11
Es sind: Holland, Belgien, Frankreich, Schweiz,
Österreich-Ungarn, Rußland und Dänemark.
Diesen schließen sich an im Norden bezw. Nordwesten :
Schweden, Norwegen und England, die durch schmale
Meeresteile mit unserem Yaterlande mehr verbunden, als
von ihm getrennt sind. Die Pyrenäen- und Balkanhalb-
insel stehen zwar in nicht so inniger Verbindung mit dem
deutschen Reiche wie Italien, das nur durch die kleine Schweiz
und durch die verhältnismäßig wegsamen österreichischen Alpen-
gebiete getrennt ist, helfen jedoch den zweiten Staatenring
bilden, der Deutschland in weitem Bogen umspannt.
So hat wie kaum ein anderes Land Deutschland eine
zentrale Lage; es bildet daher auch das wichtigste Durch-
gangsgebiet für den europäischen Handel und Verkehr.
Welche wirtschaftlichen Nachteile und Vorteile ergeben sich
für Deutschland ans der zentralen Lage?
Ein Blick in die Blätter der Weltgeschichte lehrt uns, wie Deutschland
fast in jedem Jahrhundert der Schauplatz kriegerischer Ereignisse, der
Tummelplatz fremdländischer Heeresmassen gewesen. Aus fast auen
Himmelsgegenden ergossen sich kulturfeindliche Völkerströme in die
deutschen Gaue. Aus dem Osten brausten gleich einem gewaltigen Un-
gewitter nacheinander die wilden Horden der Hunnen, die räuberischen
Magyaren und die heidnischen, barbarischen Slawen in das Land, alles
vernichtend mit Feuer und Schwert. Von Norden kamen die Schweden,
von Westen die Franzosen und beteiligten sich an dem unseligen Religions-
kampf, der in dreißigjähriger Dauer die Hälfte aller Ortschaften samt ihren
Bewohnern mit eisernem Besen, durch Hungersnot und Pest, vernichtete.
Von ähnlicher Wirkimg für unsere Kultur waren die Schrecknisse
des siebenjährigen Krieges und die tief traurigen Ereignisse der .Jahre 1806
und 1807, als wiederum französische Heere unsere Fluren zerstampften.
Natürlich haben diese das Volksleben bis ins Mark treffenden Er-
eignisse die wirtschaftliche Entwicklung unseres Vaterlandes außerordentlich
gehemmt
Wie aber Deutschland durch seine zentrale Lage den vernichtenden
Elementen leicht zugänglich gewesen ist, so haben in gleicher Weise auch
die kulturfreundlichen Strömungen ins Land dringen können, die von
den Nachbarstaaten ihren Ausgang nahmen. Und besonders in neuester
Zeit, da Deutschland geeint, macht- und glanzvoll als ein Hort des
europäischen Friedens dasteht, hat sich der aus seiner Mittellage erwachsende
wirtschaftliche Vorteil mehr denn je bemerkbar gemacht. Statt der wilden
Horden durchziehen jetzt kreuz und quer Segen und Wohlstand bringende
Handels- und Verkehrsstraßen das Land, die Nachbarstaaten miteinander
verknüpfend.
So muß Deutschland eine vermittelnde Rohe übernehmen, wollen
Frankreich und Rußland, Dänemark und Italien, Holland, Belgien und
England einerseits, Österreich-Ungarn und die südöstlichen europäischen
Staaten anderseits in Handelsbeziehungen treten.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: Holland Belgien Frankreich Schweiz Schweden Norwegen England Balkanhalb- Italien Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Schweden Deutschland Deutschland Deutschland Frankreich Dänemark Italien Holland Belgien England
Iii.
Gütererzeugung und Güteraustausch
des Deutschen Reiches im Zusammenhange.
I. Bodenbau und Viehzucht.
A. Landwirtschaft.
Geschichtliche Entwicklung-.
Die heutige Bodennutzung des Deutschen Reiches ist ganz ver-
schieden von der früherer Zeit. Bei den alten Germanen war von einem
rationellen Bodenbau keine Rede. Ihre Hauptnahrung bildete das Fleisch
der auf der Jagd erlegten Tiere. Da aber die Jagd eine mehr oder weniger
unsichere Nahrungsquelle blieb, so wandte sich der altgermanische Jäger
der Zähmung und Züchtung wilder Tiere zu und schuf sich damit eine
sichere Grundlage seiner Ernährung. Die Viehzucht führte zur Wert-
schätzung des Bodens als Weideland und zum Anbau von Nahrungs-
pflanzen für das Vieh. Das Nahrungsbedürfnis des Menschen wuchs über
Fleisch und eßbare Früchte von Bäumen und Sträuchern hinaus und
lenkte seine Aufmerksamkeit nach und nach auf den Anbau von Getreide,
Übst und Wein. An Stehe des unsteten Nomadenlebens trat, die Seß-
haftigkeit, und die Beschäftigung mit der Natur wurde zur Vorstufe
der Kultur.
Dreifelderwirtschaft. Bis zur Zeit Karls des Großen bestand
die Feldgraswirtschaft, wobei der kleinere Teil des Bodens zum Getreide-
bau, der übrige als Wiese, Weide oder Wald benutzt wurde. Erwiesen
sich die in Kultur genommenen Ackerflächen nicht mehr ertragreich genug,
so überließ man sie wieder dem wilden Graswuchs und nahm ein anderes
Stück in Beackerung. Seit dem 8. Jahrhundert bürgerte sich die Drei-
felderwirtschaft (Wintergetreide, Sommergetreide und Brache) ein, die im
Vergleich mit der Feldgraswirtschaft einen gewaltigen Fortschritt bedeutete,
allerdings aber bei der stetigen Ausnutzung des Bodens eine geregelte
Düngerzufuhr nötig machte. Sie hat sich bis gegen Ende des 18. Jahr-
hunderts erhalten.
Fruolitwechselwirtscliaf't. Von da ab vollzog sich ein großer
Umschwung in der Landwirtschaft, indem man allmählich zur Frucht-
wechselwirtschaft überging, wobei ein fast regelmäßiger Wechsel zwischen
Halmfrüchten und Blattpflanzen stattfindet. Der Anbau von Futter-
kräutern wurde in größerem Umfange betrieben und damit ein inten-
siverer Betrieb der Viehzucht möglich. Letzteres hatte zur Folge, daß
eine bessere Düngung des Bodens erfolgen konnte. Da die Brache fast
ganz in Wegfall kam, so wurde der Boden — allerdings bei viel mehr
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
131
It. Verkehrswege und Handel.
A. Die Wege des Binnenhandels.
1. Die Landstrafsen.
a. Geschichtliche Entwicklung- des Landstraßen-
verkehrs.
aa) Landstraßen bei den alten Kulturvölkern. In früherer
Zeit, als es noch keine Eisenbahnen gab, hatten die Land-
straßen eine viel höhere Bedeutung als heute. Trotzdem aber
hat man viele Jahrhunderte hindurch in Deutschland ihrer
Pflege wenig Sorgfalt zugewandt; von einem eigentlichen
Straßenbau ist erst seit Ende des 18. Jahrhunderts die Rede.
Anders stand es bei den alten Kulturvölkern. Schon die Perser
zeichneten sich durch einen umfangreichen Straßenbau aus.
Zu einer bewundernswerten Fertigkeit in der Anlage von Kunst-
straßen haben es besonders die Römer gebracht. Wenn auch
die römischen Wege in erster Linie politischen Zwecken dienten,
so waren sie doch auch von Bedeutung für Handel und Ver-
kehr. Mit dem römischen Kaiserreiche verfiel auch dessen
Straßennetz, namentlich ging die feste innerliche Verbindung,
die gerade für den Verkehr so bedeutungsvoll ist, verloren.
Leider hatte kein europäisches Kulturvolk die Kunst des Straßen-
baues von den Römern übernommen, und so sehen wir wäh-
rend des Mittelalters und in der darauffolgenden Zeit bis
gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Verkehrsstraßen in
Deutschland in einem sehr vernachlässigten Zustande.
bb) Die Landstraßen Deutschlands im Mittelalter. Die
Straßen, auf denen sich während des Mittelalters vielfach ein
reger Handelsverkehr vollzog, waren eigentlich nur festgefahrene
und festgetretene Geleise mit den notwendigsten Brücken über
tiefere Gewässer. An Ausbau und Unterhaltung der Verkehrs-
wege wie bei den Römern wurde hier nicht im entferntesten
gedacht.
Donau- und Brennerstraße. Viele Jahrhunderte hin-
durch hatte die Donaustraße für Deutschlands Handel mit
9*
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschlands Deutschlands
— 27 —
b) Politisch umfaßt es mehr oder minder vollständig
sechs Staaten : den Nw. Bayerns (Franken) und die Rheinpfalz,
Württemberg, Hohenzollern, Baden (ohne den südöstlichen Zipfel),
Rheinhessen und die Reichslande.
Größe. Es ist etwa l1/2mal so groß wie das deutsche
Alpenvorland und gehört im Gegensatze zu diesem zu den be-
völkertsten Gebieten des Reiches (Württemberg 111,2 auf 1 qkm,
Baden 123,9, Elsaß-Lothringen 118,5, Rheinhessen 145,8). Daher
auch hier 14, dort nur 2 größere Mittel- bezw. Großstädte.
Wie ist die Entstellung des siidwestdeutsclien Beckens
zu erklären?
a) Im Altertume der Erdbildungsgeschichte befand sich an seiner
Stelle vermutlich ein hohes Bergland. Im Verlaufe ungezählter Jahr-
tausende sanken auch hier wie im Nachbargebiete große Erdschollen in
die Tiefe. Ein Becken von besonderer Tiefe entstand in der Gegend der
heutigen Pfalz.
Ungeheure Massen üppig wuchernder Pflanzen füllten zu wiederholten
Malen dasselbe aus. Aber ebensooft wurden sie auch durch schwere
Schutt- und Trümmermassen überdeckt.
So wurde der Grund zu dem heutigen Saar brücker Kohlen-
revier gelegt.
b) In späteren Zeitläuften überfluteten die brandenden Wogen der
Trias- und Jurameere diese Stätte.
Durch vulkanische Kräfte wurde der Meeresboden wahrscheinlich
später wieder gehoben, und die auf ihm abgesetzten Trias- und Jura-
formationen ragten als Gebirge empor.
Darauf begannen dann die zermürbenden Kräfte der Natur an ihnen
ihr Zerstörungswerk und trugen große Massen der Auflagerungen wieder ab.
c) Im tertiären Zeitalter (Braunkohlenzeit) gaben neue gewaltige
Umwälzungen auf der Erdoberfläche dieser Gegend wieder ein neues
Gesicht. Durch den andauernden Abkühlungsprozeß entstanden riesen-
hafte Spalten und Risse in der Erdrinde, und große Erdschollen glitten
allmählich in die unterirdischen Hohlräume.
Am tiefsten sanken die Schollen da, wo sich heute die ober-
rheinische Tiefebene in Gestalt eines riesigen Grabens befindet.
Ihre unmittelbaren Nachbargebiete verharrten jedoch mehr oder
minder in der alten Höhe und bilden so die heutigen Eandgebirge :
Schwarz- und Wasgenwald.
d) Auch die entfernteren westlichen und östlichen Nachbar-
landschaften gerieten ins Sinken, neigten sich in Stufen der großen
Grabensenke zu und bildeten auf diese Weise die bekannten S tuf en-
länder.
Aus mehreren Spalten der Grabensohle quollen feurig-flüssige Eruptiv-
massen hervor und ließen basaltische Bergkuppen (Kaiserstuhl) entstehen.
An den Bruchstellen der Eandgebirge wurden die warmen Quellen
bloßgelegt (Baden-Baden).
e) Bald drangen von einem nördlichen Meere Wassermassen in
die Senke und machten sie zu einem Meeresarm.
i
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
— 2 —
Im weiteren Verlaufe des Abkühlungsprozesses gingen sie in den
festen Zustand über und bildeten um einen feurig-flüssigen Kern eine
starre Kruste.
Als älteste Bildung der Erdrinde heißen sie Urgesteine; ihre
Werdezeit führt den Namen älteste oder archäische Periode. Zu den
Urgesteinen rechnet man gewisse kristallinische Schiefer wie Gneis und
Glimmer.
Infolge andauernder Abkühlung zog sich die Erdkruste immer mehr
zusammen. Durch den auf das flüssige Innere ausgeübten Druck und durch
die verschiedenen Spannungszustände innerhalb der Gesteinsarten barst
dieselbe. Teile des flüssigen Kerns, die ältesten Auswurf- oder
Eruptivgesteine bildend, traten aus den Spalten hervor und lagerten
sich über das Urgestein. Die allgemeine Wärmeabgabe des Erdballes an
den kalten Weltenraum konnte endlich auch nicht ohne Wirkung auf seine
äußerste Hülle, den Wasserdampf, bleiben.
Er lagerte zunächst als Dunsthülle über der festen Erdrinde, bis er
nach weiterer Abkühlung in flüssiger Form auf die noch heiße Erdober-
fläche herniederfiel. Dadurch wurden große Urgesteinsmassen an ihrer
Oberfläche aufgelöst imd in späterer Zeit wieder zu geschichteten oder
Sedimentgesteinen aufgebaut. Diese Auflagerungen behielten nur selten
ihre ursprüngliche Lage. Aus dem Innern der Erde hervorquellende
Eruptivmassen erzeugten Hohlräume unter der Erdkruste. Große Schollen
derselben sanken in die Tiefe, die angrenzenden Gebiete schräg oder gar
steil lagernd. So entstanden Erhebungen und Vertiefungen, Gebirge und
Täler.
In die Vertiefungen fluteten die brausenden Wassermassen, um neue
gewaltige Wasserbecken zu bilden. Ehemaliger Meeresboden wurde da-
durch vom Wasser befreit und zu festem Lande. Auf dem neuen Meeres-
boden lagerten sich wiederum große Mengen aufgelöster und abgerutschter
Gesteinsmassen ab, bis auch sie durch eine neue Umwälzung wieder an
die Oberfläche gelangten.
Aus diesen wechselnden Vorgängen erklärt es sich, daß gleichartige
Sedimente in mannigfacher Mächtigkeit und Ausdehnung in den ver-
schiedensten Gegenden der Erde angetroffen werden.
Natürlich spielten sich alle diese Ereignisse in so ungeheuer großen
Zeiträumen ab, daß sie alle menschliche Vorstellung übersteigen.
Die Geologen bestimmen nach Lage und Beschaffenheit, d. h. nach
der Zusammensetzung und den Einschlüssen der Ablagerungen, ihr
Alter. Sie unterscheiden danach:
1. das primäre Zeitalter (Altertum der Lebewesen);
2. das sekundäre » (Mittelalter » » );
3. das tertiäre » (Neuzeit » » );
4. das quartäre » (Jetztzeit).
1. Dem primären Zeitalter oder dem Altertum der Erdbildungs-
geschiehte gehören 4 Formationen*) oder Systeme von Gesteinen an:
a) das silurische, b) das devonische, auch A^orkohlengebirge genannt,
c) das Karbon- oder Steinkohlensystem, d) das Permsystem, auch
N a c h k o h 1 e n gebirge.
Die beiden ersteren Systeme bestehen vorwiegend aus mächtigen
*) Formationen sind Gesteinsschichten mit Überresten gleich-
artiger Lebewesen.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
152
Straße von Mitteleuropa über Kleinasien zum Persischen Meere
und der Weg von Westeuropa über Moskau nach Ostasien.
Der Weg von der Donau über Konstantinopel nach
Baßra am Persischen Meere wird uns von der Benutzung des
unter englischem Einflüsse stehenden Suezkanals freimachen.
Er bildet aber auch den größten Teil der direkten Straße aus
dem Herzen Europas nach jenen Ländern des fernen Orients,
die als Rohstofflieferanten wie auch als Abnehmer europäischer
Waren von höchster Bedeutung sind. Durch den Bau der
Bagdadbahn, den sich deutscher Unternehmungsgeist und
deutsches Kapital zur Aufgabe gemacht haben, soll die Ver-
bindung zwischen Konstantinopel und Baßra hergestellt und
jene alte Völkerstraße wieder zu Ehren gebracht werden, auf
der sich vor Jahrtausenden der Verkehr zwischen Europa und
Ostindien bewegte. Es ist nicht ohne Bedeutung, daß die alte
Donaustraße aus Deutschland gleichsam hinweist nach dem
Südosten, zum Euphrattal, zum Indischen und Großen Ozean.
Die Straße von Westeuropa über Moskau nach Ost-
asien mit einer Länge von rund 11000 km ist die zweite
Überlandroute, die als Welthandelsstraße mit Vollendung der
sibirischen Bahn für Deutschland einen hohen Wert erlangt
hat. Für den Transport von Massengütern aus Deutschland
nach Ostasien wird sie wohl kaum jemals in Frage kommen,
da diese stets den billigeren Seeweg wählen werden; aber durch
die Beförderung der Post, der Personen und wertvoller Güter
wird sie von internationaler Bedeutung sein.
2. Die deutsche Handelsflotte.
a. Entwicklung'.
Deutschland durchlebt jetzt die zweite Blütezeit seines Welthandels.
Wie einst Venedig das Mittelmeer, so beherrschte vom 13. bis 15. Jahr-
hundert die deutsche Hansa mit ihrer gewaltigen Handelsflotte Nord- und
Ostsee. Sie war mit der Zeit zu einer solchen Machtfülle gelangt, daß
sie aus einem Krieg mit dem Dänenkönig Waldemar siegreich hervorging.
Doch gegen Ende des 15. Jahrhunderts begann der Stern der Hansa zu
sinken. Zahlreiche Feinde, innere Zwistigkeiten führten den vollständigen
Verfall herbei. Während die westeuropäischen Mächte infolge der großen
Entdeckungen am Ende des 15. Jahrhunderts schnell emporblühten, sank
der deutsche Seehandel zur Bedeutungslosigkeit herab. Nur Hamburg,
Bremen und Lübeck wußten sich den neuen Zeitverhältnissen anzupassen
und einen gewissen Anteil an dem Welthandelsverkehr zu sichern. Doch
auf den Schutz eines Deutschen Reiches konnten sie nicht rechnen.
Deutschland war während des 16. und 17. Jahrhunderts der Schauplatz
religiöser und politischer Wirren und so zu Ohnmacht und wirtschaftlichem
Verfall verurteilt.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropa Westeuropa Moskau Ostasien Donau Baßra Europas Konstantinopel Europa Ostindien Deutschland Euphrattal Ozean Westeuropa Moskau Deutschland Deutschland Ostasien Deutschland Hamburg Bremen Deutschland
— 147 —
die Bahnstrecke Charbin—tairen unter die Kontrolle des Insel-
reiches (siehe S. 81). Nächst Großbritannien ist Japan das wichtigste
Inselreich der Welt, und man hat es nicht mit Unrecht mit jenem
verglichen. Es hat dieselbe insulare Abschließung, dieselbe dem
zugehörigen Festlande vorauseilende Entwicklung und dasselbe
Ausdehnungsbestreben wie jenes. Andere Berührungspunkte sind
die große Bevölkerungsdichte (122 auf dem Quadratkilometer) und
die Seetüchtigkeit der Bevölkerung als Folge der steten Berührung
mit dem Meere.
Japan ist fast ganz von Gebirgen erfüllt, die meist vulkanischer
Natur sind. Durch die Verwitterung des vulkanischen Gesteins ist
eine sehr fruchtbare Ackerkrume entstanden. Die Bewässerung
durch Flüsse ist nicht nennenswert, aber auch nicht notwendig,
da Japan im Bereich der Monsune gelegen ist und die Nähe des
Meeres fast überall künstliche Bewässerung zuläßt. — Die Japaner
zeichnen sich durch Lernbegier, persönliche Tüchtigkeit, Geschick-
lichkeit in technischen Dingen, hervorragenden Kunstsinn und vor-
zügliche militärische Eigenschaften aus. Früher waren die Chinesen
ihre Lehrmeister, neuerdings haben sie diese überflügelt und sind bei
den europäischen Kulturvölkern in die Lehre gegangen, welche ihnen
mit übergroßer Bereitwilligkeit ihre Betriebe und Fabrikations-
methoden zeigten. Das regsame Inselvölkchen ahmte alles nach und
gab seinem Staatswesen durch Einführung abendländischer Staats-
form, der Sonntagsheiligung, des Kalenders, des Geldes, durch Er-
richtung von Schulen, Einführung des Schulzwanges und der all-
gemeinen Wehrpflicht nach preußischem Muster einen modernen
Anstrich. Alles das hat dazu geführt, daß das kleine Japan das
gewaltige Rußland niederkämpfen konnte und damit in die Reihe
der Weltmächte eingetreten ist.
B. Wirtschaftliches.
i. Der Ackerbau nimmt infolge der Bodengestaltung nur zwei
Fünftel des Landes in Bearbeitung, liefert aber, begünstigt durch
das milde Klima und die Fruchtbarkeit der Ackerkrume, gute
Erträge. Die Bearbeitung ist sehr sorgfältig (Gartenbau- und Spaten-
kultur), die Düngung reichlich, die Bewässerung gut ausgebildet.
Die Abschwemmung des Ackerbodens von den Bergabhängen wird
durch Terrassenkultur verhindert. — Das Hauptgetreide ist der
10*
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
86
Arbeiter können besondere Arbeitsordnungen erlassen werden. Der Erlaß erfolgt
durch Aushang (§ 134e Absatz 2).
§ 134b. Die Arbeitsordnung muß Bestimmungen enthalten:
1) über Anfang und Ende der regelmäßigen täglichen Arbeitszeit, sowie der
für die erwachsenen Arbeiter vorgesehenen Pausen;
2) über Zeit und Art der Abrechnung und Lohnzahlung;
3) sofern es nicht bei den geschlichen Bestimmungen bewenden soll, über dic
Frist der zulässigen Aufkündigung, sowie über die Gründe, aus welchen bk
Entlassung und der Austritt aus der Arbeit ohne Aufkündigung erfolgen darf;
4) sofern Strafen vorgesehen werden, über die Art und Höhe derselben, über
die Art ihrer Festsetzung und, wenn sie in Geld bestehen, über deren
Einziehung und über den Zweck, für welchen sie verwendet werden sollen;
5) sofern die Verwirkung von Lohnbeträgen nach Maßgabe der Bestimmung
des § 134 Absatz 2 durch Arbeitsordnung oder Arbeitsvertrag ausbedungen
wird, über die Verwendung der verwirkten Beträge.
§ 134 s. Die Arbeitsordnung ist an geeigneter, allen beteiligten Arbeitern
zugänglicher Stelle auszuhängen. Der Aushang muß stets in lesbarem Zustande
erhalten werden. Die Arbeitsordnung ist jedem Arbeiter bei seinem Eintritt in
die Beschäftigung zu behändigen.
8 135. Kinder unter dreizehn Jahren dürfen in Fabriken nicht beschäftigt
werden. Kinder über dreizehn Jahre dürfen in Fabriken nur beschäftigt werden,
wenn sie nicht mehr zum Besuche der Volksschule verpflichtet sind.
Die Beschäftigung von Kindern unter vierzehn Jahren darf die Dauer von
sechs Stunden täglich nicht überschreiten.
Junge Leute zwischen vierzehn und sechzehn Jahren dürfen in Fabriken nicht
länger als zehn Stunden täglich beschäftigt werden.
Z 136. Die Arbeitsstunden der jugendlichen Arbeiter dürfen nicht vor fünft
einhalb Uhr morgens beginnen und nicht über achteinhalb Uhr abends dauern.
Zwischen den Arbeitsstunden müssen an jedem Arbeitstage regelmäßige Pausen
gewährt werden. Für jugendliche Arbeiter, welche nur sechs Stunden täglich b^
tchäftigt werden, muß die Pause mindestens eine halbe Stunde betragen. Den
übrigen jugendlichen Arbeitern muß uiindestens mittags eine einstündige, sowie
vormittags und nachmittags je eine halbstündige Pause gewährt werden.
¿)ex 'Qcxxievxiefymev.
Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe preis.
Vivos voco.
(Gebende rufe ich.
Fest gemauert in der Erden
steht die Form, aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden,
frisch, Gesellen, seid zur Hand!
Bon der Stirne heiß
rinnen muß der Schweiß,
soll das Werk den Meister loben;
doch der Segen kommt von oben.
Zum Werke, das wir ernst bereiten,
geziemt sich wohl ein ernstes Wort.
Fulgura frango.
Blitze breche ich.)
wenn gute Reden sie begleiten,
dann fließt die Arbeit munter fort.
So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachtn,
was durch die schwache Kraft entspringt;
den schlechten Mann muß man verachten,
der nie bedacht, was er vollbringt.
Das ist's ja, was den Menschen zieret,
und dazu ward ihm der verstand,
daß er im innern Herzen spüret,
was er erschafft mit seiner Hand.
42. Das Lied von der Glocke.
I.
Nortuos plango.
Tote beklage ich.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
122
schälten die Pflöcke und verwandelten sie in eine mehlartige
Masse. Diese wurde in einem großen Bottich mit allen anderen
Bestandteilen, die zur Herstellung des Papiers notwendig sind,
vermischt. Der Brei kam nun in die Papiermaschine. Um
9 Uhr 20 Minuten ging der erste Bogen Papier fertig aus der
Maschine hervor. Die beiden Fabrikanten sprangen in bereit-
stehende Wagen und fuhren mit dem Bogen in eine vier Kilo-
meter entfernte Zeitungsdruckerei. Der Satz stand in Bereit-
schaft, um 10 Uhr druckte man und hatte im Nu eine Zeitung
vom Tage und mit dem Datum des Tages in der Hand. Es
war also nur eine Zeit von 2 Stunden 25 Minuten notwendig
gewesen, um einen lebenden, blühenden Baum in eine Zeitung
zu verwandeln. Dabei wären noch 30 Minuten zu sparen ge-
wesen, wenn sich nämlich die Zeitungsdruckerei in nächster
Nähe der Papierfabrik befunden hätte.
Auf diese großartige Erfindung, die rauschenden Bäume
des Waldes in Zeitungsblätter zu verwandeln, braucht sich in-
dessen die moderne Welt nicht viel einzubilden. Zu allem
Papier unserer Zeit wird ja vorwiegend Holzfaserstoff verwendet,
und das Papier ist schön und glatt und seidenartig; die schönsten
und zärtlichsten Dinge lassen sich darauf schreiben, welche die
Herzen entzücken, und mächtige, weltbewegende Dinge lassen
sich darauf drucken, die die Geister entflammen. Aber dieses
Papier aus Holzfaserstoff ist nicht dauerhaft. Vier, fünf Jahre,
und es ist eine fettige, braune Masse. Zehn Jahre, es wild
brüchig und beginnt zu zerfallen. Zwanzig Jahre — was wird
da sein ? So alt ist der allgemeine Gebrauch des Holzstoffs noch
nicht. Aber wenn er so alt sein wird? Was wird da geschehen?
Alle diese Massen von Zeitungen, die einen so treuen Spiegel
ihrer Zeit bildeten, eine so unerschöpfliche Fundgrube zum Studium
der Dinge und Menschen in einer großen Kulturepoche bilden —
sie werden einfach zerfallen. Zerfallen werden die unzähligen
Bücher, die man in den Bibliotheken anhäuft, alle die welt-
erschütternden Dramen unserer jungen Dichter, alle ihre Verse
werden zerfallen. —
Vor wenigen Tagen machte ich einen merkwürdigen Spazier-
gang durch die Jahrhunderte. Ich erging mich in dem Prunk-
saal der Wiener Hofbibliothek. Dort sind jetzt die Bücherschätze
von Jahrhunderten ausgestellt, namentlich aus dem Gutenberg-
Zeitalter. Man kann da sehen, wie die Bücher und Flugschriften
beschaffen waren, bevor der Junker Johann Gensfleisch von
Sorgenloch zum Gutenberge die zerlegbaren Typen erfand, man
kann seine herrliche 42zeilige Bibel bewundern und viele Bücher,
die nach ihr kamen. Und das Papier der berühmten Bibel ist
heute, nach fünfthalb Jahrhunderten, glatt, schön und rein, ohne
Flecken, ohne Risse und Brüche. Mit ihrem gelblich-weißen
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Gensfleisch_von
Sorgenloch Johann
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„Und weiß denn der Makler, wer die Leute alle sind?"
„Gewiß, die Makler kennen alle Geschäftsleute persönlich. Sie kennen
auch die Angestellten der großen Häuser, die für ihre Chefs hier Auf-
träge geben. Sie sehen die Chefs da ruhig auf ihren Plätzen sitzen. Die
Herren empfangen fortwährend Depeschen oder Nachrichten von ihren An-
gestellten und lassen durch letztere kaufen oder verkaufen, fei es für sich,
sei es für ihre Kundschaft."
„Sie sagten vorhin: London meldet fest. Haben die anderen Börsen
während der Geschäftszeit auch hier in Berlin Einfluß?" fragen wir
unsern Führer.
„Ganz gewiß, und zwar einen sehr bedeutenden Einfluß. London
und Paris, in zweiter Linie Neuyork und Wien, haben für Berlin die
denkbar größte Bedeutung. Wegen des Zeitunterschiedes mit Amerika ist
ja in Neuyork nicht gerade Börsenzeit, wenn in Berlin die Börse geöffnet
ist, aber die Neuyorker Kurse der letzten Börse haben doch hier Einfluß,
noch mehr aber die .Stimmung' in London und Paris. Wenn auch die
hiesige Börse zuerst geschäftslustig und fest ist, so flaut sie doch ab, wenn
.matt London' und ,matt Paris' gemeldet wird. Wenn die Spekulanten
auch nicht wissen, weshalb die auswärtigen Börsen verstimmt sind, so
fürchten sie doch, daß etwas Schlimmes, Gefährliches in der Lust liegt."
Unser Begleiter ist nach dem Börsensaale gerufen worden, und wir
folgen ihm. Aus Transvaal sind schlechte Nachrichten für England ein-
getroffen. Niemand weiß, ob diese Nachrichten wahr sind. Aber die
englischen Papiere, besonders die Goldshares (Anteile an den südafrikanischen
Goldminen) fallen sofort. Kurze Zeit darauf kommt die Nachricht, daß
die Londoner Börse flau geworden. Die schlechten Nachrichten scheinen
also wahr zu sein; den Spekulanten gehen Millionen verloren.
„Gibt es in solchen Augenblicken denn gar keine Rettung für den
Spekulanten?" fragen wir.
„Er kann sich .drehen', wie der Kunftausdruck lautet. Er kann in
solchem Falle, wenn er n ln ünnsse spekuliert hat, plötzlich n In dnisss
spekulieren, um an der Baisse eventuell zu verdienen, was er au der Hausse
verliert. Aber auch das .Drehen' ist ein gefährliches Ding, der richtige
Zeitpunkt dafür ist manchmal in fünf Minuten vorbei, und nur wer hier
im Saale anwesend ist, kann sich so zu helfen suchen; der kleine Spekulant
in der Provinz ist in solchem Falle verloren."
Zwischen den Pfeilern an den beiden Langwänden des Saales be-
finden sich Nischen, welche, wie man uns belehrt, für schweres Geld an
die großen Banken vermietet sind. Hier sitzen die Direktoren und Pro-
kuristen der Banken mit ihrem Börsenstab, hier gehen stoßweise die De-
peschen ein, und von hier aus gehen die Weisungen für Kauf und Verkauf
an die Makler.
Es ist bald zwei Uhr, wir wollen die Börse verlassen, um zwei Uhr
schließt so wie so die offizielle Börse, die inoffizielle dauert bis drei Uhr,
und wenn dann eifrige Geschäftsleute noch nicht gehen wollen, werden sie
von den Dienern „hinausgeläutet".
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: London Berlin London Paris Wien Berlin Amerika Neuyork Berlin London Paris London Transvaal England Goldshares