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1. Leitfaden der Geschichte für Mittel-, Töchter- und Fortbildungsschulen und die Oberklassen der Bürger- und gehobenen Volksschulen - S. 37

1881 - Harburg an der Elbe : Elkan
— 37 — schöfen das Recht, selber Gericht zu halten; zuletzt verbot er alle heidnischen Opfer und Feste. — b. Von seinen Nachfolgern suchte Julian der Ab- 363 Lrüunige dem Heidentum noch einmal zum Siege zu helfen. Harter Zwang seiner Lehrer hatte ihm in der Jugend das Christentum zuwider gemacht, und mit Liebe hatte er sich den Schriften der griechischen Weltweisen und Dichter zugewandt. Er schrieb gegen die christliche Lehre, stellte an vielen Orten den Dienst der heidnischen Götter wieder her und brachte ihnen selbst reiche Opfer. Als er nach kurzer Regierung auf einem Zuge gegen die Perser von einem tödlichen Pfeile getroffen wurde, soll er ausgerufen haben: „Galiläer, du hast gesiegt!" — c. Theodosius der Große war noch ein 395 Heide, als er auf Thron gelangte; nach einer schweren Krankheit wurde er Christ und erließ nun ein strenges Verbot gegen den heidnischen Gottesdienst. Er unterwarf sich selber den Gesetzen der Kirche. Als er 7000 aufständische Thessalonicher hatte hinrichten lassen und der Bischof Ambrosius von Mailand ihn deswegen vom Abendmahl ausschloß, that er reuig Kirchenbuße. Durch ihn kam das Christentum zum vollen äußeren Siege: aber die Einfachheit und innere Lauterkeit der ersten Zeit ging bei vielen verloren. §. 58. Die Gemeinden, a. Die Verfassung der christlichen Gemeinden wurde nun völlig geändert. Die Priester (der Klerus) schieden sich als ein bevorrechteter, Gott näher stehender Stand von den Laien. Sie wurden von den Bischöfen ernannt; diese standen unter den Erzbischöfen, die wiederum den 5 Patriarchen von Rom, Konstantinopel, Antiochien, Jerusalem und Alexandrien unterworfen waren. Die Herrschaft der Priester heißt Hierarchie. (Pallium, d. i. weißes Bischofskleid; Domoder Kathedrälkirche, d. i. Kirche des bischöflichen Stuhles; Domkapitel, d. i. geistliche Räte des Bischofs.) — b. Als hohe Feste wurden Pfingsten, Weihnacht und Himmelfahrt hinzugefügt. Der Gottesdienst (Kultus) nahm durch schöne, mit Bildern geschmückte Kirchen, durch Musik, öffentliche Aufzüge und prunkende Gewänder der Priester an äußerem Glanze zu. Wallfahrten zu den heil. Örtern galten für verdienstlich, ebenso die Verehrung der Reliquien, die Kasteiungen, das Eremiten- oder Einsiedlerleben (Simeon lebte 30 Jahre ohne Obdach auf einer Säule in Syrien) und das Mönchstum. §. 59. a. Die christliche Lehre wurde von den Kirchenvätern, d. h. angesehenen Kirchenlehrern, weiter ausgebildet. Solche waren Origenes in Alexandrien, Eusebius und Chrysostomus in Konstantinopel, Augustinus zu Hippo in Afrika und Hieronymus, welcher in Bethlehem starb. Letzterer verfaßte eine lateinische Uebersetznng der Bibel, die Vulgata, d. i. Allgemeingebräuchliche, genannt. — b. Die Lehre wurde, wenn ein Streit entstanden war, auf den großen Kirchenverfammlnugen oder Konzilien festgesetzt. Diejenigen, welche die Beschlüsse derselben annahmen, nannten sich die Katholiken, d. h. Rechtgläubige; die Abweichenden hieß man Häretiker (Irrgläubige) oder Ketzer. Auf dem ersten Konzil — zu Nicäa in Kleinasien — verwarfen 250 Bischöfe 325 die Lehre des Artus, daß Christns dem Vater nicht gleich sei. Ein anderer großer Streit erhob sich 100 Jahre später zwischen Augustinus, welcher lehrte, daß die menschliche Natur gänzlich verderbt sei, und daß Gott nach seiner Gnade die einen zur Seligkeit erwähle, die andern dem Verderben überlasse, und Pe-lagius, welcher behauptete, der Mensch sei von Natur gut und anch sein eigenes

2. Leitfaden der Geschichte für Mittel-, Töchter- und Fortbildungsschulen und die Oberklassen der Bürger- und gehobenen Volksschulen - S. 2

1881 - Harburg an der Elbe : Elkan
— 2 — §. 3. a. Als höchste Götter wurden nun Brahma, der Schöpfer und die Seele der Welt, Vischnu, der Erhalter und Regierer, und Siva, der Zerstörer und Wiebererwecker, verehrt. Von Vischnu glaubte man, daß er wieberholt menschliche Gestalt angenommen habe. Alle brei würden als ein einziges Wesen angesehen und unter der Gestalt eines breiköpfigen Mannes abgebildet. Alle Menschen- und Tierseelen ftnb nach indischer Ansicht aus Brahma hervorgegangen und sollen in ihn zurückkehren. Die wichtigsten Pflichten ftnb Gebet und Reinigungen , Sanftmut und Gebulb, Ehrerbietung gegen die Priester und die Eltern; die größte Heiligkeit aber wirb durch ein einsames, stilles Büßerleben erworben. Die Seelen der Unreinen wandern nach dem Tode in andere menschliche Körper, in Tierleiber oder Pflanzen, bis auch sie geheiligt endlich zu Brahma zurrückkehren. — Die Götter wurden in ungeheuren Felsentempel u und unterirdischen Grotten verehrt. (Inseln Elephante und Salsette bei Bombay; Ellora im Innern.) — b. Die Kasten, (b. H. festabgeschlosseue erbliche Stäube) der Jnber sinb: 1) die Priester ober Brahmanen; 2) die Krieger, zu benen die königlichen Familien gehörten; 3) die Ackerbauer, Hirten, Handwerker und Kaufleute; 4) die Dienenden. Zu den letzten zählten diejenigen Ureinwohner, welche sich unterworfen und die Religion der Inder angenommen hatten. Sie bürsten die heiligen Bücher nicht lesen und keine Opfer bringen. — Die übrigen Ureinwohner und die aus dem Volke Ausgestoßenen heißen Paria. — c. Die Inder kannten sehr früh die Buchstabenschrift. Die Araber erhielten von ihnen die Zissern. 500 _ §. 4. a. Ums Jahr 500 v. Chr. gründete Buddha, ein königlicher Prinz, eine neue Religion. Er lehrte, daß man nicht durch Büßungen und Opfer zur Seligkeit komme, sondern allein durch Erkenntnis der Wahrheit, Entsagung aller Lust, Geduld in Leiden und Milbe gegen die Menschen und Tiere; die Seligkeit aber bestehe in der bewußtlosen Fortbauer nach bent Tode. Er lehrte die Gleichheit aller Menschen und verwarf die Kasten; daher sanb er besonbers den Beifall der Armen und Ausgestoßenen. Er vernichtete den Glauben au die Götter der Brahmanen; aber nach feinem Tode würde er selbst vou seinen Anhängern zum obersten der Götter erhoben. Die Opfer der Buddhaisten bestehen in Blumen und Wohlgerücheu; als besonders verdienstlich gilt das ehelose und Klosterlebeu. — b. Vom 4—6 Jahrh. n. Chr. würde durch die blutigen Verfolgungen der Brahmauen die Buddha-Lehre in Vorderindien unterdrückt; durch zahlreiche Sendboten kam sie aber nach Hinterindien und den indischen und japanischen Inseln, zu den Chinesen und Mongolen, und sie zählt jetzt unter den Religionen die meisten Anhänger. Als Buddhas Stellvertreter auf Erden wird der Dalai-Lama (Oberpriester von Tibet) verehrt. parsen, Meder und Perser. §. 5. Ans der Hochebene Mittelasiens wanderte in uralter Zeit ein den Indern verwandter Volksstamm westwärts: die Parsen, nach der späteren Hauptstadt Baktra (Balkh im südlichen Turan) auch die Baktrier genannt. Wenig-i2oo steus 1200 Jahre v. Chr. lebte der Gründer der persischen Religion, Zoroaster. Nach ihren alten Religionsbüchern (Zenbavesta, b. H. lebenbiges Wort) giebt es zwei höchste Wesen: Ormuzd, der Gott des Lichtes, der Schöpfer der guten Geister und Menschen, sowie aller nützlichen Tiere und Pflanzen; und Ahrimä», der Gott der Finsternis, der böse Geister schuf, in Gestalt einer Schlange die Menschen verführte und die Welt mit schädlichen Tieren und Gewächsen, mit Wüsten und zerstörenden Naturkräften füllte. Beide Götter kämpfen um die Herrschaft der Welt; des Menschen Aufgabe ist es, dem Reiche des Lichts zum Siege zu helfen. Dies geschieht durch innere und äußere Reinheit, durch Gebet, Lesen der heiligen Schriften, Unterhaltung des heiligen Feuers, Ausrottung der schäb-lichen Tiere und Pflanzen und Bebauung der Erde. — Die reinen Menschen gehen in den Himmel, die unreinen in die Hölle. Am Ende der Welt kommt ein siegreicher Helb, der die bösen Mächte überwinbet und die Menschen erlöset.

3. Die deutsche Kultur - S. 30

1907 - Leipzig : Brandstetter
Zahlreicher werdenden Bierbrauereien förderten den Anbau von Hopfen und Gerste. Flachs und Lein wurden als Material zum Spinnen und Weben, Waid zum Färben der Gewänder angebaut. An Wein hatten die Klöster und die zum Teil sehr üppigen Hofhaltungen der Adeligen und Fürsten einen starken Verbrauch, so daß sich der Weinbau auch in solchen Gegenden verbreitete, die von der Natur wenig dazu geeignet waren, und wo wir auch heute fast keine Weinberge mehr finden. (Meißen, Naumburg, Wurzen, Erfurt, Gotha usw.) Große Weinbergsanlagen besaßen namentlich die größeren geistlichen Stiftungen. Die immer häufigeren Rodungen von Wald hatten erhöhte Holzpreise zur Folge. Deshalb wandte man den Wäldern eine größere Achtsamkeit zu, und wenn auch die Forstkultur noch eine ganz unbekannte Sache war, so kannte man doch schon den Forst schütz durch eigens dazu bestellte Förster. Die Jagd blieb dem König und den Adeligen vorbehalten. Durch übermäßigen Wildbestand wurden aber vielfach die Felder und Saaten geschädigt. Durch die vielen von der Kirche vorgeschriebenen Festtage erhöhte sich der Bedarf an Fischen, so daß man der Fischzucht und dem Fischfang größeres Augenmerk zuwandte. Mit der zunehmenden Blüte der Landwirtschaft müßten sich, sollte man meinen, auch die Verhältnisse der Bauerschaft günstiger gestaltet haben. Das war aber keineswegs der Fall. Nicht nur die Fischerei und die Jagd wurden herrschaftlich, sondern auch in den Forsten hatten die angrenzenden Gemeinden meist nur das Recht der Weide auf den Waldblößen, den Bezug von Waldstreu und auch wohl von Brennholz aus den Waldungen. Neben den immer seltener werdenden Dörfern mit völlig freier Bevölkerung gab es immer zahlreichere ,,Höfe", auf denen die Großgrundbesitzer inmitten ihrer hörigen Hintersassen hausten. Der Bauer wurde immer rechtloser, dagegen häuften sich Frondienste und Abgaben immer mehr. Der arme Mann hatte kaum den dürftigsten Lebensunterhalt für sich; alles andere an Vieh, Feldfrucht und Geld ging drauf, um seinen Herrn zu befriedigen. Bei Fehden ging es zuerst an die Bauern, um ihren Herrn, dem man in der Burg nicht beikommen konnte, zu schädigen. Man plünderte und verbrannte die Dörfer, zerstörte die Saaten, schälte die Obstbäume, erschlug Menschen und Vieh oder trieb beides fort. _ Die wachsende Erbitterung, sowohl der freien Bauern wie der hörigen Erbpächter, über die unaufhörlichen Vergewaltigungen, welchen sie sich namentlich seit der Mitte des 15. Jahrhunderts ausgesetzt sahen, war die Ursache zu den verschiedenen Bauernaufständen und zu dem großen Bauernkrieg. Die Kriegsjahre selbst und die darauffolgende noch stärkere Bedrückung der Bauerschaft konnten natürlich der Landwirtschaft nicht gerade förderlich sein. 30

4. Die deutsche Kultur - S. 44

1907 - Leipzig : Brandstetter
Lothringens mit undurchdringlichem Dorngestrüpp beherbergen noch die meisten Wölfe und Wildschweine Deutschlands. Der Bär, der Luchs, der Auerochs, der Steinbock und der Lämmergeier sind vollständig verschwunden. An Federwild werden erlegt: Auer-, Birk-, Haselwild, Feldhühner, Wachteln, Fasanen, Trappen, Schnepfen, Bekassinen, Wildgänse, Wildenten, Krammetsvogel, Reiher und Raubvögel. Dem nutzbaren Wilde wird in neuerer Zeit durch strenge Handhabung von Jagdgesetzen eine hinreichende Schonung zuteil. Der jährliche Iagd-beutewert ist auf 19—20 Mill. Mark zu veranschlagen. 3. Die Fischerei. Ehemals zeichneten sich die deutschen Gewässer durch großen Fischreichtum aus. Dadurch aber, daß man den Fischen keine Schonzeit gewährte, sondern eine verheerende Raubfischerei trieb, durch Kanalisation der Ströme, durch die Schiffahrt und infolge der Verunreinigung der Gewässer durch die Abfallwässer der Fabriken ist die Flußfischerei bedeutend zurückgegangen. Die deutschen Fischereivereine suchen die Fischerei neuerdings zu heben, indem sie Fischbrutanstalten ins Leben riefen und alljährlich viele Hunderttausend von Fischeiern aussetzen. Die Flußfischerei liefert Forellen, Karpfen, Hechte, Schleien, Aale, Barsche, Störe, Krebse usw. Wichtiger als die Binnenfischerei ist die Seefischerei, die als Hochsee- und Küstenfischerei betrieben wird. In Deutschland stand die Seefischerei zur Zeit der Hansa in hoher Blüte, aber sie sank mit dem deutschen Seehandel und hat sich erst seit 1871 wieder kräftig entwickelt. Am umfangreichsten wird die Fischerei in der Nordsee betrieben, wo allein 500 deutsche Fischereifahrzeuge (darunter 100 Dampfer) kreuzen. Der Wert der Fische, die in der Nordsee von den an der Nordseefischerei beteiligten Staaten gefangen werden, beträgt jährlich 170 Mill. Mark. Hiervon entfallen auf Deutschland 10 Mill. Mark. Am umfangreichsten wird der Heringsfang betrieben. Von den Seefischen, die meist in frischem Zustande in Eis verpackt versandt werden, sind namentlich Schellfisch, Dorsch (junger Kabeljau), Seehecht, Seezungen hervorzuheben. Berühmt ist die Sardellenfischerei in Holland und im Mittelmeer, der Sardinenfang an der französischen Küste und der Sprottenfang in der Ostsee. Die wichtigsten deutschen Fischereihäfen der Nordsee sind Geestemünde, Bremerhaven, Euihaven und Hamburg. Ein großer Vorteil der Seefischerei besteht darin, daß man in neuerer Zeit die frischen Fische in Eis verpackt und als Eilgut in das Binnenland hinein versendet. Dadurch wird das billige und schmackhafte Fleisch der frischen Seefische mehr und mehr zu einer allgemeinen 44

5. Die deutsche Kultur - S. 162

1907 - Leipzig : Brandstetter
die Folgen des Dreißigjährigen Krieges, so war ihr Los ein höchst bedauernswertes durch die im 17. Jahrhundert immer mehr um sich greifenden H e r e n v e r f o l g un g e n. Der Glaube an Zauberei und Hererei ist uralt und hängt mit den religiösen Vorstellungen des Volkes aufs innigste zusammen. Man sah in den Heren verworfene Menschen, die mit dem Teufel einen Pakt geschlossen hätten, um mit dessen Hilfe unter Anwendung von mancherlei zauberischen Mitteln ihren Mitmenschen an Leib und Leben, an Besitz, an Haustieren oder an Saaten und Früchten Schädigungen aller Art zuzufügen. Sie sollten an den nächtlichen Sabbaten des Teufels teilnehmen, dagegen Christus, Kirche und Sakrament frech verhöhnen, sie sollten sich mit Leichtigkeit in Tiere, namentlich in Wölfe, Ratzen und Mäuse verwandeln können, um in dieser Gestalt ihren Mitmenschen zu erscheinen. Daß die Frauen mehr als die Männer im Verdachte der Hexerei standen, hatte seinen Grund in den religiösen Anschauungen des Mittel-alters. Schon die alten Germanen glaubten, in den Frauen wohne etwas Prophetisches und sie stünden mit den Göttern in Verbindung. Die Mönchsorden des Mittelalters, namentlich die Dominikaner, lehrten, daß das Weib des Satans liebste Wohnung und Werkzeug zur Verführung des Mannes sei. Das Weib sei deshalb dem Manne an Eitelkeit und Lügenhaftigkeit, an Rachgier, Neigung zur Ketzerei und Unzucht weit überlegen. Die Volksprediger der Mönchsorden predigten die Notwendigkeit der Vernichtung der Heren und fanden bei ihren Zeitgenossen Beifall. Die weltlichen Obrigkeiten, katholische wie protestantische, sahen die Verfolgung der Heren als ihre heilige Pflicht an, und deutsche Rechtsgelehrte und Richter konnten sich in der Verurteilung der Heren nicht genug tun. Auch Luther war in dem Teufelsglauben seiner Zeit befangen und konnte infolgedessen nicht den Herenverfol-gungen entgegentreten. Nicht zu beschreiben ist die Grausamkeit, womit man bei der Folterung und Verbrennung der Tausende und Abertausende verfuhr, die der Moloch des Aberglaubens verschlang. Erst die freiere Weltanschauung und Aufklärung des 18. Jahrhunderts hat den Fluch vom Weibe genommen, der während des ganzen Mittelalters, namentlich aber noch im 17. Jahrhundert, auf seinem Geschlechte lastete. 8. Das 18. Jahrhundert. Am Anfange des 18. Jahrhunderts stand das gesellschaftliche Leben Deutschlands, vor allem auch das Frauenleben, unter dem Einflüsse der französischen Mode. Sprache, Tracht und gesellschaftliche Umgangsformen richteten sich nach dem französischen Hofe. Die Männer, vom wohlhabenden Bürger bis zum Fürsten, trugen einen langen Rock von dunklem oder hellem Samt, der mit reicher Seiden-, 162

6. Die deutsche Kultur - S. 233

1907 - Leipzig : Brandstetter
jetzt erst begann die Verfolgung derselben in großartigem Stil und wütete das ganze 16. Jahrhundert und die drei ersten Viertel des 17. hindurch mit brutalster Grausamkeit. Die Heren bezeichnet der Heienhammer (ein Buch über das Herenwesen), als „Leute, welche Gott verleugnen, ihm und seiner Gnade entsagen, mit dem Teufel einen Bund machen, sich ihm mit Leib und Seele ergeben, seine Zusammenkünfte besuchen, von ihm Giftpulver und als seine Untertanen den Befehl erhalten, Menschen und Tiere zu quälen und umzubringen, und welche durch seine ihnen mitgeteilte Wunderkraft Gewitter machen, die Saaten, Wiesen, Baume, Gartengewächse beschädigen und die Kräfte in der Natur verwirren". Die Verfolgungswut kehrte sich besonders gegen das schwächere und schönere Geschlecht. In der germanischen Vorzeit standen die Priesterinnen und Prophetinnen in besonderem Ansehen. Einzelne Runen uralter Wahrsagekunst mochten von Geschlecht zu Geschlecht fortgeraunt worden sein, bis in die christliche Zeit herein. Da kamen nun Frauen, welche noch von den alten Göttern und ihrem Dienst wußten, ganz leicht in den Verdacht einer Verbindung mit den Mächten der Hölle; denn die alten Götter erschienen ja dem christlichen Bewußtsein von vornherein als Teufel. Im 16. und 17. Jahrhundert nun, jener herzlosen Zeit, wurde durch den Herenwahn dem Haß, dem Neid und der Rache der Menschen Tür und Tor geöffnet. Man konnte seiner Feinde bequem ledig werden, wenn man sie der Hererei anklagte. Nichts gewährte Schutz vor diesem Schicksal. Ungewöhnliche Schönheit wie ungewöhnliche Häßlichkeit, außerordentliche Einfalt wie hervorragender Verstand, Armut wie Reichtum, Gesundheit wie Krankheit, Tugend und Laster, Vorzüge und Gebrechen, guter und schlechter Ruf: alles konnten Kennzeichen einer richtigen Here sein. 23rach irgendwo eine ansteckende Krankheit aus, die Heren hatten sie angerichtet; grassierte eine Viehseuche, mißriet Getreide und Futter, fiel Hagel, kam Wassers- und Feuersnot, gab eine Kuh schlechte Milch, krepierte ein Schwein, ging etwas verloren oder wurde etwas gestohlen: überall war die Hererei im Spiel. War die Angeschuldigte auf irgend eine Angeberei hin in Haft gebracht, so wurde ein Verhör mit ihr angestellt. Die verfänglichste Frage war, ob die Angeschuldigte an Heren glaube. Verneinte sie die Frage, so war sie auf alle Fälle als Ketzerin des Todes schuldig; bejahte sie dieselbe, so mußte „sie mehr von der Sache wissen". In jedem Falle wurde sie einstweilen ins Gefängnis geworfen. Waren diese Kerker mit ihrem Dunkel, ihren Ketten, ihren Kröten, ihren Ratten, ihrer Kälte, ihrer Nässe, ihrer faulen Luft und ihrem Ungeziefer nicht ausreichend, die Here mürbe zu machen, so versuchten es Beichtväter und Verhörrichter mit Drohungen und Versprechungen. 233 Georg-Eckert-lnstitul für inte ationale Schulbuchforschung Braunschweig Schulbuchbibliothek

7. Das Deutsche Reich - S. 96

1905 - Berlin : Mittler
Iii. Gütererzeugung und Güteraustausch des Deutschen Reiches im Zusammenhange. I. Bodenbau und Viehzucht. A. Landwirtschaft. Geschichtliche Entwicklung-. Die heutige Bodennutzung des Deutschen Reiches ist ganz ver- schieden von der früherer Zeit. Bei den alten Germanen war von einem rationellen Bodenbau keine Rede. Ihre Hauptnahrung bildete das Fleisch der auf der Jagd erlegten Tiere. Da aber die Jagd eine mehr oder weniger unsichere Nahrungsquelle blieb, so wandte sich der altgermanische Jäger der Zähmung und Züchtung wilder Tiere zu und schuf sich damit eine sichere Grundlage seiner Ernährung. Die Viehzucht führte zur Wert- schätzung des Bodens als Weideland und zum Anbau von Nahrungs- pflanzen für das Vieh. Das Nahrungsbedürfnis des Menschen wuchs über Fleisch und eßbare Früchte von Bäumen und Sträuchern hinaus und lenkte seine Aufmerksamkeit nach und nach auf den Anbau von Getreide, Übst und Wein. An Stehe des unsteten Nomadenlebens trat, die Seß- haftigkeit, und die Beschäftigung mit der Natur wurde zur Vorstufe der Kultur. Dreifelderwirtschaft. Bis zur Zeit Karls des Großen bestand die Feldgraswirtschaft, wobei der kleinere Teil des Bodens zum Getreide- bau, der übrige als Wiese, Weide oder Wald benutzt wurde. Erwiesen sich die in Kultur genommenen Ackerflächen nicht mehr ertragreich genug, so überließ man sie wieder dem wilden Graswuchs und nahm ein anderes Stück in Beackerung. Seit dem 8. Jahrhundert bürgerte sich die Drei- felderwirtschaft (Wintergetreide, Sommergetreide und Brache) ein, die im Vergleich mit der Feldgraswirtschaft einen gewaltigen Fortschritt bedeutete, allerdings aber bei der stetigen Ausnutzung des Bodens eine geregelte Düngerzufuhr nötig machte. Sie hat sich bis gegen Ende des 18. Jahr- hunderts erhalten. Fruolitwechselwirtscliaf't. Von da ab vollzog sich ein großer Umschwung in der Landwirtschaft, indem man allmählich zur Frucht- wechselwirtschaft überging, wobei ein fast regelmäßiger Wechsel zwischen Halmfrüchten und Blattpflanzen stattfindet. Der Anbau von Futter- kräutern wurde in größerem Umfange betrieben und damit ein inten- siverer Betrieb der Viehzucht möglich. Letzteres hatte zur Folge, daß eine bessere Düngung des Bodens erfolgen konnte. Da die Brache fast ganz in Wegfall kam, so wurde der Boden — allerdings bei viel mehr

8. Ergebnisse des Geschichtsunterrichts in der Volkssschule - S. 3

1877 - Nürnberg : Korn
— 3 — Stifter des persischen Weltreiches wurde. Sein Sohn Kambyses eroberteaegypten, und Darius (um500) brachte Persien zur größten Ausdehnung. In der Religion der Perser, von Zoroaster oder Zerduscht (um 1000 v. Chr.) neubegründet, gab es neben dem guten Weltschöpfer Ormuzd noch den bösen Geist Ahriman und viele gute und böse Engel. Die Verehrung der Sonne und des Feners hat sich bei einem kleinen Theile der Perser bis heute erhalten. 4. Die Indier gehören wie die Perser und Meder zu den Ariern, zu derselben Völkerfamilie, welcher auch die meisten Nationen Europas angehören. Sie hatten viele Einrichtungen, wie die Aegypter, besonders auch die Kasten. Neben der alten Religion, die den Brama als Welt- schöpfer verehrt und dazu noch viele Götter annimmt, entstand im 6. Jahrhundert eine neue Sehre durch Buddha, einen Königssohn, der im Gangeslande umherzog und von Menschenliebe und Vernünftigfeit, von Erbarmung und ewiger Ruhe predigte. Obgleich seine Lehre später sehr verwirrt und durch äußere Formeln verdunkelt wurde, so erhielt sie sich doch und breitete sich namentlich bei den Chinesen und Japanesen aus. Die Chinesen, die zu der mongolischen oder gelben Menschenrasse gehören, waren schon sehr frühe gebildet, hielten sich aber von andern Völkern gänzlich abgeschlossen und blieben deshalb auf einem Standpunkte der größten Einseitigkeit und Beschränktheit. Doch waren sie stets in Gewerben und Künsten sehr geschickt, und wichtige Erfindungen, wie Pulver, Porzellan, Kompaß, wurden in China weit früher gemacht als in Europa. 2. Tie alten Griechen. 1. Griechenland umfaßte einst auch Thessalien und einen Theil von Albanien (Epirus). In Thessalien liegt der Berg Olymp, den man für den Wohnsitz der Götter hielt. — In Mittelgriechenland (Hellas) waren die wichtigsten Landschaften: Attika mit Athen und Böotien mit Theben. — Auf der Halbinsel Morea (Pelopon- 1*

9. Ergebnisse des Geschichtsunterrichts in der Volkssschule - S. 10

1877 - Nürnberg : Korn
— 10 — T6nophon, Aristoteles (Philosophen), Hippokrates <Arzt), Herodot (Geschichtschreiber), Demosthenes (Redner) rc. Kein Volk der Erde hat in den Künsten und Wissenschaften so Großes geleistet, wie die Griechen. Und diese waren doch nur ein kleines Volk und hatten leider nur kurze Zeit Ruhe vor Kriegen. 2. Unter Perikles begann der große Kampf zwischen Athen und Sparta um die Oberherrschaft in Griechenland. Zu den Athenern halfen die Inselbewohner, zu Sparta stand der Peloponnes, und darnach hieß der Krieg derpe-loponnesische (431—404). Athen wurde so von Flüchtlingen angefüllt, daß die Pest ausbrach, an welcher auch Perikles starb. Sein Neffe Alcibiades, ein Mann von außerordentlichen Gaben, aber von muthwillig leichtsinnigem Charakter, gewann großen Einfluß in Athen und betrieb den Krieg aufs eifrigste. Als er sich aber mit den Athenern entzweite, half er zu den Spartanern, die er jedoch bald wieder verließ, um die Athener zu unterstützen, die er endlich zu den Persern floh und von diesen getödtet wurde. Die Spartaner eroberten (404) Athen, und die Herrlichkeit der berühmten Stadt war dahin. Zu jener Zeit lebte Sokrates, der anspruchslose, tugendhafte und unermüdliche Lehrer, den die Priester zu Delphi für den weisesten der Menschen erklärten. Er zog sich durch seinen Freimnth den Haß vieler Athener zu, so daß sie ihn anklagten, er lehre fremde Götter und verderbe dadurch die Jugend. Die Richter vernrtheilten wirklich den greisen Sokrates, und dieser trank ruhig den Giftbecher (400 v. Chr.). 3. Seit dem Sturze Athens kannte der Uebermuth der Spartaner keine Grenzen mehr. Mitten im Frieden überfielen sie Theben, wo innere Zwietracht bestand, und errichteten daselbst eine Tyrannenherrschaft, wie früher zu Athen. Es erhoben sich aber Pelopidas und Epami-nondas und schlugen die Spartaner (371). Seitdem hatte

10. Ergebnisse des Geschichtsunterrichts in der Volkssschule - S. 24

1877 - Nürnberg : Korn
— 24 — Ii. Das Wittetatter. 11. Tie alten Teutschen. 1. Die ältesten Berichte über Deutschland und seine Bewohner verdanken wir den Römern, besonders deren Geschichtschreiber Tacitus (um 100 n. Chr.). Deutschland war damals ein rauhes und wenig bebautes Sand. In den ungeheuren Wäldern hausten Bären, Wölfe, Auerochsen, Elenthiere u. s. w. Der Boden brachte nicht viel mehr als Gerste und Hafer hervor. Obstbäume und Weinreben wurden erst von den Römern angepflanzt. Die Bewohner Deutschlands, Germanen genannt, waren kräftige Gestalten mit blauen Augen und blonden Haaren. Sie zeichneten sich durch Tapferkeit und Treue, Gastfreundschaft und Vaterlandsliebe aus; sie hatten aber auch eine große Neigung zum Truuk und Spiel. Ihre Wohnungen lagen abgesondert von einander mitten im Feld oder Wald. Ihre Kleidung bestand meistens aus Thierfellen. — Die Hauptbeschäftigung der Männer war die Jagd und der Krieg. Die Haus- und Feldwirthschaft wurde den Frauen und Sklaven überlassen. Die Kinder mußten sich tüchtig abhärten und in allen Arbeiten üben. — Die Frauen genossen weit mehr Achtung, als bei andern Völkern. 2. Die benachbarten Hofherren vereinigten sich zu Gemeinden, aus denen Marken und Gaue gebildet wurden. In der Gauversammlung beriethen alle Freien, von denen jeder in Waffen kam. Hier ward der erwachsene Jüngling wehrhaft und mündig gemacht und öffentlich Ge-richt gehalten. Die Strafen waren hart und die Untersuchung oft sonderbar. Bei zweifelhaften Anklagen überließ man die Entscheidung einem sogenannten Gottesurtheil, wozu der Zweikampf, die Feuer- und Wasserprobe benützt wurde.
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