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das Elbsandsteingebirge (Quadersandstein) und die
schlesischen Gebirge (Granit, Sandstein, Schiefer) besondere
Bedeutung.
b) Die Zementindustrie, eine verhältnismäßig noch junge
Industrie, hat sich zu einer bedeutenden Exportindustrie ent-
wickelt, leidet aber gegenwärtig an einer starken Überproduktion.
Der Zement (Mörtelpulver), ein durch Brennen gewonnenes Ge-
misch von Kalk und Ton, findet im Wasser-, Straßen- und Hoch-
bau Verwendung. Für Herstellung von Zementwaren (Gesimse,
Umrahmungen von Tür- und Fensteröffnungen, Pfeiler, Säulen,
Ornamente) haben zahlreiche Großstädte des Deutschen Reiches,
besonders Berlin, München, Dresden und Leipzig, Be-
deutung erlangt.
c) Die Ziegelindustrie, welche die gewöhnlichste Art des
Tons, den Lehm, zu Mauer- und Dachziegeln sowie zu Ton-
röhren verarbeitet, findet sich überall in Deutschland, namentlich
aber in der Nähe großer Städte und im norddeutschen Tief-
lande. Hier zwingt der Mangel an Felssteinen zu umfang-
reicher Verwendung künstlichen Baumaterials.
d) Die Tonwarenindustrie. Das Rohmaterial der Ton-
warenindustrie sind Töpferton und Pfeifenton. Während der
letztere bei der Fabrikation von Fayence und Steinzeug Ver-
wendung findet, bereitet man aus dem Töpferton die ver-
schiedenen gewöhnlichen und feineren Tonwaren. Zu diesen, also
aus Töpferton hergestellten feineren Tonwaren gehören Terra-
kotten, Architekturwaren, Steingut, Majolika und Öfen.
Eine Zentralisierung der Tonwarenindustrie hat nicht
stattgefunden, vielmehr ist sie überall zur Entwicklung ge-
kommen, besonders natürlich dort, wo sich bedeutende Lager
von plastischem Tone befinden. Berühmt sind das Bunzlauer
Geschirr, die Töpferwaren von Großalmerode bei Kassel und
des Kannenbäckerlandes im Westerwalde. In der Fabrikation
von Steingut und Fayence sind Schlesien (Waldenburg),
das Königreich Sachsen und die Rheinprovinz (Mett-
lach) hervorragend. Charlottenburg und Nymphenburg
liefern Terrakotten in künstlerischer Vollendung. In den
Fabrikaten der deutschen Tonwarenindustrie, die sich gleich
der französischen und englischen Industrie zu künstlerischer
Vollkommenheit entwickelt hat, findet ein bedeutender Ausfuhr-
handel statt.
e) Die Porzellanindustrie befaßt sich mit der Fabrikation
des Porzellans, das als »beliebter Gebrauchsgegenstand und
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Dresden Leipzig Deutschland Majolika Kassel Westerwalde Waldenburg Sachsen Rheinprovinz Charlottenburg Nymphenburg
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99. Zur Geschichte der deutschen Telegraphie.
„Das ist eine deutsche Idee!" sagte am 5. November 1809
Napoleon I. zu seinem Leibarzte, als dieser ihm einen vollständigen
elektrischen Telegraphen vorgelegt und dabei erklärt hatte, daß mit
diesem Apparat zwischen Straßbnrg und Paris eine unmittelbare Ver-
bindung möglich sei. Der Kaiser erklärte die Legung und Sicherung
eines Verbindungsstranges von solcher Länge sur viel zu schwierig,
um ausgesührt zu werden, und wies damit die Erfindung als eine
„deutsche Träumerei" — denn das lag in dem wegwerfenden Tone,
mit dem er sie als eine „deutsche Idee" bezeichnete — ohne weiteres
von sich.
Wir nehmen heute Napoleons Ausspruch als ein geschichtliches
Zeugnis aus dafür, daß die Erfindung des Telegraphen eine deutsche
ist. Die große Menge des Volkes knüpft zwar die Erfindung an den
Namen Morse; der hat sich jedoch lediglich durch Verbesserungen
Verdienste erworben.
Der Erfinder des elektrischen Telegraphen ist der berühmte
Samuel Thomas von Soemmerring, und die Zeit der Erfindung das
Jahr 1809. Soemmerring, ein geborener Thorner, war Professor der
Anatomie in Mainz, dann praktischer Arzt in Frankfurt a. M., ging
1804 als Mitglied der Akademie der Wissenschaft nach München und
wurde 1810 kgl. bayr. Geheimer Rat. Ihm gebührt die Ehre, um
die sich noch in der neuesten Zeit Russen, Engländer und Amerikaner
streiten, die Ehre der ersten Idee, den Galvanismus zur Telegraphie
benutzt zu haben. Die Veranlassung zu dieser Erfindung war folgende:
Am 5. Juli 1809 saß Soemmerring in Bogenhausen an der
Tafel des Ministers Graf Montgelas. Im Laufe der Unterhaltung
äußerte der Minister, die Akademie würde ihn erfreuen, wenn sie
ihm Vorschläge zu einem möglichst zweckmäßigen Telegraphen vorlege.
Vis dahin hatte man sich meist mit optischen Telegraphen begnügen
müssen, die aber bei trübem Wetter ihrem Zwecke gar nicht oder nur
sehr unvollkommen genügen konnten. Der Wunsch des Ministers
brachte Soemmerring , der in seinen Mußestunden gern physikalischen
und chemischen Studien oblag, auf den Gedanken, isolierte galvanische
Drähte zu einem, telegraphischen Leitrmgsseil zusammenzuwinden „und
dadurch etwas Ähnliches wie einen Nervenstrang zu konstruieren".
Wie er nun, daran festhaltend, Versuch an Versuch reiht, bis endlich
die ganze Erfindung vollendet und der erste Apparat erprobt ist, dies
alles hat Soemmerring in einem Tagebuche niedergelegt.
Für den ersten elektrischen Apparat der Erde hatte Soemmerring
einen Glaskasten anfertigen lassen, dessen Boden aus Kork bestand,
und in welchem 27 einzelne Goldstiste befestigt und mit den Buch-
staben des Abc bezeichnet waren, ferner für den Schreiber des
Telegramms ein ähnliches Gestell, dessen 27 Zapfen ebenso bezeichnet
waren.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Napoleons Samuel Thomas_von_Soemmerring
Extrahierte Ortsnamen: Straßbnrg Paris Mainz Frankfurt_a._M. München Bogenhausen Graf_Montgelas