— 68 —
Deutschland mit Messerwaren und Haushaltungsgegenständen be-
teiligt.
Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse in Tunis, das seit 1881
französischer Schutzstaat ist. Hauptplatz ist Tunis, nahe der Stätte
des alten Karthago, und von strategischer Wichtigkeit der Kriegs-
hafen Biserta. Das westlich von Algier gelegene Marokko be-
trachten die Franzosen ebenfalls als ihre Domäne.
b) Den französischen Sudan. Er begreift das weite Gebiet des
Senegal und Niger und reicht, die englischen und deutschen Besitzungen
einschließend, bis zum Tsadsee, von welchem er sich dann in Franzö-
sisch-Kongo wieder bis zum Meere fortsetzt. Das feuchtwarme
Tropenklima erschwert die Kolonisation ungeheuer. Ausgebeutet werden
Erdnüsse, Palmöl und Gummi. Hauptorte sind St. Louis und Dakar,
Timbuktu, der Endpunkt berühmter Karawanenstraßen, und Libre-
ville.
c) Madagaskar, so groß wie das Deutsche Reich, ist reich an Eisen,
Steinkohlen, Salz, Kupfer, Reis, Zuckerrohr, Baumwolle und Vanille.
Hauptstadt ist Tananarivo, wichtiger Hafenplatz Tamatave. Die
Komoren bringen ebenso wie Réunion Zucker und Vanille hervor.
Von Bedeutung als Flotten- und Kohlenstation ist Obok, Aden gegen-
über, ebenso Djibouti, Ausgangspunkt der Bahn nach Addis Abeba,
der Hauptstadt Abessiniens, und wichtiger Freihafen.
2. In Asien.
Von den großen indischen Besitzungen sind den Franzosen nur noch
5 Städte geblieben, von denen Pondichéry an der Koromandelküste
die bedeutendste ist. Dagegen umfaßt Französisch-Indo-China das ganze
Gebiet des Mekong (Cochinchina, Kambodscha und Annam nebst
Tongking), etwa 660000 qkm mit rund 16 Mill. Einwohnern. Indo-
China erzeugt besonders Reis, Baumwolle, Zucker, Hölzer, Pfeffer,
Seide und Tee; Kultur und Gewerbetätigkeit (Töpferei, Herstellung von
Bambusgegenständen und Geweben) sind chinesisch. Als Haupt a us-
fuhrartikel kommen Reis, Seesalz, Fische und Pfeffer in Betracht
(Gesamthandelsbewegung 1905 : 290 Mill. M). Hauptplätze sind Saïgon,
Hue und Hanoi.
3. In Amerika.
Hier besitzen die Franzosen nur noch Französisch-Guayana, das
Land, „wo der Pfeffer wächst", die Inseln Martinique und Guadeloupe
sowie die kleinen südlich von New-Foundland gelegenen Felseninseln
St. Pierre (Kabel nach Brest) und Miquelon. Während die beiden
letztgenannten dem Stockfischfang als Stützpunkte dienen, haben die
westindischen Inseln einigen Wert für das Mutterland durch die Pro-
duktion von Vanille, Zucker, Kaffee und Rum. Guayana ist fast ganz
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Louis Addis_Abeba Pierre_(
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tunis Tunis Karthago Algier Marokko Senegal Niger Franzö- Dakar Timbuktu Madagaskar Deutsche_Reich Djibouti Abessiniens Asien Cochinchina Kambodscha Hue Hanoi Amerika Martinique Guadeloupe Brest Guayana
— 52 —
Mittelmeerbeckens, sehr leicht gesperrt werden, und das Ausgangstor
nach dem Indischen Ozean beherrscht Aden, ebenfalls wieder britischer
Besitz. Die häufigen Aufstände im benachbarten, nominell unter türki-
scher Oberhoheit stehenden Arabien werden sehr oft mit dem Wunsche
Englands, Mekka, die heilige Stadt der Mohammedaner, zu besitzen, in
Verbindung gebracht. Alsdann wäre auch das Rote Meer eine englische
Domäne.
Die nordägyptischen Städte und der ägyptische Handel haben
durch den Suezkanal einen gewaltigen Aufschwung erfahren. 1906
belief sich der Wert des Gesamthandels bereits auf mehr als 1 Mil-
liarde M. Erster Import- und Exporthafen ist Alexandria; an
zweiter Stelle steht Port Said, das man eine Schöpfung des Kanals
nennen kann. Für Kaffee ist Suez erster Platz des Landes. —
Stelle die wichtigsten Ausfuhrartikel zusammen! Eingeführt
werden Textilwaren, Holz, Kohlen, Steine, Kalk, Glas, chemische
Produkte, Metalle und Metallwaren sowie Tabak. Deutschland
empfängt aus Ägypten hauptsächlich Baumwolle (1906 für 65,5
Mill. M) sowie Zigaretten und sendet dorthin Gewebe jeder Art,
Metall-, Porzellan- und Tdnwaren, Bier, Bunt- und Goldpapier,
Parfümerien, Leder, Lokomotiven (1906 für 37 Mill. M).
3. In Amerika.
a) Britisch-Nordamerika umfaßt Canada, Labrador und
New Foundland. Diese ungeheure Gebiet (10462000 qkm mit
7,5 Mill. Einwohnern) erstreckt sich durch die gemäßigte Zone bis
weit in die arktischen Regionen hinein, wo es sich in einen Archipel
auflöst und eine Menge natürlicher Häfen bildet, die aber wegen
der Unzugänglichkeit des Meeres und der Unproduktivität des Hinter-
landes ohne Bedeutung sind. Zwischen dem Felsengebirge und dem
niedrigen Canadischen Landrücken im Osten dehnt sich das weite
Arktische Tiefland aus, das im südlichen Teil fruchtbares Acker-
und Weideland, weiter nördlich Wald und an den arktischen Gestaden
unfruchtbare tundrenähnliche Gebiete aufweist. — Nenne die fünf
großen Seen und ihren Abfluß zum Atlantischen Ozean! Welcher
Strom geht zum Eismeer? Da Canada früher französischer Besitz
war, ist jetzt noch fast ein Drittel der Einwohner französischer
Abstammung, zwei Drittel sind Briten, außerdem sind etwa 300 000
Deutsche dort ansässig.
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Extrahierte Ortsnamen: Englands Mekka Alexandria Deutschland Amerika Britisch-Nordamerika Atlantischen_Ozean
— io/ —
D. Außenländern
zu suchen. An den großen früheren afrikanischen Besitz erinnern
heute nur noch die Tributzahlungen des Vizekönigs von Ägypten
(siehe dieses!) und die Bestrebungen der Italiener, Tripolis unter
ihre Schutzherrschaft zu bringen, aber in Asien gehören dem ,,Be-
herrscher der Gläubigen" noch weite, zum Teil wertvolle Gebiete,
die, wenn sie auch heute ebenso wie die Europäische Türkei den
Stempel jahrhundertelanger Mißwirtschaft tragen, doch sehr ent-
wicklungsfähig sind (zusammen 1,7 Mill, qkm mit 16 Mill. Ein-
wohnern). Es sind dies:
i. Kleinasien oder Anatolien (Anadoli), ein hafenreiches Hoch-
land mit hohen Gebirgen, ausgedehnten Steppen und Wüsten im
Innern, aber herrlichen Fruchtfeldern und Gärten in den Fluß-
niederungen, an den Berghängen und in den äußerst fruchtbaren
Küstenebenen. Die Weizen ernte ist so reichlich, daß bereits große
Mengen nach Europa ausgeführt werden können, und die köstlichsten
Früchte (Feigen, Trauben, Apfelsinen, Oliven) sind im Uberfluß vor-
handen. Auch die Erträge an Baumwolle, Seide, Opium und Krapp
haben sich seit der Erschließung des Landes sehr vergrößert, und die
fleißige Bevölkerung nimmt gern Belehrung von den überall an der
Bahnlinie ansässigen Europäern an. (Deutsche Ackerbaukolonien!)
Von den vielen vorhandenen mineralischen Schätzen wird nur der
Meerschaum ausgebeutet. (Bedeutende Gruben bei Eski-Schehir.)
Smyrna, der Haupthafenplatz der Westküste, hat als Ausgangs-
punktwichtiger Karawanenstraßen und eines Zweiges der anatolischen
Bahnen bedeutenden Verkehr sowohl über Land nach Armenien und
Persien als auch über See mit Konstantinopel, Triest, Marseille, Alexan-
drien und Hamburg (deutsche Levantelinie — Smyrnarosinen,
Smyrnateppiche). Seine Bevölkerung setzt sich wie überall an den
Rändern des östlichen Mittelmeeres aus Griechen, Türken, Armeniern,
„Franken" und Juden zusammen. Wichtig für den Handel mit
Seide und Seidengeweben ist auch Brussa, ein Hauptindustrieort
« für levantinische Seide, Teppiche und Schale. Ko nia und Angora
(Angoraziegen — Mohairwollen) sind die vorläufigen Endpunkte
der Anatolischen Bahnen. Von Konia wird dann als Anschlußbahn
die Bagdadbahn weiter bis an den Persischen Meerbusen führen.
Sie folgt der alten Karawanenstraße über Mosul, Bagdad und Basra
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Extrahierte Personennamen: Krapp
Extrahierte Ortsnamen: Tripolis Asien Kleinasien Berghängen Europa Smyrna Armenien Persien Konstantinopel Triest Marseille Hamburg Angora Mosul Bagdad
— log
zucht im Libanon und in den benachbarten Gebieten. Syrische Seide
wetteifert mit dem italienischen Erzeugnis erfolgreich auf dem
französischen Markte; auch etwas Schafwolle kann ausgeführt
werden. Zur Einfuhr gelangen Baumwollgewebe, Tuche, Strumpf-
und billige Messerwaren. Seit der Jerusalemfahrt Kaiser Wilhelms Ii.
drängt deutscher Einfluß den früher herrschenden französischen
zurück, und auch die starke englische Einfuhr nimmt zugunsten
deutscher Waren ab. Wichtige Binnenplätze sind Haleb, Damas-
kus (früher blühende Stahlindustrie — Damascenerklingen) und
Jerusalem, letzteres als Wallfahrtsort und Reiseziel vieler „Globe-
trotter". Der bedeutendste Hafen ist Beirut, das durch Eisenbahnen
mit den vorgenannten Märkten in Verbindung steht. Jafa ist Hafen-
platz für Jerusalem.
6. Arabien. Es ist bisher nur in seinen Küstenlandschaften
produktiv, aber nach neueren Forschungen auch in seinem Innern
nicht überall Wüste, obwohl der Mangel an Bewässerung und das
sehr heiße Klima die Anbaufähigkeit ungünstig beeinflussen. Der
wirtschaftliche Wert Arabiens wird sich unzweifelhaft heben, sobald
die seit 1902 im Bau befindliche Bahn Damaskus—mokka und die
Verbindungslinie nach dem Mittelmeer (Haifa) fertiggestellt sein
werden. Landesprodukte sind Ziegen- und Schaffelle, Kuhhäute,
Sennesblätter, Datteln, Weihrauch und Kaffee (Mokka). Wichtiger
Handelsplatz ist Ds chid da. Der Einfuhrhandel erstreckt sich be-
sonders auf Webewaren englischer und indischer Herkunft. Wichtig
für den Ausfuhrhandel sind die Perlmutterschalen, die im
Roten Meere (Perim) und Persischen Meerbusen gefunden werden.
Der Kaffeehandel geht über das englische Aden. Englisch sind
auch die Bahreininseln (Perlenfischerei). — Der eigentliche Wert
Arabiens besteht für die Türken in dem Besitz von Mekka und
Medina, den heiligen Städten der Mohammedaner. Er sichert dem
Sultan das Ansehen bei allen Bekennern des Islam und rechtfertigt
die großen Opfer, welche die Türkei in den unzähligen Kämpfen bei
den arabischen Aufständen bringt. (Über englische Bestrebungen
gegen die türkische Herrschaft, die nicht nur durch den Wert des
Suezkanals, sondern auch mit Hinblick auf die Tätsache, daß der
Kaiser von Indien Hunderte von Millionen mohammedanischer Unter-
tanen hat, erklärlich sind, lies S. 52 !)
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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— 67 —
keine besondere Kolonisationsfähigkeit hat, besitzt Frankreich doch
ein Kolonialreich von mehr als 3,1 Mill, qkm und 25 Mill. Einwohnern.
Die Zahl der Franzosen ist daher in den einzelnen Kolonien auf-
fallend* gering. Der Grund für die Ausbreitung des Kolonialbesitzes
ist teilweise ein politischer: nach den Niederlagen von 1870/71
suchte das Volk Befriedigung seiner Ruhmsucht in der Erwerbung
weiter Gebiete herrenlosen Landes. Daneben ruht die französische
Kolonialpolitik auf den starken Handelsinteressen des Mutterlandes.
Die Kolonien stehen unter dem gleichen starken Zollschutz wie dieses.
Der Handel findet in ihnen keine „offene Tür", sondern der Haupt-
sache nach gehen nur Waren französischen Ursprungs ein. Auch die
zahlreichen englischen und deutschen Firmen handeln mit franzö-
sischen Waren, und der Anteil der Kolonien am Gesamthandel des
Mutterlandes beträgt reichlich ein Zehntel desselben. Die wichtigsten
französischen Kolonien liegen in Afrika und Asien; in Amerika zeugen
nur noch einige Reste von früherem Glänze, und die australischen
Besitzungen sind ihrer großen Entfernung wegen nur als Schiffahrts-
und Kohlenstationen von Bedeutung.
Das französische Kolonialreich umfaßt
1. In Afrika
a) Algier. Es ist die wirtschaftlich kräftigste Kolonie. Vom
Meere nach dem Süden hat man bei drei Bodenformationen auch
drei Wirtschaftsgebiete zu unterscheiden: Den „Teil" mit reichen
Gemüse-, Getreide- und Weinkulturen sowie bedeutendem Bergbau
auf Eisenerze, das Hochplateau (Haifagras) und die Sahara mit
einzelnen sehr fruchtbaren und Palmen tragenden Oasen. Der süd-
liche Teil, von vorgeschobenen Fremdenlegionär-Garnisonen gehalten,
wird teilweise durch künstliche Brunnen bewässert, und man hofft
ihn durch Bahnbauten (von Biskra, das mit Algier bereits verbunden
ist, ausgehend, quer durch die Sahara bis Timbuktu) der Be-
siedelung zu erschließen. Der am Meere gelegene Teil ist von Arabern
und Berbern gut bevölkert und besitzt in Algier, Bone, Oran wichtige
Häfen.
Der Handel Algeriens ist nicht unbedeutend (1905 Ein- und
Ausfuhr 572>5 Mill. M). Haupt a us fuhr gegenstände sind Wein,
Getreide, Tiere, Häute und Felle, Haifa- und Seegras, Datteln und
andere Früchte, Frühkartoffeln und Gemüse. An der Einfuhr ist
5*
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Afrika Asien Amerika Afrika Algier Biskra Algier Sahara Timbuktu Algier Oran Algeriens
— 145 —
letzten Jahrzehnte der Handel mit den „Barbaren" aufs äußerste
beschränkt. Im 16. Jahrhundert setzten sich die Portugiesen in
Macao fest (siehe S. ioi); danach erhielten Spanier, Niederländer,
Russen, Franzosen und Engländer Erlaubnis, Handel zu treiben.
Ungefähr zwei Jahrhunderte erhielt sich dieser Zustand, bis 1840
zwischen China und England ein Krieg ausbrach, in dessen Verlauf
China die Insel Hongkong abtrat und die Häfen Kanton, Amoy,
Fu-tschou, Ning-po und Schang-hai dem Handel Großbritanniens
und der andern Nationen öffnete. Als jedoch China diesen Vertrag
nicht einhielt, sondern vielmehr zur Ausrottung der „fremden Teufel"
aufforderte, entbrannte (1858) abermals der Krieg (englische und
französische Flotte, Einzug in Peking!), nach dessen Beendigung
China endgültig auf seine Abgeschlossenheit verzichtete und mit den
meisten Staaten Handelsverträge abschloß (1861 mit dem Deutschen
Zollverein). -
Heute liegt der Schwerpunkt des chinesischen Außenhandels
in Hongkong - Victoria (siehe S. 47), während Macao an Be-
deutung viel verloren hat. An zweiter Stelle steht Schang-hai
mit der größten Seide- und Teeausfuhr; durch seine Lage am Jang-
tse-kiang ist es zugleich das Haupteingangstor nach China. Tien-
tsin, in der Nähe von Peking, ist Hauptmarkt für den nach Ruß-
land ausgeführten Tee sowie für Kohlen aus den Kai-ping-Gruben.
Port Arthur und Niu-tschwang, die Häfen der Mandschurei
(bis zur Eroberung durch die Japaner russisch), sind 3 Monate des
J ahres durch Eis geschlossen, wogegen die von dem Deutschen Reiche
gepachtete Kiautschou-Bucht (Teil I, S. 104) immer eisfrei ist und
den Verkehr von Ts chi fu abgelenkt hat. Wenn im Innern erst
mehr Eisenbahnen gebaut sein werden (ausgeführt sind die Linien
Tien-tsin—peking—niu-tschwang, Peking—hankou, Tsi-nan-fu—
Tsingtau [deutsche Schantungbahn], Schang-hai — Nanking, und
geplant sind die Linien Hankou—kanton und Tien-tsin—pukow),
büdet China mit seinen ungeheuren Hilfsmitteln und seiner dichten
Bevölkerung dem Handel der Kulturstaaten ein großes Feld dank-
barer Tätigkeit. (Die Eisenbahnverbindung Berlin—schang-hai ist
nach Ausbau der zuletzt als geplant bezeichneten Linie gegeben!)
Im Anschluß an die Sibirische Bahn hat Rußland die Mandschurische
und Ostchinesische Bahn gebaut. Erstere teilt sich in Charbin in
einen nördlichen, östlichen und südlichen Zweig. Die Bedeutung
Keuchel-Oberbach, Wirtschaftsgeographie. Teil Ii. Io
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Arthur
Extrahierte Ortsnamen: Macao Niederländer China England China Hongkong China Peking China Hongkong Macao Jang- China Peking Ruß- Tsingtau Nanking China Ostchinesische_Bahn Keuchel-Oberbach
— 149 —
3. Die Industrie, in der die Japaner schon Tüchtiges leisten,
ist dem Betriebe nach meist noch Hausgewerbe, jedoch haben sich
in verschiedenen Gewerbezweigen auch schon Großindustrien nach
europäischem Muster entwickelt. Die Textilindustrie in und
um Kioto verarbeitet Seide, Baumwolle und Hanf. Mechanische
Seiden- und Baumwollspinnereien (letztere mit 1,5 Mill.
Spindeln) haben Tokio und Osaka. Das Reisstroh wird zu
Sandalen, Packseilen, Borten und Matten geflochten (Bucht von
Osaka). Der Kunstsinn der Japaner betätigt sich besonders in der
Metallindustrie (Gefäße, Statuetten aus Bronze, Emailarbeiten),
der keramischen Industrie (Steingut und Porzellan in Kioto und
bei Nagaja), in eingelegten Arbeiten (Intarsien) und kunstvollen
Schnitzereien aus jedem Material. Infolge des ungeheuren Papier-
verbrauchs hat auch die Papierfabrikation Eingang gefunden. Die
Reinigung des Petroleums besorgen Petroleumraffinerien. Der
Stahlbereitung dienen moderne Werke in Osaka und dem Kriegs-
hafen Kure; Nagasaki hat große Schiffswerften. Viele Fabriken
betreiben die Herstellung von Zement, Seife und Fischguano, so daß
Japan sich auf manchen Gebieten bald von den europäischen Fabri-
katen unabhängig gemacht haben wird.
4. Handel und Verkehr. Dem Binnenhandel dienen die
vorzüglichen Land-, weniger die unbedeutenden Flußstraßen.
1872 begann Japan mit dem Bau von Eisenbahnen, und heute
sind bereits alle bedeutenden Orte durch Schienenwege (1906:
7855 km) sowie durch Telegraph und Telephon miteinander ver-
bunden. — Dem Außenhandel verschloß Japan ebenso wie China
lange Zeit seine Häfen. Als erste Europäer landeten gegen die Mitte
des 16. Jahrhunderts die Portugiesen (vgl. China!); ihnen folgten
im 17. Jahrhundert die Holländer, die auf einer Insel bei Nagasaki
eine Faktorei errichten durften, während die Annäherungsversuche
der Engländer und Russen vergeblich waren. Als sich endlich in
der Mitte des 19. Jahrhunderts die Abschließungspolitik als un-
haltbar erwies, schloß Japan zunächst mit der Union, dann auch
mit den andern Staaten (1861 mit dem Deutschen Zollverein)
Handelsverträge und öffnete nach und nach alle Häfen. Heute
unterhalten alle Nationen regelmäßigen Dampferverkehr mit Japan,
und dieses selbst verfügt über eine stattliche Handelsflotte. Sie be-
sorgt den Verkehr mit den Festlandshäfen von Ostasien, der Union,
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Kioto Tokio Osaka Osaka Kioto Nagaja Osaka Japan Japan Japan China China Japan Japan Ostasien
— T5° —
Australien und Europa (Marseille, Antwerpen, London). Zu ihrem
Schutze sowie zur Sicherung seines Interessenbereiches auf dem Fest-
lande (Korea und Mandschurei) baute es seine Kriegsflotte immer
mehr aus, so daß es nach Vernichtung der russischen Flotte un-
bestritten als erste Seemacht im Großen Ozean angesehen werden muß.
Den bedeutendsten Handelsverkehr hat Jokohama, der Hafen
von Tokio; von ihm aus werden besonders Seide und Tee ausgeführt.
An Bedeutung folgen Kobe mit großer Reisausfuhr und Nagasaki,
das hauptsächlich die Beziehungen zu China pflegt. Zu erwähnen
sind ferner der Hafen Hakodate und die Binnenhandelsplätze
Tokio und Osaka. Hauptstapelplatz für die südliche Mandschurei
ist nicht mehr das chinesische Niu-tschwang, sondern der japanische
Hafen Tairen (das früher russische Daini). — Stelle die Gegenstände
der Ausfuhr zusammen! (1906: 890 Mill. M — zwei Fünftel entfallen
auf Rohseide und Seidenwaren!) Die Einfuhr (1906: 879 Mill. M)
besteht in Baumwolle und Baumwollwaren, Petroleum, Zucker,
Eisen, Stahl und Stahlwaren, Waffen, Maschinen, Reis, Wolle, Woll-
waren, Dünger, Wein, Nahrungsmitteln und Chemikalien, Dampf-
kesseln, Lokomotiven und Eisenbahnwagen. Die meisten Waren
gehen nach der Union. Deutschland sendet nach Japan das
Doppelte bis Dreifache von dem, was es daher empfängt. Ausfuhr
nach Deutschland: Kupfer, Reis und Seidenwaren, 1906 insgesamt
für 26 Mill. M; Einfuhr von Deutschland: Zucker, Wollwaren, Anilin-
farben, Papier, Schiffe, Eisenwaren für 88 Mill. M.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Marseille Antwerpen London Korea Tokio China Tokio Osaka Petroleum Deutschland Japan Deutschland Deutschland
A. Im beruflichen Leben.
Irr bex Fehrre.
Ein <Snbe nahm das leichte Spiel;
es naht der Ernst des Lebens.
Behalt' im Auge fest dein Ziel,
geh keinen Schritt vergebens!
1. Zum Tagewerke.
Gehe hin in Gottes Namen,
greif dein Werk mit Freuden an;
frühe säe deinen Samen;
was getan ist, ist getan.
Sieh nicht aus nach dem Entfernten;
was dir nah' liegt, mußt du tun;
säen mußt du, willst du ernten;
nur die fleiß'ge Hand wird ruhn.
Müßigstehen ist gefährlich,
heilsam unverdroßner Fleiß,
und es steht dir abends ehrlich
an der Stirn des Tages Schweiß.
Weißt du auch nicht, was geraten
oder was mißlingen mag,
folgt doch allen guten Taten
Gottes Segen für dich nach.
Geh denn hin in Gottes Namen,
greif dein Werk mit Freuden an;
frühe säe deinen Samen;
was getan ist, ist getan. 6pitta.
Lesebuch f. Fortbildungsschulen rc. 9. Auflage.
1
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
25
weiter als nach Merkendorf gehen. Du möchtest dir sonst
wehe tun.“
Und so geschah es auch. Andreas schnallte sein Wander-
bündel, aß sein Leibgericht mit großem Beifall, plauderte noch
zwei oder drei Stunden mit seiner Mutter über dieses und jenes
und ging dann, von ihr bis vor die Haustüre geleitet.
Die Witwe aber sprach bei sich, als sie, die beiden Hände
in den Rocktaschen, nach ihrem Stüblein zurückkehrte: »Ich lasse
alles liegen und stehen, auch seinen Rappen; denn er wird nicht
lange ausbleiben.“ Und als eine Stunde darauf die Nachbarin
kam und Schuhe zum Flicken brachte, nahm sie diese an und
antwortete: »Morgen abend könnt Ihr wiederkommen und sie
holen, da werden sie fertig sein.“
Andreas aber, je weiter er ging, desto länger wurde ihm
der Weg nach England und Amerika. Schon auf den Wiesen
zwischen den beiden nächsten Ortschaften gelobte er bei sich
selber, sich mit der neuen Welt nicht einzulassen. In dem
großen Mönchswald gab er auch England auf; in dem tiefen
Sande hinter dem Walde fiel der Zeiger bis auf Frankfurt zurück;
und als ihm in Merkendorf da und dort aus den Stuben ein
heimliches Abendlicht entgegenschimmerte wie vom Himmel dm
ersten Sterne, fühlte er ganz, was es heiße, Mutter und Heimat
auf Nimmerwiederkommen zu verlassen.
So kam er in die Herberge seines Handwerks, nippte ohne
großen Appetit von dem Biere, das ihm vorgesetzt wurde,
und legte sich dann zwischen die Nürnberger Fuhrleute, die
auf dem Stroh in der Stube herumlagen. Sein Wanderbündel
machte er zum Kopfkissen. Dann löschte der Wirt die mit
Schmalz gefüllte Lampe aus, und das Mondlicht herrschte nun
allein in der Stube.
Andreas aber hatte einen schlimmen Platz gewählt. Sein
Schlafkamerad zur Linken träumte vielleicht von einer Schlägerei.
Wenigstens schlug er mit seinen großen und harten Fäusten
gewaltig um eich und traf dabei den Schuhmacher so in das
Genick, daß dieser erschrocken aufsprang und eine andere
Schlafstätte suchte. Eine lange, schmale Tafel, welche an der
Wand von dem Fenster bis zur Stubentüre reichte und auf
der nichts stand als ein Scheffel, lud ihn ein. Er hob den
Scheffel herab und sein Wanderbündel hinauf und legte sich
dann selbst nach Bequemlichkeit zurecht. Wenige Minuten
darauf schloß ein sanfter Schlaf seine Augen, und die Erinnerung
aus seiner frühesten Jugend zog, in einen Traum verwandelt,
durch seine Seele. Es träumte ihm, er liege als Knabe von
sieben oder acht Jahren zum Baden entkleidet auf einem flachen
Ufer der Altmühl und wollte sich in dem schwarzen Schlamme
wälzen, um dann seinen Kameraden plötzlich als Mohr zu er-
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Extrahierte Personennamen: Andreas Andreas Andreas
Extrahierte Ortsnamen: Merkendorf England Amerika England Frankfurt Merkendorf