1877 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Lübker, Friedrich
- Hrsg.: Erler, Max
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
8 Ac
Kriege die Kerkyraier und Korinther in der Schlacht bei Sybola {Thue. 1, 49.). Die von den Athenern schon vor dem pelop. Kriege ausgebildete Taktik bezweckte, durch geschickte Wendungen die feindlichen Schiffe in Grund zu bohren oder durch Zerbrechen der Ruder lahm zu legen. Das Anrennen mit dem Schiffsschnabel war von dreierlei Art, entweder daß Vordertheil gegen Bordertheil stieß (ein schlechtes Manöver), oder man rannte das feindliche Schiff mitten in der Seite an, oder nmfnhr es und kam ihm in den Rücken. Ein Hanptmanöver wyr ferner das Durchfahren (dtshtilelv); mau fuhr rasch durch die Reihe der feindlichen Ausstellung und suchte dem nächsten Schiffe im Vorbeifahren die Ruder abzubrechen. Dabei konnte ihm durch eine geschickte Weuduug auch uoch ein Loch in die Seite gestoßen werden, oder man brachte dem Feind eine Menge Schiffe in den Rücken. Das Hanptgegenmittel war ein geschicktes Begegnen, oder man stellte gleich Anfangs zweilinien hinter einander ans (tnltüaaslv). Das tzzqltcislv war eine Umzingelung der feindlichen Schiffe; dagegen war ein Mittel das Ausdehnen der Flügel. Gegen beides, das Durch- und das Umfahren, diente auch als Sicherung die Aufstellung im Kreife. — Zu Lande war bei den Griechen im Allgemeinen die gradlinige Front der Phalanx (s. d.) am gebräuchlichsten. In der ganzen älteren Zeit der griechischen Geschichte bis zum peloponnesischen Kriege war die dorische Hopliten-taftik, welche besonders in den Perserkriegen ihre Triumphe feierte, die herrschende. Die leichtbewaffneten Heloten der Spartaner galten nur als Waffenträger ihrer Herren. In der Schlacht standen sie hinter den Hopliten, kämpften mit Schlen-derfteinen und Wurfspießen, trugen die Verwundeten ans dem Getümmel. In ähnlicher Weise verwendeten die Athener ihre Sclaven; doch hatten sie auch ein bürgerliches leichtes Fußvolk, die Bogenschützen. Militärische Evolutionen und militärisches Commando lernten nur die Hopliten; in ihrer Taktik sah der Hellene mit Stolz etwas ihn vor dem Barbaren Auszeichnendes. Die einzelnen Abtheilungen der Hopliren ordneten sich von rechts nach links hin nach Stammen, meist unter selbstgewählten Führern, in Einer langen Reihe, welche bis zu 8 Gliedern tief war. Die Linie des Heeres stellte sich parallel der feindlichen Linie auf und rückte nun in geschloffener Ordnung, meistens in gemessenem Gleichtritt, unter Begleitung von Musik oder Gesang auf jene los. Der Kampf war nur ein Nahgefecht mit kurzen Stoß- und Schlagwaffen. Alles kam darauf an geschlossen zu bleiben, damit nicht eine Abtheilung in der Flanke gefaßt würde, und doch Terrain zu gewinnen. Daher waren auch die Flügel die Ehrenplätze. Der rechte Flügel gebührte bei Plataiai selbstverständlich den Spartanern, um die Ehre des linken stritten sich erst die Athener und Tegeaten; jene erhielten ihn. Die beiden Flügel und das Centrum kämpften in solchem Fall, wenn sie aus verschiedenen Völkerschaften bestanden, da sie dann ein getrenntes Commando hatten, ziemlich ohne Rücksicht aus einander, und häufig siegte einer der drei Heerestheile, während die andern geschlagen wurden. Wer aber schließlich das Schlachtfeld behauptete, dem gebührte der Ruhm des Sieges. Der pelopouuesische Krieg zeigte auf seinem wechselnden Kriegstheater
die größere Brauchbarkeit der Truppe» nicht blos auf coupirtent Terrain, sondern auch bei geeigneter Kampfweife auf ebenem Plan. Jedoch veranlaßte erst der Rückzug der Zehntausend ein Abgehn von der starren Phalanxform, indem man 1) die Hoplitenordnnng dem Terrain anzupassen statt das Terrain für die hergebrachte Hoplitenphalanx erst auszusuchen, und 2) die leichte Infanterie (Schlendern, Bogenschützen, Peltasten, Spießträger u. ). w.) in manigfaltiger Weise zum Plänkeln, zur Deckung, zum Angriff mit der schweren zu verbinden lernte. Zugleich entstand ans mehreren Ursachen das Söldnerwesen. Der erste berühmte Solduergeneral war Jphikrates, welcher größere Wohlfeilheit, Leichtigkeit und Beweglichkeit der Bewaffnung einführte. Epameinondas erfand das System der sogenannten keilförmigen und schiefen Schlachtordnung, indem er die größere Masse und den Kern der Hopliten in größerer Tiefe der Aufstellung ohne breitere Front auf den Einen Flügel stellte und mit diesem zu energischem Angriff gegen die Mitte des feindlichen Flügels vorging, während das Centrum und der andere Flügel, ohne zu kämpfen und etwas vom Feinde sich zurückhaltend, nur die Richtung ihrer Front zu halten suchten. Hierdurch erreichte er größere Chancen des Siegs auf dem angreifenden Flügel und vermied die Gefahr, während der Zeit im Centrum oder auf der andern Flanke geschlagen zu werden. Der siegende Flügel konnte das feindliche Heer nachher aufrollen. Diese Taktik ist später von Philipp von Makedonien und Alexander dem Großen weiter ausgebildet. Alexanders hellenische Schlachtordnung hat feine 3 Theile mehr, sondern nur die 2, einen Offensiv- und einen Defensivflügel. Jener ist immer der rechte, dieser der linke. Von rechts nach links standen 1) die leichtbewaffneten Agrianer und Bogenschützen, 2) die makedonische Ritterschaft, 3) die Hypaspisten, 4) die schwere Linieninfanterie, 5) die Bundesgenofsenreiterei, 6) die thessalische Reiterei. Rüstow und Köchly (Gesch. des griech. Kriegswesens S. 268 f.) bezeichnen es als einen entschiedenen Irrthum, daß die Hoplitenphalanx den Keru der Stellung gebildet oder auch uur den Hauptangriff gehabt hätte. Die leichte Infanterie leitete den Kampf ein, indem sie vor die Linie zog und ihre Geschosse in den Feind sandte. Dann machte Alexander mit der makedonischen Ritterschaft den Sturmangriff, und ihr schlossen sich die Hypaspisten an. Das schwere Fußvolk rückte Taxenweise nach, um die geschlossene Linie zu erhalten, so daß eine schräge Schlachtordnung entstand. (Die Phalanx der Sariffophoren wurde erst später in Makedonien der entscheidende Theil der Schlachtordnung, z. B. bei Kyuoskephalai.) Die Diadochen endlich theilten ihre Schlachtordnung wieder in 3 streng ifolirte Theile, von denen die beiden Flügel im Haupttreffen nur aus Reiterei bestanden, während das Centrum aus Liuieufußvolk gebildet ward, dem dann in verschiedener Weise Schützen und Elephanten hinzugefügt wurden. Die Linieninfanterie that so gut wie gar nichts mehr; von den beiden Flügeln war der eine offensiv, der andere defensiv. — Vgl. Rüstow und Köchly, Geschichte des griech. Kriegswesens (1852.). — Ii) Bei den R ö m-e r n kommt es weniger auf das Seetreffen an (f. Seekrieg), da sie darin nie recht heimisch wurden. Die Schlachtordnung ihrer Land-
1877 -
Leipzig
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- Autor: Lübker, Friedrich
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- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Einfluß des Leonidas, gegen den Vorschlag. Leo-nidas büßte freilich durch Lysanders Macht mit Absetzung als Ephor, aber auch Lysanders Amt war dem Ablauf nahe, und weniger günstig gesinnte Männer traten ins Ephorat ein, wurden indeß gewaltsam verjagt und neue ernannt, darunter des Agis Oheim Agesilaos, der seines Neffen Pläne bis jetzt gefördert hatte. Auf dessen Antrieb trat nun Agis von neuem auf, schlug aber, um sicherer zu gehen, auf des Oheims Rath anfangs nur die Vernichtung der Schuldforderungen vor, was durchging; als er nun aber mit der zweiten Maßregel hervortrat, da suchte Agesilaos, der durch die erste vou feinen eigenen Schulden frei geworden war, dieselbe hinzuhalten, weil er seine Güter nicht zur Theilung hergeben wollte. So stand die Sache, als Agis mit einem spartanischen Heer aufbrach, um zum Heere des achaiischen Bundes zu stoßen und am Kampfe gegen die Aitolier Theil zu nehmen, ohne daß indeß wegen der Vorsicht des Aratos als Oberbefehlshabers seine Kampflust befriedigt wurde (Plut. Agis 13—15.). So kehrte er nach Sparta zurück, wo inzwischen sein Oheim Agesilaos sich durch Gewaltthätigkeiten aller Art sehr verhaßt gemacht hatte, so daß das Volk, das sich bitter getäuscht sah, deu Anhängern des geflüchteten Leonidas Gehör gab. Dieser kehrte zurück, Agesilaos entfloh, Agis fand eine Zuflucht in einem Tempel, ließ sich aber bereden, denselben zu verlassen, und ward darauf von den Ephoren zum Tode verurtheilt, 240. Wie er, starben seine Großmutter und Mutter (Plut. Agis 16 ff.).
Agitator, der Wagenlenker (auriga) beim Wettrennen in den Circnsspielen. Plaut. Men. 1, 2, 50. Cie. acad. 2, 20. In der Kaiserzeit bekamen sie ansehnliche Geschenke. Suet. Calig. 55.
Aglaia f. Charis, Chariten.
Aglaophämos, ’Ayxuocpuuos, ungewiß ob eine historische oder mythische Persönlichkeit, Vorsteher und Lehrer der von Orpheus gestifteten Mysterien (zexztul) zu Leibethron im pierifchen Makedonien, worin er auch den Pythagoras unterwiesen haben soll. Nach ihm hat Lobeck sein berühmtes Werk benannt: Aglaophamus s. de theologiae mysti-cae Graecorum caussis, Königsberg 1829, 2 Bdd.
Aglaöphon s. Maler, 2.
Agmen ist der Heereszug auf dem Marsche. Bei den Griechen wurde die Gliederung nach den einzelnen Truppenkörpern inne gehalten, wie sie der Gefechtsstellung zu Gruude lag. Der Marsch geschieht entweder in einer oder mehreren (Solennen (jioq£l(x [lovocpuluyyi'ct u. s. w ), oder in Abtheilungen hinter einander (inctycoyrj) oder als Nebenmarsch des ganzen Heeres in einer Linie (naqtxycoyr'i). Die snayeoytj war das gewöhnliche. Die Reihenfolge der verschiedenen Waffengattungen richtete sich nach der Oertlichkeit (Xen. anab. 7, 3, 37, Cyrop. 5, 3, 36.X Bei Rückzügen war das auf allen Seiten durch Hopliten gedeckte Viereck die gewöhnliche Marfchvrdnung. Die Römer mar-fchirten so, daß sie jeder Zeit, selbst wenn der Feind nicht in ihrer Nahe war, sich zur Schlacht forntiren konnten, weshalb jeder Soldat bei seiner Abtheilung und in Reihe und Glied bleiben mußte, damit keine Lücke, aber auch keine Haufen entstünden. Da aber ein weit ausgedehnter Heeres-ztlg (agmen longissimum) leicht zu durchbrechen
war und die einzelnen Abtheilungen wegen der weiten Entfernung sich nicht rasch zu Hülfe kommen konnten, so marschirte man in breiten Solennen und vermied dadurch die Möglichkeit einer Ueberflügelung und eines Seitenangriffs oder einer Überrumpelung im Rücken. Zugleich schwärmten einzelne Reiterabtheilungen und Leichtbewaffnete auf allen Seiten zur Vorsicht und Deckung umher. Das Gepäck (impedimenta) folgte für , gewöhnlich jeder Abtheilung (Caes. b g. 2, 17.), war aber ein feindlicher Ueberfall zu befürchten' so nahm man es in die Mitte (das. ly.). Ucbrigeni waren die Soldaten aus dem Marsche mit einem Gewicht von ungefähr 60 Pfund belastet, weshalb Caes. b. c. 1, 66. es onus nennt, obschon der eigentliche Ausdruck sarcinae ist. Es bestand außer den Waffen in einem ledernen Ranzen (pera, folliculus), worin Weizen auf 14 Tage bis 4 Wochen, in Gerätschaften zum Schanzen (rutnmi, Spaten), in einer Sense zum Fouragiren (falx ad pabulandum), und endlich in mehreren Schanz-pfählen (12 sogar, Lic. 3, 27.). Kam es zum Angriff, so legten die Soldaten ihr Gepäck auf einen Haufen (sarcinas conferre). Wurden sie aber durch einen feindlichen Ueberfall daran verhindert, so schwand ihnen wol der Muth, weil sie impediti agmine und sub sarcinis kämpfen mußten.
Agnatio heißt nicht Verwandtschaft überhaupt (cognatio), sondern nur die civilrechtlich gültige Blutsverwandtschaft, auf die vou Mannspersonen adoptirten oder erzeugten Familienglieder beschränkt. So sind Bruder und Schwester Agnaten, aber die' Kinder der Schwester gehören nicht zu dem Agnatenkreise. Der Adoptirte scheidet aus der bisherigen Agitation aus und tritt in die seines Adoptivvaters ein. Die alten Vorrechte der Agnaten wurden in: der Kaiserzeit etwas beschränkt, indem die Co-gnati und Affines mehr Berücksichtigung fanden.
’Ayojv Ti/urjtög und äxifirixoe,. In allen Rechtsverhältnissen treten besonders zwei Seiten hervor, das materielle Recht in der Art, daß die Beziehungen des Einzelnen zum Einzelnen und zur Gesammtheit des Staates aufs genauste durch Gesetze bestimmt sind, so daß im voraus für alle Überschreitungen der Schranken, die dem Einzelnen vom Staate gesetzt sind, bestimmte Strafen und Bußen angeordnet sind; sodann die Ermittelung durch den Richter, ob eine derartige Rechtsverletzung stattgefunden hat, und die Anwendung der Strafe auf den besonderen Fall, das Proceßverfahren. Die erste der beiden Seiten hat bei den Attikern nicht' die Ausbildung gesunden, wie die zweite. Das materielle Recht war unvollständig ausgebildet und lückenhaft, so ausgebildet und manigfaltig auch die Formen und Wege waren, in jedem Falle sein Recht zu suchen oder eine geschehene Rechtsverletzung zu verfolgen.. Wo nun die Gesetze bei der Bestimmung nicht ausreichten, mußte die richterliche Macht in einer Art, die uns freilich als Willkür erscheinen würde,, ergänzend eintreten und außer der Entscheidung über die Schuld oder Nichtschuld, des Angeklagten im Falle der Schuld für den besondern Fall die Strafe (tlfirjfia) nach eigenem Ermessen hinzufügen. Darnach zerfallen alle Rechtshändel in aycovsg Ttynqrol und art^rot. In diesen hatte das Gesetz die Strafe bestimmt, in jenen mußte das Gesetz durch richterliche Entscheidung ergänzt wer-
Agitator —"’Aycov zi^vog.
1877 -
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- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
228
Castra.
I.
Ausmarsch des Heeres
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Einmarsch des Heeres.
den beiden Ansgangspuucteu dieser Straße lagen die beiden Hauptthore, die porta decnmana (?) an der Borderfronte, dem Feinde abgewandt (später auch p. qnaestoria genannt, vgl. und. Liv. 10, 32. 34. 47. 41, 2.)z in welcher das römische Heer einmarschirte, und die porta praetoria (in), dem Feinde zugewandt, nu§ welcher das Heer ansmarschirte. Kehren wir wieder zur via prin-cipalis (g) zurück, so wurde das Gros der Legionssoldaten und der Bundesgenossen (mit Ausschluß der extraordinarii, vgl. Legio) in der Vorderfronte je eine Legion zu beiden Seiten der v. praetoria (/.•) dergestalt untergebracht, daß die Bundesgenossen eben so wie in der Schlacht die Flügel einnahmen. Die Zeltreihen wurden zunächst mit eingesteckten Spießen (hastae) bezeichnet, so daß das ankommende Heer sich ohne weiteres zurechtfand; zu beiden Seiten der Längenstraße (v. praet.) lagen die Zelte von je 10 Türmen römischer Ritter («), unmittelbar dahinter die der Triarier (o), welche wegen ihrer halben
Stärke (vgl. Legio) auch nur halb so viel Zeltraum bedurften. Der Ausgang ihrer Zelte führte ans eine Nebenstraße von 50' Breite (strigae, doch heißen so vorzugsweise auch die Zeltreihen selber). Ihnen zugewandt auf der andern Seite der beiden Nebenstraßen campirten die Principes (p), woran wieder unmittelbar die Hastati fließen (q), deren Zelte auf zwei andere Nebenstraßen von der angegebenen Breite führten. Bon den 10 Kohorten jeder Legion (zur Zeit des Polybios aus je einem Manipel Hastati, Principes und Triarii mit den entsprechenden Leichtbewaffneten, velites, bestehend) befand sich die erste Kohorte zunächst der via principalis (g) und die zehnte an der porta decnmana (Z). Zwischen den fünften und sechsten Kohorten war zur größeren Gliederung des Lagers noch ein Breitenweg von 50' Breite angelegt, via quintana (r), nach der daran campirendeu cohors quinta benannt. Endlich auf den beiden Flügeln, den Hastati (q) gegenüber, lagerten die Bundesgenossen, nach innen
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- Autor: Lübker, Friedrich
- Hrsg.: Erler, Max
- Auflagennummer (WdK): 5
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- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Massilia zur Unterwerfung genöthigt, nach Italien zurückkehren, wo er inzwischen auf M. Lepi-dus' Antrag durch eine unregelmäßige Bolkswahl zum Dictator ernannt war. Sardinien und Si-cilien waren in derselben Zeit für ihn gewonnen; aber C. Curio hatte im Kampfe gegen eine überlegene Macht bei Utika seinen Untergang gefunden, und auch C. Antonins hatte sich mit 15 Gehörten dem Pompejaner Octavins in Jllyricnm ergeben müssen. — Nach Rom zurückgekehrt, benutzte C. die unbeschränkte Macht, welche ihm die Dictatur zur Berufung und Leitung der Co-mitien gab, um innerhalb der 11 Tage, die er in der Stadt verweilte, eine Reihe von populären Maßregeln durchzusetzen und unter gesetzlichen Formen sich selbst und seinen Anhängern alle höchsten Staatsämter übertragen zu lassen. Er schaffte der durch wucherische Zinsen angewachsenen Verschuldung vieler Bürger eine billige Abhülfe, ließ eine Menge Verbannungs-De-crete aus früheren und späteren Zeiten ausheben, gab den Kindern und Nachkommen der unter Sulla Geächteten ihre bürgerlichen Rechte wieder und ertheilte den transpadanischen Galliern, deren Patronat er schou vor seiner Provinzialverwal-tuug geführt hatte, das römische Bürgerrecht. Sodann ließ er sich selbst mit dem P. Servilins Jsanriens zum Cousul für das Jahr 48 wähleu und eilte nun, noch vor Ablauf des I. 49, im Besitz der höchsten Würde des Staates, nach Brundisium, um den Entscheidungskamps zu suchen. — Pompejns hatte während der nenn Monate, die C. ihm gelassen hatte, seine Streitkräfte bedeutend vermehrt und geübt. Außer 9 Legionen, einer Reiterei von 7000 Mann und einer Flotte von 500 Kriegsschiffen, hatte er auch von nahen und fernen barbarischen Fürsten und Völkern zahlreiche Hülsstruppen an sich gezogen. Er hatte zu Thessalouike eine Art von Hofhaltung und Staatsregierung eingesetzt, behauptete aber Dyrrha-chium als Mittelpunct seiner militärischen Stellung; an der Spitze der Flotte stanb M. Bibulus, C.s alter Nebenbuhler. Cäsar wagte es zu Anfang 48 mit viel geringerer Macht über das ionische Meer zu gehen, tanbete glücklich bei Oricium am keraunischen Vorgebirge und besetzte biesen Ort und Apollonia. Aber bet der Versuch Dyrrhachinm zu überrumpeln sehlschlug, und sein Heer nach mehreren Verlusten in Gefechten und durch Mangel an Lebensrnitteln in große Bebrängniß gerieth, fo faßte er den kühnen Entschluß, über die hohen epeirotischen Gebirge nach Thessalien zu gehen und mitten in dem von den Feinben besetzten Laube seinen Truppen Nahrung und sich selbst ein Schlachtselb zu gewinnen. Es gelang ihm nach der Erstürmung des festen Gomphi vollkommen, und das pompejauische Heer folgte ihm in die Ebene von Pharsalos nach. Im Vertrauen auf seine Ueberzahl (etwa 45,000 gegen •22,000) und durch die Ungebulb seiner Umgebungen gebrängt, gab Pompejns seine anfängliche Absicht, durch Zögern die Gegner auszuhungern, ans und bot alsbalb die Schlacht an, die C. über Alles wünschte. So wie der Angriff der überlegenen Reiterei, auf bessert Erfolg mit Zuversicht gerechnet war, an der Kaltblütigkeit von C.s erprobtem Fußvolke scheiterte, verlor Pompejns selbst und seine Oberofficiere alle Besonnenheit;
die germanische und gallische Reiterei, die C. in seinem Heere hatte, trieb die Gegner ins Lager zurück, und als er gegen alle Berechnung ber-selben bieses sogleich in Sturmschritt angreifen ließ, erfolgte Verwirrung und Flucht. Da C. jebem Gnabe verkünben ließ, der den Widerstand ausgäbe, so warfen die Meisten die Waffen weg, und ganze Kohorten ergaben sich. Der Tag des entscheidenden Sieges, nach dem damals noch nicht berichtigten Kalender der 9. August, fällt nach unserer Rechnung aus den 6. Juni des Jahres 48. — Pompejns eilte, jeber Fassung beraubt, über Larissa an die Küste und von bort über Mytilene nach Aegypten, wo ihm der elenbe König, auf die Kunbe von feiner Flucht, ein Boot mit Mörbern entgegen fanbte, die ihn vor der Lanbung nieberstießen. C., der mit wenig Begleitern dem Ftiehenben nachgeeilt war, empfing bei feiner Ankunft den Kopf und Siegelring des erschlagenen Feinbes; seine Thränen über den ungeheuren Umschwung des Schicksals waren gewiß nicht erheuchelt. — Mit der größten Verwegenheit behauptete sich C. barauf in dem Königspalaste der Ptolemaier zu Alejanbrien und in einem gefährlichen Straßenkampfe gegen die zügellosen Rotten, durch welche der Eunuch des Königs, , Pothinos, ihn zu erbrückeu gebachte. Nachbem er einige Verstärkungen an sich gezogen, blieb er Sieger, und ba Ptolemaios umgekommen war, setzte er bessen Schwester, Cleopatra, die ihn durch ihre Reize gewonnen hatte, zur Königin ein. Mit geringer Mühe jagte er den bo-sporauischen König Pharnakes, der sich während der Verwirrung des rönt. Staates in Vorber-Asien festzusetzen versucht hatte, in die Grenzen seines fernen Königreichs zurück — von hier aus schrieb er sein berühmtes: veni vidi vici nach Rom (Suet. Caes. 50. Plut. Caes. 37.) — und wollte sich nun gegen die Trümmer der pom-pejanischen Partei roenben, die sich unter Cato und Scipio Metellus, Pompejns' Schwiegervater, in Afrika, und unter feinen Söhnen, Cu. und S., in Hifpanien gesammelt hatten. Zuvor begab C. sich (gegen Ende 47) nach Rom, wo ihm währenb seiner Abwesenheit das Consulat aus fünf Jahre, die tribunicische Gewalt auf Lebenszeit und die Dictatur zuerkannt war. Auf feinem Wege von Brunbisium nach Rom empfing C. mit großherziger Versöhnlichkeit viele angesehene Männer der Gegenpartei, die ihm mit Vertrauen entgegen kamen; keinen mit größerer Auszeichnung, als Cicero; und wenn auch Berechnung der eigenen Interessen babei mitwirkte, so ehrt boch der hohe Werth, den C. ans Cicero's Frennbfchaft legte, beibe Männer. In Rom ließ C. sich nur so viel Zeit, um die äußere örbnung herzustellen, und ging mit einem kleinen Heere nach Afrika hinüber. Da er die bort vereinigten Streitkräfte den {einigen bei weitem überlegen fand, so wartete er die Ankunft einiger Verstärkungen ab. Als aber die Feinde ihn auf einer Halbinsel, auf welcher das feste Th apsns liegt, abgeschnitten zu haben hofften, brach er in stürmischem Angriff durch und vernichtete und zerstörte ihr ganzes Heer (den 5. April 46). Fast alle Führer kamen im Kampse ober auf der Flucht, durch die Verfolger ober durch eigne Hand, um. Nur Cato I hielt sich in Utika mit einer schwachen Besatzung
1833 -
Meissen Pesth
: Wigand Goedsche
- Autor: Herrmann, August Lebrecht
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
230
Siebenter Zeitraum.
ihn gewesen, und durch einen unabsehbaren Zug von Saumthie-
1195 ren führte er, bei seiner Abreise, die in Palermo aufgehauften
Schatze und Kostbarkeiten mit sich nach der festen Burg Trifels.
Als die Genueser und Pisaner den verheißenen Lohn verlangten,
hielt er sie eine Zeitlang mit leeren Ausfliichten hin, und wies sie
endlich mit trockenen Worten ganz ab. In dieser Zeit starb
Heinrch der Löwe (i 195), der einzige deutsche Fürst, welchen der
Kaiser noch immer gefürchtet hatte, und nun eilte er, einen großen
und kühnen Plan, den er schon lange in sich trug, zur Ausfüh-
rung zu bringen. Ein gewaltiger Kreuzzug sollte den Orient, das
byzantinische Reich, ja sogar England und Frankreich unter seine
Botmäßigkeit bringen. Schon zog ein zahlreiches Heer auf
dem gewöhnlichen Wege nach Constanttnopel, wahrend ihm 60,000
uoo Mann über die Alpen folgten, um von Italien aus den Seeweg
anzutreten; da riefen ihn neue Unruhen nach Sicilien. Ein ge-
wisser Jordan war verdächtig nach der Krone gestrebt zu haben,
dafür ließ ihn Heinrich auf einen glühenden eisernen Thron setzen,
und eine ebenfalls glühende Krone auf den Kopf nageln! Den Gra-
fen Richard von Acerra, der beabsichtigten Vergiftung des Kaisers
angeklagt, verurtheilte er, an den Schweif eines Pferdes gebunden,
zu Capua durch die Straßen geschleift zu werden. Ein plötzlicher
Tod, entweder durch Gift oder durch einen kalten Trunk auf der
Jagd herbei geführt, gebot Heinrichs Vi. kühnen Entwürfen einen
1197 plötzlichen Stillestand. Er starb ^u Messina in seinem 32. Jah-
re. Ein minderjähriger Sohn, Friedrich, hinterblieb, doch die
zwei Partheien, der Welfen und der Ghi bellinen, schritten,
ihn übergehend, zu einer doppelten Wahl; diese ernannten Hein-
richs Vi. Bruder, den Herzog
Philipp von Schwaben (1107 — 1208), jene Otto Iv.
(1197 — 1215), einen Sohn Heinrichs des Löwen, zum
Kaiser. Ein fast I2jahriger Krieg zerrüttete Deutschland, wobei
der Papst Innocenz Iii. allein gewann, denn beide Gegner buhlten
wetteifernd um seine Gunst, traten ihm alle Lande in Italien,
nebst den alten Ansprüchen auf selbige ab, gestanden des Papstes
Recht und Gewalt, die Kaiserkrone zu verleihen, zu, wodurch
der päpstliche Stuhl zu einer bisher nie gesehenen Macht gelangte.
Die Privatrache eines Wüthenden entwirrte den Knäuel. Otto
von Wittelsbach, ein Brudecssohn dessen, dem Friedrich I. Baiern
verlieh, ermordete Philipp von Schwaben auf dem Schlosse Al-
1208 tenburg, bei Bamberg, weil dieser ihm eine seiner Töchter zuge-
sagt, nachmals aber sein Wort zurück genommen hatte. Es gelang
Innocenz Iii. eine neue Kaiserwahl von Seiten der hohenstausi-
schen Parthei zu verhindern. Otto Iv. war jetzt einziger Kaiser,
zerfiel aber bald mit dem Papste, als er seine Ansprüche auf Ita-
lien und vornehmlich auf Sicilien geltend machen wollte. In-
nocenz kämpfte mit doppelten Waffen; er unterstützte den jungen
1833 -
Meissen Pesth
: Wigand Goedsche
- Autor: Herrmann, August Lebrecht
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
349
Dreißigjähriger Krieg.
Georg Wilhelm, unweit Berlin eine Unterredung, worin er den 13.
die Einräumung Küstrins und Spandau's verlangte, als 35101
Unterpfänder der Treue und Anhaltungspunkte bei einem etwaigen 1
Rückzüge. Nur auf die angedrohele Heimkehr des Königs ent-
schloß sich der Churfürst zur Nachgiebigkeit, und Spandau ward
den Schweden an selbigem Tage noch übergeben. Die Entsetzung
Magdeburgs sollte nun die nächste, dringende Unternehmung seyn.
Doch mehr als tollkühn wäre es gewesen, Angesichts des Feindes
bei dieser Stadt über die Elbe zu gehen, darum wurden Unter-
handlungen mit dem Churfürsten von Sachsen angeknüpft wegen
Verpflegung der schwedischen Truppen bei ihrem Durchzuge in säch-
sischen Landen und wegen ihres Uebergangs bei Wittenberg über
die Elbe. Nichts war vermögend Johann Georg I. zur Einwilli-
gung in diese Forderungen zu vermögen; er beharrte unerschütterlich auf
seinem Neutralitätsfyfteme; hierüber verlor man eine kostbare Zeit,
und Magdeburg erfuhr ein grauenvolles Schicksal.
Noch standen die Werke Magdeburgs den Geschützen Tilly's
unversehrt gegenüber; der Widerstand der Belagerten, unter de-
nen der schwedische Hauptmann von Falkenberg befehligte,
dauerte fort; jeden Tag konnte Gustav Adolf erscheinen, darum
versuchte Tilly durch List noch zu erlangen, was durch Gewalt
nicht möglich war. Er ließ plötzlich mit der Beschießung inne den v.
halten, die Geschütze abführen, die Gezelte abbrechen, den Schein 11,11,1
eines nahen Abzuges verbreiten. Es gelang; kaum erblickte man
von den Wällen der Stadt diese Bewegungen, so eilte alles sich
einer. lang entbehrten Ruhe zu überlaffen, und die wichtigsten
Punkte blieben unbewacht. Alle Anstalten zur Ersteigung der
Wälle und Mauern wurden in der folgenden Nacht im kaiserlichen
Lager beendigt, und am Morgen des 10. Mens drang Pappen- ivzi
heim zuerst in die sichere Stadt, nachdem er den Watt überstiegen.
Die Furien des Krieges wurden gegen die bejammernswertbe Stadt
mit ihren Schrecken losgelaffen; der fühllose Tilly überlieferte
sie einer viertägigen Plünderung; fast alle Gebäude gingen in
Feuer auf; 30,000 Einwohner kamen um und triumphirend schrieb
Tilly in seinem Berichte an den Kaiser: „daß seit Troja's und
Jerusalems Zerstörung eine solche Victoria nicht gesehen worden
sey." In immer härtern Maßregeln empfanden nun die prote-
stantischen Staaten die Folgen dieses Sieges. Ein kaiserliches
Decret erklärte die Beschlüsse des Leipziger Convents für null und
nichtig; eine aus Italien kommende kaiserliche Armee vollstreckte
unter dem Commando des Grafen von Fürstenberg das
Restitutionsedict in Würtemberg, Franken, Schwaben, in den
Städten Ulm und Nürnberg mit gewohnter Härte; Tilly selbst
brach verwüstend in die sächsisch - ernestinffchen, schwarzburgischen
Lande und in die des Landgrafen von Hessen'-Cassel, Wilhelmv.,
1833 -
Meissen Pesth
: Wigand Goedsche
- Autor: Herrmann, August Lebrecht
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
351
Dreißigjähriger Krieg.
sch en rechten Flügel ; siebenmal wiederholte er seinen Angriff, ward
eben so oft geworfen und räumte endlich das Feld. Mir befferm
Erfolge sprengte Tilly die Sachsen aus einander, gedachte sodann
den schwedischen linken Flügel zu zerstreuen, scheiterte aber an
Horns Tapferkeit. Eine Schwenkung Gustav Adolfs mit dem
rechten Flügel und dem Centrum nach der linken überlieferte ihm
das aus den Anhöhen aufgepflanzte, feindliche Geschütz; in der
Flanke und in der Fronte angegriffen trennten sich die Glieder der
Kaiserlichen, wichen, der bisher unbesiegbare Tilly floh, Gustav
Adolf aber warf sich auf die Knie und dankte in einem feurigen
Gebete für diesen ersten Hauptersolg seiner Waffen. Tilly ging
zuerst nach Braunschweig und dann an die Weser; Gustav Adolf
beschloß, den Krieg in die liguistischen Lande zu versetzen, wahrend
der Churfürst von Sachsen Böhmen eroberte. In zwei Colonnen
durchzogen die Schweden den Thüringer Wald; die Bisthümer
Würzburg und Bamberg sahen die nordischen Krieger; alle Städte
längs des Mains unterwarfen sich; in Frankfurt hielt Gustav
Adolf einen feierlicher Einzug, zu Mainz wählte er sein Haupt-
quartier und verlegte seine Truppen in die Umgegend, damit sie,
da der Winter schon langst angefangen hatte, endlich rasteten von
den bisherigen Strapazen des Krieges.
Der kommende Frühling rief den König von Schweden zu
neuer Thatigkeit. Mit Mühe behauptete sich der General Horn,
den er mit 8000 Mann in Bamberg gelassen, gegen Tilly, der
seine Truppen wieder gesammelt hatte. Gustav Adolf verließ
seine Winterquartiere, vereinigte sich mit Horn, Banner und
dem Herzoge Wilhelm von Weimar, und bedrohete, 40,000
Mann stark, das Baiernland. Eiligst rief der Churfürst den Ge-
neral Tilly zu dessen Schutze herbei; bei R a i n, am rechten Ufer
des Lech gelegen und von der Acha umflossen, bezog selbiger ein
festes Lager, nachdem die Schweden den Uebergang über die Do-
nau bei Donauwerth erzwungen. Was Kunst, Erfahrung und
Muth vermögen, bot Tilly für die Behauptung dieses letzten Boll-
werks auf. Vergebens, eine Falkonetkugel zerschmetterte ihm den
rechten Oberschenkel; der General Alt ringer erhielt eine gefahr- den if.
liche Wunde am Kopfe, der Churfürst, an allem Glücke verzwei-
fotnt), gab jetzt diesen wichtigen Punkt auf und ungehindert über- 1632
schwemmten die Schweden das von den Uebeln des Krieges bis-
her verschont gebliebene Baiern. Tilly starb an seiner Verletzung den Zw.
zu Ingolstadt. April _
Dem entworfenen Plane gemäß waren die Sachsen in
Böhmen eingedrungen, ohne Schwertstreich öffnete Prag dem Ge-
neral Arnheim die Thore, den 11. Nov. 183.1, Johann
Georg I. nahm sein Hauptquartier in dieser Residenz; die Pro-
testanten athmeten nach langem Drucke wieder auf; der Graf
Matthias von Thurn, viele der Vertriebenen kehrten zurück und
1833 -
Meissen Pesth
: Wigand Goedsche
- Autor: Herrmann, August Lebrecht
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
12
Erster Zeitraum.
selben in die Hände geliefert ward; Samuel war der letzte
Richter in Israel. Die Unwürdigkeit seiner Söhne, auf die sein
Amt dereinst übergehen sollte; die innere Zwietracht unter den
Stämmen, die daraus folgende Schwäche und die deshalb erlitte-
nen Niederlagen, erzeugten bei den Israeliten den gemeinsamen
Wunsch einen König zu haben, der vor ihnen her zöge in ihren
Kriegen. Vergebens stellte ihnen Samuel die Lasten vor, welche
ihnen ein königlicher Herr auferlegen werde; sie blieben bei ihrem
Vorsätze, und so wählte Samuel einen Mann von niedriger Her-
kunft, aus dem Stamme Benjamin, dem schwächsten von allen zum Kö-
nige von Israel, damit ihm selbst die bisherige Macht auch ohne den
Namen dennoch verbliebe. Saul, der Sohn Kis, durch Körper-
größe und männliche Schönheit dem sinnlichen großen Haufen an-
uoo genehm, war der erste König der Israeliten. Er rechtfertigte die
v. Erwartungen des Volks durch seine Tapferkeit. Die Philister,
Edomiter, Moabiter, Ammoniter flohen vor der Stärke feines
Armes; sogar bis jenseits des Euphrats trug er seine siegreichen
Waffen. Doch minder fügsam gegen den Willen Samuels, als
selbiger wohl erwartet hatte, entbrannte dieser in heftigem Grimm
wider den neuen König. „Das Königreich wird nicht bleiben bei
dem Haufe Saul!" erklärte der noch immer mächtige Priester,
und salbte David, den Sohn Isai, aus dem blühenden Stamme
Juda, ins Geheim zum Könige. Saul verfiel in Trübsinn, den
nur die Töne der Musik zu verscheuchen pflegten. David, bekannt
durch sein liebliches Harfenspiel, ward nach Hofe berufen, erheiterte
den König, gewann dessen Gunst, bald auch feine Achtung durch
kühne Waffenthaten, so er im Kriege verrichtete, dergestalt, daß
ihn Saul zu seinem Eidam erkor. Doch dessen wachsender Ruhm
weckte seine Eifersucht, auch argwöhnte er Samuels geheimen Plan,
darum beschloß er David zu tobten. Entfernung und Flucht ret-
teten diesen vor Sauls wiederholten Anschlägen, wobei David
mehrfache Beweise ablegte, daß ihm des Königs Leben heilig sey,
obschon dasselbe mehr als einmal in seine Hand gegeben war.
Eine rührende,, innige Freundschaft verband ihn mit Jonathan,
Sauls ältestem Sohne, der ihn selbst vor den Nachstellungen sei-
nes Vaters warnte. Die Philister zogen wiederum mit Heeres-
macht herauf gegen Israel. Schweren Herzens rückte ihnen Saul
entgegen; das Treffen endete unglücklich; drei seiner Söhne, unter
ihnen Jonathan, sielen; er selbst, von feindlichen Schaaren umringt,
stürzte in das eigene Schwert, um die Schmach der Gefangen-
schaft nicht zu sehen. Saul war fast nur Heerführer gewesen; der
Glan; der königlichen Würde mangelte ihm ganz; noch hatte er
keine bleibende Residenz und die Ränke Samuels, so wie der Prie-
ster überhaupt, entfremdeten ihn dem Volke.
David gelangte nun zu der, ihm langst bestimmten, Re-
gierung. Der Stamm Juda erkannte ihn sogleich als König an.
1833 -
Meissen Pesth
: Wigand Goedsche
- Autor: Herrmann, August Lebrecht
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
86
Dritter Zeitraum.
den aufgefangenen Briefen der Soldaten erkannte er die Unzu-
friedenen, welche er in einer Abtheilung (araurcov rayua)
329 Schaar der Mißvergnügten, zu besonderer Obhut vereinigte. Um
das Heer zu beschäftigen, drang Alexander nach Norden, bis zum
Iaxartes vor, erbauete daselbst eine Festung, Alexandria,
bekam den Verrather Bcssus endlich in seine Gewalt, welchen er
der Familie des Marius überlieferte, und verweilte sodann in
328 Zariaspa, in Baktcien. Hier tödrete er in der Trunkenheit sei-
nen Freund K l i t u s. Immer mehr wich Alexander von den alt-
griechischen Sitten ab, vertauschte die vaterländische Tracht mit
der asiatischen, und muthete sogar durch seinen Vertrauten, Ana-
xarchus, den Macedoniern an, ihn durch Kniebeugen zu verehren.
Lebhaft widersprach Kallisthene s, ein Schüler des Aristoteles,
wofür er bei einer abermals entdeckten Verschwörung gegen den
König als verdächtig mit hingerichtet ward. Nachdem Alexander
ausgebrochene Empörungen in Sogdiana und Baktrien gedampft
hatte, schickte ec sich zu seinem Zuge nach Indien an, zuvor aber
nahm er die schöne Roxane, die Tochter Oxyantes, eines feindli-
chen Häuptlings, zur Gemahlin, der, nebst seiner Familie, in Ge-
fangenschaft gerathen war. Der Indus ward von Alexander über-
schritten, in einem dortigen Könige, Taxi les, fand er einen
treuen Bundesgenossen; sodann ging er über den Hydaspes,
welcher sich südlicher in eben genannten Fluß ergießt; hier starb
Alexanders Lieblingspferd, der nur von ihm gebändigte Buke-
p ha los. Der edle König P aru s flößte feinem Sieger Achtung
ein, der ihn in seinem Reiche nicht nur bestätigte, sondern selbiges
327 auch noch erweiterte. Auch über den resines und Hydrao-
tes kam Alexander glücklich bis an den Hyphasis, (sammtliche
Flüsse ergießen sich in den Indus) und gedachte schon gegen den
Ganges zu ziehen; da gebot ihm plötzlich die entschiedene Weige-
rung seiner Armee, weiter zu gehen, Stilleftand. An den Hydas-
pes zurück gekommen, schiffte er sich mit einem Theile des Heeres
ein, während der andere an beiden Ufern des Flusses hinabzog.
Da, wo der Acest'nes in den Indus einströmt, setzte den König
sein Ungestüm in einem Gefechte mit einem wilden Volke, den
Malliern, in nahe Todesgefahr, indem ec stürmend die Mauer
einer befestigten Stadt erstieg und sich, ehe man ihm folgen konnte,
allein in selbige hineinstürzte. Mit Wunden bedeckt und halb
todt fanden ihn seine nacheilenden Krieger. Ausdem Indus seinen Zug
sortsetzend kam er endlich bis in den Orean; hier übergab er dem
Befehlshaber der Schlffe, Nearchus, die Führung der Flotte, wel-
cher westwärts steuernd, den persischen Meerbusen entdeckte und
die Mündung des Euphrats, den man bisher irrig mit dem Nil
in Verbindung gesetzt hatte. Gegen unaussprechliche Mühseligkeiten
kamofend gelangte Alexander zu Lande nach Susa. An 70
Städte waren von ihm auf seinem Zuge angelegt und mit griechischen
1917 -
Halle a.d.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Seyfert, Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realgymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realgymnasium
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): Jungen
38 t -----
Tarquinius Superbus.
^Curimier"^ %uf feiten Roms traten drei Brder, die Horatier, bei den Ui attel Albanern die drei Curitier in die Schranken; gespannt sahen die Heere zu: Mit Ungestm dringen die Kmpfer aufeinander ein. Bald fllt ein Rmer, gleich darauf der zweite; aber der dritte steht noch unverwundet, während alle drei Curitier bluten. Da ergreift der Rmer die Flucht. Die drei Feinde eilen ihm nach, so schnell es die Wunden erlauben. Pltzlich bleibt der Davoneilende stehn, streckt den ersten der Verfolger nieder, berrennt den zweiten und schlgt auch den dritten, der schwer-verwundet herankeucht, zu Boden.
So wurden die Rmer die Herren der Albaner.
Im Siegeszuge marschierte das Rmerheer zur Stadt, voran der Held mit den erbeuteten Rstungen. Alles Volk jubelte ihm zu, nur seine Schwester weinte; denn sie hatte in dem einen Curitier ihren Brutigam verloren. Die Trnen erbitterten den Sieger aufs hchste, er zog das Schwert und stie die Weinende nieder. Sofort verkehrte sich der Jubel des Volkes in Abscheu und Entsetzen. Der Schwestermrder wurde zum Tode verurteilt. Nur den Bitten des alten Vaters, der an einem Tage alle seine Kinder eingebt htte, gelang es, die strengen Richter milder zu stimmen.
4.
Tarquinius Superbus.
Servius Der sechste König Roms, Servius Tllius, hatte einen sehr herrsch-
wird ermordet, fchtigen Schwiegersohn, Tarquinius mit Namen, der brannte vor Be-gierde König zu sein, und seine Gemahlin bestrkte ihn darin.
Eines Tages erschien er mit einer Anzahl Begleiter im Senat. Hier lie er sich auf dem kniglichen Stuhle nieder. Der alte König eilte herbei, um den Thronruber zu vertreiben, der aber stie den Greis die Stufen hinab und lie ihn von seinen Begleitern tten.
König Nach dieser Schandtat war Tarquinius König von Rom. Im Kriege
-arqu muv. ^gte er sich als ein tapfrer Mann, er fhrte die Rmer von Sieg zu Sieg und breitete Roms Herrschaft aus. Als Regent jedoch war er gewalt-ttig und grausam, weshalb er den Beinamen Superbus trgt. Er fragte nie den Senat um Rat, sondern handelte ganz nach seinem Willen. Wen er fr seinen Feind hielt, den lie er hinrichten und nahm ihm seine Gter. Selbst seine Verwandten schonte er nicht; doch einer entging seinem Dolche, das war der schlaue Brutus, der sich bldsinnig stellte.
Brums. ie Shne wandelten in den Fustapfen des Vaters. Als der König einst eine nahegelegne Stadt belagerte, ritt sein gewaltttiger