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1. Geschichte des Altertums - S. 21

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Das Land der Griechen. 21 deren Klima sich ein reicheres öffentlichesleben entfalten konnte als bei uns, wo der lange Winter das Leben in der stillen Häuslichkeit begünstigt; man mag auch gern annehmen, daß die mannigfaltige Schönheit der Landschaft, die Meer und Hochgebirge vereint, dazu die Heiterkeit des Himmels, wie sie einem im Sommer regenarmen Lande eigen ist, die Klarheit der Luft, die auch das Ferne in klaren Umrissen zeichnet, auf den Schönheitssinn und den Charakter der Bewohner eingewirkt hat. Die Hauptsache ist doch, daß ein Volk in diese Lande einzog, das mit den höchsten Gaben des Körpers und des Geistes ausgerüstet war: ein Volk, ebenso ausgezeichnet durch Klarheit in der Auffassung der äußeren Welt — daher das Volk der großen Künstler — wie durch Klarheit im Denken — daher das Volk der tiefen Denker —, ein Volk endlich, dessen beste Männer in sittlicher Beziehung ruhige Klarheit der Seele, Selbstbeherrschung und Mäßigung als die höchste Tugend schätzten. § 14. Das griechische Festland zerfällt in drei Teile: Nordgriechenland, Mittelgriechenland und den Peloponnes. Nordgriechenland, nach Süden etwa bis zu einer Liniegtie^0ernbfqnb reichend, die den Meerbusen von Ambrakia mit dem von Malis verbindet, zerfällt in die durch die Bergzüge des Pindus voneinander getrennten Landschaften Epirus und Thessalien. E p i r u s ist gebirgig, das Land der Molosser und anderer Stämme, von griechischer Kultur lange kaum berührt, aber im Besitze des uralten Zeusorakels von Do-dona; ihm ist Kerkyra vorgelagert, das man für das homerische Scheria, die Phäakeninsel, hielt. Thessalien besteht zunächst aus der von Gebirgen umschlossenen, durch Rossezucht berühmten Ebene, die der Peneios durchfließt, und deren Hauptort Larissa war. Im Norden und Osten erheben sich der 3000 m hohe Olymp, Ossa und Pelion; zwischen den beiden ersten hat sich der Peneios in dem schönen Tempetal Bahn nach dem Meere gebrochen. Die Halbinsel Magnesia umschließt den pagasäischen Golf; auch das Tal des Spercheios, der in den malischen Golf einströmt, des Heimatflusses des Achilleus, rechnete man zu Thessalien. Mittelgriechenland ist in seiner westlichen Hälfte ebenfallsgri^ne£nb ein rauhes Gebirgsland, das erst in der letzten Zeit der griechischen Geschichte politische Bedeutung gewann. Die westlichste Landschaft ist A k a r -n a n i e n, dem die Inseln Leukas, Jthaka und Kephallenia vorgelagert sind, durch den Acheloos getrennt von Ätolien; an dieses schließt

2. Geschichte des Altertums - S. 24

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
24 Griechische Geschichte. Vom Festlande aus nach Südosten. Sie sind Restinseln des einst hier Europa und Asien verbindenden Festlandes. Die größte der Inseln ist das weinberühmte Naxos; westlich davon liegt das marmorreiche P a r o s. Die nördlichste ist A n d r o s, die südlichste das sichelförmige, vulkanische T h e r a (heute Santorin); aus dem an der Südwestecke liegenden, ebenfalls vulkanischen Melos (heute Milo) sand man die berühmteste aller Venusstatuen. Kreta. Kreta, das im Süden wie ein Riegel das ägäische Meer ab- schließt, ist eine große, von Hochgebirgen eingenommene Insel, deren Bevölkerung nur teilweise griechisch war. Sporaden. Als S p o r a d e n, d. h. die zerstreuten, bezeichnet man gewöhnlich die der kleinasiatischen und thrakischen Küste vorgelagerten Inseln; unter ihnen sind die bedeutendsten Rhodos, später ein wichtiger Mittelpunkt des Handels, Kos, Samos, das weinreiche C h i o s, das fruchtbare Lesbos mit Mytilene. Es folgen L e m n o s, die Insel des Hephaistos, Jmbros, Samothrake, berühmt durch seine alten Mysterien, und das goldreiche Thasos. Nordöstlich von E u -b ö a liegt S k y r o s. Kleinasien. Der kleinasiatische Küstensaum zeichnet sich im Gegen- satz zu dem wasserarmen, steppendürren Plateau des inneren Kleinasiens *) durch reichliche Bewässerung, fruchtbaren Boden und mildes Klima aus; dies sowie die Lage am Meere haben das Aufblühen der dortigen griechischen Kolonien begünstigt. Mehrere Halbinseln ragen in das Meer hinein: im Norden die größte, Troas, durch den Hellespont vom thrakischen Chersones geschieden, weiter die vielgezackte Halbinsel gegenüber Chios, sodann Mykale, endlich die beiden Halbinseln, auf denen die Städte Halikarnassos und Knidos lagen. Von Gebirgen sind zu merken der quellenreiche Jda in Troas und der Sipylos; von Flüssen der nördlich vom Sipylos strömende Hermos und der gegenüber Milet mündende, vielfach gewundene Mäander. Die Urbevölkerung Kleinasiens bildeten die K a r e r und verwandte Völker; von dem hetitischen Reich, das um die Mitte des zweiten Jahrtausends das östliche Kleinasien und das nördliche Syrien umfaßte, ist oben die Rede gewesen (§ 3 u. 6). Nachher zogen die Phryger und andere indogermanische Stämme von Thrakien her in die 1) Die Landschaften Kleinasiens: Äolis Mhsien Bithynien Paphlagonien Jonien Lydien Phrygien (nebst Galatien) Kappadocien Doris Karien (nebst Lhcien) Pisidien (nebst Pamphylien) Cilicien.

3. Geschichte des Altertums - S. 23

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Das Land der Griechen. 23 verbunden; hier lagen Tegea und Mantinea. Nach Westen wird sie durch den Alpheios entwässert, an dessen Oberlauf später von Epamt-nondas Megalopolis gegründet wurde. An den vier Ecken Arkadiens erheben sich der Erymanthos, wo Herakles den Eber erlegte, der Kyllene, des Hermes Geburtsort, der Parnon, das plateauartige Gebirge des östlichen Lakoniens, dessen Südecke das sturmumbrauste Kap Malea bildet, und der Lykaios, der Berg des Lichtgottes Zeus. Nach Süden endlich zieht sich der steile Taygetos, fast so hoch wie der Parnaß, auslaufend in das Vorgebirge Tänaron; er scheidet das vom Eurotas durchströmte L a k o n i e n von M e s s e n i e n. In der fruchtbaren Binnenebene von Lakonien, das annähernd doppelt so groß ist wie Attika, liegt das „hohle" Sparta (d.h. Saatland); auf dem Berge Jthome, der sich am südlichen Ende der ebenso reichen messenischen Binnenebene erhebt, erbaute Epaminondas die Stadt M e s s e n e. An der westlichen Küste von Messenien lag, gegenüber der Insel Sphakteria, eine der Städte, die den Namen Pylos führten. Die östliche Halbinsel des Peloponnes ist A r g o l i s, bestehend aus der wasserarmen Ebene von Argos, an deren Küste Tiryns ausragt, während sich der Burghügel von Mykene an die nördlichen Berge anlehnt, und dem nordöstlichen Bergland, an dessen Küste Troezene lag. In weiterem Sinne rechnet man zu Argolts auch das weiter nördlich an zwei Meeren gelegene Korinth, am Fuße des steilen Burgfelsens von Akrokorinth, und das westlich davon liegende Sikyon. Nach Westen schloß sich A ch a j a an, der schmale Küstensaum am Südufer des korinthischen Busens, unter dessen Städten Paträ die bedeutendste war. Westlich von Arkadien lag das fruchtbare Tiefland von Elis, vom Alpheios durchströmt, an dessen Ufer sich die Feststätte des Zeus, Olympia, erhob; wenig südlich von Olympia hat man Spuren von Pylos, der Stadt Nestors, aufgefunden. Im Westen ist dem Peloponnes die Insel Z a k y n t h o s vorgelagert. Im Süden liegt vor dem lakonischen Busen K Y t h e r a , berühmt durch seinen Aphroditedienst; unter den kleinen Inseln an der argolischen Küste ist das bergige Ä g i n a zu nennen, lange einer der bedeutendsten Handelsplätze Griechenlands. § 15. Die Inseln des ägäischen Meeres. Kleinasien. Die Cy-Cmaden. k l a d e n, so benannt, weil sie nach der Anschauung des Altertums im Kreise um das heilige Delos, die Geburtsinsel des Apollon und der Artemis, herumlagen, ziehen sich in mehreren Reihen von Euböa und

4. Geschichte des Altertums - S. 25

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Religion der Griechen. 25 Halbinsel ein. In. der Religion der Kleinasiaten trat der Gottesdienst der großen Mutter, der Kybele, hervor, einer Göttin der ewig neu hervorbringenden, fruchtbaren Natur, die auf einem von Löwen gezogenen Wagen fahrend dargestellt wurde. Im Frühling feierte man in leidenschaftlichen Festen ihre Vermählung mit dem Himmelsgott; wenn die Natur in der Sommersglut erstarb, beging man in ebenso leidenschaftlicher Weise den Tod des Gottes (vgl. Astarte und Adonis, § 5, Anm. 1). Die griechische Besiedelung der Küsten fand in den letzten Jahrhunderten des zweiten Jahrtausends statt (§ 20). Die griechischen Kolonien zerfielen in die ä o l i s ch e n, zu denen Lesbos gehörte, die ionischen, unter denen außer den Inseln Chios und Samos Phokaia, Smyrna, Ephesos, Milet die bedeutendsten waren, und die d o r i s ch e n , Halikarnaß, Knidos, Kos und die drei Städte auf Rhodos. Die Religion der Griechen. § 16. Die religiöse Entwicklung. Die religiösen Anschauungen der Griechen sind nicht vom Anfang bis zum Ende ihrer Geschichte dieselben gewesen, sondern haben Wandlungen durchgemacht. Das mythischedenken stellt sich die ganze Natur beseelt vor; in Pflanze und Tier, Wind und Wasser, Blitz und Donner, am Himmel wie in den Tiefen der Erde denkt sich der Mensch lebendige, göttliche Kräfte walten, die ihm nützen und auch schaden können, deren Gunst er durch Opfer und Gebet gewinnen, deren Ungunst er durch Zaubersprüche abwehren muß. Nicht minder muß man die Seelen der Verstorbenen verehren; man muß ihnen im Grabe eine mit mancherlei Beigaben ausgestattete Wohnung schaffen und ihnen Spenden darbringen, um die Pflichten der Pietät zu erfüllen und sich zugleich vor ihrem Unwillen zu schützen?) So ist die Welt von Göttern und Dämonen erfüllt. Viele Gottheiten haben es nicht zu allgemeiner Anerkennung gebracht; sie blieben örtlich verehrte Heroen, die nur für den engen Kreis ihrer Landschaft Bedeutung hatten.2) Über die Masse der übrigen erhoben sich die olympischen Götter, durch Dichtung und bildende Kunst 1) In Athen feierte man ein Fest der Seelen, die Anthesterien, nach deren ^Beendigung diese mit den Worten „hinaus, ihr Seelen, die Anthesterien sind zu Ende" (&vqctce, xfjotg, ovx ez ’Avdsatriqik) aus der Stadt ausgewiesen wurden. 2) Zu den Heroen gehören z. B. der attische Thefeus und der argivifche Perfens; über Herakles und Asklepios vgl. § 17.

5. Geschichte des Altertums - S. 42

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
42 Griechische Geschichte. Kyme.kyme (Cumä) in Campanien, die Mutterstadt bort Neapolis, wichtig durch seinen Einfluß auf die Kultur Mittelitaliens und Roms, das von dort z.b. die Schrift erhielt. — In Südgallien gründeten Massalia. Phokäer M a s s a l i a. Von hier aus haben die Kelten die Schrift, den Wein- und Ölbau empfangen. Auch an der spanischen Küste haben die Massalioten Niederlassungen gegründet; ein Massaliot war Pytheas, der zu Alexanders Zeit zuerst die Küste Germaniens erreichte. In Afrika ist neben dem ägyptischen Naukratis die Fünfstadt von Kyrene. K y r e n e zu erwähnen, wohlhabend durch die Fruchtbarkeit seiner Fluren und durch Karawanenhandel. Im Norden des ägäischen Meeres haben besonders die Chalkidier Chalkidike.auf der erzreichen, dreizackigen Halbinsel, die nach ihnen Chalkidike genannt wurde, über 30 Städtchen angelegt; dort lag auch das von den Korinthern gegründete Potidäa; weiter östlich Abdera, das dwproponw „Schilda" der alten Welt. Unter den Kolonien an der Propontis ragten tos Euxjnos° das milesische Kyzikos und das von Megarern angelegte Byzanz hervor, an dem prachtvollen Hafen des goldenen Horns in äußerst günstiger Welthandelslage gegenüber dem früher gegründeten C h a l -k e d o n gelegen. Die Kolonien an dem Pontos Euxeinos, dem gastlichen Meere, wie man das anfangs durch seine Stürme und wilden Anwohner verrufene schwarze Meer bald nennen durfte, stammten fast sämtlich von Milet, das 80 Städte gegründet haben soll: S i n o p e und Trapezunt waren die wichtigsten an der Südküste, P a n t i -k a p a i o n und P h a n a g o r i a an der Nordküste, die bald durch ihre Getreideausfuhr große Bedeutung für das kornarme Griechenland gewannen. Wirtschaftliche, geistige iitib politische (tutmirfhmg tit der zweiten Hälfte des griechischen Mittelalters. § 30. Wirtschaftliche und geistige Entwicklung. Während die Kolonisation die griechische Kultur über einen großen Teil der Mittelmeerküsten trug und auf die eingeborenen Völker allenthalben bedeutenden Einfluß ausübte, entwickelte sich das wirtschaftliche Seehandel. L e b 6 n in gewaltiger Weise. Es entstand ein lebhafter Seehandel, dessen Bereich sich vom Asowschen bis zum Tyrrhenischen Meere, von Ägypten bis Südgallien und Spanien erstreckte. Die verschiedenen Landschaften tauschten ihre Erzeugnisse untereinander aus, ebenso Rohstoffe, z.b. Getreide, Wein und Öl, Erze, Fische, wie gewerbliche Er-

6. Geschichte des Altertums - S. 43

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Entwicklung in der zweiten Hälfte des griechischen Mittelalters. 43 zeugnisse, Leinwand und Wollstoffe, Metallwaren, Tongefäße usw.; sind doch z. B. griechische bemalte Vasen in großer Menge in apulischen und etruskischen Gräbern aufgefunden worden. Dadurch wird eine für den Export arbeitende Industrie ins Leben gerufen; das Handwerk Industrie, schritt weit über die Anfänge, wie wir sie in der Odyssee finden, hinaus; im sechsten Jahrhundert schon entstanden Fabriken, die mit Sklaven arbeiteten. Jetzt begann man Sklaven in großem Maßstabe einzuführen, um sie in der Gewerbtätigkeit zu verwenden; man bezog sie aus Barbarenländern, und allmählich entstand in den großen Handelsstädten Milet, Korinth, Chalkis, Ägina, Athen eine Sklavenbevölkerung, die an Kopfzahl hinter den Freien nicht weit zurückstand, hier und da sie sogar übertraf. Zugleich verbreitete sich der Gebrauch des geprägten Geldes und erleichterte den Handelsverkehr, wie es zugleich die Ansammlung von Kapitalien ermöglichte. Der Wohl- Wohlstand, stand stieg; mit ihm wuchs freilich auch in manchen Kreisen ein wildes Jagen nach Gewinn; „Geld macht den Mann" {xqrjjuata, xqv~ @etd. /jiaf ävrjo) wurde der Wahlspruch für viele. Andrerseits war doch ernste Religiosität weit verbreitet. Und wie die Städte des Mittelalters ihren Ruhm in der Errichtung prächtiger Dome suchten, so die des Altertums Bauten, in dem Reichtum der Weihgeschenke und in mächtigen Tempelbauten: jenem Zeitalter gehört unter andren der große dorische Tempel von P ä st u m am tyrrhenischen Meere an. Während so die an der Küste wohnende und seefahrende Bevölkerung Griechenlands über die engen Schranken, die bisher ihre Wirtschaft umschlossen, hinaustrat, entfaltete sich auch auf geistigem Gebiete ein reges Leben. Neben das ritterliche Epos trat zunächst das Lehr- Poesie, gedicht des Hesiodos aus Böotien. Er verfaßte das Gedicht über die Arbeit ('Egya xai rjfxeqai, Werke und Tage, so genannt, weil ihm ein Arbeitskalender angehängt ist), und die Theogonie {Geoyovia), ein Gedicht vom Ursprung der Götter. Er ist die erste erkennbare Persönlichkeit der griechischen Literaturgeschichte. Bald darauf entstand die Lyrik, die persönliche Empfindungen ausdrückt. Ihr Schöpfer . ist der leidenschaftlich subjektive Jambendrckter A r ch i l o ch o s von Paros. Die Heimat des tief empfundenen Liedes ist die Insel Lesbos, das Vaterland des A l k a i o s und der S a p p h o. An sie schloß sich A n a k r e o n von Teos an, der noch in grauem Haar von Wein und Liebe sang. Die Eleqiendicktung hatte verschiedenen ,jy Inhalt, Klage, Liebessehnsucht, begeisterten Mahnruf zur Schlacht, politische Gedanken. Elegien (Gedichte in Distichen) schuf T y r -

7. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 200

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
200 Das Zeitalter d. Zerstörung d. alten Reichs u. b. Entstehung d. neuen deutschen Kaisertums. überliegende Tripolis gemacht hatte, 1911 eine Flotte dorthin schickte und die Stadt Tripolis und eine Reihe von Küstenorten besetzte. In das Innere freilich vermochten die Italiener infolge des Widerstandes der schwachen türkischen Truppen, die dort standen, und der eingeborenen Araber nicht vorzudringen: aber nach einjähriger Dauer des Kriegszustandes verzichtete die Türkei auf Tripolis. Sie hatte sich gegen einen neuen, weit schwereren Angriff zu wehren. I9l2**b?s Herbst 1912 nämlich erklärten die zum „Balkanbunde" ver- 1913. einigten Staaten Bulgarien, Serbien, Griechenland' und Montenegro der Türkei den Krieg. In raschem Anlauf, mit großer Tapferkeit gingen die Bulgaren vor und schlugen in mehreren Schlachten die türkische Armee, die zum großen Teil aus unausgebildeten Mannschaften bestand, schlecht geführt und noch schlechter verpflegt war; sie schlossen Adrianopel ein, das nach längerer Belagerung genommen wurde, und bedrohten Konstantinopel. Auch die Serben trugen große Erfolge davon, eroberten Altserbien und einen Teil von Albanien und drangen bis in die Gegend von Saloniki, während sich die Montenegriner bei der Belagerung von Skutari verbluteten, das nur durch verräterische Übergabe des Befehlshabers in ihre Hände fiel. Die Griechen endlich besetzten Epirus, das südliche Mazedonien und einen großen Teil der ägäischen Inseln. Die Türken mußten im Frühjahr 1913 in einen Frieden willigen, der ihnen alle ihre Besitzungen in Europa bis auf einen schmalen Streifen nördlich des Marmarameeres raubte. Dieser Krieg stellte den Weltfrieden auf eine harte Probe. Österreich wollte um jeden Preis verhindern, daß die Serben, die sich ihm von jeher unfreundlich gegenübergestellt und durchaus von Rußland hatten führen lassen, sich am Adriatischen Meere festsetzten, und machte mobil; ebensowenig wünschte Italien, daß eine slawische Adriamacht entstände. Den entgegengesetzten Standpunkt nahm Rußland ein, das starke Truppenmassen an der galizischen Grenze versammelte. Deutschland ließ keinen Zweifel darüber, daß es im Kriegsfälle Österreich die Bundestreue wahren werde, trat im übrigen aber für Mäßigung und den Frieden ein; es vereinte sich in diesem Streben mit England, das schon deshalb keinen Krieg wünschte, weil es verhindern wollte, daß Rußland türkische Gebietsteile eroberte. Es gelang den Frieden aufrechtzuerhalten. Die Mächte einigten sich dahin, aus Albanien ein unabhängiges Fürstentum zu machen, zwischen^den Dagegen kam zwischen den Balkanstaaten keine Einigung über die stallten' Teilung der Beute zustande. Bulgarien, das einen größeren Teil

8. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 103

1908 - Berlin : Süsserott
— I03 — der einfachsten Art betrieben wird. Daneben sind auch Viehzucht (Rumänien, Ostrumelien), Obstbau (Serbien), Wein- und Korinthenanbau (Griechenland) und Fischerei (Inseln) ver- breitet. Der Bergbau bringt trotz vorhandener Bodenschätze (Kohlen zu beiden Seiten des Balkan, Eisen bei Antivari in Montenegro und bei Saloniki, Gold- und Silbererze auf der Halbinsel Chalkidike, Kupfer und Quecksilber in Serbien) nennenswerte Erträge nur aus den Petroleumquellen und Steinsalzlagern Rumäniens (Ost- und Südostrand der Karpathen), außerdem Schwefel in Griechen- land, Schmirgel auf Naxos und Marmor in Ostgriechenland und den vorgelagerten Inseln. (Griechische Baukunst im Altertum.) Mineralquellen sind in Fülle vorhanden, werden aber nicht ausgenutzt. Von einer Industrie sind außer in Rumänien, wo Deutsche Baum- wollspinnereien, Mühlen, Zuckerfabriken und Petroleumraffinerien errichtet haben, kaum geringe Ansätze vorhanden. Die Teppich- weberei wird als Hausindustrie fast überall betrieben (Saloniki, Adrianopel und Pirot), ebenso die Herstellung von groben Woll- waren, seidenen und baumwollenen Geweben. Griechenland hat in Athen und auf der Insel Zakynthos einige Seifenfabriken; Serbien liefert Faßdauben, Pflaumenmus und -schnaps (Slibowitz), und einen guten Ruf genießen türkische Tabake und Zigaretten. Berühmt ist die Lederherstellung und -bearbeitung in Saloniki, Sofia, Athen und Durazzo (Saffianleder), Weltruf haben Gallipoliöl und Rosenöl von Kasanlik. Der Handel liegt zumeist in den Händen der Juden (Rumänien), Griechen und Armenier. An den Haupt- plätzen, vor allem auch in Konstantinopel, gibt es große englische, deutsche und französische Handelshäuser, die den Ein- und Ausfuhr- handel besorgen. Mit Hilfe des internationalen Großkapitals werden die Produktions-, Handels- und Verkehrs Verhältnisse allmählich besser (Österreich plant eine direkte Verbindung mit Saloniki und Athen zur Abkürzung des Weges nach Indien), und durch den Einfluß der den Türken und Griechen aufgezwungenen europäischen Finanz- kontrolle wird hoffentlich auch der sprichwörtlichen Mißwirtschaft ein Ziel gesetzt werden. Bis dahin ist allerdings noch jedes Reform- werk der Mächte an der beispiellosen Stumpfheit der Bewohner und der Willkür der unregelmäßig bezahlten Beamtenschaft gescheitert. (In der Türkei wird noch der „Zehnte" von der Ernte und den Her- den erhoben; daher die Faulheit und Gleichgültigkeit des Volkes.)

9. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 105

1908 - Berlin : Süsserott
— ios — sich in erster Linie nach Österreich-Ungarn und Großbritannien (Donau- und Schwarzmeerhäfen). Deutschland ist daran stärker als bei Serbien beteiligt (1906: A. 17, E. 13 Mill. M). Hauptorte: Sofia, Philippopel (Stationen der Orientbahn), Kasanlik, Warna und Burgas. 4. Das Fürstentum Montenegro (9100 qkm, 0,2 Mill. Einwohner) besitzt in Antivari einen guten Hafen. Die Bewohner treiben Schaf- und Ziegenzucht, Obst- und Weinbau. Hauptstadt ist Cetinje. 5. Das Königreich Griechenland (64 680 qkm, 2,4 Mill. Einwohner) hat nur wenig anbaufähigen Boden (18%) in der Ebene von Larissa und am Golf von Patras. Seine Hilfsquellen liegen auf den Inseln. Getreide wird sehr wenig angebaut, die Haupterzeugnisse des Landes sind Wein und Korinthen. Erzeugnisse des Bergbaues siehe oben. Der Handel ist lebhaft, Haupthandelsplatz Athen (Piräus). Gesamtaußenhandel 1905: 180 Mill. M. Deutschland ist daran nur mit geringen Ziffern beteiligt. Es bezieht von dort Korinthen, Rosinen und Wein (1906: 17 Mill. M) und liefert Griechenland die verschiedensten Industrie- erzeugnisse (11 Mill. M). Korinth, Patras, Volo und Corfu sind von einiger Bedeutung. Die Bewohner des Archipels treiben Schwamm- fischerei. Corfu wird als Kurort besucht. 6. Die Insel Kreta, dem Namen nach türkisch, wird im Auftrage von Rußland, England, Frankreich und Italien von einem Oberkommissar regiert und von einem unruhigen Völkchen, in dem die Griechen über- wiegen, bewohnt. Der Anschluß an Griechenland wird erstrebt. Die Insel liefert etwas Wein, Öl, Früchte und Seide. Hafenplätze: Canea und Candia. 7. Die Europäische Türkei (169 000 qkm, 6,1 Mill. Einwohner) umfaßt die drei Provinzen Rumelien, Makedonien und Alba- nien. Obwohl nur noch eine Staatenruine, erweist sich ,,der kranke Mann" dank der nicht untüchtigen türkischen Bevölkerung und den Regierungskünsten des Sultans immer noch als lebensfähig. Aller- dings verdankt die Türkei ihre Existenz in Europa mehr noch der Eifersucht der Großmächte, von denen keine der anderen den Besitz Konstantinopels gönnt. In den letzten Jahren ist das Ansehen der Regierung durch deutschen Einfluß bedeutend gestärkt worden, und die schon besprochenen Maßregeln der Kapitalmacht, die den vollständigen Bankerott fürchten muß, verlängern die Lebensdauer der schon mehr als einmal totgesagten Monarchie. (Wiederhole, was über die landwirtschaftliche, bergbauliche und gewerbliche Erzeugung vorher gesagt wurde !) Der Außenhandel betrug 1905 890 Mill. M und richtet sich insbesondere nach England, Frankreich, Österreich- Ungarn und Deutschland. Infolge der Freundschaft unseres

10. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 106

1908 - Berlin : Süsserott
— io6 — Kaisers mit dem Sultan und infolge des Umstandes, daß die Türken in dem Deutschen Reiche ihren einzigen und uneigennützigen Freund sehen, haben sich die Handelsbeziehungen zwischen diesem und der Türkei von Jahr zu Jahr gebessert. Eine Menge deutscher Kapitalien sind in türkischen Eisenbahnen und Schuldtiteln angelegt, und die diplomatische Vertretung des Reiches bei der „Hohen Pforte" ver- schaffte der deutschen Industrie wiederholt große Aufträge (Armee- lieferungen und Eisenbahnmaterial). Unsere Ausfuhr nach der Türkei stellte sich 1906 auf 68,5 Mill. M und erstreckte sich auf Woll-, Baumwoll-, Eisen-, Kupfer- und Messingwaren, Porzellan, Lederwaren und Bernstein. Die türkische Einfuhr nach Deutschland erfuhr gegen die früheren Jahre wieder eine Steigerung. Sie hatte Südfrüchte, Tabak, Schaf- und Ziegenfelle, Teppiche und öl zum Gegenstand und betrug in demselben Jahre 55 Mill. M. Hauptplatz ist Konstantinopel, in herrlicher Lage am „Goldenen Horn", einer Ausbuchtung des Bosporus mit einem vor- züglichen Hafen. Es ist Stapelplatz für alle Erzeugnisse des Morgen- landes, Durchgangsstation für viele Waren aus Odessa und das Petroleum des Kaukasus. Der Verkehr ist größer als der von Marseille, und die Bedeutung dieser Stadt rechtfertigt sowohl die Sehnsucht Rußlands nach ihrem Besitze als auch die Wachsamkeit Englands. Die Europäer wohnen in den Vorstädten Pera und Galata. Die Deutschen besitzen hier eine große Schule, eine Postanstalt, ein Krankenhaus, vorzügliche Anlagen am Hafen von Skutari (Haidar- Pascha), dem Ausgangspunkt der Anatolischen Bahnen, und be- deutende Bank- und Handelsniederlassungen. — Gallipoli ist wichtige Marinestation an der Straße der Dardanellen und Ausfuhr- hafen für Olivenöl, Adrianopel Mittelpunkt der türkischen In- dustrie (Rosenöl, Seide, Saffianleder und Teppiche). Saloniki, wichtiger Hafenplatz an dem geraden Wege Hamburg-Wien-Suez, hat bedeutende Baumwoll-, Seiden-, Woll- und Getreideausfuhr. Zu erwähnen sind noch Janina mit Industrie in Saffian und Seide, Üsküb, Monastir als Binnenmärkte und Skutari, die Haupt- stadt Albaniens; bereits genannt wurde Durazzo, das lebhaften Handel mit Italien (Brindisi) treibt. Der Schwerpunkt des türkischen Reiches liegt aber schon seit langer Zeit nicht mehr in seinem europäischen Besitz, sondern er ist in den
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