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1. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 4

1918 - Paderborn : Schöningh
4 Geschichte der Germanen im Altertum. Auerhalb des Hauses war eine eingegr ab ene H hle, die zur Aufbewahrung der Vorrte diente und den Hausbewohnern im Winter Schutz gegen Klte bot. Den Hofraum, welcher das Haus umgab, schlo ein Bretterzaun ein^essen Tor in der Nacht durch Riegel und Pflcke verschlossen wurde. Ebenso einfach wie die Wohnung war die Kleidung der Ger-manen. Ziemlich gleichartig war die Tracht der Männer und der Frauen. Im Hause trugen sie einen wollenen Mantel, der mit einer Spange oder einem Dorn zusammengehalten wurde. Sonst hllten sie den Oberkrper in, einen Pelzrock oder ein wollenes Wams, die Beine be-kleideten sie mit Hosen. Auch leinene Gewnder wurden getragen, die die Frauen mit rotem Besatz zu verzieren liebten. Die Fe schtzte man durch Lederschuhe, die aus einem Stck gearbeitet waren. Eine Kopfbedeckung hatten die Germanen im allgemeinen nicht. Die Kinder liefen daheim nackt umher. Das tgliche Leben in der Familie verlief im allgemeinen gleichfrmig. Nach dem Schlafe, den alle Familienglieder gern bis in den Tag ausdehnten, pflegte man zu baden. Darauf wurde das Frhstck eingenommen. Nach vollendetem Tagewerk war gegen Abend die Hauptmahlzeit. Als Speise dienten die Frchte des Feldes, das frische Fleisch der Haustiere und Wildbret, Milch und Kse, als berauschendes Getrnk Met und ein aus Gerste ober Weizen gebrautes Bier. Die Herden machten den Reichtum des einzelnen aus. Gezogen wurden bereits unsere smtlichen ntzlichen Haustiere: Rind, Schaf, Ziege, Schwein und Pferd. Der Ackerbau spielte noch eine untergeordnete Rolle. Vor allem bauten die Germanen die noch heute in Deutschland blichen Halmfrchte (Gerste, Weizen, Hafer, Roggen, Hirse, auch Spelt), daneben auch Hlsenfrchte (Linsen, Erbsen, Bohnen), auer-dem schon frh Rben, Mohrrben und Zwiebeln. Die Hauswirtschaft, die Sorge fr das Vieh und die Bebauung des Feldes blieb den Frauen, Greifen und unfreien Knechten (Sklaven) berlassen. Letztere stellten auch die fr die Wirtschaft erforderlichen Gerte her. Die Frauen spannen und webten die Stoffe fr die leintften und wollenen Kleider, stellten die Kleidungsstcke her und hielten sie im Stande. Eine abgesonderte Gerverbttigfeit hatte sich unter den Germanen noch nicht entwickelt; nur das Schmiedehandwerk wurde schon gewerbsmig, auch von Freien, ausgebt. Der Handel war un-bedeutend. Nur in den renzbezirken, besonders an der rmischen Grenze, herrschte ein regerer Verkehr. Gegenstnde des Handels, der

2. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 108

1918 - Paderborn : Schöningh
108 Das deutsche Reich bis zum Ende des Interregnums. tauben selten und bei festlichen Gelegenheiten Verrvenbung. Die Rume heizte entroeber ein ummauerter Kamin ober ein eiserner Ofen, in den vom Flur aus Holz mittels einer Ofengabel geschoben mrbe; in einzelnen Gegenben waren die Zimmer auch mit fen aus Lehm, die mit Kacheln bekleibet wrben, ausgestattet. Die kahlen Wnbe des Saales verhngte man mit Teppichen, die mit Stickereien der Ritterfrauen geziert waren. Auf manchen Burgen herrschte ein reger Verkehr. Frembe Ritter, Geistliche und Pilger, auch angesehene Kaufleute fanben auf ihren Reisen gastliche Ausnahme in den Schlssern der begterten Ritter und Fürsten, Nach der Veenbigung des Tagewerks, der Sorge fr die Haus- und Lanbwirlschafl, wibmeten sich der Hausherr und sein Gemahl" der Unterhaltung ihrer Gste. Das alte Brettspiel und das aus dem Morgenlanbe eingefhrte Schachspiel waren dazu sehr beliebt. Auch reigenartige, von Gesang begleitete Tnze dienten zur Kurzweil. Lauten-unb Harsenspiel wrben gepflegt, und nicht selten erfreuten fahrenbe Snger Gste und Gastgeber durch den Vortrag ihrer Lieber. Eine befonbere Freube machte den Rittern die Iagb, die gleichzeitig wirtschaftlichen Zwecken biente. Auch manche Ritterfrauen nahmen an ihr teil. Man hetzte die Tiere mit Hunben und erlegte sie mit dem Speere, ober der Jger sanbte dem enteilenben Wilb den tobbringertben Pfeil nach. Den Vgeln stellte man mit den zur Beize abgerichteten Falken nach. Auch fiel mancher Vogel den Schlingen in den Dohnen fliegen zum Opfer, obfchon das Fangen mit Garn und Fallen nicht fr fein gehalten wrbe. Die Ausbung des eblen Weibwerks wrbe mit der Zeit ein Vorrecht der Groen des Reiches. Selbst der niebere Abel hatte nur feiten Anteil an der hohen Iagb. Der Bauer wrbe ganz von ihr ausgeschlossen. Doch galt es als Pflicht der Herren, die Saaten bei der Iagb zu schonen und durch Abschieen allzu groer Wilbbestnbe den Bauer vor bermigem Wilbschaben zu bewahren. Die Bewaffnung der Ritter, in den Einzelheiten je nach Zeiten und Lnbern recht verschieben, bestanb aus Angriffs- und Schutzwaffen. Jene waren Lanze und Schwert; dem Schutze bienten Schilb und Rstung, Harnisch genannt. Der hlzerne Schilb war anfangs runb und mit einem Metallranb und hohem Buckel versehen, oft mit dem Wappen des Eigentmers bemalt. Der Ritter trug ihn an einem Riemen der der rechten Schulter und regierte ihn mit feinem linken Arm mittels eines Riemengeflechts an der Rckfeite des Schilbes, Als die Rstung den Krper mehr als anfangs schtzte, wrbe der Schilb kleiner und erhielt die Form eines Dreiecks mit abgerunbeten Rnbern; schlielich bebienten sich die Ritter feiner nicht mehr. Der Harnisch beckte den ganzen Krper. Dazu gehrte auch der Helm, der in feiner vollenbeten Ausbilbung mit einem aufklappbaren Visier (Gesichtsmaske) und dem Kinnschutz versehen war. Die Panzer -jacke, die Brust und Unterleib beckte, mar in der ltesten-Zeit aus Leber gefertigt und mit aufgenhten Ringen besetzt; man nannte sie Brnne. Ebenso waren die Hosen hergestellt, welche die Beine

3. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 152

1918 - Paderborn : Schöningh
152 Von Rudolf oou Habsburg bis zur Reformation. Auch die 23 i Iii n er ei wrbe durch den gotischen Baustil stark beein-stutzt. Namentlich die Ausschmckung der Dome erforberte eine groe Zahl von Bilbwerken in Holz und Stein. Wo Stanbbilber zur Deko-ration der gotischen Architektur bienen, erscheint der Krper, weil der schmale Raum bies bebingt, oft beraus schlank. Vezeichnenb ist das Einziehen des Krpers in der Hfte der einen Seite, während der lockengeschmckte Kops nach der anbereri ober nach vorn neigt. Sorgfltig ist das anmutig hinabfallenbe Gewand behanbelt. Prachtwerke der Bilbnerei sinb manche Er ab b enkrnler und geschnitzte Flgelaltre. Sie bestehen aus einem mittleren Schrein, in dem Holzgestalten zu einer Gruppe vereinigt sind, und einem ober zwei Paaren ebenfalls geschnitzter ober bemalter Flgel, die jenen wie eine ein- ober zweifache Doppeltr verschlieen knnen. Der Aufbau der Altre patzt sich den Himmelanstrebenben Wnben und den hohen Fenstern des Chores, die reiche Bemalung und Vergolbung der gesamten Farbenwirkung der gotischen Kirche an. Auch die kirchlichen Gerte, bejfonbers die Monstranzen, erhielten die Formen der gotischen Bauwerke. In Nrnberg wirkten die brei Knstler, in bereu Werken die gotische Bilbnerei in Deutschland ihren Hhepunkt erreichte: der Holzschnitzer Veit Sto tz, der Steinbilbhauer Abam Kraft und der Erzgietzer Peter Bischer, der Schpfer des Sebalbusgrabes in der gleichnamigen Kirche zu Nrnberg.

4. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 145

1918 - Paderborn : Schöningh
Frankreich und England. 145 dung der Männer war auer der Hose ein kurzer, mit rmeln ver sehener Rock, den sie, da er ganz geschlossen war, der den ftops anzogen. Den Fu schtzte der Bundschuh; doch trug mancher Bauer auch Stiesel, deren Schfte bis der das Knie hinaufgezogen werden konnten. Die Frauenkleidung bestand aus einem Nock, der von den Hften bis auf die Fe reichte, und einer losen Jacke. Als Kopfbedeckung hatten die Männer einen Filzhut, die Frauen trugen eine niedrige Haube oder begngten sich mit einem Haarnetz aus Wollfden. Die Grundherren und die Stdter stellten die Bauern gern als tlpelhaft, dumm und roh hin. Und gewi ging es bei den Ver-gngungen der Bauern, bei den Familienfesten und Tnzen auf dem Dorfplatze derb und etwas wild zu. Anderseits werden uns auch viele schne Zge aus dem arbeitsvollen Leben der Bauern berichtet. Die Landleute derselben Gemeinde fhlten sich noch wie in alter Zeit als Glieder einer Familie. Das kam besonders zum Ausdruck in der gegen-fettigen Teilnahme am Wohl und Wehe des anderen. War einem Bauern ein Pferd gefallen, so legten alle Gemeindemitglieder zusammen, um ihm den Ankauf eines neuen zu erleichtern. Wenn ein Sterbefall eintrat, so hielten die Nachbarn bis zum Begrbnis die Totenwacht. Bei einem Brandunglck untersttzten sie den davon Betroffenen durch Lebensmittel, Baustoff und Arbeitshilfe. Das Leben des Landmannes stand noch in inniger Beziehung Zur Natur und zu den wechselnden Erscheinungen des Iahreslaufes, Noch heute erinnern manche Gebruche zu Beginn der Fastenzeit, am Osterfeste, am Anfang des Wonnemonats, das Abbrennen der fter-und Iohannisfeuer, die Weihnachtsfeier im deutschen Haufe an die Sitte jener Zeit. B. Das Ausland. I. Frankreich und England. 1. Philipp Iv. von Frankreich (um 1300) und das Papsttum. Einer der letzten Eapetinger, Philipp Iv. der Schne, belegte in einem Kriege mit England die franzsische Geistlichkeit mit einer Kriegs steuer. Der Papst Bonifatius Viii. verbot den Geistlichen die Zahlung der Abgabe, der König untersagte darauf alle Geldsendungen aus seinem Reiche nach Rom. Als der Papst dem Könige mit dem Banne drohte, lie Philipp ihn gefangen nehmen. Kaum aus der Haft befreit, starb Bonifatius (1303). Sein zweiter Nachfolger, C l e m e n s V., verlegte seinen Sitz von Rom nach A v i g n o n. Durch diese Entfernung von Rom, die sogenannte babylonische Gefangenschaft der Ppste, geriet der ppstliche Stuhl in eine langjhrige, verderbliche Abhngigkeit von Frankreich, die nicht wenig dazu beitrug, das Ansehen der Ppste zu schwchen. Die Folgen dieser Abhngigkeit zeigten sich bei der Aufhebung destemplerordens. Man zieh die Ordensritter des Unglaubens, Stein, Geschichte. C. Iv. 10

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 5

1913 - Leipzig : Hahn
5 durch, der erste Stich war mißlungen. Tief erglühend forschte ich der Ursache nach und kam endlich darauf, daß von mir vergessen worden war, an dem Faden einen Knoten zu machen. Ich schlang also mit großer Mühe ein Knötlein und nähte hierauf mit Erfolg, aber auch mit Hindernissen. Es verwandt und verdrehte sich der Zwirn, es staute sich die Nadel am Finger, es verschob sich das Zeug und ließ sich mit jedem Zuge hoch in die Lüfte ziehen, es riß sogar der Faden. Als ich ein paar Stunden so herumgenäht hatte, ohne daß mein Meister auch nur, eine Silbe zu mir gesprochen hätte, und als ich endlich mit dem Ärmling fertig zu sein wähnte und mit dem Auge fragte, was nun zu beginnen sei, antwortete er: „Jetzt trenne den Ärmling wieder auf bis auf den letzten Stich und ziehe die Fäden sauber aus. Achtung geben mußt nur, daß du den Stoff nicht an- schneidest." Als ich das mit Angst und Schmerz getan hatte und die Teile des Ärmlings wieder so dalagen, wie sie mir der Meister in die Hand gegeben hatte, ließ er von seiner Arbeit ab und sprach zu mir folgendes: „Ich hab' nur sehen wollen, wie du die Sache angreifst. Just nicht ungeschickt, aber den Loden muß man zwischen Knie und Tischrand einzwängen, sonst liegt er nicht still. Später, wenn du's einmal kannst, wird er auch wohl ohne Einzwängen still liegen, so wie bei mir da. Auf den Finger mußt du einen Fingerhut stecken, sonst kriegt deine Hand gerade so viele Löcher wie der Loden. Den Zwirn mußt du mit Wachs glätten, sonst wird er fransig und reißt. Die Stiche mußt du so machen, daß einer über dem andern reitet, das heißt man Hinterstiche, sonst klafft die Naht. Die Teile mußt du so zusammennähen, daß du sie nicht wieder voneinander zu trennen brauchst, und gibt es doch einmal zu trennen, so mußt kein saures Gesicht dazu machen; empfindsam sein leidet unser Handwerk nicht. Jeder Ochsenknecht wird dich ausspotten und wird dich fragen, ob du das Bügeleisen bei dir hättest, daß dich der Wind nicht fort- trägt, und wird, solange er deiner ansichtig wird, wie ein Ziegenbock meckern. Laß ihm die Freud' und geh still und sittsam deiner Wege. Ein gescheiter Mensch schämt sich nicht seines ehrlichen Handwerks, und ein dummer vermag es nicht zu lernen. Der Schneider studiert nie aus; jede Kundschaft hat einen andern Leib, jedes Jahr hat eine andre Mode; da heißt's nicht bloß zuschneiden und nähen, da heißt's auch denken, mein lieber Bub'; aus einem tüchtigen Schneider ist schon manch ein hoher Herr hervorgewachsen. Der große Feldherr Derff- linger ist ein Schneider gewesen. Deswegen, wenn du in dir wirklich die Neigung empfindest zu diesem Stande, so will ich dich lehren, was ich selber kann." Ich nickte dankend mit dem Kopfe. Beim Weggehen sagte der Alpelhoser zu mir: „Schneider werden? Wie ist dir denn das einge- fallen ? Alleweil in der finstern Stube sitzen; in den meisten Häusern lassen die Leut' nicht einmal Lust zu den Fenstern herein. Wenn du

6. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 11

1913 - Leipzig : Hahn
11 Ein einsamer Mann schritt eilig auf dem schmalen, grasbewachsenen Fußpfade vorwärts. Er war noch jung. Ein leichter Flaum sproßte über den frischen Lippen, und die hellgrauen Augen blitzten unternehmend und sorglos in die Welt. Ein lustiges Lied vor sich hinträllernd, achtete er wenig auf seine Umgebung; er sah weder rechts noch links; er bemerkte es auch nicht, daß die zuerst vereinzelt stehenden Sträucher und Bäume einander immer näher rückten. Plötzlich blieb er stehen. Die Pfade kreuzten sich nach verschiedenen Richtungen, und gerade vor ihm erhob sich ein dichter Wald. Überlegend sah er um sich. Weißer Nebel stieg aus den Wiesen hinter ihm; der Mond war aufgegangen und goß sein bleiches Silberlicht über die Berge; schwarz und schweigend stand der Wald da. Sollte er eintreten? Einen Augenblick besann er sich. Dann warf er trotzig seinen Kopf zurück und schritt vorwärts, zuerst vorsichtig, dann rascher. Immer tiefer drang er ein. Gespenstig drohend streckten die hohen Bäume ihre Äste gen Himmel. Der zuerst ziemlich breite Weg wurde immer schmäler. Kaum mehr dem Auge erkennbar, schlängelte er sich zwischen dem Buschwerk dahin. Der Jüngling mochte wohl mehrere Stunden so gegangen sein; Hunger und Müdigkeit drohten, ihn zu übermannen. Immer langsamer wurden seine Schritte, bis er endlich ganz stehen blieb. Er konnte nicht mehr vorwärts. Gerade vor ihm, quer über dem Weg, lag ein vom Sturme entwurzelter Stamm. Erschöpft ließ er sich auf diesen nieder, es war ihm unmöglich, weiter zu marschieren. Nachdem er eine Zeitlang geruht hatte, raffte er sich empor und eilte wieder zurück auf dem Wege, den er hergekommen war. Eine plötzliche, ihm sonst ganz ungewohnte Angst hatte ihn überfallen. „Nur fort, nur heraus aus diesem Walde," dachte er, „ganz gleich, wohin." Trotz seiner Ermattung lief er vorwärts, so schnell ihn die Beine trugen, einmal auf diesem, dann wieder auf jenem Wege. Aber zu seinem größten Schrecken gewahrte er, daß er immer wieder an den Ort zurückkehrte, von dem er ausgegangen war. Ver- zweifelnd warf er sich nieder, vergrub das Gesicht in beide Hände, schluchzte und rief laut um Hilfe. Als er wieder emporsah, schrak er zusammen, denn vor ihm standen drei Männer. Der eine trug ein prächtiges, reich mit Gold gesticktes Gewand, das von einem glänzenden, mit Edelsteinen geschmückten Gürtel zusammen- gehalten war. Der zweite hatte ein schwarzes Kleid mit rotem Gürtel und der dritte ein blaues Hemd und einen einfachen Ledergurt. In der nervigen Faust hielt er eine schwere Axt. „Was tust du hier?" fragten ihn die drei. — „Erbarmt Euch meiner, ich verschmachte. Sagt mir, wo ich eigentlich bin." — „Du bist im Walde des Elends", gaben sie zur Antwort. — „Helft mir, rettet mich, führt mich hinaus aus dieser entsetzlichen Wildnis", flehte er sie au. — „Wähle einen von uns, der dich führen soll."

7. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 35

1913 - Leipzig : Hahn
35 einen Hexenschuß im Kreuz und liegt zu Bette; aber die Herbergsmutter hat auch noch keinem ehrlichen Schusterknecht ein Bein ausgerisien. Kannst fragen, wen du willst, in der Stadt, ob die alte Hambroksche nicht überall einen Stein im Brette hat." „So wollt' ich Euch ganz freundlich angesprochen haben, Frau Mutter," sagte Timmo, indem er sich mit geschlossenen Hacken vor sie hinstellte, den Hut in der Hand und den Ranzen unter dem linken Arm, „von wegen des Handwerks, ob Ihr mich und mein Bündel heute wollet beherbergen, mich auf der Bank und mein Bündel unter der Bank; ich will mich halten nach Handwerks Gebrauch und Gewohnheit, wie es einem ehrlichen Schusterknecht zukommt, mit keuschem Mund und reiner Hand." „Sei willkommen wegen des Handwerks!" sagte die Alte, „lege dein Bündel unter die Bank und deinen Filz auf dem Herrn Vater seinen Tisch; ich will den Altschaffer rufen lassen, daß er dich umschaut." Timmo tat, wie ihm geheißen war, und ruhte sich. Als aber der Altgesell kam, erhob er sich wieder, setzte den Hut auf, ging dem Ein- tretenden entgegen und legte seine linke Hand auf dessen rechte Schulter. Der Altgesell machte es ebenso und fing an: „Hilf Gott, Fremder! — Schuster?" „Stück davon", antwortete Timmo. „Wo streichst du her bei dem staubigen Wetter?" „Immer aus dem Land, das nicht mein ist." „Kommst du geschritten oder geritten?" „Ich komme geritten auf zwei Rappen aus eines guten Meisters Stall. Die Meisterin hat sie mir gesattelt, die Jungfer hat sie mir ge- zäumt, und beschlagen hab' ich sie mir selber." „Worauf bist du ausgesandt?" „Auf ehrbare Beförderung, Zucht und Ehrbarkeit, Handwerks Gebrauch und Gewohnheit." „Wann fängt selbige an?" „Sobald ich meine Lehrjahre ehrlich und treu ausgestanden." „Wann endigt sich selbige?" „Wenn mir der Tod das Herz abbricht." „Was trägst du unter deinem Hut?" „Eine hochlöbliche Weishett." „Was trägst du unter deiner Zunge?" „Eine hochlöbliche Wahrheit." „Was frommt unserem Handwerk?" „Alles, was Gott weiß und ein Schustergeselle." Nun nahmen sie beide den Hut ab, der Altschaffer reichte dem Fremden die Hand und sprach: „Sei willkommen wegen des Handwerks! Wie heißt du? Was ist dein Begehr?" „Ich heiße Timotheus Schneck, bin aus Darmstadt gebürtig und wollte dich gebeten haben, du wollest mir Handwerksgewohnheit wider- fahren lassen und mich umschauen, ist es nicht hier, so ist es anderswo." 3*

8. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 57

1913 - Leipzig : Hahn
57 richtung. Die Frau nimmt sich ein Tuch um und ein Körbchen in die Hand und läuft quer über die Straße. Dort wohnt ein Mann hinter Spiegelscheiben, ein rosiger, behäbiger Mann, der in einer weißen Schürze hinter einem Marmortische steht. Und neben ihm befindet sich eine rosige, behäbige Frau und ein rosiges, behäbiges Ladenmädchen, ebenfalls mit weißen Schürzen angetan. Meine kleine Frau tritt nun in den Laden, und in der Hand trägt sie ein Zaubertäschchen — gewöhnliche Menschen nennen es Portemonnaie. Auf den Zauber dieses Täschchens setzen sich nun die fleißigen Messer in Bewegung und säbeln von den köstlichen Vorräten, die der Marmortisch beherbergt, herab, was das Herz begehrt und der Säckel bezahlen kann. Meine kleine Frau läuft wieder über die Straße, und nach zehn Minuten ist der Tisch fertig und bedeckt mit allem, was man nur verlangen kann — wie durch Zauber." Seine Frau war unterdes mit den Kindern lächelnd hinausgegangen, und da Hühnchen bemerkte, daß ich die ärmliche, aber freundliche Ein-- richtung des Zimmers gemustert hatte, so fuhr er fort: „Purpur und köstliche Leinwand findest du nicht bei mir, und die Schätze Indiens sind mir noch immer fern geblieben, aber das sage ich dir, wer gesund ist" — hierbei reckte er seine Arme in der Art eines Zirkusringkämpfers, „wer gesund ist und eine so herrliche Frau hat wie ich und zwei so prächtige Kinder — wer alles dieses besitzt und doch nicht glücklich ist, dem wäre es besser, daß ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er versenkt würde in das Meer, da es am tiefsten ist!" Er schwieg eine Weile und schaute mich mit glücklichen Augen an. Frau Lore war unterdes von ihrem Ausgang zurückgekehrt und be- reitete nun in hausmütterlicher Geschäftigkeit den Tisch, während die beiden Kinder mit großer Wichtigkeit ihr dabei zur Hand gingen. Plötzlich sah Hühnchen seine Frau leuchtend an, hob den Finger empor und sagte: „Lore, ich glaube, heute abend ist es Zeit!" Die kleine Frau lächelte ver- ständnisinnig und brachte dann eine Weinflasche herein und Gläser, die sie auf dem Tische ordnete. Hühnchen nickte mir zu: „Es ist Tokaier," sagte er, „kürzlich, als ich das Geld für eine Privatarbeit erhalten hatte und es so wohlhabend in meiner Tasche klimperte, da bekam ich opulente Gelüste und ging hin und kaufte mir eine Flasche Tokaier, aber vom besten. Abends jedoch, als ich sie öffnen wollte, da tat es mir leid, und ich sagte: »Lore, stelle sie weg, vielleicht kommt bald eine beffere Gelegenheit.' Ich glaube, es gibt Ahnungen, denn eine plötzliche Erinnerung an dich ging mir dabei durch den Sinn." Wie heiter und fröhlich verlief dies kleine Abendeffen! Es war, als sei der Sonnenschein, der einst in Ungarns Bergen diesen feurigen Wein gereift hatte, wieder lebendig geworden und fülle das ganze Zimmer mit seinem heiteren Schimmer. Auf die blaffen Wangen der kleinen Frau zauberte der ungarische Sonnenschein einen sanften Rosenschimmer. Sie setzte sich nachher an ein kleines, dünnstimmiges, heiseres Klavier und sang mit anmutigem Ausdruck Volkslieder. Nachher saßen wir behaglich um den Tisch und plauderten bei einer Zigarre. Ich fragte Hühnchen

9. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 74

1913 - Leipzig : Hahn
74 38. Versöhnung. 3m Roten yahn zu Eisenerz gab es wilden Streit. Die Wirtin und die Aellnerin liefen atemlos im Orte umher und fahndeten nach der Polizei. Der dicke Hahnenwirt war ganz behende vor Angst, schlug die Hände zusammen, begütigte und beschwor. Ganz witzig wurde er, als er sah, daß sich die Aampflust zu Gunsten seiner Ge- räte bloß gegen Personen wendete. Als sich die elektrischen Funken stark entladen hatten, ergab sich die Dämpfung von selbst. Um was sich's nur heute wieder gehandelt hat? Des Erzes wegen hatten sie gestritten, die Anappen des Erzberges. Da hatte der Italiener Ozzotti, aus dem friaulischen Lande herbeigekommen, um sich Geld zu verdienen, mit sehr lauter Stimme, aber in sehr schlechtem Deutsch behauptet, der Erzberg gehöre schon gar am wenigsten den Deutschen. wem denn? fragten die Burschen des Tales. Eher den Aelten, die ihn wohl zuerst angestochen hätten. So sollten sie immerhin kommen, die Herren Aelten, und den Lrzberg auf einem Schubkarren davonschieben! Aommen? Das könnten sie nicht, meinte der welsche, denn sie wären — was man so aus den Büchern lesen könne — tot, samt und sonders, hingegen seien die Römer die Erben der Aelten geworden! Und die Deutschen die Erben der Römer! warf der Schichten- schreiber ein. wieso das? eiferte Ozzotti, das wäre ein neuer Brauch, jemanden zu beerben, bevor er tot sei. Die Römer lebten noch sehr frisch in den heutigen Italienern fort und würden ihr Recht in Noricum schon wieder zurückverlangen. Das wäre sauber! versetzte nun der Bergknappe Aeter Ober- dörfer, so ein welscher Aatzelmacher, der in Österreich geboren sei und sein Fortkommen sinde, der im Auslande sich als Österreicher brüste, weil er als solcher und nur als solcher gern gesehen sei; der die Deutschen wohl heimtückisch hasse, aber vor ihnen krieche und sie recht gern aufsuche, wenn er Geld brauche, ein solcher nenne sich einen Römer! Ozzotti war aufgefahren, daß seine weiten, fahlen Zwilchhosen und sein grobes Streifenhemd zitterten; fein sonnenverbranntes Ge- sicht wurde noch dunkler, seine scharfen, unruhigen Augen noch un- ruhiger und zuckender, die derben Finger vergrub er krampfhaft in sein Gewand, zu sehen, als wollte er in demselben ein Messer suchen und hervorziehen. Nicht der eigentliche Borwurf hatte ihn so sehr empört, sondern das Wort „Aatzelmacher". Er wußte zwar gar nicht, was es heißen und sagen sollte, wohl so wenig als der es wußte, der es ausgesprochen, aber es galt einmal als Schimpfname gegen die welschen, in den man allen Spott und Hohn, die An-

10. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 195

1913 - Leipzig : Hahn
195 fährt der Kleine endlich aus seinem Nachdenken auf, sieht mich groß an und fragt mit gezogenem Tone: „Wollen Sie hier im Hause jemand sprechen?" Verdrießlich, daß ein solches Männchen es wage, mich ohne weitere Umstände anzureden, entgegnete ich in ziemlich hochtrabender Weise: „Ich habe ein Geschäft mit dem Hause Mohrfeld." Der Kurze lächelte einen Augenblick und sagte dann ziemlich ernst: „Ich bin Mohrfeld." Wie? Und von diesem Manne, der seine Fische selbst einkaufte und in einem abgeschabten Oberrocke einherging, sollte mir Hilfe kommen? — Aber es war der einzige Hoffnungsanker, nach dem ich greifen konnte; ich riß also blitzschnell den Hut herunter und sagte mit so einnehmendem Wesen, als es mir möglich war: „Verzeihen Sie! — Ich hatte bis jetzt nicht die Ehre — ich habe", hier zog ich die Brieftasche — „ein Schreiben zu überreichen." Herr Mohrseld unterbrach mich: „Jetzt nicht; nachher werde ich Sie sprechen im Kontor, Sie müssen aber etwas warten. Kommen Sie!" — Er trat in das Haus und ich hinter ihm drein. Auf der Vordiele war ein reges Leben, zwei große Wagschalen hingen von der Decke herab, mehrere Quartiersleute schleppten Kaffeesäcke heran, die sämtlich gewogen wurden, ein Kommis stand mit einer Schreibtafel dabei. Herr Mohrfeld sah eine Weile schweigend zu und wollte weiter gehen, als einer der Leute seinen Sack etwas unsanft zu Boden warf, sodaß dieser platzte und die Bohnen weit umherflogen. „Was ist das für eine liederliche Wirtschaft!" fuhr der Herr grimmig auf; dann aber bückte er sich und half emsig die zerstreuten Bohnen aufsammeln, wobei er in Zwischenräumen folgendes sprach: „Sammelt mir hübsch alles auf, und steckt es wieder in den Sack hinein — dann soll die schadhafte Stelle ausgebessert werden. — Sic, Herr Möller," — hierbei sah er den Kommis an — „werden den Sack besonders nachwiegen lassen, und wenn etwas an dem Gewicht fehlt, be- rechnen Sie's und schreiben Sie es dem unvorsichtigen Menschen zur Last, es soll ihm am Wochenlohne abgezogen werden." „Das ist doch hart," meinte jener, „so ein paar Bohnen —" „Paar Bohnen?" entgegnete der Kaufmann, „wer das Kleine nicht ehrt, ist des Großen nicht wert; aus achtundvierzig Schillingen besteht ein Taler, und zu einem guten Weinjahre gehören viele warme Tage. Also nicht der Mühe wert? Unachtsamkeit ist ein großer Fehler und der Ruin eines ordentlichen Geschäftes. Herr Möller, sobald der Mann noch eine einzige, auch die kleinste Unachtsamkeit begeht, lohnen Sie ihn auf der Stelle ab, ich mache Sie verantwortlich!" „Großer Gott," dachte ich, „um einer Hand voll Kaffeebohnen willen einen Mann außer Brot setzen, wie hart, wie grausam! Wie wird es mir ergehen!" Ein junger Mensch, mit der größten Eleganz gekleidet, kam aus dem Kontor, verneigte sich vor Herrn Mohrfeld und wollte zur Tür hinaus, aber auf einen Wink seines Prinzipals stand er still. „Wie sehen Sie denn aus?" ftagte der Kaufmann unwillig, „ist 13*
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TM Hauptwörter (200)200

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