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1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 130

1886 - Berlin : Hofmann
130 Geschichte der neueren Zeit. Während dieser sein ganzes Interesse auf das militärische Leben richtete und allen rein geistigen Beschäftigungen abhold war, hatte sich in dem Sohne unter dem Einfluß seiner Mutter und des Franzosen Duhau de Jaudun ein lebhafter Sinn für Kunst und Wissenschaft entwickelt {{ein Flötenspiel-Lehrer Quauz). Als der Vater, damit unzufrieden, den Prinzen hart behandelte, machte derselbe den Versuch, nach England zu entfliehen; aber der Fluchtplan wurde entdeckt, Friedrich selbst auf die Festung Knstrin gebracht, sein Helfer, der Lieutenant Katte, hingerichtet, und seine Schwester, die nachmalige Markgräfin von Baireuth, welche ebenfalls um den Plan gewußt, mit Schlügen gezüchtigt. Endlich wurde Friedrich von seinem Vater begnadigt (der Feldprediger Mittler), und da er sich durch eifrige Arbeit auf der Kriegs- und Domainenkammer und auch durch fein williges Eingehen auf eine Heirat mit Elisabeth Christine von Braunschweig die Zufriedenheit seines Vaters erwarb, ließ dieser ihm mehr und mehr Freiheit, ja, scheuste ihm sogar das Schloß Rheinsberg. Hier lebte Friedrich nun einige Jahre der Beschäftigung mit den Wissenschaften, besonders der Geschichte und der französischen Litteratur. Geistvolle Mäuuer (Keiserling, Jordan, Fouquet) bildeten seinen Umgang. Von hier aus trat er mit den bedeutendsten Gelehrten und Schriftstellern in Verbindung, namentlich mit Voltaire. Aber dem stillen Behagen dieser Zeit sollten bald Unruhen und stürmisch bewegte Jahre folgen. Brandenburg-Preußen war durch feine natürliche Entwicklung ein Gegner des habsburgischen, bisher in Deutschland vorwiegenden Hauses geworden. Diese Gegnerschaft gelangte unter Friedrich zum 1740 Ausbruch, als nach dem Tode Kaiser Karls Vi. (1740) der deutsche Kaiserthron erledigt war. Des letzteren Tochter, Maria Theresia, eine kluge und energische Frau, erhob aus Grund der unter dem Namen pragmatische Sanktion bekannten Erbfolgeordnung Anspruch auf die österreichischen Erblande, welcher aber von vielen Fürsten nicht anerkannt wurde. Kurfürst Karl Albert von Bayern, der ebenfalls Ansprüche auf Österreich geltend machte, wurde 1742 als Karl Vii. zum deutschen Kaiser gekrönt. König Friedrich Ii. nun erneuerte gleich zu Beginn seiner Regierung die alten Ansprüche seines Hauses auf Schlesien und bot Maria Theresia gegen die Anerkennung derselben seine Zustimmung zur pragmatischen Sanktion. Sie aber verweigerte dieselbe. So kam es zum 77. Die drei schlesischen Kriege.

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 154

1886 - Berlin : Hofmann
154 Geschichte der neueren Zeit. dem Unglück reifte ein Geschlecht großer Männer, welche die unversiegbaren Schätze preußischer Volkskraft zu heben wußten. § 88. Napoleons höchste Macht und der Beginn seines Sturzes. So gebietend Napoleons Macht auch war, unersättlich jagte er nach immer größerer Ausdehnung derselben. Aber die Unersättlichkeit zog den Sturz nach sich. Die Völker, selbst müde der Knechtschaft, erhoben sich und was die Fürsten und Könige allein nicht vermocht, das vollbrachten sie im Bund mit dem Freiheitstrieb der Nationen. a) Nachdem Napoleon durch die sog. Kontinentalsperre den Handel Englands lahm zu legen versucht hatte und der Krieg gegen Portugal, wo das Haus Braganza verjagt wurde, zur Besetzung des Landes geführt, begannen Napoleonische Heere auch den Krieg gegen Spanien. König Karl Iv. wurde zur Abdankung gezwungen und Joseph Bonaparte erhielt den spanischen Thron. Aber Spanien erhob sich wie Ein Mann gegen die Fremdherrschaft und suchte durch einen grauenvollen „Kleinkrieg" (Guerilla) das Joch abzuschütteln (heldenhafte Verteidigung von Saragossa). Napoleon, der sich durch die Zusammenkunft mit Kaiser Alexander zu Erfurt (1808) im Osten gesichert, kam selbst nach Spanien, und seinem sieggewohnten Heer unterlagen zwar zunächst die Spanier, aber dieser Kampf- gegen das Volk wurde ihm, der bisher nur gegen Armeen gekämpft, unheimlich; er benutzte den Vorwand, welchen ihm ein neuer Krieg gegen Österreich bot, um die Halbinsel zu verlassen. Die zurückbleibenden Generale mußten nach und nach, besonders vor dem englischen Feldherrn Wellington (Schlachten bei Salamanea und Vittoria) das Land aufgeben. 1809 b) Der Kampf gegen Österreich, 1809. In Österreich erhob sich während des Freiheitskampfes der Spanier ebenfalls das Volk. An der Spitze der nationalen Bewegung stand der edle Erzherzog Karl, dessen Ruhm in den Liedern Theodor Körners lebt. Er besiegte Napoleon in einer großen Schlacht bei Aspern ans dem Marchfelde. Aber leider wurde dieser Sieg nicht geschickt benutzt: es gelang der Schnelligkeit Napoleons, bald darauf in der Schlacht bei Wagram den Österreichern eine Niederlage beizubringen. Der für Österreich sehr ungünstige Friede zu Wien (Verlust von 2000 Quadrat-Meilen) endete den Krieg. Trotz des

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 58

1886 - Berlin : Hofmann
58 Zweiter Teil. Das Mittelalter. zu eigennützigen Zwecken benutzten. In einem solchen Kampfe er-1292 schöpft sich z. B. im wesentlichen die Regierung des Königs bis Idols von Nassau (1292—1298), den infolge davon die Fürsten sogar absetzten, und die Albrechts I. (Sohnes von Rudolf I., 1298 1298—1308). Der letztere, ein finsterer, eigensüchtiger Mann, fand bis seinen Tod durch die Hemd seines Neffen, Johann Parrieida, dem er fein Erbe vorenthielt (vgl. Schillers Tell). Noch einmal suchte der von hochstrebenden Plänen erfüllte 1308 Heinrich Vii. (1308—1313) den Glanz des alten Kaisertums zu bis erneuern, indem er einen Zug nach Italien unternahm. Dieses 1313 £Qnft toqr durch heftige Parteikämpfe (Gnelfen und Ghibellinen) völlig zerrissen, und die Erwartung glühender Patrioten, wie z. B. des Dichters Dante von Florenz, daß Heinrich diesem elenden Zustande ein Ende machen würde, konnte sich nicht erfüllen, fo ehrlich die Absichten des Kaisers waren. Als dieser sich anschickte, den vom Papste geschützten Robert von Neapel seiner angemaßten Herrschaft zu entsetzen, wurde er plötzlich bei Siena vom Tode dahingerafft. — Von nun an wird Italien immer mehr das Opfer der Zersplitterung; in den wichtigeren Städten schwingen sich einzelne Familien zur Herrschaft auf (Carrara in Verona, Visconti in Mailand, Medici in Florenz u. a.), und wenn auch Kunst und Litteratur in diesen Gemeinwesen zu hoher Blüte kamen, so war doch ihre Entwicklung der nationalen Einigung der apeuninischen Halbinsel sehr hinderlich. § 34. Kaisertum und Papsttum. — Das Kursürstenkolleg. In älterer Zeit war der König von dem ganzen, nach Stämmen versammelten Volke gewählt worden. Allmählich aber ging die Wahl auf die Fürsten über, und aus diesen hatten sich im Laufe der Zeit wiederum die einflußreichsten abgesondert, denen nun vorzugsweise die Wiederbesetzuug des Thrones zufiel. Da das alte deutsche Reich im Gegensatz zu dem heutigen (Erbmonarchie) eine Wahl Monarchie war, so konnte ohne Wahl und Zustimmung der Fürsten selbst nicht der Sohn auf den Vater als König folgen. Dadurch entbehrte die oberste Leitung des Reiches die beiden Haupterfordernisse einer gedeihlichen Entwicklung: Stetigkeit und Unabhängigkeit. Zumal die letztere fehlte seit dem Interregnum gegenüber den sog. Kurfürsten fast ganz: mußte doch stets der zu Wählende seine Wahl durch Versprechungen und Schenkungen von

4. Alte Geschichte - S. 12

1886 - Berlin : Hofmann
12 Erster Teil. Das Altertum. und Syrien aus und schlug die Ägypter. Er machte Babylon zu einer Weltstadt ersten Ranges (seine großartigen Bauten, Euphrat-brücke, hängende Gürten, medische Mauer, zahlreiche Kanäle). Aber ods seme Nachfolger waren schwach. Das Reich erlag 538 dem An-griffe^des Cyrus (Belsazar, Daniel) und wurde persische Provinz. Tie Assyrier und Babylonier verehrten die Götter Baal-S and on und die Göttin My litta, deren Eigenschaften (Schönheit, Tapferkeit und großer Unternehmungssinn) sich übertragen finden auf die ganz sagenhafte Gründerin der Größe Assyriens, Semiramis. — Eine wichtige Stellung nahmen durch ihr Wissen in diesen Ländern ein die Ehaldäer, Priester, die besonders nach folgenden Richtungen thätig waren: a) sie pflegten astronomische, mathematische nud physikalische Studieu (Urheber der Sterudeuterei, Astrologie); b) sie erfanden ein geordnetes System von Maßen,' Gewichten und Münzen, das in seinen Grundzügen im Altertum allenthalben angenommen wurde; c) sie bildeten die Keilschrift (von der uns Proben ei halten sind) aus; von dieser gingen die hebräischen Buchstaben aus. § 3. B. Die Phönizier. In dem schmalen hafenreichen Küstenstrich zwischen Syrien, dem Libanon und Palästina wohnte das bedeutendste Handelsvolk des Altertums, die Phönizier. Ursprünglich nur mit Fischerei beschäftigt, worauf der Name Sidon = Fischerstadt hindeutet, wandten sie allmählich sich der ausgedehntesten Seefahrt zu. Die Waren Indiens gingen über phönizifche Handelsplätze (Tyrus, Sidon, Berytns, Byblos, Tripolis) nach den Ländern be§ Mittelmeeres. Rings um das ganze Mittelmeer lagen die Kolonien (Handelsstationen) der Phönizier. Hier wurden die Erzeugnisse des asiatischen Bodens oder des phönizischen hochentwickelten Gewerb-sleißes (Glas, Purpurgewebe u. dgl.) gegen die Waren (Rohstoffe und Metalle) der westlichen Völker eingetauscht. Selbst über die Straße von Gibraltar („Säulen des Melkart", phönizischen Gottes) hinaus fuhr der sidonische Kaufmann, um auf den Kafsiteriden (jetzt: Seilly-Jnseln) Zinn oder an den normannischen Inseln den Bernstein der Ostseeküsten in Empfang zu nehmen. Andererseits dehnten sie selbst nach Indien („Ophir") über das Rote Meer (gemeinschaftlich mit König Salomo) ihren Handel aus (Gold, Elfenbein, Pfauen rc.). Unter den Ansiedlungen der Phönizier sind

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 200

1899 - Gera : Hofmann
200 lichkeit und Rechtschaffenheit, ein Morgenstern unter den ihn umgebenden Nebelwolken. Er verbreitete weit um sich die Strahlen seiner frommen Handlungsweise, beichtete jeden Tag, wo er Gott beleidigt zu haben glaubte, ehrte die Geistlichkeit, schützte Witwen und Waisen und war ein Wohlthäter der Armen." „Nach Streiten jagte er gar sachte, nach Frieden stund all sein Begehr!" sang ein Zeitgenosse von ihm. 5. Friedrich als glücklicher Gatte und Familienvater. In seiner Gattin, der schönen Else, hatte Friedrich seine treueste Gehilfin und sein bestes Glück. Sie war eine durch Schönheit, Anmut, Herzens- güte und Weisheit ausgezeichnete Fürstin. Am väterlichen Hofe zu Lands Hut hatte sie eine treffliche Erziehung und vom Volle den Namen Nach dem Bildnis auf der Thür des dabei große Selbständigkeit, Entschlossenheit ^ ucm icnumiü uu\ uu duuu ytvpt siitarf di reines zu .tabnwmr». und Schwere Kriegsnöte brachten C-Mtift-ftm mts im’fin+'mrtfitrto N^psi-ip it'lipr- ^rrt Ptrrnm fipvnpriitfflprt die Huffiten und unbotmäßige Adelige über Franken. In einem beweglichen Schreiben rief sie ihren Gatten herbei, der gegen die Huffiten zu Felde lag. „Denn es deucht uns eine gar große Notdurft sein, daß sich Eure Liebe verstanden hätte, ohne alles Säumen heraus zu verfügen und zu schicken. Denn wo das nicht geschieht, ist zu besorgen, daß sich viele Sachen wild machen werden. Und sonderlich laßt Euch eingedenk sein von des Salpeters wegen, daß Ihr uns den schickt, da es uns des Pulvers wegen gar kümmerlich steht und stehen würde, wo Ihr nicht Salpeter bestellt ... Es wäre not, daß Ihr Euch in Kürze heraus zu Lande verfügt hättet, um zu vermeiden, daß wir also jetzt zu solchen Schäden kommen, die in die Länge hart auszurichten wären. Nach dem allen wisse sich Eure Liebe zu richten." Leider konnte Friedrich erst viel später kommen und dem Kriege eine entscheidende Wendung geben. Als endlich friedliche Tage kamen, da suchte die edle Fürstin im Wohl- thun und in allerlei Werken des Friedens und der Frömmigkeit ihre Erholung und Freude. „Den Bedrückten des Landes die Mutter zu sein, war Kurfürstiu Elisabeths Ehre." So legte sie bei dem Bischof von Würzburg Fürbitte ein für eine schwer bedrängte Witwe, deren Söhne mit dem Bischof in Fehde lagen. Sie schrieb: „Wir haben vormals nicht gehört, daß Eure Liebden also schwer gegen Frauen gethan haben, sondern allerwegen ein den Frauen wohlgesinnter Mann gewesen \H2. Rurfürstin Elisabeth. „Schön Elslin" erhalten. Als Friedrich 1412 seine Widersacher besiegt hatte, da ries er „sein getreues Elslin" in die Mark. Sie eilte trotz Winterkälte und Reise- beschwer zu ihm. Sie insonderheit verstand es, die Unterworfenen zu versöhnen. Ihrem Gatten schenkte sie 11 Kinder, von denen 10 die Mutter überlebten. Auf das Glück des Zusammenseins mit dem geliebten Gatten mußte sie oft und lange verzichten. Als „kaiserlicher Rat" und „Reichsfeldherr" mußte er viel hin und her reisen. Oft ver- trat sie ihn in der Regierung und zeigte

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 282

1899 - Gera : Hofmann
282 2;5. Friedrich der Große. Nach dem Gemälde von Chodowiecki. Mannes geweckt und gestählt wurde. Sein Vater wollte einen guten, biederen Deutschen ans ihm machen, aber seine treffliche Erzieherin Frau von Rocoule und sein geistvoller Lehrer Duhan de Jandun flößten dem hochbegabten Knaben schon früh eine Vorliebe für die französische Sprache und Litteratur ein. Deutsch hat er nie richtig sprechen und schreiben gelernt, doch war seine Gesinnung gut deutsch. Sein Vater wollte ihn zur Frömmigkeit erziehen, wandte aber dabei verkehrte Mittel an. Durch lange Hausandachten wurde der lebhafte Knabe ermüdet, durch einen überaus trockenen Religions- unterricht gelangweilt und durch ein strafweises Auswendiglernen von Psalmen mit Ekel gegen die religiösen Stoffe erfüllt. Er hat nie Liebe und Verständnis für ihren tiefen Lebensgehalt gewonnen, dagegen die Lehren der französischen Aufklärer mit Beifall in sich ausgenommen. Auch das Bemühen des Königs, ihn einfach, ordentlich und sparsam zu machen, war ohne rechten Erfolg. Der Kronprinz hatte einen Hang zum Leichtsinn, mochte nicht knausern, zog lieber einen bequemen Schlaf- rock als den knappen Soldatenrock an und trug lieber einen französischen Haarbeutel als einen steifen Soldatenzopf. Ter König geriet oft in Zorn über den „weibischen Kerl" und warf eines Tages den gestickten Schlafrock ins Feuer. Vor allem aber sollte der Kronprinz ein guter Soldat werden; doch das schien am wenigsten zu glücken. Der pein- liche Zwang, die rohe Behandlung der Soldaten, der derbe Ton und

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 283

1899 - Gera : Hofmann
die gemeinen Späße der „Tabakskollegen" widerten den Kronprinzen an. Viel lieber studierte er gute Bücher, versuchte sich im Dichten und übte -— unter Anleitung des berühmten Quanz aus Dresden — das Flötenspiel. Ärgerlich rief der König aus: „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet; er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben!" 2. Wie er sich mit seinem Vater entzweite. Die Abneigung wuchs, als Friedrich nach einem Besuch in Dresden aus Abwege geriet, höchst leichtsinnig lebte und nach dem Plane seiner Mutter, aber gegen den Willen seines Vaters eine englische Prinzessin heiraten wollte. Nicht selten schalt der König den Kronprinzen in Gegenwart von Hof- leuten aufs heftigste aus, ja mißhandelte ihn. Er nannte ihn einen elenden Feigling, der weder Ehre noch Mut genug habe, um davon zu laufen. Da faßte Friedrich den Plan, sich vor solcher Behandlung durch die Flucht nach England zu retten. Er zog den Lieutenant von Katte ins Vertrauen. Eine Reise des Königs an den Rhein schien eine erwünschte Gelegenheit zu bieten. Der Kronprinz teilte Katte seinen Fluchtplan brieflich mit. Der Brief wurde aber wegen der ungenauen Adresse an einen andern Katte abgegeben und von diesem an den König geschickt. Inzwischen war der Fluchtversuch mißglückt. Der König hatte zu Steinfurt bei Mannheim übernachtet, der Kronprinz aber in einer Scheune sein Quartier genommen. In der Nacht wollte er sich eben auf ein Roß schwingen, als ihn das wachsame königliche Geleite daran hinderte. Der Zorn des Königs brach wie ein entfesselter Orkan los. Er ließ „den feigen Deserteur ohne Ehre" auf ein Rhcinschiff bringen und schlug ihn mit dem Stocke blutig. Zu Wesel zog er sogar in der Wut über Friedrichs Antworten den Degen gegen ihn. Der General von Mosel aber warf sich zwischen beide und rief: „Majestät, durchbohren Sie mich, aber schonen Sie Ihres Sohnes!" Friedrich wurde nun nach Küstrin in enge Haft gebracht und Katte vor seinem Fenster hingerichtet. Ein Kriegsgericht weigerte sich, über den Kronprinzen einen Spruch zu fällen, da sein Vergehen keine Fahnenflucht sei. Major von Buddenbrock entblößte seine Brust und rief: „Wenn Ew. Majestät Blut verlangen, so nehmen Sie meines, das Ihres Sohnes bekommen Sie nicht, solange ich reden darf!" 3. Wie Vater und Sohn sich versöhnten. In Küstrin trat allmählich eine Sinnesänderung in dem Prinzen ein; in seiner Abge- schlossenheit gelangte er zur Selbstprüfung und hatte an dem wackern Feldprediger Müller einen treuen Mahner und Berater. Nach und nach milderte sich der Unwille des Königs, besonders da ihm der Feld- prediger Müller die besten Berichte über das Verhalten des Kronprinzen erstattete. Dieser mußte als Hilfsarbeiter in die Kriegs- und Domänen- kammer eintreten und lernte so von unten auf alle Zweige der Ver- waltung kennen. Nach einem schweren Jahre gestattete ihm der König am Hochzeitsfeste seiner Lieblingsschwester Wilhelmine die Rückkehr nach Berlin. Er sank seinem Vater zu Füßen und wurde gütig aufgehoben. Auf den Wunsch seines Vaters vermählte sich Friedrich mit Elisabeth

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 100

1899 - Gera : Hofmann
100 395 83. Theodosius. Erzmünze. W. 3. Wie Kaiser Theodosius das römische Reich rettete und teilte. Kaiser Theodosius, der Nachfolger des Valens, von Geburt ein Spanier, rettete in dieser Not das Reich, indem er die Westgoten durch weise Behand- lung beruhigte und sie als steuerfreie, aber kriegspflichtige Verbündete in Thracien (süd- lich vom Balkan bis zum Meere) ansiedelte. Er vereinigte noch einmal das ganze Reich und vertilgte die letzten Reste des heidnischen Gottesdienstes. Bei seinem Tode (395) teilte Theodosius das Reich unter seine Söhne Arcadius und Honorius. Ersterer bekam das oströmischc, letzterer das weströmische Reich. Mit dieser Teilung trat eine dauernde Trennung der östlichen und westlichen Reichshälfte ein. Die Hauptstadt des oströmischen oder griechischen Reiches war Konstantinopel, die des weströmischen oder abendländischen Reiches Rom. 4. Wie Alarich siegte und starb. Alar ich, der junge, thaten- durstige Westgotenkönig, brach verheerend in Griechenland ein, schleppte reiche Beute hinweg und zerstörte leider unzählige Kunst- werke, weil die christlichen Goten sie für Götzenbilder hielten. Als ihm Honorius die versprochenen Jahrgelder verweigerte, unternahm er einen Rachezug gegen Rom. Ravenna, den sumpfumgürteten Kaisersitz, ließ er seitwärts liegen. Dem geängstigten Rom forderte er einen Ungeheuern Tribut an Gold, Kleinodien und Kleidern ab. Erschreckt riefen die Gesandten: „Was bleibt uns dann noch?" „Das Leben!" sagte kalt der Sieger. Als sie mit der ungeheuren Volkszahl Roms drohten, erwiderte Alarich: „Je dichter das Gras, desto besser das Mähen!" Rom mußte seinen Abzug teuer erkaufen. Als aber Honorius, der weströmische Kaiser, den Vertrag nicht anerkennen wollte und den 410 Sieger schmähte, zog Alarich abermals gegen Rom, stürmte bei Nacht die Weltstadt, ließ sie sechs Tage plündern, verschonte aber die Kirchen. Honorius erschrak bei der Nachricht: „Rom ist verloren!" — aber nur, weil er dachte, sein Lieblingshahn „Roma" wäre gemeint. Alarich zog nach Unteritalien, um von da über Sicilien nach Afrika zu gehen, aber in Cosenza ereilte ihn der Tod im 34. Lebensjahre. Seine trauernden Goten begruben ihn — nach der Sage — feierlich in dem Bette des abgeleiteten Busento. Sein Schwager Athaulf führte die Westgoten nach Südgallien, eroberte es und heiratete des Honorius Schwester Placidia ohne dessen Zustimmung. Sein Nachfolger gründete zu beiden Seiten der Pyrenäen das Westgotenreich mit der Hauptstadt To losa. 5. Wie und wo andere deutsche Völker sich ausbreiteten. Die 8^. Alarich. Gemme. W. Franken breiteten sich am Niederrhein, die Burgunder am Oberrhein und an der Rhone aus; Vandalen, Alanen und Sueven hatten sich in Spanien niedergelassen. Die Vandalen gingen aber unter Geiserich

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 171

1899 - Gera : Hofmann
171 seine von ihm gekränkte Gattin Eleonore hetzte seine eigenen Söhne zur Empörung auf, und überall im Lande regte sich Zwietracht und Aufruhr. Da mußte der König nachgeben und reuig zum Grabe seines ermordeten Gegners pilgern. —- Ihm folgte sein abenteuersüchtiger Sohn Richard Löwenherz. Nach seiner späten Heimkehr aus Palästina tötete diesen ein Pfeilschuß bei der Belagerung eines französischen Schlosses. Sein 1215 treuloser und wankelmütiger Bruder Johann ohne Land verlor durch unglückliche Kriege alle seine französischen Besitzungen. Im Streite mit dem Papste mußte er endlich sein Land von Innocenz Iii. zu Lehen nehmen. Nach langem Hader mit seinen Unterthanen zwangen sie ihm mit den Waffen in der Hand die Magna Charta ab, d. i. den großen Freiheitsbrief, der die Grundlage der englischen Volksfreiheit und Staats- verfassung ist. Fragen: Was lockte die Dänen nach England? — Warum heißt Alfred „der Große"? — Aus welchen Elementen ist das englische Volk und die eng- lische Sprache entstanden? — „Taillefer" von Uhland. „Vertrau de Born" von Uhland (aus den Kämpfen Heinrichs Ii. mit seinen Söhnen). 51. Rudolf von Habsburg (1273—1291). 1. Er war weise im Rat. Ganz Deutschland war die traurigen Zustände der kaiserlosen, schrecklichen Zeit müde und wünschte einen kräftigen Herrscher an die Spitze. Da traten die Fürsten zur Kaiserwahl zu- sammen und suchten nach einem Manne, der nicht allzu begütert und mächtig, aber durch Thatkraft und Weisheit im- stande sein sollte, die Ordnung wieder- herzustellen. Der Erzbischof von Mainz wußte die Wahl auf den Schweizer Grafen Rudolf von Habsburg zu lenken. Dieser hatte ihn einst auf einer Reise nach Rom sicher über die Alpen geleitet. Bei Rudolfs Krönung in Aachen war das Zepter vergessen. Da nahm er rasch 125. Siegel Rudolfs v. Habsburg, besonnen das Kruzifix vom Altäre und sagte: „Das Zeichen, in dem die Welt erlöset ist, mag auch wohl als Zepter dienen!" 2. Er war entschlossen und stark zur That. Rudolf wußte sich bald Achtung zu verschaffen. Viel Zeit und Mühe widmete er der Wiederherstellung geordneter Zustände in Deutschland. Um die Kaiserkrone und Italien kümmerte er sich nicht. „Ich sehe wohl die Fußstapfen derer, die glücklich hineingekommen, nicht aber derer, die wohlbehalten wieder herausgekommen sind," pflegte er zu sagen. Seine Wahl wollte der Böhmenkönig Ottokar nicht anerkennen. Auch weigerte sich dieser, die widerrechtlich angeeigneteu Reichsländer heraus- zugeben. Da zog Rudolf mit einem kleinen Heere und einem noch kleineren Schatze gegen ihn. Als er nach der Kriegskasse gefragt wurde, sagte er: „Ich

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 258

1899 - Gera : Hofmann
258 Anlagen (Dorotheenstadt, Tiergarten) verschönert; auch sorgte er für Reinhaltung der Gassen und für das Feuerlöschwesen. Er machte den Anfang zu einer Flotte und ließ an der Goldküste und am Senegal in Afrika Kolonien unter dem Schutze kleiner Festungen anlegen. 8. Seine treuen Helfer in Krieg und Frieden. In der Ver- waltung des Landes war sein treuster Helfer Otto von Schwerin, in militärischen Dingen der Feldmarschall Derfflinger. Derfflinger war der Sohn eines armen Bauern. — Fälschlich wird von ihm erzählt, seine Studien auf den Schlachtfeldern und nicht hinter den Büchern gemacht. So hielt er einst auf einem Berichte das Wort raptim, d. h. in Eile, für einen Ortsnamen und rief nach langem Suchen auf der Karte ärgerlich aus: „Ich habe den Rittmeister nach Neudorf geschickt, und der Teufel hat ihn nach Rap tim geführt." — An der kurfürstlichen Tafel fragte einst der französische Gesandte, ob es wahr sei, daß der Kurfürst einen General habe, der Schneider gewesen sei. Da sprang Derfflinger heftig auf und donnerte: „Hier ist der Mann, von dem das gesagt wird, und hier ist die Elle (wobei er auf den Degen schlug), mit der er Spötter in die Länge und Breite mißt." 9. Der fromme und friedliebende Christ. Der Lebensnerv des Kurfürsten, von dem auch seine Regententhätigkeit beeinflußt wurde, war ein lebendiges Gottvertranen; darum lag ihm die religiöse Bildung des Volkes besonders am Herzen. Durch sein Beispiel und durch Vor- schriften suchte er in Volk und Heer kirchlichen Sinn und christliche Zucht zu fördern. Als er die polnische Königskrone durch einen Glaubens- wechsel erkaufen sollte, da sagte er: „Meine Religion, darin ich meiner Seligkeit versichert bin, um einer Krone willen zu verlassen, werde ich in Ewigkeit nicht thun." Die aus Frankreich geflüchteten Hugenotten fanden in Brandenburg eine neue Heimat und bildeten die blühenden fran- zösischen Kolonien. Ein Herzenswunsch war ihm die Vereinigung ®^en.ften Zeichnete er sich durch schneidige Tapferkeit und mili- Ww? tärische Einsicht aus, erregte aber auch nicht selten durch seine Störrigkeit Verdruß. Er hatte 200. Derfflinger.
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