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1. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 74

1908 - Berlin : Süsserott
— 74 gewesen. Sie sind stumpf und verroht geblieben und zu freier Arbeit unfähig. Im Gegensatz dazu stehen die herrschenden Volksklassen, die aber trotz hoher Bildung in ihrer Verschwendungssucht und Willkür kein gutes Beispiel geben. Die innerpolitischen Zustände sind den aufstrebenden Schichten der häufig im Ausland gebildeten mittleren Volksklassen und den durch polnische und jüdische Agita- toren beeinflußten Industriearbeitern unerträglich, und die Willkür der größtenteils bestechlichen Beamtenschaft treibt das Land un- aufhaltsam dem Ruin entgegen. Vielleicht wird der Eintritt in die Reihe der konstitutionellen Staaten dem schwergeprüften Lande die ersehnte Besserung bringen. Der Beschäftigung nach gehören mehr als drei Viertel der Bevölkerung der Landwirtschaft und verwandten Berufen an. Nur etwa ein Achtel wohnt in Städten, und das ganze russische Welt- reich hat nur 20 Großstädte. Die Auswanderung ist bedeutend. (Gründe!) Sie richtet sich sowohl nach dem Westen (England, Nordamerika, Deutschland — besonders Juden, Finnländer nach Schweden) als auch nach dem Osten. (Sibirien, Transkaukasien und Transbaikalien. — Der russische Ansiedler im Osten ist gleichzeitig Ackerbauer, Eisenbahnarbeiter und — Soldat !) B. Wirtschaftliches. i. Land- und Forstwirtschaft, Tierzucht, Fischzucht und Jagd. Rußland hat gute Vorbedingungen für eine reiche Produktion von pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen. Man ist gewöhnt, es als die Kornkammer Europas zu bezeichnen. Denn obwohl nur 26% der Bodenfläche Ackerland sind, hat es bei seiner Ausdehnung doch die größten Anbauflächen (allein für Getreide etwa 720000 qkm, d. i. rund 175 000 qkm mehr als der Raum, den das Deutsche Reich bedeckt). Trotz schlechter Bewirtschaftung und ungenügender Aus- nutzung des Bodens bringt dieser besonders im Gebiet der „schwarzen Erde" so reiche Ernten, daß Rußland das zweite Getreideausfuhr- land der Erde ist. (Die Union hat es seit 1877 überflügelt. Russische Ernte 1906 in Mill, t: Roggen 17,0, Weizen 13,8, Hafer 10,4, Gerste 6,8 ; daneben noch 1,8 Mais [dabei erbrachte 1906 eine Mißernte]. Ver- gleiche die entsprechenden Zahlen für das Deutsche Reich, Teill, S.39.) Ein großer Teil der Ernte gelangt selbst in schlechten Jahren zur Ausfuhr. Weltplatz für Getreide ist Odessa.

2. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 79

1908 - Berlin : Süsserott
79 Die W as s er s t r aß e n sind die Hauptträger des riesigen Binnen- verkehrs. Die wichtigste Verkehrsader ist die Wolga. Sie vermittelt den Austausch zwischen der kornreichen Mitte, dem fisch- und salz- reichen Süden, dem erzreichen Osten und dem holz- und pelzreichen Norden des Landes. Neben ihr hat die Newa die größte Bedeutung. Sie bringt die Waren aus den holz- und flachsreichen Gegenden nach der Ostsee. An Eisenbahnen waren 1906 55000 km (außerdem 12 000 km in Asien; die sibirische, transbaikalische Bahn) vorhanden. Die wichtigsten Linien sind folgende: 1. Moskau—petersburg, 2. ,, —Warschau—alexandrowo (—Odessa), 3. ,, —Rostow—baku, 4. ,, —Sewastopol, 5. ,, —Archangelsk, 6. ,, —Samara-Ufa—sibirien ; 7. Petersburg—wilna—eydtkuhnen—berlin. Auf letztgenannter Strecke verkehrt der Nordexpreß Ostende (Paris)—Berlin, der zweimal wöchentlich nach Petersburg und einmal bis Warschau geführt wird. Der Straßenbau leidet unter dem M angel an Steinen ; Ch ausseen sind fast gar nicht vorhanden (Schlittenverkehr im Winter). Die wichtigsten Binnenplätze sind Moskau, Nischni Nowgorod (Messe dauert 4 Wochen, Juli bis August; Umsatz y2 Milliarde M), Rostow, Charkow, Warschau. Der Außenhandel richtet sich in erster Linie nach Deutschland (Handelsvertrag). Dann folgen Groß- britannien und in weitem Abstände erst Holland, Frankreich, die Union, Italien, Belgien, Österreich-Ungarn, Dänemark und die Türkei. Ein nicht unbedeutender Austausch findet mit Sibirien und über dieses mit China sowie mit Persien statt (Karawanen- handel — Tee, Rohseide, Teppiche). Nenne wichtige Ausfuhr- gegenstände ! Der größte Teil der russischen Ausfuhr geht über Odessa (Weizen, Roggen, Gerste, Petroleum, Holz, Häute, Talg). Es versorgt alle Mittelmeerstaaten, Großbritannien, Belgien und Holland mit Getreide, sendet Petroleum die Donau aufwärts und unterhält zahlreiche Dampferlinien („Russische Schiffahrts- und Handelsgesellschaft" und „Freiwillige Flotte") nach allen Häfen des Schwarzen Meeres, der Levante, Marseille und Ostasien bis Wla- diwostok. An der Ostsee ist Petersburg der erste Platz, zugleich der größte Einfuhrhafen Rußlands. Für Kaffee, Baumwolle,

3. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 71

1908 - Berlin : Süsserott
— ri — Rumäniens denen Rußlands ähnlich sind und diejenigen des verkehrs- armen Sibiriens und Persiens eher hemmend wirken. 2. Bodengestaltung und -beschaffenheit, Rußland ist ein großes Tiefland. Die östliche Grenze desselben ist der Ural. Er ist im Norden am höchsten und ödesten („sumpfreicher" Ural), birgt in seinem mittleren Teile reiche Erze und hat im Süden dichten Waldbestand. Ungefähr in der Mitte des Flachlandes erhebt sich die Waldaihöhe. (Vergleiche sie ihrer Bedeutung nach mit dem Fichtelgebirge und dem St. Gotthard!) Die Waldaihöhe findet ihre Fortsetzung nach Osten und Westen in kleineren Bodenerhebungen, während nach Süden hin der breite mittelrussische Landrücken ansetzt, der sich bis zu den Gebieten des Don und Donez hinzieht und sich jen- seits dieser Ströme noch einmal erhebt, um steil zur Wolga (Berg- ufer) abzufallen. Den südwestlichen Teil füllen die Ausläufer der Karpathen, während die Südgrenze gegen Asien zwischen dem Kaspischen und dem Schwarzen Meere von dem Hochgebirge des Kaukasus gebildet wird. Bezüglich der Beschaffenheit des Bodens hat man drei Gürtel zu unterscheiden: i. die nördlich der Linie Lemberg-Tula- Kasan-Perm gelegene waldreiche Zone; wo im Norden die Wald- bedeckung aufhört, breiten sich Wiesen- (Flechten) und Sumpf- flächen aus, Tundren genannt, auf denen nur anspruchslose Fischer und Jäger ein kümmerliches Dasein fristen. Der westliche Teil dieser Region ist sehr sumpfreich (Rokitnosümpfe). 2. Das Gebiet der „schwarzen Erde", südlich jener Zone bis zu der Linie Kischinew- Jekaterinoslaw-Don-Wolga. In diesem großen Räume haben frühere große Waldungen einen humusreichen und daher äußerst fruchtbaren Boden hinterlassen, der es zur Kornkammer Europas macht. 3. Die Region der gelben Steppenerde, entstanden durch Staub- verwehungen aus den asiatischen Steppen und Wüsten, im Süden und Osten des zweiten Gürtels bis zum Schwarzen Meere und zur Wolga. Die ponto-kaspische (Manytsch-) Niederung, nördlich des Kaukasus gelegen, ist früherer Meeresboden und sehr salzhaltig, während die Steppe nördlich des Kaspischen Meeres infolge ihrer Pflanzenarmut nebst den vorhin erwähnten „Tundren" zu den un- produktivsten Teilen des russischen Reiches rechnet. 3. Bewässerung. Rußland ist in Europa das Land der großen Ströme. (Gründe: Ausdehnung des Landes, große Wälder, viele

4. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 81

1908 - Berlin : Süsserott
— 8i — Pachtgebiet Kwantung mit Port Arthur und Daini (jetzt Tairen) eine Siegesbeute der Japaner geworden ist. 1. Sibirien, Transbaikalien und Amurgebiet (12,5 Mill, qkm mit 6 Mill. Einwohnern). Die Boden- und Anbau Verhältnisse sind denen des europäischen Rußlands sehr ähnlich, und die besonders im Norden und Osten sehr dünne Bevölkerung (0,5 auf 1 qkm) beschäftigt sich dement- sprechend mit Ackerbau und Viehzucht im mittleren, der Aus- nutzung des Waldes und der Jagd auf Pelztiere im nördlichen Gebiet. Der Fischfang ist äußerst lohnend, ebenso die Jagd auf Pelztiere und der Robbenfang (Sachalin). Der Bergbau hat eine Stätte im Altai (Gold, Silber) und Transbaikalien (Nertschinsk) sowie im Sajanischen Gebirge (Graphitlager westlich von Irkutsk, ausgebeutet von F. W. Faber, Stein bei Nürnberg). Reiche Kohlenschätze sind ebenfalls vorhanden, werden aber außer auf Sachahn noch nicht ausgebeutet. Der sibirische Handel wird von den Messen in Nischni Nowgorod und Irbit beherrscht. Es ist dort ebenso wie mit China (Kjachta-Maimatschin) größtenteils Tauschhandel. Zur Ausfuhr gelangen Holz, besonders Eisenbahnschwellen und eichene Faßdauben, Getreide, Gold, Pelz- und Rauchwaren. Von ungeheurer Wichtigkeit für die Erschließung Sibiriens und Transbaikaliens, wie überhaupt für den Weltverkehr, sind die Sibirische Eisenbahn und der sie auf der größten Strecke begleitende Uberlandtelegraph. Mit der Umgehungsbahn um den Baikalsee und den Abzweigungen nach Port Arthur und Tairen (Mandschurische Bahn) ist sie über 9100 km lang. Sie zerfällt in drei Teilstrecken: Moskau —Irkutsk, Irkutsk—charbin und Charbin—wladiwostok—chabarowsk bzw. Charbin—niu-tschwang — Port Arthur; jedoch steht der letzt- genannte Zweig seit dem Friedensschlüsse von Portsmouth (1905) unter japanischer Kontrolle. Die wichtigsten Orte an ihr sind neben den ge- nannten im russischen Asien : Omsk, Tomsk, Krasnojarsk und Nertschinsk. Der Verkehr Europas mit Ostasien hat sich seit der Inbetriebnahme der Bahn sehr verschnellert. (Seefahrt von Hamburg nach dem Amurgebiet mehr als 6 Wochen, Eisenbahnfahrt von Berlin bis dorthin 18 Tage.) Schnellzüge von komfortabelster Einrichtung verkehren dreimal wöchent- lich. Außer der Eisenbahn kommen als Verkehrswege noch die alten Karawanenstraßen und die Flußläufe, besonders der des Amur in Betracht. Handelsplätze sind neben den genannten noch Nikolajewsk, Tobolsk (am Tobol, einem Nebenfluß des Ob), Semipalatinsk (Irtysch), Jakutsk (Lena) und Ochotsk (Deportationsort am gleichnamigen Meer- busen) ; auf der Halbinsel Kamtschatka Peter-Paulshafen (Station für Walfischfänger und Robbenjäger). 2. Russisch-Zentralasien (3,6 Mill, qkm mit 7,7 Mill. Einwohnern). Es umfaßt die Gebiete jenseit des Kaspischen Meeres und des südlichen Ural bis zu den mächtigen Gebirgsketten Zentralasiens, reicht bis Persien, Afghanistan, Ostturkestan und nähert sich im Pamirhochland bis auf wenige Kilometer dem englischen Ostindien. Angegliedert sind ihm das Keuchel-Oberbach, Wirtschaftsgeographie. Teil Ii. 6

5. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 82

1908 - Berlin : Süsserott
— 82 — Emirat Bochara und das Khanat Chiwa. Die Steppe beherrscht das ganze Gebiet; doch gibt es in den Tälern des Syr-Darja und Amu-Darja und überall östlich des großen Aralsees sehr fruchtbare Gebiete, die Weizen, Gerste, Reis, edle Obstarten und Wein hervorbringen. Wichtig ist der Anbau des Maulbeerbaumes und der Baumwolle sowie die Seidenraupenzucht in Bochara und der Provinz Ferghana. (Die Baum- wollerzeugung beläuft sich auf 130 Mill, kg.) Zur Ausfuhr gelangen neben Baumwolle und Seide Früchte, Tabak, Schafe, Ziegen und Pferde; die Einfuhr beschränkt sich auf Seide und seidene Gewebe aus Indien, chinesischen Tee und russische Baumwoll- und Metallwaren. Die von der russischen Regierung (durch Soldaten) gebauten Eisenbahnen dienen ebensosehr strategischen als Handelszwecken. Sie sind Fortsetzungen der Bahn Moskau—baku auf der östlichen Seite des Kaspischen Meeres oder solche der Linie Baku—batum. Von Krasnowodsk führt die Bahn durch die transkaspische Provinz und Bochara nach Ferghana. Sie ver- bindet die Plätze Merw, Bochara, Samarkand und Kokand, hat Ab- zweigungen nach Taschkent und Kuschk (etwa 100 km von Herat, ,,dem Schlüssel Afghanistans") und reicht nach Osten bis Andidschan. Nachdem auch die Anschlußlinie von Taschkent nach Orenburg fertig gestellt ist, plant man noch eine andere von Andidschan nach Semi- palatinsk und Omsk. Nach erfolgter Ausführung dieser Bahnstrecken werden der Baumwollkultur auch diejenigen Gebiete dienstbar gemacht werden können, die heute noch Getreide bauen müssen, das später von Westsibirien, wo es im Überfluß vorhanden ist, eingeführt werden kann. 3. Kaukasien (468 700 qkm mit 9,3 Mill. Einwohnern). Es rechnet politisch zum europäischen Rußland, geographisch gehört es jedoch zu Asien. Es beginnt mit der ponto-kaspischen Niederung (Kuma-Manytsch- senke), breitet sich auf beiden Seiten des Kaukasus zwischen dem Schwarzen und Kaspischen Meere aus und erstreckt sich bis an die Grenzen Persiens und des türkischen Armeniens. Die reiche Bewässe- rung des Landes durch die von den Schneegipfeln des Kaukasus und Ararat gespeisten Flußläufe (Terek, Kuban, Kur) und die geschützte Lage der Täler bedingen eine ungeheure Bodenfruchtbarkeit. Welche Bodenerzeugnisse wurden bereits genannt? Dazu kommen noch Obst, Flachs, Hanf und Raps. Die Bevölkerung ist sehr gemischt. Neben den alten Bergvölkern der Georgier, Grusier und Tscherkessen nehmen die unruhigen Armenier und Tataren einen weiten Raum ein. Die Frei- heitsliebe der Kaukasier hat die Russen schwere Opfer gekostet, und noch heute gärt es unter der Bevölkerung recht häufig. Der Dolch und die nie fehlende Flinte spielen im Volksleben eine bedeutende Rolle. Wiederhole, was an anderen Stellen über die bergbauliche und in- dustrielle Produktion sowie die Verkehrsmittel bereits vorkam! Mittelpunkt des kaukasischen Handels ist Tiflis (Kurort mit heißen Mineralquellen). Genannt wurden bereits wiederholt Baku und Batum; außerdem sind zu merken Stawropol, Wladikawkas (alte Paßstraße über den Kaukasus), Kutaïs, Poti und Eriwan (Baumwolle).

6. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 88

1908 - Berlin : Süsserott
— 88 — im Sommer gefangen (Trondhjem, Bergen, Stavanger). Der Wert der gefangenen Fische beziffert sich in guten Jahren auf 50 Mill. M. Hammerfest und Spitzbergen sind die Sammelplätze der Wal fisch- fänger und Robbenjäger, die von hier aus nach den Regionen des Eismeeres ziehen, um dort Wale, Seehunde und Walrosse zu jagen. 2. Bergbau. Die Vorteile, die Norwegen durch die Fischerei hat, gleicht Schweden durch den unerschöpflichen Reichtum an Erzen aus. Seine Eisenerze gelten als die besten der Welt, und die Aus- fuhr darin beziffert sich jährlich auf mehrere Millionen Tonnen. Da Kohle nur in ganz geringen Mengen vorkommt (Förderung 1904 : 321 000 t, um Heisingborg), ist die Verhüttung an Ort und Stelle nicht rentabel; daher hat auch das des öftern erörterte Ausfuhr- verbot für Eisenerze keine praktische Bedeutung. Eisenerze finden sich hauptsächlich in drei Revieren: südlich des Wettersees, nördlich von Stockholm (Dannemora) und in Lapp- land (Erzberg bei Gelliwara und der Distrikt von Kirunavara, etwa 100 km weiter nördlich). Der Erschließung dieses vielleicht erz- reichsten Gebietes der Welt dient die 1903 eröffnete Ofotenbahn (Gellivara—narvik). Die Menge der in Narvik verschifften Erze be- trag schon im ersten Betriebsjahre über 1 Mill, t, und fast ebensoviel gelangte über Luleâ (größtenteils nach Deutschland) zur Ausfuhr. Auch in Finnmarken, dem nördlichsten Teile Norwegens, hat man nahe der russischen Grenze große Erzlager entdeckt. Neben Eisen- erzen werden auch vorzügliche Kupfererze abgebaut. Haupt- fundorte sind außer dem bereits erwähnten Bezirk von Kirunavara die Gegenden von Falun und Norrköping. Blei und Silber liefern Sala in Schweden und Kongsberg in Norwegen. Zahlreich sind die Steinbrüche auf Granit und Syenit. Beide Gesteinsarten wandern nach Norddeutschland, wo sie als Fliesen und Grabdenkmäler Ver- wendung finden. Torf wird am Torneä-Elf, nördlich der wichtigen Wetterstation Haparanda, gegraben. 3. Industrie. Die industrielle Entwicklung der skandinavischen Reiche wird gehemmt durch den Mangel an Kohle, in letzter Zeit je- doch günstig beeinflußt durch die Nutzbarmachung der vielen Wasser- fälle für die Gewinnung von elektrischer Kraft. (Die durchdie Troll- hättafälle gewonnene elektrische Energie versorgt fast ganz Südschwe- den mit Licht und Triebkraft, während die norwegischen Wasserkräfte besonders zur Erzeugung von künstlichem Salpeter ausgenutzt werden.)

7. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 72

1908 - Berlin : Süsserott
— 72 — Schmelzwasser und geringes Gefälle.) Alle Hauptflüsse sowie viele Nebenflüsse sind daher schon im Oberlauf schiffbar. Nenne die einzelnen Ströme, verfolge ihren Lauf ! Der größte russische und zu- gleich europäische Fluß ist die Wolga. Sie ist 3570 km lang und auf einer Strecke von rund 3300 km schiffbar. Leider teilt sie sich in ihrem Unterlaufe vielfach, und ihr Mündungsgebiet versandet immer mehr. Ihre Nebenflüsse Kama und Oka sind länger und wasserreicher als der Rhein und für den russischen Verkehr von ungeheurer Bedeutung. (Von Moskau, dem Herzen Rußlands, Dampfschiffahrt bis Nischni Nowgorod und Kasan, den welt- berühmten Meßstädten!) Für den Verkehr mit Deutschland sind Weichsel und Njemen von großer Bedeutung (Teil I, S. 82); Dnjepr und Don führen die Bodenprodukte des Schwarzerd- gebietes nach Odessa und Rostow, und die Dwina gibt Archan- gelsk seine Bedeutung als Haupthandelsplatz für Holz. Als Schiff- fahrtsstrom wichtig ist die Newa, der Abfluß des Ladogasees, des größten Süßwassersees Europas; an ihr St. Petersburg, das durch sie zur Seestadt wird. Bei der Geringfügigkeit der Boden- erhebungen und der Annäherung der verschiedenen Flußsysteme bot die Anlage von Kanälen keinerlei Schwierigkeiten. Das russische Kanalsystem umfaßt 30 Kanäle und stellt eine Verbindung sowohl zwischen dem Schwarzen Meere und der Ostsee als auch dieser mit dem Weißen Meere her. (Geplant ist ein Großschiffahrtsweg vom Weißen Meere unter Benutzung des Onega- und Ladogasees bis Petersburg.) 4. Klima und Bodenfruchtbarkeit. Entsprechend der Breiten- ausdehnung des russischen Reiches ist das Klima recht verschieden. Während die „Tundren" am Eismeere länger als die Hälfte des Jahres festgefroren sind, haben die Halbinsel Krim und die Täler des Kaukasus eine sehr hohe Durchschnittstemperatur. (In der Krim reifen Datteln !) Allen Teilen gemeinsam sind aber kalte Winter und heiße Sommer. Erkläre diese Erscheinung! Das mittlere Rußland hat die größten Temperaturunterschiede. (—40 o sind keine Selten- heit!) Die meisten Niederschläge fallen im Sommer. Am stärksten sind sie in den Ostseeprovinzen und Finnland sowie auf dem Ural. (Warum?) Die lange andauernde Schneedecke gleicht im Winter den Mangel an guten Wegen aus, während anderseits die Schiffahrt auf Meeren und Strömen einen großen Teil des Jahres ruht. Die

8. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 77

1908 - Berlin : Süsserott
— 77 — diesen allerdings räumlich getrennt auch Kohlen. Daneben liefert er Gold, Platin, Kupfer und Silber. (Die russische Goldproduk- tion betrug 1905 33 542 kg i. W. von rund 94 Mill. M, die Platin- ausbeute mit 4500 kg etwa sieben Achtel der Weltförderung.) Das Gebiet des Kaukasus liefert in Transkaukasien neben Kupfer und Manganerzen besonders Naphtha, das in verschiedenen Gegenden, besonders auf der Halbinsel Apscheron, in Baku (große Raffinerien) und dessen Umgebung gewonnen wird. Die Naphthagewinnung hat seit den Tiefbohrungen von 1872 einen riesenhaften Aufschwung genommen (Röhrenleitung von Baku nach Batum; außerdem be- sondere Zisterneneisenbahnwagen und Tankdampfer). Die „Russisch- Amerikanische Öl-Kompagnie" versorgt ganz Südeuropa mit Petro- leum, und viele Dampfer auf dem Kaspischen Meer und der Wolga werden mit Naphtha geheizt. Rußland ist auch reich an Salz. In den Bezirken Astrachan und Orenburg sind große Steinsalzlager, und der Boden vieler früheren Steppenseen ist mit einer dicken Salzkruste bedeckt. Auch die seichten Buchten des Schwarzen Meeres dienen der Salzgewinnung. 3. Industrie. Die russische Industrie ist vor allem Hausindustrie. Die langen Winter und der Mangel an guten Wegen zwingen die Bewohner zur Verarbeitung der reichlich vorhandenen Rohmaterialien. Bestimmte Orte verfertigen immer nur gewisse Artikel. (Die Be- wohner vieler Dörfer um Moskau und Kasan Gold- und Silber- arbeiten, die von Tula Samoware, ,,Tula"-Klingen und ,,Tula"- Kurzwaren aus Stahl, Eisen und ,,Tula"-Silber.) Die Fabrik- industrie hat sich trotz der Förderung durch die Regierung (hohe Schutzzölle!) sehr langsam entwickelt, da es ihr mit Ausnahme des polnischen Bezirkes an geschulten Arbeitern fehlt. (Die unter Alexander Ii. ins Land gerufenen deutschen Ingenieure, Werk- meister und Arbeiter wurden später nicht mehr mit demselben Wohl- wollen behandelt.) Erst in jüngster Zeit sind namentlich in Polen und dem südrussischen Kohlen- und Erzbecken moderne Großbetriebe entstanden, außerdem haben auch Petersburg, Moskau und der Kaukasus (Baku und Tiflis) eine rege gewerbliche Tätigkeit. Viele Großbetriebe sind Abzweigungen deutscher Firmen. An der Spitze steht die Textilindustrie. Der Baumwollenbedarf wird zu einem Drittel im eigenen Lande gedeckt (Kaukasus, Turkestan), wodurch die Baumwollwarenfabrikation sehr gefördert wird (Zahl der

9. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 78

1908 - Berlin : Süsserott
- 73 Spindeln 1907: 7,4 Mill.). Hauptsitz derselben ist einerseits Polen mit dem Zentrum Lodz-Warschau, anderseits Mittelrußland mit Moskau- Kaluga-Wladimir-Jaroslawl. Daneben ist als drittes Hauptgebiet Peters- burg-Narwa zu merken. Berühmte Kattune kommen aus Kasan. In allen genannten Orten, außerdem noch in Minsk und Charkow, ist auch die Wo 11 warenindustrie zu Hause. Jedoch müssen feine Gewebe aus England, Frankreich und Deutschland eingeführt werden. Lei ne n- und Hanffabrikate werden im Moskauer Bezirk hergestellt, außerdem in Rjäsan, Orel, Pensa und Kostroma. Twer hat große Seilereien. Die Seidenweberei ist in Moskau blühend, ebenso in Wladimir und Orel. Der Bedeutung nach folgt an zweiter Stelle die Eisen - und Metall- industrie. Eisenhütten und -werke sind vorzugsweise in den fünf großen Bergbaugebieten zu finden. Große Eisengießereien und Maschinen- fabriken gibt es in Petersburg (Putilowwerke mit 12000 Arbeitern), Warschau, Moskau, Kostroma und Odessa, große Hüttenwerke in J ekaterinburg. T ula und Rj äsan liefern Metall waren aller Art, Haupt- platz für landwirtschaftliche Maschinen ist Odessa. Große Ge- wehrfabriken besitzen Tula, Kiew und Moskau ; Perm hat eine bedeutende G e s c h ü t z gießerei. Die chemische Industrie verfügt über viele Spiritusbrennereien in Wilna, Petersburg, Warschau und Kiew. Berühmt sind die Ölmühlen von Saratow und die Talgschmelzereien, Stearinlichte- und Seifenfabrikation in Lublin, Poltawa, Kasan, Samara und Odessa. Die Tabak Verarbeitung blüht in vielen Orten des Westens (Warschau, Wilna, Kischinew — Zigaretten) ; einen guten Ruf hat die Herstellung von Likören (Getreidekümmel) und Konfitüren (russische Drops). Die Bereitung des Kaviars beschäftigt etwa 50000 Personen in Astrachan und den Gegenden südwestlich von Odessa. Ausgezeichnet ist die Lederindustrie entwickelt, die fast überall vertreten ist. Kostroma liefert das berühmte Juchtenleder. Auch Holz- und Papierindustrie sind vorhanden. Erstere liefert viele be- rühmte Sonderartikel (Petersburg und Moskau), Zündhölzer (Odessa) und wasserdichte Schachteln (Reval). 4. Handel und Verkehr. Der russische Handel entspricht nicht der Größe und Produktion des Riesenreiches. Die weiten Entfernun- gen, der Mangel an Verkehrswegen und die ungünstigen klimatischen Verhältnisse sind neben der Lage (siehe diese!) die Haupthinderungs- gründe, obwohl der Russe ein Geschäftsmann ersten Ranges ist. Der Binnenhandel bedient sich hauptsächlich der Wasserstraßen, in neuerer Zeit auch des Eisenbahnnetzes; der Außenhandel erreichte 1906 in Ein- und Ausfuhr 3,9 Milliarden M, wobei die Ausfuhr um rund 800 Mill. M die Einfuhr überwog. Der Anteil Rußlands am Welthandel stellte sich damit auf 3,4%.

10. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 80

1908 - Berlin : Süsserott
— 8o — Wein, Heringe, Tabak, Farben, Drogen und Chemikalien ist es der Hauptmarkt; es hat eine bedeutende Börse und ist Sitz der Reichs- bank. Als Ausfuhrorte haben an der Ostsee Riga, Reval, Windau und Libau sowie das finnländische Helsingfors (Holz, Butter, Papier) Bedeutung. Libau ist zu einem Haupthafen ausgebaut worden (Konkurrenz für Königsberg und Memel!) und dient ebenso wie die andern genannten Häfen der Ausfuhr von Flachs, Hanf, Lein- samen, Getreide und Holz. Der Verkehr mit Deutschland stellte sich 1906 auf 1088,5 Mill. M in der Ausfuhr (Getreide, Bau- und Nutzholz, Eier, Gold, Flachs, Geflügel, Leinsaat, Häute und Felle, Ölkuchen, Hanf, Pferde, Blasen und Därme, Butter, Petroleum usw.) und 457 Mill. M in der Einfuhr (Maschinen, Lokomotiven, Eisenwaren, Fahrräder, Silber, Stein- kohlen und Koks, Wollgarne, Bücher, Karten und Musikalien, Anilin- und andere Farbstoffe, Klaviere, Papier-, Pappwaren usw.). C. Das russische Asien. Seit dem 16. Jahrhundert ist Rußland unaufhaltsam nach Osten vorgedrungen. Heute reicht seine Macht bis zu den Küsten des Stillen Ozeans. Da im äußersten Osten die Erfolge der russischen Eroberungspolitik durch den russisch-japanischen Krieg sehr in Frage gestellt worden sind, sucht es seinen Einfluß in Persien zu mehren und drängt durch seine turkestanischen Schutzstaaten bis an die Tore Indiens vor. So wenig die innerrussischen Zustände Veranlassung zur Nacheiferung geben mögen, so sehr hat sich der Russe als Kolonisator bewährt. Der erobernde Soldat blieb meist als Ansiedler im Lande, baute Dörfer und Städte; der deportierte Verbrecher wurde zum Kulturträger, und besonders der Bau der sibirischen Bahn ist ein Kulturwerk ersten Ranges. Die Macht der russischen Kolonisation ist in dem Anpassungsvermögen des Russen zu suchen. Er läßt den Bewohnern des unterworfenen Landes ihre Sprache, ihre Religion, erweist ihnen Wohltaten, vermischt sich mit ihnen und verlangt nur eines von ihnen: Ehrfurcht vor dem ,,weißen Zaren". Unter diesen Umständen hat sich der asiatische Besitz Rußlands verhältnismäßig günstig entwickelt. Derselbe gliedert sich in Sibirien und Kaukasien. Die Statthalterschaft des „fernen Ostens" besteht nur noch aus den Küstengebieten und der Nord- hälfte der Insel Sachalin, deren Südhälfte ebenso wie das frühere
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