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Xxih. §. 4. Fortschritt der Reformation während politischer Kämpfe. 489
nicht Alles, was Luther wünschen konnte? Nicht als ob er um die
Gutheißung und den Schutz des Reichsregiments und einer deutschen
Kirchenversammlung sehr verlegen gewesen wäre. Selbst seines vä-
terlich sorgenden Kurfürsten Friedrich Schutz schlug er nicht hoch an.
Aus seiner stillen Zufluchtsstätte auf der Wartburg hatte er sich kühn
wieder nach Wittenberg mitten in den wildesten Kampf geworfen.
Was lag ihm an seiner Person, wenn nur das Wort des Herrn kei-
nen Schaden, noch Befleckung litte. Aber das war eben damals zu
fürchten. Während Luther's Abwesenheit auf der Wartburg war es
in Wittenberg wild hergegangen. Luther hatte bisher im Gottesdienst
und kirchlichen Einrichtungen Nichts geändert, nur die Lehre hatte er
gereinigt, nur die heilsame Wahrheit verkündigt. Da waren nun aber
unruhige Geister unter den Amtsgenossen Luther's in Wittenberg.
Die konnten es nicht abwarten, bis allerlei unangemessene Dinge beim
Gottesdienst von selber fielen. Sie wollten mit Sturm und Drang
den ganzen Cultus umgestalten, die Messe, die Beichte, die Abend-
mahlsfeier, sie warfen sogar die Bilder aus den Kirchen. Zu ihnen
kamen Andere, Jnspirirte aus Zwickau, die da meinten, des ge-
schriebenen Wortes Gottes nicht mehr zu bedürfen, da sie an der in-
nern Erleuchtung schon genug hätten. Diese Letzteren trieb Luther
entschieden von sich; den Stürmern aber in Wittenberg führte er zu
Gemüthe, daß alle äußere Form des Gottesdienstes unwesentlich sei,
nur wie das Herz zum Herrn stehe, darauf komme es an. Er brachte
Ordnung und Stille in das Reformationswerk zurück. Der Herr
hatte ihn ja selbst auf der Wartburg recht in die Stille geführt.
Desto gedeihlicher breitete sich sein Werk nach allen Seiten auö. Den
ganzen Norden nahm die neue Lehre ein. Dänemark und Schweden
und der Hochmeister von Preußen bekannten sich bald offen und ent-
schieden für sie. In Polen, Ungarn und Siebenbürgen fand sie den
entschiedensten Anklang. In der Schweiz hatte sie sich bereits einen
eigenthümlichen Heerd gegründet. Wir sahen schon, wie Zwingli,
von ganz anderen Grundlagen ausgehend, die Züricher Gemeinde be-
wogen hatte, sich vom Bisthum und somit von der ganzen katholischen
Kirche loszureißen, alle „Gebräuche, die in der heiligen Schrift nicht
Grund haben," abzuschaffen und nach Möglichkeit die altapoftolische
Form einer Christengemeinde wiederherzustellen. Von Zürich aus
brachen sich die evangelischen Ideen weithin in die Nachbarschaft
Bahn, sie stiegen bis zu den eisbedeckten Gipfeln der Alpen hinan, sie
ergossen sich von den völkertrennenden Firsten hinab in die Thäler
und Ebenen Savoyens und der Lombardei, durch die ganze italienische,
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Extrahierte Personennamen: Xxih Friedrich_Schutz Friedrich Zwingli
116 X. §. 2. Ursprüngliche Zustände in Griechenland.
tung zu bringen, und hatte ihnen solche politische Einrichtungen ge-
geben, hatte ihre Schicksale so geleitet, daß sie fast mit Nothwendig-
keit darauf hingedrängt wurden, aller in sie gelegten Kräfte sich bewußt
zu werden, sie zu gebrauchen, zu üben, zur Vollkommenheit zu bringen.
Deshalb sind noch bis auf den heutigen Tag die griechischen Schrift-
steller, Dichter und Philosophen, die griechischen Künstler aller Art
bei der gelehrten und kunstliebenden Welt in so hohem Ansehen, daß
sie fast als die Lehrmeister des neuern Geschlechts mitten in der
Christenheit erscheinen, ja daß selbst Christen bedauern, die Schön-
heit griechischer Formen nicht in den heiligen Schriften, nicht in dem
Buch der Bücher wiederzusinden.
Kunst, so weitste die Anmuth, Lieblichkeit, Gefälligkeit der äußern
Form bezeichnet, ist freilich dem Worte und Volke Gottes fremd.
Nicht die Schönheit, sondern die Angemessenheit der äußern
Form kommt dort allein in Betracht. Wenn das, was zu sagen und
darzustellen ist, auf die zweckmäßigste, dem Inhalt entsprechendste Art
dargestellt wird, so genügt das den: Knecht Gottes, mag dann die Form
auch in manchen Fällen als unschön, als hart, als anstößig, als wehe-
thuend erscheinen. Denn um Wahrheit und Verständniß ist es den
Knechten Gottes allein zu thun; und um der Wahrheit willen muß
auch das rauhere Wort gesagt werden, um des Verständnisses willen
muß es in scharfer Entschiedenheit gesprochen sein. Die Form darf
hier nichts für sich selber gelten. Das aber ist das Eigenthümliche
des Griechenvolks, daß es Alles, was es hervorbringt, in die schönsten
Formen kleidet, daß die Form, auch ganz abgesehen von dem Inhalt,
schon durch ihre eigne Lieblichkeit entzückt. Gleich wie der ewig heitere
reine griechische Himmel, die reizenden Formen der griechischen Berge
und Thäler, Seen und Flüsse, die einladende Anmuth seiner Meere
und Küsten Alles bezaubert, so schmiegt sich auch das Menschenwerk
in lieblichster Weise den malerischen Naturformen an; und wie die Na-
tur selbst zum Hingeben und Genießen einladet, so prägt sie auch den
Hervorbringungen des Menschengeistes den gleichen Stempel des ausru-
henden Genießens auf. Aber nichts desto minder beweist die Geschichte
des herrlichen Griechenvolks nur die Wahrheit des alten Satzes: alles
Fleisch ist wie Heu und alle seine Herrlichkeit ist wie des Grases
Blume.
§. 2. Ursprüngliche Zustände in Griechenland.
Die hohe Entwicklung des griechischen Volks konnte nur darum
zu Stande kommen, weil in ihm jeder Einzelne Gelegenheit zur
Entfaltung der in ihn gelegten Kräfte hatte. Bei keinem andern
Heidenvolk der alten Welt war das der Fall. Unter den hami-
tischen Culturvölkern sahen wir die einzelnen in die engen Formen
der Kaste eingezwängt, und die enggeschlossenen Corporationen ver-
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TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Xiii. §. 8. Innere Entwicklung der römischen Republik. 181
und die Eroberung einzelner Städte, von denen z. B. die nur wenige
Meilen von Rom gelegene Stadt Veji erst nach zehnjähriger Bela-
gerung gewonnen werden konnte. In einzelnen großartigen Zügen
sieht man auch wahrend dieser langen Zeit des Stillstandes noch im-
mer die alte abstracte Römertugend wieder Hervorbrechen; so in der
vielbewunderten Selbstverleugnung des Quinctius Cincinnatus,
der, vom Pfluge weg zur Dictatur gewählt, nach ruhmvoll erfochte-
nem Sieg über die Feinde wieder zum Pfluge trat; oder in dem
stolzen Edelmuth des Camillus, der den Schulmeister der belager-
ten Stadt Falerii von den eignen Schülern, die jener verrätherisch dem
Feinde überliefern wollte, wieder in die Stadt zurückpeitschen ließ.
Aber auch solche einzelne Züge sind während der genannten Zeit doch
nur sehr sparsam. Dagegen finden wir im Innern der Stadt wäh-
rend dieser Zeit eine Reihe von Gewaltsamkeiten und Frevelthaten,
welche uns das wilde Wolfsgesicht des römischen Staates auf eine
erschreckende Weise wieder enthüllen. Sie stehen allesammt in Ver-
bindung mit dem hartnäckigen und wüthenden Kampf innerhalb der
römischen Ringmauern, dem Kampf der Plebejer gegen die Patricier,
um gleiche politische Rechte, um Theilnahme an den republikanischen
Remtern und Würden und an der ganzen Staatsleitung zu erlangen.
Die Plebejer haben ihr Ziel wirklich erreicht; aber nur Schritt vor
Schritt konnten sie von der zähen Weigerung der Patricier bald dies,
bald jenes kleine Zugeständniß sich erkämpfen; und das kaum Er-
kämpfte ward ihnen unablässig wieder bestritten und aus den Händen
zu winden versucht. Dennoch siegten sie, und zwar war der erste
Schritt zum Siege die Aufstellung besonderer plebejischer Schirmvögte
mit sehr ausgedehnten Befugnissen zur Abwendung allgemeiner Maß-
regeln und Gesetze, die den Plebejern nachtheilig wären, und zur Be-
schirmung jedes einzelnen Plebejers, der von etwelchem Patricier
beeinträchtigt würde. Diese Befugniß, sich ihre Schirmvögte, Tribu-
nen selber zu wählen, und zwar in Comitien, zu welchen die Patricier
keinen Zutritt hatten (comida tributa), hatten die Plebejer erst er-
langt, als sie mit einer völligen Trennung und Auswanderung droh-
ten und sich bereits kriegerisch gerüstet und in ihrem gesonderten
Lager auf dem heiligen Berge verschanzt hatten.
Die Tribunen hatten zunächst die Sorge, der immer mehr um
sich greifenden Verarmung und Verschuldung der Plebejer abzuhelfen
und vorzubeugen. Da die Verarmung besonders durch die Schmäle-
rung des römischen Gebiets seit der Vertreibung der Könige, durch
die Rückgabe der bisher von Plebejern bebauten Staatsländereien,
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See]]