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119. Pie Athener und die griechische Sprache.
Mit den Athenern verhielt es sich ganz anders, als mit der andern
Hauptmacht Griechenlands, den Spartanern. Diese letzteren legten Alles auf
Abhärtung des Leibes und auf den Krieg an und verachteten jede feinere Bil-
dung des Geistes. Die Athener waren zwar auch in Leibesübungen und
Kriegskunst nicht zurück und haben oft außerordentliche Kriegsthaten zu Land
und zu Wasser ausgeführt. So schlugen z. B. im Jahr 490 vor Chr. ihrer
10,000 bei Marathon ein Heer von 110,000 Persern, und zehn Jahre später
wurde eine persische Flotte von 1000 Schiffen zumeist durch die Tapferkeit der
Athener und die Entschlossenheit ihres Führers Themistokles überwunden.
Allein sie haben daneben auch einen großen Wertb auf die Ausbildung ihres
Geistes gelegt. Daher standen denn auch bei ihnen die Wiffenschasten und
Künste in der höchsten Blüthe. In Athen waren die größten Philosophen
(Weltweisen), Dichter, Redner, Geschichtschreiber, Maler, Bildhauer, Bau-
meister, Aerzte, und wer in solchen Dingen etwas Rechtes lernen wollte, der
ging dorthin. Die Stadt Athen war die berühmteste unter allen Städten
Griechenlands, voll der herrlichsten Tempel, Prachtgebäude und Kunstwerke
aller Art. So geschah es, daß auch nach der Blüthezeit griechischer Wissen-
schaft und Kunst, namentlich auch noch zu der Zeit, da der Apostel Paulus nach
Athen kam, Tausende von „Ausländern und Gästen" (Apostelgesch. 17, 21.)
dort zusaminen kamen, um sich in Kenntnissen und Künsten zu vervollkommnen
oder seine Lebensart zu lernen. Durch die Werke ihres Geistes aus der besse-
ren Zeit des Volkes, durch ihr Nachdenken über göttliche Dinge, über das, was
gerecht und gut sei, was wahr und weise, was schön und edel, woher und wie
die Welt und Alles darinnen geworden, durch musterhafte Kunstwerke, durch
ernste und fröhliche Dichtungen u. s. w. haben die Griechen überhaupt, und
namentlich die Athener, auf den Geist anderer Völker einen großen Einfluß
ausgeübt und vermögen noch heute auf Geist und Gemüth veredelnd einzuwir-
ken. Hiezu trug auch ihre schöne, feingebildete Sprache, mit der man jede Be-
wegung des menschlichen Geistes und Herzens ausdrücken kann, Vieles bei.
Diese Sprache hat sich noch vor Christi Geburt in die wichtigsten Länder der
ganzen damaligen Welt ausgebreitet. Besonders hatte der Heereszug der Grie-
chen unter Alerander dem Großen (seit 334 vor Chr.) viel zur Verbreitung
griechischer Bildung und Sprache im Morgenlande beigetragen. Wer in Rom
um die Zeit des Kaisers Augustus gebildet heißen wollte, der mußte Griechisch
können. Die reichen Leute (und solcher gab es Viele daselbst) ließen sich
Kindsmägde aus Griechenland kommen, damit ihre Kinder von klein auf schon
Griechisch lernen möchten. So wurde die griechische Sprache in Europa,
Lesebuch.
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Extrahierte Personennamen: Apostel Christi Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Griechenlands Athen Athen Griechenlands Athen Morgenlande Rom Griechenland Europa
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Alles, was man sprach, mußte kurz sein, daher mau noch jetzt eine kurze und viel-
sagende Antwort eine lakonische nennt. Schon der Knabe mußte sich gewöhnen,
Spottende ohne Erbitterung anzuhören und die Angriffe des Witzes nur mit Witz
zu erwiedern. Wie man von jedem Knaben verlangte, daß er bündig und treffend
sprechen lerne, so mußte auch jeder singen lernen; denn dem Gesang schrieben die
Spartaner eine besondere Kraft zu, Mannhaftigkeit und kriegerischen Muth zu
wecken. Daß bei einer solchen Erziehung die Knaben in Sparta zu Männern her-
anwuchsen, rüstig und tüchtig in Wort und That, ist nicht zu verwundern. So
finden wir sie z. B. zur Zeit der sogenannten Perserkriege.
Im Jahr 480 vor Christi Geburt zog nemlich der König von Persien, Xerxes,
wie schon sein Vater Darins gethan hatte, von Asien hinüber nach Europa. Er
wollte das Reich der Perser auf Erden so groß machen, als Gottes Reich im Him-
mel; durch ganz Europa wollte er ziehen und dasselbe unter sich bringen, zunächst
aber mit dem kleinen Griechenland den Anfang machen. Sein Heer, mit dem er
dieses ausführen wollte, bestand aus ungefähr eben so viel Kriegern, als ganz Würt-
temberg Einwohner zählt: die Zahl derselben wird ans 1,700,000 Mann angegeben,
zusammengestellt ans mindestens vier und vierzig Völkerschaften.
Dieses ungeheure Heer wollte nun in Griechenland eindringen und dasselbe unter-
jochen. Die Perser kamen an einen Engpaß bet Thermopylä, diesen aber hatten
8000 Griechen besetzt; unter ihnen waren 300 auserlesene Spartaner und deren
König Leonidas. Xerxes schickte zuerst einen persischen Reiter in den Engpaß, der
auskundschaften sollte, wie stark das Heer der Griechen sei. Dieser sah, wie die
Spartaner eben ihrer Sitte gemäß sich zum Kampfe schmückten, ihr langes Haar
kämmten und flochten, und sich mit Kampfspielen ergötztem Ans dessen Bericht sandte
nun der Perserkönig einen Herold an sie und forderte ihnen die Waffen ab. „Hole
sie dir!" war die lakonische Antwort. Er machte ihnen nun große Versprechungen,
wenn sie zu ihm übergehen und ihm Griechenland bezwingen helfen wollten. „Die
Spartaner sind nicht gewohnt", war die Antwort, „Ehre durch Verrath zu erkaufen."
Als ein Bewohner jener Gegend den Spartanern die Nachricht brachte, es seien der
Feinde so viele, daß ihre Pfeile die Sonne verfinstern würden, so antwortete einer:
„desto besser, so werden wir im Schatten fechten."
Xerxes befahl endlich, man solle sie gefesselt vor ihn herführen. Aber ein Haufe
der Perser um den andern wurde zurückgeworfen. Nicht anders ging es am andern
Tag, so daß der König, der auf einem hohen Thurm von ferne dein Kampfe zusah,
dreimal von seinem Sitze aufsprang, besorgt um das Schicksal seines Heeres, und
ausrief: „Soll diese Handvoll Griechen meiner Hnnderttausende spotten?"
Ein Verräther ans den Griechen zeigte endlich den Persern einen Fußsteig über
das Gebirge; so wurden die Griechen auch im Rücken angegriffen. Leonidas mit
seinen 300 Spartanern beschloß zu bleiben, während die andern Griechen sich größ-
tenlheilö zurückzogen, und so fielen endlich alle tapfer kämpfend, unbesiegt, aber von
der ungeheuern Uebermacht der Asiaten erdrückt.
Es wurde ihnen ein Denkmal errichtet, auf dem die Worte standen:
Wanderer, melde den Lacedämoniern (Spartanern),
Daß wir hier liegen, ihren Befehlen gehorsam.
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