafen auf die nahen Wiesen, und unbewacht laufen die
Schweine über die Straßen. Großes Vergnügen gewährt dem Bürger die Taubenzucht, und zahlreiche Scharen dieser Vögel durchfliegen die Stadt.
Die Gebäude. Großer Auswand von Mühe und Kosten wird auf den Bau der öffentlichen Gebäude verwendet. Noch jetzt bewundern wir die herrlichen Dome, die das Mittelalter hervorgebracht hat, wie den Kölner Dom und das Straßburger Münster. So prunkvoll aber die Kirchen gebaut wurden, so einfach waren die Wohnhäuser der Bürger. Diese sind aus Fachwerk gebaut, mit Stroh gedeckt und mit dem Giebel der Straße zugekehrt. Die oberen Stockwerke springen über die unteren
vor und lassen nur wenig Licht in die Straße dringen. Hinter den
Wohnhäusern befinden sich die Hofräume mit den Stallungen und
Speichern, denn die Bürger beschäftigen sich vorzugsweise mit Ackerbau. Ebenso einfach, wie von außen, sah das Haus auch im Innern aus. Tapeten waren nicht bekannt, man tünchte die Wände mit Kalk. Schmucklos waren Tische, Stühle und Bänke, das Geschirr war von bemaltem Ton oder von Zinn.
Kleidung. Nahrung. Mehr Wert legte der Bürger auf seine Kleidung. Man liebte buntfarbige, teure Stoffe, und der eine suchte es dem andern darin zuvorzuthun. Jeder Stand hatte seine besondere Tracht und suchte darin seine Ehre.
Nicht minder wichtig als prunkvolle Kleidung war vornehme Speise und Trank. In der Kochkunst leistete man in den großen Städten vorzügliches. Die Speisen genoß man stark gewürzt. Schon damals liebte der Deutsche das Bier; dasselbe wurde besonders in Norddeutschland getrunken. Außer deutschen Weinen waren auch schon italienische und griechische Weine bekannt.
Das Handwerk. Die Bewohner einer Stadt waren zum größten Teil Ackerbauer und Handwerker. Im Mittelalter gelangte das Handwerk zu hohem Ansehen und hoher Blüte. Seit dem 12. Jahrhundert
schlossen sich die Handwerker zu Zünften oder Innungen zusammen.
Die Innungen wählten ihren Zunftmeister, und nur der durfte seine
Ware auf dem Markte zum Verkaufe anbieten, der der Innung an-
gehörte. So wurde ein jeder Handwerker gezwungen, Mitglied der Innung zu werden. Wer ein Handwerk erlernen wollte, mußte drei Jahre lang als Kind (Sehrjunge) in die Lehre gehen, bevor er nach vollbrachtem Gesellenstück zum Knecht (Gesellen) befördert wurde. Der
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22. Bauernstand und Bauernleben im Mitkelaltrr.
Der leibeigene Bauer. Die Bauern des Mittelalters waren entweder freie oder leibeigene Bauern. Der Leibeigene war von seiner Geburt an ein Knecht. Er konnte seinem Herrn niemals den Dienst kündigen, sondern war verpflichtet, ihm seine Kraft stets zur Verfügung zu stellen. Für ihn gab es also keine Befreiung aus der Knechtschaft. Der leibeigene Bauer war verpflichtet, von dem Ertrage seines Bauernhofes bestimmte Abgaben zu entrichten. Dazu gehörte 1. das Leiboder Rauchhuhn, so genannt, weil es von jeder Stätte, von der Rauch aufstieg, jährlich entrichtet werden mußte, 2. das Heiratsgeld für die Erlaubnis zu heiraten, 3. das Besthaupt, das beste Stück Vieh, welches beim Tode des Bauern dem Herrn als Eigentum verfiel. Außer diesen regelmäßigen Abgaben mußte der Bauer seinem Herrn zu verschiedenen Zeilen Geld, Getreide, Leinwand, Geflügel und Eier entrichten. Neben diesen Abgaben war er aber auch noch zu persönlichen Dienstleistungen verpflichtet. Die Männer mußten Fuhren leisten und Botengänge thun, auf dem Hofe Wache halten, Gras und Getreide mähen. Die Frauen mußten den Flachs zu Leinwand verarbeiten und in der Küche dienen.
Der freie Bauer. Neben der großen Menge leibeigener gab es auch eine geringe Anzahl freier Bauern. Stammte ein solcher Bauer von vier freien Ahnherrn, so galt sein Stand höher als der eines Ritters. Umgürtet mit dem Schwerte schritt er zur Versammlung der freien Männer unter der Dorflinde, um bei der Beratung über das Gemeindewohl seine Stimme abzugeben. Seinen Acker bebaute er sorgfältig; aber neben der Arbeit kam auch das Vergnügen und die Unterhaltung zur Geltung. Beim Erwachen der Natur im Frühlinge vereinigten heitre Spiele jung und alt auf dem Dorfanger. Hier suchte beim Ballspiel und Reigentanz einer den andern an Frohsinn und heiterer Laune zu übertreffen. Im Lauf der Zeit ahmten die freien Bauern in Sitten und Gebräuchen immer mehr den Rittern nach, ja viele Bauernsöhne verließen die väterliche Scholle, um als Knappen bei einem Burgherrn in den Dienst zu treten.
Niedergang des Bauernstandes. Eine traurige Zeit kam für den Bauernstand durch die Gewaltthaten der Raubritter. Die stete Gefahr, welcher der Bauer ausgesetzt war, machte ihn zum Kriegsmanne, und das Dorf wurde durch Graben, Mauer und Thore vor den Angriffen der Feinde geschützt. Trotzdem aber sank der Wohlstand der freien Bauern durch die steten Brandschatzungen immer mehr herab,
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24. Bauern und Bürger zur Zeit des dreißigjährigen Krieges.
Die Bauern. Im Laufe des 16. Jahrhundert war der Bauernstand wohlhabend und kräftig geworden, obwohl er sich noch immer in Leibeigenschaft befand. Die Zimmer des Bauernhauses waren durch reichlichen Hausrat geziert, auf der Weide und im Stalle nannte der Bauer zahlreiches Vieh sein eigen. Der dreißigjährige Krieg vernichtete den Wohlstand der Bauern ganz und gar.
Die Dörfer sanken in Asche, der Viehstand ging zu Grunde, Dornen und Disteln wuchsen auf früher fruchtbaren Weizenfeldern. Und wie die Dörfer, so wurden auch ihre Bewohner ein Raub des Krieges, indem sie dem Schwerte der Feinde, dem Hunger oder der Pest zur Beute fielen.
Die Bürger. Fast eben so traurig sah es nach dem Kriege unter der Bürgerschaft der Städte aus. Vor dem Kriege herrschte hier ein solcher Wohlstand, daß vom Landesherrn oder Magistrate oft Gesetze erlassen wurden, welche bestimmten, wie viel Gäste zu Kindtaufen und Hochzeiten geladen werden durften, wie viel Geschmeide die Frauen tragen und wie viel Ellen Tuch sie zur Kleidung verwenden durften. Unter den Bürgern herrschte Gewerbfleiß und Schaffensfreudigkeit. Ganz anders sah es nach dem Kriege in den Städten ans. Eine Menge kleiner Städte wurde eine Beute der Flammen und größere, befestigte Städte, welche dem Ansturm der Feinde Widerstand leisten konnten, wurden so entvölkert, daß ganze Straßenreihen ohne Bewohner waren. Wenn die Bürger die traurigen Verwüstungen sahen, welche der Krieg in ihrer Vaterstadt angerichtet hatte, so schwand bei ihnen vielfach jegliche Lust, den Schaden wieder auszubessern und für das Wohl der Stadt zu wirken. So kam es, daß die Verwaltung der städtischen Angelegenheiten aus den Händen der Bürger auf die Landesfürsten überging, welche dieselben durch ihre Beamten ausüben ließen.
Was hatten die Bauern in den Bauernkriegen vergeblich erstrebt?
In welcher Beziehung hatte sich die Lage der Bauern seitdem aber doch
gebessert?
Wie wurde ihr Wohlstand durch den dreißigjährigen Krieg wieder zerstört? Woraus sann man den Wohlstand der Bürger vor dem Kriege erkennen? Weshalb verloren die Bürger das Interesse an der Verwaltung der Städte? In wessen Hände ging die Verwaltung nach dem Kriege über?
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Verwaltung, Steuern. Das Volk hatte keinen Anteil mehr an der Gesetzgebung,, wie in früheren Zeiten. Die Fürsten erließen die Gesetze und ernannten in jeder Gemeinde die Beamten, welche das Volk oft hart behandelten. Die Rechtspflege war sehr mangelhaft; es dauerte oft viele Jahre, ehe das Gericht eine Streitigkeit endgültig schlichtete. (Welcher preußische König führte eine bessere Rechtspflege ein?) Das Volk mußte hohe Steuern bezahlen, sogar viele Lebensmittel waren mit drückenden Steuern belastet.
Bauern und Bürger. Am meisten war der Bauernstand gedrückt. Dieser war dem Gutsherrn erbunterthänig und mußte demselben umsonst Frondienste leisten. Die Gutsherrn hatten das Recht, die Leibeigenen bei Vergehen körperlich zu züchtigen oder einzusperren. Die Bauern mußten von dem Acker Abgaben an den Gutsherrn entrichten. Den Acker durften sie nicht einfriedigen zum Schutze gegen Jagdwild, und so wurde ihnen oft in einer Nacht die ganze Ernte zerstört. Daher kümmerte sich der Bauer nicht um die Verbesserung der Äcker. Er durfte kein eigenes Grundstück erwerben und seinen Sohn nicht in die Stadt schicken zur Erlernung eines Gewerbes. Er und seine Nachkommen blieben stets in ärmlichen Verhältnissen, und es war ihnen nicht möglich, zu Freiheit und Wohlstand zu gelangen. Die Bürger in den Städten waren durch mancherlei Mißstände in ihrem Erwerb gehemmt. Bäckereien und Mühlen durften nur auf bestimmten Grundstücken angelegt werden; jeder war verpflichtet, in einer bestimmten Mühle mahlen zu lassen. Die Handwerker durften nur in Städten wohnen, wo manche wegen der teuren Lebensmittel verarmten. Daher fehlte den Bürgern die Unternehmungslust. Fabriken und Manufakturen mußte die Regierung selbst anlegen, um Fleiß und Wohlstand zu fördern.
Heerwesen. Das Heer bestand zum Teil aus Landeskindern, welche aber nur der ärmeren Klasse angehörten, zum Teil auch aus angeworbenen Soldaten aus aller Herren Ländern. Bei den militärischen Übungen wurden die Soldaten noch immer mit grausamer Strenge behandelt. Die Soldaten durften sich gegen die Bürgerlichen manche Roheit ungestraft erlauben. Die Osfizierstellen wurden nur mit Adligen besetzt, ohne Rücksicht auf ihre Tüchtigkeit. Wer gemeiner Soldat war, blieb es sein ganzes Leben lang. Daher war der Soldatenstand von den übrigen Ständen streng geschieden und wurde von diesen mit Mißachtung angesehen. Manche Fürsten verkauften ganze Regimenter wie eine Ware an kriegführende Länder; so verhandelte der Landgraf von Hessen-Kassel einst 17 000 seiner Landeskinder an die Engländer.
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600 000 Mann, darunter 20 000 Preußen unter dem General 9)orf, brach er im Jahre 1812 dahin auf. Preußen wurde gezwungen, der ungeheuren Armee den Durchzug zu gestatten, und das Land hatte abermals viel zu leiden durch die Einquartierungen und namentlich durch die frechen Räubereien der fremden Eroberer. Ungehindert überschritt Napoleon die russische Grenze. Das Heer der Russen zog sich fechtend zurück. Nach zwei blutigen Schlachten, die unentschieden blieben, zog Napoleon in die russische Hauptstadt Moskau ein. Hier gedachte er mit seiner Armee den Winter zu verbringen. Aber die ganze Stadt war menschenleer. In der Nacht brach an verschiedenen Stellen Feuer aus. Man wollte löschen, aber die Russen hatten alle Löschgeräte weggeschafft. Napoleon mußte die Stadt verlassen. Er bot dem Kaiser Alexander den Frieden an, aber dieser ließ erwidern, jetzt ginge der Krieg erst recht an. Da trat Napoleon den Rückzug an. Weil aber die Franzosen auf ihrem Heereszuge die ganze Gegend ausgeraubt und die Städte und Dörfer niedergebrannt hatten, so entstand in ihrem Heere eine entsetzliche Hungersnot. Dazu trat der Winter ungewöhnlich früh und mit heftiger Strenge ein. So kamen Tausende um vor Hunger und Kälte, und Tausende fielen durch die Lanzen der Kosaken, welche den Zug unaufhörlich umschwärmten. Als die Franzosen an die hoch-geschwollene Beresina kamen, ließ Napoleon zwei Brücken über den Strom schlagen. Die eine brach unter der Last ein, weil alles vorwärts drängte, die andere ließ Napoleon abbrechen, ehe alle hinüber waren, damit die Russen nicht nachfolgen könnten. So kam eine zahllose Menge in den kalten Fluten um. Tausende wurden von den Kugeln der Russen hingestreckt. — General Aork und seine 20000 Preußen hatten sich nur mit heimlichem Ingrimm an Napoleon angeschlossen. Beim Rückzüge trennte er sich von den Franzosen und schloß mit den Russen einen Waffenstillstand. Dem Könige schrieb er: „Ew. Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn ich gefehlt haben sollte." — Napoleon verließ die Trümmer seines Heeres und eilte verkleidet in einem Schlitten nach Paris, um ein neues Heer zu sammeln. Gegen Ende des Jahres kamen die Reste der großen Armee in den ostpreußischen Grenzstädten an und zwar in dem jämmerlichsten Aufzuge; die Gesichter waren von Hunger und Kälte entstellt, viele hatten erfrorene Gliedmaßen, und alle waren notdürftig in Lumpen gehüllt. Nur der zwanzigste Teil des stolzen Heeres kehrte zurück; die übrigen hatten ihr Grab in den öden Steppen Rußlands gefunden.
Wodurch ging die große Armee zu Grunde?
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Alexander Alexander Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
eines Stieres oder Hirsches, deren Hörner stehen blieben und dem Krieger ein schreckliches Aussehn gaben.
Nahrung. Jagd, Viehzucht und Ackerbau gaben den Deutschen die wichtigsten Nahrungsmittel. Die Jagd bot ihnen frisches Wildbret, die Viehzucht Milch, Butter und Käse, der Ackerbau mancherlei Gemüse. Außerdem wuchsen wild im Walde viele Beerenarten, sowie viele andere eßbare Früchte, z. B. Rettiche und Spargel. Aus Gerstensaft bereitete man Bier, aus Honig den süßen Met.
Stände und Beschäftigungen. Das Volk zerfiel in zwei Klassen. Zu der einen Klaffe gehörten die Besitzer von Grund und Boden, man nannte sie Freie. Die andere Klasse bildeten die Besitzlosen. Sie waren Knechte der Freien und wurden wie eine Ware gekauft und verkauft. Sie waren verpflichtet, dem Herrn zeitlebens ohne Lohn zu dienen. Solche Knechte nennt man Sklaven. Die liebste Beschäftigung der Freien war Krieg und Jagd, das Bebauen der Äcker schien ihnen eines freien Mannes unwürdig zu sein, daher überließen sie diese Arbeit den Knechten und Frauen. Das eigentliche Arbeitsfeld für die deutsche Frau war aber schon in jener alten Zeit das Haus. Hier besorgte sie das Hauswesen, buk das Brot, braute das Bier und den Met, spann Wolle und webte Leinwand.
Jugenderziehung. Die Erziehung der Jugend erstreckte sich mehr auf den Körper als auf den Geist, denn es kam vor allem darauf an, den Knaben zu einem tüchtigen Krieger zu erziehen. Zu diesem Zwecke wurde der Körper von Jugend auf abgehärtet. Schon im
zartesten Alter wurde das Kind in eiskaltem Wasser gebadet. (Warum?) Der Sohn mußte schon als kleiner Knabe mit dem Vater auf die Jagd gehen und sich früh im Gebrauch der Waffen üben. Um sich an die Gefahr zu gewöhnen, mußten Jünglinge nackend zwischen Schwertern und Lanzen umhertanzen. Erst nachdem der junge Deutsche so für das Waffenhandwerk eingeübt und erzogen war, wurde er von der Volksversammlung für wehrhaft und mündig erklärt und konnte jetzt an den Versammlungen des Volkes teilnehmen.
Eigenschaften (Charakter). Von den Eigenschaften der Deutschen ist von alters her die deutsche Treue hochgepriesen. Was der Deutsche versprochen hatte, das hielt er auch, selbst wenn sein Leben dadurch in Gefahr kam. Gegen jedermann war er gastfrei, bewirtete ihn mit dem Besten, was er bieten konnte, und gab ihm das Geleit aus den Heimweg. Kein heidnisches Volk hielt die Ehe so hoch wie die Deutschen. Die Frau war nicht des Mannes Sklavin, sondern seine treue Gehülfin und Lebensgefährtin. Unerschrocken und todesmutig trat der Deutsche im Kampfe dem Feinde entgegen, und für ehrlos wurde der gehalten,
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