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b) Kartoffelbaii. Der Anbau der Kartoffel ist nicht nur
für die Volksernährung von größter Wichtigkeit, sondern sie
wird auch häufig, namentlich im östlichen Deutschland, zu
Brennereizwecken betrieben. Diejenigen Gebiete Deutschlands,
welche die dichteste Bevölkerung haben, weisen den stärksten
Kartoffelbau auf. — Ein- und Ausfuhr halten sich ziemlich
das Gleichgewicht ; letztere richtet sich hauptsächlich nach
Großbritannien und Schweden. Frühkartoffeln werden aus den
Mittelmeerländern importiert.
c) Zuckerrübenbau. Anhalt, Braunschweig und die Pro-
vinz Sachsen sind mit ihrem fruchtbaren Lehmboden die er-
giebigsten Gebiete für den Anbau der Zuckerrübe. Sorgfältige
Düngung macht ihn aber fast überall in Deutschland möglich,
besonders in den klimatisch begünstigten Bezirken. Hannover,
Posen und Schlesien sind ebenfalls in größerem Maße an dem
Zuckerrübenbau beteiligt. Deutschland steht mit seiner Zucker-
produktion an der Spitze aller Länder. Die Ausfuhr betrug
in dem Jahrzehnt 1893/1902 durchschnittlich im Jahr über
200 Mill. Mark. Unser Hauptabnehmer ist Großbritannien; der
Zuckerexport nach den Vereinigten Staaten ist sehr zurück-
gegangen.
d) Anbau von Hülsenfrüchten und Futterkräutern. Erbsen,
Linsen und Bohnen stellen nicht geringe Ansprüche an Boden
und Klima, daher ist ihr Anbau beschränkt. Die Erbse, die
unter den Hülsenfrüchten an erster Stelle steht, wird am meisten
in den fruchtbaren Gebieten von Ost- und Westpreußen, Pom-
mern und Posen angebaut. Der Bedarf an Hülsenfrüchten ist
so bedeutend, daß jährlich eine große Menge an Erbsen, Bohnen
und Linsen eingeführt wird. Im Jahre 1902 betrug die Ein-
fuhr nach Abzug der geringen Ausfuhr 16,7 Mill. Mark. — Der
Anbau von Futterkräutern ist bei der Ausdehnung der Vieh-
zucht von Wichtigkeit. Bevorzugt werden Klee, Serradella,
Esparsette, Luzerne und Grassaat.
e) Anbau von Handelspflanzen. Ölfrüchte. Unter den
Ölfrüchten sind nur Raps und Rübsen für den Anbau von
Bedeutung. Obwohl sie in manchen Gegenden eine wichtige
Einnahmequelle der Landwirtschaft bilden, ist doch ein Rück-
gang in ihrem Anbau wahrzunehmen, so daß die Produktion
für den Bedarf bei der Rübölbereitung nicht ausreicht.
Flachs und Hanf. Der Flachsbau wird nicht mehr in
dem Umfange betrieben wie in früherer Zeit, da der starke
Verbrauch an Baumwolle seine Verwendung eingeschränkt hat.
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Extrahierte Personennamen: Serradella
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Schweden Sachsen Deutschland Posen Deutschland
paúl Rahrbach
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Und alles, was der Reichstag leistete, ist nur ein kleines Spiegelbild der
Geschlossenheit und Einigkeit unseres Volkes; so wie er, so fühlen, denken und
handeln 68 Millionen Deutsche. Keine Partei, kein Stand, keine Konfession
hält sich zurück; alle durchzittert mir ein Gedanke: das einige Deutschland
ist unüberwindlich!
Einig wie nie zuvor ist das deutsche Volk: einig unter sich in allen
Stämmen, in allen Ständen, in allen Konfessionen. Das Jahr ^8^3 kann
das Volk nicht so ergriffen haben, wie dieser wirkliche Volkskrieg, den Bismarck
vorausgesagt hatte. Regierende deutsche Bundesfürsten ziehen mit ihren
peeren ab, ernennen ihre Frauen, darunter des Kaisers einzige Tochter
(in Braunschweig), zu Regenten, wenden sich in Aufrufen an ihre Völker,
bringen Opfer aller Art.
Dies Beispiel von oben reißt alles Volk mit sich. Parteien und Fraktionen
kannte der Reichstag nicht mehr, und auch das Volk kennt sie nicht; der
Kaiser hat die Parole ausgegeben, die von Königsberg bis Konstanz, von
Oberschlesien bis an die belgische Grenze Gemeingut wurde: „Ich kenne
nur Deutsche!" wie sehr ist sonst unser Volk zerrissen: auf konfessionelle
Gegensätze bauten Toren ihre Hoffnungen auf; mit Elsässern und Polen
wollten Franzosen und Russen das Reich im Innern schwächen. Alle diese
Trugbilder sind zerschlagen! ein einiger Reichstag — ein einiges Volk —
einschließlich der Sozialdemokratie. Jahrelang hat sie jede Forderung für
peer und Marine abgelehnt, den Weltfrieden gepredigt, wie die internationale
Sozialdemokratie diesen erhofft, und darum die letzten großen Wehrvorlagen
abgelehnt. Manche Auslandshoffnung wurde an die ablehnende paltung
dieser Partei geknüpft; aber diese Träumer kennen unser deutsches Volk
nicht. Seine Kultur, seine Selbständigkeit sah es bedroht, da fiel der Mantel
der Partei: das treue deutsche perz schlug für das Vaterland. Ost und West,
Süd und Bord, Protestanten, Katholiken, Juden, alles war in der Stunde
der Gefahr „ein einig Volk von Brüdern", wo Deutschland so schwer bedroht
wurde, wie es von Rußland geschehen ist, wo der deutsche „Friedenskaiser"
so schmählich betrogen wurde, wie von dem in kulturfeindlichen Banden lie-
genden russischen Zaren, da gab es nur eine heilige Parole:
Auf in den heiligen Krieg gegen Unkultur,
Treulosigkeit und brutale Unterdrückung!"
E. Deutschlands Einigkeit und Hoffnung für die
Zukunft.
Die Offenbarung der inneren Einheit des deutschen Volkes in der
Schicksalsstunde, da uns die Feinde mit demangriff aufdiegrundlagenunseres
nationalen Daseins überfielen, ist das größte Erlebnis, das wir seit deraufrich-
tung des Reiches vor dreiundvierzig Jahren gehabt haben, wie viele gab
es unter uns, die daran zweifelten, daß dies möglich fein würde! Eine auf-
richtige und eindringliche politische Überlegung muß uns aber sagen, daß wir
diesen Triumph der Einheit am meisten doch dem verdanken, daß der deutsche
Kaiser und die Reichsregierung den Frieden unter allen Umständen so lange
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Extrahierte Ortsnamen: Rahrbach Deutschland Braunschweig Königsberg Konstanz Oberschlesien Deutschland Deutschlands